Rede des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Präsident des Staats- und Ministerrates, auf der Eröffnungsveranstaltung des IV. Parteitages der Kommunistischen Partei Kubas, abgehalten im Theater »Heredia« in Santiago de Cuba am 10. Oktober 1991.
Foto: Fidel, Soldado de las Ideas |
Werte Genossinnen und Genossen!
Ich hoffe, daß Ihr Euch nach der langen Anreise gut ausruhen konntet, damit ihr nun die Aufgaben dieses Parteitages voll in Angriff nehmen könnt.
Diesmal werde ich keinen abgefaßten Bericht vortragen, wie es traditionell üblich ist; ich bitte also nicht um das Wort, um eine Bilanz vorzutragen, sondern ich bitte vielmehr um das Wort, um den Parteitag zu eröffnen. Ich habe es diesmal vorgezogen, hier mit frischen Gedanken zu erscheinen, mit den letzten Nachrichten, mit den neuesten Fakten, ich werde von Förmlichkeiten absehen, um so das geeignete Klima zu schaffen, damit wir hier die nötigen Analysen und Diskussionen durchführen können.
Im Allgemeinen werden in diesen Berichten Orientierungen vorgegeben, es wird eine Strategie festgelegt, aber hier werden wir in Wirklichkeit erst einmal Dinge analysieren und diskutieren, um danach Richtlinien und politische Strategien festlegen zu können.
Es liegt in unserem Interesse, daß sich die Delegierten mit völliger Freiheit zu den Themen äußern, die hier zur Diskussion stehen, eine Diskussion, die so offen sein muß, daß Raum für jede Meinung ist und für jede Thematik, die aufkommen könnte. Deshalb denke ich, daß die Abschlußveranstaltung vielleicht wichtiger ist, als die Eröffnungsveranstaltung.
Wir möchten, daß es zu ausführlichen Diskussionen kommt. Um diese Diskussion zu leiten, werden wir uns an die Beschlüsse halten, die auf den Tagungen in den einzelnen Provinzen getroffen wurden, und an die Reihenfolge, in der sie dort beraten wurden, diese Reihenfolge werden wir beibehalten, auch wenn der Genosse Machado (1) eine andere Tagesordnung erwähnt hat. Wir sind der Ansicht, daß diese Reihenfolge sich nach der Wichtigkeit der einzelnen Aspekte richten sollte: zuerst die Statuten, so wie es vorgesehen war, danach die Fragen bezüglich des Programms und des Konzepts der Volksmacht und zuletzt die ökonomischen und sozialen Fragen.
Screenshot, Partido Comunista de Cuba
Ich möchte keinerlei Meinung oder Gedanken zu diesen Themen vorwegnehmen, eben gerade weil wir möchten, daß sich hier ein jeder völlig frei und offen zu ihnen äußert. Ich bin der Ansicht, daß unser Parteitag sehr demokratisch ist, er ist bereits auf die demokratischste Art und Weise organisiert worden, auf die es möglich ist, einen Parteitag zu organisieren.
Das begann schon mit dem Aufruf zu diesem Parteitag, an dessen Diskussion sich Millionen von Mitbürgern beteiligten, später, als die Dokumente bereits ausgearbeitet waren, wurden diese vom Organisationskomittee ausführlich besprochen.
Ich muß hervorheben, daß uns bis zum Parteitag nicht viel Zeit blieb. Erinnert Euch, daß der Aufruf zum Parteitag im ersten Halbjahr vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, die Umstände waren damals noch nahezu normal, obwohl bereits Schwierigkeiten und Probleme abzusehen waren. Die für den Parteitag vorgesehenen Gebäude befanden sich bereits im Bau, und es war schon vor Jahren entschieden worden, daß dieser Parteitag in Santiago de Cuba stattfinden würde. Der Bau der Räumlichkeiten würde sich noch etwas hinziehen, und so hatten wir verschiedene Daten im Auge, es sollte ungefähr mit dem Jubiläum des Protests von Baraguá (2) zusammenfallen, als wir sahen, daß der Zeitraum zu kurz war, dachten wir daran, den Parteitag am 26. Juli? Zu eröffnen, aber auch da traten einige Unannehmlichkeiten auf, das Datum fiel zusammen mit den Panamerikanischen Spielen.
Die Gebäude für den Parteitag befanden sich zur gleichen Zeit im Bau, wie einige der Gebäude für die Panamarikanischen Spiele, und wir sahen ein, daß es unmöglich war, am 26. Juli (3) einen Parteitag zu beginnen und in den ersten Augusttagen die Panamerikanischen Spiele, das war unmöglich, und so gelangten wir zu dem Schluß, daß der Parteitag erst nach den Panamerikanischen Spielen stattfinden könnte.
Aber ich muß hinzufügen, daß in jenen Tagen keinerlei Gewähr bestand, wir wußten nicht, wie die Lage des Landes sein würde, wir wußten nicht einmal, ob wir die Panamerikanischen Spiele im August durchführen können würden und wie unser Parteitag ablaufen würde, denn dieses Jahr war für uns ein Jahr der großen Ungewißheit, so wie unweigerlich auch weitere Jahre im Zeichen der Ungewißheit stehen werden; aber wir haben weiter nach unseren Plänen gearbeitet, und es gab Momente, in den wir sogar Zweifel hatten, ob es vernünftig ist, den Parteitag abzuhalten, während das Land eine kritische Phase der Ausnahmeperiode durchlebt - denn wir befinden uns in einer Ausnahmeperiode, aber noch ist es nicht zu der Phase gekommen, die wir als die kritischste Phase einer Ausnahmeperiode bezeichnen könnten, wir haben gehofft und dafür gekämpft, daß es nicht zu dieser kritischen Phase kommt, wir haben alles nur Mögliche getan, aber es liegt nicht in unserer Macht, sie zu verhindern -, und wenn wir überlegten, daß der Parteitag auf alle Fälle durchgeführt werden mußte, denn der Aufruf war bereits gemacht worden, dann fragten wir uns: Unter welchen Bedingungen würden wir ihn abhalten müssen? Wie würde es mit dem Transport aussehen? Wie würde es um das Benzin stehen? Wie würde sich die Stromversorgung weiterentwickeln? Wie würden sich die Ereignisse in der Sowjetunion verhalten?
Das war eines der Probleme, das wir im Organisationskomitee ernsthaft berücksichtigen mußten; aber wir gelangten zu dem meiner Ansicht nach korrektem Schluß, daß der Parteitag auf jeden Fall durchgeführt werden muß, ganz gleich unter welchen Umständen, auch wenn es im kritischsten Augenblick der Ausnahmeperiode sein würde, auch wenn die Anzahl der Delegierten reduziert werden müsse. Und wir sagten uns: Wenn es möglich ist, den Parteitag unter mehr oder weniger normalen Umständen durchzuführen, falls man die gegenwärtigen Umstände als normal bezeichnen kann, dann können wir ihn so durchführen, wie es geplant war, nämlich in Santiago de Cuba, in den eigens für ihn errichteten Gebäuden; aber falls nicht einmal diese Möglichkeiten in Betracht kommen sollten, muß er trotzdem abgehalten werden, wenn es nicht in Santiago de Cuba sein kann, dann eben irgendwo anders in der Republik; wenn es nicht in einem so prächtigen Gebäude wie diesem sein kann, dann unter einem Zirkuszelt, falls es nötig wäre, auch wenn die Anreise zu Fuß, zu Pferd, per Kalesche oder per Fahrrad erfolgen müßte, aber der Parteitag muß stattfinden; es wurde für uns eine Grundsatzfrage, eine Frage des Prinzips, den Parteitag durchzuführen, ganz gleich unter welchen Umständen.
Wir haben tatsächlich von Anfang an die Entwicklung der Ereignisse in der Sowjetunion aufmerksam verfolgt, aber niemand konnte irgendeine Garantie bieten. Die Dinge liefen weiter wie bisher; sagen wir lieber, sie komplizierten sich jedesmal mehr, obwohl sie sich nicht bis zu jenem Extrem zuspitzten, das es verhindert hätte, den Parteitag wie programmiert in Santiago de Cuba und mit der größtmöglichen Nüchternheit, mit einem Minimum an Aufwand, was das Benzin angeht, was die materielle Ausstattung angeht, welche auch immer das sei, durchzuführen. Ihr seht selbst, diesmal hat niemand irgendwelche Kleidungsstücke erhalten, um am Parteitag teilnehmen zu können.
Soweit ich weiß, wurden für den I., den II. und den III. Parteitag ein oder zwei Anzüge entworfen, eigens für die Delegierten des Parteitags, und diesmal war es anders: Es sollte jeder mit der Kleidung kommen, die er besitzt, und soviel ich sehen kann, seid Ihr alle sehr gut gekleidet erschienen, man kann so die Farbtupfer besser genießen, wenn jeder seine Bluse, sein Hemd, sein Sakko, seine Guayabera (4) oder was auch immer trägt, das ist viel besser, als wenn der Genosse Machado sechs oder sieben Anzugmodelle speziell für den Parteitag in Auftrag gegeben hätte, falls der Stoff vorhanden gewesen wäre, dann würden wir jetzt wie ein uniformiertes Bataillon aussehen.
Wir überlegten, daß die Möglichkeit bestand, die Delegierten per Eisenbahn zum Parteitag anreisen zu lassen, diejenigen, die aus näherer Umgebung kamen, per Omnibus, und sie in den Gebäuden unterzubringen, in denen auch die Sportler während der Panamerikanischen Spiele untergebracht waren. So lautete unsere Entscheidung und so geschah es auch.
Es blieb uns nicht einmal genügend Zeit, um die Dokumente auszuarbeiten, denn von dem Moment an, in dem der Aufruf veröffentlicht wurde, der bereits das exakte Datum enthielt, blieben uns nur noch wenige Wochen; es war im Juni, als das Datum für den Parteitag festgelegt wurde. Glücklicherweise gibt es in der Geschichte unseres Landes mehr als genug Gedenktage, und ich denke, wir haben für unseren Parteitag einen exzellenten Anlaß ausgewählt.
Die Zeit für die Ausarbeitung der Dokumente war mehr als knapp vor allem, wenn man bedenkt, Genossinnen und Genossen, daß unsere Kader überall und auf allen Ebenen ein immenses Pensum an Arbeit zu bewältigen haben. Wir selbst stellten folgende Überlegung an: Die Partei hat ein gewaltiges Arbeitsprogramm zu bewältigen, der Parteitag wird uns Zeit kosten, er wird uns unzählige Stunden kosten. Wie sollten wir es anstellen, um all die Aufgaben zu erfüllen, die unmittelbar vor uns standen, die sofortigen Aufgaben, die dringlichsten Aufgaben, die eiligsten, und gleichzeitig all die Arbeiten in Angriff zu nehmen, die Analysen, die Studien und die Diskussionen, die im Hinblick auf den Parteitag notwendig waren? Das war ein Punkt, der uns Sorgen bereitete, aber wir kamen zu dem Entschluß, daß wir beide Aufgaben gleichzeitig in Kauf nehmen mußten.
Trotzdem konnte sich nicht jeder mit Leib und Seele der Ausarbeitung der Dokumente widmen. Eine spezielle Arbeitsgruppe widmete sich unter der Leitung einiger Genossen und mit Hilfe von Beratungen der Ausarbeitung der Dokumente, und schließlich gelangten die Entwürfe der Beschlüsse ins Organisationskomitee. Aber obwohl sich das Organisationskomitee ihnen tagelang widmete, war es unmöglich, eine sorgfältige Überprüfung jedes einzelnen Absatzes, jeder einzelnen Zeile, jedes einzelnen Wortes und jedes einzelnen Kommas vorzunehmen, und es war uns bewußt, daß die Redaktion im Eiltempo erfolgt war. Und es ist nicht einfach, die Redaktion dieser Dokumente zu verbessern, besonders wenn Dutzende und Aberdutzende Meinungen vorliegen; wenn jemand einen Absatz hinzufügen will, muß die Stelle gefunden werden, an die dieser Absatz oder ein Gedanke, ein Konzept oder ein einfaches Wort paßt.
Trotz allem hat das Organisationskomitee sehr viel Zeit für die Überarbeitung der Materialien aufgebracht, und vor dem Organisationskomitee wurden die Dokumente von einer kleinen Arbeitsgruppe durchgesehen, die speziell dafür kurzfristig vom Organisationskomitee gegründet worden war. Dieser Gruppe wurden die Materialien übergeben, sie analysierte sie, überarbeitete sie, brachte Änderungen an, fügte Dinge hinzu, und eben diese Dokumente wurden in aller Eile gedruckt und auf den Tagungen in den einzelnen Provinzen verteilt. Das heißt, wir sind uns nur zu gut bewußt, daß diese Dokumente nicht im entferntesten eine makellose Redaktion aufweisen und daß sie durchaus nicht optimal durchdacht worden sind; aber die Entwürfe der wichtigsten Beschlüsse lagen auf allen Tagungen in den Provinzen vor. Das will aber nicht heißen, daß dies die einzigen Entwürfe sind, im Laufe des Parteitags können und werden weitere Entwürfe entstehen.
Die Entwürfe wurden in allen Provinzen von allen Delegierten analysiert und kehrten später zum Organisationskomitee zurück. Ihr wißt sicher oder könnt Euch zumindest eine Vorstellung davon machen, was es bedeutet, Dutzende von Vorschlägen und Vereinbarungen zusammenzutragen, sie zu analysieren und festzuhalten - diejenigen, die es sich lohnt festzuhalten -, die Ideen und Themen aufzugreifen, die in den Diskussionen aufkommen usw.; und trotzdem wurde so viel wie möglich festgehalten, alles, was es wert war, festgehalten zu werden, und es wurden in aller Eile die Broschüren mit den Beschlüssen gedruckt. Das sind die Dokumente, die hier dem Parteitag vorliegen.
Sie beinhalten Gedanken und Themen, die bereits seit mehr als einem Jahr diskutiert werden, und sie wurden ziemlich sorgfältig überarbeitet, soweit das möglich war in dem kurzen Zeitraum, der uns bis zur Durchführung dieses Parteitages in Waffen zur Verfügung stand, denn ich nenne ihn einen Parteitag in Waffen. Ich sagte damals, der Parteitag wird durchgeführt, auch wenn es ein Parteitag in Waffen sein müßte, und auch wenn wir uns heute in diesem großartigen Theater befinden, so sind die Umstände, die uns begleiten, die eines Parteitages in Waffen. Glücklicherweise konnten wir einige Materialien auftreiben, etwas Papier, kleine Druckkapazitäten; vielleicht hätten wir sonst die Dokumente mit Wachs-Matritzen hektographieren müssen, dann hätten wir sie eben mit dem Hektograph vervielfältigt, aber der Parteitag mußte stattfinden und er findet ja auch tatsächlich statt.
Ich denke, dies ist ein Beweis für die Willensstärke, für die Entschlossenheit der Partei, die Hindernisse zu überwinden, ihre Absichten durchzusetzen, ihre Gedanken in die Tat umzusetzen.
Das sind die Bedingungen, die ihre Auswirkungen auf die Vorbereitungsarbeiten gehabt haben, und ich halte es für eine Pflicht, Euch all dies zu erklären, denn sicher habt Ihr bereits einige Mängel in unseren Dokumenten ausmachen können.
Es ist wirklich notwendig, den Leuten von Santiago, den Arbeitern von Santiago ein großes Dankeschön auszusprechen für alles, was sie geleistet haben und dafür, daß es ihnen so gut gelungen ist, ihre Aufgaben unter so schwierigen Bedingungen zu erfüllen.
Ich finde, dieses Theater ist ein Meisterwerk, man braucht es nur anzusehen, die Konzeption des leitenden Architekten und der Gruppe von Architekten, die Ideen zur Gestaltung des Theaters beigetragen haben, kurz und gut, es ist ein Theater, auf das das Land stolz sein kann. Ich glaube, es ist zweifellos das beste Theater, das das Land im Augenblick besitzt, und es wird nicht nur für diesen Parteitag von Nutzen sein. Heute sind wir hier versammelt, aber dies wird die außerordentliche Bastei der Kultur für Santiago de Cuba werden, die die Stadt schon seit langem verdient, außerdem wird das Theater auch dazu beitragen, die Tourismusprogramme zu vervollständigen. Es wird nicht nur spirituellen Wohlstand für die Stadt Santiago und die östlichen Provinzen bringen, sondern gleichzeitig auch dem Land Einnahmen verschaffen, es wird für internationale Treffen eingesetzt werden, es wird in vielerlei Hinsicht nützlich sein, dieses Theater wird sich ganz sicher bezahlt machen.
Außerdem stehen noch die sportlichen Einrichtungen zur Verfügung, die in Rekordzeit errichtet wurden. Niemand wagte zu hoffen, daß bis zu den Panamerikanischen Spielen die Mehrzweck-Sporthalle »Urgelles« fertiggestellt werden würde. Das ist das Objekt, das am schnellsten gebaut wurde, soweit ich erlebt habe, ich meine, es ist das Objekt, das am schnellsten fertiggestellt wurde, soweit ich das beobachten konnte; es war eines der zurückgebliebensten Vorhaben und wurde doch rechtzeitig fertiggestellt und das mit Qualität. Die Statue ist ebenfalls beeindruckend, sowohl was ihre Gestaltung als auch was ihre Ausführung angeht, der Platz der Revolution ist beeindruckend, ebenfalls das Krankenhaus mit einer Kapazität von mehr als 1.000 Betten, das uns ebenfalls eine gewisse Einnahme in Devisen einbringen wird, denn es ist vorgesehen, 30% der Kapazitäten dieser medizinischen Einrichtungen dem sogenannten Gesundheitstourismus zur Verfügung zu stellen, da die Zahl der Personen, die nach Kuba kommen, um sich ärztlich behandeln zu lassen, ständig wächst. Kein Krankenhaus wird geschlossen, die bereits bestehenden Krankenhäuser werden auch weiterhin benutzt werden, aber wir müssen darauf vorbereitet sein, auf einen Teil dieser neuen Kapazitäten mit dem Ziel zu verzichten, Mittel für das Land zu erwirtschaften.
Ich weiß nicht, ob einige von Euch bereits das neue Hotel gesehen haben, vielleicht haben es viele von Euch noch nicht besichtigen können, aber das neue Hotel ist eines der schönsten, die je im Lande gebaut wurden, es ist das erste 5-Sterne-Hotel, dessen Entwurf kubanisch ist, dessen Gestaltung kubanisch ist, dessen Konzeption kubanisch ist und dessen Mobiliar kubanisch ist. Man fühlt tatsächlich Stolz, wenn man dieses Bauwerk sieht. Ich habe es besichtigt, als es sich noch im Bau befand, und gestern hatte ich die Gelegenheit, es zu durchlaufen, wir sind bis zum letzten Stockwerk gestiegen, dort gibt es eine Aussichtsplattform, die märchenhaft ist. Vor da aus kann man ganz Santiago sehen, das jetzt ein neues Santiago ist. Man bekommt gesagt: Schau, das ist der neue Stadtteil Sowieso, dort leben 80.000 Menschen; 80.000 war fast die Einwohnerzahl von ganz Santiago de Cuba beim Sieg der Revolution. Dieses Hotel ist unser Stolz, und es wird sich zu einer wichtigen Einnahmequelle für unser Land entwickeln.
Wir sind dabei, mit einigen internationalen Unternehmen Gesellschaften zu eröffnen und Geschäfte zu machen, um diese Einrichtungen maximal auszunutzen. Die Einrichtungen, die an der Universität errichtet wurden, sind ebenfalls exzellent und können in Zukunft zur Unterbringung der Universitätsstudenten dienen.
Das bedeutet also, daß wir den Einwohnern und den Erwerbstätigen von Santiago zu tiefem Dank verpflichtet sind, besonders den Bauarbeitern von Santiago de Cuba, obwohl an diesen Vorhaben nicht nur die Bauarbeiter beteiligt sind, sondern auch die Möbelproduzenten und viele andere mehr, wie es bei einem Objekt dieser Art notwendig ist. Deshalb sagte ich zu dieser Gelegenheit, daß meiner Ansicht nach die Kontingente (5) von Santiago de Cuba die produktivsten und fleißigsten geworden sind, und das ist ein sichtbarer Fortschritt, denn früher wurden die Bauvorhaben nie fertig.
Die Bauarbeiter von Santiago de Cuba hatten sich bisher nie besonders hervorgetan; in der Glut dieser Welle von Patriotismus haben sich sich vervielfacht, sie haben sich verdreifacht, verfünffacht, ich habe bereits einige der Vorhaben für den Parteitag und die Panamerikanischen Spiele erwähnt, an denen sie sich bewiesen haben. Für den Tourismus werden weitere Hotels errichtet, sie haben auch einen Nachtclub »Tropicana« errichtet, und man sagt, der wird besser sein, als der in der Hauptstadt, es wurde eine Vielzahl von Stauseen angelegt, sowie Viehzucht- und Fischzucht-Anlagen, usw. usf. Die Provinz, die Gastgeber dieses Parteitages ist, hat ein großes Vorhaben bewältigt und hat dazu beigetragen, dem gewaltigen Ereignis Qualität und Elan zu verleihen.
Ich glaube, Genossinnen und Genossen, daß es unsere dringendste Pflicht, die erste aller Pflichten ist, die gegenwärtige Situation des Landes mit sehr viel Realitätssinn zu analysieren, so daß wir mit aller Deutlichkeit verstehen, daß wir eine außergewöhnliche Etappe durchleben.
Als ich über diesen Parteitag nachdachte, den einige als historisch bezeichnen - nicht nur um ihn irgendwie zu bezeichnen, sondern weil es mit Recht ein historischer Parteitag ist, und es muß ein historischer Parteitag sein, wenn man die außerordentlichen Umstände betrachtet, die ihn begleiten -, da versuchte ich, mir einige Episoden aus der Geschichte Kubas in Erinnerung zu bringen, diesen 10. Oktober zum Beispiel, der einmal mehr den Jahrestag des Beginns unserer Unabhängigkeitskämpfe markiert.
Jener 10. Oktober von 1868, setzte - als wir eine Kolonie waren, als ein Großteil unserer Bevölkerung versklavt war, als die enorme Mehrheit unserer Landsleute keinerlei politische Rechte besaß - den Meilenstein eines einzigartigen Moments in unserer Geschichte, genau wie es.auch heute wieder geschieht. In jenen Stunden, in denen wir hier versammelt sind, mögen vor 123 Jahren die Glocken geläutet und die Fanfaren geschmettert haben, wird man die Kräfte organisiert und die ersten Kampfhandlungen begonnen haben. Was für ein außerordentlicher Moment war dies in der Geschichte unseres Landes! Nach zehn Jahren unvergleichlichen heroischen Kampfes ohnegleichen in unserer Geschichte kam es zum Protest von Baraguá. Und Fünfundachtzig Jahre nach diesem 10. Oktober sowie Fünfundsiebzig Jahre nach dem Protest von Baraguá trugen sich die Ereignisse des Julis zu.
Die Bemühungen unseres Volkes stellen, seit sich unsere Nation herausgebildet hat, eine Konstante in der Geschichte dar. Und wer hätte damals voraussagen können, wer hätte sich denken können, daß an einem Tag wie heute, an diesem 10. Oktober 1991, dieser Parteitag zusammentreten würde, und gerade in der Stadt Santiago de Cuba, gerade auf dem Boden von Baraguá - wie der Genosse Lazo (7) bemerkte-, auf dem Boden der Unabhängigkeitskämpfe, dem Boden, der die Reste Martis (8) beherbergt, dem Boden, auf dem Leute wie Maceo (9) geboren wurden, auf dem Boden, von dem so viele Helden und Märtyrer stammen, dem Boden, auf dem der Angriff auf die Moncada-Kaserne erfolgte.
Als ich mich gestern nachmittag mit dem Genossen Lazo und anderen Genossen unterhielt, sagte ich ihnen: Was würde wohl Martí tun, wenn er in diesem Moment auf diesem Kongreß weilen würde? Was würden Leute wie Maceo tun, wenn sie jetzt hier zugegen wären? Was würden die Verfechter von Baraguá an unserer Stelle tun? Was würden unsere Helden und Märtyrer unseres Jahrhunderts tun, was würde ein Mella (10), was ein Frank País (11) tun, was würden unsere heldenhaften Internationalisten tun, wenn sie hier anwesend wären?
Ich glaube, daß in Wirklichkeit viele mit den Qualitäten Maceos oder Martís hier weilen, wir haben zahlreiche Helden, wir haben zahlreiche Internationalisten und zahlreiche Kämpfer, die sich heute Sozialisten nennen, die sich heute Kommunisten nennen.
Ich sehe sie und stelle fest: Diese Männer und Frauen können nicht anders sein als jene von damals. Ich sehe sie an, und in ihrem Antlitz finde ich die Härte jener wieder. Und ich frage mich: Besitzen sie ebensoviel Entschlossenheit? Jawohl, sie besitzen ebensoviel Härte wie jene von damals. Verfügen sie über ebensoviel Kampfgeist, ebensoviel Mut? Jawohl, sie verfügen über ebensoviel Kampfgeist und ebensoviel Mut wie die Menschen damals. Ist es eine so schwierige Aufgabe, die vor uns steht? Nein, es ist nur eine schwierige Aufgabe mehr, die es zu bewältigen gilt. Handelt es sich um die gleiche historische Verantwortung wie damals? Ich will nicht behaupten, daß die Menschen von damals nicht in der Lage gewesen wären, diese Aufgaben durchzuführen, ich bin sicher, sie hätten sie mit ebensoviel oder gar mehr Elan in Angriff genommen wie wir, aber die Geschichte stellt jedem eine andere Aufgabe, jeder Generation und zu jeder Epoche, und uns hat sie eine schwierigere Aufgabe auferlegt, eine Aufgabe von größerer Verantwortung.
Früher handelte es sich um Kämpfe, die das Schicksal unseres Volkes entschieden, obwohl sie teilweise auch das Schicksal ganz Amerikas mitentschieden, ganz speziell, nachdem Martí in seinem letzten Brief darlegte, daß er alles, was er getan habe und noch tun werde, mit der Absicht tat, mit Hilfe der Unabhängigkeit Kubas rechtzeitig zu verhindern, daß die Vereinigten Staaten all ihre Macht auf die Völker Amerikas ausdehnen würden. Die Predigt und das Gedankengut Martís umschlossen bereits einen hohen universellen Inhalt, einen hohen internationalistischen Inhalt, und sie riefen auf zum Kampf um die Unabhängigkeit Kubas und Puerto Ricos, das heute noch immer in den Händen der Yankees ist, ein Land, das nicht einmal das Recht besitzt, einen Gast einzuladen. Martí sorgte sich bereits um ganz Amerika, Martí führte die Träume Bolivars (12) weiter, Martí dachte bereits an die Einheit Lateinamerikas und an die Unabhängigkeit Lateinamerikas vom Koloß im Norden, vom Monster, in dessen Eingeweiden er gelebt hatte.
Heute kommt nun uns eine universelle Verantwortung zu. Wir sind das einzige sozialistische Land mitten im Westen, das einzige im Westen überhaupt und auch in einem Teil des Ostens. Und wie uns einige dafür hassen, daß unser Volk, daß unser Vaterland die Entschlossenheit besitzt, diese Herausforderung anzunehmen und seine Fahnen hochzuhalten und die Bereitschaft, diese Fahnen zu verteidigen, und dies sind, wie wir schon zu anderen Gelegenheiten festgestellt haben, die gerechtesten und die humansten Fahnen, die in der Geschichte der Menschheit existiert haben.
Heute kämpfen wir nicht nur unseretwegen, wir verfechten nicht nur unsere Ideen, sondern wir verfechten die Ideen aller Völker auf der Welt, die ausgebeutet und unterdrückt werden, die man ausplündert und die Hunger leiden, unsere Verantwortung ist viel weitreichender.
Wenn wir darüber nachdenken, verstehen wir, daß wir Grund genug haben, unseren Kongreß als historisch zu bezeichnen, denn es geht ja gerade darum, zu überlegen, zu analysieren und zu entscheiden, wie wir diese Ideen verteidigen werden und bis an welche Grenzen wir bereit sind, diese Ideen zu verteidigen, bei denen es sich nicht einfach nur um Ideen handelt, sie verkörpern unser Schicksal, unsere Unabhängigkeit, unsere Revolution, unsere soziale Gerechtigkeit, wie sie in keinem anderen Land auf der Erde existieren, und wir sehen uns gezwungen, diese Ideen unter Bedingungen zu verteidigen, die äußerst schwierig sind, wir stehen allein da, ganz allein mitten in diesem Ozean von Kapitalismus, der uns umgibt.
Es ist klar, daß wir über eine Reihe fester Stützpfeiler verfügten, auf die wir uns verlassen konnten als das Sozialistische Lager noch existierte, als die Probleme, die jetzt in der Sowjetunion aufgetreten sind, noch nicht existierten, und auf diese Stützpfeiler haben wir uns all diese 30 Jahre lang gestützt, aber diese soliden Stützpfeiler existieren heute nicht mehr; der einzige noch existierende Pfeiler sind wir selbst und all jene auf dieser Welt, die mit unserem Anliegen sympathisieren, die unser Anliegen bewundern und die das Heldentum und die Entschlossenheit unseres Volkes bewundern.
Deshalb scheint es mir sehr wichtig, daß wir diese Dinge nicht nur abstrakt verstehen, sondern daß wir konkret verstehen, welche Probleme die Ausnahmeperiode mit sich bringt und was wir tun müssen, um sie zu beseitigen.
Es gibt viele, die die Notwendigkeit der Ausnahmeperiode verstehen: »Jawohl, wir befinden uns in einer Ausnahmeperiode«; aber es gibt sogar einige, die sagen: »Es geht uns besser trotz der Ausnahmeperiode«, denn jetzt werden viele Produkte, die vorher freiverkäuflich auf dem Markt waren, per Bezugsschein verteilt, jetzt sind sogar einige Produkte leichter erhältlich als vorher, an die man vorher nicht rankam, weil es da Leute gab, die sich dafür bezahlen ließen, für andere Schlange zu stehen und anderes mehr zu tun, und die hatten dann alles aufgekauft.
Viele Menschen aber verstehen noch immer nicht, was eine Ausnahmeperiode bedeutet und welche Probleme eine Ausnahmeperiode mit sich bringt. Es gibt viele, die immer noch von den Dingen träumen, die wir sonst hergestellt haben, die wir sonst besorgen konnten, und plötzlich sehen wir uns gezwungen, auf einer Reihe von Gebieten alle Programme zu stoppen, die im Rahmen des Prozesses der Berichtigung von Fehlern in Angriff genommen worden war. Der Wohnungsbau hatte gerade einen enormen Aufschwung erfahren; wir hatten z. B. die Bewegung der Mikrobrigaden (13) wiederbelebt und neu organisiert. Wir waren gerade im Begriff, der Produktion von Baumaterialien einen neuen Impuls zu verleihen, wir hatten beträchtliche und beschleunigte Investitionen getätigt, um die einstige Kapazität der Zementproduktion wiederzuerlangen und um die Kapazität der Produktion von Baumaterialien wie Rundeisen, Hohlblocksteinen, Ziegelsteinen, Zement, Sand und Fliesen zu erhöhen. Es gab Bauvorhaben für Fabriken, die seit mehr als 10 Jahren in der Schublade lagen, und in wenigen Monaten wurden sie dann gebaut. Es gab das Projekt einer Steinmühle in Villa Clara, das wer weiß wie lange unausgeführt blieb, und in Rekordzeit hat sie ein Kontingent aus Villa Clara fertiggestellt, die berühmte Mühle »EI Purio«. Es gab genügend Zement für alle Sozialbauten, für Wohnungen, für ökonomische Vorhaben, für Hotels, für alles.
Das heißt, mit dem Aufkommen des Prozesses der Berichtigung von Fehlern wurden eine Menge von Problemen in Angriff genommen, um Lösungen für die materiellen Schwierigkeiten, die wir hatten, zu finden. Das Trinkwasserpotential wurde wieder abgesichert und erreichte ein Niveau wie nie zuvor, (14) und viele der Bauarbeiter schlossen sich zu Kontingenten zusammen. Es wurden Pläne für die landwirtschaftliche Produktion erarbeitet, Gebiete, die für die Zuckerrohrproduktion vorgesehen waren, wurden auf die Produktion von Gemüse umgestellt. Es wurden Programme aufgestellt, Arbeitsgruppen trafen all diese Jahre hindurch zusammen, um 200 Brigaden zu organisieren, die das Projekt zur Drainage und Bodeneinebnung für den Zuckerrohranbau in die Praxis umsetzen sollen, weitere Dutzende und Aberdutzende von Brigaden arbeiten am Bau von Talsperren, Kanälen und Bewässerungsanlagen, am Bau von Kuhställen, am Bau von integralen Schweine- und Geflügelzuchtstätten und an der Realisierung des Ingenieursystems im Reisanbau.
Wir haben nicht eine Minute versäumt und mit den wenigen Mitteln, die dem Land zur Verfügung stehen, all diese Pläne vorangebracht, es wurden Krankenhäuser fertiggestellt. Allein in der Stadt Havanna wurden in zwei Jahren 110 Zentren errichtet, und der Rhythmus lag vorher bei fünf je Fünfjahrplan; es gab Tausende und Abertausende; es wurden Kindergärten gebaut, Sonderschulen, Polikliniken von Müttern, die auf einen Kindergartenplatz warteten, um eine Arbeit aufnehmen zu können. Und in einer bereits schwierigen Lage, denn wir konnten keine kapitalistischen Kredite mehr aufnehmen, die vorher über Jahre hinweg von allen Ländern leicht gewährt wurden, unter diesen schwierigen Bedingungen also, wurde einer ganzen Reihe von Programmen ein neuer Impuls verliehen, noch bevor die Hekatombe im Sozialistischen Lager ausbrach.
Es ist meiner Ansicht nach noch nicht der Moment gekommen, um das zu tun, was Karl Marx eine gewissenhafte Untersuchung genannt hätte. Ihr wißt, daß Marx den Begriff der gewissenhaften Untersuchung benutzte und daß er viel Zeit darauf verwandte, solch eine gewissenhafte Untersuchung vorzunehmen; allein das Studium des »Kapitals« nahm ihn sein Leben lang in Anspruch, und auch anderen Dokumenten widmete er viel Zeit, weil er die Dinge gründlich tun wollte. Ich sagte, daß der Zeitpunkt für solch eine gewissenhafte und gründliche Untersuchung aller Faktoren, die zu dieser Katastrophe führten, noch nicht gekommen ist. Selbstverständlich ist diese Untersuchung unabhängig zu führen von den subjektiven Faktoren, unabhängig von den äußeren Faktoren, unabhängig von der ideologischen Schlacht, die sich im Schoß der Gesellschaftsordnungen verloren hat und unter dem erdrückenden Einfluß der Propaganda steht, die die westlichen Konsumgesellschaften verbreiten, die heil aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen sind und alles Gold der Welt an sich gerissen haben, mit dem sie den ökonomischen, politischen und ideologischen Wettstreit mit dem damals gerade erst entstehenden Sozialistischen Lager abfangen konnten, unabhängig auch von den Fehlern und unabhängig von der Verantwortung der einzelnen Menschen und Führer. Es muß noch Zeit vergehen, ehe man eine gründliche Untersuchung all dieser Faktoren anstellen kann.
Wohl sind wir uns vieler Dinge bewußt, die anderswo getan wurden, die wir aber nicht getan haben. Vielleicht liegt es daran, daß wir hier, von Angesicht zu Angesicht mit dem Feind, in nur 90 Meilen Entfernung, nur einige Zollbreit vom Marinestützpunkt Guantánamo (15) entfernt, ohne den Schutz eines Atomschirms gezwungen sind, unsere Ideen besser auszuarbeiten, unsere Gedanken besser zu durchdenken und unseren Willen stärker herauszubilden, um dieser schrecklichen Tatsache, mitten im Herz des Westens und vor den Pforten des größten Imperiums der Erde zu liegen, die Stirn bieten zu können. Und das scheint uns geholfen zu haben, aber noch ist der Moment für eine solche Untersuchung nicht gekommen.
Jetzt müssen wir uns an die Fakten halten und ganz einfach in Kauf nehmen, daß das Sozialistische Lager zusammengebrochen ist, daß ganze Staaten von anderen Staaten verschlungen worden sind, daß die Arbeiterklasse die Macht verloren hat und der Weg zurück zum Kapitalismus beschritten wurde. Tatsache ist, daß in der Sowjetunion praktisch der Zusammenbruch erfolgt ist. Tatsache ist, daß in der Sowjetunion heute nicht mehr von Sozialismus gesprochen wird, sondern man spricht von freier Marktwirtschaft, kurz und gut, die vorherrschenden Stimmen sind Stimmen zu Gunsten des Kapitalismus, und zwar des Kapitalismus in seiner klassischsten Form.
Eine äußerst traurige Tatsache ist, daß es heute in der Sowjetunion keine Kommunistische Partei mehr gibt, die Kommunistische Partei wurde für ungesetzlich erklärt und hat sich auf ihren eigenen Beschluß hin aufgelöst. Tatsache ist auch, daß die UdSSR erheblich geschwächt wurde und das Risiko ihrer Auflösung hoch ist. Das sind die Fakten.
Können wir etwa annehmen, daß diese Tatsachen keinen Einfluß auf unser Land ausüben? Leben wir etwa auf einem anderen Planeten oder auf dem Mond, oder leben wir auf der Erde? Sollte sich die Revolution gar in einer Kristallurne herausgebildet haben, unabhängig vom Rest der Welt und von den Problemen der restlichen Welt? Sollte es möglich sein, daß wir all dies vergessen könnten?
Deshalb ist es von größter Wichtigkeit, daß wir wissen, inwieweit uns diese Ereignisse in materieller Hinsicht direkt geschadet haben. Diese Ereignisse wirken sich allerdings nicht nur materiell und direkt aus, sondern sie haben auch ideologische Auswirkungen, es gab viele Leute, die sich zu Beginn dieses Prozesses verwirren ließen, das hat sogar eine gewisse Logik, denn die ersten Äußerungen waren interessant, schön, angenehm, es ging darum, den Sozialismus zu verbessern. Und wer schon würde sich nicht danach sehnen, würde sich nicht wünschen, würde nicht wollen, daß der Sozialismus verbessert wird? Wie groß auch immer die Fortschritte einer Gesellschaft sein können, wie groß auch immer die Gerechtigkeit sein könnte, die im Schoße einer Gesellschaft ausgeübt wird, wer würde nicht gerne sehen, daß der Sozialismus verbessert wird? Und so haben einige ähnliche Ideen die Sympathie vieler Leute errungen.
Das übte ideologischen Einfluß aus. Doch nicht nur die guten Absichten und die schönen anfänglichen Sprüche, auch die Katastrophen, die unglaubliche Entwicklung der Ereignisse hatten ideologische Auswirkungen, sie schwächten das Vertrauen, die Stimmung und das Bewußtsein vieler Menschen; aber allem voran hat uns all dies auf wahrhaft schreckliche Art im materiellen Bereich geschadet, denn seit dem Bestehen der Revolution haben wir aus der UdSSR und dem Sozialistischen Lager die erste Unterstützung erfahren, die ersten Beweise der Solidarität, für die wir so viel Dankbarkeit empfanden und für immer empfinden werden, denn man ist den Völkern dankbar dafür, man ist dankbar für bestimmte historische Ereignisse, man ist dankbar für die Solidaritätsbezeugungen, und man darf solche Gesten nie vergessen.
Als uns durch die Vereinigten Staaten, die Herrscher der diesseitigen Hemisphäre, eine eiserne Blockadel (16) auferlegt wurde, weil sie von nichts wissen wollten, was auch nur im Entferntesten an Revolution erinnert und noch viel weniger an eine sozialistische Revolution. Als sie uns sogar die Erdöllieferungen strichen und als wir die Garantie erhielten, daß unser Land das Erdöl, das es benötigt, erhalten würde, und daß der Zucker im Austausch für dieses Erdöl in der Sowjetunion Absatz finden würde; als wir auf allen Ebenen Solidaritätsbeweise erhielten, vom Bereich der Verteidigung bis hin zum ökonomischen Bereich, und als wir durch die Blockade, durch die Isolierung gezwungen waren, eine andere Richtung einzuschlagen, da gab es nur einen Weg, den Weg der Freundschaft und Zusammenarbeit mit den sozialistischen Ländern, hauptsächlich mit der Sowjetunion.
Auf dieser Grundlage wurden 30 Jahre lang die Pläne der Revolution ausgearbeitet, auf dieser Grundlage haben wir der Blockade, den Drohungen, den Aggressionen standgehalten, auf dieser Grundlage haben wir uns verteidigt. Ungehindert aller Höhen und Tiefen, der Oktoberkrise (17) usw., hat unser Volk ganz allein, mitten in dieser jahrelangen Blockade, ein Vorbild geschaffen und seinen Weg gewählt, gestützt auf jene soliden Pfeiler, die das Sozialistische Lager und die Sowjetunion darstellten. Pfeiler, die heute zusammengebrochen sind, während die Blockade eiserner denn je weiterbesteht.
Deshalb müssen wir heute auf den Resten aufbauen, auf den Ruinen dessen, was einst jene Pfeiler waren. Nicht etwa, daß die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Kuba zerstört wären, es ist vielmehr so, daß im Augenblick niemand versichern kann, ob die Sowjetunion als großer multinationaler Staat weiterbestehen oder ob sie sich in ihre Bestandteile auflösen wird. Viele jener Staaten haben ihren Unabhängigkeitswillen zum Ausdruck gebracht. Man spricht von verschiedenen Formen eines Zusammenschlusses, von einer neuen Union, man spricht von einer gemeinsamen ökonomischen Sphäre; aber das, was jenes Land einmal war, jener große und mächtige multinationale Staat, so wie wir ihn kannten, existiert im Augenblick nicht mehr. Unendlich sind die Änderungen und Anpassungen, die vorgenommen werden müssen. Früher wurden die Vereinbarungen und Beziehungen mit einer Regierung abgewickelt, die das ganze immense Land repräsentierte, heute müssen Beziehungen zu den einzelnen Republiken geknüpft werden, zu einzelnen Betrieben, zu Zehntausenden, ja Hunderttausenden einzelnen Betrieben und mit jeder einzelnen Repubik für sich, und das in einem Moment der Ungewißheit.
Nun ist es wichtig, daß wir all diese Fakten kennen und sie sich jeder einzelne von uns, wie man so sagt, vor Augen führt, daß sie sich jeder einzelne Bürger verdeutlicht, und wie schwer ist doch jener Satz »sich die Probleme zu verdeutlichen« in die Tat umzusetzen, und nicht nur die Kader sollten sich all dies vor Augen führen, obwohl gerade die Kader sich all dies besonders verdeutlichen sollten. Aber es ist nötig, daß sich alle Mitmenschen diese Dinge verdeutlichen, oder zumindest soviele Mitmenschen wie möglich, denn wir wissen, daß es leider auch Mitmenschen gibt, die das Fernsehen nicht verfolgen, die keine Nachrichten hören, die keine Zeitung lesen und die von nichts eine Ahnung haben. Solche Menschen gibt es hier und da, ihr selbst seid schon auf solche gestoßen, ich selbst habe solche Menschen erlebt.
Wenn wir nicht damit beginnen würden, dann würden wir die Probleme nicht richtig in Angriff nehmen, dann würden wir unsere Strategie nicht richtig festlegen, dann würden wir die Lage nicht richtig erfassen, um ihr die Stirn zu bieten, um sie zu bewältigen.
Es ist hart, diese Themen ins Gespräch zu bringen, viel angenehmer wäre es, uns ein Luftbild vorzugaukeln, uns Illusionen zu machen und jedem einzelnen das Leben zu versüßen, indem wir nur angenehme Informationen, nur super-optimistische Nachrichten verbreiten. Ich glaube, unsere erste Pflicht als Revolutionäre, als Kommunisten ist es, auf diesem Parteitag die tatsächlichen Fakten zu analysieren.
Oft geschieht es, daß wir uns aus diplomatischen Gründen, aus Gründen der höheren Politik oder weil es sich um Themen handelt, die noch ausdiskutiert werden müssen, nicht vor der Öffentlichkeit äußern oder keine detaillierte Information über Schwierigkeiten und Probleme geben Aber ich glaube, hier, auf diesem Parteitag, müssen wir die Dinge klar aussprechen, müssen wir die Probleme auf den Tisch bringen, müssen wir klarstellen, in welcher Lage sich die ökonomischen Beziehungen zur UdSSR und den ehemaligen sozialistischen Ländern Europas gegenwärtig befinden, was wir geliefert bekommen und was nicht, wie sich der Handel zwischen unseren beiden Ländern entwickelt, wie es um die wirtschaftlichen Beziehungen steht, auch wenn es nicht angenehm ist, dieses Thema zu berühren. Ich möchte dieses Thema heute als einleitenden Beitrag zu den Diskussionen und der Entwicklung des Parteitages ins Gespräch bringen, deshalb habe ich einige Dokumente mitgebracht. Keine Angst, es wird nicht allzu ausführlich werden. Hier sind die Materialien. Ich sagte bereits, daß nicht einmal die Zeit vorhanden war, um einen langen Bericht, wie traditionell üblich, auszuarbeiten, um Rechenschaft abzulegen, so wie das in den Berichten über das, was jeder einzelne, jede Massenorganisation, das Land, geleistet hat, üblich ist. Das ist nicht das Problem, das Problem liegt in dem, was sich hinter jenem Motto verbirgt, wie die Lage zu analysieren ist, was zu tun ist, um das Vaterland zu retten, um die Revolution und den Sozialismus unter diesen außergewöhnlichen Umständen zu retten.
Als ich die Materialien durchsah, die ich nicht vortragen werde, auf keinen Fall. Ich werde sie nur teilweise benutzen, ihnen einige Daten entnehmen, einige Bemerkungen dazu machen, denn ich habe mit kleiner Schrift Anmerkungen gemacht, da in diesen Dokumenten nicht mit großen Buchstaben geschrieben werden kann, habe versucht, die Dinge zusammenzufassen, habe versucht, sie verständlich zu machen, denn manchmal ist es schwer, diese Dokumente zu begreifen, sie klingen verworren, und ich habe mich gefragt: Wie kann ich dies dem Parteitag verdeutlichen, so daß es allen verständlich wird?
Bis zum Jahr 1989 liefen die Dinge im Rahmen der ökonomischen Beziehungen mit der UdSSR und den sozialistischen Ländern ziemlich normal, bis dann 1989 die Katastrophe über die Länder Osteuropas hereinbrach, aber in der UdSSR blieb soweit alles noch stabil. Deshalb werde ich mich im ersten Teil hauptsächlich auf die wirtschaftlichen Beziehungen mit der UdSSR beziehen.
Ich werde, mit Eurer Erlaubnis, ein paar Zahlen benutzen. Manchmal spreche ich von Pesos oder von Rubel, er steht so ungefähr mit dem Peso gleich; aber manchmal muß ich auch von Dollars sprechen, denn ab 1991 wird der Handel bereits in Dollars getätigt, nicht mehr in Rubel. Auf eine Entscheidung von seiten der Sowjetunion hin, mußten die Berechnungen in Dollars angestellt werden. Auch den Dollar könnt Ihr, laut internationalem Kurs ungefähr mit dem Rubel vergleichen, um einen Maßstab zu haben.
Mit der UdSSR unterhielten wir den Großteil unseres Handels. Mit den sozialistischen Ländern schlossen wir 85% unseres Handels ab, den größten Teil davon mit der UdSSR. Mit der UdSSR hatten wir einen Vorzugspreis für den Zucker vereinbart. Was das bedeutet? Daß uns die UdSSR nicht den Preis der Zuckermüllhalde, nämlich den Weltmarktpreis, bezahlte. Der Zucker, der nicht vertraglich gebunden ist, wird auf einer Müllhalde, die sich Weltmarkt nennt, verkauft, denn fast alle Länder, die Zucker einkaufen, bezahlen andere Preise dafür.
Geschichtlich gesehen waren, als die Vereinigten Staaten noch Zucker von uns kauften, die Preise festgelegt. Die Vereinigten Staaten waren ein großer Zuckerimporteur, heute importieren sie nur noch 20% von dem, was sie vorher von der Kubanischen Revolution gekauft haben. Zuerst haben sie unsere Zuckerquote auf der ganzen Welt verteilt und dann haben sie sie ganz langsam allen wieder weggenommen, indem sie die Zuckerproduktion von Zuckerrohr auf Zuckerrüben und Fruktose, die aus Mais gewonnen wird und zum Süßen von Likören dient, ausgedehnt haben. Das heißt, von 5 Millionen Tonnen, die sie einst importiert haben, importieren die Vereinigten Staaten gegenwärtig nur noch ca. 1 Million Tonnen. Den Markt, den sie uns einst genommen und an viele andere Länder verteilt haben, um Unterstützung gegenüber Kuba zu gewinnen, den haben sie später eben diesen Ländern selbst wieder entzogen, sie versorgen sich praktisch selbst mit Zucker ihrer eigenen Produktion.
Wir haben von der UdSSR einen Vorzugspreis erhalten. Das war kein Zufall, sondern das Ergebnis geschichtlicher Erfahrungen. Die Vereinbarungen mit der Sowjetunion wurden über ein Jahrfünft hinaus getroffen, für jeweils fünf Jahre. Schon fünf Jahre vorher wurden die Waren berechnet, die wir jedes Jahr oder im Verlaufe des gesamten Jahrfünfts aus der UdSSR erhalten würden, später wurde Jahr für Jahr diskutiert, welche Menge Zucker, Nickel und Zitrusfrüchte Kuba zu liefern hatte.
Wir konnten beobachten, wie im Laufe der Jahre für die Erzeugnisse aus der UdSSR die Preise stiegen, während die Preise der Erzeugnisse der Zuckerindustrie gleichblieben. Da ersannen wir die Formel der gleitenden Preise, die wir sogleich vorschlugen.
In den ersten Jahren hat uns die UdSSR den Zucker zum Weltmarktpreis abgekauft, aber aufgrund des Phänomens, das sich ungleicher Austausch nennt, wurden alle Güter, die in entwickelten Industrieländern hergestellt werden, jedesmal teurer verkauft, während die Erzeugnisse der Entwicklungsländer, der Länder der Dritten Welt, ihre Preise beibehielten oder sogar senkten.
Der Zuckerpreis hob und senkte sich, es gab Augenblicke, in denen er sehr hoch war. Damals legte die sowjetische Seite einen Preis für den Zucker fest. Dieser Preis wechselte, er änderte sich mehrere Male seit den ersten Jahren der Revolution, bis sich in einem bestimmten Moment das Konzept der gleitenden Preise durchsetzte, und wenn der Preis der Erzeugnisse, die sie uns exportierten, stieg, stieg proportional dazu auch der Preis der Produkte, die wir ihnen exportierten. Deshalb erreicht der Zucker bei einer Gelegenheit einen sehr hohen Preis, von 600, 700, 800 bis 900 Rubel.
In den 80er Jahren erfuhren die Preise einen gewissen Niedergang, wenn auch nicht beträchtlich, und die sowjetische Seite sagte: »Nun gut, wir setzen den Zuckerpreis etwas herab und gleichen ein eventuelles kommerzielles Mißverhältnis mit Krediten aus«.
Deshalb erreichte unser Zucker einen Preis von 800 Rubel oder gar mehr als 800 Rubel.
Aber auch das Erdöl war zu Beginn der Revolution ein sehr billiges Erzeugnis, das Faß kostete zwei Dollar, die Tonne 14 bis 15 Dollar; die Erdölpreise hatten den Boom noch nicht erfahren, der mit dem Krieg im Mittleren Osten ausgelöst wurde und der zu einem Handelsboykott ausartete. Die OPEC trat eiligst zusammen und übersah die Vorteile dieser Situation, die Erdölproduktion wurde gezügelt, und die Preise stiegen beträchtlich in die Höhe. Von diesem Krieg an und dank all der Aktionen, die sich ihm anschlossen, ergab sich die Tatsache, daß der Erdölpreis außergewöhnlich anstieg, weit über die Kosten der Produktion hinaus; es gab Momente, in denen er auf 200 Dollar je Tonne stieg, auf 28, 29, 30 Dollar das Faß. So daß von dem Geld, mit dem man Mitte der 70er Jahre ein Faß Erdöl kaufen mußte, im Jahre 1959 ganze zwei Tonnen gekauft werden konnten, die beide mehr als sieben Fässer beinhalten. Ihr seht selbst, was für einen außerordentlichen Preisanstieg das Erdöl erfuhr.
Da das Erdöl das hauptsächlichste Exportprodukt der UdSSR nach Kuba war, stiegen dank des Abkommens über gleitende Preise auch die Preise unserer Produkte, erst der Preis des Zuckers und später auch der von Nickel und anderen Erzeugnissen, wir bemühten uns um einen Ausgleich. Das sind die sogenannten »Unterstützungen«, von denen im Westen so viel gesprochen wurde, dabei handelte es sich um nicht mehr als um ein sehr gerechtes Abkommen, das das Ideal aller Länder der Dritten Welt darstellte: Schluß mit der Ausplünderung, Schluß mit dem ungleichen Austausch und die Zahlung eines vernünftigen Preises für die Erzeugnisse, die die Länder der Dritten Welt exportierten. Das ist der Ursprung der hohen Preise des kubanischen Zuckers in der UdSSR. Aber ich möchte, daß Ihr wißt, daß damals, als wir der UdSSR den Zucker für 800 Rubel lieferten, die Produktion von einer Tonne Zucker in der UdSSR selbst ca. 1.000 oder gar mehr als 1.000 Rubel kostete. Sie zahlten uns zwar einen hohen Preis, aber dabei einen Preis, der noch unter dem lag, was es in der UdSSR selbst kosten würde, aus Zuckerrüben eine Tonne Zucker zu erzeugen. Ist das klar?
Wenn das nicht gereicht hätte, hätten wir auf zwei Kredite zurückgreifen können: auf kommerzielle Kredite zum Ausgleich zwischen Importen und Exporten und außerdem auf Kredite für wirtschaftliche Zusammenarbeit, die dazu dienten, Elektrizitätswerke, Fabriken, Vorhaben für die mechanische Industrie sowie verschiedene Objekte, die gemeinsame Bauvorhaben mit der UdSSR darstellten, zu finanzieren.
Hier in Santiago de Cuba wurden Thermoelektrizitätswerke mit Hilfe der UdSSR errichtet, ebenso Betriebe der mechanischen Industrie, eine große Textilfabrik, die Erdölraffinerie wurde mit Ausrüstungsgegenständen aus der Sowjetunion modernisiert und erweitert. Das Programm zur Entwicklung des Eisenbahnnetzes stellt eine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Sowjetunion dar. Ich erkläre diese Vorgänge, damit Ihr die Zahlen etwas besser verstehen könnt.
Ich sagte Euch, daß 1989 die Situation mehr oder weniger normal war. Aber ab 1990 begannen bereits die Probleme, auch wenn noch immer gute Abkommen mit der UdSSR vereinbart wurden, es wurden Vereinbarungen über sowjetische Exporterzeugnisse im Wert von 5,131 Milliarden Rubel abgeschlossen, Fünf Komma Eins Drei Eins Milliarden! Davon wurden bis zum 31. Dezember des Jahres 3,828 Milliarden Rubel ausgeliefert, die 75 % der Abkommen ausmachen. Es bleibt ein Volumen von Erzeugnissen im Wert von 1,3 Milliarden Rubel offen. Das heißt, von 5,131 Milliarden, die vereinbart werden, werden ungefähr 1,3 Milliarden nicht ausgeliefert. Das war 1990.
Einigen Genossen ist ein Teil dieser Daten bekannt, denn in den Parteiversammlungen und den Versammlungen der Massenorganisationen wurden diese Dinge erläutert, ein Teil davon wenigstens. Auf den Versammlungen im Juni wurde über die Situation bis zum Monat Mai 1991 informiert, auch wenn diese Informationen nicht veröffentlicht wurden, aber ich rede jetzt erst einmal von 1990.
Von den 1,3 Milliarden, die noch von den Lieferungen des Jahres 1990 offengeblieben waren, wurden bis Mai des darauffolgenden Jahres, das heißt 1991, etwa 300 Millionen Rubel ausgeliefert. Ich wiederhole: von den 1,3 Milliarden, die 1990 nicht geliefert wurden, kamen 300 Millionen im ersten Halbjahr 1991 nach. Bis zu diesem Zeitpunkt blieben also noch immer 1 Milliarde Rubel offen, davon entsprachen ca. 559 Millionen den 3,3 Millionen Tonnen Kraftstoff, die wir nicht erhalten hatten.
Im zweiten Halbjahr 1990 kam es zu einem Defizit der Kraftstofflieferungen. Es erfolgte eine Reduzierung des Kraftstoffs, dessen Lieferung für dieses Jahr festgelegt gewesen war, um 3,3 Millionen Tonnen, woraus sich für uns der Zwang ergab, den Kraftstoffverbrauch gegen Ende des Jahres 1990 drastisch zu reduzieren. Es war das erste Mal in der Geschichte unserer wirtschaftlichen Beziehungen mit der UdSSR, daß es zu so einem Vorfall kam, zum ersten Mal trafen die Kraftstofflieferungen nicht ein, wo es sich doch gerade hierbei um eine Sache handelte, die bisher stets gewissenhaft und strikt eingehalten wurde, doch wir erhielten 3,3 Millionen Tonnen weniger. Das heißt, es wurde bereits Ende 1990 erforderlich, die Wirtschaft des Landes ernsthaft neu einzustellen. Aber was das Jahr 1991 anging, so war alles noch offen, was würde wohl 1991 geschehen?
Wie traditionell üblich, wurde schon seit dem Vorjahr das Abkommen für das Jahrfünft besprochen, im Jahre 1990 sollte abgesprochen werden, wie sich die wirtschaftlichen Beziehungen und die Abkommen von 1991 bis 1995 verhalten würden, denn es handelte sich um Fünfjahrespläne Aber das Jahr verging, und das Problem kam nicht zum Gespräch. Das hatte natürlich zur Folge, daß zahlreiche Mitteilungen, Nachfragen und Briefe von mir an das Regierungsoberhaupt gesandt wurden, ich schrieb Briefe an den Genossen Gorbatschow, den Präsidenten der UdSSR, es wurden Mitteilungen ausgetauscht, es wurden Schritte aller Art unternommen, denn die Lage für das Jahr 1991 war völlig ungewiß: Welche Abkommen würden wir unterzeichnen, welche Waren würden wir erhalten? Und im Ergebnis all des Austauschs von Mitteilungen und all der Gespräche wurde es möglich, ein Abkommen für 1991 abzuschließen, schon nicht mehr für ein Jahrfünft, sondern nur für ein Jahr; alles hatte sich geändert, die Methoden, die Zeitspanne für die Abkommen usw. Auch in den Abkommen selbst wurden bereits eine Reihe von Änderungen vorgenommen.
Wir hatten mit aller Deutlichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit dargelegt, welche Folgen all die Nichteinhaltungen sowohl der Vereinbarungen von 1990 als auch der von 1991 für unsere Wirtschaft haben würden, und erst gegen Ende des Jahre 1990 wurde eine . Vereinbarung erzielt, die man vernünftig nennen konnte. Sie glich den vorherigen nicht mehr, sie unterschied sich von den Vereinbarungen von 1990, der Preis für den Zucker wurde bereits beträchtlich reduziert, und man begann bereits, nicht mehr mit Rubel zu rechnen, sondern mit Dollars, und von mehr als 800 Dollar sinkt der Zuckerpreis auf Fünfhundert und etwas, der Zuckerpreis wird also um mehr als 300 Dollar reduziert. Aber es gelingt, ein Handelsabkommen abzuschließen, das in Anbetracht der in der UdSSR herrschenden Bedingungen vernünftig scheint, und das ein Maximum dessen ist, was zu erreichen möglich war. Dieses Abkommen bedeutete für Kuba den Verlust von mehr als 1 Milliarde Dollar in Kaufkraft durch die Preisreduktion unserer Erzeugnisse, denn außer dem Zuckerpreis wurden auch die Preise von Nickel und anderen Erzeugnissen herabgesetzt. Wir büßten also bereits damals mehr als 1 Milliarde Dollar ein.
Wenn für 1990 Exporte nach Kuba im Wert von 5,131 Milliarden Rubel vorgesehen waren, die nicht vollständig ausgeliefert wurden, so wurden für 1991 nur noch Exporte im Wert von 3,94 Milliarden vorgesehen, das heißt mehr als 1 Milliarde weniger.
Was das Erdöl angeht, so erhielten wir traditionell 13 Millionen Tonnen, es wurden aber nur 10 Millionen vereinbart, das war das Höchste, was die UdSSR nach Kuba liefern konnte.
Welche Entscheidung traf unser Land nun unter solchen Bedingungen? Wenn ein beträchtlicher Preisrückgang und eine Verringerung der Exporte zu verzeichnen ist, so ist es nur vernünftig, diese Exporte auf das Wesentlichste zu konzentrieren: auf Kraftstoff, Nahrungsmittel, wichtige Rohstoffe und Ersatzteile; alles was luxuriös oder unwesentlich erschien, wurde nicht mehr eingekauft. Schon gegen Ende des Jahres 1990 mußten wir den Verkauf von Fernsehgeräten, Radios und Kühlschränken einschränken, denn wenn wir den Energieverbrauch rationalisieren müßten, so hatte es keinerlei Sinn, weiterhin elektrische Haushaltsgeräte zu verkaufen, die, die noch auf Lager waren, wurden für die Wohnlager der für die Landwirtschaft mobilisierten Erwerbstätigen zurückbehalten oder für Dinge, die einen großen Niederschlag in der Produktion finden würden; also keine Ventilatoren mehr, keine Radios, keine Fernseher, keine Autos, usw. Jedes Jahr haben wir zwischen 8.000 und 10.000 Fahrzeugen eingekauft,. die wir als Taxis einsetzten, manchmal für den Tourismus, bestimmte Dienstleistungen, ein Teil von ihnen wurde an die Betriebe verteilt, wo sie preiswert verkauft wurden, den Arbeitern wurden Kredite gewährt, wir konnten diese Autos nicht auf der Straße frei verkaufen, um Einnahmen zu machen, dann hätten sie nur die Straßenverkäufer kaufen können, denn für ein jedes dieser Fahrzeuge gäben sie 20.000, 25.000 oder 30.000 Peso, nein; wir verkauften sie in den Betrieben fast zum Herstellungspreis mit einem kleinen Aufschlag wegen der Zinsen, man gab einem Arbeiter in so einem Betrieb bis zu sieben Jahren Zeit, um das Auto abzuzahlen.
Natürlich wurde mit der Verschärfung der Kraft- und Rohstoffsituation der Import von Fahrzeugen eingeschränkt, ebenso der Import von elektrischen Haushaltsgeräten, es wurde der Kauf vieler Produkte eingeschränkt, die nicht so wesentlich waren, und unsere Einkäufe beschränkten sich auf das Wesentlichste. Ist das klar? Das ist doch verständlich, nicht wahr?
Der Import von landwirtschaftlichen Maschinen ging fast auf Null zurück, bis auf wenige Hunderte; wir haben sonst immer Tausende von Traktoren gekauft und haben dies auf wenige Hundert Traktoren beschränkt, die unumgänglich für einige Geräte sind, auf die wir die Traktoren in unserem Land umstellen: Bagger z. B. für den Bau von Drainagen für das Bewässerungssystem und ein Minimum an Traktoren.
Die Transportmittel wurden auf ein Minimum beschränkt. Es wurde nur die unumgänglichste Anzahl von Lastkraftwagen gekauft, denn wenn wir nicht genügend Kraftstoff haben würden, weshalb sollten wir dann Traktoren und Transportmittel anschaffen? Wenn wir wohl oder übel damit beginnen mußten, wegen des Kraftstoffmangels, Ochsen zu zähmen, warum sollten wir dann erst noch Geld in diese Geräte stecken?
Auch auf dem Gebiet des Bauwesens wurde alles auf ein Minimum beschränkt, auf das Unerläßliche für einige Brigaden, die das Programm zur Drainage und Bodeneinebnung im Zuckerrohranbau oder das Ingenieursystem im Reisanbau in die Praxis umsetzen, die an Talsperren bauen oder das Nahrungsmittelprogramm vorantreiben. Das heißt, das erste, was stattfand, war die drastische Reduzierung aller Importe im Rahmen des Handelsabkommens für das Jahr 1991.
Nun gut, wie verhielten sich nun aber die Importe seitens der Sowjetunion für das Handelsabkommen von 1991 bis zum 31. Mai dieses Jahres? Ich habe die Antwort in zwei Teile zerlegen müssen: erstens, wie sich die sowjetischen Lieferungen bis zu dem Moment verhielten, in dem wir die erste Untersuchung durchführten, darüber wurden einige Genossen informiert, das war im Mai, und zweitens, wie sie sich bis zum 30 September, nur wenige Tage vor dem Parteitag, verhielten.
Bis zu diesem Moment war es gerade die Lieferung von Kraftstoff, die am besten lief.
Für 1991 waren 10 Millionen Tonnen Erdöl und Erdölderivate vereinbart worden, denn es handelt sich nicht nur um Erdöl, ein Teil ist reines Erdöl, ein Teil ist Diesel, es kann Gas-Oil sein oder Fuel-Oil, denn unsere Raffinerien produzieren nicht alle dieser Derivate und nicht jedes dieser Derivate in genau der Proportion, die gebraucht wird; das ist in allen Ländern so, manchmal wird ein solches Derivat gegen ein anderes getauscht. Von diesen 10 Millionen Tonnen hätten proportional bis zum 31. Mai 4.160.000 Tonnen geliefert werden müssen.
Was den Kraftstoff angeht, so wurden die Lieferungen bis zum 31. Mai fast hundertprozentig erfüllt. Vom Rest der hauptsächlichsten Produkte erhielten wir nichts oder nur unbedeutende Beträge. Aber wir hatten wenigstens Erdöl, die Lichter konnten eingeschaltet werden, das Transportwesen funktionierte und alles schien ganz normal.
Wie verhielt sich dagegen die Lieferung der wichtigsten Produkte, die wir außer dem Erdöl vertraglich vereinbart hatten? Ich werde die wichtigsten Posten nennen.
Im Protokoll wurden für 1991 1.500.000 Tonnen Getreide, sowohl für den menschlichen als auch den tierischen Verbrauch, festgelegt, es wird also eine Menge Getreide importiert, die dem menschlichen Konsum gewidmet ist, und eine Menge, die als Tierfutter Anwendung findet und somit zur Produktion von Eiern, Geflügelfleisch, Milch, usw. beiträgt. Weizenmehl waren 170.000 Tonnen vereinbart, es wird völlig für den menschlichen Konsum importiert, denn unsere Mühlen können den Bedarf an Mehl nicht hundertprozentig decken. Ist das klar? Verstehen die Genossen die Erklärungen, die ich gebe? Erst Ende Mai dieses Jahres kamen die ersten der vereinbarten Getreidelieferungen ins Land, erst Ende des fünften Monats des laufenden Jahres.
Reis und Erbsen, zwei Produkte, die bei unserem Volk sehr beliebt sind, so daß einige Schüler in den Internatsschulen der Oberstufe und der Abiturstufe sich derart an sie gewöhnt haben, daß man ihnen nichts anderes als Erbsen vorsetzen kann, so sehr haben sie sich daran gewöhnt. Wenn man diesen Schülern Linsen vorsetzt, falls man Linsen auftreiben kann, dann wollen sie nichts von ihnen wissen, auch wenn allgemein bekannt ist, daß Linsen sehr nahrhaft sind, so nahrhaft, daß - wie in der Bibel erzählt wird - einer seine Rechte für einen Teller Linsen verkauft haben soll, man sagt, sie sind sehr reich an Proteinen und anderem mehr. Also, für 1991 wurden 90.000 Tonnen Reis vereinbart, das ist die Menge, die wir traditionell aus der UdSSR erhielten, der größte Teil unseres Bedarfs wird von unserer nationalen Produktion gedeckt, ein Teil mittels Importen aus der UdSSR und ein weiterer Teil kommt aus China. Ebenso wurden 60.000 Tonnen Erbsen vertraglich festgelegt, von denen bis zum 31. Mai keine einzige Tonne geliefert wurde, das heißt, die Hälfte des Jahres ist bereits um, und noch immer ist nichts in Sicht.
Speisefette. Für 1991 wurden 70.000 Tonnen rohen Pflanzenöls vereinbart und 49.000 Tonnen Fett, auch dies sind die traditionellen Mengen. Ich habe bereits erklärt, daß wir bei den Lebensmitteln keine Reduzierungen dessen, was wir einkaufen müssen, vorgenommen haben, aber bis zum angegebenen Datum haben wir keinerlei Lieferung erhalten. Wir sprechen vom 31. Mai dieses Jahres.
Auch von anderen Nahrungsmitteln wie Kondensmilch, Butter, Fleischkonserven, Milchpulver, die traditionell auch teilweise aus der UdSSR kamen, haben wir bis zum 31. Mai nicht eine Tonne erhalten; es handelt sich dabei um keine sehr großen, aber doch sehr wichtige Mengen. Über mehr als 20 Jahre hinweg haben wir jährlich ca. 16.000 Tonnen Butter bezogen, die wir größtenteils gemeinsam mit dem Milchpulver verwendet haben, um Trinkmilch herzustellen, das Milchpulver enthält keinen Fettanteil, so wird es auf dem Weltmarkt gehandelt, und man muß dem Pulver etwas Butter hinzufügen, und der andere Teil der importierten Butter wurde zwischen der Bevölkerung und der Industrie aufgeteilt. Auch von diesen Nahrungsmitteln haben wir bis zu diesem Datum nichts erhalten.
Düngemittel sind sehr wichtig für die Landwirtschaft und für das Nahrungsmittelprogramm. Es waren 1.100.000 Tonnen Düngemittel vereinbart wurden, von denen bis zum Stichtag nur 41.000 Tonnen geliefert wurden, das sind weniger als 5 %. Jetzt ist der Moment, in dem wir die die Zuckerrohranpflanzungen und vieles andere mehr düngen müßten, und wir haben erst 5% der vereinbarten Düngemittel erhalten.
Schwefel. Schwefel ist für mehrere Industriezweige äußerst wichtig, besonders aber für die Nickelindustrie. Im ersten Halbjahr haben wir 25.000 Tonnen geliefert bekommen, die noch von 1990 überfällig waren, aber von den 170.000 Tonnen, die für 1991 vereinbart waren, erhielten wir bis zum 31. Mai nicht eine Tonne.
Holz in Form von Brettern. Traditionell erhielten wir aus der UdSSR 550.000 Kubikmeter Holz; für 1991 wurden 400.000 Kubikmeter vereinbart, aber bis zum 31. Mai wurden nur 15.000 Kubikmeter Holz geliefert.
Kaustische Soda oder Ätznatron ist ein anderer Rohstoff, der in, der Herstellung von vorverdauter Zuckerrohrbagasse für die Tierfutterproduktion unersetzlich ist; ebenso benötigt man ihn in zahlreichen Industriezweigen, darunter in der Zuckerindustrie, für die Reinigung; ebenso in der Herstellung von Papier, Karton und Seifen sowie Waschmitteln, an denen es ja gegenwärtig so mangelt, usw. Im Jahr 1990 erhielten wir von 35.000 vertraglich vereinbarten Tonnen nur 6 000 Tonnen, das ist eines der Produkte, deren Liefervereinbarungen nicht erfüllt worden sind, wie ich bereits erwähnte. Für das Jahr 1991, und ich wiederhole, daß wir nur Verträge über die allernotwendigsten Produkte abgeschlossen haben, vereinbarten wir 35.000 Tonnen; bis zum 31. Mai haben wir nicht eine Tonne erhalten.
Natriumkarbonat - ebenfalls ein wichtiger Rohstoff, wesentlich für die Herstellung von Glas und Glasgefäßen im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln und Medikamenten, die Gefäße werden zwar nicht direkt verbraucht, aber sie sind unabkömmlich für die Verpackung der Nahrungsmittel und Medikamente. Für das Jahr 1990 waren 170.00 Tonnen vorgesehen, es wurden aber nur 3.000 Tonnen geliefert. Auch für 1991 vereinbarten wir 17.000 Tonnen, und auch hier haben wir bis zum 31. Mai keinerlei Lieferung erhalten.
Holzschliff für die Produktion von Papier und Karton. Wir mischen Holzschliff mit dem Brei der Bagasse des Zuckerrohrs, ein bißchen Holzbrei brauchen wir dazu schon, es wurden 15.000 Tonnen vereinbart, und bis zum Stichtag, dem 31. Mai, haben wir nicht eine Tonne erhalten.
Papier und Karton sind sehr wichtig für viele Dinge, für Bücher, für die Presse, für Kisten zur Verpackung von Erzeugnissen des Binnenmarktes und des Exports. Es waren 110.000 Tonnen festgelegt worden, und bis zum 31. Mai sind nur 400 Tonnen Zeitungspapier geliefert worden. Und deshalb mußten wir die Auflagen der nationalen Presse, der Zeitungen »Granma«, »Juventud Rebelde« und »Trabajadores« auf ein Minimum reduzieren, und wir können froh sein, daß wenigstens die Schulen funktionieren und die nötigsten Schulbücher vorhanden sind.
Es waren 550.000 Tonnen Stahlplatten vereinbart worden, sie sind wichtig für den Bau von Zuckerrohrschneidemaschinen, Pflügen und vielen anderen Geräten mehr, aber bis zum 31. Mai ist nicht eine Tonne geliefert worden.
Blechfolien - äußerst wichtig sowohl für Tomatenpüree als auch für Kondensmilch und Kaffeesahne. Die Menge war bereits reduziert worden, es wurden 40.000 Tonnen vereinbart, und bis zum Stichtag ist keine Lieferung erfolgt.
Schmier- und Waschmittel sowie Seifen kamen traditionell teils in Form von Rohstoffen und teils in Form von Fertigerzeugnissen von dort, während wir unsere Kapazitäten für deren Herstellung - und zwar mit sowjetischer Ausrüstung - erweiterten und in sie investierten. Es wurden 28.000 Tonnen Schmiermittel, hauptsächlich für die Seifenherstellung, vereinbart, außerdem 6.000 Tonnen fertiger Seife sowie 12.000 Tonnen Waschmittel, und wir erhielten bis zum 31. Mai nur 1.400 Tonnen Schmiermittel.
Reifen, Kautschuk und Rußschwarz. Für 1991 waren 270.000 Reifen vorgesehen, denn ein wesentlicher Teil der Reifen wird importiert, während der geringere Teil hier produziert wird. Wir befinden uns eben mitten in einem Prozeß des Ausbaus unserer Reifenfabriken, aber ein Teil der Reifen kam aus der UdSSR und anderen sozialistischen Ländern, und sie haben eine sehr gute Qualität. Der Kautschuk und das Rußschwarz sind für die nationale Produktion bestimmt. Bis zum 31. Mai haben wir weder einen Reifen, noch eine Tonne synthetischen Kautschuks noch eine Tonne Rußschwarz erhalten.
Watte und andere textile Produkte. Für 1991 wurde die Lieferung von 30.000 Tonnen Watte bzw. Baumwolle vereinbart, von denen bis zum Stichtag nicht eine Tonne empfangen wurde.
Andererseits konnten für solche Produkte, die wir traditionell aus der Sowjetunion importierten, wie es Jutesäcke und Kenaffasern sind, für dieses Jahr keinerlei Lieferungen vertraglich absichern.
Ammoniak. Es wird in der Nickelindustrie eingesetzt, aber auch in der Düngemittelproduktion. Das heißt, die Lieferungen dieses Produkts sind, gemeinsam mit denen von Schwefel und Anthrazit, hauptsächlich für die Nickelindustrie vorgesehen, von ihnen hängen also die Lieferungen der Produkte der Nickelindustrie in die UdSSR direkt ab. Trotzdem wurde die erste Teillieferung von insgesamt 100.000 vereinbarten Tonnen erst im Mai übersandt.
Metalle und Nichteisenplatten. Für 1991 wurde die Lieferung von 28 630 Tonnen von Buntmetallbarren und -platten aus Kupfer, Aluminium, Blei und Zink vereinbart. Wir Ihr wißt, sind all diese Dinge wichtig für Türen, für die Baustoffindustrie, für Behälter, Haushaltsartikel, für Arbeiten aller Art bei Instandhaltung, Klempnerei usw., doch bis zum 31. Mai haben wir keines dieser Materialien erhalten.
Geräte und Ersatzteile. Obwohl die Anzahl der Geräte, wie ich bereits sagte, auf ein Minimum beschränkt wurde, haben wir bis zum Stichtag keine Lieferung empfangen. Was Ersatzteile insgesamt angeht, so haben wir Ersatzteile im Wert von 3,3 Millionen Dollar erhalten von 101,7 Millionen Dollar, die vereinbart waren.
Ersatzteile für Konsumgüter. Im Abkommen für 1991 wurden im Wert von 17,4 Millionen Dollar Ersatzteile für Fernsehgeräte, Kühlschränke, Uhren, Nähmaschinen, Ventilatoren, Waschmaschinen, Fahrräder und anderes mehr vereinbart, doch bis Ende Mai haben wir nicht ein Ersatzteil erhalten.
Ebenso geschah es mit Ersatzteilen für die Nickelindustrie und andere Industriezweige, die mit sowjetischen Ausrüstungen arbeiten.
Soweit die Informationen darüber, wie der Plan bis zum 31. Mai erfüllt wurde, und mir scheint, daß sie der gesamten Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden sollten. Meint Ihr nicht auch? Ihr könnt Euch ausrechnen, welche Kopfschmerzen uns all dies bereitet, welche Unordnung es verursachte, man mußte nach Formeln suchen, Wunder zustandebringen, so viel Rennerei, um irgendwo auf dem Markt ein bißchen Natriumkarbonat aufzutreiben, mit dem geringen Fond an Devisen, der dem Land zur Verfügung steht, damit ein paar Flaschen hergestellt werden können, wenigstens für die Milch für die Kinder. Ihr könnt Euch die Probleme vorstellen, die sich bei der Flaschenherstellung für Bier, Rum und all die anderen Dinge ergaben, die auf den Produkten basiert, die vertraglich vereinbart und abgesichert waren, auf Lieferungen, die immer eintrafen. Es mag sein, daß es manchmal Lieferrückstände gab, die sich von einem Jahr auf das andere verschoben, aber die Lieferungen trafen letztendlich ein und man konnte auf ihrer Existenz aufbauen.
Jetzt komme ich zum zweiten Teil der Information, die sich darauf bezieht, wie sich die Dinge bis zum 30. September weiterentwickelten, und anschließend werde ich einige Dinge anführen, die im Zusammenhang mit den anderen sozialistischen Ländern stehen.
Nun zur Planerfüllung bis September. Wie bereits geäußert, wurden für das Jahr 1991 Exporte aus der Sowjetunion im Wert von 3 940 Millionen Dollar vereinbart, eine Summe, die Mitte des Jahres in einem Abkommen zwischen beiden Seiten unter der Berücksichtigung von Schulden, die nicht neu ausgehandelt werden konnten, und unter der Berücksichtigung der Preisänderung beim Kraftstoff auf 3.363 Millionen Dollar herabgesetzt worden war, in deren Wert Kuba Erzeugnisse erhalten sollte.
Ich sagte Euch bereits, daß es manchmal ziemlich kompliziert ist, diese Fakten zu erläutern, denn eine Sache ist das, was man zu Beginn des Jahres unterzeichnet, nämlich 3 940 Millionen Dollar, und dann muß man beobachten, wie sich die Dinge im Laufe des Jahres verhalten, was sich bis zum 31. Mai abspielt und wie es Mitte und Ende des Jahres aussieht. Damit das deutlich wird: Wenn ich von Schulden spreche, meine ich damit, daß wir im Rahmen unserer Politik, die Vereinbarungen mit der UdSSR strikt zu erfüllen, in den letzten Jahren Zucker auf dem Weltmarkt hinzugekauft haben, wenn unser Zucker nicht gereicht hat, um unseren Kompromiß gegenüber der UdSSR halten zu können. Diese Politik verfolgen wir seit einigen Jahren, es ist für uns eine Frage des Prinzips, eine Frage der Ehre, und fast immer hat der Zucker aus dem einen oder anderen Grund nicht ganz gereicht, selbst dann nicht, wenn wir eine Zuckerernte von 8 Millionen Tonnen erreicht hatten, wir mußten etwas mehr als 4 Millionen Tonnen an die UdSSR liefern, dazu kamen andere Verpflichtungen, und in diesem Falle kauften wir Zucker dazu, um unser Wort halten zu können. So entstanden Zuckerschulden, die später bezahlt werden müssen mit Zucker, den die sowjetische Seite selbst besorgte. Da dies nicht neu ausgehandelt bzw. auch nicht länger hinausgezögert werden konnte, machte es sich erforderlich, eine gewisse Menge Zucker zur Tilgung dieser Schulden auszuliefern. So wurde unsere Kaufkraft noch zusätzlich reduziert. Und ich bezog mich auf die Preisänderung beim Kraftstoff, weil der gegenwärtige Preis für Erdöl gemäß dem Weltmarkt neu ajustiert wurde, es kam zu Reduzierungen, daß bedeutet nicht mehr Erdöl, sondern es bedeutet, daß uns eine geringere Menge als 10 Millionen Tonnen exportiert wird.
Deshalb wird die Zahl, die sich zu Beginn des Jahres auf 3.940 Millionen Dollar belief, gegen Mitte des Jahres reduziert, aus eben den zwei bereits erwähnten Gründen: frühere Zuckerschulden, die nicht neu ausgehandelt werden konnten, und somit weniger Zucker zur Auslieferung, um gerade diese Schulden zu tilgen und dazu Reduzierungen infolge des Preises für Kraftstoff. Deshalb verringerte sich die Zahl von 3.940 Millionen, in deren Wert wir Waren erhalten sollten, auf 3.363 Millionen.
Solche Phänomene treten immer wieder auf, und so, wie sie in den Dokumenten erscheinen, sind sie schwer verständlich, wenn man sie nicht so erklärt, wie ich versucht habe, sie Euch zu erläutern.
Bis zum 31. Mai wurden Erzeugnisse im Wert von 710 Millionen Dollar verschifft, bis Ende September, das heißt vier Monate später, war die Zahl auf 1.305 Millionen Dollar gestiegen, das entspricht 38 % des Wertes der Produkte, die im Laufe des Jahres verschifft werden sollten; das heißt, nach einem dreiviertel Jahr hatten wir erst 38% der Erzeugnisse erhalten. Und von den 710 Millionen, die wir bis Mai erhalten hatten, waren 650 Millionen Kraftstofflieferungen, und nur 60 Millionen bezogen sich auf die restlichen Dinge.
Auch bis zum 30. September machten 985 Millionen der insgesamt 1.305 Millionen, die verschifft wurden, Kraftstofflieferungen aus, das heißt 76 % des Gesamtwertes aller Lieferungen. Fast alles waren Kraftstofflieferungen, und all die wesentlichen Dinge, die wir hier aufgeführt haben, machten nur ein Minimum aus.
Nun werde ich mich auch kurz auf jedes einzelne Produkt beziehen.
Nachdem mit dem 30. September ein dreiviertel Jahr verstrichen war, waren bis dahin die Kraftstofflieferungen zu 95 % erfüllt. Das heißt, was die Kraftstofflieferungen angeht, so wurden diese bis zum 30. September ziemlich pünktlich erfüllt. Nur 5% blieben unerfüllt, das entspricht mehreren Hunderttausend Tonnen. Ende dieses Monats bestand ein Defizit von 400.000 Tonnen Kraftstoff.
Ich vergaß soeben noch einen Fakt, und zwar wurden die Kraftstofflieferungen bis September zu 95 % erfüllt, das bedeutet nur 71% der Lieferungen für das gesamte Jahr. Es bestand eine Differenz, das sind die erwähnten 400.000 Tonnen, die uns von Oktober an empfindlich schadete, besonders wenn man in Betracht zieht, daß der Jahresverbrauch bereits um 3 Millionen Tonnen reduziert worden war. Das heißt, zu diesen 3 Millionen Tonnen gesellte sich nun, was ab September noch offenblieb und was im Oktober, November und Dezember ebenfalls offenbleiben könnte. Es ist eine große Unbekannte, worauf sich dies belaufen könnte. Aber der Jahresplan wurde bereits mit den 10 Millionen Tonnen ziemlich knapp, und deshalb wird die Kraftstoffsituation mit dem nun herrschenden Defizit noch angespannter.
Was Getreide für den menschlichen und tierischen Verbrauch sowie Weizenmehl angeht, so wurde ungefähr 45 % des Jahressolls ausgeliefert, das heißt, nach einem dreiviertel Jahr hatten wir 45 % erhalten, wenn wir davon ausgehen, was die unterzeichneten Protokolle enthalten, das sah etwas besser aus.
Bis zum 30. September betrugen die Reislieferungen 0 %, die Erbsenlieferungen 50%, die Lieferungen von rohem Pflanzenöl betrugen 16 %, die von Fetten 7%, Kondensmilch 11 %, Butter 47 %, Fleischkonserven 18 %, Milchpulver 22 %, Fisch in frischer Form und in Konserven 11 %. Die Lieferungen von Düngemitteln wurde zu 16 % erfüllt, die von Schwefel zu 0 %; die Lieferungen von Holz in Form von Brettern, die von 400.000 Kubikmeter auf 200.000 Kubikmeter reduziert worden waren, trafen zu 47 % ein. Ich erwähnte bereits, daß wir früher mehr als 500.000 Kubikmeter erhielten.
Ich erläuterte bereits, daß wir aufgrund der Zuckerschulden und der Preisreduzierungen beim Kraftstoff neue Festlegungen getroffen hatten, aber ich muß einige Zahlen hinzufügen, die ebenfalls Reduzierungen der vereinbarten Mengen erfuhren. Als wir zum Beispiel sahen, daß die Holzlieferungen so wenig erfüllt wurden, sagten wir uns: Nun gut, verringern wir den Plan um die Hälfte, soll die Differenz dazu dienen, einen Teil der erwähnten Zuckerschulden zu tilgen, die wir nicht neu aushandeln konnten. Deshalb wurde das Soll von 400.000 auf 200.000 Kubikmeter reduziert, und von diesen 200.000 Kubikmetern haben wir erst 47% erhalten.
Kaustische Soda erhielten wir 0 %, Natriumkarbonat 0 %, Holzschliff 0%, Papier und Karton 2%, Stahlplatten, nachdem die Originalmenge von 550 000 auf 350 000 Tonnen reduziert wurde, haben wir nur 1,9 % erhalten.
Was Blechfolien angeht, 15 %, Schmiermittel 13,5 %, Waschmittel 0%, Seifen 5%, Reifen sind zu 1,6 % geliefert worden, das macht kaum zwei Reifen je Hundert geplanter Reifen aus.
Synthetischen Kautschuk erhielten wir zu 11 %, Rußschwarz zu 0%, Watte und andere Textilerzeugnisse zu 0%. Wir haben auf der Grundlage von einer Wattereserve, die wir erarbeitet hatten, weitergearbeitet.
Ammoniak erhielten wir, nachdem die ursprüngliche Zahl von 100.000 auf 70.000 Tonnen reduziert worden war, zu 54 %; Metalle und Nichteisenplatten zu 26 %, Bruchziegelsteine, die ich bisher noch nicht erwähnt habe, zu 10 %. Sie sind für Betriebe der Feinmechanischen Industrie bestimmt, für Zement und andere Dinge mehr.
Geräte für die Landwirtschaft, das Bauwesen und das Transportwesen. Die Anzahl war, wie ich bereits gesagt habe, beträchtlich niedriger vereinbart worden. Davon sind erst 38 % geliefert worden. Ersatzteile für Geräte dieser Art haben wir nur zu 10% erhalten. Eine ähnliche Situation besteht bei Ersatzteilen für Lokomotiven, Industrieausrüstungen und andere Produktionsgeräte. Ersatzteile für Konsumgüter wie Fernsehgeräte, Kühlschränke usw. erreichten uns zu 1,1 %, je 100 Dollar erhielten wir Waren im Wert von 1 Dollar und 10 Cent.
Um die Sache nicht zu ausführlich zu gestalten, will ich mich nicht auf die Auswirkungen beziehen, die all dies auf die Objekte der wirtschaftlichen Zusammenarbeit hat, die sich im Bau befinden, es sind 84 an der Zahl. Wir bauen an 84 Objekten, einige von ihnen sind von enormer Bedeutung für unser Land: die Nickelfabrik in Camarioca, Wärmekraftwerke, Betriebe der mechanischen Industrie, das Atomkraftwerk, Erdölraffinerien, usw., einige haben große Bedeutung, andere weniger große, und andere weniger, insgesamt sind es 84. Die ganze Lage hat natürlich die Lieferungen für all diese Objekte der wirtschaftlichen Zusammenarbeit beeinträchtigt.
Genossinnen und Genossen, ich möchte nicht, daß all das, was ich hier zum Ausdruck bringe, als ein Vorwurf gewertet wird oder als eine Kritik, ich trage dies vor, um den Delegierten die Wirklichkeit klar und deutlich darzulegen. Ich kann die Anstrengungen bezeugen, die von sowjetischer Seite her unternommen wurden, um die Vereinbarungen zu erfüllen, die Direktion und die sowjetische Regierung haben alle Anstrengungen unternommen; aber angesichts des Chaos und der Unordnung, die in diesem Lande entstanden sind, ist dies eine sehr schwierige Aufgabe. Es schmerzt uns, all dies erklären zu müssen, aber es ist unmöglich, verlangen zu wollen, daß das Volk all dies ignoriere.
Ich werde noch einige zusätzliche Details anführen, denn zu all dem bereits genannten gesellen sich noch zahlreiche Auswirkungen, unter denen wir zu leiden haben, weil gleichzeitig das Sozialistische Lager in Osteuropa zusammenbrach, der Handel mit diesen Ländern, die uns einen Vorzugspreis für den Zucker boten und uns wichtige Erzeugnisse für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und den Verbrauch der Bevölkerung lieferten, ist praktisch verschwunden.
Um nur einige dieser Beeinträchtigungen anzuführen, nenne ich die 22.000 Tonnen Milchpulver, die aus der DDR kamen, und die uns zur Produktion von 220 Millionen Litern Milch dienten, dies entspricht fast dem direkten Milchverbrauch der Bevölkerung in fünf Monaten, die Milch, die in Form von Kondensmilch oder Kaffeesahne, Käse oder Joghurt verkauft wird, ist da also nicht enthalten, nur der direkte Trinkmilchverbrauch.
Dieses Milchpulver, das wir aufgrund von Abkommen und Investitionen, die wir in der DDR tätigten, von dort erhielten, haben wir durch Torula-Hefe ersetzt, die wir hier im Lande herstellen. Die Deutschen im Allgemeinen, und auch speziell die Leute in der DDR, haben die Gewohnheit, sehr viel Butter zu verbrauchen, deshalb haben sie auch einen so hohen Prozentsatz von Cholesterin im Blut und so viele Herzkranke Aber traditionell ziehen sie die Butter eben der Milch vor, und um so viel Butter herstellen zu können, kam es zu einem überschuß an Milch, sie fanden keine andere Verwendung für sie, als sie beim Tierfutter zu verwenden. Wir haben dann vorgeschlagen, diese überschüssige Milch in Milchpulver zu verwandeln und sie gegen Torula-Hefe zu tauschen, die wir in unseren Fabriken auf der Basis von Melasse herstellen, denn für Tierfutter ist die Torula-Hefe sogar besser, sie enthält mehr Vitamine und andere Minerale. Diese Torula-Hefe stellten wir zu einem sehr ökonomischen Preis her, wir benötigten mehrere Tonnen Honig für die Herstellung einer Tonne Torula-Hefe und wir haben 11 Fabriken. Wir nahmen Investitionen in konvertierbarer Währung vor, um diese Fabriken auszubauen, und legten den Handel für zehn Jahre im voraus fest, für eine Tonne Torula-Hefe sollten wir eine Tonne Milchpulver erhalten, doch als der Zusammenbruch kam und sich die beiden deutschen Staaten vereinten oder besser gesagt die DDR von der BRD vereinnahmt wurde, blieben all die Vereinbarungen offen, sie wurden nicht erfüllt, und infolgedessen erhalten wir die 22.000 Tonnen Milchpulver nicht mehr, wo doch gerade dies eine der vernünftigsten und für unsere Wirtschaft nützlichsten Vereinbarungen darstellte.
Vierzehntausendsechshundert Tonnen Gefriergeflügel, 60.000 Tonnen Weizen und 2.500 Tonnen Käse kamen aus Bulgarien. Ein Großteil des Käses, der in den Pizzerias verbraucht wird, kam aus Bulgarien.
Sechszehntausend Tonnen Fett erhielten wir aus der DDR und Bulgarien, das entspricht etwas mehr als der Zuteilung, die die Bevölkerung in drei Monaten erhält, ich spreche nur von der Zuteilung, ich spreche nicht vom Industriekonsum, sondern vom gesellschaftlichen Konsum. 51.400 Tonnen Malz kamen aus der DDR und der Tschechoslowakei, bestimmt für unsere Bierfabriken. Wir haben es trotzdem geschafft, hier und da einige Mengen Malz aufzutreiben, aber das Problem besteht nicht eigentlich im Malz, sondern in den Flaschen, wegen des fehlenden Natriumkarbonats.
Medizinische Geräte, Filmmaterial für Röntgenaufnahmen und Medikamente im Wert von 35.300.000 Peso kamen aus der DDR, Bulgarien, der Tschechoslowakei, Rumänien, Ungarn und Polen. Das heißt, im Laufe von 30 Jahren haben sich unser Außenhandel und unsere Exporte auf die Handelsabkommen und Vereinbarungen gestützt, die wir mit diesen Ländern getroffen hatten.
Im Wert von 19.900.000 Peso wurden uns landwirtschaftliche Geräte aus der DDR, Polen und Rumänien geliefert. Ebenso kamen Ausrüstungen und Ersatzteile für die Zucker- und Zementindustrie im Wert von 53 Millionen Peso aus der DDR, der Tschechoslowakei, Polen und Rumänien; 285 Omnibusse für den Personen-Nahverkehr wurden aus Ungarn geliefert, dieses Land hat uns noch 1989 570 Omnibusse geliefert. Neben der UdSSR sandten uns auch diese Länder Ersatzteile für das Transportwesen, das Bauwesen, die Landwirtschaft und die Energieerzeugung im Wert von 85.900.000 Peso. Zu all den bereits angeführten Dingen kommen noch wichtige Industrierohstoffe, die wir aus einem der Länder bezogen, aus einem anderen Düngemittel. Kalium für die Landwirtschaft bezogen wir fast vollständig aus der DDR, bestimmte Mengen von Düngemitteln aus Bulgarien und anderen Ländern.
Als sich die BRD mit dem Territorium der ehemaligen DDR vereinte, beschloß die deutsche Regierung einseitig, alle auf Regierungsebene laufenden Vereinbarungen, die zwischen Kuba und der DDR gültig waren, einzustellen mit der Folge einer ökonomischen Schädigung unserer Wirtschaft. Zu diesen Vereinbarungen gehörten beispielsweise der integrale Ausbau der Zuckerproduktion, es bestanden Abkommen mit der DDR, nach denen wir ihr Geräte lieferten und auch sie uns Geräte lieferten. Das multilaterale Abkommen über den Bau der Nickelfabrik; sie waren entscheidend an der Nickelfabrik beteiligt, die sich in Camarioca im Bau befindet. Industrielle Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion und der industriellen Verarbeitung von Zitrusfrüchten, die Herstellung von Bananenbrei, der Wiederaufbau einer Fabrik für die Herstellung von Alkohol in Kuba und Lieferung von Alkohol erster Qualität in die ehemalige DDR; integrale Entwicklung für die geologische Vermessung der Provinzen Camagüey, Ciego de Ávila und Las Tunas; beschleunigte Entwicklung der Wissenschaft und Technik; Kredite auf Regierungsebene für Industrievorhaben; zweiseitige Abkommen zwischen Schwester-Institutionen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik.
Da andererseits die Blockade durch die Yankees mit aller Strenge anhält, kommt es eben zu dieser Ausnahmeperiode in Friedenszeiten. Wir Ihr alle wißt, hat sich unser Land bereits seit langem auf eine eventuelle Ausnahmeperiode im Kriegszustand vorbereitet, angesichts der Vorboten einer völligen Seeblockade gegen das Land, bei der nichts ins Land gelangen würde. Was wäre zu tun, wie würden wir standhalten, wie würden wir uns verteidigen, wie würden wir eine Situation dieser Art bewältigen? Niemand konnte sich da auch nur vorstellen, daß wir eines Tages solch eine Ausnahmeperiode zu Friedenszeiten in Kauf nehmen müßten, doch darauf läuft all das, was ich bisher erläutert habe, hinaus.
Eine der verwundbarsten Stellen, an der wir getroffen wurden, ist der Kraftstoff. Der Preis für Kraftstoff ist, wie ich bereits erwähnte, außerordentlich gestiegen. Wir haben hier und da von einem Vorzugspreis für den Zucker gesprochen, aber kein anderes Produkt auf der Welt hat einen so vorzüglichen Preis, wie das Erdöl. Die Erdölpreise stehen in keinerlei Einklang mit den Herstellungskosten, es sind ganz einfach Monopolpreise. Ich sagte bereits, daß sie zu einem Zeitpunkt von 14 oder 15 Dollar je Tonne auf mehr als 200 Dollar gestiegen waren; jetzt ist es etwas weniger, aber immer noch sehr, sehr hoch.
Beim Sieg der Revolution verbrauchte unser Land 4 Millionen Tonnen Erdöl und damals konnte man eine Tonne Erdöl ungefähr mit 15 % des Preises einer Tonne Zucker erwerben; das heißt, mit einer Tonne Zucker erwarb man ungefähr 7 Tonnen Erdöl. Verglichen mit dem Preis der Zuckermüllhalde, dem sogenannten Weltmarktpreis, kann man heute mit einer Tonne Zucker 1,4 Tonnen Petroleum kaufen, und beim Sieg der Revolution waren es fast 7 Tonnen.
Aufgrund der Vereinbarungen mit der sowjetischen Seite, die wir bereits angesprochen haben, und unter Berücksichtigung des gegenwärtigen Erdölpreises, erwerben wir mit einer Tonne Zucker 5 bis 6 Tonnen Erdöl, nicht ganz so viel wie zu Beginn der Revolution mit dem sogenannten Weltmarktpreis, aber doch eine vernünftige Menge Erdöl für eine Tonne Zucker, wenn man den Boom beim Erdölpreis in Betracht zieht, die Situation des Monopols, das das Erdöl besitzt, das zum bestbezahlten Produkt der Welt geworden ist, weil es bessere und höhere Preise erzielt. In der damaligen Zeit, waren es 4 Millionen Tonnen Erdöl, die das Land verbrauchte, aber wir hatten eine wesentlich niedrigere Bevölkerungszahl; 50 % der Haushalte hatten keinen elektrischen Strom und die anderen 50%, die elektrischen Strom hatten, verbrauchten nur die Hälfte der Elektrizität, die sie heute verbrauchen.
Natürlich haben wir ausgehend von unseren wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Sozialistischen Lager, obwohl wir mitten in der Blockade durch die Yankees steckten, und auf der Grundlage von Abkommen, die eine Gültigkeit über fünf Jahre hinaus hatten und von Perspektivplänen, die unsere Entwicklung koordinierten und bis zu 20 Jahren umfaßten, unsere eigenen Pläne für die wirtschaftliche und soziale Weiterentwicklung auf dieser Basis ausgearbeitet, und das half uns sehr, die imperialistische Blockade zu überstehen. Und so stieg unsere Bevölkerungszahl von sechseinhalb Millionen auf elf Millionen an, die Anzahl der Haushalte mit Elektrizitätsversorgung stieg um mehr als 90 % an und der Stromverbrauch je Haushalt verdoppelte sich.
Alle unsere Pläne für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung stützten sich, wie ich sagte, auf die Grundpfeiler unserer ausgezeichneten wirtschaftlichen Beziehungen zu den sozialistischen Ländern. Der Verbrauch stieg auf 13 Millionen Tonnen an, es wurde bereits eine drastische Reduzierung auf nur 10 Millionen Tonnen erforderlich, und noch sind die Glühbirnen nicht erloschen, aber die Reduzierungen gehen noch weiter.
Niemand weiß, wieviel Kraftstoff uns für das nächste Jahr zur Verfügung stehen wird, welchen Preis unser Zucker erzielen wird, und ob die UdSSR überhaupt in der Lage sein wird, Erdöl zu exportieren. Wir wissen, daß sie auf unseren Zucker angewiesen ist, aber wird sie auch exportieren können? Wer wird uns etwas exportieren? Die UdSSR? Die einzelnen Republiken? Welchen Preis werden sie für unseren Zucker zahlen? Werden sie auf die Zuckermüllhalde bestehen? Mit welchen Betrieben werden wir verhandeln müssen? All dies sind Probleme und stellen eine schwierige Unbekannte dar. Deshalb sagte ich, daß der Kraftstoff unseren verwundbarsten Punkt darstellt.
Wir haben nicht einen Tag und nicht ein Jahr verloren, um hier im eigenen Land nach Erdöl zu suchen, wir haben Tausende und Abertausende Bohrungen angestellt, zwar nicht im Meer, denn dazu besitzen wir weder die Technologie, noch die Ausrüstung, noch die Mittel, und auch die sowjetische Seite besaß die Mittel für Suche im Meer nicht. Aber an jenen Stellen auf dem Land, die seismisch die besten Perspektiven boten, haben wir intensiv gearbeitet, und wir haben eine gewisse Menge an Erdöl gefördert, obwohl diese weit entfernt ist von den Bedürfnissen des Landes. Wir verfügen über keine großen Reserven in der Wasserkraft und auch keine Kohle, so stellt das Energieproblem das schwierigste aller Probleme dar, denen wir gegenüberstehen.
Angesichts all dieser sich einstellenden Probleme begannen wir seit zwei Jahren, Pläne auszuarbeiten, intensiv zu arbeiten; es ist mehr als zwei Jahre her und stellt einen Beweis unseres Realismus, einen Beweis unserer Voraussage und unserer Warnung dar, daß wir diese Probleme ansprachen. Am 26. Juli sagte ich, daß sich das Sozialistische Lager auflösen würde, wir würden den Sozialismus natürlich weiterhin verteidigen, und auch wenn in der UdSSR ein Bürgerkrieg ausbrechen sollte - was wir nicht erwarteten, oder besser gesagt, nicht hofften -, wenn die UdSSR sich auflösen sollte, sogar unter diesen unglaublichen Umständen würden wir den Sozialismus weiter verteidigen.
Von diesem Moment an bis heute sind zwei Jahre und drei Monate vergangen, vielleicht haben sich einige über die Möglichkeit der Auflösung der UdSSR gewundert, das ist so, als ob wir von der Möglichkeit sprechen würden, daß die Sonne eines Tages nicht mehr am Morgen aufgeht, ein so solides Land, ein so mächtiger Staat, so stark, der so viele schwierige Prüfungen durchgestanden hatte. Einige werden gedacht haben, daß wir Visionen haben, ein. Phantasma sehen. Aber wir sind genau an dem Moment angelangt, an dem all dies leider praktisch eingetroffen ist. Wir stehen vor diesen außergewöhnlichen Umständen. Wie bin ich auf die Idee gekommen, daß so etwas geschehen könnte? Durch die Ereignisse, die sich in der Sowjetunion abspielten, und die Tendenzen, die abzusehen waren.
Es ist eine Frage der Prinzipien und eine Frage des Respekts, daß sich niemand in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einmischt. Deshalb haben wir die strikte Politik verfolgt, zu respektieren, was ein jeder tut, genau so wie wir Respekt gegenüber allem verlangen, was jeder einzelne von uns tut. Wir haben uns nicht im geringsten in die inneren Angelegenheiten der Sowjetunion eingemischt, obwohl wir unsere Meinung hatten, haben wir uns äußerst respektvoll verhalten Außerdem war gegen die ersten Argumente, die auftraten, nichts einzuwenden: den Sozialismus zu verbessern. Wer könnte schon etwas gegen die Verbesserung des Sozialismus einwenden, wenn wir täglich gerade darum kämpfen, wenn wir uns täglich gerade eben mit diesem Problem beschäftigten, wo wir doch selbst, lange bevor überhaupt von der Perestroika gesprochen wurde, von einem Prozeß der Berichtigung von Fehlern sprachen, und zwar auf dem II. Parteitag?
Wenige Monate nach diesem Parteitag setzten wir diesen Prozeß klar und kategorisch in die Tat um, und das berühmte Wort Perestroika war noch nicht einmal gefallen. Wir waren bereits zu dem Bewußtsein gelangt, daß Fehler begangen worden waren, die berichtigt werden mußten, daß nach Lösungen für diese Probleme gesucht werden mußte, daß negative Tendenzen begradigt werden und Auswege für alte und neue Probleme gesucht werden mußten. Wir erkannten, daß ein Teil der Probleme, die auftraten, die Folge davon waren, daß wir die Erfahrungen der sozialistischen Länder nachgeahmt hatten, weil sie die ersten auf diesem Feld waren und ein gewaltiges Ansehen erreicht hatten; natürlich kam nicht alles Übel daher, es wäre ungerecht, dies zu behaupten. Es gibt immer brauchbare Erfahrungen auf vielen Gebieten, die man sich zu nutze machen kann, aber leider verfiel man in unserem Land in die Tendenz, alles mechanisch zu kopieren; alles, was von dort herkam, war heilig, alles, was von dort kam, war unbestreitbar, alles, was in einem kleinem Büchlein stand, war indiskutabel. Diese Tendenz entwickelte sich mit einer beträchtlichen Stärke und, ich sage dies ganz offen, einige unserer Landsleute beobachteten dies mit nicht wenig Mißbilligung.
Das war eine Tendenz, und die Tendenzen sind eben nur Tendenzen. Es handelte sich um ein Bruderland, ein solidarisches Land, ein Land, daß viel für uns getan hatte, ein Land, dem wir zu Dank verpflichtet waren, ein Land, daß gegenüber dem Feind, der uns vor den Toren unseres Landes peinigte und uns mit Blockaden belegte, so viele Verdienste hatte, so viele Verdienste gegenüber der imperialistischen Ideologie, gegenüber seiner schmutzigen Propaganda, gegenüber seines abstoßenden gesellschaftlichen, ideologischen und sonstigen Systems; und so entwickelte sich auf der anderen Seite eine Tendenz, die die Idealisierung all dessen beinhaltete, das aus den sozialistischen Ländern kam. Zu bestimmten Momenten wurden in Berichtigung anderer Fehler, Erfahrungen der sozialistischen Länder einfach kopiert.
Es hat ein Weilchen gedauert, aber wir haben erkannt, daß wir vieles zu berichtigen hatten, um den Sozialismus verbessern zu können, ohne ihn zu verneinen. Den Sozialismus zu verbessern darf unter gar keinen Umständen bedeuten, daß die außerordentlichen Vorteile, die er unserem Land gebracht hat, die er den anderen Völkern und der Welt an sich gebracht hat, verleugnet werden. Aber wir waren die ersten, die sich bewußt wurden, daß die Notwendigkeit bestand, eine Berichtigung vorzunehmen.
Damals sprach man also in der UdSSR davon, den Sozialismus zu verbessern, man sprach von der beschleunigten Anwendung der Fortschritte in Wissenschaft und Technik, eine unbestreitbare Angelegenheit, die unerläßlich und notwendig ist, mehr noch im Kampf gegen den Imperialismus, gegen seine historischen wirtschaftlichen Ressourcen, gegen seine Technologie. Denn wie ich schon anführte, hatte er nach dem zweiten Weltkrieg alles Gold der Welt zusammengehäuft, seine Industrie blieb unversehrt, während die der UdSSR völlig zerstört worden war. Der Sozialismus bildet sich in den zurückgebliebensten Ländern Europas heraus, in landwirtschaftlichen Ländern, nicht in den industrialisiertesten Ländern.
Man sprach davon, gegen die Einkommen vorzugehen, die nicht das Ergebnis von Arbeit sind, eine ausgezeichnete Angelegenheit, genauso wie wir auch gegen alle Arten von Spekulation, Raub und illegale Bereicherung vorgehen müssen; mir erschien das ein ausgezeichnetes Vorhaben.
Auch der Kampf gegen den Alkoholismus schien uns großartig, vor allem in jenem Land, wo die Leute dreimal so viel trinken, wie gewöhnlich; natürlich mußte man die Kälte und all dies berücksichtigten, doch oft liefen Betrunkene auf den Straßen umher, und uns schien dieses Vorhaben höchst moralisierend.
Wir hatten die Gelegenheit, einige der Ideen und Konzepte dieser ersten Etappe kennenzulernen, die ausgezeichnet sind und eine gute Absicht verfolgen.
Ich erinnere mich an die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Oktoberrevolution, an denen eine kubanische Delegation teilnahm, der ich vorstand. In diesem Rahmen fand eine Versammlung der Mitgliedsländer des RGW statt, ein sehr offenes Rundtischgespräch, es wurden verschiedene Themen des RGW besprochen, und ich brachte sogar das Problem der Olympiade auf den Tisch und machte deutlich, daß man die Volksrepublik Korea dabei nicht im Stich lassen durfte. Wenn man nicht an der Olympiade in Los Angeles teilgenommen hatte, welche Logik hatte es dann, in Korea teilzunehmen, das war doch eine Base der Yankees, die noch dazu in jenen Tagen unter einer schrecklichen Repression litt, und wo man doch argumentiert hatte, daß man aus Gründen der Sicherheit nicht nach Los Angeles fahren konnte. Ich habe nicht verlangt, daß man die Olympischen Spiele absagt oder daß man nicht daran teilnehmen sollte, sondern nur, daß man wenigstens nach einem anständigen Weg sucht, auf dem die Volksrepublik Korea auch teilnehmen kann, und da trug ich die Formel vor, die Olympiade zwischen den beiden Ländern aufzuteilen. Und alles, was ich zum Ausdruck brachte, wurde mit Interesse und Achtung aufgenommen.
Ich hatte auch Gelegenheit, von unserem Prozeß der Berichtigung zu berichten und den bitteren Erfahrungen, die wir mit dem - System der wirtschaftlichen Leitung und Planung gemacht hatten, daß hier in Form einer Kopie aus größtenteils sozialistischen Ländern Anwendung gefunden hatte, und ich hatte die Gelegenheit, sie zu warnen, damit sie sich nicht von diesen Strömungen leiten ließen und von den Erfahrungen zu sprechen, die wir in vielen Dingen machen mußten, und die ich hier nicht wiederholen möchte, weil es zu lang werden würde. Mit sehr viel Offenheit legte ich all dies dort dar. Ich schlug vor: »Versuchen Sie zu verhindern, daß weiter auf diesem Weg gegangen wird, daß die Leute der Sache entfremdet werden und weiterhin Früchte ernten, die negativer Natur sind«. Sie haben mir mit enormem Interesse zugehört, und um die Wahrheit zu sagen, viele von ihnen haben mir später gesagt: »Hören Sie, genau das ist uns auch widerfahren«. Als ich erläuterte, daß die Vorhaben nicht beendet werden, als ich ihnen erläuterte, daß sie den Plan zwar in Werten erfüllen wollen, nicht aber in Waren, als ich ihnen erklärte, daß die mechanische Industrie, die eigentlich die Ersatzteile herstellen muß, nur die 50 Teile herstellte, die ihr behagten, und die anderen nicht und ähnliche Dinge mehr, sagten mir viele von ihnen dort in aller Offenheit: »Hören Sie, genau das ist uns auch passiert«.
Ich bin meiner historischen Pflicht nachgekommen und habe sie gewarnt, wenigstens nicht diesen Tendenzen zu folgen; das heißt, ich riet ihnen, daß sie sich nicht von der Versuchung leiten lassen sollten, den Kapitalismus zu kopieren, und bei jener Gelegenheit wurde meinen Worten sehr viel Gehör geschenkt. Die Dokumente darüber sind vorhanden, die öffentlichen Versionen, es sind fast mehr stenographische Kopien als Versionen, denn es traten bei den Aufnahmen viele Probleme auf, trotzdem wurden autorisierte Aufnahmen gemacht, die auf der Basis der Übersetzungen, der Varianten in den einzelnen Sprachen und etwas Abstand rekonstruiert wurden, denn ich sah später die Veröffentlichung der Themen, die wir im Jahre 1987 auf der Sitzung des RGW diskutiert hatten. Aber damals sprach niemand auch nur im Entferntesten von Kapitalismus, niemand sprach davon, den Kapitalismus aufzubauen, zum Kapitalismus zurückzukehren und den Sozialismus zu zerstören. Zu jenen Zeiten wurde darüber tatsächlich kein einziges Wort verloren, das schien damals etwas wahrhaft Unbegreifliches; und doch stehen wir jetzt vor all den Dingen, die sich zugetragen haben.
Ich sagte Euch, daß ich all dies mit aller Deutlichkeit bereits vor zwei Jahren und dreiMonaten vorausgesagt habe, an jenem 26. Juli, auch auf die Gefahr hin, daß man mich nicht verstehen würde, auch auf die Gefahr hin, daß man mich in jenem Jahr 1989 in jenen Ländern mißverstehen würde, und zwar völlig, oder daß man mich in der UdSSR mißverstehen würde, daß jemand sagen würde: Was ist das für eine Verrücktheit, davon zu sprechen, daß es hier zu einem Bürgerkrieg kommen und daß sich hier eines Tages die UdSSR auflösen könnte?
Aber ich dachte es mir, als ich sah, welche Tendenzen sich herausbildeten, als ich sah, daß die Autorität der Partei untergraben wurde, als ich sah, daß die Autorität des Staates untergraben wurde, als ich sah, daß sich die Geschichte der UdSSR in Luft auflöste, und das hatte nichts mehr zu tun mit einer historischen Kritik, die man an jeder Epoche anbringen könnte, die man sogar leisten muß, der Mensch wird sie immer unweigerlich leisten, er wird Fehler kritisieren, die begangen wurden, Fehler, die hätten verhindert werden können oder auch nicht, die aber unfraglich begangen wurden. Aber eine Sache ist es, diese Fehler zu kritisieren, und eine andere Sache ist es, die Geschichte eines Landes zu zerstören. Kein Land kann ohne seine Geschichte existieren, daß ist, als wenn wir die Geschichte unseres Landes von dem Moment an aufheben würden, in dem es sich gegen die Spanier auflehnte, denn der Aufstand gegen den Zar und gegen den Feudalismus ist gleichzusetzen mit dem Aufstand gegen die Sklaverei und gegen die spanische Kolonialmacht in unserer Geschichte. Und als ich diese Tendenzen sah, die mit so viel Stärke aufkamen, als ich die Zerstörung der Autorität der Partei, der Autorität des Staates wahrnahm und das Zunichtemachen der Geschichte des Landes, verstand ich sofort, daß dies verhängnisvolle Folgen für diesen großen Staat, für diese große Nation mit sich bringen würde, für dieses große Land, für das wir alle eine tiefe Bewunderung gefühlt haben und fühlen und dem wir eine tiefe Dankbarkeit schulden.
Schon sehr früh begann ich, Fehler in der Politik der UdSSR festzustellen, zu bestimmten Gelegenheiten, seit ich begann, ein bißchen politisches Bewußtsein zu erlangen; und trotzdem, ich glaube, es. gibt kein Land, daß in weniger Zeit mehr geschafft hätte, kein anderes Land hat in einem so kurzen Zeitraum größere Leistungen vollbracht und keinem anderen Land hat die Menschheit so viel zu verdanken, wie sie der Sowjetunion zu verdanken hat. Sie war der erste sozialistische Staat, der gegründet wurde, und dies geschah sogar in einem Moment, in dem es, der Theorie nach, unmöglich schien, daß nur ein einziges sozialistisches Land existierte, die Theorie setzte voraus, daß gleichzeitig eine Revolution in den anderen entwickelten Ländern Europas erfolgen mußte. Zu dieser Revolution kam es nach dem Ersten Weltkrieg noch nicht; die Reaktion verhielt sich geschickt, sie war schlau und stark, sie wurde von den imperialistischen Ländern unterstützt, und die UdSSR sah sich gezwungen, den ersten sozialistischen Staat mit einer Nation aufzubauen, die isoliert und blockiert wurde.
Die Leistungen, die die Völker der Sowjetunion vollbracht haben, haben in der Geschichte keine Parallelen. An erster Stelle ihr Kampf um die Machtübergabe an die Arbeiter und Bauern, ihr Kampf gegen die Intervention, das Land wurde auf ein Nichts reduziert, dieses immense Land; die Fähigkeit des Landes, neue Kräfte aufzubieten, zu kämpfen, die Intervention niederzuwerfen; die Notwendigkeit, mit dem Aufbau des Sozialismus zu beginnen in einem einzelnen Land, das unter totaler Isolierung und Blockade stand und unter Hunger litt; die beschleunigte Industrialisierung dieses Landes, die eine der größten Leistungen der Geschichte ist; sein Widerstand gegen die faschistische Invasion. Die Sowjetunion war der einzige Staat, der tatsächlich standhielt, die anderen Staaten fielen wie ein Kartenhaus in nur wenigen Wochen zusammen. Dieses Land hielt wieder und wieder stand, obwohl es völlig überrascht worden war, eine Sache, die zusätzlich absurd ist, denn man muß sich schon sehr in seinen Erwartungen täuschen lassen, wirklich, man muß schon sehr in dogmatischen Kriterien und festgefahrenen, inflexiblen Gleisen denken und eine absurde Logik haben, wenn man wahrhaftig a wollte, daß die Nazis die Sowjetunion nicht angreifen würden.
Die Nazis konnten Millionen von Männern sammeln und einen überraschungsangriff landen, denn die sowjetischen Truppen befanden sich in Ruhe, sie hatten Ausgang, die Truppen waren auf Urlaub, die Flugzeuge in einer Reihe auf der Erde abgestellt; es war einer der großen Fehler, den man beging, indem man sich von dem Naziangriff überraschen ließ und sich nicht in höchster Alarmbereitschaft befand, indem man die Einheiten zerstreut und auf ihre Ausgangsstellungen zurückgeschickt hatte, nein, nein. Wenn man in Alarmbereitschaft gewesen wäre, dann wären die Deutschen nicht bis nach Moskau vorgedrungen, nicht einmal bis nach Smolensk, der Krieg wäre viel eher zu Ende gewesen, und wer weiß, mit welchem Ausgang.
Ich sage dies, weil ich das Bewußtsein habe, daß große militärische Fehler begangen wurden, Fehler politischer Art, sozialer Art, kurz jeder Art; die Zwangskollektivierung in einem Moment, in dem sich absehen ließ, daß das Kleinbauerntum nichts einbrachte und man tat voreilige, traumatische Schritte, es kam zu Unterdrucksetzungen und Machtmißbrauch. All’ diese Dinge kamen vor, und man kann sie analysieren und kritisieren; aber das mindert nicht die Leistungen, die diese Völker vollbracht haben, das Heldentum, das sie entfaltet haben, die Dienste, die sie der Welt erwiesen haben, der Kampf gegen die Interventionen, die industrielle Entwicklung des Landes, der Kampf gegen den Faschismus, der Wiederaufbau des Landes und im Rahmen dieses Vorhabens, das Verlegen der Industrie ins Landesinnere in nur wenigen Wochen, in wenigen Monaten, als die Drehbänke in die einsame Öde geschleppt wurden, als sie mitten im Schnee installiert wurden und als die Fabriken ihre Produktion begannen, obwohl sie keine Dächer hatten, als sie es endlich schafften, Panzer, Flugzeuge und Kanonen zu produzieren, die an die ihrer Feinde herankamen. Ich glaube, das war eine großartige Leistung, die keine Parallelen in der Geschichte hat; und diese Leistung wurde unter der Leitung der kommunistischen Partei vollbracht, diese Leistung war inspiriert von den Ideen Lenins und zeigte, wozu eine gesellschaftliche Revolution unter der Führung dieser Partei fähig war, die heute nicht mehr existiert, die aufgelöst wurde.
Das heißt, welche Fehler es auch immer gegeben haben möge, der Aufbau des Sozialismus und die Errungenschaften, die die Sowjetunion erreicht hat, sind die großartigsten Leistungen in der Geschichte; und die Opfer, die die Sowjetunion dargebracht hat, gehören zu den größten Opfern in der Geschichte. Die Hauptpersonen handelten mit einem Heroismus ohnegleichen in der Geschichte, und ihre Errungenschaften waren beeindruckend.
Obwohl sie in weniger als 20 Jahren zweimal zerstört wurde und der Aufbau bzw. Wiederaufbau in einer historisch gesehen äußerst kurzen Zeitspanne erfolgte, war das, was die UdSSR in 20 Jahren erreichte, nämlich in den Jahren zwischen 1965 und 1985, ohnegleichen. Sie erreichte die Weltspitze in der Erdölproduktion, indem sie es schaffte, mehr als 630 Millionen Tonnen Erdöl pro Jahr mitten in der öden Steppe zu produzieren, sie wurde zum größten Zementproduzent der Welt, zum größten Produzent von Düngemitteln. auf der Welt oder zumindest zu einem der größten, zum größten Stahlproduzenten der Welt; mit 700.000 Millionen Kubikmetern zum größten Gasproduzenten der Welt; sie produzierte enorme Mengen Holz, Kohle und andere Erzeugnisse aller Art, sie war ein Land, das über gewaltige Ressourcen verfügte. Im Laufe von 20 Jahren, nachdem die Sowjetvölker in der Nachkriegszeit in den ersten Jahren den Wiederaufbau in Angriff genommen hatten, haben sie in den folgenden Jahren dann dieses Niveau erreicht, bis 1985 etwa. Sie eroberten den Kosmos und erreichten das nukleare Gleichgewicht.
Dies war das Land, in dem die meisten Erdöl- und Gasleitungen der Welt gebaut wurden, das Land das seine Produktion an Korn und Getreide auf mehr als 200 Millionen Tonnen anhob und das obwohl die Wissenschaft und Technik noch nicht vollkommen Anwendung fand und viele Probleme bei der Organisation der Lagerung auftraten, das Land, das am produktivsten war beim Einsatz der Saatkörner und bei der Anwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln, Düngemitteln usw.
Wir dürfen uns nicht einen Augenblick lang irren und die großen Leistungen des sowjetischen Volkes unterschätzen.
Auf der anderen Seite ist es indiskutabel, daß bei der Anwendung der Wissenschaft und Technik ein Rückstand existierte, es fehlte an Sorgfalt bei der Anwendung der Forschungsergebnisse. Sie haben ziemlich umfangreiche Forschungen angestellt, aber ihre Umsetzung in die Praxis kann nicht das Ergebnis der Arbeit von Spontanität sein sondern sie muß das Ergebnis der Arbeit von Partei und Staatsführung sein, so wie wir es in der Wissenschaft und Technik handhaben. Sie haben diesen Aspekt vernachlässigt, und so stellten sie Motoren her, die durchaus wirksam sein konnten, für die sie aber dreimal so viel Stahl einsetzen mußten, wie es für einen gut gestalteten, modernen Motor nötig war, sie verbrauchten zwei- oder dreimal so viel Kraftstoff wie ein bestimmter Motor verbrauchen sollte. Das wissen wir aufgrund der Lastwagen des Typs ZIL-130, die sieben oder acht Kilometer Gallon fahren; fast könnte man meinen, diese Motoren waren dazu geschaffen worden, den überflüssigen Kraftstoff zu verbrauchen.
Die Idee von einer extensiven zu einer intensiven Wirtschaft überzugehen, war exzellent; das bedeutete, daß die Wirtschaft der UdSSR nicht weiter auf der Grundlage des Einsatzes von mehr Arbeitskräften wachsen würde, denn das hatte sie ja bereits mit Hilfe von neuen Fabriken und somit mehr Arbeitsplätzen getan, sondern daß sie auf der Basis einer intensiven Ökonomie wachsen und sich weiterentwickeln würde: indem sie nach einer höheren Arbeitsproduktivität mit Hilfe von Maschinen und Industrieverfahren streben würde, die sehr viel wirksamer wären.
All dies war in den ersten Ideen enthalten, die dargelegt wurden, um den Sozialismus zu verbessern, und sie waren durchaus möglich, durchaus anwendbar. Doch würde ich sagen, daß sie in dem Moment absolut unmöglich wurden, in dem die Autorität der Partei und der Staatsführung untergraben und die Geschichte eines Landes zerstört wurde; dies ist der sicherste Weg, um ein jedes Land in Unordnung und an den Rand eines Chaos zu bringen. Trotzdem waren viele dieser Ideen unbestreitbar gut, es war nichts gegen sie einzuwenden.
Leider konnten wir die Entwicklung jener Ereignisse mitverfolgen, die auf Seiten des Imperialismus und des Kapitalismus zu einer Euphorie führten, weil sie sich in diesem Moment praktisch als Herren der Welt fühlten.
Ich erwähnte Euch gegenüber, daß wir schon sehr zeitig reagierten, so bald es uns gelang, diese Tendenzen auszumachen, begannen wir die dringendsten Pläne zu beschleunigen im Einhergehen mit dem Prozeß der Berichtigung von Fehlern, nun bereits auf der Grundlage von unseren eigenen Ideen und Konzepten, und so haben wir die Pläne ausgearbeitet, die auf der Weiterentwicklung der Nahrungsmittelproduktion aufbauen, auf der Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Forschung und der schnellsten Anwendung ihrer Ergebnisse, auf der Weiterentwicklung der biotechnologischen Industrie, der pharmazeutischen Industrie und der Herstellung von medizinischen Geräten, sowie auf der Weiterentwicklung des Tourismus, der eine unserer Ressourcen darstellt, die uns unmittelbar zur Verfügung standen. So begannen wir, wirklich mit ganzer Kraft an all diesen Programmen zu arbeiten, doch wir hatten dabei selbstverständlich keine Ahnung, mit welcher Geschwindigkeit sich die Lage in den sozialistischen Ländern und in der UdSSR verschlechtern würde.
All dies ist es, was uns zwingt, diese Verantwortung, von der ich heute morgen sprach, auf uns zu nehmen und diese kolossale Herausforderung anzunehmen, die diese Umstände bedeuten. Und wir haben nicht wenige Dinge in diesem kurzen Zeitraum erreicht. Die Trinkwasserreserven wurden wiedergeschaffen; man arbeitet fieberhaft an der Anwendung neuer Technologien, es wurden z. B. In dieser kurzen Zeitspanne 201 Brigaden gebildet, die das Programm zur Drainage und Bodeneinebnung umsetzen, mit der Kapazität der Fertigstellung von 100.000 Hektar pro Jahr. Um nur einige Beispiele zu nennen: Es wurden die Mikrobrigaden wieder belebt, es entstand die Bewegung der Kontingente, die in der Lage sind, Leistungen wie diese in kürzester Zeit zu vollbringen; es wurde ein ganzes Programm zur beschleunigten Produktion von Nahrungsmitteln ins Leben gerufen, es wurden Landstücke umgelegt, die Landfläche, die bewässert wird, wurde vergrößert; die Baustoffindustrie wurde erneuert und ihr wurde ein außerordentlicher Impuls verliehen, weil es sich dabei um eine Grundlagenindustrie für die Entwicklung schlechthin handelt; es wurde mit der Ausarbeitung von Projekten und dem Bau einer Menge Hotels begonnen, die wissenschaftlichen Forschungen wurden impulsiert, und man begann mit großer Geschwindigkeit den Bau von Forschungszentren und Versuchsfabriken für die Biotechnologie, die pharmazeutische Industrie und medizinische Geräte. All diese Programme erhielten einen beträchtlichen Impuls und behalten diesen Schwung auch bei.
Leider verstehen nicht alle, worum es sich bei dem Nahrungsmittelprogramm handelt, obwohl dies in Rundfunk und Fernsehen ausführlich erläutert wurde.
Ich kann Euch versichern, daß in der Hauptstadt alle Anstrengungen unternommen werden, um zu verhindern, daß die anderen Provinzen die Stadt Havanna mitversorgen müssen, es wurde ein Programm zur Selbstversorgung der Hauptstadt aufgestellt. Menschenskind, die Yucca für Havanna wird aus Banes antransportiert, das liegt in der Nähe von Guardalavaca, in der Provinz Holguín, von so weit her kommt die Yucca. Könnt Ihr Euch vorstellen, was es bedeutet, die Yucca auf dem trockenen Boden von Banes zu ernten und sie in Lastwagen nach Havanna zu transportieren, wo doch die Yucca nicht länger als 24 bis 28 Stunden bei Außentemperatur haltbar ist? In Havanna war die Gewohnheit, Yucca und Süßkartoffeln anzubauen, ganz und gar verschwunden.
Die Anwendung des Mikrojet-Systems in der Berieselung der Bananenanpflanzungen bedeutete eine beeindruckende Revolution; es gibt jetzt bereits einige der Caballerias (18), die von den Kontingenten bepflanzt wurden, die jede einzelne mehr als 30.000 Zentner Ernte versprechen. In der Provinz Havanna wurden 750 Caballerias von der Zuckerrohrproduktion auf den Anbau von Gemüse umgestellt, damit die Stadt nicht von den restlichen Provinzen versorgt werden muß. Könnt Ihr Euch vorstellen, daß man die Bananen von Holguin nach Havanna bringen muß? Wenn man mir erklärt, daß ein Hurikan Havanna verwüstet hat, nun gut, dann muß man Bananen oder andere Nahrungsmittel von wo es auch sei dorthin bringen, aber im Normalfall?
In Havanna befinden sich 500 Caballerias Obstbananen mit Mikrojet-Berieselung in Entwicklung, dazu kommen zweierlei Sorten Essbananen und alles, was sonst noch angebaut wird. Es zeichnet sich eine außerordentliche Perspektive ab; doch, von dem Moment an, in dem eine Bananenpflanze gepflanzt wird, bis zu dem Moment, in dem man die erste Bananenstaude ernten kann, vergeht ein Jahr, obwohl wir jüngst einige Fälle hatten, wo das nach 10 Monaten schon möglich war.
Es gab nicht genügend Yucca-Stecklinge für die Anpflanzungen; im Frühjahr mußten wir die Stecklinge aus den Provinzen nach Havanna bringen. Jetzt haben wir genügend, um Yucca in der Zeitspanne von September bis Februar 350 Caballerias zu stecken. Es gab auch keine Süßkartoffeln zum Anpflanzen, es gab überhaupt nichts.
Im Rahmen des Prozesses der Berichtigung von Fehlern müssen viele Dinge verbessert werden, aber das braucht seine Zeit, auch wenn man schnell arbeitet, das ist nicht an einem Tag zu bewältigen.
In der Provinz Havanna wurden in nur wenigen Wochen ca. 60 Wohnlager für die Kräfte, die für die Landwirtschaft mobilisiert wurden, aufgebaut. Als das laufende Jahr begann, waren diese Lager noch nicht fertig und gegenwärtig gibt es mehr als 60 fertige Wohnlager; mehr als 200.000 Einwohner Havannas haben einen Einsatz in der Landwirtschaft in der Provinz der Hauptstadt hinter sich, zu diesen Bürgern der Hauptstadt kommen die, die in den Kontingenten arbeiten. 30 Kontingente haben die Arbeit aufgenommen, und sie arbeiten ernsthaft. Das heißt, das Nahrungsmittelprogramm hat in keiner Provinz auch nur eine Minute lang stillgestanden.
Ich glaube, auch die Leute von Santiago de Cuba können bezeugen, welche Anstrengungen die Provinz im Rahmen des Nahrungsmittelprogramms unternimmt, denn in dem Interview, daß der Genosse Lazo vor zwei Tagen der Tageszeitung »Granma« gab, sind all die Daten über das, was die Provinz geleistet hat, enthalten: wie hoch die Gemüseproduktion war, nämlich 600.000 Zentner, wieviel sie dieses Jahr voraussichtlich produzieren wird, nämlich eine Million Zentner, auf wieviel sie die Produktion in geraumer Zukunft zu steigern gedenkt, auf 4 Millionen Zentner, mit wieviel Caballerias, mit 1.000 bewässerten Caballerias. Man hat nach brauchbarem Land rund um den See »Lago Blanco« gesucht, in San Luis, und an zwanzig anderen Stellen, und es sind bereits fast 100 Caballerias mit Berieselung im Mikrojet-System oder im Fregat-System bepflanzt. Mehr als 200 Caballerias Land wurden in Ciego de Avila aufbereitet, und man hat die Leute aufgefordert, Kartoffeln, Bananen oder anderes Gemüse anzubauen, weil die Provinz von Santiago sehr bergig ist und nicht über genügend Landflächen verfügt, und sie hat sich trotzdem das großartige Ziel gesetzt, sich mit Obst und Gemüse selbst zu versorgen. Und es geht vorwärts, die Arbeiten, die in kaum zwei Jahren vorgenommen wurden, sind beträchtlich. Das Anlegen von Projekten der Hydrokultur, die Erträge, die diese einbringen, die neue Technik die jetzt in der Hydrokultur Anwendung findet, denn wir tun genau das, was getan werden muß, nämlich die neuesten Techniken bei der Lösung all dieser Probleme in Anwendung zu bringen.
Doch, welche Wunder erwartet man eigentlich von uns? Was für ein Wunder verlangt man denn von uns, von unserer Partei, von den Kommunisten, vom Staat, vom Volk, von den Bauern, den Mitgliedern der Kooperativen, den Landarbeitern? Uns bleibt nichts anderes übrig, als ein wahres Wunder zu vollbringen. Man verlangt von uns, daß wir mehr Milch und mehr Fleisch produzieren, doch ohne Tierfutter und ohne Düngemittel, und trotzdem müssen wir es ganz einfach tun. Man verlangt von uns, daß wir mehr Reis produzieren, mehr Zuckerrohr, mehr Gemüse, und das ohne Düngemittel, oftmals auch ohne Schädlingsbekämpfungsmittel, und wir müssen trotzdem zurechtkommen. Deshalb greifen wir vor allem auf die Wissenschaft zurück. Wir greifen zum Beispiel auf abgegrenzte Weideflächen zurück, wir hatten in unserem Land dieses System bereits mit Hilfe von Drahtzäunen eingeführt, jetzt stellen wir es auf elektrische Zäune um, um das Weidesystem »Voisin« in Anwendung bringen zu können, daß von einem brasilianischen Wissenschaftler vervollkommnet wurde, der sich über Jahre hinweg dem Studium eines Systems gewidmet hat, bei dem sich das Futter praktisch verdoppelt, weil dabei das Vieh selbst als Düngemittel wirkt, mit seinem Kot, seinem Urin, aber vor allem verdoppelt sich so die Futterproduktion.
So befindet sich ein Programm zum Bau von mehr als 4.000 eingezäunten Weideflächen in Durchführung, nicht nur in den Kuhställen, sondern auch bei der Aufzucht von Kälbern, Jungtieren und Mastvieh. Das ist ein ernsthaftes Vorhaben, es war nötig, die Summe von 10 Millionen Dollar aufzutreiben, um alle notwendigen Kosten bestreiten zu können: die Kosten für den Draht für die Elektrozäune, die Kosten für die Galvanisierung dieser Zäune, die Kosten für die Mühlen, die das Zuckerrohr mit Hilfe von Saccharin zu Futter zermahlen sollen. - Das ist auch ein Ergebnis der Anstrengungen unserer wissenschaftlichen Forschungszentren: Das Zuckerrohr kann mit Hilfe eines Gährungsprozesses in sehr kurzer Zeit und ohne großen technischen Aufwand in Tierfutter verwandelt werden, indem man einige Mineralsalze und etwas Harnstoff hinzusetzt und binnen 24 Stunden erhält man ein Viehfutter mit 13, 14 und bis 15 % an Proteinen; auf diese Art können wir also mit dem Zuckerrohr, was das Tierfutter angeht, den Mais, den Weizen und die Sojabohnen ersetzen. Leider können wir die Hühner nicht mit Saccharin füttern, nur anteilmäßig, denn die Hühner besitzen nicht den gleichen Verdauungsapparat wie die Rinder. - Doch zurück zu den Kosten. Dazu kamen die Kosten für die Anlagen, an die die Elektrozäune angeschlossen werden müssen, für die notwendigen Elemente für Stromerzeugung durch Wind oder per Hand, falls die Stromversorgung ausfällt; die Kosten für Proteinreserven auf der Basis von Hülsenfrüchten, Glyzin oder Leucaena, die Kosten für den Kauf von Saatgut und seine schnellstmögliche Vermehrung, damit unsere Kuhställe über Proteinreserven verfügen, die in der Lage sind, die Proteine zu ersetzen, die nicht in den Futtermitteln enthalten sind, die wir nicht mehr erhalten und die nirgends zu bekommen sind.
Die geringe Menge an Futtermitteln, die uns zur Verfügung steht, müssen wir an erster Stelle in der Eierproduktion einsetzen, sie ist in diesem Jahr angestiegen, und dann zweitrangig in der Produktion von Geflügelfleisch. Außerdem findet die Melasse Anwendung, das heißt, das Zuckerrohr und seine Derivate werden in Form von Proteinhonig bei der Fütterung von Schweinen eingesetzt, dafür sind alle 11 Fabriken des Landes, die Torula-Hefe herstellen, im Einsatz und neue Techniken .befinden sich in Entwicklung.
Es gibt also Wege, diese Probleme zu lösen; natürlich erfolgt dies nicht über Nacht. Auch wenn wir so intensiv wie möglich daran arbeiten, wenn wir verzweifelt daran arbeiten, so braucht es doch Zeit
Man hat ungefähr 100.000 Ochsen gezähmt, und es müssen schnellstens weitere 100.000 gezähmt werden, wir können es uns nicht leisten, sie zum Verzehr zu bestimmen, sie ersetzen uns den Kraftstoff, sie werden zu unseren Traktoren, zu unseren Arbeitsgeräten, und nicht nur, um zu roden, wenn man Traktoren nicht einsetzen kann, weil wir nicht wissen, über wieviel Kraftstoff wir verfügen werden, sondern, um den Boden zu bestellen und andere Aufgaben durchzuführen, die die Traktoren in der Regenzeit nicht ausführen können, denn die Ochsen sind mehr als ein einfacher Ersatz des Kraftstoffes. Die Ochsen vervielfachen die Arbeitsproduktivität, wenn der Mensch mit einem Ochsengespann die Arbeit von 8 oder 10 Personen machen kann, indem er dort die Furchen bestellt, wo kein Traktor genommen werden kann, weil er alles zerstören würde, besonders wenn es schlammig ist.
Wir müssen darauf vorbereitet sein, daß es an Kraftstoff mangeln wird; wir müssen wissen, was in einer solchen Situation zu tun ist, und uns darüber klar sein, wo wir das bißchen Benzin einsetzen, das wir haben.
Es ist indiskutabel, daß die Zuckerrohrernte mechanisiert bleiben muß, denn für die Zuckerrohrernte würden wir sonst 350.000 Männer brauchen, wie es 1970 der Fall war; heute haben wir hierbei nur 50.000 Leute im Einsatz. Es wäre tatsächlich eine beeindruckende Summe, die nötig wäre, um für 300.000 Männer mehr Wohnlager, Kleidung, Schuhwerk, Macheten und Nahrungsmittel zu garantieren, deshalb müssen wir alles versuchen, um mit dem wenigen Kraftstoff, den wir auftreiben können, wenigstens die Zuckerrohrerntemaschinen weiterzubetreiben.
Die Sammelzentren sind im Hinblick auf eine gewisse Mechanisierung entworfen wurden, auf die wir nicht verzichten können, denn den Kran, der einst neben den Ochsenkarren herfuhr, die das Zuckerrohr transportierten, gibt es nicht mehr; heute benutzen wir die Sammelzentren, man braucht nur wenige, der Abstand zwischen ihnen ist größer und es werden andere Geräte eingesetzt.
So geht es also im Wesentlichen darum, die Wissenschaft und Technik in Einsatz zu bringen, mit dem Ziel, unser Nahrungsmittelprogramm weiter voranzutreiben. Es ist richtig, daß es uns bei all dem Mangel an Düngemitteln nicht gelungen ist, sämtliche Zuckerrohranpflanzungen zu düngen, Zehntausende Caballerias Zuckerrohr konnten nicht gedüngt werden. Wir müssen die verfügbaren Düngemittel optimal beim Reisanbau, beim Anbau von Gemüse und von den Kulturen einsetzen, die nicht ohne Düngemittel auskommen. Beim Grünfutter müssen wir das Problem mit Hilfe von eingezäunten Weideflächen und Elektrozäunen lösen. Und doch stellt unser Vorhaben, das Nahrungsmittelprogramm auch ohne Futter- und Düngemittel oder mit einem Minimum an Futter- und Düngemitteln voranzutreiben, eine gewaltige Herausforderung dar. Hier zeigt sich unser Vorstellungsvermögen, unsere Intelligenz und die Fähigkeit, die Fortschritte aus Wissenschaft und Technik anzuwenden, und so gelang es zum Beispiel, wie wir es eben dank der wissenschaftlichen Forschungen tun, das Zuckerrohr als Rohstoff für die Futtermittelproduktion einzusetzen, damit kann fast das gesamte Viehfutter ersetzt werden, ein Teil der Futtermittel für Schweine und auch ein kleiner Teil der Futtermittel des Geflügels.
Ich möchte nicht zu weit ausholen, und deshalb versuche ich, nicht in die Details der einzelnen Maßnahmen zu gehen, die wir getroffen haben.
Um dieses Wunder bewirken zu können, haben wir Fabriken aufgebaut, die Schläuche für die Mikrojet-Berieselung herstellen; sie haben die doppelte Kapazität, um gar dem Fall vorzubeugen, daß ein Hurrikan kommt und alle Pflanzungen zerstört und trotzdem neue Schläuche verlegt werden können, um in gewisser Zeit die Produktion wiedererlangen zu können, denn diese Pflanzungen sind 10, 15, 20 Jahre ertragsfähig. Ein Hurrikan könnte wohl die Schläuche hinwegfegen und die einzelnen Pflanzen umknicken, nicht aber die Anpflanzung selbst zerstören und die Rohre, die unterirdisch verlegt sind.
Wir haben die örtliche Berieselung auch in den Zitrusfrüchten zum Einsatz gebracht, um die Erträge zu steigern. Wo immer eine Möglichkeit besteht, eine wissenschaftlich-technische Lösung anzuwenden, wird dies getan. Das ist der einzige Weg, der uns unter diesen Umständen, in diesem Moment der Ausnahmeperiode und dieser Situation der Ungewißheit bleibt, wo wir nicht wissen, wieviele Tonnen Erdöl wir für das nächste Jahr zur Verfügung haben werden, wo wir nicht wissen, ob es neun, ob es acht, sieben, sechs, fünf oder vier sein werden.
Aus den bereits genannten Gründen besteht das Problem des Zuckers nicht nur in der Frage von den Märkten, die bereits bestehen, es ist auch eine Frage des Preises, es ist die Frage, welchen Preis wir für diesen Zucker erzielen werden, und es ist die Frage, wieviel Tonnen Erdöl man heute mit einer Tonne Zucker kaufen kann.
Für 10 Millionen Tonnen Erdöl, zum Preis der Zuckermüllhalde, müßten wir allen Zucker des Landes investieren und auch dann könnten wir keine 10 Millionen Tonnen Erdöl kaufen, aber wir brauchen nicht nur Erdöl. Mit unserem Zucker, mit unserem Nickel, mit unseren Zitrusfrüchten, mit unseren Exportprodukten müssen wir andere Nahrungsmittel einkaufen, die nicht im Land hergestellt werden können, dazu Medikamente und eine Anzahl von Rohstoffen, die wir dank der 30 Jahre der Entwicklung unserer wirtschaftlichen Beziehungen zum Sozialistischen Lager abgesichert hatten. Doch dieses Lager ist zur Befriedigung, zur Freude, zum Jubel und zum Triumphalismus der Imperialisten so beschämend zusammengefallen, nur uns hat es nicht erfreut.
Auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Biotechnologie und der pharmazeutischen Industrie haben wir außerordentliche Errungenschaften gemacht. Das ist ein Thema, das wir nicht gern berühren, weil wir nicht all unsere Karten auf den Tisch legen wollen; aber ich kann Euch zum Beispiel verraten, daß uns die Yankees, so bald bekannt wurde, daß wir einen Impfstoff gegen Gehirnhautentzündung des Typs B entwickelt hatten, überall den Krieg erklärten. Die Anstrengungen, die sie unternahmen, und die Versprechungen, die sie uns ständig machten, um zu verhindern, das wir unseren Impfstoff verkaufen, waren enorm.
Hier, unter den Delegierten dieses Parteitages, befindet sich die Genossin Concepción Campa, genannt Conchita; sie ist Mitglied der Kommission und leitete die Arbeitsgruppe, die diesen Impfstoff entwickelt hat, der einzigartig auf der Welt ist und eine Krankheit bekämpft, die in vielen Ländern der Welt auftritt, und dies stellt eine wichtige Einnahmequelle für unser Land dar. Was mußte sie für eine Schlacht schlagen, ob auf den Märkten, auf internationalen Sitzungen, in der Weltgesundheitsorganisation oder auf den Tagungen! Was hatte sie für Schlachten zu schlagen, und was für gewaltige Schlachten hat sie gewonnen! Sie und andere Genossen des »Finlay-Instituts«, wie heute. das Zentrum für Forschung und Herstellung von Impfstoffen gegen Gehirnhautentzündung sowie anderen mehr genannt wird, das schon immer eine wichtige Einnahmequelle für das Land war und nun neue Einnahmen beisteuert.
Es wurden solche Erzeugnisse entwickelt, wie die Streptokinase, die einen Infarkt innerhalb der ersten sechs Stunden nach seinem Eintreten hemmt, und sie hemmt nicht nur den Infarkt, sondern sie verhindert außerdem die Nekrose der Herzmuskeln und stellt die Blutzirkulation in der betroffenen Zone wieder her. Wir erzeugen diese Substanz bereits für unsere Bevölkerung, die ersten Mengen liegen vor, sie sind gerade erst in Umlauf gekommen; aber wir haben zumindest begonnen, die ersten der Tausenden Tabletten dieses Medikaments herzustellen, die in unserem Land benötigt werden.
Leider kann für den Fall, daß die Person während des Herzinfarktes sofort stirbt, keine Lösung geboten werden. Wir stellen Untersuchungen an, um zu sehen, ob das Medikament auch 8, 10 und bis 24 Stunden nach Eintreten des Infarktes wirkt; aber medizinisch erprobt und bewiesen ist, daß es innerhalb der ersten sechs Stunden wirkt. Wenn Ihr die Videokassette sehen könntet! Da sieht man die Stelle des Infarktes als eine weiße Fläche; man sieht, wie sie ihre Funktion wieder aufnimmt, und es werden die Arterien sichtbar, und dann kann man sehen, wie die Blutzirkulation in den Adern wieder einzusetzen beginnt. Wir sind das einzige Land auf der Welt, das dieses Medikament heute mit Hilfe der Gen-Ingenieurwissenschaft erzeugt, es wird zusammengestellt die anderen Mittel sind natürlichen Ursprungs und haben nicht die gleiche Wirksamkeit. Einige andere Erzeugnisse ähnlicher Art kosten fünfmal so viel wie dieses.
Es gibt außerdem den Impfstoff gegen Gelbsucht Typ B, wir sind eines der wenigen Länder der Welt, die ihn bereits besitzen und a in der Lage sind, seine industrielle Produktion in Angriff zu nehmen.
Dazu kommt der Hautwachstumsfaktor für Verbrennungen, für Hautbehandlungen, für eine Menge anderer Dinge mehr; dies ist ein Mittel, das auch sehr kostspielig ist und dessen Technologie wir bereits beherrschen, das Erzeugnis ist bereits über die Phase der Forschungszentren hinaus entwickelt, auch wenn wir nicht die einzigen sind, denn es gibt noch eine zweite Firma auf der Welt die dieses Erzeugnis herstellt.
Es gibt da noch ein hervorragendes Erzeugnis, daß wir erst kürzlich entwickelt haben und das bereits alle Formalitäten der medizinischen Instanzen usw. durchlaufen hat. Es ist ein Erzeugnis, das wir bereits diesen Monat unter der Bevölkerung und in allen Krankenhäusern zu verteilen beginnen; in der Hauptstadt haben wir damit schon angefangen, man sieht das Medikament auch in den Hotels, in den Touristenzentren, und es ist ein wirklich vielversprechendes Erzeugnis, ein Mittel, dessen Einnahme nach unseren Berechnungen einige Hundert Millionen Menschen bedürfen – und wir sind das einzige Land, das dieses Mittel besitzt -, es reguliert den Cholesterinspiegel, den Blutdruck und wirkt gegen alles, was den Kreislauf beeinflußt: Gegen Krampfadern und alles andere gegen Kreislaufprobleme im Allgemeinen. Ich möchte wirklich nicht viel Reklame machen, aber wo wir schon einmal ein paar harte Dinge auspacken mußten, möchte ich Euch auch etwas Angenehmes sagen. Und wir haben nicht nur dieses Medikament entwickelt, sondern wir haben auch eine Produktionskapazität geschaffen, die jede Nachfrage befriedigen kann. Es befinden sich gegenwärtig mehr als 20 Vorhaben für die medizinisch-pharmazeutische Industrie, die Biotechnologie und für Forschungszentren im Bau, mehr als 20 Objekte, und außerdem sind wir dabei, die gesamte Industrie zu modernisieren; auf dem Gebiet der Biotechnologie, der pharmazeutischen Industrie und bei den medizinischen Geräten ist wirklich eine kolossale und beeindruckende Arbeit geleistet worden, und all diese Erzeugnisse sind bereits im Umlauf.
Der Hautwachstumsfaktor wird bereits bei Verbrennungen angewandt. Ich erinnere mich, als er uns erst in sehr geringen Mengen zur Verfügung stand, da schickten wir ihn in die Sowjetunion für jene Kinder, die ein Zugunglück in einem Landstrich erlitten, in dem Gas ausströmte.
Wir produzieren die Medikamente auf der Basis von Interferon, wir exportieren bereits Interferon im Wert von einigen Millionen Dollar, und vor uns liegt ein gewaltiges Feld, daß uns eine Minimum an Zeit sowie ein Maximum an Arbeit abfordert. Wir tun dies ziemlich verschwiegen, weil wir den Feind nicht allzu zeitig darauf aufmerksam machen, um so seine Blockade-Pläne und die Behinderung unserer Handelsaktivitäten auf diesem Gebiet zu erschweren. Aber ich kann Euch versichern, daß sich auf dem Gebiet der Biotechnologie, der pharmazeutischen Industrie und der medizinischen Geräte große Perspektiven für uns abzeichnen, und es kann eines Tages dazu kommen, daß all dies mehr abwirft als der Zucker. Damit sage ich Euch alles.
Wir entwickeln uns im erwähnten Rhythmus weiter und wir bauen jedes Jahr Tausende und Abertausende Räumlichkeiten für den internationalen Tourismus. Es genügt, zu erwähnen, daß der Tourismus dieses Jahr Einnahmen im Wert von ca. 400 Millionen Dollar machen wird, die sich zusammensetzen aus den direkten Einnahmen der Touristen-Einrichtungen und den indirekten Einnahmen anderer Institutionen, und wir erwarten für das Jahr 1992 Einnahmen von ungefähr 600 Millionen Dollar. Der Anstieg der Einnahmen durch den Tourismus ist beträchtlich, und es ist sehr wichtig, daß jeder versteht, wie notwendig der Tourismus für unser Land ist, obwohl das einige Opfer für uns selbst mit sich bringt. Wir würden gern selbst all die Hotels genießen, aber es geht im Moment darum, das Vaterland, die Revolution, den Sozialismus zu retten, und wir brauchen diese Ressourcen mitten in der Situation, die ich Euch dargelegt habe. Wir werden dieser Aufgabe weiteren Elan verleihen.
Aber das sind nicht die einzigen Gebiete, auf denen wir arbeiten, wir arbeiten auch in vielen anderen Bereichen mit dem Ziel, die Exporte zu erhöhen und die Einnahmen zu garantieren, die das Land braucht.
Es arbeiten nicht nur die Wissenschaftler, auch die Ingenieure arbeiten hart, Tausende, Zehntausende Ingenieure, Techniker und Rationalisatoren. Gegen Ende des Jahres werden wir ein nationales Forum einberufen, das sich jährlich wiederholen wird und auf dem mehr als 30.000 Referate gehalten werden. Man muß erkennen, wieviel es bedeutet, wenn ein Volk seine Intelligenz entfaltet, um Lösungen zu finden, das ist eine unserer Reserven.
Es ist so, daß das Land jetzt über Dinge verfügt, die es vorher nicht hatte, wir sind halt nicht mehr das analphabetische Volk an 1959, wir sind ein Volk mit Hunderttausenden Absolventen der Universitäten und Fachschulen, durchschnittlich ist das Bildungsniveau in unserem Land sehr hoch. Man muß sich nur unsere Leute ansehen, die die Hotels betreuen, es gibt kein Land der Dritten Welt, in dem das Personal so gut ist, wie das Personal, das wir einsetzen, um die Hotels zu betreuen, verglichen mit dem Grad an Bildung und Unterweisung, den es besitzt, und dem Service, den es leisten kann. Das habe ich selbst gesehen, erst gestern habe ich so ein Hotel besichtigt, und konnte mich überzeugen, welche ‚Schulbildung die 300 Mitarbeiter des Hotels besitzen. Was für ein Bildungsniveau! Für all das braucht man Verstand, viel Verstand.
Was den Tourismus angeht, so sagte ich beispielsweise, daß wir manchmal ein Hotel errichten und das dann hauptsächlich dem internationalen Tourismus widmen, doch da gibt es Menschen, die denken, daß man ihnen etwas vorenthält. Es ist nicht so, daß man ihnen etwas vorenthält, man macht damit Einnahmen. um den gleichen Leuten mit ihnen andere Probleme zu lösen. Wir verfügen über zwei Typen von Hotels, diejenigen, die hundertprozentig uns gehören, und diejenigen, die wir mit ausländischen Firmen gemeinsam betreiben. Und wir versuchen, wenn immer es möglich ‚ist, in den Hotels, die hundertprozentig uns gehören, so flexibel wie möglich zu sein und beim Einsatz von Tischen in diesen Einrichtungen den Bürgern des Landes Chancen einzuräumen. In den Hotels, die mit Beteiligung ausländischer Firmen betrieben werden, ist das schwieriger, denn sonst müssen wir einen Teil der Kosten, die ein Bürger in diesen Hotels hat, in frei konvertierbarer Währung, in Devisen zurückerstatten.
Und trotzdem versuchen wir neue Varianten, so überlassen wir 20 oder 30 der Einrichtungen dem gezielten Tourismus; es ist beispielsweise in einigen Hotels so: Sie stehen bereit, aber wenn kein internationaler Tourismus zu verzeichnen ist und Zimmer leerstehen, dann geben wir sie den Aktivisten, den Menschen, die Vorbildliches leisten. Wir können nicht einfach sagen: Das Hotel ist geöffnet für jeden Straßenverkäufer, für jeden Dieb, für all die Spekulanten, und jeden, der haufenweise Pesos besitzt. Die freien Kapazitäten der Hotels, sowohl in den bereits bestehenden als auch in denen, die neu errichtet werden, müssen wir, so weit es möglich ist, gezielt besetzen. So geschieht es im Hotel »Las Yagrumas« in Havanna und im Hotel »Biocaribe«. Das »Biocaribe« ist ein Hotel, das dem Zentrum für genetische Ingenieurwissenschaft gehörte, dort sollten Auslandsspezialisten untergebracht werden, und die Leute, die dort ausgebildet werden sollten; aber es sind hauptsächlich die Kubaner, die die Probleme dieses Zentrums gelöst und die Errungenschaften gemacht haben. Wir sagten uns also: Gut, machen wir dieses Hotel zum einem Hotel für den Tourismus, um Devisen einzunehmen; man hat einige Reparaturen vorgenommen, und das Hotel wird nun eine Million Dollar einbringen, das ist genügend, um das Zentrum für Genetische Ingenieurwissenschaft zu unterhalten.
Dort kommen aber nicht nur viele ausländische Touristen hin, sondern auch viele Leute, die zu Kongressen anreisen, Ärzte, Techniker, Leute aus dem Wissenschaftsbereich, Arbeiter; sie werden gezielt dort untergebracht, für ein Wochenende, eine Woche, und so ist es auch im Hotel »Las Yagrumas«.
Wir denken uns Formeln aus, damit, je nach der Lage, mal die einen und mal die anderen in den Genuß der Entwicklung des Tourismus kommen; aber das verlangt sehr viel Verständnis seitens der Bevölkerung, es ist kein Genuß für uns, es ist kein Vergnügen, und es ist auch keine Rücksichtslosigkeit gegenüber unseren Landsleuten. Ich wünschte, wir hätten genau so viel Erdöl wie Venezuela oder Kuweit, damit wir uns nicht um den internationalen Tourismus scheren müßten und Tausende Hotels bauen könnten.
Vielleicht müßte man andere Dinge dem Bau von Hotels vorziehen und vor all dem die Wohnungsprobleme lösen, die Instandhaltung der Wohnungen garantieren und anderes mehr. Aber ich möchte hervorheben, daß alles, was die Revolution im Tourismusbereich unternimmt, ganz einfach mit dem Ziel geschieht, die Mittel aufzutreiben, die das Land so verzweifelt braucht, obwohl wir es auch schaffen müssen, uns irgendeinen Weg auszudenken, damit auch die Bevölkerung einen Teil der Anstrengungen genießen kann. Wie gerne würden wir über 15 oder 20 Zimmer in diesem märchenhaften Hotel »Santiago« verfügen, die könnten von denjenigen aus Santiago belegt werden, die Bestarbeiter sind, Aktivisten, die ihren Beitrag für das Land leisten, es reicht leider nicht für alle, aber ich glaube, der Genosse Lazo hat die Idee, das Hotel mit wenigstens 150 der besten Arbeiter einzuweihen.
Diese Dinge bezüglich des Tourismus und der ausländischen Firmen bringen mich auf den Gedanken, Euch zu erklären, welche Pläne wir damit haben und wieviele Dinge aus praktischer Sicht nötig sind, um dieses Prinzip erfüllen zu können, und so bilden wir Gesellschaften mit ausländischen Firmen, mit ausländischem Kapital. Ich wünschte, alle Hotels könnten uns gehören, aber woher wollen wir das Kapital nehmen? Wer wird es uns borgen, etwa der RGW oder das Sozialistische Lager? So greifen wir also auf ausländisches Kapital zurück.
Wenn wir uns festlegen würden, diese Hotels allein zu bauen, dann würden wir dazu 50 Jahre benötigen oder es nie schaffen. Wenn wir 10 Millionen hätten, könnten wir ein gutes Hotel bauen – mit Devisen, nicht für den Zement, Rundeisen, Blöcke, Sand, die Arbeitskraft, sondern mit konvertierbaren Devisen für Fahrstühle, verschiedene Geräte und Materialien -; vielleicht ein Hotel mit 250 oder 300 Betten. Aber wir müssen die notwendigen Elemente für das Weidesystem mit Elektrozäunen kaufen, einschließlich der Mühle für das Zuckerrohr und des Gerätes für die Stromerzeugung, falls diese ausfällt, dafür müssen wir diese Summe einsetzen.
Wenn wir 20 Millionen hätten, um sie in unsere Hotels zu investieren, wäre es besser, sie in einige dieser Erzeugnisse der Biotechnologie zu investieren, um diese Medikamente auf den Markt zu bringen, um eine unvergleichlich höhere Rentabilität zu erzielen. Wo investiert man nun sein Geld, in das Hotel oder in die Biotechnologie? Wir müssen ganz genau wissen, wo wir das bißchen Geld, das wir hier und da auftreiben können, einsetzen, und ein Hotel hat eine gute Rentabilität, aber das kann man nicht vergleichen.
Natürlich haben die Kapitalisten eine große Rentabilität, diejenigen, die zu 50 % unsere Partner sind, haben in drei Jahren ihr Kapital wiedererlangt, auch wir erlangen in drei Jahren unser Kapital wieder, die Kosten, die wir für Steine, Sand, Zement, den Bau, Erdbewegungen, Arbeitskraft und all dies getätigt haben. Wenn sie ihr Kapital in 10 Jahren verdreifachen, dann verdreifachen wir unser Kapital auch in 10 Jahren. Wenn sie das Kapital für den Bau des Hotels einbringen und wir die Arbeitskraft auf dem Bau und alles andere, wenn sie die Erfahrungen, das heißt, die Technologie einbringen - denn wir wußten nicht, wie man ein Hotel führt, weder vorher noch nach 30 Jahren wissen wir, wie ein Hotel funktioniert -, wenn sie den Markt bringen, dann ist es absolut richtig, eine Gesellschaft zu gründen, und alle beide Seiten haben etwas davon, oder die Strände bleiben ungenutzt und das Hotel ungebaut. Das steht weder im Gegensatz zu irgendeinem Prinzip des Marxismus-Leninismus, noch zu einem Prinzip des Sozialismus oder der Revolution, es könnte höchstens gegen unsere Empfindsamkeit gehen: Wir sähen es gern, wenn das Hotel und die Einnahmen daraus uns allein gehören würden, aber das ist wohl mehr eine Frage der Träumerei, nicht der Realität.
Wenn wir es können, dann bauen wir ein Hotel, wenn wir über etwas Geld verfügen oder jemand uns einen Kredit gewährt, um das Hotel zu bauen, denn nicht immer bedarf es der Beteiligung einer ausländischen Firma, mit einem Kredit kann man ein Hotel errichten und dann den Kredit abzahlen.
Wir sind dabei, die verschiedenen Formen der Zusammenarbeit auf der Basis von ausländischem Kapital für viele Bereiche zu analysieren. Dabei sollte ein Prinzip gewahrt werden: Wenn wir die Betriebe und die Arbeitskraft haben und uns die Rohstoffe fehlen, dann müssen wir den Betrieb dazu bringen, zu produzieren Das Schlimmste ist, daß die Betriebe stillstehen. Wenn ein Partner auftaucht, der uns sagt: »Hören Sie zu, ich stelle den Rohstoff zur Verfügung, und wir verkaufen die Erzeugnisse zu zweit, und so bekomme ich meinen Rohstoff bezahlt und mache zusätzlich noch Gewinn«, dann bringen wir sofort unsere Bereitschaft zum Ausdruck, die dazu nötigen Vereinbarungen zu unterzeichnen. Wenn uns jemand sagt: »Ihr braucht für den Anbau einer beliebigen Kultur, die für den Export bestimmt ist, diese und jene Pestizide Insektizide und chemischen Produkte, dazu die Gefäße und anderes, um sie im Ausland verkaufen zu können, und wir sind bereit es Euch zu liefern. Ihr erhaltet soundsoviel und wir sind Handelspartner«, und sie verstehen vom Handel mehr als wir und verfügen über Handelsketten, die wir nicht aufzuweisen haben, dann kommen wir überein und beginnen eine eine Zusammenarbeit bei einem Exportgeschäft.
Falls sich die Lage des Tourismus aufgrund des Mangels an Kraftstoff sehr verschlechtern sollte, dann sagen wir einfach, Der Kraftstoff für den Tourismus läuft separat.
Im Tourismus kauft man manchmal ein gebrauchtes Fahrzeug, das soundsoviel Dollar kostet, aber es ist viel billiger und ist in gutem Zustand, und aus diesem Fahrzeug kann man täglich mehr als 100 Dollar herausholen; so ein Auto kann sich in drei vier oder fünf Monaten bereits bezahlt machen, das ist ein gutes Geschäft. Wir könnten sagen: Hier habt Ihr eine Zuteilung an Schmiermitteln und Kraftstoff und Sonstigem speziell für den Tourismus. All diese Arten von Handelsoperationen können wir durchführen.
Es kommt vor, daß jemand, der Rohstoffe von uns kauft sagt: »Hören Sie, zu, ich bin bereit, dort einen Betrieb aufzubauen, damit Ihr diesen Rohstoff produzieren könnt, ich möchte dafür aber mehr als 50 9%. Kann sein, daß sich ein multinationaler Konzern findet, der diese Art von Operationen normalerweise nicht tätigt, der es uns aber anbietet, um einen der Rohstoffe, die wir erarbeiten, von uns zu kaufen, und wir sagen ihm: »Nun gut stellen Sie uns die Fabrik, wir bauen sie auf, mit unseren eigenen Arbeitskräften«, und so sichern wir uns einen Markt für diesen Rohstoff, den wir erarbeiten, als Beispiel genannt seien die Zitrusfrüchte, die man als Rohstoff betrachten kann, wenn man aus ihnen Säfte oder etwas anderes machen will.
So bieten sich uns Varianten aller Art, ich habe Euch nur einige Beispiele genannt. Ich kann noch andere anführen. Wir haben keine Möglichkeit, das Erdöl im Meer zu fördern, auf festem Boden können wir es fördern, aber auch auf festem Boden ist die Förderung gegenwärtig beschränkt, denn all die Pipelines, Geräte, Motoren und Bohrer, die sonst aus der UdSSR kamen, erhalten wir nicht mehr, und es gibt Gegenden, die Perspektiven für die Erdölförderung auf dem Meeresgrund bieten. Nicht einmal die sowjetischen Fachkräfte haben gewußt, und noch viel weniger wissen wir, wie man die Bohrungen anlegt, um Erdöl im Meer freizulegen und zu fördern, und da taucht eine Firma auf und meint: »Wir riskieren es. Ich stöbere das Erdöl auf. Die Bezahlung erfolgt je nach dem Ergebnis, wir sind Partner«. Wir können zwischen zwei Dingen wählen. das Erdöl bleibt jahrhundertelang dort, oder wir gründen eine Gesellschaft mit ausländischem Kapital, um es mit allen Risiken zu suchen, ohne einen Pfennig dafür auszugeben, dann bezahlen wir je nach Ergebnis»und besitzen wenigstens die Hälfte der Erdölproduktion. Ist das nun richtig oder nicht? Ist das logisch oder nicht? Ist das tatsächlich notwendig, oder ist es etwa nicht notwendig?
Ich habe von verschiedenen Varianten gesprochen. Man muß berücksichtigen, daß wir bei der gemischten Betreibung dieser Tourismus-Hotels diejenigen sind, die die Arbeitskräfte stellen, und daß das Land den Gegenwert ihres Lohnes in Devisen erhält. Es ist zu berücksichtigen, daß wir dabei auch viele unserer Erzeugnisse und unserer Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Natürlich mußten wir ihnen Vorteile einräumen, so zahlen sie zum Beispiel für 10 Jahre keinerlei Steuern auf die Miete, aber wir sind Partner, was den Gewinn angeht. Und ich sagte Euch bereits, sowohl für sie als auch für uns macht sich die Investition in drei Jahren bezahlt.
Wir haben mehr als 100 Operationen in dieser Art von Geschäften laufen, wobei es sich um Hotels und anderes mehr handelt. Man sagt uns: »Wir sind bereit hier Investitionen zu tätigen, wenn Ihr uns folgende Dienstleistung erweist«. Dann antworten wir: »Tätigen Sie nur Ihre Investition, wir bringen die Dienstleistung«.
»Wir brauchen eine Federung, die für Container tauglich ist«, nur um ein Beispiel zu nennen. »Hier ist die Federung für Container«.
Wir wissen nur zu gut, was wir für das eigene Land zurückbehalten müssen. Es handelt sich nicht darum, zu verraten, wie man den Reisanbau betreibt, so wie wir ihn zu betreiben wissen, auf ebenen Terrassen, wodurch wir Leistungssteigerung zu bewirken suchen; oder um eine Zuckerfabrik, von der wir wissen, wie wir sie aufzubauen haben, was zu tun ist und wie wir sie maximal nutzen. Es kann aber sein, daß jemand kommt und sagt: »Hören Sie, ich möchte eine Raffinerie aufbauen,« eine, die 100 oder 50 Millionen Dollar kostet - »um Zucker einzukaufen und ihn zu raffinieren. Sind Sie bereit, hier ins Geschäft zu kommen? Wir errichten sie in Kuba«. »Gut, bauen Sie die Raffinerie hier in Kuba.« Und schon haben wir den Markt, den Bau, die Arbeitskraft und das Terrain garantiert.
So kann es also zu allen Arten von Operationen kommen. Jede einzelne von ihnen wird analysiert im Hinblick auf unsere Interessen und die Zweckmäßigkeit für unser Land, besonders was den Export angeht, nicht so sehr was den Inlandsverbrauch angeht, sondern mehr den Export. Es kann den einen oder anderen Fall einer Industriebranche geben, deren Produktion auch für einen gewissen Inlandsbedarf vorgesehen ist.
Stellt Euch zum Beispiel vor, daß die Herstellung eines Schädlingsbekämpfungsmittels sehr schwierig ist, und jemand sagt: »Ich stelle die Fabrik. So wird das Pestizid für Euch sehr viel billiger, als wenn Ihr es aus Europa holen müßtet«. Es handelt sich um etwas, was wir nicht selbst produzieren können, wir haben weder das Kapital noch die Technologie, um es produzieren zu können. »Gut, wir werden das Geschäft tätigen.«
Es gibt Operationen, bei denen das Ausland zu 50 % beteiligt ist, bei anderen zu 40 %, es gibt Operationen, bei denen die ausländische Beteiligung höher als 50% sein kann, doch jede einzelne Operation wird speziell analysiert.
Was Lateinamerika angeht, so sind wir in Anbetracht unserer Ideen über eine Integration bereit, weiter zu gehen und dem lateinamerikanischen Kapital eine bevorzugte Behandlung zu gewähren, dies geschieht in Übereinstimmung mit den Verlautbarungen in Guadalajara und der Notwendigkeit einer Integration Lateinamerikas, die wir schon immer anstrebten, selbst als noch der RGW existierte. Wir waren der Meinung, daß unsere Mitgliedschaft dort nur vorübergehend und der Konjunktur folgend war, und daß das natürliche Umfeld unserer Integration in Lateinamerika liegen müßte. Wir fördern die Integration Lateinamerikas, und deshalb sind wir sogar bereit, dem lateinamerikanischen Kapital Vorzugsabmachungen zu gewähren. Aber wir haben uns im weitesten Sinne geöffnet, es ist eine weitgehende Öffnung bezüglich ausländischer Kapitalanlagen, und das richtet sich nicht einen Zollbreit gegen den Sozialismus, den Marxismus-Leninismus oder die Revolution, und noch viel weniger unter solchen außergewöhnlichen Umständen, wie wir sie durchleben.
Nicht einmal Lenin hat in seinen ersten Ideen zur Zeit der bolschewistischen Revolution vorgehabt, in der UdSSR sofort den Sozialismus aufzubauen, denn es war ein zurückgebliebenes Land, ein Feudalstaat mit einer Mehrzahl von Bauern. Ich glaube, in der UdSSR gab es gerade 3 Millionen Arbeiter als der Prozeß des Aufbaus des Sozialismus begonnen wurde. Er erarbeitete sogar die Theorie der kapitalistischen Entwicklung unter der Leitung des Proletariats, ein Anliegen, das er aufgrund aller auftretenden Probleme - wie die Intervention und der Krieg - nie in die Realität umsetzen konnte. So wurden einige dieser Ideen zu Anachronismen.
Das revolutionäre marxistisch-leninistische Gedankengut beinhaltete sogar die Möglichkeit des kapitalistischen Aufbaus unter der Leitung des Proletariats. Bei dem, was uns vorschwebt, geht es keinesfalls darum, es geht nicht einmal um etwas Ähnliches, sondern es geht um die Durchführung bestimmter Programme und die Umsetzung einer bestimmten Entwicklung mit Hilfe der Beteiligung ausländischen Kapitals unter der Leitung der Revolution, unter der Leitung des Volkes, unter der Leitung des Proletariats, ganz einfach und klar ersichtlich unter der Leitung der Partei.
Es sind keine verzweifelten Maßnahmen, damit man den Eindruck hat, daß das eine oder andere oder überhaupt irgendetwas getan wird; es gibt eine ganz spezielle Arbeitsgruppe, die jeden einzelnen der Vorschläge untersucht. Und ich will Euch verraten, daß es trotz der Verleumdungskampagnen gegen Kuba und trotz der imperialistischen Drohungen und Prophezeiungen nicht an Vorschlägen mangelt, es regnet förmlich Vorschläge.
All diese Information möchte ich Euch geben, ich betrachte es als zweckmäßig, damit Ihr Euch eine Vorstellung machen könnt, wie sehr wir in die wichtigsten Richtungen hinarbeiten.
Als ich von der Wissenschaft sprach, vergaß ich zu erwähnen, daß wir sie einsetzen, um Probleme zu lösen, die wir uns nicht einmal vorstellen konnten, zum Beispiel bei Bio-Düngemitteln. Wir entwickeln beschleunigt die Erzeugung von speziellen Bakterien, die wenn sie bestimmten Pflanzen zugesetzt werden, den Stickstoff der Luft aufnehmen und an die Pflanzen weitergeben. Dies ist der Fall bei der Stickstoffbakterie Azotobacter, nicht aber beim Rhyzobium. Das Rhyzobium ist eine Bakterie, die sich auf natürliche Weise im Zusammenhang mit den Hülsenfrüchten bildet, und manchmal auch in Laboratorien gezüchtet wird, um den Prozeß zu beschleunigen und eine höhere Beteiligung dieser Bakterien zu erreichen, daran wird gearbeitet, aber vor allem arbeiten wir an Bakterien, mit denen wir das Zuckerrohr, das Gemüse und die Futtermittel düngen können, wir suchen sogar nach Möglichkeiten, um so den Reis düngen zu können.
Unsere Wissenschaftler arbeiten unermüdlich auf der Suche nach diesen Bakterien. Diese Bakterien entstehen durch einen Gärungsprozeß, sie wirken sich positiv aus, sie sind ebenso gut wie die Bakterien im Joghurt, sie helfen dem Menschen, und in vielen der Betriebe, in denen die Torula-Hefe hergestellt wird, könnten wir wenn wir wollten, auch diese Bakterien produzieren. Sie werden in Gärungsbehältern hergestellt, und wir sind bereits dabei. Die Herstellung von Gärungsbehältern in die Wege zu leiten um die Produktion von Bio-Düngemitteln aufzunehmen, und auch die Produktion von Bio-Pestiziden, von Mitteln, die uns helfen den Befall der Pflanzen durch Bakterien, Pilze oder Insekten zu kontrollieren. Viele dieser Plagen können mit Hilfe biologischer Mittel bekämpft werden, und auch daran arbeiten wir beschleunigt.
Es bestehen fast 200 Zentren im Lande, CREE genannt, die bereits produzieren, aber wir werden so schnell wie möglich zur industriellen Produktion dieser bio-pestiziden Elemente übergehen, die zudem noch gesünder als die herkömmlichen sind; natürlich können die üblichen Pestizide noch nicht vollkommen ersetzt werden, - und wer weiß, wieviel Gift der Mensch durch den Einsatz von Pestiziden zu sich nimmt, so viel er die Frucht auch waschen mag - und wir sind dabei, diese biologischen Formeln beschleunigt anzuwenden, dies ist Teil des Nahrungsmittelprogramms.
Der Einsatz von Zeolith, der Einsatz von organischer Materie, die Weiterentwicklung von Pflanzen mit Hilfe der künstlichen Zellreproduktion, die Entwicklung neuer Sorten, neuen Saatgutes. Fast die gesamten Bananenpflanzen, die neu ausgepflanzt werden, werden in Biofabriken gezüchtet. Der Rhythmus, den wir heute in den Anpflanzungen erreicht haben, wäre unmöglich, wenn wir warten müßten, bis sich die Pflänzlinge auf natürlichem Weg herausgebildet haben, und so greifen wir heute auf die Biofabriken zurück, wo mit einem winzigen Stück schnell eine Pflanze gezüchtet wird, die frei von Krankheiten ist und eine ausgezeichnete Qualität besitzt. Und mit Hilfe der Entwicklung der künstlichen Zellreproduktion wird nach neuen Sorten gesucht und nach der Möglichkeit, das Saatgut sehr viel ökonomischer und wirksamer zu vervielfachen.
Das Land verfügt heute über ein gewaltiges Potential an Intelligenz, das ist eine der großen Reserven, die wir in der Hand haben. All dies muß man miteinander verbinden, all dies muß gelenkt werden, all dies muß in eine Richtung gewiesen werden, damit wir unsere Vorhaben erfüllen können; das Leben hat uns, die kubanischen Revolutionäre, nun einmal vor diese schwierige Aufgabe, dieses schwierige Schicksal gestellt. Wir müssen das Niveau dieser Herausforderung zu meistern wissen. Es besteht die Möglichkeit, das ist das Wichtigste, aber diese Möglichkeiten stehen nur den Völkern offen, die kämpfen, den standhaften Völkern, den beharrlichen Völkern, den zum Kampf bereiten Völkern; die Möglichkeiten bestehen für ein Volk, wie das unsere. Dabei bin ich nur auf einen Teil der Ideen eingegangen.
Denjenigen, die behaupten, daß unser Kampf in der gegenwärtigen Lage und angesichts der Katastrophe, die sich ereignet hat, keine Perspektiven habe, sollten wir kategorisch antworten: Das einzige, was nie eine Perspektive haben wird, ist, wenn wir unser Vaterland, unsere Revolution und den Sozialismus aufgeben. Es wäre genau so, als ob uns jemand gesagt hätte, daß wir keine Perspektiven hätten, damals, nach dem Angriff auf die Moncada-Kaserne (19), als wir mit diesen Gewehren bewaffnet waren, die wohl für Angriff auf die Moncada-Kaserne gehen mochten, nicht aber für eine offene Auseinandersetzung mit Soldaten, die Springfields und automatischen Waffen besaßen, und doch konnten unsere 22er Gewehre und anderen Waffen dort in der Kaserne beim Kampf fast Mann gegen Mann, fürchterlich sein, aber bei 100 oder 200 Metern Entfernung sah es anders aus; es wäre so, als ob uns da jemand gesagt hätte, daß wir keine Aussichten hätten.
Es ist, als ob uns damals, als man uns auf der Audienz in Santiago de Cuba verurteilte, oder im Zimmer des Krankenhauses jemand gesagt hätte, daß wir keine Aussichten hätten.
Es ist, als ob uns damals, als die »Granma« (20) in jenen Sümpfen auf Land lief, jemand gesagt hätte, daß wir keine Perspektiven hätten. Wie oft hat man uns das gesagt: »Ihr allein gegen eine Armee von Achtzigtausend Männern? Ihr seid verrückt!«.
Es ist, als ob man uns gesagt hätte, daß wir keine Aussichten hätten, nach der Kampfhandlung bei Alegria del Pio (21), als nur einige wenige Männer blieben, völlig isoliert, und als wir uns im Laufe mehrerer Wochen wieder zusammenfanden, einige wenige, sechs oder sieben. »Was seid Ihr schon, sechs oder sieben Mann. Die gerade sechs oder sieben Gewehre haben, was habt Ihr schon für Aussichten?«
»Welche Perspektiven habt Ihr?«, fragte mich Eutimio Guerra. - Für diejenigen, die sich nicht erinnern: Er war der größte Verräter, den wir in der Sierra Maestra (22) kannten, und fast hätte er es geschafft, daß es mit uns aus gewesen wäre. - Und das fragte er mich eines Morgens, an dem er mich darum bat, mich allein in einer Kaffeeplantage sprechen zu können. Wir wußten nicht einmal, was er vorhatte, er hatte die Anweisung, mich zu töten, aber er wußte nicht, wie er es tun sollte, er zog es vor, daß die Garde diese Arbeit übernahm, er wollte die feindlichen Soldaten genau an die Stelle führen, wo wir uns aufhielten; und er fragte mich dies, als wir nur wenige waren. Mag sein, daß ihn in diesem Moment Zweifel plagten, denn er ging hinab ins Tal und sah nieder auf die Panzer, die Lastkraftwagen, ganze Bataillone, die über Nahrung, Kleidung, Rucksäcke und Munition verfügten, und dann sah er uns mit unseren Rucksäcken aus Sackleinen an, ein kleines Häufchen. Und dann merke ich, daß er mich fragte: »Welches sind die Aussichten, die Ihr habt?«. Und ich sagte ihm: » Aussichten? Alle«. Aber er fügte noch etwas hinzu, er stellte mir nicht nur die Frage nach den Aussichten: »Welche Aussichten habt Ihr, und außerdem, was für Hoffnungen kann ich mir machen, was können Sie mir geben?«. Ich merkte, daß bei ihm die Aussichten mit seinen persönlichen Interessen vermischt waren und daß ich sehr schlau vorgehen mußte, und ich sagte ihm: »Aussichten? Alle« - daran glaubte er, davon war ich völlig überzeugt - »Und für Dich? Alles, was Du willst.« Daran glaubte er nicht. (Lachen)
Wenn nun in jedem schwierigen Moment, in dem sich die Yankees gegen uns wenden, uns ihre Blockade aufzwingen und ihre Söldner-Expeditionen und Mordpläne organisieren, gefragt würde, welche Perspektiven sich uns bieten? Und auch als der sozialistische Charakter unserer Revolution öffentlich deklariert wird, haben sich viele gefragt, welche Aussichten wir hätten, und auch jetzt mag es Leute geben, die sich fragen, welche Aussichten wir haben. Doch jetzt sind wir ein sehr viel kriegerisches Volk, sehr viel gewappneter. Millionen von Revolutionären, Hunderttausende Mitglieder der Partei, Hunderttausende Mitglieder der Jugendorganisation, ein Großteil des Volkes ist Mitglied in den verschiedenen Massenorganisationen, in der CTC, in den CDR, in der FMC (23), die Bauern, die Studenten, selbst die Pioniere haben eine Organisation in diesem Land; es herrscht ein politisches Bewußtsein und das Gefühl der Pflichterfüllung sowie ein großes Ehrgefühl, wie es eintritt, wenn man die Revolution so lange und unter so schwierigen Bedingungen verteidigt hat, und die Unabhängigkeit, die wir schon immer besaßen und die heute größer ist denn je.
Der Genosse Leal (24), unser lieber Freund, hat im Scherz zu jemandem gesagt: »Heute sind wir unabhängiger denn je, denn jetzt sind wir unabhängig von den Vereinigten Staaten und von der UdSSR«. Das sind Scherze des Genossen Leals, denn wir waren schon immer unabhängig von beiden Ländern, und wer das nicht glaubt, der soll in den historischen Dokumenten nachsehen und das bewies auch die Oktoberkrise.
Und um seinen Scherz noch pikanter zu machen, beendete ihn der Genosse Leal so: »Nun gut, was wir nicht wissen ist, für wie lange«. Und hier hat sich der Genosse Leal geirrt, das ist indiskutabel; er hat sich nicht geirrt, er hat nur einen Scherz gemacht, der Genosse Leal, denn er weiß, daß es für immer sein wird.
Eines ist sehr zutreffend, und ich habe ausreichend darüber nachgedacht, und ich möchte, daß auch Ihr darüber nachdenkt. Ich denke, wir sollten alle darüber nachdenken: Die Revolution hat keine andere Alternative, es gibt keine Alternative für die Revolution. Es gibt Leute, die sich vorstellen, daß die Opfer, die wir darbringen müssen, damit zu begründen sind, daß wir die Revolution retten wollen, und wenn wir nicht darauf bestehen würden die Revolution zu retten, dann gebe es keine Probleme, dann gebe es keine Opfer. Diese Idee muß mit der Wurzel bei jedem Verrückten ausgerissen werden, der sie auch nur auf der Kopfhaut und noch nicht einmal im Gehirn hegt.
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Die Probleme unseres Landes können, so wie es immer in der Geschichte war, nur von unserem Land selbst gelöst werden; die Probleme unseres Landes können nur von der Revolution gelöst werden, wie schwierig sie auch sein mögen. Es soll sich ja keiner vorstellen, daß uns jemand die 13 Millionen Tonnen Erdöl schenken wird, die wir brauchen, um zu normalen Bedingungen zurückkehren zu können, jene 13 Millionen Tonnen, die wir von der UdSSR mit Hilfe eines gerechten Preises für unseren Zucker erhielten, eines Preises, der es uns erlaubte, diese 13 Millionen einzukaufen und außerdem noch wichtige Mengen anderer Erzeugnisse, unabhängig von Handelskrediten und Entwicklungskrediten. Das wird uns niemand schenken, das müssen wir nun selbst suchen, selbst auftreiben und selbst einkaufen. Wer verschenkt schon etwas? Wer würde etwas verschenken, was wir uns bis jetzt nur leisten konnten aufgrund unseres Strebens, aufgrund unserer Prinzipien, aufgrund unserer Politik, aufgrund unseres Kampfes um den Aufbau gerechter Beziehungen zwischen jener neuen Welt, die sich herausgebildet hatte, und uns? Wer wollte uns schon etwas schenken? Diejenigen, die dort ihren Illusionen aller Art nachhängen, vergessen, daß von unserem Nachbarn, vom verworrenen und brutalen Norden, niemals etwas zu erhoffen ist. Das ist ein Imperium, das solche Länder wie Panama überfällt und das nicht in der Lage ist, irgendetwas zu geben; es führt einen schmutzigen Krieg gegen Nikaragua, es macht diesem Land das Leben zur Hölle, beschwört dort eine schreckliche Lage herauf, so daß keiner weiß, welches Schicksal das Land zwischen Contras, Re-Contras, Compas und Re-Compas und all diesen Dingen, die in der Presse veröffentlicht werden, ereilen wird, dieses Imperium ist nicht in der Lage, irgendetwas zu verschenken. Die Yankees fielen in Grenada ein, und das einzige, was man dort besaß, war der Flughafen, den Kuba dort gebaut hat, das war die Rettung dieses Landes, die Seele dieses Landes, und das einzige, was die Yankees dazu beigetragen haben, war, ihn einzuweihen; nichts weiter! Sie haben nie jemandem etwas gegeben.
Es ist zudem ein Land, das kein Erdöl exportiert, sondern es importiert jedes Jahr Hunderte Millionen Tonnen Erdöl, und Erdgas, Milliarden von Kubikmetern; es ist ein Land, das nicht einmal den Zucker importiert, denn wenn es zu Beginn der Revolution noch 5 Millionen Tonnen importierte, so importiert es jetzt nur noch circa eine Million, etwas mehr als eine Million Tonnen, nicht mehr, dort gebe es also nicht einmal einen Markt für unser hauptsächlichstes Exportprodukt, das aus der Zuckerproduktion kommt.
Die einzige Kraft, die die Probleme dieses Landes über kurz oder lang endgültig zu lösen vermag, ist die Revolution, und dazu gibt es keine Alternative; und es liegt an uns und unserer Arbeit, an unserem Streben, an unseren Anstrengungen, indem wir kämpfen, worum zu kämpfen ist. Wir wissen, daß wir um viele Dinge kämpfen müssen, es liegen die Entwürfe der Beschlüsse vor, die wir diskutieren werden, deshalb muß ich nicht auf sie eingehen, viele von ihnen stehen im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Disziplin, der Pflichterfüllung, dem Kampf gegen das Verbrechertum und anderes dieser Art.
Nur wir selbst können Lösungen für diese Probleme finden, und wir werden eine Lösung für die Probleme finden, jetzt, 123 Jahre nach jenem 10. Oktober, an dem der Kampf um unsere Unabhängigkeit begann; nur wir allein können und müssen in der Lage sein, sie unter Beibehaltung der Einheit unseres Volkes, der Ordnung und unseres Kampfgeistes zu lösen. Jeder andere Weg, wie Wankelmütigkeit oder Aufgeben, wäre nicht nur unwürdig, sondern brächte außerdem tausendmal höhere materielle Opfer mit sich.
Ich habe von ökonomischen Dingen gesprochen; aber ich habe nicht erwähnt, daß wir auch hier versammelt sind dank unseres Mutes, dank unserer Entschlossenheit, bis zum Tod zu kämpfen, dank der Entschlossenheit, jedem Aggressor einen unbezahlbaren Preis abzuverlangen.
Der Imperialismus wird versuchen, uns zu spalten, um einen Vorwand zu finden, mit denen er interventionistische Aktionen in unserem Land begründen könnte, und unsere enge und solide Einheit wird ihnen den Vorwand dafür erschweren. Doch wir werden unter allen Umständen immer auf einen Krieg des gesamten Volkes vorbereitet und entschlossen sein, unser Land bis zum letzten Winkel zu verteidigen, solange es noch einen Revolutionär und eine Waffe gibt, die taugt. Denn wie sagte ich zu einer Gelegenheit vor unseren Studenten: Jeder Mensch, jeder Revolutionär muß sich sagen: Ich bin die Armee, ich bin das Vaterland, ich bin die Revolution!
Ich frage mich, ob ein solches Volk jemals wieder beherrscht, jemals wieder versklavt werden kann.
Wenn man vom 10. Oktober spricht, muß man berücksichtigen, daß, wenn wir damals unter Sklaventum und Kolonialismus lebten, die Errungenschaften, die unsere Revolution erreichte, sehr viel mehr darstellten, als die Unabhängigkeit, mehr als alles, was sich unsere ersten Patrioten vorgenommen hatten. Und sie hätten sich gar nichts anderes vornehmen können als die völlige Unabhängigkeit, die höchste Würde des Menschen, des Menschen als Bruder des Menschen, des Menschen, der als solcher respektiert wird. Jene Gesellschaften nehmen keine Rücksicht auf den Menschen. Was war der Sklave, was war der Kreole verglichen mit einem spanischen Soldaten, mit einem Kaufmann, mit einem Bürger, einem Funktionär, einem Herrn, einem Eigentümer, was war er schon? In jener Epoche gab es das Eigentum an Gütern und das Eigentum an Menschen, später wurde das Eigentum an Menschen abgeschafft, eine reine Formalie.
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Ich muß dazu sagen, daß ich als Junge und als Jugendlicher die kapitalistische Ausbeutung erlebte, und ich erkannte, daß der Sklavenbesitzer sich mehr um seine Sklaven kümmerte, als die nationalen oder ausländischen kapitalistischen Unternehmen um ihre Arbeiter; denn dem nordamerikanischen Unternehmer oder Großgrundbesitzer zum Beispiel war es gleich, ob ihm ein Arbeiter wegsterben würde, ob er keine Arbeit hatte, ob er keine Nahrungsmittel hatte, ob er keine Medikamente hatte, der Sklavenbesitzer dagegen war bestrebt, ihnen Medikamente und Nahrungsmittel zu geben, denn es war ihm nicht lieb, daß ihm sein Eigentum, das der Sklave ja war, wegsterben würde. Das kapitalistische System beutet den Menschen aus, und es interessiert ihn dabei nicht, ob der Mensch stirbt, ob er nichts zu essen hat, ob er keine Medikamente hat, ob er überhaupt etwas hat, das ist eine andere Art von Sklaverei, ebenso entwürdigend und brutal wie die andere, unabhängig von all den moralischen Entwürdigungen, die der Mensch in diesem Gesellschaftssystem sonst noch erleiden muß.
Die Revolution, die vor 123 Jahren geboren wurde, hat den Sozialismus vor mehr als 30 Jahren erreicht. Was für eine historische Errungenschaft, was für ein Fortschritt im Vergleich zu allen anderen Ländern in Lateinamerika! Was für ein Fortschritt im Vergleich zu allen anderen Ländern der Dritten Welt! Und das genau ist es, was wir verteidigen.
Wenn der Imperialismus Kuba auf die Knie zwingen könnte, wenn er diesem Land erneut den Kapitalismus aufzwingen könnte, was würde dann von all dem bleiben, was wir im Verlaufe von 123 Jahren getan haben? Sollen wir uns etwa in ein Puerto Rico verwandeln, daß noch immer nicht einmal in der Lage ist, jene Fahne zu hissen, die so sehr der unseren ähnelt, von der Martí wollte, daß sie uns auf unserem heroischen Streben um die Freiheit begleite? Sollen wir etwa zu einem Miami werden, mit dem gleichen Grad an widerwärtiger Fäulnis jener Gesellschaft?
Was würde von all dem bleiben, was unser Volk in diesen 123 Jahren geleistet hat? Was würde mit den Wohnungen und Gebäuden geschehen, die die Revolution dem Volk übergeben hat, wenn ihre ehemaligen Besitzer zurückkehren und sie einklagen würden? Was würde mit den Ländereien geschehen, die wir den Kleinbauern oder den Kooperativen übergeben haben, oder den Arbeitern der landwirtschaftlichen Betriebe, die hier erstmalig ihre Stellung als Menschen einnahmen, die das ganze Jahr über eine Arbeit hatten, ihre Stellung als Menschen, die als solche behandelt werden und denen alle Rechte und Gelegenheiten für sich selbst und vor allem auch für ihre Kinder gewährt werden?
Was würde geschehen, mit all unseren Schulen auf dem Land, mit unseren Abiturschulen, den Oberschulen, den Sportschulen, den Berufsschulen, den Fachschulen für Kunst sowie für landwirtschaftliche und industrielle Technologien?
Was würde aus unseren 300.000 Lehrern und Dozenten werden, aus dem Land mit dem höchsten Prozentsatz von Lehrern und Dozenten pro Kopf auf der Welt? Was würde aus unserem märchenhaften Gesundheitswesen werden, aus unseren Familienärzten in den Bergen, auf dem Land, in den Gemeinden, in den Fabriken und Schulen?
Was würde aus unseren Kindergrippen und Kindergärten werden? Was würde aus den Dutzenden von Universitäten werden, die von der Revolution gegründet wurden?
Was würde aus den Tausenden wissenschaftlichen Zentren werden, von denen viele zur Vorhut gehören und die uns heute eine privilegierte Stellung in der Welt einbringen? In die Hände von welcher Firma würden sie fallen, für wen müßten diejenigen arbeiten, die heute ihr Talent und ihren Schweiß vergießen, um ihrem Volk voranzuhelfen?
Was würde aus der sozialen Sicherheit werden, aus der Hilfe, die jedem hier im Lande zugute kommt, der schutzlos ist, den Körperbehinderten, unseren Sonderschulen, an denen fast 60.000 Schüler lernen, den Sonderschulen für Taube, Stumme, Blinde, geistig zurückgebliebene und invalide Menschen? Was würde davon übrigbleiben?
Was würde aus der Würde und der Achtung jedes einzelnen Menschen unseres Landes werden?
Ich erinnere mich immer daran, daß Martí zu allererst von der Achtung vor dem Menschen sprach, und er sagte sogar, daß, wenngleich es viele Mensch gibt, denen keine Achtung entgegen gebracht wird, so gibt es auch Menschen, die alle Achtung der Welt verdienen.
Heute sind wir nicht nur eine Handvoll, sondern wir sind ein Volk, das Achtung verdient, die immense Mehrheit unseres Volkes verdient Achtung, wir sind eine unabhängige Nation, eine Nation mit Souveränität, eine Nation mit Freiheit, die bis zur letzten Konsequenz jene überholten Theorien darüber ablehnt, daß die Unabhängigkeit beschränkt sein sollte.
Doch welch ein Erstaunen! Bei einer kürzlichen Zusammenkunft hat doch die sowjetische Seite gemeinsam mit der deutschen ausgerufen, daß das Recht auf Inspektion auch ohne das Einverständnis der jeweiligen Länder festgelegt werden sollte. »Dinge, die abzuwarten bleiben, Mio Cid, sie werden noch die Steine zum Sprechen bringen«. (25)
Inspektionen mit Hilfe von Gewalt? Ja, wir sind einverstanden, aber erst, wenn kein einziger Kubaner mehr bleibt, der in der Lage ist, die Unabhängigkeit dieses Landes zu verteidigen!
Was für Hoffnungen können für die Souveränität der Völker bestehen, was wird sie in dieser neuen Weltordnung erwarten, die überall ausposaunt wird, wenn man die Ideen von Unabhängigkeit und Souveränität der Völker zertrümmert?
Ich erinnere mich, wie sehr sich der Westen über eine sogenannte Theorie der beschränkten Souveränität von Breschnew aufregte, doch das, was jetzt in den Vereinten Nationen und überall zwischen den Großmächten zum Gesprächsthema wurde, sind Konzepte der »beschränkten Souveränität«. Bleibt zu sehen, für welche Völker sie gelten sollen, wer diejenigen sind, die sich damit abfinden, in einer Welt ohne Souveränität zu leben. Oder sollen sie doch auch auf all ihre Souveränität verzichten und uns ebenfalls die Vereinigten Staaten inspizieren lassen, sollen sie doch auf ihre Atomwaffen und all die anderen raffinierten Waffen verzichten. Wenn sie eine weltweite Regierung schaffen wollen, einverstanden, setzen wir uns zusammen; aber eine Weltregierung der ganzen Welt und für die ganze Welt, und nicht eine Weltregierung durch den Yankee-Imperialismus, das niemals! Und das ist es doch, was sie wollen und was sie durchzusetzen versuchen. Doch sie werden es nicht schaffen, denn eine Welt, die für Milliarden von Menschen so voller Elend, Unheil und Leiden ist, die wird niemand regieren können. Und die ersten, die sich nicht regieren lassen würden, wären wir, daß man das ja weiß!
Was bliebe sonst von unserer schönen Geschichte? Was bliebe vom Andenken unserer Märtyrer? Was würde aus den Namen, die viele unserer Schulen und Betriebe tragen? Was würde aus unserer Literatur?
Was würde werden aus all dem, was wir mit unserem Schweiß und unserem Blut geschaffen haben? Was würde aus unserer Fahne werden, was aus unserer Würde?
Deshalb müssen wir, und nur wir selbst, unserer Probleme lösen, und das können wir auch, wir können und müssen diese Herausforderung annehmen und bewältigen, denn wahrhaftig, wenn es dem Imperialismus gelingen sollte, unser Vaterland auf die Knie zu zwingen und hier erneut den Kapitalismus einzuführen, dann würde nicht einmal der Staub von den Gebeinen unserer Helden bleiben, unserer Märtyrer, unserer internationalistischen Kämpfer, derjenigen, die uns in unserem Kampf voranschritten, derjenigen, vor denen wir uns ehrfurchtsvoll verneigen, um ihnen jeden Tag in unserem Leben Tribut zu zollen.
Darin liegt die Bedeutung unseres Kampfes, das ist es, was es bedeutet, das Vaterland, die Revolution und den Sozialismus zu retten.
Und so wiederholen wir mit Maceo in Baragua oder nach Baraguá - denn das waren verschiedenen Momente -: »Wer es wagen sollte, sich Kubas zu bemächtigen, der wird den Staub seines Bodens blutdurchtränkt vorfinden, wenn er nicht im Kampf fällt!«.
Sozialismus oder Tod!
Vaterland oder Tod!
Venceremos!
1) Jose Machado Ventura (Machadito) (1930), Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei Kubas.
2) In Baraguá formulierte Antonio Maceo seinen Protest gegen den Pakt von Zanjón. Vgl. Anm. 9.
3) Mit dem Sturm einer Gruppe von Revolutionären unter der Leitung Fidel Castros auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba, die damals die zweitwichtigste Militärkaserne des Landes war, wurde am 26. Juli 1953 das Signal zum Aufstand gegen die Diktatur Batistas gegeben. Da dieses Datum den Beginn der revolutionären Bewegung darstellt, ist der 26. Juli heute in Kuba ein Nationalfeiertag.
4) Guayabera wird ein traditionelles Hemd mit langem oder kurzem Arm genannt, das mit Biesen oder bestickten Borden verziert ist und besonders zu offiziellen und feierlichen Anlässen getragen wird. Es ist besonders in Kuba aber auch sonst in Lateinamerika weit verbreitet.
5) Kontingente sind neue Organisationsformen in der Produktion, die u.a. die Produktivität und Effektivität der Arbeit steigern sollen. Sie entstanden zuerst in der Bauwirtschaft und wurden danach auch in anderen Industriebereichen eingeführt und jüngst auch in der Landwirtschaft.
6) Gemeint ist der Beginn des ersten Unabhängigkeitskrieges gegen die spanische Kolonialmacht 1868-1878, auch der »Zehnjährige Krieg« genannt.
7) Esteban Lazo (1944), Erster Sekretär der Kommunistischen Partei Kubas in der Provinz Santiago de Cuba und Mitglied des Politbüros.
8) Jose Martí (1853-1895), kubanischer Nationalheld, Dichter, Schriftsteller, Politiker und wichtigster Führer des kubanischen Unabhängigkeitskrieges. Begründer der Ersten Revolutionären Partei Kubas im Jahre 1892, mit deren Hilfe er den »notwendigen Krieg« organisiert und den Kampf gegen Spanien 1985 wiederaufnimmt, wobei er im Verlaufe einer Schlacht fällt.
9) Antonio Maceo Grajales (1845-1896), Militärstratege und Politiker, bedeutender Führer der kubanischen Unabhängigkeitskriege gegen Spanien. In Kuba bekannt unter dem Beinamen »Der Bronzetitan«. Er weigerte sich, den Pakt von Zanjón anzuerkennen, durch den 1878 nach einem zehnjährigen Krieg die Kapitulation der kubanischen Unabhängigkeitskämpfer gegenüber Spanien besiegelt werden sollte, und rief in Baraguá dazu auf, den Kampf fortzusetzen.
10) Julio Antonio Mella (1903-1929), Studentenführer und 1925 Mitbegründer der ersten Kommunistischen Partei Kubas. Er wurde 1929 in Mexiko von Agenten des kubanischen Diktators Machado ermordet.
11) Frank Pais (1934-1957), zweitwichtigster Führer der »Bewegung des 26. Juli«, die 1955 von den Veteranen des Sturms auf die Moncada-Kaserne gegründet wurde. Einige wichtige Mitglieder dieser Bewegung waren ins. Exil gegangen, um ein Rebellenheer zu organisieren und kamen an Bord der Yacht »Granma« am 2. 12. 1956 nach Kuba zurück, um den Guerillakampf in der Sierra Maestra aufzunehmen. Frank País führte einen am 30. November 1956 stattfindenden Aufstand, der in Santiago de Cuba mit dem Ziel stattfand, die ursprünglich für diesen Tag geplante Landung der Yacht »Granma« zu unterstützen. Später organisierte er die Versorgung des Rebellenheers in der Sierra Maestra bis er im Juli 1957 von Batistas Armee ermordet wurde. Vgl. Anm. 3 (19), 20 und 22.
12) Simón Bolivar (1783-1830), venezolanischer Freiheitskämpfer, Schriftsteller, Statistiker und Politiker, wichtiger Führer der lateinamerikanischen Unabhängigkeitskriege im 19. Jahrhundert. Nationalheld Venezuelas.
13) Die Bewegung der Mikrobrigaden wurde ins Leben gerufen, um den Bau von Wohnungen und sozialen Einrichtungen zu beschleunigen. Ihnen gehören von ihren Betrieben für diese Arbeit zeitweilig freigestellte Erwerbstätige an.
14) In den Jahren vor Beginn des Prozesses der Berichtigung von Fehlern waren Wasserbauarbeiten völlig vernachlässigt worden. Dieser Fehler wurde berichtigt und es wurde ein neues Trinkwasserpotential geschaffen.
15) Seit 1898 bestehender, in Guantánamo befindlicher US-Marine-Stützpunkt, von dem häufig Provokationen ausgehen. Die Regierung der Vereinigten Staaten zwang die Verfassung der Republik Kubas, den Stützpunkt anzuerkennen und, indem sie sich auf die Platt-Klausel von 1903 beruft, garantiert sie sich das Recht, die Insel mit nordamerikanischen Truppen zu besetzen, falls sie ihre Interessen gefährdet sieht.
16) 1962 verhängten die USA eine völlige Wirtschaftsblockade gegen Kuba, der sich fast alle westlichen Staaten anschlossen und die auch heute noch besteht.
17) Krise, die im Oktober 1962 an die Schwelle eines Atomkrieges führte, der verhindert wurde, weil Chruschtschow dem Abzug der sowjetischen Atomsprengköpfe zustimmte, obwohl keine völlige Einigung zwischen allen drei betroffenen Staaten erreicht wurde.
18) Kubanisches Flächenmaß, 1 Caballeria = 13,43 Hektar.
19) Mit dem Sturm einer Gruppe von Revolutionären unter der Leitung Fidel Castros auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba, die damals die zweitwichtigste Militärkaserne des Landes war, wurde am 26. Juli 1953 das Signal zum Aufstand gegen die Diktatur Batistas gegeben. Da dieses Datum den Beginn der revolutionären Bewegung darstellt, ist der 26. Juli i heute in Kuba ein Nationalfeiertag. Vgl. auch Anm. 3.
20) »Granma«, Yacht mit der Fidel Castro und 80 Revolutionäre 1956 von Mexiko nach Kuba kamen, um den Guerillakampf in den Bergen der Sierra Maestra aufzunehmen.
21) Region, in der sich sofort nach der Landung der Yacht »Granma«, an deren Bord die Revolutionäre aus Mexiko gekommen waren, die erste Auseinandersetzung zwischen der Gruppe von Revolutionären unter der Leitung Fidel Castros und den Truppen des Diktators Batistas abspielte.
22) Gebirge mit beträchtlichen Höhen im Südosten Kubas. Es diente bereits im 19. Jahrhundert im Kampf der Aufständigen als Unterschlupf. Hier nahmen unter der Leitung Fidel Castros ca. 80 Revolutionäre, die mit ihm 1956 in der Yacht »Granma« aus dem Exil in Mexiko nach Kuba gekommen waren, den Guerillakampf auf, der 1959 zum Sieg der kubanischen Revolution führte.
23) CTC, Central de Trabajadores de Cuba, Gewerkschaft der kubanischen Arbeiter CDR, Comité para la Defensa de la Revolución, Komitees zur Verteidigung der Revolution. FMC, Federación de Mujeres Cubanas, Kubanischer Frauenverband.
24) Eusebio Leal (1942), Stadthistoriker von Havanna und Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas.
25) Bezug auf ein anonymes Heldengedicht aus dem spanischen Mittelalter.
Quelle: IV. Parteitag der Kommunistischen Partei Cubas - Dokumente
Herausgeber: Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba