Die Magie der Alphabetisierungskampagne
Ein kleines Museum erinnert an eine große Zeit
Die Fassade des Alphabetisierungsmuseums in der "Ciudad Libertad" |
Wer (mit einem festen Termin in der Tasche) zum Alphabetisierungsmuseum fährt, braucht einen stadtkundigen Chauffeur. Nicht jeder junge Taxifahrer in Havanna kann mit dem ziel "Ciudad Libertad" etwas anfangen. Die "Freiheitsstadt" ist ein abgegrenzter Bereich im höher gelegenen Westen der kubanischen Hauptstadt: in Marianao. Der Bezirk an sich ist uns nicht völlig unvertraut, dieser Teil davon war es allerdings schon. Uns sprangen hier einige düster wirkende Monumentalbauten ins Auge, die wir nie zuvor gesehen hatten.
Ein verhasster Ort und ein berühmtes Zitat
Die Laterne wurde zum Symbol einer Kampagne, die auch in anderer Beziehung Licht ins Dunkel brachte |
Das Gelände der "Ciudad Libertad" ist identisch mit dem der ehemaligen Columbia-Kaserne, der militärischen Machtzentrale Batistas, ein riesiges Areal, viel größer als das der Moncada in Santiago. Als der Revolutionskrieg gerade zu Ende war, war es Camilo Cienfuegos, der als erster der drei Comandantes Havanna erreichte und er besetzte auf Geheiß Fidels mit seinen "Bärtigen" diese verhaßte Kaserne, ohne noch auf Gegenwehr zu treffen. Fidel kam wenige Tage später, und als er von der Columbia aus in der Nacht vom 8. auf den 9. Januar 1959 seine erste Rede hielt – vor Tausenden von Menschen vor Ort und Millionen an den Rundfunkgeräten – da entstand jene berühmte Filmsequenz, in der drei weiße Tauben Fidel umflattern, um sich dann abwechselnd auf seiner Schulter niederzulassen, eine bizarre Laune der Natur, die ihn zu der amüsierten Frage an seinen Kampfgefährten veranlasste: "Mach ich mich gut, Camilo?"
Dem einstigen Epizentrum einer blutigen Diktatur haftet heute nichts Martialisches mehr an. Allein die Einfriedung des Geländes, das mit großzügigen Grünflächen zwischen den hellen Gebäuden freundlich in der Sonne liegt, erinnert noch an seine Vergangenheit. Man sieht viele junge Menschen in Schuluniform, die einzeln oder in Gruppen unterwegs sind. Die "Ciudad Libertad" ist seit Langen eine Schulstadt, deren Name auf dem großen Tor steht, da man passieren muss, wen man mit dem Auto herkommt. Das Museum, das wir besuchen wollen, das einzige seiner Art auf der ganzen Welt, wirkt unscheinbar: ein eingeschossiger Flachbau, nicht viel größer als ein Bungalow.
Eine junge Lehrerin mit ihrer kleinen Klasse |
Auch alte Menschen lernten noch |
Noch ein Kind, und doch schon fast ewachsen: der wahrscheinlich jüngste Brigadist |
Die kühne Idee
Wenn man das Haus betritt, blickt man auf ein die Breite der Wand einnehmendes Foto von Fidel bei einer Rede vor der UNO im Jahre 1960. Es handelt sich hierbei also nicht um ein Bilddokument jener Ansprache vom August 1959. in der er die Ankündigung machte, die kubanische Revolution strebe an, in einer beispiellosen konzertierten Aktion das chronische Analphabetentum der Landbevölkerung zu beenden. Getreu dem Anspruch Martís, nach dem nur ein gebildeter Mensch wirklich frei sein kann, wollte die Regierung in nur einem Jahr Kubas „Campesinos“ flächendeckend das Lesen und Schreiben beibringen. Da dies mit dem damals zur Verfügung stehenden Lehrpersonal keinesfalls zu bewerkstelligen war, benötigte man zusätzliche Kräfte in erheblichem Umfang. Fidel rief also nach Freiwilligen.
Hier ist ein kleiner Einwurf angebracht: Wer an die berühmte Alphabetisierungskampagne von 1961 denkt, hat automatisch Jugendliche, zum Teil noch in der Pubertät, vor Augen. Jene jungen "Brigadistas" haben aber nicht die ganze Arbeit allein gestemmt. Sie bildeten nur eine von vier Gruppen. Außer ihnen waren u.a. freiwillige (ausgebildete) Pädagogen tätig, auch eine größere Anzahl bereits im Ruhestand befindlicher, die noch einmal reaktiviert wurden. Die Brigaden aus Kindern und Jugendlichen machten gut 37% des Gesamtvolumens aus. Dass man (auch auf kubanischer Seite) dazu neigt, die Kampagne auf sie zu reduzieren, liegt wohl daran, dass die massive Beteiligung so junger Menschen an einem derart ehrgeizigen und kühnen Projekt – über 268.000 Personen nahmen daran teil – etwas Spektakuläres, ja Sensationelles an sich hatte.
Wenn aber Kuba in einer so kurzen Zeitspanne zum „vom Analphabetismus befreiten Territorium“ werden sollte, durfte man bei der Rekrutierung von Freiwilligen nicht vor den vielen des Lesens und Schreibens kundigen Jugendlichen aus der Stadt Halt machen. Diese strömten denn auch sogleich in Scharen, obwohl nicht selten im Dissens mit ihren besorgten Eltern, den Regierungsstellen zu. In einem Info-Band zur Kampagne, den man im Museum kaufen kann, gibt es hierzu eine passende Textstelle. Darin heißt es: "Als junge Leute dieser Zeit rannten wir förmlich, um uns der Alphabetisierungskampagne anzuschließen, so wie man vor einem plötzlichen Wolkenbruch davonrennt" Man stelle sich diese Brandungswelle von Motivierten vor, diese Springflut an Begeisterung. Es ist nicht auszuschließen, dass zu der grausamen Art, in der manche jugendliche Lehrer von reaktionären Banden ermordet wurden, die Frustration beigetragen hat, zu wissen, dass sie diesem Enthusiasmus nichts, aber auch gar nicht entgegenzusetzen hatten.
Die Alphabetisierer mussten natürlich, bevor sie darangehen konnten, andere Lesen und Schreiben zu lehren, selber eine Ausbildung erhalten. Dies geschah im Wesentlichen 1960. Das Trainingslager für die künftigen Alphabetisatoren befand sich in Minas del Frio in der Sierra Maestra. Dort bekamen sie nicht nur das didaktisch-methodische Rüstzeug für ihre Aufgabe (nebst Arbeitsmaterialien), sie wurden auch psychologisch unterwiesen, etwa um Lernresistenz (1) umgehen zu können, und der abgelegene Ort diente vermutlich auch, zumindest ansatzweise, zur Vorbereitung auf das primitive Leben.
Schatten des Todes
Conrado Benítez, von den Banditen für schuldig befunden, die Landbevölkerung Lesen und Schreiben zu lehren: Urteil: Tod durch Erhängen |
Unter denen, deren Schulung gegen Ende 1960 abgeschlossen war, befand sich auch Conrado Benítez. Man brachte ihn in das Dorf, in dem er alphabetisieren sollte. Wenige Tage später – am 5. Januar 1961 – war er tot, ermordet von konterrevoloutionären Banditen. Es sollte im Laufe des Jahres noch etliche Opfer derer folgen, welche die Geschichte Kubas noch einmal mit brutaler Gewalt wenden wollten, aber Conrado war der erste. Enn die Verbrecher Abschreckung im Sinn gehabt hatten, so bewirkten sie das genaue Gegenteil: Die Bewegung erhielt noch mal einen ungeahnten Schub. Die Brigaden gaben sich den Namen des getöteten Jungen und es bestand jenes mitreißenden Lied, das auch heute noch jeder in Kuba kennt:
"Wir sind die Conrado Benítez Brigaden
Wir sind die Vorhut der Revolution"
Auch das mannshohe Foto von Conrado Benítez befindet sich im Foyer des Museums, nicht weit davon eine der berühmten chinesischen Laternen – Öllampen, die als Lichtquelle für den abendlichen Unterricht in den nicht elektrifizierten Dörfern und Weilern dienten. Sie überraschen den Besucher durch ihre schiere Größe (gut und gerne 60 cm).
Im Korridor zum nächsten Raum (von Sälen kann hier nicht die Rede sein) gibt es Fotos an der Wand, die mit Gegensätzen spielen: Neben einem, das einen kaum 10jährigen blonden Knaben zeigt, der als Alphabetisierer tätig war, sieht man die Aufnahme einer 106jährigen, die partout nicht sterben wollte, ohne in das Universum der Wörter eingetaucht zu sein. Sie schaffte es binnen zweier Monate und war vermutlich die älteste "Absolventin" in ganz Kuba.
Unterricht im Krieg
Nebenan beeindruckt eine große Tafel, auf der noch nicht alle Kreideaufschriften verblasst sind. Irritierend sind die sieben oder acht horizontalen Auskerbungen. Man denkt zunächst an die Schneide einer Axt, aber dafür sind die Ränder zu zerfranst. Unsere Museumsführerin klärt das Rätsel auf: Maschinengewehrsalven! Die Konterrevolution gab sich offenbar nicht damit zufrieden, junge Lehrer umzubringen. Sie wollte die Bildung selbst erschießen.
Dieses Zusammentreffen muss man sich immer wieder vergegenwärtigen: 1961, das Jahr der Alphabetisierung, war gleichzeitig das Jahr von "Girón" - bei uns besser bekannt als "Invasion in der Schweinebucht". Während dieses Angriffs einer ausländischen Macht im April wurde der Unterricht in den ländlichen Gebieten fortgesetzt, klar: unter verschärften Maßnahmen, Leib und Leben der altruistischen Stadtkinder zu schützen, aber er lief weiter. Man hatte natürlich erwogen, sie aus der Gefahrenzone zu schaffen, aber sie sträubten sich heftig, in dieser Situation ihre Gastfamilien zu verlassen. Und da sie nun schon einmal blieben, alphabetisierten sie auch weiter. (Am liebsten hätten sie auch noch zu den Waffen gegriffen, aber das war ihnen verboten.) Es soll hier nicht behauptet werden, Kuba habe sich dieser Invasion quasi nebenbei erwehrt. Wir wissen alle, dass Fidel in Windeseile am Ort des Geschehens war, kennen die Bilder, auf denen er vom Panzer springt und Befehle erteilt. Sara González hat den Sieg der kubanischen Soldaten und Milizen gegen die US-Eindringlinge nach nur 72stündiger Schlacht als "Nuestra Primera Victoria" ("Unser erster Sieg") besungen. Wie aber mögen die gewissermaßen parallel zu den Kampfhandlungen aufrecht erhaltenen Schulstunden auf den Feind gewirkt haben? Oder anders gefragt: Wie geht man als Invasor mit der Tatsache um, dass das überfallene Land nicht einmal bereit ist, seine täglichen Routinen auszusetzen? Müssen die Angreifer sich nicht vorgekommen sein wie Akteure auf einem Nebenschauplatz?
Ein Jahr ohne Sonntage
Was die jungen Menschen erlebten, war "Ein Jahr ohne Sonntage" - so der Titel des bereits erwähnten Bildbandes (mit anonymen Kommentaren von damaligen Teilnehmern). In der Tat verfügten die Brigadisten praktisch über keine Freizeit, denn sie hatten sich verpflichtet, denen, die sie alphabetisierten, tagsüber bei der Feldarbeit zu helfen. Der Unterricht, den sie danach zu erteilen hatten, ersetzte sozusagen die Erholung. Während der Schulstunden taten sich Probleme auf, die jenseits ihrer Vorstellungskraft gelegen hatten. So musste, bevor auch nur der erste Strich auf dem Papier landen konnte, an der Feinmotorik der Schüler gearbeitet werden. Viele von ihnen hielten den Bleistift anfangs nicht in der Hand, sondern in der Faust – wie ein schweres Werkzeug, dessen Bedienung sie kannten.
Aber die Jungen und Mädchen aus der Stadt lehrten nicht nur unermüdlich, sie lernten auch enorm viel: Hütten mit Dächern aus Palmblättern und Fußböden aus festgetrampeltem Lehm waren nicht länger exotische Kulisse für Kinofilme – sie waren real, so real wie die Hühner und Schweine, Spinnen und Skorpione, mit denen man eine mehr oder weniger friedliche Koexistenz zu pflegen hatte. Sie lernten, dass auch dies Kuba war, die Heimat, die sie mit anderen teilten, die immer hier leben mussten, während sie selbst sich nur auf einer Exkursion befanden. Die Alphabetisierer lernten die Herkunft des Kaffees kennen, die sie von zu Hause zu trinken gewohnt waren. Sie lernten, wie man seine Kleidung im Fluss wäscht oder wie man eine Axt halten muss, um einen Baum zu fällen. Und sie lernten (wie es einer von ihnen viele Jahre später einmal in einem Interview sagte), den Wert einer einzigen Kartoffel zu schätzen. Die Mädchen lernten außerdem, dass die in der Stadt üblichen Verhaltensmuster, die für die Frau ausschließlich die Rolle als subordiniertes Heimchen am Herd vorsahen, hier in der ländlichen Provinz nichts galten.
Triumphzug am Ende der einjährigen Kampagne |
Nach einem derart kondensierten Zuwachs an Erfahrungen waren die Jugendlichen vorzeitig gereift und nicht mehr dieselben, als sie nach einem Jahr Alphabetisierungsarbeit in den Schoß ihrer Familien zurückkehrten. Nie mehr. Am 22. Dezember 1961 fand auf der Plaza de la Revolución die große Abschlusskundgebung statt. Junge Alphabetisierer, die nicht aus Havanna, sondern aus anderen Städten des Landes stammten, wurden zu Tausenden – und viele von ihnen zum ersten Mal – mit einem Zug in die Hauptstadt transportiert. Sie alle schwenkten beim Defilee am Martí-Denkmal und Fidel vorbei euphorisch überdimensionale Bleistiftattrappen. Die Kampagne wurde an diesem Tag offiziell für erfolgreich abgeschlossen erklärt.
"Yo sí puedo"
Der letzte Raum ist vollständig der sprachuniversellen Alphabetisierungmethode "Yo sí puedo" gewidmet. Mit diesem in Kuba entwickelten Verfahren hat man bereits größere Bevölkerungsteile in Venezuela, Kolumbien, Haiti, Ecuador, Bolivien, Peru, Honduras, Nicaragua, Guatemala, El Salvador, der Dominikanischen Republik, Mozambique, Nigeria, Guinea Bissau und Äquatorialguinea alphabetisiert, nicht zu vergessen die Maori in Neuseeland. Das Zimmer ist merklich bunter als die anderen, voll von Fahnen, Wimpeln und T-Shirts, die auf spezifische Aktionen hinweisen. Außerdem gibt es dort gerahmte Dankschreiben und Diplome sowie den Aufbau von "Yo sí puedo" hinter Glas.
Kritiker werfen der Methode übrigens nie vor, dass sie unwirksam sei, sondern vielmehr, dass sie Ideologie im Gepäck habe. Sie sind wahrscheinlich mit denen identisch, die der Meinung sind, bevor man zulässt, dass Menschen über Bildung – von der falschen inopportunen Seite, versteht sich – beeinflusst werden, hält man sie besser ganz der Bildung fern. Das kommt übrigens auch viel ökonomischer.
Das kleine, bescheidene, manchmal fast zu Tränen rührende Alphabetiserungsmuseum der Stadt Havanna zeigt denen, die halbwegs mit der kubanischen Geschichte vertraut sind, nicht allzu wirklich Neues. Sein Verdienst besteht vor allem darin, den Blick zu fokussieren auf etwas, das eine ganz große Unternehmung und etwas in der Historie der Welt vermutlich Einmaliges war. Und die damals von Fidel erdachte Herkulesarbeit zugunsten jener – wie es schien – schicksalhaft in alle Ewigkeit Marginalisierten wirkt ja immer noch nach!
Anders als bei uns
Wenn nach den zweimonatigen Sommerferien am ersten Werktag des Septembers der Schulbetrieb wieder losgehen soll, so beginnen Kubas Medien bereits eine Woche vorher, dies anzukündigen. Kubanische Zeitungen wie die Granma, die Juventud Rebelde, die Tribuna ider die Trabajadores reflektieren über den Wert der Bildung und in der "Mesa Redonda", dem "Runden Tisch" im Fernsehen, kann sich das Thema über mehrere Tage hinziehen. Wenn bei uns in Deutschland in der Tagesschau vom Sonntag der Schulbeginn für den darauffolgenden Montag avisiert wird, dann nur aus dem einen Grund, das Autofahrer verstärkt darauf achten sollten, keine im Straßenverkehr unerfahrenen Erstklässler auf ihre Kühlerhaube zu nehmen.
Im Monat Februar breitet sich von Havannas "Cabaña", der waffenstarrenden Festung an der Hafeneinfahrt, die im 18. und 19. Jahrhundert allein durch ihre bloße Existenz dermaßen abschreckend wirkte, dass sie zur Verteidigung der Stadt nie benutzt werden musste, und die inzwischen seit vielen Jahren Heimat der "Feria del Libro", der berühmten Buchmesse der kubanischen Hauptstadt ist, der Lesevirus aus. Die Riesenschlangen an den Kassenhäuschen können mehrere hundert Meter lang werden. Die Lektüre der käuflich erworbenen Bücher wird meistens unverzüglich begonnen, auf einer Mauer, einem Stückchen Rasen oder einem mitgebrachten Campingstuhl. Die Kinder sitzen beim Lesen besonders gern auf den Kanonen, was eigentlich verboten ist, aber wir haben noch nie erlebt, dass einer der Uniformierten eingeschritten wäre. Wenn die Buchmesse in Havanna beendet ist, macht sie sich auf die Reise an andere Orte. Sie geht dabei denselben Weg, den damals, vor fast 55 Jahren, die Alphabetisierer gingen: von der großen Stadt in die Provinzen.
Direktorin des "Museo de la Campaña de Alfabetización" ist Luisa Campos Gallardo. Mit ihr muss man sich telefonisch ins Benehmen setzen, wenn man dem Haus einen Besuch abstatten will. Sie macht nämlich die Führungen selbst, die in diesem Museum obligatorisch sind. Man darf fotografieren nach Herzenslust (was heutzutage nicht mehr die Regel ist) und auch das eine oder andere Exponat berühren, aber Luisa möchte dabei sein. Sie mag es nicht, wenn Besuchergruppen, und seien sie noch so klein, unbeaufsichtigt durch die Räume laufen. Das bedeutet: Wenn man einen Termin hat, so hat man das Museum für sich allein und wird exklusiv betreut. Die Führung durch Luisa, die früher selber alphabetisiert hat und neben ihrer Tätigkeit als Institutsleiterin auch noch Professorin an der Universität für Pädagogische Wissenschaften ist, dauert etwa zwei Stunden. Es sind intensive zwei Stunden, denn das Museum ist nicht groß. Die freundliche, dynamische ältere Dame gibt einem nie das Gefühl, einem gelehrten Vortrag zu lauschen. Sie ist an jeder Stelle offen für Fragen und so entsteht eher der Eindruck eines Gesprächs.
Fazit: Wer noch einmal kopfüber in die ruhmreiche Vergangenheit der jungen kubanischen Revolution eintauchen möchte, dem sei ein Besuch dieses Museum wärmstens empfohlen.
1) Diese Problematik, die sich durch das Altersgefälle ergeben konnte, wird in dem Klassiker "El Brigadista" sehr schön thematisiert. Salvador Wood spielt darin den sturen Bauern, der sich zunächst kategorisch weigert, sich von einem "Jungspund" (gespielt von seinem Sohn Patricio Wood) belehren zu lassen. Der vielleicht 16jährige Brigadist lächelt süffisant, als der Campesino, dem im Zuge der Agrarreform ein Stück Land übereignet wird, die peinliche Erfahrung macht, öffentlich mit seinem Daumenabdruck "unterschreiben" zu müssen.
|
Ulrich Fausten
Granma Internacional, Dezember 2015