Seit 55 Jahren vereint das ICAP Kuba mit den Völkern der Welt
Für viele solidaritätsbewegte und andere Besucher Kubas ist das Haus mit der Nummer 301 in der 17. Straße im Stadtteil Vedado in Havanna eine beliebte Anlaufstelle.
Das dort gelegene ehemalige Herrenhaus, das einst dem Marquis von Avilés gehörte, ist die Zentrale des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP). Es wurde am 30. Dezember 1960 gegründet und am 24. Dezember 2015 wurde der 55. Jahrestag dieser Gründung mit einer großen Feier im Palacio de Convenciones begangen, zu der die Mitarbeiter aus den Filialen, die das ICAP in allen Provinzen Kubas und der Insel der Jugend unterhält, geladen waren.
Ein solcher Jahrestag ist immer Anlass für einen Rückblick.
Das ICAP wurde 1960 als ein universell ausgerichtetes Projekt vom Comandante en Jefe Fidel Castro ins Leben gerufen, um die Solidarität, die der kubanischen Revolution selbst in den entferntest gelegenen Gegenden der Welt entgegengebracht wurde, zu kanalisieren. Für alle progessiven Gruppen und linken Organisationen aus der ganzen Welt, die an der Insel und der Revolution mit ihren tiefgreifenden Veränderungen und den internationalistischen Ideen, auf denen die Revolution beruht, interessiert waren, sollte das ICAP die Anlaufstelle sein.
"Da diese Revolution schon von Beginn an ein Hindernis für die Herrschaftsbestrebungen des Imperialismus darstellte, war es notwendig, ein politisches Instrument zu schaffen, um die breite Solidaritätsaktivität für unsere Sache und die Befreiung und Unabhängigkeit der anderen Völker der Welt zu organisieren und durchzuführen. Als die ersten Maßnahmen der Regierung zum Wohl der großen Masse der Ausgeschlossenen in Kraft traten, die die Interessen der großen US-Gesellschaften und der nationalen Bourgeosie beeinträchtigten, ergab sich die Notwendigkeit, neben dem Außenministerium und anderen revolutionären Einrichtungen eine neue Institution zu schaffen, die der Welt die wahre Bedeutung der emanzipatorischen Ziele offenbaren sollte, wie sie von Fidel im Moncadaprogramm dargelegt wurden", führte José Ramón Balaguer in seiner Ansprache anlässlich des Jubiläums aus.
Das ICAP ist heute noch stolz darauf, dass Giraldo Mazola, der erste Präsident, der dieses Institut führte, gerade einmal 21 Jahre alt war und der Bewegung des 26. Juli angehörte. Giraldo Mazola ist heute Botschafter Kubas in Namibia.
Er erinnert sich noch heute gern an die zu nächtlichen Stunden stattfindenden Treffen der obersten Revolutionsführung mit den Delegationen, die damals Kuba besuchten, und an die einfachen Besucher, die später einmal einen besonderen Platz im Kampf einnehmen sollten, wie die damals 23 Jahre alte Tamara Bunke, die 1961 auf Einladung des ICAP nach Kuba gekommen war, um beim Kongress der Internationalen Studentenvereinigung als Dolmetscherin zu fungieren.
Kurz nach dem Sieg der Revolution kümmerte sich das ICAP um die Probleme der Kubaner, die aus dem Exil im Ausland zurückgekommen waren, und Jahre später gehörte es zu den kubanischen Institutionen, die die Familienangehörigen der Lateinamerikaner betreuten, die im Rahmen des Plan Condor ermordet wurden oder die der Verfolgung durch diktatorische Regimes ausgesetzt waren.
Das ICAP hat all diese Jahre der Revolution intensiv erlebt – die Jahre der engen Beziehungen mit den Ländern des sozialistischen Lagers und das Entstehen der von Yuri Gagarin und Che Guevara gegründete Freundschaftsgesellschaft Kuba-UdSSR. Auch die Kontakte mit der Freundschaftsgesellschaft Kuba-Ukraine, mit der 20 Jahre lang ein Programm zur Betreuung der Kinder durchgeführt wurde, die Opfer der Tschernobyl Katastrophe waren, bestehen weiter.
"Wir wurden ins Leben gerufen, um die kubanische Realität zu zeigen und heute können wir sagen, dass die Aufnahme und die Betreuung, die wir Delegationen und Gruppen mit soziopolitischem Interesse zukommen ließen, neben der Organisation von internationalen Treffen und der Bewegung der internationalen Arbeitsbrigaden sich als wirksamster Weg erwiesen haben, dieses Ziel zu erreichen", sagte die ICAP Präsidentin Kenia Serrano im Palacio de Convenciones. Sie fügte hinzu, dass bis heute mehr als 100.000 Brigadeteilnehmer zu verzeichnen und gerade im letzten Jahr Freunde aus 86 Ländern nach Kuba gekommen seien.
Sie führte weiter aus, dass man nur dank der Prinzipien der kubanischen Außenpolitik so weit gekommen sei. Seit Algerien, das, wie Fidel damals sagte, "das Land war, in dem im Jahr 1963 die erste kubanische Ärztebrigade eintraf, und das zu einem Zeitpunkt, als die USA die Hälfte unserer Mediziner mit ihren Versprechungen und hohen Gehältern abgeworben hatten und nur noch 3.000 Ärzte in Kuba verblieben waren", sei die Solidarität Kubas unverändert geblieben und habe sich erst in jüngster Zeit darin gezeigt, dass Kuba keine Anstrengungen gescheut habe, zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation die Ebola-Epidemie zu bekämpfen. Diese Haltung Kubas sei einer der wichtigsten Gründe, warum man den 55. Jahrestag des ICAP feiere.
Zur zukünftigen Arbeit des ICAP mit der Kuba-Solidaritätsbewegung sagte die Präsidentin, dass die Vergangenheit die Bedingungen dafür schaffe, diese neue Etappe anzugehen. Sie stellte mit großer Befriedigung fest, dass die überwältigende Mehrheit der Komitees, die für die Freilassung der Fünf gearbeitet hätten, ein Jahr nach dem Sieg vom 17. Dezember ihre Arbeit auf den Kampf gegen die Blockade, auf die Solidarität mit Kuba, Venezuela und ALBA konzentrierten und gleichzeitig die Mobilisierungsaktionen auf der Straße und in den sozialen Netzen mit allen Erfahrungen, die in der vorhergehenden Etappe gesammelt wurden, beibehalten würden.
ICAP-Präsidentin Kenia Serrano zeigt die Grußbotschaft von Präsident Raúl Castro an das ICAP, neben ihr Außenminister Bruno Rodríguez Parrilla (links) und José Ramón Balaguer Cabrera, Leiter der Abteilung für Auswärtige Beziehungen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas |
In der Veranstaltung, an der als höchster Regierungsvertreter Außenminister Bruno Rodríguez Parrilla anwesend war, wurden 14 Compañeras und Compañeros ausgezeichnet, die mehr als 40 Jahre ihres Lebens dem ICAP gewidmet haben.
Der Leiter der Abteilung für Auswärtige Beziehungen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas, José Ramón Balaguer Cabrera, übermittelte ein Glückwunschschreiben des kubanischen Präsidenten Raúl Castro, in dem dieser den Beitrag des ICAP "zu dem schönen Werk, Kuba mit den Völkern der Welt zu vereinen" zum Ausdruck bringt.
Adriana und Gerardo mit ihrer Tochter Gema |
Natürlich durften auch die Fünf, für deren Freilassung diese Institution und die Solidaritätsbewegungen weltweit so lange unermüdlich gekämpft hatten, in dieser zentralen Veranstaltung des ICAP nicht fehlen. Als alle Fünf auf die Bühne traten, brandete Jubel und Beifall auf. Der galt natürlich auch der von allen geliebten kleinen "Gema de la Victoria", wie Kenia Serrano sie bezeichnete, auf den Armen von Gerardo. Sie hatte die ganze Veranstaltung ohne zu klagen interessiert verfolgt.
Im Namen aller Fünf sagte Ramón: "Nicht in unseren kühnsten Träumen haben wir uns vorgestellt, dass wir heute an einer Veranstaltung wie dieser teilnehmen würden. Danke dafür, dass ihr die ganzen 16 Jahre lang an unserer Seite standet. Heute müssen wir weiter kämpfen, gegen die Blockade, für die Rückgabe des von den USA unrechtmäßig besetzten Gebietes von Guantanamo, für die Abschaffung des Cuban Adjustment Acts und gegen die subversiven Aktivitäten. Heute müssen wir weiter kämpfen, nicht nur für Kuba, sondern für alle Völker der Welt."
Ein gemeinsames Essen der Hunderte von geladenen Gästen und eine Band, die zum Tanzen animierte, beendete diese Feier im Palacio de Convenciones, in dem nur einen Tag später die Kommissionen des kubanischen Parlaments ihre Arbeit aufnahmen.
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Renate Fausten
Granma Internacional, Januar 2016