Vorwort

IM DEUTSCHEN KULTURINTERESSE

- Dokumentation einer Ausstellung realistischer Druckgrafik aus der Bundesrepublik Deutschland in Havanna, Kuba, im September 1981 -

Kunstausstellungen haben den Zweck, Kunst auszustellen. Dies ist im Interesse der Künstler, die von ihrer Arbeit leben und sie deshalb auch bekannt machen wollen, und im Interesse eines Publikums, das über Kunst und Künstler informiert werden will. Wird eine Kunstausstellung im Ausland gezeigt, verfolgt sie zwar den gleichen Zweck, nimmt darüber hinaus aber noch ein weiteres Spektrum an Aufgaben wahr. Im Ausland führt die Kunstausstellung zu einem Dialog zwischen Künstlern verschiedener Nationalitäten, fördert sie die Auseinandersetzung des Publikums mit dem jeweiligen Land, dessen Realität in den Werken der Künstler interpretiert wird und dessen Wirklichkeit in vielfältiger Form widerspiegelt. Kunstausstellungen im Ausland dienen also dem Kulturinteresse eines Landes und dem Verständnis der Völker untereinander.

Der Vorschlag, eine Ausstellung bundesdeutscher Malerei und Grafik in Kuba zu zeigen, wurde von der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V. formuliert, die ihre Aufgabe nicht einzig in der Aufklärung über Ziele und Erfolge der kubanischen Revolution in der BRD sieht, sondern gleichermaßen die Kenntnis über demokratisches Leben in der Bundesrepublik in Kuba verbreitern möchte. Die Freundschaftsgesellschaft versteht die Solidarität mit Kuba keineswegs als Einbahnstraße. Die Finanzierung einer solchen Ausstellung, das ursprüngliche Projekt bewegte sich in einer Größenordnung von rund 350.000 DM, überstieg allerdings weit die Möglichkeiten unserer Organisation und so mußte, bevor das Projekt begonnen werden konnte, nach einem Geldgeber gesucht werden. Die Bundesrepublik und Kuba unterhalten zwar seit 1975 diplomatische Beziehungen, bisher wurde aber noch kein Kulturabkommen zwischen beiden Ländern beschlossen, ein Hindernis für dieses und ähnliche Projekte. Die guten Beziehungen, die die Freundschaftsgesellschaft zu kubanischen Institutionen unterhält, und die Kontakte, die in einer langjährigen guten Zusammenarbeit entstanden sind, konnten hier natürlich Schranken überwinden helfen und zumindest den organisatorischen Rahmen des Vorhabens absichern. Daß das Auswärtige Amt vor diesem Hintergrund und der wachsenden Bedeutung wirtschaftlicher Kontakte zwischen beiden Ländern in den letzten Jahren einen Zuschuß von 70.000 DM bewilligte, ist nicht verwunderlich. Die Höhe dieses Zuschusses setzte unserer Planung sowohl inhaltlich wie organisatorisch Grenzen, und unsere Kulturarbeitsgruppe mußte sich mit der Aufgabe befassen, eine Ausstellungskonzeption zu entwerfen, die den finanziellen Möglichkeiten angepaßt ist und trotzdem ein breites Spektrum bundesdeutschen Kunstschaffens vorstellt. So kam es zur Formulierung einer neuen Ausstellungskonzeption, die sich auf 32 Künstler, etwa 100 Werke und inhaltlich auf realistische Druckgrafik beschränkte. Bei der Auswahl der Kunst wurden wir von Herrn Prof. Dr. Georg Bussmann, bestellt durch das Auswärtige Amt, und Dr. Ulrich Krempel, Experte der Freundschaftsgesellschaft, beraten. Beibehalten wurde die Konzeption, einen guten Katalog herzustellen, der Abbildungen aller gezeigten Werke umfaßt und auch nach Beendigung der Ausstellung dem kubanischen Publikum als kleiner Kunstband zur Verfügung steht. Für die Erstellung eines solchen Kataloges mit entsprechend hoher Auflage veranschlagten wir 70.000 DM, eben jenen Betrag, den uns das Auswärtige Amt zur Verfügung stellte.

Beschaffung der Kunst, Kauf der Rahmen, Rahmung der Bilder, Organisation der Begleittexte für den Katalog, Übersetzungsarbeiten, Verpackung, Versicherung, Luftfracht der Ausstellung, Vorbereitung der Eröffnung in Havanna, Verhandlungen mit den kubanischen Behörden, dies alles wurde organisatorisch und finanziell von der Freundschaftsgesellschaft übernommen. Ermöglicht wurde die termingerechte Bewältigung all dieser Aufgaben durch den ehrenamtlichen Einsatz unserer Mitglieder und durch die mannigfache Unterstützung und Hilfe, die die Freundschaftsgesellschaft sowohl in der Bundesrepublik wie in Kuba erfahren hat. Genannt werden müssen hier in erster Linie die Künstler, die ihre Werke kostenlos zur Verfügung stellten und auch einer Verlängerung der Ausstellung zustimmten, unsere Freunde beim kubanischen Kultusministerium und dem ICAP (Kubanisches Institut für Völkerfreundschaft), die Verleger Norbert Haun und-Otmar Hitzelberger, denen wir den schönen Katalog verdanken und die sich mit unserer Ausstellung in hohem Maße identifizierten, all jene, die an der Erstellung des Katalogs mitgearbeitet haben und durch ihren persönlichen Einsatz die knappe Terminplanung möglich machten, die Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisation, die an einem Wochenende unsere Ausstellung verpackten und zum Flughafen transportierten, die Künstler, die zum Teil auf eigene Kosten nach Havanna reisten, um die Ausstellung zu begleiten.

Die Resonanz auf diese Kunstausstellung ist der Dokumentation zu entnehmen, das Echo aus Kuba und das aus der Bundesrepublik, es kommentiert sich von selbst.

Die Frage allerdings - wer darf was im deutschen Kulturinteresse? - bleibt offen. Die scharfen Angriffe der CDU/CSU und der ihr verbundenen Presse richten sich ja nicht gegen die Ausstellung selbst, deren Qualität nicht in Zweifel gezogen wurde. So müssen sich denn die Vorwürfe gegen den Veranstalter richten und die Institution, die eine finanzielle Unterstützung gab. Warten wir nun auf eine Kunstausstellung der CDU/CSU-Fraktion auf Kuba oder fragen wir bei unseren zukünftigen Projekten an, ob es unseren Mitgliedern erlaubt ist, ihre Arbeit im deutschen Kulturinteresse ehrenamtlich zur Verfügung zu stellen?

Unsere Bitte gilt abschließend den Journalisten, Wissenschaftlern, den Gewerkschafts- und Jugendfunktionären, allen, die die Dokumentation lesen werden, mitzuhelfen, der Verständigung zwischen der Bundesrepublik und Kuba vorurteilsfrei den Weg zu bahnen. Der Nachholbedarf ist groß. Gerade das zeigen die Umstände dieser Ausstellung.

CUBA LIBRE
- Der Vorstand -

CUBA LIBRE 3-1981, Extraausgabe