II. Festival Habanarte 2015
700 Kulturveranstaltungen an zehn Tagen
Das beste des Kulturprogramms der Hauptstadt an Musik, Theater, Tanz, Film und bildender Kunst auf nur zehn Tage zu konzentrieren, ist nur dem Festival Habanarte gegeben, das sich 2015 in seiner zweiten Auflage präsentierte.
Vom 3. bis 13. September war Havanna der Treffpunkt für rund 700 Kulturveranstaltungen an über 70 Schauplätzen, in Nachtclubs, Theatern, Galerien, Kinosälen und Buchhandlungen.
Vlnr.: Ivette Leyva, Direktorin für Kommunikation des Ministeriums für Kultur, Fernando Rojas, Vizeminister für Kultur, und Nadja Naranjo, Direktorin für Kulturwirtschaft des Ministeriums, präsentieren den angespannten Terminkalender in der Casa del ALBA, Foto: Cubadebate |
Fernando Rojas, Vizeminister für Kultur, bezeichnete auf einer Pressekonferenz in der Casa del ALBA den Event als ein junges Ereignis, das aber aufgrund des breiten Publikumzustroms, der bei seiner ersten Auflage zu beobachten war, bereits allgemein anerkannt ist.
"Obwohl es sich noch nicht völlig konsolidiert hat, ist es ein Bezugspunkt für Kubaner und Ausländer, die sich am Treffen beteiligen wollen", führte er aus und sagte, dass mehr als 300.000 Touristen nach Kuba gekommen seien, um in den Genuss der zweiten Auflage von Habanarte zu kommen.
Auf die Qualität des Festivals eingehend, machte Rojas noch eine interessante Bemerkung darüber, dass die Einnahmen in die künstlerische Ausbildung reinvestiert würden, die sich allgemeiner Wertschätzung erfreue und solch herausragende Ergebnisse auf der Insel erzielt habe.
Am Festival beteiligten sich fast eintausend erstklassige Künstler und erfolgreiche Gruppen, die Konzerte, Ausstellungen, Filmzyklen, Inszenierungen und Buchpräsentationen gestalteten.
Die Eröffnung im Nationaltheater oblag dem venezolanischen Orchester Dimensión Latina, in einer Show unter der Regie von Isaac Delgado (links), Foto: Trabajadores |
Carlos Tendler und Mariana Aguilar, Mitglieder des Projekts Tik, Foto: Casa de las Americas |
Carlos Luis González und Yuliet Cruz in der Inszenierung von Mecanica, unter der Regie von Carlos Celdrán, Foto: La Jiribilla |
Drei schwarze Schauspielerinnen vereinen sich in einer neuen Version der Vagina Monologe: (vlnr) Yordanka Ariosa, Linnett Hernández und Montse Duany, Foto: Cubaescena |
Der dichtgedrängte Zeitplan machte die Stärke der kubanischen Musik bei Tanzveranstaltungen, Konzerten der Trova und der Liedermacher deutlich. So bedeutende Vertreter wie Los Van Van, Manolito Simonet y Su Trabuco, Isaac Delgado, Will Campa, die Gruppe Miel con Limón, 23 Rockgruppen, Harold López Nussa, Eliades Ochoa sowie das Nationale Sinfonieorchester waren Teil des Programms. Es gab auch Auftritte des Balletts von Camagüey, des Nationalen Folklore-Ensembles, des Spanischen Balletts Kubas und der Kompagnie Rosario Cardenas. Die von Carlos Cremata geleitete Kindertheatergruppe Colmenita stellte eine Zusammenschau ihrer besten Momente vor.
Eine weitere erfolgreiche Aufführung war und ist Mecánica von Srgus Teatro, unter der Leitung von Carlos Celdrán und mit ausgezeichneten schauspielerischen Leistungen von Carlos Luis González, Yuliet Cruz, José Luis Hidalgo, Waldo Franco, Yailin Coppola und Rachel Pastor.
Celdrán nimmt für den Dialog mit der Gegenwart wieder einmal Bezug auf klassische Texte und inszenierte Mecánica, von Abel González Melo, seine Version von Ibsons Nora oder ein Puppenheim aus einer eher ungewöhnlichen Perspektive geschrieben, da die Rollen vertauscht sind.
Im Film-Kulturzentrum Fresa y Chocolate fand die Präsentation mehrerer dem Filmschaffen gewidmeter Bücher statt, nach denen in Kuba eine große Nachfrage besteht: Fernando Pérez, Cine, ciudades e intertextos (Fernando Pérez, Film, Städte und Zwischentexte) von Luis Álvarez und Armando Pérez, Cultura, cine y ser humano: una mirada a Humberto Solás (Kultur Film und Mensch: ein Blick auf Humberto Solás) von Freddy Varona und Mireya V. Rodríguez; und Coordenadas de Cine Cubano III (Koordinaten des kubanischen Films III), von mehreren Autoren, sowie in Bellas Artes Conversación con Tomás Sánchez (Gespräch mit Tomás Sánchez) des Kritikers Davis Mateo.
Die bildenden Künste behaupteten ihre herausragende Rolle in der Hauptstadt: Post-it, ein Wettbewerb und Salon für junge Künstler in Galerias Galeano, Collage Habana und ARTIS 718; Èchame a mi culpa (gib die Schuld mir), in der Galerie La Acacia; Presente Continuo (Fortlaufende Gegenwart), in der Galerie Servando; sowie die Kollektivausstellung Pintura Fresca II (Frische Farbe II) in Galería Habana und Paisaje irreverente (Respektlose Landschaft), im Provinzzentrum für bildende Kunst und Design.
Erstmalig waren bei Habanart auch internationale Künstler und Ensembles vertreten wie CJ Ramone, der ehemalige Bassist der legendären Punkband Los Ramones (der das Festival mit einem Konzert in den Gärten der Casa del ALBA abschloss), das venezolanische Orchester Dimension Latina (das zusammen mit den Orchestern von Issac Delgado und Alberto Álvarez für die Eröffnung im Avellaneda Saal des Nationaltheaters verantwortlich war) und das Duo Tik aus Argentinien, dem Carlos Tendler und Mariana Aguilar angehören und das seinen Namen einer gleichnamigen Kurzgeschichte von Eduardo Galeano verdankt, der das Wort tik benutzt, das in der Maya-Sprache „wir“ bedeutet. Sie traten zusammen mit kubanischen Musikern in der Casa de las Americas auf.
Habanarte 2015 zeigte an zehn Tagen das enorme Potenzial der kubanischen Kultur. Es war ein ideales Fest zum Ausklang des Sommers.
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Mireya Castañeda
Granma Internacional, 15.10.2015