REALISTISCHE GRAFIKK AUS DER BRD,

EINE AUSSTELLUNG, DIE MAN GESEHEN HABEN MUSS

96 Drucke von 32 Künstlern werden hier gezeigt werden, und man sollte die Gelegenheit sie zu sehen nicht versäumen.

Diese Ausstellung mit dem Titel Realistische Grafik aus der BRD wird am Mittwoch um 20 Uhr eröffnet in dem Provinzzentrum für bildende Kunst und Malerei. Diese und weitere Informationen wurden auf einer Pressekonferenz gegeben, wobei die Besucher, die diese wichtige Ausstellung mitbrachten, erste Kontakte zu uns knüpften.

Unter ihnen sind der Vorsitzende der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, Horst-E. Gross und die Mitglieder Isabella v. Schönberg und Ulla Krüger, sowie die Künstler Thomas Jensch und Erhard Göttlicher. Die FG machte einen Vorschlag an das Außenministerium, der Unterstützung fand. Viel Arbeit war nötig, um die Werke zusammenzustellen und den Katalog herauszugeben. Das kubanische Kulturministerium, das ICAP und die Botschaft der BRD setzten sich für das Projekt ein.

Und so können wir nun das repräsentative Ergebnis von Kunstschaffenden sehen, die sich durch eine kritische Haltung dem Leben gegenüber auszeichnen, was sich in ihrem künstlerischen Ausdruck niederschlägt; denn die Bezeichnung realistisch hat hier keine formale oder stilistische Bedeutung, sondern zeigt den aktiven Bezug zum Kontext durch den freien Umgang mit dem Gegenstand.

"Die realistische Druckgrafik der 32 Künstler aus der BRD, die in dieser Ausstellung zusehen ist, bietet zunächst einmal Gelegenheit, möglicherweise vorhandene Vorurteile über deutsche bildende Kunst zu überprüfen. Darüber hinaus kann die Ausstellung vielleicht noch ein weiteres leisten, nämlich den Zugang zu deutscher Wirklichkeit zu eröffnen", schreibt der Botschafter der BRD in Kuba in einem Teil der Einleitung, die den ausgezeichneten Katalog begleitet, und die auch Beiträge des Experten Ulrich Krempel und des Vorstandes der Freundschaftsgesellschaft enthält.

Die Sammlung umfaßt Beispiele von Künstlern, die wegen ihres Schaffens während des Dritten Reiches unter der Bezeichnung Entartete Kunst litten, sowie Vertreter der neuen Generationen, die eine positive Kontinuität mit den Zielen ihrer Vorgänger herstellen.
"Diese Überleben den der Kunstbarbarei des Dritten Reichs formulieren auch heute unterschiedliche künstlerische Positionen. Sie alle haben ihre Arbeit weitergeführt in dem Willen, sich mitzuteilen, ihre Anliegen zu vermitteln. Das verbindet sie mit den jüngeren Künstlern der Ausstellung, und hier lassen sich am ehesten Beziehungen zwischen den künstlerischen Generationen und unterschiedlichen Handschriften herstellen (...). Die Themen sind vielfältig: innere und äußere Wirklichkeit, die Vergangenheit und Gegenwart, die Gegenwart und die Zukunft der Menschen, das eigene und das fremde Abbild, die Schönheit, die Angst, das Grauen."

Die Ausstellung, die dem nächst eröffnet wird, zeigt Drucke in verschiedenen Techniken von Künstlern aus drei Generationen. Am 4. dieses Monats werden die Besucher ein Zusammentreffen haben mit Mitgliedern der Werkstatt für experimentelle Grafik vom Platz der Kathedrale. Wir wollen jetzt schon auf diese Möglichkeit aufmerksam machen mit einem wirklich bedeutenden Angebot, Kontakte herzustellen.

CUBA LIBRE
Juventud Rebelde, 30.8.1981

CUBA LIBRE 3-1981, Extraausgabe