Rezension des Films "Die Augen des Regenbogens" von der cubanischen Regisseurin Gloria V. Rolando über Assata Shakur.
Ein einzigartiger Film machte im Mai die Rundreise durch verschiedene europäische Städte. "Eyes of the Rainbow" - Die Augen des Regenbogens hieß der Titel. Der Film ist eine Hommage an die afroamerikanische Revolutionärin Assata Shakur. Sie war eine führende Aktivistin der revolutionären schwarzen Befreiungsbewegung in den USA. Ihre politischen Aktivitäten brachten sie schnell in Konflikt mit den US-Repressionsbehörden. Sie stand im wahrsten Sinne des Wortes im Schussfeld der Behörden. Ihr Lebensgefährte wurde von der Polizei erschossen. Assata überlebte und kam in Hochsicherheitsgefängnis. Genossen befreiten sie dort und brachten sie nach Cuba. Dort lebt sie immer noch im Exil und noch immer muss sie um ihr Leben fürchten.
Erst kürzlich haben die US-Behörden die Prämie für ihre Ergreifung wieder erhöht. Würden die Miamiboys ihr Ziel erreichen, wäre sie in höchster Gefahr. Doch der Film porträtiert keine verzweifelte, gehetzte Frau sondern eine stolze Revolutionärin. Sie erzählt mit Ruhe und Würde von ihrem Leben in den USA, ihrer Kindheit, als sie sich noch wünschte, weiß zu sein.
Aber es ist auch ein Prozess der allmählichen Bewusstwerdung, in der Zeit der Black Power. Viel hören wir über ihre Träume, ihre engen Beziehungen zu ihren Vorfahren und ihre fast spirituelle Verbindung zur Natur. Als gestandener Atheist sind einem manche Verknüpfungen sicher fremd. Andererseits sollten wir uns auch vor dem eurozentristischen Blick hüten, der hier vorschnell aburteilt. Schon bei Vorträgen anderer ehemaliger Black-Panther-AktivistInnen wurde dieser Aspekt immer wieder angesprochen. Ein führender Aktivist und langjähriger Gefangener meinte sogar, dass ihm bei europäischen Linken gerade die spirituelle Komponente fehlt. Darüber ließe sich sicher trefflich streiten. Doch im Film wird die spirituelle Komponente mit der Bereitschaft zum unbedingten Widerstand gegen Rassismus und Erniedrigung verbunden und hat nichts mit deutschen Esoterikzirkeln gemein.
So erzählt Assata, wie sie von ihrer Großmutter immer wieder ermutigt wurde, sich bloß nicht mit ihrer Isolationshaft abzufinden. Die konnte aber nicht ahnen, dass zu dieser Zeit ihre Befreiung schon lange beschlossene Sache war.
Der Film ist auch eine Hommage an ein Cuba, wie wir es bisher noch wenig kennen lernten. Die Regisseurin Gloria V. Rolando hat das seit 1976 existierende Filmkollektiv "Bilder der Karibik" mitaufgebaut. Dort geht es um Themen aus der afrocubanischen Kultur und Lebensrealität. Die Regisseurin betonte, dass das Kollektiv Teil der cubanischen Bewegung der VideokünstlerInnen ist und in Cuba schon zahlreiche Preise erhalten hat. Zur Zeit arbeiten einige KünstlerInnen des Kollektivs an den Portraits betagte Afrocubaner und Afrocubanerinnen, die noch die Zeit erlebt haben, als sie in fast sklavenähnlichen Verhältnissen auf Cuba leben mussten. Rolando betont die Bedeutung eines solchen Filmprojekts. "Jedes Mal, wenn ein alter Mensch stirbt, stirbt eine Bilbiothek".
Nach der Rundreise mit der Regisseurin sollen Videokassetten über den Atlantik-Verlag in Bremen erhältlich sein. Der hat auch kürzlich die Biographie von Assata Shakur neu aufgelegt. Wer durch den Film auf Assata gestoßen ist, kann dort die sehr spannend geschriebene Geschichte der afroamerikanischen Revolutionärin nachlesen. Film und Buch sind unbedingt empfehlenswert"
Die Augen des Regenbogens
Assata – ein Symbol für Würde und Widerstand
VHS-Viseo, 45 Minuten in Farbe, englisch mit deutschen Untertiteln
Altlantik-Verlag, Eisflether Str. 29. 28219 Bremen
Tel.: 0421 / 282 535, Fax: 0421 /28 25 77
Assata – Eine Autobiographie von Assata Shakur
3. erweiterte Neuauflage, 358 Seiten, br., 18,00 Euro
ISBN 3-926529-44-X