HABANARTE: Ein Festival besonderer Güte
Dritte Ausgabe vom 8. bis 18. September. Das Ministerium für Kultur und die professionelle Messe WOMEX sponsern vom 14. bis 17. September ein Austauschforum.
Vom 8. bis 18. September findet bereits zum dritten Mal das Festival
Habanarte statt, das seinen Aufmerksamkeit erregenden Slogan
beibehält, wonach der Besucher "die gesamte Kunst auf einmal"
wertschätzen kann. Das Treffen zielt darauf ab, den Zusammenfluss
aller kubanischen künstlerischen Ausdrucksformen vorzustellen,
selbstverständlich dem gewohnheitsmäßigen Publikum,
aber insbesondere den Besuchern, die uns in den letzten
Zeiten so zahlreich besuchen.
Von Anfang an stößt das schwierige Unterfangen, auf so wenige
Tage das sehr reiche Kulturleben der Hauptstadt, seine Ballettund
Tanzsaison, die darstellende Kunst, die konsolidierte Bewegung
der Bildenden Kunst und insbesondere die Musik zu konzentrieren,
auf großes Interesse.
Nun hat Habanarte einen weiteren und sehr opportunen Schritt
unternommen. Es hat das Fórum Internacional de Música Primera
Línea (internationales Forum erstklassiger Musik) organisiert,
bei dem ihm das Netzwerk Womex (World Music Expo) als Partner
dient, das von der UNESCO als die "wichtigste professionelle
Messe" bezeichnet worden ist und das Musik mit traditionellen
Wurzeln, Folk, ethnische und alternative Musik einschließt.
Die Initiative wird vom kubanischen Kulturministerium, dem Instituto
de la Música und dessen Schallplattenfirmen EGREM, Artex
und Colibrí getragen und ihre internationalen Partner, als die Organisatoren
von Womex, sind Piranha Arts (Berlin, Deutschland),
Nordesía (Santiago de Compostela, Spanien) und Endirecto
(München, Deutschland).
Um das Programm von Habanarte und Primera Línea anzukündigen,
beriefen die Organisatoren eine Pressekonferenz ein, die
im kürzlich wiedereröffneten Tablao des Gran Teatro de La Habana
Alicia Alonso stattfand, eines der architektonischen Schätze
der Stadt, das auf dem Paseo del Prado steht. Daran teil nahmen
Nadia Naranjo, Direktorin für Kulturindustrie des Kulturministeriums,
Ivette Leyva, Direktorin für Kommunikation dieses Ministeriums,
und der Spanier Antonio Martínez vom Organisationskomitee
von Primera Línea.
Nadia Naranjo erläuterte, dass das Forum den Musikfachleuten
gewidmet ist und das Ziel verfolgt, die kubanische Musik bekannter
zu machen und vor allem festzulegen, welches die Distributionskanäle
sind. "Es geht darum, der Welt die potenziellen Möglichkeiten
der kubanischen Musik anzubieten, und dass die Interessierten
erfahren, wie sie mit unseren Einrichtungen als Mechanismen
der Untervertragnahme der Künstler arbeiten können".
Seinerseits sagte Antonio Martínez, der sich darauf spezialisiert
hat, über sein Unternehmen Endirecto lateinamerikanische Interpreten
und insbesondere kubanische, weltweit bekannt zu machen,
dass Womex die Koproduktion des Forums akzeptiert habe,
"weil Havanna ein ganz besonderer, bedeutungsvoller Platz ist."
Ein Land, das Namen wie Lecuona, Moré oder Milanés hervorgebracht
habe und eine talentierte und vielfältige lokale Szene beherberge,
brauche diese Messe, resümierte Martínez. "Es gibt ein
Angebot und es gibt eine Nachfrage, und wir müssen sie zusammenbringen.
Das ist unser Ziel."
Der Koordinator des Forums erklärte, dass dieses Jahr der Bekanntmachung
der kubanischen Musik gewidmet sei, es sich aber
in den kommenden Ausgaben "der internationalen Musik öffnen
werde, vor allem aus der Karibik"
In Primera Línea wird es Konzerte mit der Präsentation von fast
dreißig künstlerischen Gruppen geben, die sogenannten Showcases.
Für diese wird eine internationale Jury tätig sein, an der
Maestro Adalberto Álvarez; der Kritiker Pedro de la Hoz, die neue
Direktorin des Sello Colibrí, Carol Fernández, Antonio Martínez
selbst und die Französin Christine Semba, Direktorin von speziellen
Programmen von Womex Piranha Arts, beteiligt sein werden.
Ihnen obliegt die Verantwortung, herauszufinden, welches die
15 Gruppen sein werden, die zum Showcase gelangen, ein wichtiges
Element, damit die ausländischen Musikfachleute während
eines bestimmten Zeitraums deren künstlerische Darbietungen
auf der Bühne sehen können, in diesem Fall im Saal Alejo Carpentier
des Gran Teatro de La Habana Alicia Alonso.
Martínez fügte hinzu, dass die Absicht darin bestehe, nicht nur
die Künstler, sondern auch die Produzenten, Tontechniker, das
Fachpersonal der Musikindustrie im Allgemeinen anzubieten, in
Kontakt zu treten, sich vor internationalen Vertretern vorzustellen
und diesen eindeutig das kubanische Talent vorzustellen. "Es ist
eine Plattform des Austausches. Deshalb gibt es die Plattform der
Konferenzen."
In diesem Zusammenhang bezog er sich auf das theoretische
Programm, das in 14 Konferenzen auf mehrere Inhalte zählt.
Eines betrifft die Aktualisierung darüber, was auf dem Musikmarkt
vor sich geht, bezüglich der Autorenrechte, des Handels, der Softwares,
Werbung und andere Plattformen, und ein anderes ist für
die ausländischen Unternehmer, damit diese den gesetzlichen
Rahmen, die Verfahren und Wege kennenlernen, um die kubanischen
Künstler außerhalb Kubas und die ausländischen auf der
Insel vorzustellen.
Wie Martínez ausführte, haben sich bereits Programmgestalter,
Manager, Produzenten aus Kuba, Spanien, Großbritannien,
Deutschland, den Kap Verden, Frankreich und den USA eingeschrieben.
Primera Línea sieht professionelle Besuche in den Aufnahmestudios
von EGREM und Abdala vor, in Zentren, in denen Life
Musik gespielt wird, sei es klassische, populäre Musik, Jazz oder
Rock, in der Kunsthochschule ISA und im Konservatorium Amadeo
Roldan, in der unverkennbaren Hamel-Gasse, sowie im weltberühmten
Kabarett Tropicana.
Es ist eine bedeutende Neuheit, dass das als Insel der Musik
bekannte Kuba innerhalb des Kontextes von Habanarte in das
Netzwerk musikalischer Events Womex Eingang findet, das in diesem
Jahr, wie Martínez sagte, im April mit der Atlantic Music Expo
auf den Kap Verden seinen Anfang nahm und nun mit der Vision
Chinas, der klassischen Musik in Holland, der wichtigen Präsenz
hier in Kuba, in der Karibik, im November in Kolumbien und im Februar
2017 in Brasilien weitergeht.
Was kann man in Habanarte sehen?
Das kubanische Nationalballett eröffnet am 8. September das III.
Festival Habanarte mit einer Vorschau auf das 25. Internationale
Ballettfestival von Havanna, das vom 28. Oktober bis 6. November
stattfindet. Ebenfalls nehmen das Ballet Espa"ol de Cuba, die
Kompagnien Rosario Cárdenas und Danza Abierta teil (letztgenanntes
mit einer Welturaufführung unter der Regie von Susana
Pons).
Das Theaterschaffen wird durch Teatro El Público und Argos Teatro
vertreten sein, die jeweils unter der Leitung von Carlos Díaz
und Carlos Celdrán stehen, beide Träger des Nationalpreises für
Theaterschaffen, sowie durch die Compañía Rita Montaner und
durch Teatro D´Dos.
Was die bildende Kunst betrifft, so wird im Centro de Desarrollo
de las Artes Visuales (Zentrum der Entwicklung der visuellen
Künste) eine Sonderausstellung zu sehen sein, die jungen Künstlern
gewidmet ist (um die es bei dieser dritten Ausgabe besonders
geht), die Fototeca de Cuba stellt Retrospectiva vor, vom Fotografen
José Agraz, die Galería Habana wird eine persönliche Ausstellung
von Bildern des Künstlers Tonel beherbergen und die Galerie
El Reino de este mundo der Nationalbibliothek Jos´ Martí,
die persönliche Ausstellung von Ricardo El&icute;as.
Die Musik wird, wie kann es anders sein, in Habanarte besonders
stark vertreten sein. Es wird einen besonderen Moment für
die Liedermacher geben, mit Konzerten von Frank Delgado, Raúl
Torres, Polito Ibáñez, Gerardo Alfonso, Roly Berr´o und Ernesto
Blanco, neben anderen, und mit der Agentur der spanischen Zusammenarbeit
wird ein gemeinsames Konzert der Liedermacher
Adrián Berazain (Kuba) und Alberto Alcalá (Spanien) aufgeführt.
Aber darüber hinaus wird es Jazz geben (Yasek Manzano, Aldo
López Gavilán, Ruy López Nussa) und die populäre Musik wird
mit großen Gruppen vertreten sein (Van Van, Elito Revé y su Charangón,
David Calzado y su Charanga Habanera, Bamboleo,
Adalberto Álvarez y su Son, D’ Primera, Manolito Simonet, NG la
banda).
Habanarte wird ein neues Musikthema zu dessen Identifizierung
einführen, das den Titel Capitalia trägt und vom jungen Geiger
William Roblejo komponiert wurde, der Preisträger von JoJazz
2010 war.
Roblejo sagte dazu im Tablao, dass ihm Havanna dieses
Thema geschenkt habe und dass es wie bei allem, was er
mache, "eine Fusion aus mehreren Stilen ist. Ich bezeichne es als
zeitgenössischen Jazz und benutzte dazu Bluegrass, Country
und Flamenco. Das Kubanertum spürt man, wenn man es spielt
und hört."
Im Jahre 2012 beendete William Roblejo sein erstes Album,
Dreaming, von der Schallplattenfirma Colibrí, in dem er auf die
Teilnahme von Omara Portuondo, David Torrens sowie Harold
und Ruy Adrian López Nussa zählen konnte.
Zum Festival Habanarte gesellt sich erneut eines der bestbesuchten
Events in der Hauptstadt hinzu, Arte en La Rampa, das
am 1. Juli anfängt und bis zum 18. September andauern wird.
"Die gesamte Kunst auf einmal", immer ein schwieriges Unterfangen,
erst recht in einer Stadt wie Havanna.
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Mireya Castañeda
Granma Internacional, August 2016