Ansprache des Comandante en Jefe, Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Präsident des Staats- und Ministerrates, während der Veranstaltung zur Verleihung der Medaille "José Bonifacio", im Grad des Großen Offiziers, an der Universität von Rio de Janeiro, Brasilien.
Aula Magna der Universität von Rio de Janeiro |
Persönlichkeiten des Bundesstaates und der Stadt;
Rektoren;
Professoren;
Studenten;
Arbeiter;
Freunde Kubas:
Sie haben mich mit sovielen Ehren überhäuft, so weit über das hinaus, was ich tatsächlich verdiene. Ich sehe darin nichts weiter als einen großen Geist der Solidarität und der Großzügigkeit.
Sie waren ungeduldig, daß ich einige Worte sage - sagt jemand hier -. Der einzige, der nicht ungeduldig war, war ich (Lachen und Beifall).
Ich stand oft auf Rednertribünen, aber selten, vielleicht niemals, sah ich mich vor einer so schwierigen Aufgabe. Es gab meinerseits sogar ein Versprechen, nicht länger als zwei Stunden zu reden (Lachen), und glauben Sie mir, ich werde versuchen, das Versprechen zu halten (Lachen und Ausrufe).
Sehen Sie, Sie haben mir so viele Dinge empfohlen, Sie haben mich an viele Momente und Episoden dieser Jahre erinnert, und wenn ich mich von den Erinnerungen leiten lasse, dann würde ich die Rede, was weiß ich, um viele Stunden verlängern. Ich denke, es ist besser, wenn ich mich auf einige wenige Themen konzentriere. Außerdem beabsichtige ich, die Einladung der Delegierten aller Studenten Brasiliens anzunehmen, mich morgen mit ihnen zu treffen.
Ich kann Ihnen nicht alles sagen, was ich an den beiden Orten sagen müßte. Es ist besser, die Rede zu teilen, sonst wäre sie zu lang. Ich mußte über das Thema entscheiden, und in Anbetracht dessen, daß wir uns hier in Rio befinden und daß vor kurzer Zeit die Konferenz stattgefunden hat, ist es meine Pflicht, einige Eindrücke darüber abzugeben. Jedoch nur über einen Teil der Konferenz, wenn man dies so will. Selbstverständlich war es für mich nicht leicht.
Wir sind der Dämon (Lachen), Kuba ist ein Inferno (Lachen). Das haben unsere Nachbarn aus vom Norden so oft, so viele Millionen Male, gesagt...Auch wenn es falsch wäre, von unseren Nachbarn aus dem Norden zu sprechen, denn es wäre besser, von unseren Gegnern unter den Nachbarn aus Norden zu sprechen, Nachbarn, die man jahrelang betrogen hat. Das US-amerikanische Volk trägt keine Schuld an den vielen historischen Verbrechen, die dieses Imperium begangen hat, sogar bevor es den Status eines Imperiums bekam. Aus Prinzip haben wir niemals das US-amerikanische Volk beschuldigt. Dabei können wir an jene berühmte Aussage von Lincoln erinnern, die lautet: Es ist möglich, das ganze Volk eine gewisse Zeit zu betrügen oder einen gewissen Teil des Volkes die ganze Zeit zu betrügen, aber es ist nicht möglich, das ganze Volk die ganze Zeit über zu betrügen (Beifall). Wir könnten sagen, daß in der globalisierten Welt von heute auch die Lüge globalisiert worden ist (Beifall). Wir könnten das gleiche sagen: Es ist möglich, einen Teil der Welt die ganze Zeit zu betrügen oder die ganze Welt eine gewisse Zeit zu betrügen. Aber Sie haben heute hier bewiesen, daß es nicht möglich ist, die ganze Welt die ganze Zeit über zu betrügen (Beifall). Das bedeutet den Beginn der globalen Wahrheit und den Beginn des globalen Sieges.
Ich lese jeden Tag die Nachrichten, viele Nachrichten, 200, 300, es ist eine alte Angewohnheit. Ich weiß alles, was auf der Welt gesagt wird, und sogar einen Teil davon, was auf der Welt geschieht. Man eignet sich die Fähigkeit an, jede auf der Welt gesagte Lüge zu kennen und zu wissen, wieviele Wahrheiten verschleiert werden und welches die Mechanismen dafür sind.
Oftmals finden wir beim Lesen der Nachrichten zunächst einen Titel und lesen daraufhin den Inhalt, der jedoch nichts mit dem Titel zu tun hat. Das sind Methoden zur Manipulation von Nachrichten, so daß zum Beispiel in allen Zeitungen der Welt jener Titel und dann ein anderer Text herausgegeben wird.
Es besteht auch die Tatsache, daß es viele Leute auf der Welt gibt, die nur den Titel der Nachrichten und nichts weiter lesen. Es ist traurig, aber wahr.
In unserer Welt ist die Gewohnheit des Lesens zurückgegangen. Es gibt andere seriöse Massenmedien, die Ideen verbreiten, nämlich zuerst der Rundfunk und dann das Fernsehen. Aber sie haben sich gleichfalls globalisiert. Es gibt große Ketten, die ihre Nachrichten über einflußreiche audiovisuelle Medien auf der ganzen Welt verbreiten, und der größte Teil davon befindet sich in den Händen unserer Nachbarn aus dem Norden. Sie besitzen die Mehrheit der Massenmedien und der Kommunikationsmittel und fast alle Satelliten, die eines Tages die Sonne verdecken werden (Lachen). Sie besitzen die mächtigste Filmindustrie und die mächtigste Video- und Fernsehserienindustrie.
Einige haben dieses Phänomen analysiert und wir müssen uns dessen bewußt sein. Welches von unseren Ländern kann 300 Millionen Dollar für einen einzigen Film ausgeben, seine Kosten innerhalb der USA wiedereinspielen und, nachdem man mit dem Film viel Geld gemacht hat, ihn zum beliebigen Preis auf der Welt vertreiben?
Man kennt die Statistiken über den Prozentanteil US-amerikanischer Filme an den von den Lateinamerikanern konsumierten Filmen, den Prozentanteil der US-Fernsehserien und den Prozentanteil der US-Videofilme auf dem Weltmarkt. Es gibt Länder in dieser Hemisphäre, in denen 90% der ausgestrahlten Kino- oder Fernsehfilme US-amerikanischer Herkunft sind. All dies wird mit kommerziellem Geist erarbeitet oder gestaltet und dient dazu, das zu verbreiten, was wir als die schlimmsten Ansammlungen der Gesellschaft jenes Landes bezeichnen könnten, wie zum Beispiel Gewalt. Ich glaube, ich habe einmal gelesen, daß 65% des Inhaltes dieser Filme mit Gewalt zu tun hat. Kein anderes Land der Welt produziert Kino-, Fernsehfilme und ähnliches mit so viel Gewalt, Sex und Extravaganz (Beifall). Und mit all dem, was sie mit vorwiegend kommerziellem Geist produzieren, vergiften, verwirren und betrügen sie einen großen Teil der Welt. Vielleicht ist das eines der ernstesten Probleme, die wir heutzutage haben.
Ein 300 Millionen Dollar-Film erzielt seine Einnahmen nicht nur durch die Ausstrahlung, sondern er wird zudem mit Werbeprogrammen oder dem Warenverkauf verbunden, so daß einige von diesen Filmen Einnahmen von mehr als einer Milliarde Dollar erzielen. Sie haben alles vermischt. Die großen Unternehmen der Kommunikations- und Filmbranche und ähnlicher Bereiche verfolgen das Ziel, sich zusammenzuschließen.
Es ist nicht so, daß wir behaupten wollten, daß es nicht einige gute oder sehr gute Produktionen gäbe, aber es fällt uns schwer, die Filme auszuwählen, die in unseren Kinos oder im Fernsehen gezeigt werden. Jede Woche sind zwei oder drei Filme zu zeigen.
Europa, das vor 30 oder 35 Jahren noch gute Filme produzierte, produziert solche von Ausnahmen abgesehen heute nicht mehr, da es von der kulturellen Aggression der USA praktisch zerschmettert worden ist.
Es gibt einige Länder wie Großbritannien, wo fast 80% des ausgestrahlten Materials US-amerikanischer Herkunft ist. Andere gebildete europäische Länder beziehen durchschnittlich 70%, 65% oder vielleicht etwas über 60% Filmmaterial US-amerikanischer Herkunft. Vielleicht ist Frankreich als Ausnahme das einzige Land, das weniger als 50% US-amerikanisches Material erhält. Das Land versucht, seine Kultur vor dieser Invasion zu retten, und allem Anschein nach zeigt es dabei ein besonderes Bemühen.
Während eines vor einigen Monaten stattgefundenen Kongresses der kubanischen Schriftsteller und Künstler, den wir als Kulturkongreß bezeichnen könnten, war die kulturelle Aggression, der Lateinamerika und die Welt ausgesetzt sind, das Hauptthema der Hunderten von dort anwesenden Delegierten. Dieses ganze Material dient einer Ideologie und einem Konsummodell, das im Falle seiner Durchsetzung wirklich das Ende der Geschichte beschleunigen würde. Damit ist aber nicht das Ende der Geschichte gemeint, von dem einige Euphoriker nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers gesprochen haben. Das Ende der Geschichte stellt in diesem Fall den Punkt dar, zu dem uns der Weg führen würde, den die Welt heutzutage beschreitet, nämlich der Weg der Konsumgesellschaft.
Jemand sprach davon, wieviele Verhungerte es gebe - ich glaube, es war der Präsident der Versammlung - und wieviele arme Menschen es gebe. Es gibt wirklich viele Angaben darüber. Es sind nicht Hunderte von Millionen, sondern Milliarden. 80% der Weltbevölkerung ist heute arm, ohne die Chinesen einzuschließen, die zwar arm sind, jedoch jeden Tag zu essen haben und über Kleidung, Schuhe, Wohnungen, medizinische Betreuung und Bildung verfügen, obwohl es nicht einfach ist, Chinesisch zu lernen (Beifall). Ich habe die Theorie, daß die Chinesen sehr intelligent sind und überall die Gewinner in fast allen Wissenswettbewerben in Mathematik und Physik stellen, weil ihre Intelligenz beim Lernen der Sprache entwickelt wird (Lachen).
Venezuela, ein Bruderland, hatte einmal die gute Idee, ein Ministerium zu schaffen, das Ministerium der Intelligenz genannt wurde. Viele lachten über das Ministerium und den Minister. Ich glaube, ich gehörte zu den wenigen auf der Welt, die über keinen von beiden lachten. Ich hatte sogar die Möglichkeit, mich mit ihm über einige seiner Theorien zu unterhalten, die besagten, daß sich die Intelligenz in den ersten Lebensjahren während eines bestimmten Zeitraums entwickele. Es gibt sogar einige Forscher, die Techniken entwickeln, um den Intelligenzkoeffizient zu erhöhen, weil diese Wesen, die wir sind, eine keineswegs belanglose Denkfähigkeit besitzen. Zumindest ist das Gerät in unseren Köpfen installiert, doch man sagt, daß der Mensch nur 10% oder 12% seiner intellektuellen Kapazität nutzt. Und die durchgeführten Tests haben offensichtlich nachgewiesen, daß bestimmte Lehrmethoden dabei helfen, 15% oder 16% und sogar mehr zu nutzen.
Hoffentlich kommt es zu dem Tag, und wehe den Schwindlern, wehe den Lügnern, wehe den Ausbeutern, wenn der Tag kommt, an dem der Mensch 50% seiner Intelligenz benutzen kann! (Beifall).
Wir wissen - und es ist kein Sakrileg, es zu sagen -, daß wir ein Produkt der natürlichen Evolution sind. Dies wurde gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts entdeckt, vor ungefähr 150 Jahren, und es war eine sehr umstrittene Theorie, es gab viele Kritiken. Aber ich sage, daß es nicht gotteslästerisch ist, denn ich habe vor kurzem gelesen, daß Papst Johannes Paul II erklärte, daß die Entwicklungslehre nicht unvereinbar sei mit der Doktrin der Schöpfung. Ich glaube, daß alle, ob gläubig oder nicht, diese Realität akzeptieren. Der Mensch kann sich jedoch nicht in der gleichen Art und Weise weiter entwickeln, wie er es Hunderttausende von Jahren getan hat. Der große Reichtum in der Zukunft des menschlichen Verstandes besteht im enormen Intelligenzpotential genetischer Veranlagung, das wir nicht nutzen können. Hier ist das, worüber wir verfügen, und dort ist die Zukunft, und wenn man so viele wunderbare Sachen sieht wie diese Telefone, die überall auftauchen, wobei wir nur einen Teil der potentiellen Intelligenz dafür nutzen... (Lachen und Beifall).
Vor meiner Abreise nach Rio versuchte ich, eine Rede zu schreiben, denn es wurde mir gesagt: "Man verfügt über fünf Minuten zum Reden" - ich hätte beinahe geschrieben: "Herr Präsident, Ihre Exzellenzen, guten Morgen, vielen Dank" (Lachen und Beifall) -, und ich sammelte viele Angaben und Unterlagen, wobei Sie sich nicht vorstellen können, wieviele Unterlagen man immer dann zusammenbringen muß, wenn eine solche Konferenz stattfindet. Es geht nicht darum, einen talentierten Kollegen zu suchen, der eine Rede schreibt. Wenn derjenige, der die Rede hält, nicht weiß, wovon sie handelt, dann wird er nicht einmal in der Lage sein, eine Idee zu verfechten.
Außerdem laufe ich nicht mit einem solchen Telefon herum - ich habe diese Apparate nie verwendet -, denn man muß die Nerven schonen, weil es zu jeder Zeit klingelt, in jedem Augenblick. Man sagt, es gibt einige, die vibrieren. Ich kenne mich da nicht aus, nur hier, ab und zu....Gestern, während ich durch die Straßen fuhr, als wir uns in Richtung des Hotels bewegten, in dem unser Freund, der herausragende venezolanische Präsident Hugo Chávez, untergebracht ist, setzte sich unser Minister mit den Kollegen in Kuba in Verbindung. Er nahm den kleinen Apparat und man konnte viel besser hören, als wenn ich sie von Havanna aus in ihren Büros anrufe (Lachen).
Unglaublich! Ich war da und mußte plötzlich ganz schnell einen Befehlsstand herrichten, weil ich feststellte, daß wir über einige Unterlagen nicht verfügten, wie zum Beispiel den genauen Text der am 24. April von der NATO verabschiedeten Dokumente, die uns sehr interessierten. Zum Glück hatten wir sie vorher von unserem Botschafter bei den Vereinten Nationen erbeten, der dort eine Schlacht um die Formulierungen lieferte, die diskutiert wurden, um eine politische Lösung des Konflikts in Jugoslawien zu erreichen. Er hatte diese Dokumente geschickt, aber sie landeten in einem Haufen mit anderen Papieren, die mit diesem Gipfel und anderen Projekten zu tun hatten, so daß ich sie nicht zur Hand hatte. Man mußte das Büro im Staatsrat, das Außenministerium, unseren Minister sowie unseren Botschafter hier in Rio de Janeiro und noch einige andere Stellen anrufen, um verschiedene Angaben und dieses oder jenes Papier zusammenzubekommen, denn es handelte sich selbstverständlich nicht nur um ein einziges Dokument und wir verfügten über kaum 48 Stunden. Dank einem von diesen Telefonen erhielt der Direktor des Zentrums für Weltwirtschaftsforschung, der hier bei uns ist, in der letzten Minute einen Teil der Papiere. Ich bitte ihn: Lies sie sorgfältig - ich hatte keine Zeit, alle zu lesen -, unterstreich die Themen, die mit dieser und jener Frage zu tun haben. Es waren 60 Seiten.
Es gab andere Dokumente über verschiedene Themen mit einem Umfang von weiteren etwa 60 Seiten. Gleichzeitig mußten unzählige Unterlagen, frühere Reden oder Redeentwürfe ins Englische und in andere Sprachen übersetzt werden und man mußte überprüfen, wieviele Exemplare es in den verschiedenen Sprachen gab und wieviele noch fehlten. Sollten wir nämlich zum Beispiel zu dieser Kundgebung an der Universität gehen, mußten einige von diesen Dokumenten verteilt werden, um bestimmte Themen nicht wiederholen zu müssen und um den Teilnehmern ergänzende Anhaltspunkte in schriftlicher Form zu übergeben.
Wir übersetzten einige dieser Dokumente in bis zu acht Sprachen: Ins Spanische, die Mehrheit selbstverständlich ins Englische, weil diese Sprache überall am meisten benutzt wird, aber auch ins Deutsche, ins Italienische, ins Russische und diesmal besonders ins Portugiesische. Ich frage: Wenn wir nach Brasilien fliegen, wieviele Kopien nehmen wir mit? Es ist das Land, wo die Konferenz stattfinden wird.
Wir sorgen nicht nur dafür, daß die Dokumente übersetzt werden, sondern auch dafür, daß sie gut übersetzt werden, damit sie in der Sprache des Landes verstanden werden können, in dem sie gelesen werden.
Ich habe durch Zufall erfahren, daß das Portugiesisch aus Brasilien anders ist als das aus Portugal und daß es zwischen Brasilianern und Portugiesen einen Krieg der Sprache gibt. Ich sage: Nennt mir ein Beispiel. Man antwortet mir: Na ja, zum Beispiel "facto". In Portugal sagt man "facto", genauso mit einem "c" vor dem "t", und in Brasilien sagt man "fato", und so ist es bei vielen Wörtern. Ich wollte nicht, daß sich die Brasilianer wegen einer portugiesischen Übersetzung beleidigt fühlen (Lachen), obwohl ich glaube, daß Sie verstehen, nicht wahr? Wenn Sie einen portugiesischen Roman lesen, verstehen Sie ihn ausgezeichnet, oder? Aber Ihnen gefällt es nicht, wenn die Wörter verwechselt werden, nicht wahr? Gut, sogar auf dieses Detail mußte man aufpassen. Ich rief den Dolmetscher, der mit mir reist, und fragte ihn: Kannst Du alles verstehen? - er ist der Portugiesisch-Dolmetscher. In welche der beiden portugiesischen Sprachen ist diese Übersetzung gemacht worden? (Lachen). Es kann sein, daß in unserem Übersetzungsbüro, das über sehr gute Übersetzer mit ihrem jeweils eigenen Stil und über Korrektoren verfügt, ins Portugiesische aus Portugal übersetzt wurde, und der Dolmetscher, der bei mir ist, kümmert sich darum, das Portugiesische aus Portugal ins Portugiesische aus Brasilien zu übersetzen. Ich frage ihn: Bist Du sicher, daß man das dort versteht und daß wir die Brasilianer damit nicht beleidigen? (Lachen). Er sagt: Nein, nein, es ist gut verständlich (Beifall).
Ich nenne dies als Beispiel für die Arbeiten, die man erledigen muß. Aber ich kann Ihnen versichern, daß am Samstag, dem 27. Juni, zwischen 16.00 und 24.00 Uhr Hunderte von Seiten durchgesehen wurden, um viele Angaben und Materialien zu prüfen.
Auf dem Flug von Havanna nach Rio de Janeiro - man sagte, daß er acht Stunden dauern würde, und ich habe festgestellt, daß er eigentlich eine Stunde dauert - habe ich mich nach dem Start zum Direktor des Zentrums für Weltwirtschaftsforschung gesetzt und wir haben acht Stunden lang gearbeitet und diskutiert. Wie ein Schüler am Ende des Kurses habe ich unzählige Sachen durchgelesen, die an den vorherigen Tagen unterstrichen worden waren und die ich durchsehen sollte. Er gab sich Mühe, um die Erklärung des Gipfels zu verstehen, die hier in Rio diskutiert wurde, ein Dokument mit über 60 Abschnitten über politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen. Von hier aus wurden wir in Kuba oder im Flugzeug darüber benachrichtigt, daß man an einem bestimmten Punkt mit der Diskussion dieser und jener Frage nicht vorankam. Wir fragten sie: Gut, und was gibt es soweit? Sie antworteten uns: Na ja, bis jetzt wurden nur diese und jene Frage akzeptiert und das Dokument wurde nur bis zur Hälfte diskutiert. Das war in der Nacht von Samstag auf Sonntag, als die Sitzung der Außenminister stattfand und es Meinungsverschiedenheiten zwischen Europa und Lateinamerika bei einigen Fragen gab. Man mußte all die Punkte kennen, bei denen die Meinungen nicht übereinstimmten.
Ich frage: Was ist als letztes eingetroffen? Nur ein Viertel der Dokumente war angekommen und es mußte weiter gearbeitet werden, um herauszufinden, über welche Fragen man sich geeinigt hatte und über welche nicht. Es gab überall Klammern bei den Fragen, bei denen es noch zu keiner Einigung gekommen war. Und eine Frage, um die ich mir außerordentlich viele Sorgen machte, war die Tatsache, daß die europäische Seite von der UN-Charta nichts hören wollte. Sie wollten weder über das Prinzip der Nichteinmischung noch über die Selbstbestimmung oder die Souveränität sprechen. Eine solche Haltung mußte logischerweise große Besorgnis erregen, denn wir wissen alles, was dahinter steckt.
So haben sie bis in die Nacht hinein diskutiert. Es gab sogar einen Abschnitt, in dem das Helms-Burton-Gesetz bei vollem Namen erwähnt wurde. Dies war das Ergebnis des Kampfes der kubanischen Delegation und anderer Länder, damit es bei vollem Namen erwähnt wurde.
Es gab noch viele offene Fragen, aber selbstverständlich konnten wir all die Zeit aufholen, die wir brauchten. Dies war dank dieses Kommunikationsmittels möglich, durch das wir uns mit sechs oder sieben verschiedenen Punkten in Verbindung setzen und simultan abstimmen konnten, wodurch die Kräfte vervielfacht werden.
Ich erzählte Ihnen von der kulturellen Invasion, die eine Realität darstellt. Sie wollen uns eine Pseudokultur aufzwingen, oder besser gesagt, eine falsche und unerträgliche Einheitskultur. Als Beispiel für das, was geschieht, habe ich vor einigen Tagen gelesen, daß jedes Jahr 100 von den rund 6.000 Sprachen oder Dialekten - das sind auch Sprachen -, die es noch auf der Welt gibt, verschwinden, einhundert pro Jahr! Es sind bereits einige Tausend verschwunden, aber es war vor allem bitter, daran zu denken, daß in zwanzig Jahren noch weitere 2.000 verschwunden sein würden. Auf diese Weise kann es passieren, daß nur eine Sprache übrig bleibt, nämlich die englische. Leider Gottes und aufgrund meiner Nachbarn habe ich bereits in meiner Abiturzeit und an der Universität ein bißchen Englisch gelernt, genauso wie beim Versuch, in dieser Sprache zu lesen. Nach und nach habe ich alles vergessen, da ich viel in Spanisch sprechen mußte und obwohl ich versucht habe, mein Englisch mit Wörterbüchern, Heften und Notizen sowie auch mit der Lektüre einer lehrreichen und angenehmen Biographie von Lincoln aufzufrischen, weil die bekannten Themen einfacher zu übersetzen sind. Ich gab mir Mühe, bis ich mich dazu entschloß, es aufzugeben und etwas besser Spanisch zu lernen (Beifall).
Womit steht dies im Zusammenhang? Mit einer kolossalen Ideenschlacht. Wenn die größte imperialistische Macht, die es je gegeben hat, das Monopol über die Massenmedien innehat, ist es unsere Pflicht, die Kulturen zu verteidigen, und es ist unsere Pflicht, die Ideen zu verbreiten. Die Ideen müssen verbreitet und auf der ganzen Welt fortgepflanzt werden (Beifall).
Deshalb sagte ich Ihnen, daß es ermutigend war, was ich heute nachmittag gesehen habe und was ich am heutigen Vormittag bei der Einweihung eines Familienarzt-Baukomplexes in Niteroi - sie haben schon 16 solcher Einrichtungen und sind bestrebt, diese Zahl auf 30 zu erhöhen - oder dort bei unserem Besuch in dem von Niemeyer gestaltenen Museum gesehen habe. Und es war eine große Ehre, daß er dabei war, und zwar jünger und strahlender als sieben oder acht Jahre zuvor. Es war eine großartige Ehre für mich, meine Hand auf seinen Schultern legen zu können.
Ich sehe nach und nach viele Dinge an vielen Orten, sehr interessante Dinge. Ich war in Venezuela. Ich glaube, man hat dort einige Broschüren über die Ansprache in Venezuela verteilt, die lang war. Doch es gab viele Themen, die ich nicht zu wiederholen brauche. Diejenige, die an diesem Material interessiert sind, können in dieser Rede einige Dinge in bezug auf Gedanken von Bolívar und Martí und auf eine neue Etappe finden, die in einem Land angebrochen ist, das eine sehr wichtige Rolle in der Geschichte dieser Hemisphäre spielte, denn von da ging der noble Traum von einer lateinamerikanischen Integration aus, und zwar in einer Zeit, in der die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten noch nicht existierten und man drei Monate brauchte, um sich zu Pferd von Caracas nach Lima zu begeben. Ein anderer, der von der Integration träumte, war Martí. Dort vereinten sich symbolisch die Gedanken von Martí und Bolívar. Martí war ein großer Verehrer von Bolívar und immer ein großer Anhänger desselben gewesen.
Darum handelte es sich und man mußte viel reden, und zwar über die Themen der Welt, die Privilegien, die sich die Supermacht des Norden vorbehalten hat, und ihre Ausplünderungsformen. So kauft sie heutzutage überall alles mit den von ihr ausgegebenen Banknoten, während man es damals mit Gold oder Scheinen, deren entsprechender Wert in Gold gesichert war, aufwiegen mußte, und dies bis zu dem Tag, an dem sie mit den Bretton Woods-Normen brachen und einseitig die Umwandlung des Papiergeldes in Gold einstellten, wobei sie das Gold in Papiergeld verwandelten. Von den Reserven, über die sie am Ende des Zweiten Weltkrieges verfügten, also 80% des weltweiten Goldes, blieb ihnen nach dem Abenteuer in Vietnam nur ein Drittel übrig.
Sie behielten den Goldpreis bei einem festen Preis von 35 Dollar pro Troi-Unze bei, kauften bei einem Überschuß auf dem Markt und verkauften beim einem Mangel. Als die USA den Goldstandard einstellten und damit die Mechanismen zur Stabilisierung der Währungen aussetzten, kam es zu einer kolossalen Explosion des Goldpreises. Der Wert des Goldes, das noch in ihren Reserven übrigblieb, stieg um mehr als das Zehnfache. Die Weltwirtschaft wurde somit ungestraft betrogen. Die Währungen waren bis zu diesem Zeitpunkt ziemlich stabil gewesen. Das riesige Spekulationsgeschäft, bei dem die Spekulationsoperationen mit den Währungen heutzutage täglich eine Billion Dollar umfassen, war noch nicht entstanden. Dieses ungewöhnliche und neue Phänomen läßt den Abgrund erkennen, auf den sich die bestehende Weltwirtschaftsordnung zubewegt, oder die Ränder desselben, nahe am Abgrund. Das ist etwas Untragbares, ja, etwas Untragbares. Wir müssen verstehen, daß wir mit einer Welt konfrontiert sind, in der die Ereignisse schneller vonstattengehen als das Bewußtheit dessen, wie untragbar diese Welt ist, und der dringenden und unvermeidlichen Notwendigkeit, diese Weltordnung durch eine andere zu ersetzen, wenn die Menschheit überleben möchte (Beifall).
Man muß Gedanken säen, viele Gedanken. Was machen wir, die wir über keine großen Medienketten verfügen? Wir benutzen zum Teil auch ihre elektronischen Massenmedien. Doch, es gibt zum Beispiel - und ich habe es noch nicht erwähnt- das Internet, doch es ist schwierig, den Ländern der Dritten Welt mittels Internet Ideen zu vermitteln. Warum? Weil beispielsweise nur 2% der Lateinamerikaner Zugang zum Internet haben, während dagegen die Zahl der US-Amerikaner mit Zugang zu diesem Computernetz 70 oder 75% ausmacht.
Na gut, das Internet würde uns nicht von Nutzen dafür sein, um Ihnen Gedanken oder Botschaften zu übermitteln, doch es dient zumindest dazu, um denjenigen, die Zugang zum Internet haben, Botschaften, Gedanken, Überlegungen und Argumentationen darüber zu übermitteln, wie verrückt, zerbrechlich und unhaltbar die Welt ist, in der sie leben. Die Botschaften müssen nicht nur an die Opfer gerichtet sein, sondern auch an die Täter (Beifall). Dies geschieht in der Hoffnung, daß es viele Menschen gibt, die denken, aber noch nie auf Argumente gestoßen sind, abseits von denjenigen, die sie im Kino und im Fernsehen vermittelt bekommen und in ihren Zeitungen lesen, also in Medien, die alle Instrumente sind, die einem Wirtschafts- und Sozialsystem der Ausbeutung und der Beherrschung dienen. Und mit allen diesen Medien und mittels derselben erobern die verdorbene Ideologie und die Lügen des Imperialismus die Welt.
Wir haben viele Beweise, denn viele Personen besuchen uns in Kuba und kennen unser bescheidenes Land, seine Opfer und seine Beschränkungen, und dies besonders in diesen Zeiten der sogenannten Sonderperiode nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers, als wir einer doppelten Blockade ausgesetzt wurden: wir verloren die Märkte und die gesicherten Lieferungen von Produkten, die nicht in anderen Orten zu erwerben waren, weil man sie uns nicht verkaufte. All dies verschwand. Die Blockade verschärfte sich durch den Opportunismus, der dieses große Imperium kennzeichnet, als ob es sagen würde: Es ist die Zeit gekommen, diese Unverschämten wie Zecken zu zertreten, die auf dieser kleinen Insel leben, die uns gehören sollte, von der wir 200 Jahre lang geträumt haben und die es wagten, uns durch ihre Rebellion gegen die Dogmen des Imperiums und gegen die dort herrschende neokoloniale Ordnung den Respekt zu versagen.
Es sind 40 Jahre vergangen und sie bestehen immer noch darauf. Doch je mehr Jahre vergehen, desto mehr wundern sie sich. Sicher denken sie folgendes: Das sind bestimmt Zecken einer besonderen Art. Aber nein, wir sind genauso wie die anderen Zecken, wir haben uns nur in Zecken mit Bewußtsein verwandelt. Dies ist die einzige Entwicklung, die in unserem Land stattgefunden hat (Beifall). Mit diesem Bewußtsein versehen haben wir uns diese ganze Zeit über verteidigt, und zwar vor allem, als wir allein geblieben sind, was sich auf die Wirtschaftsbeziehungen zu den Hauptmärkten, die Kredit- und Versorgungsquellen und den Ausschluß aus allen internationalen Finanzinstitutionen bezieht.
Ich glaube, wir haben dort in Kuba gelegentlich von einer Institution namens Internationaler Währungsfonds gehört, aber es ist schon so lange her, daß wir ihre Abkürzungszeichen fast vergessen haben. Auch haben wir von der Existenz einer Interamerikanischen Entwicklungsbank gehört, doch ich weiß nicht exakt, wie diese heißt, denn wir haben die Abkürzungszeichen vergessen. Eine weitere heißt Weltbank. Wir fragen: Was ist das? Man sagt uns: Also, es gibt eine Weltbank. Doch, eine Weltbank. Wir fragen: Und wo befindet sich diese Bank? Obwohl wir sehr gut wissen, wo sie sich befindet und was sie ist, haben einige von uns, die große Mehrheit der Kubaner, zum Glück noch nicht viel vom Internationalen Währungsfonds und der Weltbank gehört (Beifall). Es ist unglaublich, denn wir haben gelernt, ohne den IWF, die Weltbank, die Interamerikanische Entwicklungsbank und ohne die Kredite zu leben, über die viel geredet wird, also ohne Exportkredite etc., wobei wir für jegliche Anleihe, die immer kurzfristig ist, Zinsen bezahlen, die das Doppelte der von anderen Ländern bezahlten Beträge ausmachen können, denn aufgrund so vieler Blockaden und so vieler Gesetze wie das Torricelli- und Helms-Burton-Gesetz und zudem aufgrund einer großen Anzahl von Gesetzesänderungen, die man überhaupt nicht kennt, nützen viele die Situation aus, um von uns für alles einen höheren Preis zu verlangen.
In bezug auf das Haushaltsgesetz der USA - es hat 5.000 Seiten - kommt es ab und zu vor, daß viele Abgeordnete, von denen einige sogar eine freundliche Haltung gegenüber Kuba einnehmen, uns plötzlich eine Botschaft schicken, wenn sie sich mit diesem Gesetz befassen und unter Druck stehen, um sich zu entschuldigen, da sie nicht bemerkten, daß es einen Absatz des Gesetzes gab, der so und so lautet und eine neue Maßnahme zur Verschärfung der Blockade darstellt. Viele Kongreßabgeordnete lesen nicht einmal die Gesetze! Wir könnten sagen, daß sie nicht einmal die Gesetze lesen, die sie im Kongreß der Vereinigten Staaten verabschieden. Es sind unzählige Lobbies, die bestimmen, denn es ist ein Geben und Nehmen: "Genehmige mir dieses Wort, das wichtig für meinen Bundesstaat ist, und ich billige dafür das, was dich interessiert." So geht es vonstatten, ein unaufhörlicher Austausch, und am Ende weiß niemand, aus was die Gesetze überhaupt bestehen (Beifall). Aus diesem Grund floriert der Jurastudiengang in diesem so demokratischen Land so sehr und so viele Anwälte finden eine Beschäftigung, denn es ist für einen Normalsterblichen fast unmöglich, diese Gesetze zu interpretieren. Ich stelle mir vor, daß ein Weiser aus dem alten Rom bei der einfachen Lektüre von nur einem Zehntel der in den USA verabschiedeten Gesetze verrückt geworden wäre, und so wie ihre Gesetze funktionieren auch ihre Richter und Gerichte.
In dieser äußerst perfekten und idealen Demokratie wissen alle, wieviel Geld am Vorabend des Wahlkampfes gesammelt wird, und sie haben während Wahlkämpfen sogar das Schlafzimmer von Abraham Lincoln vermietet, weil einige von bestimmten Genüssen träumen, Lincoln bewundern oder von ihm gehört haben, von dieser Persönlichkeit mit Bart, der Holzfäller, der Rechtsanwalt und Präsident wurde und dem es bestimmt war, die Zeiten nach einem großen Bürgerkrieg zu durchleben, der von Interessengegensätzen und Agrar- oder Industriesektoren geprägt war und zu einem Wandel in der Art der Sklaverei führte, der darin bestand, sie förmlich abzuschaffen, wobei das Leben der Sklaven genauso oder schlechter weiterging, weil diese grausam ausgebeuteten noblen Wesen, als sie eines Tages die Nachricht über ihre Befreiung erhielten, feststellten, daß keiner sich danach darum kümmern würde, daß sie sich ernähren oder ihre Gesundheit bewahren. Denn als sie nicht mehr im Besitz der Sklavenhalter waren, lag ihr Wert unter dem eines Pferdes oder eines Rindes, denn immer wenn ein Sklave starb, der in der berühmten Versteigerung erworben wurde, oder noch schlimmer, dessen Kinder, die als Sklaven geboren wurde, verloren die Eigentümer Kapital.
Das war die grausame und wahre Geschichte. In Kuba war es genauso. Die Sklaverei wurde 1886 abgeschafft, glaube ich, und wir haben eine historische Bestätigung dafür, daß die Sklaven, die zu scheinbar freien Arbeitern wurden, unter noch schlimmeren Bedingungen leben mußten, weil der Kapitalismus die Fortsetzung des Systems der Sklaverei unter anderen genauso unmenschlichen und unbarmherzigen Ausbeutungsbedingungen ist.
Es gibt noch viele Dinge zu sagen und viele Botschaften über alle Medien und in alle Richtungen zu schicken.
Sie dürfen versichert sein, daß, wenn es ihnen nicht an Argumenten und Mut fehlt, sie jede Schlacht - wo auch immer - schlagen können; in Gesprächen, Botschaften, Schriften, Reden, auf Rednertribünen und in Foren, überall sind die Wahrheiten auszusprechen, und dazu müssen wir uns selbst Klarheit verschaffen. Glücklicherweise haben wir sehen können, wie sich die Bewußtseinsbildung verstärkt und die Welt der Realitäten gewahr wird. Nach all den vernichtenden Schlägen, die die fortschrittliche und revolutionäre Bewegung einstecken mußte, sind viele nun bereits am Nachdenken und Überlegen.
Die Veränderungen sind ersichtlich, und wir tun alles, was wir können, um Ideen darzulegen. Und sollten dafür Abermillionen von Broschüren verbreitet werden müssen, so werden wir sie verbreiten. Häufig sind die Solidaritätsgruppen diejenigen, die sie drucken. Sie verkaufen einen Teil und benutzen den Erlös für eine weitere Ausgabe und so weiter und so fort. Man weiß nicht, wieviel überhaupt verbreitet wird. Und es handelt sich hierbei auch um gelenkte Raketen wie die, die auf Jugoslawien abgefeuert wurden, denn sie sind an bestimmte Personenkreise gerichtet, an Intellektuelle, hervorragende Persönlichkeiten, Leiter von Presseorganen, Parlamentarier, politische und gesellschaftliche Führungspersönlichkeiten. All jenen, die mit dem Schicksal ihrer Völker zu tun haben, lassen wir diese Ideen zukommen. Sind die Ideen klar, gerecht und objektiv, so sind in der Welt von heute ideale Bedingungen für ihre Verbreitung vorhanden. Wir dürfen uns nicht von der immensen Macht der Massenmedien, über die die jetzigen Herren der Welt verfügen, erdrücken lassen. (Beifall)
Die Bedeutung dieses Gipfels lag in der realen Tatsache, daß der Norden uns gänzlich zu verschlingen trachtet. Und wenn wir uns verschlingen lassen, wird man uns schneller verdauen, als jener Wal der Bibel den Propheten - Jonas, glaube ich, hieß er - verdauen konnte. Augenscheinlich dauerte es bei dem Wal eine Weile, und der Prophet konnte aus seinem Leib gezogen werden. Doch wenn wir nun alle von diesem Wal verschlungen werden, dann wird er wohl versuchen, uns in Stundenschnelle zu verdauen.
Sie können alles kaufen, wir sagten es bereits, und zwar auf Grund eines im Verlaufe dieses Jahrhunderts geschaffenen Mechanismus, dessen Anfänge nach dem ersten Weltkrieg einsetzten, als der Dollar begann, das Pfund Sterling als Reservewährung zu verdrängen und als sie, um die Kriegskosten zu bestreiten, die Schatzanweisungen mit einem bestimmten Zinssatz erfanden; und als sie überhaupt nicht damit gerechnet hatten, waren sie in eine schwere Krise geraten, die von 1929 bis 1940 anhielt, und sie sind nicht dagegen gefeit, daß es ihnen noch einmal so ergeht.
Die ganze Zeit verwenden sie darauf zu erfinden, was zu tun ist, um nicht wieder in eine umgreifende Krise zu geraten. Indessen steigt der Wert ihrer Aktien und er steigt so extrem, daß er in knapp zehn Jahren das Zwei-, Drei- und auch Vierfache erreicht hat, wodurch sagenhafte Vermögen geschaffen und ein Ballon aufgeblasen wurde, der zum gegebenen Zeitpunkt unweigerlich platzen wird. Hatten 1929 nur 5 % der US-Amerikaner ihre Ersparnisse in börsengängigen Aktien angelegt, so sind heute bereits 50 % der Ersparnisse der US-Amerikaner in diese Aktien und die Pensionsfonds, die Rentenfonds, investiert. Eine derartige Explosion wäre also wahrhaft katastrophal.
In den letzten Monaten waren sie sehr beängstigt, daß es dazu kommen könnte. Sie lösten inmitten einer großen Unsicherheit antiinflationäre durch antirezessive Politiken ab. Man darf absolut nicht glauben, was sie sagen. Man muß wissen, was sie denken und was sie sich einander zuflüstern. Doch es ist eine reale Tatsache, daß sie derartige Privilegien geschaffen haben, daß eben das Land, dessen Bürger weltweit die niedrigsten Spareinlagen im Vergleich zu ihren Nettoeinkommen besitzen, gerade das Land ist, das am meisten ausgibt, investiert und konsumiert.
Es heißt, die Japaner mit mehr als 30 % ihres Nettoeinkommens in Spareinlagen seien die Meister des Sparens. In Europa sind es um die 20 %, und so gibt es unterschiedliche Kennziffern. Die US-Amerikaner sind seit geraumer Zeit weltweit diejenigen, die am wenigsten sparen. Sie halten den Wachstumstrend, mit dem sie so prahlen, auf der Basis eines Binnenmarktes mit 270 Millionen Menschen, die Geld ausgeben, und zwar ohne Einschränkung. Wenn sie Besitzer eines Autos sind, kaufen sie sich alle zwei Jahre, manche sogar jedes Jahr, ein neues. Sie erwerben alles, was produziert wird, und auf dieser Basis halten sie die Beschäftigung aufrecht.
Natürlich, die Rohstoffe kosten sie nichts. Sei es Eisen, Nickel, Erdöl, was auch immer, sie zahlen mit Scheinen. Wer die Scheine erhält, bewahrt einen guten Teil davon auf, um eine Geldreserve in den Zentral- oder den Privatbanken anzulegen, und geht dabei das Risiko ein, dasselbe zu erleben, was in vielen der sogenannten emerging countries der Fall war, nämlich der jahrzehntelang akkumulierten Rücklagen innerhalb von Wochen verlustig zu gehen.
Ich sage das hier mit einfachen Worten, sie setzen dazu unterschiedliche Mechanismen ein, und zwar im wesentlichen die folgenden: sie geben die Banknoten aus, kaufen und derjenige, der sie bekommt, bewahrt sie auf. Als Gegenleistung dafür geben sie gar nichts. Besser gesagt: So geschieht es mit einem großen Teil dieser Banknoten. Ein anderer Teil wird logischerweise von den Besitzern für den Erwerb von Waren und Leistungen ausgegeben. Aber Tatsache ist, daß sich die USA in Bretton Woods die Funktion der Emission und des Schutzes der Weltreservewährung übertrugen, ihren Pflichten nicht nachkamen, sie zu einem privilegierten Monopol machten und ihnen nun über ihre Schatzanweisungen und Banknoten alles Geld zur Verfügung steht, was sie wollen. Sie dürfen sehr wohl ein Handelsbilanzdefizit von 200 oder 300 Milliarden Dollar aufweisen. Sie sind die Einzigen, den anderen verbieten sie es. Natürlich importieren sie alles, was sie brauchen. Nie wird es ihnen an einer Gallone oder einem Liter Treibstoff mangeln, und dort, wo es weltweit die meisten Autos gibt, ist der Liter Benzin billiger als in jedem anderen Land.
Sehen Sie also, wieviele Privilegien sie angesammelt haben. Das ging so weit, daß im vorigen Jahr die Spareinlagen unter der Nullgrenze lagen. Das heißt, im Durchschnitt wurde mehr ausgegeben als eingenommen. Es kann einige geben, die einen Teil zurücklegen, und wieder andere, die viel mehr ausgeben, doch die durchschnittlichen Spareinlagen der US-amerikanischen Bürger blieben unter der Nullgrenze. Das ist etwas noch nie Dagewesenes in der Geschichte des Kapitalismus, und alles geht so ruhig weiter. Man spricht von einer blühenden Wirtschaft, wobei die Frage bleibt, wer sie bestreitet, wie lange er sie bestreiten kann (Beifall) und was geschehen wird, wenn dieses System und diese Riesenballons platzen und herabstürzen.
Das ist etwas ganz Gewisses, und wir sehen es als unsere Pflicht an, darauf hinzuwirken, daß die breiten Massen, die Milliarden von Armen auf der Welt, ja auch die Mittelschichten, diese Realitäten kennen und begreifen, denn die Welt muß darauf vorbereitet sein, wenn es zu diesem Desaster kommt. Ich kann ihnen versichern, daß sie vor einigen Monaten recht nahe dran waren. Es reichte eine Krise in Rußland, dessen Bruttoinlandsprodukt 2 % des Bruttoproduktes der Weltwirtschaft ausmacht. Da die Russen die Zahlung einiger kurzfristiger Verbindlichkeiten aussetzten, brach Panik aus und der Dow Jones - mein Englisch zeigt ihnen, daß es nicht sehr perfekt ist - sank von einem Tag auf den anderen um eine große Anzahl von Punkten. Es sah bereits so aus, als bräche die Katastrophe herein, sollte die Krise auf ganz Lateinamerika übergreifen.
Alle waren in Bewegung: die Regierung, das Schatzamt der USA, die Federal Reserve, und sie waren sich sofort klar darüber, daß im Falle eines Zusammenbrechens der lateinamerikanischen Wirtschaft das Feuer bis an die Wertpapierbörsen der USA gelangen würde. Sie versuchten, es aufzuhalten, waren geschäftig, senkten den Zinssatz, d.h. sie brachten Geld in Umlauf, um somit ein äußerst schweres Konjunkturtief zu vermeiden. Doch sie haben damit nichts anderes erreicht als den Zeitpunkt dafür hinauszuschieben, und je weiter dieser hinausgezögert wird, desto größer wird das Desaster sein (Beifall). Es folgten eine neue Euphorie, mehr Ausgaben, eine erneute Steigerung des Wertes der börsengängigen Aktien und mehr Spekulation aller Art.
Die Probleme sind nicht so komplex. Ich würde sogar sagen, sie sind relativ einfach zu erklären, und das ist der Sockel, auf dem das Imperium steht. Es muß zusammenbrechen, und zwar nicht durch unsere frommen Wünsche. Es wird zusammenbrechen, weil sie alles, was sie aufbauen, auf unhaltbaren Grundlagen tun; und es kann passieren, daß eines Tages die Katastrophe hereinbricht und die Völker sowie die ganze Welt nicht darauf vorbereitet sind, sie zu begreifen und aus ihr die nötigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Es wird überall zu Krisen aller Art kommen.
Ich glaube, daß die Völker eher Ideen statt Waffen benötigen (Beifall). Die Ablösung einer Art von globaler Welt, unmenschlich, unhaltbar, das Leben unserer Erde bedrohend, durch eine gerechte und menschliche soziale Ordnung, die der Menschheit eine Überlebenschance bietet; eine Welt mit ein bißchen Trinkwasser; eine Welt, in der es Luft zum Atmen gibt; eine Welt, die die nötigen Nahrungsmittel erwerben kann; eine Welt, die mit ihrer reichen Technologie in der Lage ist, den Menschen ein Dach zum Leben zu produzieren, die Schulen zu bauen, die die Kinder für ihre Bildung benötigen, Medikamente zur Bewahrung der Gesundheit der Bürger herzustellen und allen, Kindern, jungen und alten Menschen, medizinische Mindestbetreuung zu gewähren (Beifall).
Weshalb sollten sie mit uns über das 21. Jahrhundert sprechen und uns Illusionen in den Kopf setzen, die kurzlebiger sind als der Schaum des Champagners, mit dem viele aus der privilegierten Minderheit der Welt auf das neue Jahrhundert anstoßen? (Beifall). Wo wir doch wissen, daß Milliarden von Menschen auf unserer Erde, die bereits von sechs Milliarden bevölkert wird, es mit einem Brausegetränk feiern, das hoffentlich nicht unbedingt Coca Cola ist (Lachen und Beifall). Denn in dieser globalisierten Welt sehen wir auch das seltsame Phänomen, daß in Ländern mit einer tausendjährigen Kultur wie zum Beispiel Indien - mit aller Achtung, denn es ist ein Land, das wir sehr schätzen - US-amerikanische Coca Cola und Hamburger verzehrt werden. Natürlich sagen die Besitzer der Fastfood-Ketten, daß es kein Rindfleisch, sondern beispielsweise Büffel- oder Lammfleisch ist, denn tausendjährigen Traditionen gemäß darf vom Rind zwar die Milch, nicht jedoch das Fleisch verzehrt werden. Wer weiß, was jene Gentlemen der transnationalen Ketten alles untermischen! Sie bringen es fertig, sogar auf der Landstraße verendete und aufgefundene Rinder mit zu benutzen (Lachen). Wir kennen ja ihre Skrupel hinsichtlich der Gesundheit der Menschen. Und sogar in so außerordentlichen und verdienstvollen Ländern wie China trachten die ausländischen Multis danach, all diese Konsumgewohnheiten hineinzupflanzen. Hier haben wir ein Beispiel US-amerikanischer Kulturglobalisierung.
Und wären es doch nur Coca Cola und Hamburger! Das Furchtbare ist, daß sie in das Gehirn der Menschen, das doch ein so großes Einsatzpotential besitzt, die Vorstellung einpflanzen, so leben zu müssen wie in Paris, London, New York, Californien und anderen Orten; diese idyllische Welt, über die ich einmal ganz aus der Nähe auf einer Tagung der WTO in Genf den Präsidenten der Vereinigten Staaten sprechen hörte. Sie müssen der Welt natürlich etwas sagen. Also sagen sie, was sie wollen und daß all ihr Tun darauf gerichtet ist, die Welt der Zukunft zu einer Welt der Mittelschichten zu gestalten.
Im Scherz sagte ich zu einigen Journalisten, daß nach Karl Marx Clinton der Einzige mit einer Vorstellung der klassenlosen Gesellschaft ist. Bei Marx ist es eine Gesellschaft der Werktätigen, bei dem Präsidenten der Vereinigten Staaten eine Gesellschaft der Bürger. Jener dachte an die ausgebeuteten Arbeiter; dieser träumt von den Mittelschichten der Luxusviertel Californiens und anderer reicher Städte der Vereinigten Staaten, den glücklichen Besitzern von aufgeblähten börsenfähigen Aktien, zwei Autos, Strom, einem oder zwei Telefonen, Kabel- und Satellitenfernsehen, Internet für die Bestellung aller möglichen Dinge, Filme und sogar für Einkäufe im E-Center, ohne aus dem Haus gehen zu müssen. Er bekommt das Produkt in allen Einzelheiten vorgeführt, zahlt mit Kreditkarte oder die Rechnung geht was weiß ich wohin. Sie müssen sich nicht einmal die Mühe machen, Geld bei sich zu haben. Caramba! Sie haben das erreicht, wovon Karl Marx einmal geträumt hat: das Verschwinden des Geldes (Ausrufe und Beifall), vor allem auf der Grundlage einer Formel, die Marx nicht in den Sinn gekommen war, nämlich sich zuerst einmal sämtlichen Geldes der Welt zu bemächtigen (Lachen), das Wunder der Alchimisten, Papiergeld in Gold zu verwandeln, zu vollbringen und die wahren oder potentiellen Besitzer sämtlicher natürlicher Ressourcen der Welt zu sein.
Und meinen Sie etwa, das Imperium sei zufrieden mit dem, was es hat? Nein! Ihnen gehört mit einigen Ausnahmen der Persische Golf; alles, alles gehört ihnen; das Kaspische Meer, wo es riesige Erdöl- und Erdgasvorkommen gab; das ganze Gebiet dort gehört ihnen oder ihren transnationalen Unternehmen schon fast völlig. Überall, wo sie hingelangen können, in Afrika oder anderswo auf der Welt, auf dem Festland oder im Wasser, trachten sie danach, alle existierenden Rohstoffe unter Kontrolle zu bekommen. Sie wollen das gesamte Erdgas Rußlands, dem Land mit den größten Vorkommen, aufkaufen und zu Eigentum ihrer Unternehmen machen, genauso wie das gesamte Erdöl; sie haben nicht genug. Für die Europäer wollen sie nichts übriglassen.
Die Europäer wollten einige Investitionen im Iran, Libyen und einigen anderen dieser Länder tätigen. Doch die Yankees erließen ein weiteres Gesetz, kraft dessen sie in diesen Ländern nicht investieren durften. Und so kam es, daß wir zu einer Kurswährung wurden, denn sie suchten nach "Willenserklärungen" - die ich in meiner gestrigen Rede erwähnte -, kraft derer, falls sich der Senat hinsichtlich einer Änderung eines der Kapitel des Helms-Burton-Gesetzes einigte, das auf die Interessen europäischer Investoren in Kuba Bezug nimmt, die US-Amerikaner bei einigen Investitionen der Europäer im Iran, Libyen und anderen Ländern Toleranz zeigen würden. Das internationalisierte in der letzten Konsequenz das infame Gesetz, und alle waren glücklich und zufrieden.
Mir blieb nichts weiter übrig, als in einer kurzen Rede einen relativ hart verfaßten Abschnitt anzuführen, und ich sagte folgendes: "Ich spreche in diesem Falle im Namen Kubas, ein kriminell blockiertes Land, das außerdem mit keineswegs ethischen "Willenserklärungen" zu zynischen extraterritorialen Gesetzen" - ich glaube, das waren die einzigen zwei Adjektive, die ich in den sechs oder sieben Minuten, die ich sprach, benutzte - "und mit 'gemeinsamen Positionen' zur Kurswährung gemacht wird" - es gibt eine gemeinsame europäische Haltung ausschließlich für Kuba, ein Land, das die Vereinigten Staaten blockieren, und für niemanden sonst! -, "Positionen, die keinesfalls gerecht und nicht zu rechtfertigen sind und die de facto zum Bestreben hinzuzufügen sind, uns ökonomisch zu ersticken" - und ich fügte noch drei Zeilen hinzu - ", ich bringe meine Hoffnung zum Ausdruck, daß es nicht zu einer Neuaufteilung der Welt unter den großen Mächten kommt und daß kein Versuch des unmöglichen Wahnsinns, uns erneut in Kolonien zu verwandeln, unternommen wird" (Beifall).
Europa wird ein mächtiger und reicher supranationaler Staat werden, es geht in diese Richtung. Zwischen diesem mächtigen und reichen supranationalen Staat und jenen, die alles haben und sich aller Dinge bemächtigen wollen, gibt es Widersprüche. In dieser Hinsicht unterliegt es keinem Zweifel, daß dieses Riesenterritorium der lateinamerikanischen und karibischen Länder mit insgesamt fast 500 Millionen Einwohnern und enormen natürlichen Ressourcen es verstehen muß, intelligente Taktiken einzusetzen und die Widersprüche zwischen den sehr reichen und hochentwickelten Regionen, die auf wirtschaftlichem und anderen Gebieten widersprüchliche Interessen haben, zu erkennen.
Dieses Europa möchte nicht, daß seine Kulturen hinweggefegt werden. Isoliert und geteilt könnte dieses Europa heute wirtschaftlich nicht überleben; und nachdem sie sich jahrhundertelang bekriegt haben, haben sie nun das Wunder vollbracht, sich zu einigen, zusammenzuschließen, zu integrieren und eine gemeinsame Währung zu vereinbaren als Form, sich vor Spekulationen zu verteidigen; als Form, Märkte zu verteidigen; mit einem Wort: als Form zu überleben.
Wir Lateinamerikaner sprechen die gleiche Sprache, haben die gleiche Kultur, entstammen mehr oder weniger den gleichen Ethnien. Hier gibt es keine Grundlagen für sogenannte ethnische Säuberungen. Wir sind eine Gruppe friedlicher Völker, die wir es mit gewissen Ausnahmen lange Zeit verstanden haben, in Frieden zu leben. Es gibt viel mehr Faktoren, die uns einen, und sehen Sie, wie der Norden sogar einigende Bestandteile unserer Kultur zu zerstören sucht - die Sprache ist einer davon, und zwar ein sehr wichtiger; unsere Kombination aus Europäern, Indianern und Afrikanern, und gemäß den Gesetzen der Biologie pflegen die Mischlinge kräftiger, stärker und sogar intelligenter zu sein und mehr Vorstellungsvermögen zu besitzen. Es hat schon seinen Grund, weshalb sie nach uns schicken, um Meisterschaften zu gewinnen (Beifall).
Sehen Sie, viele Mannschaften unserer europäischen Freunde setzen sich aus Bürgern der Dritten Welt zusammen. Sie haben sie aufgestellt und gewinnen die Spiele und sogar Meisterschaften. Dann brüsten sie sich: "Das ist wohl eine Rassengemeinschaft. Dieser kam auf Algerien, jener aus Nigeria; dieser kam von da und jener kam von dort." Ich kann mir nicht erklären, warum es in ihren Mannschaften nicht mehr reinrassige Arier gibt.
Manche glauben vielleicht, daß einen guten Sportler nur Reflex und Muskeln ausmachen. Doch zu einem guten Fußballspieler - und darüber wissen Sie viel besser Bescheid als ich - oder zu einem Baseballspieler - und darüber wissen wir nun etwas mehr als Sie - oder zu einem guten Volleyballspieler - auf diesem Gebiet wetteifern wir mehr oder weniger miteinander, jeder mit seinem Chauvinismus, um den Sieg (Lachen) - gehört viel mehr als Sprungvermögen, nämlich Reflex und Intelligenz. Sogar im Baseball, um es auf englisch zu sagen, oder, wie es die Kubaner nennen, dem Pelotaspiel, das so einfach aussieht, muß der Sportler blitzschnell einen Ball fangen, der mit einer Geschwindigkeit von mehr als 100 Meilen fliegen kann, und sofort wissen, ob er ihn an zur First, Second oder Third Base, zum Home oder wohin auch immer wirft, in Abhängigkeit von der konkreten Situation, die entstehen kann und derer es viele gibt. Wenn aber der Kopf nicht funktioniert, dann wirft er den Ball zur Third Base anstelle zur First Base. Und im Fußball und Volleyball ist es erstaunlich, mit welcher Schnelligkeit sie sich bewegen, täuschen, parieren, also mit viel Intelligenz. Sogar zum Laufen benötigt man Intelligenz. Man muß wissen, mit welchem Tempo man beginnen muß, an welche Position man sich auf der Strecke zu bringen hat, wie der Gegner zu schwächen ist und wie im Endspurt die Reserven einzusetzen sind. Mehr oder weniger ähnliche körperliche Fähigkeiten vorausgesetzt, gewinnen nur die intelligentesten Läufer die Medaillen.
Wir sind der Meinung, daß unsere Völker das notwendige Potential an Talent besitzen; mehr noch, das notwendige Potential an Güte, an Großmut. Man sieht es, wenn man das Privileg einer kurzen Reise hat - mir ist es hier in Rio de Janeiro passiert, dort in Niteroi, auf der Straße im Gespräch mit den Arbeitern, die uns betreuen, oder mit jenen, die für die Sicherheit zuständig sind, oder dem Servicepersonal in den Tagungszentren, im Hotel und überall -, überall trifft man auf nichts anderes als Güte, Freundlichkeit, Anständigkeit, Bescheidenheit. Nicht einen einzigen arroganten Brasilianer habe ich angetroffen (Beifall), nicht einen einzigen arroganten Brasilianer! Nicht einen einzigen Brasilianer, der nicht freundschaftlich und brüderlich gewesen wäre. Es ist selten, an anderen Orten, in weit entwickelten Ländern, die Bescheidenheit und die Höflichkeit vorzufinden, die man bei einem Brasilianer oder einem Venezolaner spürt.
Vor einigen Tagen besuchten wir die Lateinamerikanische Hochschule für Medizin, die wir innerhalb von nur wenigen Wochen nach den Hurrikans einrichteten. Wir benutzten eine ehemalige Marineschule mit hohem Immatrikulationspotential. Es sind heute zirka 1.800 Studenten, doch die Gesamtkapazität beträgt zirka 3.400 Studenten. Es ist eine ausgezeichnete Schule, die wir, ein blockiertes und armes Land, in sehr kurzer Zeit vorbereiten konnten, und das nicht, weil wir Geld haben - unsere finanziellen Mittel sind sehr knapp bemessen -, sondern weil wir über ein großes Humankapital verfügen, ein großes Humankapital! (Beifall).
Während sie die Geldscheine in Gold verwandelten, verwandelten wir die Unwissenheit in Wissenschaft, die Unwissenheit in Kenntnisse, den Egoismus in Solidarität. (Beifall). Und es gibt viele Beweise dafür. Ich sehe mich gezwungen, einige zu nennen: In den vergangenen über dreißig Jahren haben 26.000 kubanische Ärzte in der Dritten Welt internationalistische Dienste geleistet (Beifall), fern von ihrer Heimat und ihren Verwandten haben sie an den abgelegensten Orten Leben gerettet, viele Leben, Zehntausende, Hunderttausende, vielleicht sogar Millionen. Darüber wird in jenen Medien, die unsere Nachbarn im Nordens monopolisieren, nie ein Wort fallen.
Wird bei uns ein Spion verhaftet, oh, dann geht die Welt unter. Wird gegen einige, die in unverschämter Weise für die Interessenvertretung der Vereinigten Staaten in Kuba arbeiten und vom Schatzamt jenes Landes bezahlt werden, für ihre Versuche, Zwietracht zu säen, zu zersetzen, zu spalten und die kriminelle Blockade zu unterstützen, eine relativ bescheidene Sanktion ausgesprochen, wofür die USA selbst doch fünfmal höhere Strafen anwenden, dann erheben sie ein riesiges Geschrei. Sie müssen wissen, daß ein bloßer Besuch in Kuba, ein Verfassungsrecht eines jeden US-amerikanischen Bürgers, eine Geldstrafe bis zu 300.000 Dollar und zehn Jahre Haft nach sich ziehen kann. Es hüte sich, wer im Dienste eines anderen Staates als ausländischer Agent in den Vereinigten Staaten tätig ist! Auf diesen warten unzählige Jahre Gefängnis (eine Stimme aus dem Publikum ruft "Todesstrafe"). Wenn wir dieses Wort gebrauchen, werden Bomben und Raketen aller Art auf uns abgeworfen (Beifall), und sie sagen, wir begingen eine massive Verletzung der Menschenrechte.
Sie sind diejenigen, die alles bestimmen, wer die Menschenrechte achtet und wer nicht, wer den Kampf gegen die Drogen unterstützt und wer nicht. Sie sind die moralischen Richter der Welt; sie sind nicht nur die Herren alles Materiellen, sondern auch die unanfechtbaren Richter. Wenn es ihnen eines Tages einfällt zu sagen, von Brasilien ginge eine globale Bedrohung aus, da es zum Phänomen des Rauschgiftanbaus kommen könne, so sagen sie es. Bedauerlicherweise hat sich das anderswo so zugetragen. Das wird als globale Bedrohung bezeichnet und kann Gegenstand des militärischen Eingreifens der NATO sein.
Daher ist es nicht nötig, nein, nein, es ist nicht nötig, daß schmutzige kleine Verräter, die sich ihrem Gold und ihren Geldscheinen verkaufen, mit höheren Strafen belegt werden. Wozu auch. Man muß beweisen, daß man überhaupt keine Furcht vor ihren Herren hat und daß man nicht gewillt ist, die Straflosigkeit ihrer Agenten und derer, die ihr Vaterland verraten, zuzulassen und daß unser Volk niemals akzeptieren wird, von irgendjemandem unter Druck gesetzt oder erpreßt zu werden. Doch man braucht nicht einmal hohe Strafen, es wird stets eine höhere Strafe geben, die Strafe der Geschichte, nämlich dann, wenn sie machtlos zusehen müssen, wie all ihre Pläne scheitern, und wenn sie zusehen müssen, wie ein kleines und heldenhaftes Land durchhält (Beifall). Darüber ist heute hier gesprochen worden. Ja, vielleicht hat unser Land ein kleines Verdienst: Es ist in der Lage gewesen, vierzig Jahre lang der Verfolgung und Aggression des mächtigsten Imperiums, das es je gegeben hat, zu widerstehen (Beifall).
Sie alle haben über Rom gelesen, doch verglichen mit der Macht dieses Imperiums war Rom etwas Belangloses und Harmloses. Es heißt, zumindest in der Geschichte der Zwölf Cäsaren - diese Dinge der Geschichte müssen stets mit Vorsicht gelesen werden, denn es gibt viele Aussprüche, die dann diesem oder jenem zugeschrieben werden; jemand hat etwas im Vorbeigehen erdacht, und dann setzt sich dies als unwiderlegbare Wahrheit fest - ...Man sagt beispielsweise, daß Napoleon davon sprach, daß von den ägyptischen Pyramiden 40 Jahrhunderte auf seine Soldaten herunterblickten; und von einem anderen, der, als ihm berichtet wurde, es stünden zwei Millionen Perser im berühmten Engpaß der Thermopylen und als die Invasoren ihm sagten, daß ihre Pfeile die Sonne verdunkelten, antwortete: "Besser so, damit bekämpfen wir den Schatten." (Beifall) Es wird tatsächlich viel gesagt. Über Nero - der Flöte spielte und vielleicht zu jener Zeit ein großer Künstler, ein Intellektueller, war - berichtet die Geschichte der Cäsaren, daß er Rom anzünden ließ. Dieses wurde von einem bei weitem nicht so mächtigen Senat regiert wie dem des modernen Roms. Auch hatte Rom schreckliche Kaiser. Doch Fakt ist, daß ein einziger Gentleman in seiner Eigenschaft als Präsident der Vereinigten Staaten nach eigenem Ermessen einen Atomkrieg auslösen kann.
Sie sehen also, welche Sicherheiten die Welt besitzt. Und wenn es der Zufall wollte, daß der Mann mit der Hand am Knopf irrsinnig würde? Das kann jedem passieren. Haben Sie noch nie von einem Nachbarn, einem Freund, ja sogar einem Verwandten gehört, der von heute auf morgen irrsinnig wurde? (Lachen) Nun, von dieser Vernunft hängt die Welt ab. Sie sehen, wie viele Gefahren uns drohen und wie mächtig das Imperium ist, gegen das wir heute zu kämpfen haben.
Ich hatte Ihnen gesagt, daß das Mittel die Ideen sind und daß sie mutig vorgebracht werden müssen. Ich hatte Ihnen gesagt, daß das Gipfeltreffen von Río von Bedeutung war, da es zwischen Europäern, Lateinamerikanern und den Karibikstaaten gemeinsame Interessen gab, wobei es auch einige voneinander abweichende Interessen geben kann. Auf jeden Fall ist die bloße Tatsache, daß sie sich zusammengesetzt haben, von historischem Charakter. Glücklicherweise wurde Kuba, das Aschenbrödel, nicht ausgeschlossen. Seit einiger Zeit, seit einem Gipfeltreffen im mexikanischen Guardalajara erwies man uns die Ehre, uns mit einzubeziehen. Es handelte sich um eine Art von Gipfeltreffen, das erstmalig ohne die Präsenz der Nordamerikaner stattfand. Früher versammelten sich die Lateinamerikaner immer dann, wenn sie von Washington einberufen wurden, doch dürfen Sie nicht denken, dies sei mittels einer protokollarischen Botschaft erfolgt: "Ich bitte sie, auf einer derartig bedeutenden Versammlung zugegen zu sein." Nein, ihre einzige Methode, die Lateinamerikaner einzuladen, ist ein Zeichen. Sie bewegen den Zeigefinger, womit sie sie zu sich beordern, und Schluß. Ich kann mich erinnern, daß ein Fingerzeig genügte und ausnahmslos alle nach Washington eilten.
Seit es die iberoamerikanischen Gipfeltreffen gibt, kommen wir erstmalig zusammen, ohne von Washington einberufen worden zu sein. Dieses Mal trafen sich in Río de Janeiro die Lateinamerikaner und außerdem die karibischen Staaten, die man zu vergessen pflegt, mit den Ländern der Europäischen Union. Das Treffen trägt historische Bedeutung. Die Dokumente waren keinesfalls einfach, da viele entgegengesetzte Interessen mitspielen und es zwischen diesen Ländern und den Vereinigten Staaten zwar auf der einen Seite Widersprüche gibt, sie doch andererseits militärische Verbündete der USA sind (Beifall).
Ich kann Ihnen versichern, daß dieses Treffen, u.a. mit Vertretern von NATO-Staaten, bei mir keinerlei Glücksgefühl aufkommen ließ. Es war ganz merkwürdig. Ich wollte diese kurze siebenminütige Rede halten. Siebenminütig, weil ich etwas langsamer gelesen habe, nicht wahr, um den Dolmetschern zu helfen. Denn hätte ich schnell gelesen, wären es vier Minuten gewesen. Ich hatte also die Zeit nicht ausgeschöpft, so daß mich sogar einer der Präsidenten des Treffens, kein geringerer als der Bundeskanzler Gerhard Schröder am Schluß meiner Rede für die strikte Zeiteinhaltung, was nicht bei allen der Fall war, beglückwünschte, trotz der Tatsache, daß ich eine zwar konstruktive, aber auch kritische, sehr offene und sehr ehrliche Sprache gebraucht hatte. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Dinge man in zwei oder drei Minuten sagen kann.
Ich muß gestehen, daß ich gestern, den 29. Juni, sehr intensiv überlegen mußte, als ich nicht vorhatte, auf der Nachmittagssitzung zu sprechen. Es war anzunehmen, daß einige, die bestimmt waren, für die Region zu sprechen, dieses mit einer vorgegebenen Zeit von fünf Minuten tun und danach in der Debatte einen weiteren Beitrag von vier Minuten abgeben konnten. Ich habe allen sehr aufmerksam zugehört, doch ich vernahm auch einige Dinge und einige Sätze zu bestimmten Punkten des völkermörderischen Krieges, der mitten in Europa geführt worden ist.
Kein Verbrechen, keine ethnische Säuberungsaktion rechtfertigt den Massenmord an einem ganzen Volk, das Hinmorden von Millionen Kindern, schwangeren Frauen, Frauen, Männern und Greisen. Zeitlebens werden die Überlebenden mit dem Trauma des schrecklichen Lärms der Bomben und dazu des schrillen Pfeifens der Sirenen und des ohrenbetäubenden Lärms der tieffliegenden Düsenjäger behaftet sein. Das sind Dinge, die die allabendlich in die Luftschutzräume eilenden Drei-, Vier-, Fünf-, Sechs-, Sieben- und Achtjährigen niemals vergessen werden. Bei manchen Kindern genügt es schon, daß jemand seine Furcht vor dem Donner zum Ausdruck bringt, um sich ein Leben lang selbst vor dem Donner zu fürchten. Nun stellen sie sich fast 80 Tage mit Bombenregen, Tieffliegern und Sirenengeheul vor. Was bleibt in den Köpfen dieser Millionen von Menschen zurück? Der ganze Reichtum eines Landes, zerstört in Minutenschnelle.
Die Vorgabe, das Stromnetz eines Landes sei ein militärisches Ziel, bedeutet so viel, als sagte man, von jetzt an dürfen Bomben auf dieses Theater fallen, denn es sind hier unzählige Lampen eingeschaltet. Millionen von Menschen mitten im Winter die Stromversorgung - das heißt Licht, Heizung, Brennstoff - zu entziehen, ist zweifelsohne eine massenmörderische Tat. Es ist der Versuch, mit Massenvernichtungswaffen und -methoden ein Volk zur Kapitulation zu zwingen. Wenn alle Brücken gesprengt werden, wenn alle Kommunikationen abgebrochen werden, wenn die lebenswichtigsten Leistungen einschließlich der Intensivstationen in Hospitälern, der Entbindungs- und Kinderstationen über kein einziges dieser lebenswichtigen Mittel mehr verfügt, was ist das dann, wenn nicht Völkermord?
Ohne weiter auszuholen; wir sind der Meinung, daß die Blockade eines Landes, um es durch Hunger und Krankheiten zu bezwingen, mehr noch wenn dieses Volk genügend Schamgefühl, Würde und Patriotismus besitzt, um nicht nachzugeben, einen Massenmord darstellt (Anhaltender Beifall und Ausrufe).
Wollen wir doch die Dinge beim Namen nennen!
Ich sagte Ihnen schon, daß ich vorgestern nachmittag ein paar angespannte Minuten durchlebte. Ich hatte eine Entscheidung zu treffen. Ich verstand die Notwendigkeit einer Pflichterfüllung, denn es handelte sich um ein äußerst ernstes, ein äußerst schwerwiegendes Thema, das mit der Souveränität unser aller Länder, mit den Problemen und Konflikten, den sozialen und Konflikten aller Art zu tun hat, die der Hunger bei dieser der Welt aufgezwungenen Ordnung auslösen wird. Es scheint, daß sie es befürchten und begreifen. Sie bereiten sich vor, um jeden Versuch des Aufstandes der Völker zu ersticken, zumindest, um Angst und Schrecken unter ihnen zu verbreiten. Doch damit werden sie das Unvermeidliche nicht verhindern.
Inmitten des Krieges in Jugoslawien, des feigsten aller Kriege der Geschichte, denn es ist der einzige Krieg in der Weltgeschichte, in dem der Aggressor nicht ein einziges Menschenleben zu beklagen hat; eines fast und beinahe über Internet geführten technologischen Krieg, gebrauchen und mißbrauchen sie die technologischen Entwicklungen, zu denen sie häufig durch Einsatz der intelligenten Köpfe der Länder der Dritten Welt gelangt sind, die in ihren Heimatländern über keine Laboratorien und Mittel verfügen, worauf sie sie unter Vertrag nehmen und abwerben.
Zufällig wurde der völkermörderische Krieg am 50. Jahrestag der NATO geführt. Zu jenem Zeitpunkt waren sie eigentlich recht frustriert. Bereits seit einem Monat warfen sie Bomben ab, wofür drei und im Höchstfall fünf Tage angesetzt worden waren. Doch sie waren auf den Willen eines wahrhaft heldenhaften Volkes gestoßen, das gegen den Faschismus gekämpft hatte, das im zweiten Weltkrieg vierzig Divisionen der Nazis stoppte und das Holocausts erlitten hatte.
Das ist ein Thema, zu dem ich nichts weiter sagen möchte, doch ich habe darüber in meiner Rede auf dem Kongreß der Intellektuellen gesprochen (er zeigt eine Broschüre), es sind, glaube ich, noch 400 oder 500 vorhanden, und sollten noch mehr gebraucht werden, kann ich Ihnen genügend senden, damit sie jeder eingeladene Teilnehmer in Händen hat. Unser Botschafter wird diese Aufgabe übernehmen, denn hier in Brasilien haben wir binnen 24 Stunden 10.000 Exemplare gedruckt. Aus Kuba hatten wir ungefähr 2.000 mitgebracht, sie aber schon laufend dort auf der Konferenz verteilt. Die Broschüre enthält ausreichend Material zu diesem Thema des Holocaust und es wird hier noch viel nachzuforschen und viel zu schreiben geben, denn die Heuchler müssen entlarvt (Beifall), eine ganze Anzahl von Lügen aufgedeckt und einige Dinge aufgezeigt werden, die man uns vorenthalten hat, die uns der Westen vorenthalten hat.
Am 24. April wurde anläßlich der mit Champagner und allem Drum und Dran begangenen Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag dieses als Verteidigungsbündnis konzipierten Militärbündnisses, das gemäß seiner Statuten nur innerhalb der Grenzen seiner Mitgliedsländer operieren durfte - in Jugoslawien haben sie diese bereits überschritten -, das neue strategische Konzept des Bündnisses für die folgenden 50 Jahre proklamiert. Und hier wird es nun gefährlich, und das war auch der Anlaß für meinen dreiminütigen Beitrag. Ich verlas vier von 16 Abschnitten, die ich zu dem Thema aus Kuba mitgebracht und unterstrichen hatte. Es stand eben nur wenig Zeit zur Verfügung. Ich habe vier Abschnitte verlesen und drei Fragen gestellt.
Ich weiß nicht, was davon veröffentlicht wurde. Ich habe heute noch keine Zeit gehabt. Wir sind um 5.00 Uhr morgens ins Bett gegangen, mußten dann zeitig nach Niteroi abreisen und andere Programme absolvieren und haben außerdem 20 Minuten unterwegs nach hier geschlafen. Es muß ein tiefer Schlaf gewesen sein. Ich wachte plötzlich auf und wußte für einen Moment nicht, wohin ich mich begab und wo ich war. Man sagte mir nur, daß wir an der Universität angelangt seien. Ich bat um einen Tee und unterhielt mich mit einer Gruppe sehr netter Leute, die uns am Eingang erwarteten.
Ich erzählte Ihnen, daß ich aus Zeitgründen 16 Abschnitte auf vier plus drei Fragen reduzieren mußte. Ich sagte auch, daß ich nicht weiß, ob dazu etwas veröffentlicht wurde. Mir ist nichts bekannt. (jemand bejaht) Du sagt, es sei der Fall. In Kuba wurde es über Radio gesendet, aber hier weiß ich nicht...(Zurufe) Gut. Wo? (Zurufe aus dem Publikum) Ah, es hat Polemik hervorgerufen. Wie gut! Sehr gut!
Es ist gut, doch ich sage Ihnen ehrlich, daß der Entschluß nicht leicht war, denn ich befand mich auf einer Versammlung, auf der 11 NATO-Länder vertreten waren, die Mitgliedsländer der Europäischen Union sind. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß nicht alle die gleiche Haltung einnehmen, ich muß das mit aller Ehrlichkeit sagen, und ich konnte feststellen, daß möglicherweise eine Mehrheit echt beschämt ist über die Ereignisse in Europa, über diesen für maximal fünf Tage berechneten Krieg, der sich dann über 79 Tage hinzog, einen Krieg, in dem sie bereits geschlagen waren. Das Land hatten sie zerstört. Es hatte schon fast nichts mehr zu verlieren. Sie führten ihren gesamten Einfluß, aus allen Seiten kommend, ins Feld, um den Serben eine politische Formel aufzuzwingen, die faktisch alle Forderungen und alle Ziele der NATO-Aggressoren beinhaltete. Darüber wurde im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in den ersten Junitagen heiß diskutiert, wo sich auch unser Botschafter zweimal zu Wort meldete, und ich meine, er sprach wirklich brillant, denn die anderen hatten keine Argumente.
Zu jenem Zeitpunkt waren wir sehr besorgt im Hinblick auf gewisse Theorien und gewisse Doktrinen, die als Wegbereiter erstmalig in Umlauf gebracht wurden. Da erklärte ein europäisches NATO-Land als treuer Gefolgsmann, daß die Charta der Vereinten Nationen anachronistisch sei und alle in dieser Charta enthaltenen Rechte den neuen und edlen humanitären Gefühlen untergeordnet seien.
Diejenigen, die Millionen von Menschen auf unserer Erde dem Hungertod ausliefern, stellen plötzlich fest, daß ihnen die tiefsten und höchsten humanitären Gefühle eigen sind (Beifall).
Diejenigen, die vier Millionen Vietnamesen ermordeten und weitere Millionen zu Invaliden machten, den Boden und die Wälder vergifteten und C-Waffen einsetzten, von denen man die langfristigen Folgen noch nicht einmal kennt, proklamieren heute das Verschwinden des Rechts der Länder auf Souveränität und Sicherheit, proklamieren den Anachronismus der UN-Charta und proklamieren noch dazu das Recht auf eine globale Intervention.
Es sind seltsame Dinge, die zusammentreffen: 50. Jahrestag, eine neue Doktrin des Militärbündnisses; eine Diskussion - wenn ich mich recht entsinne, am 10. Juni in den Vereinten Nationen, wo ein Land zum ersten Mal Dinge proklamierte, die vorher im Flüsterton gemunkelt wurden - heute proklamiert es sie schon so offen, und es war nicht eines der größten, sondern ein relativ kleines Land Europas, das sich mit dem großen Chef dieses Militärbündnisses verband. Sie kamen zu einer Übereinkunft. Unser Botschafter hatte es vorausgesehen und einige schnelle Notizen vorbereitet, als er sah, daß es zu einer Debatte kommen würde - und ein anderes Land, das seltsamerweise dieser Hemisphäre angehört und nicht unbedingt die Vereinigten Staaten sind, das jedoch ebenfalls Mitgliedsland der NATO ist, das nie ein Mutterland gewesen ist, das den Ländern Lateinamerikas und der Karibik stets mit Achtung und Feingefühl begegnet ist und dem man nie imperialistische oder interventionistische Einbildungen nachsagen konnte, unterstützte ebenfalls sofort und ohne jegliches Schamgefühl die Proklamation des Rechts auf Intervention und die Unterordnung der heiligsten Prinzipien dieser Charta unter die hemmungslosen Interpretationen der NATO bezüglich der verschiedenen Gründen für eine militärische Intervention. Ich werde vier davon nennen: eine Ursache sind beispielsweise die Drogen; eine andere der Terrorismus; eine weitere sind massive Verletzungen der Menschenrechte - sie wird von jenen ins Feld geführt, die so viele Menschen töten und alljährlich, mehr noch, wir könnten sagen täglich, derartig massive Verletzungen der Menschenrechte begehen - und eine weitere Ursache sind interne Konflikte. Humanitäre Interventionen, die von ihnen als solche betrachtet und beschlossen werden.
Man denke zum Beispiel an ein Land wie Kolumbien, das Opfer der Entwicklung der Drogenproblematik wurde, denn seine Tragödie hat ihren Ursprung auf dem US-amerikanischen Drogenmarkt, der Millionen von Menschen jenes Landes zu Drogenabhängigen jenes Marktes gemacht hat, und wo es interne Konflikte gibt. Das könnten also zwei Gründe sein dafür, daß die NATO zu irgendeinem Zeitpunkt beschließt, Tausende von Bomben und Raketen auf Kolumbien niedergehen zu lassen.
Es ist wahr, daß unsere Nachbarn im Norden im Verlaufe dieses zu Ende gehenden Jahrhunderts keinerlei atlantisches Bündnis und kein neues strategisches Konzept benötigten, um überall, wo es ihnen in den Sinn kam, zu intervenieren. Sie behielten Puerto Rico, das seine Kultur, die der unsrigen ähnlich ist, heldenhaft verteidigte. Sie besetzten den Isthmus von Panama; vorher hatten sie sich bereits mehr als der Hälfte Mexikos bemächtigt. Sie intervenierten in Mittelamerika und mehrfach in Haiti und Santo Domingo, und zwar bereits nicht mehr auf Grund einer globalen Bedrohung, sondern um die Zinsen und die Schuldentilgung in siebenstelliger Höhe einzuziehen. Sie besetzten die Zollämter, trieben die Schulden in Haiti ein und ließen dort Papa Doc vom Duvalier-Clan zurück. Das gleiche taten sie in Santo Domingo. Sie besetzten es, trieben ihre Schulden ein und ließen den Trujillo-Clan zurück. In Caamaño rebellierte 1965 eine Gruppe von Militärs, und sofort entsandte Präsident Johnson 40.000 Soldaten zur Besetzung des Landes und zur Niederschlagung des Aufstandes.
In Grenada intervenierten sie unter dem Vorwand, einige Studenten einer US-amerikanischen Schule befänden sich dort in Gefahr, die jedoch niemals sicherer waren als dort. Wir sagen das so, denn wir waren in Grenada mit dem Bau eines Flugplatzes beschäftigt und wissen alles, was dort geschah.
Eines schönen Tages marschierten sie in Panama ein, ohne Abmachung, ohne Beschluß oder Doktrin, tun was sie wollen und werden nicht einmal im Sicherheitsrat angeprangert.
Kuba haben sie viele Jahre lang all das zugefügt, was Ihnen bekannt ist. Außerdem existieren dazu die veröffentlichten Dokumente. Es gibt eine weitere Broschüre, in der die Klage enthalten ist, die die Regierung Kubas gegen die Regierung der Vereinigten Staaten erhebt, und zwar für Personenschäden und auf einen Schadensersatz in Höhe von 181,1 Milliarden Dollar für den Tod von 3.478 Landsleuten, die in Girón, bei der Explosion der La Coubre, dem Sabotageakt in Barbados oder bei der Bekämpfung der von den Vereinigten Staaten organisierten und ausgerüsteten Banden ums Leben kamen. All das wird nicht nur anhand unserer Beweise, sondern auch anhand der bereits veröffentlichten Geheimdokumente jenes Landes begründet.
Vor Monaten hatten sie beschlossen, die Gelder zu sperren, die sie im Rahmen der Zahlung der Telefonleistungen zwischen beiden Ländern zu überweisen hatten. Jedes der Länder hat einen Teil dieser Leistungen zu begleichen, und im Dezember letzten Jahres sperrten sie annähernd 19 Millionen Dollar, die die US-amerikanischen Telefongesellschaften gemäß Verträgen und Vereinbarungen, an denen selbst die Regierung jenes Landes beteiligt war, uns zu zahlen hatten. Die Blockierung erfolgte, um im Namen der Verwandten von drei US-amerikanischen Bürgern kubanischer Herkunft, die jahrelang Verletzungen und Provokationen unserer Hoheitsgewässer und unseres Luftraumes begangen hatten, einen Schadensersatzanspruch in Höhe von 187 Millionen Dollar zu erheben. So trieben sie es also nach einer Unmenge von Warnungen unsererseits sowie nach Äußerungen unserer Besorgnis hinsichtlich möglicher Zwischenfälle so weit und provozierten derartig, daß es eines Tages leider doch zu einem solchen Vorfall kam. Das nahmen sie nun als Vorwand, um das Helms-Burton-Gesetz zu beschließen, das Clinton selbst als absurdes Gesetz bezeichnet hatte und das Kuba Kosten in der untragbaren und unfaßbaren Höhe von 100 Milliarden Dollar verursachen würde.
Doch der Zwischenfall ereignete sich nicht bei Washington, er ereignete sich nicht bei Miami oder bei New York. Es handelte sich um einen Zwischenfall nahe bei Havanna, hervorgerufen durch Aktionen einer Organisation, die für das Provozieren solcher Zwischenfälle geduldet und stimuliert wurde. Drei Personen fanden den Tod, und im Falle dieser drei Bürger, die bei provokatorischen illegalen Aktionen gegen unser Land starben, forderten sie für jeden von ihnen 62.542.637 Dollar. Ab dem Zeitpunkt, da sie die Forderung erhoben, sperrten sie die Gelder in Erwartung der Sanktion durch einen der Richter, von denen sie viele haben. Denn dort ist es im Verlauf von 40 Jahren nicht ein einziges Mal vorgekommen, daß ein Richter Kuba in irgendeinem Fall das Recht zugesprochen hätte. Personen, die brutale Morde begangen, ein Boot entführt und dort Zuflucht gesucht haben, werden fast unmittelbar darauf freigelassen.
Sie wissen außerdem, und das ist etwas, das ausschließlich für Kuba entworfen wurde, daß wir das einzige Land der Welt sind, dessen Bürger im Falle eines Ausreisewunsches bereits das Aufenthaltsrecht erhalten, wenn sie einen Fuß auf das Territorium der USA setzen. Das war immer ein Teil ihrer Anfeindungspläne, denn da sie selbstverständlich permanent ihre Reichtümer vorzeigen und die Familien getrennt haben, dienten diese Privilegien, die sie denjenigen Bürgern gewährten, die sich entschieden hatten, illegal in die Vereinigten Staaten auszureisen, nicht nur als Propagandamaterial, sondern auch den Interessen der politischen Ränkeschmiede und der lobbies, denn diejenigen, die Kuba zunächst nach dem Sieg der Revolution verließen, waren die Großgrundbesitzer und die reichsten Leute, die ihr Geld mitnahmen. Darunter befanden sich viele Kriegsverbrecher, die Millionen von Dollar, ihre Verwalter und technisches Personal mitnahmen, weswegen sie am schnellsten zu Wohlstand kamen. Sie verfügen über viel Geld und finanzieren Wahlkämpfe, wobei dies nicht nur die Wahlen von Abgeordneten, Bürgermeistern und Senatoren betrifft, sondern sogar die Wahl des Präsidenten.
Wie ich Ihnen bereits erzählte und es nun wiederhole, gründete sich unsere Klage auf den Tod von 3.478 Landsleuten, darunter die Gefallenen von Girón, die hier genannt wurden.
In nur zwei Jahren wurden etwa 5.000 terroristische Aktionen im Einklang mit Plänen der Regierung der Vereinigten Staaten durchgeführt, und das sagen nicht wir, sondern die sehr gut informierten ehemaligen Führungsfiguren der CIA, die zum damaligen Zeitpunkt und danach über jeden dieser Pläne etwas geschrieben haben, wobei diese Dokumente nach 30, 35 und fast 40 Jahren veröffentlicht wurden. Sie haben nicht alles veröffentlicht, denn sie behalten einige der kompromittierendsten und schändlichsten Dokumente unter Verschluß, und sie haben bei einigen von denjenigen, die sie veröffentlichten, Dinge entfernt und gestrichen. Dennoch gibt es einige Institutionen, die sich damit beschäftigen, Dokumente dieser Art zu suchen und zu sammeln.
In unserer Klage haben wir 30 Millionen Dollar für jeden Kubaner gefordert, der gemäß dem Konzept des Personenschadens starb, und 10 Millionen für jeden, der Schäden erlitt. Es sind also 40 Millionen Dollar, viel weniger als die Summe, die sie forderten und weswegen Kuba von einem US-amerikanischen Richter verurteilt wurde.
Wir haben sehr viel weniger gefordert. Aber wissen Sie, wieviel wir gefordert hätten, wenn wir die gleiche Berechnungsgrundlage benutzt hätten wie sie? Ich erkläre das kurz. Da die Klage gegen die Regierung Kubas und die Luftwaffe gerichtet war, errechneten sie, daß die Luftwaffe über 100 MIG-Flugzeuge verfüge und daß jedes von ihnen 45 Millionen Dollar koste. Es wäre schön, wenn wir jedes dieser angeblichen MIG-Flugzeuge auf dem Weltmarkt für 45 Millionen Dollar verkaufen könnten! Sie multiplizierten die 45 Millionen mit 100 und kamen auf einen Wert von 4,5 Milliarden Dollar. Der Richter verurteilte Kuba zur Schadensersatzzahlung von 1% des Gesamtwerts der Luftwaffe, und 1% von 4,5 Milliarden entspricht 45 Millionen. Das war ihre Berechnungsgrundlage, 45 Millionen für jeden Toten, und es waren drei. Diese Zahl stellte den größten Anteil des Betrags der Klage dar, wozu sie noch einen zusätzlichen Betrag für andere Faktoren hinzufügten.
Wissen Sie Ihr, was geschehen wäre, wenn wir diese Berechnungsgrundlage genommen hätten? Wenn wir annehmen, daß die gesamte US-Luftwaffe einen Wert von 500 Milliarden Dollar hat, und mit Sicherheit kalkulieren wir für ihre B-2-Flugzeuge, von denen jedes 2 Milliarden kostet, ihre B-52-Bomber, ihre Flugzeugträger und außerdem ihre Tausende von Kampfflugzeugen der modernsten Typen auf der Grundlage dieses Betrags und nicht ihres reellen Wertes, der mehr als das Doppelte betragen müßte. Und wir beziehen auch nicht die Marine und das Heer ein, obwohl zum Beispiel ihre Kriegsschiffe den Invasoren von Playa Girón Unterstützung gewährten, das Heer den Söldnern die Kampfpanzer zur Verfügung stellte und obwohl die Flugzeuge, die mit kubanischen Aufschriften getarnt unser Land bombardierten, von der US-Luftwaffe stammten. Wenn wir all das zusammenrechnen und sie zu einer Zahlung von 1% verurteilen würden, stellen Sie sich diese Zahl vor! Doch ich beschränke mich auf die Luftwaffe, für die ich einen Wert von 500 Milliarden veranschlage, so daß 1% von 500 Milliarden 5 Milliarden ergibt. Später könnten wir eine Summe fordern, die nicht einmal übertrieben, sondern vielmehr konservativ erscheint, nämlich fast 2 Billionen Dollar, und wenn wir die Berechnungen ausgehend vom reellen Wert der gesamten Ausrüstung ihrer Streitkräfte anstellen würden, wäre es eine Zahl, die das jährliche Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten übersteigen würde. Dies alles geschähe im Einklang mit dem Gesetz und mit den Beweisen in den Händen.
Sie haben den Präzedenzfall gesetzt. Doch in dieser Klageschrift, die wir vorgelegt haben, sind auf etwa 30 oder 40 Seiten die abstoßende Geschichte der Aggressionen der Vereinigten Staaten gegen Kuba und die widerlichen Vorwände zusammengefaßt, die sie dem US-Generalstab vorschlugen und die zu einem bestimmten Zeitpunkt vom Präsidenten der Vereinigten Staaten gebilligt wurden, um eine direkte Aggression zu rechtfertigen. Diese sind auf drei beschämenden Seiten enthalten. All dies wurde von der US-Regierung diskutiert und akzeptiert, was zu schwerwiegenden Gefahren für die Welt führte. Die Maßnahmen, die wir angesichts der unmittelbaren Gefahr ergriffen, führten zur berühmten Oktoberkrise von 1962, die sich fast zu einem weltweiten Atomkrieg entwickelt hätte. Das war eine der Folgen ihrer absurden und unglaublichen Unverantwortlichkeiten.
Wenn Sie die Liebenswürdigkeit besitzen, diese Klageschrift zu lesen, falls Sie dies wünschen, werden Sie mehr Information über unser Land bekommen. Und ich kann Ihnen versichern, daß wir, die wir zusammen mit Anwälten, Staatsanwälten und anderen Genossen an diesem Material geabeitet und Dokumente gesucht haben, wobei wir sie wiederholt lasen, um Beweise zu finden, etwas fanden, von dem ich keine genaue Kenntnis hatte, nämlich die vom Innenministerium ermittelte Gesamtzahl der Verschwörungen, um mich umzubringen. Ich wußte, daß es viele waren, denn schließlich hatte der Senat eine Reihe von ihnen bestätigt. Wißt Ihr, auf wieviele sich die größeren und kleineren sowie die direkten und angestifteten Verschwörungen belaufen? Sie verwenden drei Methoden: Eine besteht darin, einen direkten Plan zur Eliminierung einer Person zu organisieren, und eine weitere sieht vor, Gruppen zu organisieren, die ihre eigenen Namen tragen, scheinbar unabhängig sind, perfekt ausgebildet wurden und die Völkerechtsfähigkeit sowie das Jagdrecht auf eigene Rechnung erhalten. Worin besteht dieses Recht? Es besteht darin, jeden von uns zu töten. Und die dritte Vorgehensweise gründet sich auf der Anstiftungsmethode: "Man muß den Teufel töten", "Man muß den Teufel töten", "Man muß den Teufel töten" (Lachen), bis bei vielen Engeln im Himmel der Wunsch entsteht, den Teufel zu töten.
Wissen Sie, auf wieviele sich die ermittelten und bekanntgewordenen Verschwörungen verschiedenen Ausmaßes insgesamt beliefen? Auf 637. Es besteht kein Zweifel daran, daß sie mich zu einem Champion gemacht haben! (Beifall.) Wenn Sie mir dafür einen Preis verleihen wollen, wäre ich eher dazu bereit, diesen zu empfangen, als die unverdienten Ehren, die Sie mir am heutigen Nachmittag verliehen haben.
Auf welchem Gebiet bin ich der Champion? In dem olympischen Rekord an Verschwörungen, die der Imperialismus und seine Gefolgsleute vorbereitet haben, um meinem revolutionären Leben ein Ende zu setzen, und in der Freude und dem Vergnügen über ihre Unfähigkeit, mich auszuschalten. Es ist möglich, daß sie am Ende Erfolg haben und erreichen, daß ich mich zu Tode lache (Lachen und Beifall).
Ich fühle Bewunderung für diejenigen Menschen, die daran gearbeitet haben, das zu verhindern. Ich sage Ihnen mit völliger Offenheit, daß ich der Sorgloseste von allen war. Wenn ich eine Auslandsreise unternehmen muß, ist es unvermeidlich, daß mich eine größere Anzahl von Sicherheitspersonal begleitet als andere Reisende. Sie koordinieren und kooperieren immer eng mit den Behörden des Gastlandes, dessen Gesetze und Funktionen sie strikt respektieren.
Wissen Sie, wieviele Flugzeuge ich benutzen muß? Zwei. Es ist wahr, daß es zwei sowjetische Flugzeuge sind und die Sowjetunion verschwand vor vielen Jahren, aber uns bleiben noch einige Ersatzteile. Ich scherze mit meinen Kollegen und sage ihnen: "Ich sehe mich als mutiger als ihr an, da ich der einzige bin, der noch in einer alten sowjetischen Maschine mit relativ wenig Ersatzteilen fliegt." Es ist aber in der Tat so, daß unsere Piloten, Mechaniker und Techniker sehr wohl Champions sind.
Wir müssen mit zwei Maschinen fliegen, da sie immer ein Plänchen entwerfen, das zum Beispiel darin besteht, eine Stinger-Rakete zu benutzen, wobei es sich hierbei um einen Bogen handelt, den sie mehrere Kilometer weit vom Flughafen entfernt postieren können. Die USA haben diese Art von Waffen in der ganzen Welt verteilt, als sie Kräfte unterstützten, die sie in ihren schmutzigen Kriegen benutzten.
Während des vorletzten Iberoamerikanischen Gipfels in Venezuela bereiteten sie ein Attentat vor. Als die Täter von Miami kommend ihren Weg aufnahmen, wurden sie in der Nähe von Puerto Rico von einem Schiff der US-Küstenwache gefaßt, das auf der Suche nach Drogen war, und man beschlagnahmte zwei automatische Gewehre des Kalibers 50, die eine Reichweite von 1.400 Metern haben, auf 400 Meter Entfernung einen Panzer durchschlagen können und in der Lage sind, auf ein startendes und landendes Flugzeug zu schießen, wobei sie mit einem Teleskopsucher, Infrarotstrahlen für die Dunkelheit und den entsprechenden Ladestreifen ausgerüstet waren, um in halbautomatischer Weise so viele Kugeln wie notwendig abzufeuern. Die Personen wurden festgenommen und der Verfügung der Gerichte von Puerto Rico unterstellt. Und wer organisierte diese Plan? Der Präsident und die führenden Köpfe der sogenannten Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung. Einige von deren Chefs ließen sich sehr selbstgefällig und stolz zusammen mit dem US-Präsidenten fotografieren. Es ist nicht wenig Geld, das sie den Kandidaten beider Parteien zukommen lassen. Die direkt in den Fall verwickelten Personen werden einem Gerichtsverfahren unterworfen, wobei dies nicht den Präsidenten der verdienstvollen Stiftung und andere Hauptverantwortliche einschließt. Mal sehen, wie dieses Verfahren ausgeht.
Oftmals waren sie nahe dran, ihre Pläne zu verwirklichen. In Chile, um ein Beispiel zu zitieren, hatten sie sich auf einige Meter genähert, wobei sie mit einer Kamera ausgerüstet waren, die ein Maschinengewehr im Fokus hatte, und als Journalisten mit venezolanischen Pässen und Dokumenten, die ihnen von bestechlichen und korrupten Agenten und Beamten übergeben wurden, akkreditiert waren. Doch zum Glück waren es keine Fanatiker. Sie erschreckten und schossen nicht. Mehr als einmal waren sie ziemlich nahe. Es scheint so, daß ich später ein bißchen Glück gehabt habe. Auf jeden Fall habe ich versucht, das Glück auf die beste Art und Weise zu nutzen, denn jedes Jahr, jeden Monat, jede Woche und jede Stunde meines Lebens hat aus Kampf bestanden, und zwar nicht aus einem Gefühl der Rache, sondern aus Treue zu meinen Überzeugungen. Ich vergebe ihnen schon im Voraus für ihre Versuche, mich zu töten, denn letztlich haben sie mir die Ehre erwiesen, mich als sehr viel wichtiger, ja als unendlich viel wichtiger anzusehen, als ich eigentlich bin, und sie haben mir einen Rekord verliehen. Ihre Methoden sind schlicht und einfach widerlich.
Als wir an dem Material für die Klageschrift arbeiteten und eine neben der anderen alle ihre Untaten und die Gesamtheit ihrer Verbrechen gegen das kubanische Volk im Laufe von 45 Jahren sahen, und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, daß wenn jemand Abscheu für das Imperium empfand und eine wirklich sehr schlechte Meinung bezüglich seines totalen Fehlens von Skrupeln und Moral hatte, dann könnte ich Ihnen ohne Furcht vor Übertreibung sagen, daß wir uns noch 30% oder 40% revolutionärer fühlten. Es ist nicht so, daß wir diese Dinge ignorieren würden, denn an einem Tag kommt eine Nachricht heraus und am nächsten Tag eine andere, und es erscheinen Berichte und Nachrichten, die über diese Themen sprechen. Doch wenn man all dies auf einigen Seiten zusammenfaßt, hat es einen wirklich starken Effekt auf einen, eine starke Wirkung, und selbst ich, der ich die Erfahrung all dieser Jahre durchlebt habe, verspürte dies. Es gibt kein einziges Wort der Übertreibung, denn es handelt sich um unanfechtbare Beweise und offizielle Dokumente der Regierung der Vereinigten Staaten. Wir kennen sie sehr gut.
Warum gab es den Versuch, während des Krieges in Jugoslawien offen die Doktrin eines globalen und aus jeglichem Grund abzuleitenden Interventionsrechts zu verbreiten? Man mußte dem Einhalt gebieten. Das war es, was mich dazu brachte, das zu sagen, was ich schließlich sagte. Es ist nicht so, daß ich nicht daran dachte, über diese Dinge zu sprechen und zu schreiben, sondern ich hatte die Sorge, dies genau in jenem Rahmen zu tun und dabei das Risiko einzugehen, ungehörig und sogar unhöflich gegenüber den europäischen Persönlichkeiten zu erscheinen, die an diesem konstruktiven Austausch teilnahmen. Doch es gab keine andere Alternative. Ich verlas den Beitrag während meiner drei Minuten und ich glaube wirklich, daß dort das Blut in dem Adern stockte. Es herrschte eine völlige und absolute Stille und man ging davon aus, daß man während des privaten Treffens darüber diskutieren würde. Denn ich hatte, wie ich Ihnen bereits sagte, zwar auf 16 Abschnitte hingewiesen, aber nur vier erwähnt. Wenn Sie es mir erlauben, lese ich die vier und einige mehr vor, nicht alle 16, vielleicht 10 oder 11, um ein bißchen auszuschweifen, denn was im Recht reichlich vorhanden ist, schadet nicht. Will man also nicht von einer Sache wissen, dann muß man sich eben das Dreifache davon anhören. (Beifall).
Ich wußte, daß ich über vier Minuten verfügte, wenn ich um das Wort bitten würde. Mir blieb am Ende mindestens eine halbe Minute übrig, da ich eine spezielle Anstrengung unternommen und mich konzentriert hatte, so daß das Unverzichtbare gesagt werden konnte. Ich bin sicher, daß ich mich geschämt hätte, wenn ich nach Kuba zurückgekehrt wäre, ohne es zu tun. Es ist so, als ob man den Rubikon überschreitet, denn diese vier Absätze und diese drei Fragen berührten direkt sensible Aspekte bezüglich von mächtigen Interessen und Kräften. Zunächst handelte es sich hierbei um die in diesem Forum vorgetragene offene und notwendige Anklage des neuen strategischen NATO-Konzepts, die sie nicht verschleiern konnten, da viele Nachrichtenagenturen sie bereits verbreitet hatten.
Der zweite sensible Punkt. Wenn in dem von den 15 Staaten der Europäischen Union verabschiedeten Entschließungsprojekt ausdrücklich anerkannt wird, daß " sich diese strategische Vereinigung auf die vollen Achtung des Völkerrechts und die in der UN-Charta enthaltenen Absichten und Prinzipien stützt, nämlich die Nichteinmischung, die Achtung der Souveränität, die zwischenstaatlichen Gleichheit und die Selbstbestimmung," bedeutete dies, daß sich die Vereinigten Staaten als Anführer und wichtigster Alliierter ebenfalls zu diesen Prinzipien verpflichten würden? Und wenn dies nicht so wäre, welche Haltung würde Europa einnehmen, wenn die USA zu jeder Zeit und unter jeglichem Vorwand beginnen würden, Bomben und Raketen auf irgendeines der hier versammelten lateinamerikanischen und karibischen Länder zu werfen?
Ich sagte, daß die USA in Haiti und Santo Domingo aufgrund von nicht bezahlten Schulden in Höhe von einigen Dutzenden von Millionen Dollar einmarschierten. Wenn es ihnen in den Sinn kommt, daß eine unbezahlbare Schuld wie die von Lateinamerika, die 700 Milliarden Dollar beträgt und die niemals zurückgezahlt werden kann, da sie desto mehr ansteigt, je mehr man zahlt, eine globale Bedrohung und deshalb einen hinreichenden Grund für eine "humanitäre Intervention" darstellt, könnten sie damit beginnen, aufs Geratewohl Zehntausende von Bomben auf unsere Region oder auf irgendein Land unserer Region zu werfen.
Die dritte delikate Frage: Zum ersten Mal war es in einem internationalen Forum notwendig, offen auf die Tatsache hinzuweisen, daß der Westen, besonders die USA, mithalf, damit der Staat Israel Hunderte von Atomwaffen entwickeln konnte, worüber stets ein seltsames und hermetisches Schweigen aufrechterhalten wurde. Und das hatte eng mit der schwerwiegenden Bedeutung und Willkürlichkeit der neuen strategischen Konzeption der NATO zu tun. Ich erwähnte dies natürlich keineswegs, damit die NATO Bomben und Raketen auf Israel abfeuerte, wie sie es auf Serbien getan hatte. In jenem Staat des Nahen Ostens leben Israelis, Palästinenser und Bürger anderer Ethnien, Religionen und Kulturen. Ich verteidige mit absoluter Standhaftigkeit das Recht aller auf Leben und Frieden. Ein Fall wie dieser, wo es zu einer massiven und geheimen Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen gekommen ist, was gemäß der neuen NATO-Doktrin einer der Gründe für eine militärische Intervention ist, beweist, wie absurd, wirklichkeitsfremd und widersprüchlich eine solche Doktrin ist, denn in jenem kleinen Territorium summieren sich interne Konflikte, die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen, ethnische Säuberungen und unablässige Kriegsgefahren, was alles Gründe für eine militärische Intervention der NATO darstellen. Dennoch könnte es niemandem in den Sinn kommen, daß ein solch komplexes Problem gelöst werden könnte, indem man Zehntausende von Bomben abwirft auf Stromerzeugungseinrichtungen und Stromnetze, Fabriken, Straßen, Brücken und lebenswichtige Einrichtungen, ohne die Millionen von unschuldigen Personen nicht überleben könnten, die nicht die geringste Schuld an den Problemen haben, die sich dort angesammelt haben. Jedermann versteht, daß diese Probleme nicht mit den Methoden der NATO gelöst werden können, ohne dabei das Risiko einzugehen, eine sichere und kolossale Katastrophe herbeizuführen.
Für wen und wofür wurde diese dumme und kriminelle Doktrin konzipiert? Nur dafür, um sie auf diejenigen Länder anzuwenden, die weder Atomwaffen besitzen noch mächtigen militärischen Blöcken angehören oder übermäßig ernsthafte Komplikationen heraufbeschwören könnten. Ganz Lateinamerika und die Karibik, Afrika und der größte Teil der asiatischen Staaten würden in diesem Fall zu einem Risikogebiet gehören. Kein wirklich würdiges Land, das bereit ist zu kämpfen, wird sich einschüchtern lassen. Wir wissen im Übermaß, daß man eine ähnliche Aggression besiegen kann.
Dieses von den USA geführte Militärbündnis, hat gerade einen erbarmungslosen und völkermörderischen Krieg gegen ein europäisches Volk mit großen historischen Verdiensten geführt, das keine Schuld an den Fehlern trägt, die die Regierungen Europas und die jugoslawische Regierung in den letzten 10 Jahren auf dem Balkan begangen haben. Die Regierung, die das leitete, was von Jugoslawien übriggeblieben war, war in Wirklichkeit keine sozialistische Regierung. Vor mehr als 10 Jahren hatte sie aufgehört, dies zu sein, und strich den Namen Föderative Sozialistische Republik Jugoslawien, um sich danach einfach Föderative Republik Jugoslawien zu nennen, und zwar mit all den Normen, die der Westen fordert, nämlich freier Markt und diejenige Art von politischer, bürgerlicher und kapitalistischer Organisation, die die USA und Europa den restlichen Staaten als universelles Rezept aufzwingen wollen. Trotzdem wurde das sozialistische Jugoslawien, in dem fast ein halbes Jahrhundert lang Frieden herrschte, zerstückelt, wofür der Westen die Verantwortung trägt und was fast unmittelbar darauf zu jeder Art von ethnischen, kulturellen und nationalen Konflikten führte. Alle Volksgruppen, die das Land zusammensetzten, erlitten die Folgen.
Die Konflikte waren nicht immer ethnischer Art, da Kroaten, Serben und Bosnier in ethnischer Hinsicht Slawen sind, wobei nur einige römische Katholiken, andere orthodoxe Katholiken und wieder andere Moslems sind, weshalb es eben zu kulturellen, religiösen und nationalen Konflikten kam. Im Kosovo handelte es sich um einen Konflikt, der sehr wohl zudem ethnische Charakteristika hatte.
Von der Verantwortlichkeit wird nicht gesprochen. Man spricht nicht vom Holocaust an den Serben, der vom 6. April 1941 bis in die letzten Jahre des Krieges andauerte und bei dem Hunderttausende von Serben, darunter Männer, Frauen und Kinder, auf systematische und kaltblütige Art und Weise in Konzentrationslagern ausgerottet wurden, bei dem die Nazi-Methoden von Auschwitz, Dachau und anderen Orten angewendet wurden, und zwar im Einklang mit der Doktrin eines Faschisten, den Hitler nach der Invasion einer Zone Jugoslawiens an die Macht gebracht hatte, die Kroatien, Bosnien, Herzegovina und einen Teil Voivodinas umfaßte.
Als ich während eines Kulturkongresses, an dem etwa 600 oder 700 ausländische Delegierte teilnahmen, über das Thema sprach, fragte ich, ob jemand von ihnen von diesem Holocaust wüßte, und nur einer, ein Deutscher, hob die Hand und sagte: "Ja, in Deutschland wurde ein Buch veröffentlicht, das die Geschichte dieses Holocausts erzählte, und es gab auch in Jugoslawien einige Bücher, die über das Thema sprachen." Ein wirklicher Holocaust! Der Westen hat ein totales Schweigen beibehalten und diesen Holocaust verschleiert. Warum? Weil es sich um Serben handelte? Weil die Serben nach dem Krieg einen Teil der sozialistischen Republik bildeten? Warum geschah dies wirklich? Es gibt einige Geheimnisse, die gelüftet werden müssen, und es ist möglich, sie zu lüften.
In diesem Moment muß es über dieses Thema sehr viel mehr Daten geben als die, über die ich verfügte, als ich am 11. Juni 1999 auf dem Kulturkongreß sprach, vor weniger als einem Monat. Man muß nicht nur Ideen säen, sondern auch Wahrheiten entdecken. Man muß die Welt über die riesige und gigantische Scheinheiligkeit des Westens aufklären.
Man spricht von Seiten einiger europäischer Politiker von der Verschärfung der kubanischen Gesetze, wobei sie besonders kritisieren, daß in unserem Strafgesetzbuch die Todesstrafe existiert. Worin bestand die Verschärfung? Im Fall von Vergewaltigungen von Minderjährigen haben wir die Strafen verschärft und in den Fällen von extremer und abstoßender Schärfe kann die Todesstrafe verhängt werden.
Fast 2 Millionen Touristen besuchen pro Jahr unser Land. Im Allgemeinen sind dies gesunde Menschen, viele Kanadier und Europäer von exemplarischem Verhalten. Doch niemals fehlen diejenigen Besucher jeglicher Herkunft, die auf der Suche nach Sex sind. Unser Volk und besonders unsere Kinder und Jugendlichen müssen geschützt werden, und dies noch viel mehr, nachdem Krankheiten wie AIDS aufgetaucht sind, die skrupellose Personen hervorgebracht haben, die den Genuß ohne Risiken irgendeiner Art begehren und denken, daß der Kontakt mit Mädchen und Jungen von 11 Jahren, 10 Jahren, 8 Jahren oder 7 Jahren weniger gefährlich sei als der mit einer erwachsenen Person. Niemals fehlen diejenigen, die sich dafür hergeben, solche Dienste zu fördern. Wir haben ebenfalls die Strafen bei Zuhälterei und besonders bei der Verführung Minderjähriger verschärft. Nicht einmal das ganze Gold der Welt ist mehr wert als die Reinheit und die Würde eines kubanischen Mädchens oder Jungens (Beifall).
Im Fall von Drogenhandel haben wir gleichfalls die Strafen bis zur Todesstrafe angehoben. Was bedeutet das? Ausgehend von der Öffnung unseres Landes für Millionen von Besuchern, wobei dies gebürtige Kubaner und Touristen einschließt, die mit großer Leichtigkeit und oftmals ohne Visa im Land ein- und ausreisen, sind Bedingungen entstanden, bei denen einige internationale Verbrecher diese Möglichkeiten ausnutzen, um mit kleinen Drogenladungen Handel zu treiben. Es gibt gleichzeitig ausländische Unternehmen, die mit kubanischen Unternehmen assoziiert sind und über die einschlägigen Möglichkeiten verfügen, um Rohstoffe und verarbeitete Produkte ein- und auszuführen. Wir entdeckten, daß eine dieser Firmen die Investition mit der Absicht getätigt hatte, bedeutende Mengen an Drogen zwischen Kolumbien und Spanien zu bewegen.
Glücklicherweise entdeckten wir es rechtzeitig. Wir hätten die angeblichen europäischen Geschäftsleute festnehmen können, wenn bestimmte kolumbianische Behörden gemäß den zwischen beiden Ländern unterzeichneten Vereinbarungen uns die Informationen übermittelt hätten, die sie bereits besaßen, bevor sie sie aus Publicity-Gründen und aufgrund von keinesfalls transparenten Ratschlägen von US-amerikanischen Beamten veröffentlichten. Die in ihr Heimatland geflüchteten falschen Unternehmer sind immer noch nicht verhaftet worden.
Kuba kann so etwas nicht tolerieren. Es ist eine Beleidigung für unser Land, das sein Ansehen und sogar seine Sicherheit aufs Spiel setzt. Aus diesem Grund, der zweifelsfrei würdig ist, berücksichtigt zu werden, entschied die Nationalversammlung, die Todesstrafe für das Delikt des Drogenhandels großen Ausmaßes unter Verwendung des kubanischen Territoriums festzulegen. Für die weniger schweren Fälle wurden die Gefängnisstrafen erhöht.
Unser Strafgesetzbuch beinhaltet in der Tat die Todesstrafe, doch im Rahmen der letzten Änderungen beschloß die Nationalversammlung die lebenslängliche Gefängnisstrafe als Alternative zur Todesstrafe, so daß diese nur in Ausnahmefällen angewendet wird. In Kuba gibt es außerdem den Staatsrat, der aus 31 Personen mit sehr eigenen und unabhängigen Kriterien zusammengesetzt ist. Jedes Urteil über die Höchststrafe, das vom Obersten Gericht ratifiziert worden ist, wird automatisch dem Staatsrat vorgelegt, wo jeder Fall aufs Neue sorgfältig analysiert wird - und die dort bestraften Delikte sind in der Regel schrecklich und abstoßend -, und wenn es keinen fast einstimmigen Konsens gibt, wird das vom höchsten Justizorgan des Landes mitunterzeichnete Todesurteil nicht vollstreckt.
So ist das. Es ist nicht so wie dort im Norden, wo die Todesstrafe nur für Spanischamerikaner, Indios, Mestizen und Schwarze vorbehalten ist (Beifall).
In Europa, wo man seit langem nicht mehr unter den schrecklichen sozialen Problemen leidet, denen unsere Länder ausgesetzt sind, wurde bereits die Politik der Abschaffung der Todesstrafe eingeführt, während 129 Länder der Welt dies noch nicht als möglich erachtet haben. Wir sehnen uns nach dem Tag, an dem auch wir diese strenge Strafe abschaffen können.
Ich sagte einer europäischen Führungspersönlichkeit, der sich um dieses Thema sorgte, folgendes: Sie Europäer sorgen sich um die Todesstrafe. Das ist eine Idee und ein Gefühl, das ich respektiere. Doch es gibt zwei Gründe für die Todesstrafe: Erstens können die Strafen zum Tod von einigen Tausend Personen jährlich führen, deren Taten den Verlust von vielen unschuldigen Menschenleben, Behinderungen oder einen beträchtlichen Schaden für die Gesellschaft hervorgerufen haben. Trotzdem betrachte ich das Anliegen jeglichen Landes, jeglichen Mannes oder jeglicher Frau nicht als niederträchtig, unter denen auch viele Freunde Kubas und viele noble und gute Menschen auf der Welt sind und die sich aus religiösen Motiven oder philosophischen Gründen dieser Art von Strafe widersetzen. Selbst in der Nationalversammlung erläuterten drei christliche Abgeordnete ihre Standpunkte und ihren Einspruch, als diese Strafen für Delikte wie die beschriebenen beschlossen wurden. Menschen, die so denken, sind jeden Respekts würdig. Was man jedoch nicht respektieren kann, sind die Scheinheiligkeit und die Lüge. Es gibt einen anderen wirklich schrecklichen Grund für die Todesstrafe, nämlich den Hunger und die Armut, die jedes Jahr Dutzende Millionen von Personen in der Welt töten.
Ich habe gegenüber den europäischen Führungspersönlichkeiten ausgedrückt: Lassen sie uns nicht warten, bis auf der Welt alle Bedingungen geschaffen sind, damit die Todesstrafen abgeschafft werden können. Beginnen wir sofort mit der Arbeit, um das Leben von Dutzenden Millionen von Menschen zu retten, die jedes Jahr in der Dritten Welt sterben (Beifall).
Und ich sage ihnen: Wir sind zur Zusammenarbeit bereit. Schauen sie, wir wissen, daß allein in Lateinamerika jedes Jahr mehr als 1 Million Menschen sterben, die einfach dadurch gerettet werden könnten, indem man Ärzte dorthin schickt, wo es noch keine Ärzte gibt. Wir haben unsere Zusammenarbeit versprochen und sind sogar bereit, Tausende von Ärzten zu schicken. Das ist das Humankapital, von dem ich Ihnen erzählte. Die Tatsache, daß wir das Land mit dem weltweit höchsten Pro-Kopf-Anteil an Ärzten sind, hätte keinen Wert, wenn jeder unserer Ärzte nicht als allgemeine Norm, heiliges Prinzip und feste Tradition wie ein Missionar, Kreuzritter, Pastor, Priester und Märtyrer der Gesundheit und des menschlichen Lebens auftreten würde, weshalb sie sich entschlossen zu denjenigen Orten begeben, zu deren Erreichen man tagelang durch Schlamm waten muß, wobei sie allein zu diesen Orten gehen und es sich manchmal um Frauen handelt - fast die Hälfte der Ärzte in unserem Land sind Frauen -. Es sind Orte, in denen es keinen Strom gibt, wo es lange dauert, den Ärzten Post ihrer Familien zukommen zu lassen, und wo es Moskitos, Schlangen und alle die Plagen gibt, die man in einigen tropisch feuchten Wäldern und Zonen finden kann. Dort sind unsere Ärzte und Ärztinnen.
Ich sagte Ihnen bereits, daß wir Mittelamerika 2.000 Ärzte angeboten haben. Ich weiß nicht, fast stelle ich mir sogar die Frage, ob Europa und die USA zusammen 2.000 Freiwillige zusammenbringen können, um zu den Orten zu gehen, wo unsere Ärzte arbeiten (Beifall). Nur für den Norden von Schwarzafrika, wo die Kindersterblichkeitsrate in einigen Ländern jedes Jahr Zahlen von über 200 pro 1.000 Lebendgeborenen erreicht und wo Hunderttausende von Leben, hauptsächlich Kinder, gerettet werden können, oftmals nur durch das Ausgeben von einigen Cents, haben wir die kostenlosen Dienste von 3.000 Ärzten angeboten. Es handelt sich um die ärmsten Länder mit der höchsten Kindersterblichkeitsrate. Wir sagen den reichen Ländern: "Wenn Sie die Medikamente zur Verfügung stellen, schicken wir die Ärzte. " Und nicht nur das, denn wir haben bereits die ersten Ärzte entsandt, ohne daß sich bereits irgendein Industrieland verpflichtet hätte, Medikamente zu schicken, die aufgrund einiger Anstrengungen der Regierungen selbst oder einiger wirklich humanitärer Nichtregierungsorganisationen ankommen. Die entscheidende Frage liegt in der Tatsache, daß es bereits eine große Anzahl von kubanischen Ärzten gibt, die dort Leben retten, und in der Hoffnung, daß die Länder mit den meisten Mitteln einige Beiträge an Medikamenten leisten, was am wenigsten kostet.
Ich habe mit einer Reihe von europäischen Führungspersönlichkeiten gesprochen und mir vorgenommen, weiter Gespräche zu führen, um bis zu 6.000 Ärzte an diejenigen Orte in verschiedenen Teilen der Welt zu schicken, die dies am dringendsten benötigen. Ich spreche nicht von mehr, da die 6.000 die sind, die wir allein unterhalten und deren Lohnkosten und andere Zuwendungen für sie und ihre Familien wir abdecken können.
Es kostet Millionen, eine Hochschule für 3.400 Medizinstudenten aus ganz Lateinamerika aufrechtzuerhalten. Ebenso kostete es einige Millionen, sie nach den zwei Hurrikans, die erschreckende menschliche und materielle Schäden in der Karibik und Mittelamerika anrichteten, innerhalb von Wochen aufzubauen. Obwohl wir blockiert werden, machten und machen wir das alles mit Freude. Aus dieser Institution wird mehr als eine Ausbildungsstätte für Ärzte hervorgehen, nämlich eine Doktrin dessen, was der Arzt sein muß, und der Verantwortung, welche diejenigen Berufstätigen haben, die die Gesundheit, das physische Wohlbefinden und das Leben des Menschen bewachen.
Wir fühlen uns befriedigt darüber, diesen Geist der Solidarität und des Opfers massenhaft erreicht zu haben. Als wir das Problem in unserem Land erläuterten, boten sich praktisch alle Beschäftigten des Gesundheitswesens an, einschließlich der Krankenpfleger, Techniker und dem weiteren qualifizierten Personal. Jeder Arzt kann sich in eine Mikroschule für Krankenpflege und für das technische Hilfspersonal verwandeln, wenn ihm einheimische Jugendliche mit dem Abschluß von mindestens der sechsten Klasse zugewiesen werden. Mit ihrer theoretischen und praktischen Anleitung können die Ärzte diese Jugendlichen innerhalb von kürzester Zeit perfekt ausbilden.
Ich spreche mit Vorsicht von 6.000, denn wie ich bereits sagte, müssen wir für jeden dieser Ärzte bestimmte Zusatzausgaben zu ihren Gehältern aufbringen. Oft mußten wir den Flug bezahlen, wobei wir sie in unseren Flugzeugen mit den entsprechenden dabei anfallenden Kosten schickten, weil die Länder nicht einmal über die Mittel verfügten, um für die Flugkosten unserer Ärzte aufzukommen. Oftmals mußten wir den in der Lateinamerikanischen Medizinischen Hochschule eingeschriebenen Studenten, die dort ohne Kosten für sie und ihre Familien studieren, auch die Reise nach Kuba bezahlen.
Jedes Jahr empfangen wir 500 Jugendliche aus Mittelamerika und 750 aus dem Rest Lateinamerikas. Es gibt eine kleine Gruppe von Brasilianern aus verschiedenen Bundesstaaten Brasiliens, und zwar nicht, weil dieses große Land dies bräuchte, sondern weil wir wünschen, daß sich in dieser Schule Studenten aus allen spanisch- und portugiesischsprechenden Ländern, die sich sehr ähneln, treffen. Außerdem sind etwa 120 haitianische Jugendliche in der Medizinischen Fakultät von Santiago de Cuba angekommen. Sie müssen vorher die spanische Sprache erlernen. So empfangen wir jährlich zwischen 1.350 und 1.400 lateinamerikanische Stipendiaten, die in Kuba das Medizinstudium aufnehmen. Ich zähle hierbei nicht die Studenten aus der Karibik, die das Recht auf jegliches Stipendium und jeglichen Studienabschluß in unseren Universitäten haben, und zwar absolut kostenlos (Beifall).
Wir verfügen über 21 medizinische Fakultäten und zusammen mit der Lateinamerikanischen Fakultät sind es 22. In dieser letzteren werden sie den Angleichungskurs und die beiden ersten Jahre über die Grundlagen der Wissenschaft absolvieren, die die schwierigsten sind. Danach müssen sie im Land verteilt werden, denn ab dem dritten Studienjahr arbeiten alle unsere Medizinstudenten in den Krankenhäusern, weil sie nicht nur eine einfach theoretische Ausbildung erhalten. Vor der Revolution gab es Ärzte, die ihren Abschluß in Chirurgie machten, ohne jemals eine Operation durchgeführt zu haben. Die kubanischen Medizinstudenten von heute machen sich dagegen bereits frühzeitig mit der Krankenhausbetreuung vertraut. Wir hoffen, daß diese Jugendlichen, die aus entlegenen Gebieten Lateinamerikas stammen, normalerweise von sehr bescheidener Herkunft und begierig darauf sind, diesen noblen Studiengang zu absolvieren, besser werden als unsere eigenen Studenten. Das wichtigste ist die Bereitschaft, jeglichen Einsatz und jegliche Aufgabe an jedem Ort zu erfüllen. Das ist es, was unserem Land erlaubt hat, über das enorme Ärztepotential zu verfügen, auf das es heute zählt.
Ich kann noch mit Freuden hinzufügen, daß unsere Landsleute im Fall von zwei Orten, wohin man gehen kann, und einem, der schlechter ist als der andere, aus einem Gefühl der Ehre heraus den schlechteren und nicht den leichteren auswählen. Aber dank der Anstrengung und dem Humankapital, das wir geschaffen haben, können wir bereits Dienste dieser Art leisten, und wir laden diejenigen Länder, die über so viele Mittel und ein Bruttoinlandsprodukt verfügen, das im Falle einiger zwanzig oder fünfundzwanzig Mal größer ist als dasjenige Kubas, dazu ein, mit Medikamenten mitzuhelfen, um unzählige Menschenleben zu retten. Denn wir wissen, wo die Menschen sterben, in welchen Slums und in welchen entlegenen Gebieten, wo niemals ein Arzt hingekommen ist.
Das einzige, was wirklich noch fehlt, um meine Rede zu beenden, sind die Punkte, die die enorme Besorgnis begründen, welche aus den neuen strategischen Konzepten der NATO erwächst, auf die ich mit so viel Nachdruck hingewiesen habe.
Ich werde auf die 11 bedeutendsten Punkte hinweisen, wovon ich beim Gipfeltreffen nur vier anbrachte:
Erstens: "Zur Verbesserung von Frieden und Stabilität in Europa und darüber hinaus stärken die europäischen Verbündeten ihre Handlungsfähigkeit, auch durch eine Verstärkung ihrer militärischen Fähigkeiten."
Sie denken nicht daran, Leben zu retten, sondern sie denken daran, Menschen zu töten, Leben auszulöschen (Beifall).
Zweitens: "Die Sicherheit des Bündnisses bleibt einem breiten Spektrum militärischer und nichtmilitärischer Risiken unterworfen, die aus vielen Richtungen kommen und oft schwer vorherzusagen sind. Zu diesen Risiken gehören Ungewißheit und Instabilität in und um den euro-atlantischen Raum" - ich glaube, daß wir uns genau hier in einem euro-atlantischen Hafen befinden -"sowie die mögliche Entstehung regionaler Krisen an der Peripherie des Bündnisses."
Drittens: "Die Sicherheit des Bündnisses muß jedoch auch den globalen Kontext berücksichtigen. Die Sicherheitsinteressen des Bündnisses können von anderen Risiken umfassenderer Natur berührt werden."
Viertens: "Die NATO wird in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen darum bemüht sein, Konflikte zu verhüten oder, sollte eine Krise auftreten, in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht zu deren wirksamer Bewältigung beizutragen, einschließlich durch die Möglichkeit der Durchführung von nicht unter Artikel 5 fallenden Krisenreaktionseinsätzen." Der Artikel 5 ist genau derjenige, der ihnen verbietet, ihre Außengrenzen zu überschreiten.
Fünftens: Die gemeinsamen Streitkräfte des Bündnisses [...] müssen bereit sein, einen Beitrag zur Konfliktverhütung zu leisten und nicht unter Artikel 5 fallende Krisenreaktionseinsätze durchzuführen." Zwei Mal wird der Artikel 5 erwähnt.
Sechstens: "Die Streitkräfte des Bündnisses [...] könnten dazu aufgerufen sein, zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit beizutragen, indem sie Operationen zur Unterstützung anderer internationaler Organisationen durchführen, die politischen Maßnahmen innerhalb eines breiten sicherheitspolitischen Ansatzes ergänzen und verstärken."
Siebtens: "Die potentielle Teilnahme von Partnern und anderen Nicht-NATO-Staaten an NATO-geführten Operationen." Das bedeutet, meine Herren, daß wir jeden, der dies wünscht, dazu einladen, an einem Massaker teilzunehmen. "Umfang, Bereitschaftsgrad, Verfügbarkeit und Dislozierung der Streitkräfte des Bündnisses werden sein Bekenntnis zur kollektiven Verteidigung und zur Durchführung von Krisenreaktionseinsätzen widerspiegeln. Dies kann manchmal kurzfristig, weit vom Heimatstandort und auch weit vom Bündnisgebiet entfernt erfolgen." Weit vom Bündnisgebiet entfernt! Ich weiß nicht, ob wir hier in Brasilien weit oder nahe entfernt sind. Was ich aber weiß ist, daß Kuba dicht dran liegt.
Achtens: "Streitkräfteelemente in größerer Zahl werden in geeigneten Bereitschaftsgraden zur Verfügung stehen, um längere Operationen durchzuhalten, entweder innerhalb oder außerhalb des Bündnisgebietes."
Neuntens: "Die Nato-Streitkräfte können dazu aufgerufen sein, außerhalb ihrer Grenzen zu agieren." Sie wiederholen es auf obsessive Weise.
Zehntens: "Die Einleitung und anhaltende Durchführung von Operationen außerhalb des Bündnisgebietes, wo möglicherweise nur geringe oder überhaupt keine Unterstützung durch einen Gaststaat erfolgt, wird besondere logistische Herausforderungen mit sich bringen."
Und schließlich der elfte Punkt, der in einem anderen der an diesem Tag verabschiedeten Dokumente enthalten ist und als "Initiative über die Verteidigungskapazitäten" bezeichnet wird.
"Es ist wahrscheinlicher, daß die möglichen Bedrohungen für die Sicherheit des Bündnisses aus regionalen und ethnischen Konflikten und anderen Krisen jenseits des Bündnisterritoriums sowie aus der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen und ihrer Trägermittel entspringen." Das ist der Abschnitt, der sich auf das bezieht, wovon wir sprachen, nämlich auf diejenigen Arsenale, die mit der Komplizenschaft des Westens aufgebaut wurden und die eine beträchtliche Anzahl von Waffen umfassen, womit dies einen Fall von geheimer und massiver Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen mit ihren entsprechenden Trägermitteln darstellt.
Da ich hier über ein wenig mehr Zeit und außerdem über sehr viel geduldigere Zuhörer verfügt habe als dort während des Gipfeltreffens, wollte ich Ihnen von diesem Thema als einem von großer Wichtigkeit erzählen, neben meiner Absicht, Ihnen einige Materialien zu empfehlen, die wir Ihnen zukommen lassen werden. Wir haben wirklich große Lust, daß Sie sie lesen, wenn Sie können. Wir müssen die Broschüre mit der Klageschrift und auch die Rede vor den venezolanischen Studenten schicken.
Carlitos, wieviele mit der Venezuela-Rede sind angekommen? Wieviele hast du im Moment? (Er antwortet, daß es Eintausend seien.) Und wieviele hast Du noch? Hast du alle verteilt? Aber schau, wir haben hier einen Genossen, der fähig ist, 10.000 an einem Tag herzustellen, wenigstens das Notwendige.
Wieviele Professoren hat diese Universität? (Sie sagen ihm, daß es 2.000 seien.) Würden Sie mir erlauben, jedem Professor ein Exemplar der Rede in Venezuela zu schicken? (Beifall.) Carlos, verteil jetzt keine, denn das würde ein wenig Unordnung bringen. Du schickst sie den Verantwortlichen. Diejenigen, die Euch eingeladen haben, haben die Liste? Du kannst sie ihnen schicken. Diese Rede des Kulturkongresses und auch die in Venezuela haben wir in Portugiesisch. Die Klageschrift haben wir in Portugiesisch. Das sind drei Bücher, die kostenlos an die Professoren verteilt werden, und ich bitte sie ernsthaft um Vergebung für die Belästigung.
Es wäre schön, wenn wir sie den Professoren von anderen Universitäten schicken könnten! Ich bin bereits einem Treffen der Führung der Gewerkschaft der Universitätsprofessoren beigewohnt. Was für eine Auszeichnung! Ich war dabei, mich um 1:00 Uhr nachts zum Ausruhen zu begeben, als sie mich auf dem Weg abfingen und zu einem Salon desselben Hotels brachten, wo ich das Privileg hatte, einige Minuten zu ihnen zu sprechen. Es diente mir wenigstens dazu, zu überprüfen, ob man mich verstand, wenn ich Spanisch sprach. Sie sagten mir, daß es einfacher sei, wenn ich langsam spreche, weshalb ich später weiterhin in Spanisch zu den Brasilianern sprechen konnte.
Diese drei Broschüren werden wir Ihnen schicken.
Die Delegierten des Studentenkongresses in Belo Horizonte haben bereits 5.000 Broschüren der Kulturkongreß-Rede und 5.000 der Rede in Caracas.
Gut, kann mir jetzt einer von Ihnen den Gefallen tun und mir sagen, wie lange ich bereits rede? (Lachen.) (Sie sagen ihm, daß es mehr als drei Stunden seien.) Ah, caramba, wie schade! Ich habe überzogen, ich habe ein bißchen überzogen und muß Sie wirklich um Verzeihung bitten. Das nächste Mal werde ich mich kürzer fassen (Beifall).
Ich lasse Ihnen hier meinen Redebeitrag und die drei Materialien, die Ihnen zügig zukommen werden. Inzwischen laß die Ladung hier, die du dort hast und die für hier bestimmt war, damit sie sie auf irgendeine Weise verteilen. Aber niemand soll sich Sorgen machen, denn wir werden die notwendigen Exemplare schicken, damit alle sie haben, und wenn einige übrigbleiben, kann man sie unter anderen Professoren, Freunden oder dem intellektuellen Personal verteilen.
Vielen Dank.
(Ovation)
Fidel Castro Ruz
30. Juni 1999, Universität von Rio de Janeiro, Brasilien
Quelle: Soldado de las Ideas