Rede Fidel Castros auf der Schlussveranstaltung des XVI. Kongresses der Konföderation Kubanischer Arbeiter (CTC) in Theater »Karl Marx« am 28. Januar 1990.
Verehrte Gäste!
Genossinnen und Genossen Delegierte des XVI. Kongresses!
Einige fragen sich vielleicht, ob ich diese Tribüne nicht sehr bewegt betrete, aber dem ist nicht so, weil es unmöglich ist, noch stärker bewegt zu sein, als ohnehin in diesen Tagen.
Dieser ganze Kongreß war - so könnte man sagen - ein Anlaß zu einer ununterbrochenen Gefühlsbewegung, die in der gestrigen Nacht in dem gemeinsamen Marsch der Arbeiter, der Studenten und des ganzen Volkes gipfelte, der von der Freitreppe der Universität zum Denkmal José Martis führte, dessen Jahrestag wir - wie wir alle wissen - heute begehen. Ich ziehe es vor, in Ruhe und Gelassenheit einige Überlegungen anzustellen.
Wir haben seit dem Sieg der Revolution an allen Gewerkschaftskongressen teilgenommen, so daß wir in der-Lage sind, die Veränderungen beurteilen zu können, und dieses Mal waren wir der festen Überzeugung, daß wir an einem Arbeiterkongreß teilnahmen, wie er dieser entscheidendsten Phase der Revolution entspricht.
Die übrigen Kongresse fanden unter normalen Bedingungen statt, aber dieser Kongreß findet unter außergewöhnlichen Bedingungen statt.
Etwas, was mir von der ersten Minute an offensichtlich schien, war die außerordentliche Kampfbereitschaft der Delegierten, der Geist, der hier herrschte. Ich glaube, es war eine hervorragende Idee, in Euren Milizuniformen zu kommen.
Außerdem war festzustellen, daß hier eine neue Generation gewerkschaftlicher Kader teilnahm, die besser vorbereiteten Arbeiterklasse, sehr viel besser geschult, sehr viel besser ausgebildet, sehr viel politischer, sehr viel bewußter und so revolutionär, wie es eine große Zahl von Arbeiter-Delegierten in jeder Epoche unserer Geschichte immer war.
Gestern erinnerte ich daran, daß dieser Kongreß inmitten einer weltweiten Verwirrung stattfindet, und man kann sich vorstellen, wie wichtig es ist, in einem Augenblick weltweiter Verwirrung einen klaren Kopf und klare Ideen zu behalten. Ich weiß nicht, ob es ganz richtig ist, von einer weltweiten Verwirrung zu sprechen, denn das Durcheinander findet vor allem im fortschrittlichen Lager statt, im Lager der wirklich demokratischen Ideen, im Lager der sozialistischen Ideen, im Lager der revolutionären Ideen; denn die Imperialisten sind nicht verwirrt, die Kapitalisten sind nicht verwirrt, sie wissen sehr genau, was sie in den Händen haben, und sie wissen sehr gut, was in diesem Augenblick in der Geschichte der Menschheit auf dem Spiel steht.
Über diese Fragen dachte ich - aus einem bestimmten Anlaß, als die Gäste nicht anwesend waren und bei einer anderen Gelegenheit vor den Gästen - am gestrigen Tag nach; ich fragte mich: Werden sie diesen Kongreß wirklich verstehen? Werden sie verstehen, was hier passiert? Werden sie vielleicht denken, daß hier eine Gruppe von Dummköpfen, von Leuten ohne eigenen Standpunkt, ohne eigene Gedanken, versammelt ist, eine Gruppe von Feiglingen, unfähig, ihre Vorstellung und Kritik auszudrücken oder energisch bestimmte Rechte oder bestimmte Dinge zu fordern? Werden sie denken, daß unser Kongreß demokratisch oder daß er undemokratisch ist?
Es gab welche, die darüber erstaunt waren, während andere es bewunderten, daß eine Anzahl von Mitgliedern des Politbüros hier anwesend war; sie fragten sich, ob das nicht vielleicht die Redefreiheit der Delegierten einschränken würde, ob es sie nicht hindern würde, ihre Meinung zu äußern. Denn es ist klar, daß dies sonst nicht üblich ist; das ist nicht das, was sonst in der Welt geschieht, am wenigsten in der kapitalistischen Welt, aus der viele der Gäste kommen, und man darf nicht vergessen, daß ich, wenn ich von der kapitalistischen Welt spreche, von zwei kapitalistischen Welten spreche: der entwickelten kapitalistischen Welt, den Konsumgesellschaften, die sich jahrhundertelang durch die Ausplünderung der Welt bereicherten, die außerdem ihre eigene Arbeiterklasse ausbeuteten und der unterentwickelten kapitalistischen Welt, die von den ehemaligen Kolonien gebildet wird, die ebenfalls jahrhundertelang ausgeplündert worden sind, und denen man heute eine wirkliche Entwicklung unmöglich macht.
In diesen Ländern kommen nicht alle Minister zusammen, um sich mit den Arbeitern auszutauschen, dort tritt nicht die gesamte Regierung zusammen, um vor den Vertretern der Arbeiterklasse Rechenschaft abzulegen, um jede Frage eines jeden Delegierten zu beantworten; das gibt es in keinem kapitalistischen Land, und das wird es niemals geben, und viel Trauriger ist, daß es das auch nicht immer in allen sozialistischen Ländern gab, z. B. In jenen nicht, in denen sich die Regierung von den Massen entfernt hatte. Man erlebt auf keinem Arbeiterkongreß, daß die Führung der Regierungspartei daran teilnimmt, um Rechenschaft abzulegen, um zu erklären und um jedwede Frage eines jeden Delegierten zu beantworten.
Deshalb rief diese ungewohnte Situation Aufmerksamkeit hervor, bei einigen Zufriedenheit, bei anderen ein gewisses Mißtrauen und bei einigen wenigen ein außerordentliches Mißtrauen, wie es dieser dieser Epoche außerordentlichen Mißtrauens in der Welt entspricht.
Es gab noch andere ungewohnte Dinge, eines war, die Arbeiterklasse und die Vertreter der Arbeiterklasse in erster Linie über alle und jede Einzelheiten der Einzelheiten der Produktion Besorgt zu sehen, und das aus einem ganz einfachen Grund: weil es kein Kongreß kapitalistischer Eigentümer ist.
Auf einer Betriebsversammlung in einer bürgerlichen Republik hätten die Delegierten über alle Einzelheiten und alle Probleme der Produktion gesprochen, einschließlich der Technologie: was zu tun sei, um Rohstoffe zu sparen, um Energie zu sparen, um Teile wiederzuverwerten, um zu erreichen, daß jede Arbeit im Bereich der Produktion und der Dienstleistung mit Disziplin und kapitalistischer Effizienz ausgeführt wird.
Auf einer Eigentümerversammlung von einer sozialistischen Republik müßte man wie die Versammlung kapitalistischer Eigentümer handeln, weil hier der Eigentümer der Reichtümer des Landes anwesend sind. Hier sind die Eigentümer des Landes. (Beifall)
Auf diesem Kongreß sprach niemand im Namen der United Fruit Company, es sprach niemand im Namen der Konzerne, die einst Eigentümer der Nickelminen waren, es sprach niemand im Namen der Elektrizitätskonzerne oder der Telefonkonzerne oder der Eisenbahngesellschaften, es sprach niemand im Namen Dutzender Konzerne und Monopole, die Eigentümer der Zuckerbetriebe waren oder im Namen der wenigen tausend Großgrundbesitzer oder unserer Minenbesitzer oder unserer Fabrikbesitzer: Nicht einen einzigen Namen hörte man hier.
Vielleicht sprechen auch auf einem Arbeiterkongreß in einem kapitalistischen Land nicht die Eigentümer sondern die Arbeiter, die Ausgebeuteten, die in jeder Arbeitsstunde einen großen Mehrwert erarbeiten, es sprechen die Ausgeschlossenen, die Unterdrückten, Versklavten. Denn nur nach einer sozialistischen Revolution sind Arbeiter Eigentümer, Arbeiter und Besitzer des Reichtums ein und dasselbe, und das nicht im Sinne von Eigentümern eines Unternehmens oder als Gruppeneigentümer einer Fabrik, wie es einige in sozialistisches Gedankengut einschmuggeln wollten, sondern als Eigentümer aller Reichtümer des Landes, das ist der einzige und wahre Sinn, den sozialistisches Eigentum haben kann, und nicht nur einfach Eigentum eines Kollektivs von Arbeitern an bestimmten Produktionsmitteln.
Ich habe es immer so verstanden, und werde es immer so verstehen, daß es kein anderes Konzept von Sozialismus geben kann, als das Eigentum des ganzen Volkes an den Produktionsmitteln; nur so kann ein Arbeiterkongreß wie dieser stattfinden, nur so! (Beifall) Wenn es nicht so wäre, würde das zu Widersprüchen und zum Kampf führen, z. B. Zwischen Eigentümern der Transportmittel und den Eigentümern der Fabriken; wir hätten dann nicht so etwas wie die berühmte Kette Hafen-Transport-Binnenwirtschaft, sondern Streit zwischen den Hafen, dem Transport und der Binnenwirtschaft.
Privateigentum in Gruppenbesitz ist nach unserer Vorstellung niemals Sozialismus, es kann nie mehr werden als ein "Gruppenkapitalismus"; so sehen wir das, auch wenn wir – es ist fast überflüssig, das zu sagen – diejenigen respektieren, die den Sozialismus anders interpretieren.
Unsere Gäste haben erleben können, wie dieser Kongreß abgelaufen ist, das Eintreten eines jeden einzelnen Delegierten für die Interessen des ganzen Volkes, im Interesse der ganzen Gesellschaft, unabhängig davon, daß einer über die Besonderheiten und Probleme eines bestimmten Bereichs sprechen mag, wie man hier, um ein Beispiel zu nennen, sehr viel über den Transport und die Transportprobleme, die Art, wie man den Transport zum Vorteil der Wirtschaft, zum Vorteil des Volkes organisieren kann, diskutiert hat; oder die Probleme der Bauwirtschaft, der Landwirtschaft, der Wissenschaft, der Technik. Es wäre zu weitschweifig und auch unnötig, hier zu wiederholen, welche Themen auf dem Kongreß diskutiert wurden: und wo auf der Welt, wenn nicht mitten in einer tiefgreifenden sozialistischen Revolution könnte man einen Satz hören, wie den, der hier so oft wiederholt wurde: Wir sind nicht hierher gekommen, um etwas zu fordern, wir sind nicht gekommen, um etwas zu erbitten! An welch seltsamen Ort, auf welchem Planeten, in welchem Winkel dieser Welt-kann man es erleben, auf einem Arbeiterkongreß diesen Satz zu hören: Wir sind nicht gekommen, um Forderungen zu stellen, sondern, um zu geben. Und es ist logisch, daß das bei einem Gast den Eindruck hervorrufen konnte, daß man ihn statt mit einem Flugzeug mit einer Rakete befördert und auf einen anderen Planeten gebracht hat. (Lachen und Beifall)
So verlief unser Kongreß! Aber es gibt darüber hinaus noch etwas anderes: es war ein Kongreß, der Internationalismus atmete, der revolutionären Geist atmete, der aus allen Poren Patriotismus, Entschlossenheit und Kampfbereitschaft atmete; es war ein Konreß, der in allen Punkten die Einheit unseres Volkes atmete, (Beifall) Einheit, Einheit, Einheit! Was für eine merkwürdige Sache; vielen auf dieser Welt muß das ebenfalls wie eine Sache von einem anderen Stern vorgekommen sein.
Das begreift jeder, der die Zeitung liest, die politischen Prozesse, die in atomisierten Gesellschaften stattfinden oder in Gesellschaften, die dabei sind, sich zu atomisieren, die den ausgetretenen Pfaden der westlich-kapitalistischen Philosophie folgen. Das muß für jeden, der 10 Parteien, 25 Parteien, 35 Parteien, 40 Parteien bei einer Wahl erlebt - wie man es erleben kann – offensichtlich sein, so viele Parteien, die die Gesellschaft wirklich und wahrhaftig an einem einigen Punkt spalten: an der Achse, der Wirbelsäule. (Lachen und Beifall) Welch ein außerordentliches Glück für den US-Imperialismus, daß er nur eine Partei hat, auch wenn sie sich die eine mit dem Symbol eines Esels oder eines Elefanten glaube ich, schmückt, oder die eine mit dem anderen, - die Experten werden das wissen - es handelt sich in Wirklichkeit um die Partei des Kapitalismus, die Partei des Imperialismus, die Partei der Monopole, die Partei der transnationalen Konzerne, deren Politik .man nicht wirklich voneinander unterscheiden kann, denn beide vermeintlichen Parteien unterstützten einstimmig die großen Verbrechen: Der Invasion in Grenada, dem kriminellen Krieg gegen Panama wurden von beiden vermeintlichen Parteien Beifall gespendet. Der kalte Krieg, die Aufrüstung und alle Verbrechen, die der Imperialismus während eines langen Zeitraums begangen hat, haben immer die Unterstützung dieser Einheitspartei des Kapitalismus und Imperialismus gefunden.
Welch ein Glück für sie, daß unsere Völker, unsere Gesellschaften in tausend Einzelteile gespalten sind! Welche außerordentliche Chance, um sie rückständig, unterjocht, ausgebeutet, untertan zu halten!
Was gäben die Imperialisten nicht darum, dieses Volk in zwei Teile gespalten zu sehen, in drei Teile, in 100 Teile! Wie leicht wäre es dann für sie, hier zu landen und mit ihren Stiefeln die Herzen unseres Volkes zu zertreten! Wie herrlich wäre es für den Imperialismus, wenn dieses Volk, das mit so viel Energie, mit so viel Mut, mit so viel Entschlossenheit so viele Jahre Widerstand geleistet hat, so leicht besiegt und besetzt werden könnte!
Deshalb betonen wir unsere Einheit so sehr, und deshalb sagt ich einer Gruppe europäischer Parlamentarier, mit denen ich in diesen Tagen sprach: Unser Warschauer Pakt und unsere NATO sind die Einheit.des Volkes! (Beifall) Mit dieser Einheit verteidigt sich dieses kleine Land, hat es sich verteidigt und wird es sich immer gegen dieses riesige reaktionäre und aggressive Imperium verteidigen, das uns gegenüberliegt; und wir werden niemals etwas zulassen, das die Einheit unseres Volkes schwächen, unser Volk teilen könnte! Diesbezüglich Kann nicht der geringste Zweifel bestehen, und diese Einheit gegenüber den revolutionären Ideen, gegenüber dem gerechtesten sozialen Konzepts, das die Menschheit je gekannt hat, das ist die Idee des Sozialismus und des Kommunismus, wird um jeden Preis aufrechterhalten und verteidigt. Wir müssen das mit laut vernehmlicher Stimme sagen, mit weithin vernehmlicher Stimme! In diesen Zeiten, in denen es ein Verbrechen zu sein scheint, von Sozialismus zu sprechen und ein noch größeres Verbrechen, vom Kommunismus zu reden. (Beifall und Rufe: Sozialismus, Sozialismus)
Als Ross vor wenigen Minuten sagte, daß nicht alle Delegierten Kommunisten seien, dachte ich etwas anderes: Nicht alle Delegierten sind Mitglieder der Kommunistischen Partei oder des kommunistischen Jugendverbandes, aber alle Delegierten, die ich hier erlebt habe, sind Kommunisten (Beifall), wie es unser Volk ist, auch wenn nur eine bestimmte Anzahl Mitglieder der Partei und der Jugendorganisation sind.
Was wäre eine.kommunistische Partei ohne eine kommunistische Arbeiterklasse? Was wäre eine kommunistische Partei ohne ein kommunistisches Volk?
So sieht unsere Analyse der Probleme aus. Und wir waren hier nicht nur anwesend, um an einem außerordentlichen Schauspiel teilzunehmen; wir waren die ganzen Tage auf dem Kongreß, um zu erfahren, wie unsere Arbeiter denken, was sie fühlen, was sie wollen und wie sie meinen, daß die Probleme gelöst werden sollten. Wir waren hier, gerade um unseren Arbeitsplan aufzustellen, um unseren Terminkalender für die kommenden Jahre, die kommenden Monate und Tage auf der Basis dieser Beschlüsse und dieser Debatten zu erstellen. Deshalb war die Leitung der Partei hier anwesend - wenn auch logischerweise nicht alle - deshalb war hier die gesamte Regierung anwesend; es fehlte nicht ein Minister, nicht ein Vizepräsident des Exekutivkomitees. Deshalb mußten sie nicht aus ihren Büros herbeigeholt werden, wenn ein Thema aufgeworfen wurde oder wenn es darum ging, eine Antwort zu geben.
Was könnte für uns in diesem Land, in dem es so viele wichtige Sachen, so viele wichtige Massenorganisationen gibt, wichtiger sein, als dieser Arbeiterkongreß.
Wir haben Probleme und die Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, diskutiert und analysiert, als ob wir in normalen Zeiten lebten. Natürlich müssen wir wie in normalen Zeiten arbeiten, wir müssen jeden Tag arbeiten, zu jeder Stunde, wir müssen unsere Programme entwickeln, unsere Pläne erstellen, aber das bedeutet nicht, daß die Zeiten normal sind. Wir waren uns alle bewußt, daß dies keine normalen Zeiten sind und es nicht sein können. Wir sind uns sehr bewußt, und wir müssen uns das jeden Tag bewußter machen, daß wir in unsicheren Zeiten leben.
Wir diskutierten hier, was mit dem Akkumulator zu machen sei, wie wir Öl sparen könnten, wie wir an allem sparen könnten, wie wir die Pläne erfüllen können, aber wir wissen nicht, ob diese Einsparungen, von denen wir gesprochen haben, ausreichen werden. Wer weiß, welche Zeiten uns bei der gegenwärtigen internationalen Lage sowohl auf wirtschaftlichem als auch auf militärischem Gebiet bevorstehen.
Wir haben keinen Zweifel daran, daß wir die größten Anstrengungen unternehmen werden, um die Sache gut zu machen; wir haben nicht den geringsten Zweifel daran, daß viele Dinge so berichtigt werden, wie es nötig ist: nicht übereilt, nicht voreilig, nicht in improvisierter Weise, sondern indem wir wirklich solide Schritte in jedem einzelnen der für das Leben und die Entwicklung des Landes wirklich wichtigen Bereiche unternehmen; wir haben keinen Zweifel daran, daß die Anstrengungen größer als je zuvor sein müssen. wie wir auch keinen Zweifel daran haben, daß wir selbst dann, wenn die nächsten Jahre unter denselben internationalen Bedingungen wie ganze vorherige Fünfjahresperioden ablaufen werden, daß wir dann, wenn wir trotzdem weiterhin arbeiten, wie wir heute arbeiten, praktisch das, was wir uns vorgenommen haben, erreichen können.
Es ist nicht so, daß die vergangenen Jahre nicht fruchtbar gewesen wären, keineswegs. Wenn wir einige simple Daten ‚analysieren, wie die Elektrizität, sehen wir, daß sie heute praktisch 90 % der Bevölkerung erreicht, und daß im Verlauf dieses Jahres die 90 %überschritten werden; mit unserer Zementproduktion - ein Produkt, über dessen Einsparung wir gestern diskutiert haben – von 700.000 Tonnen erzielen wir eine Produktion im Wert von fast 4 Millionen. die in die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes investiert werden.
Auf gleiche Weise könnte man über viele Bereiche sprechen und darüber, was in jedem einzelnen erreicht worden ist: bei der Handelsmarine, beginnend mit einigen wenigen kleinen Schiffen, einigen kleinen Booten, verfügen wir heute über eine Flotte, die aber trotz allem zweifellos noch nicht ausreicht; oder die Bauwirtschaft, das Straßen- und Verkehrsnetz, das in diesen Jahren der Revolution 30.000 Kilometer überschritten hat - ich zitiere konservative Quellen -; oder die Staubecken, die Talsperren, die gebaut worden sind. Die Kapazität. der Wasserreservoirs des Landes ist um mehr als hundert Mal erhöht worden, und heute bauen wir mehr Staubecken als je zuvor, mehr Hauptkanäle, mehr Bewässerungsanlagen etc., in einer aufeinander abgestimmten Anstrengung.
Es ist nicht so, daß es verlorene Jahre wären, ganz im Gegenteil, das kann man z. B. an der Tatsache sehen, daß es heute keinen Jugendlichen, der in einem wichtigen Industriezweig oder einem wichtigen Dienstleistungsbereich anfängt, gibt, der nicht die zwölfte Klasse abgeschlossen-hätte, und das in einem Land, in dem es über eine Million Analphabeten gab, oder z. B. daran, daß es 300.000 Lehrer gibt, in einem Land, in dem es für die Hälfte der schulpflichtigen Bevölkerung weder Schulen noch Lehrer gab; oder am Gesundheitszustand, den unsere Bevölkerung heute aufweist. Man kann von ganzen Provinzen hören, die eine Kindersterblichkeit von unter 10 je 1.000 Lebendgeborenen haben, oder daß man uns, wie es hier geschah, sagt, daß sich die Kindersterblichkeit in Güines, wo es die Einrichtung der Familienärzte gibt, auf unter 5 je 1.000 Lebendgeborenen belief.
Wir haben große Fortschritte auf vielen Gebieten erzielt, trotz der Defizite, der Irrtümer, der negativen Tendenzen; aber wenn wir all das überwinden, wenn wir diese Fehler, diese Defizite überwinden, wenn wir die Sache mit viel mehr Gemeinsinn angehen, und wenn wir das vor allem mit unserem eigenen Kopf machen, wenn wir mit unserem eigenen Kopf die revolutionären Ideen interpretieren, die Perspektiven, die sich heute einer sehr viel solideren und sehr viel erfolgversprechenderen revolutionären Anstrengung eröffnen, kann man das mit keinem anderen Augenblick der Geschichte der Revolution vergleichen; aber genau dieser Augenblick fällt mit einer der unsichersten und problematischsten Perioden im internationalen Bereich zusammen, die wir in diesen Jahren der Revolution erlebt haben.
Jahrzehntelang basierten unsere Programme, unsere Jahres- und Fünfjahrespläne auf der Existenz eines sozialistischen Lagers, neben der: Sowjetunion auch auf der Existenz zahlreicher sozialistischer Länder. in Osteuropa, mit denen wir Abkommen, Verträge abgeschlossen und enge wirtschaftliche Beziehungen ‚aufgebaut haben.
Wir konnten für unsere Produkte auf sichere Märkte zählen, auf Lieferungen wichtiger Ausrüstungsgegenstände und zahlreicher Waren, wir unternahmen Anstrengungen in diese Richtung, Anstrengungen, um unsere Wirtschaft zu integrieren und zu vervollständigen, und dieses sozialistische Lager besteht heute politisch praktisch nicht mehr. Sollen wir uns selbst betrügen oder sollen wir unseren Pionieren sagen, daß dieses sozialistische Lager noch besteht, und daß in diesen Ländern alles wunderbar läuft?
Wir müssen diese Länder irgendwie benennen. Wenn wir sie Länder des sozialistischen Lagers nennen, geschieht das, um nicht noch ein Wort hinzuzufügen und zu sagen: Länder des ehemaligen sozialistischen Lagers. Ein wirklich sozialistisches Lager wäre eine integrierte Gruppe von Ländern, die bestimmte politische Positionen gemein haben, Entwicklungsprogramme, mit langfristigen Perspektiven der Zusammenarbeit.
Der Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) besteht fort - Gott, bewahre mich davor zu sagen, daß er nicht mehr besteht, wenn ich mir Carlos Rafael in jener Ecke des Präsidiums vorstelle -; nein, der RGW besteht fort, formal besteht er fort. Man kämpft sogar um den Erhalt dieser Einrichtung, man kämpft darum, und unser Land schlägt eine Schlacht dafür, daß diese Einrichtung bestehen bleibt; wenigstens als eine Gruppe von Ländern, die einige wirtschaftliche Absprachen unter Berücksichtigung der gemeinsamen Interessen, die im Laufe der Jahre entstanden sind, unter Berücksichtigung der gemeinsamen wirtschaftlichen Notwendigkeiten, die bei diesen. Ländern bestehen könnten, treffen kann.
Man könnte eine neue Organisation diesen Typs gründen oder man könnte diese alte bestehen lassen und dann dafür kämpfen, daß sie bestehen bleibt. Es ist unsere Pflicht, eine Anstrengung zu unternehmen, um sie als wirtschaftliche Organisation zu erhalten. Aber sehen Sie, natürlich gibt es Veränderungen im RGW, z. B. war man es gewohnt, die auf der Versammlung Anwesenden mit "Genossen" anzusprechen, dieser Terminus "Genosse" wurde von einer ganzen Reihe der Mitglieder schon abgeschafft, die, wenn sie die Rede an die anderen richten, nun nicht mehr "Genossen" sagen, sondern die sagen: Herren, Damen und Fräulein - sofern es dort eines gibt - (Lachen und Beifall), die Terminologie ändert sich.
Einige dieser Länder haben sich zu dem Ziel bekannt, den Kapitalismus einführen zu wollen, in einigen ist man schon dabei, den Kapitalismus einzuführen, und in den meisten dieser Länder gibt es starke pro-kapitalistische Strömungen. Man spricht dort viel von Privateigentum und Marktwirtschaft. Bringen Sie Privateigentum und Marktwirtschaft zusammen und es wird Kapitalismus herauskommen, oder zumindest ein Prozeß des Aufbaus des Kapitalismus. In einigen dieser Länder hat man das offen erklärt, und dort befinden sich auch die nordamerikanischen Berater, um den Aufbau des Kapitalismus zu fördern.
In einer ganzen Reihe dieser Länder werden die antikommunistischen Gefühle immer stärker, man könnte sagen, in fast allen, außer in der UdSSR, ein starker und wachsender Antikommunismus. In fast allen wird an erster Stelle die ‚Abschaffung des Verfassungsartikels gefordert, der der kommunistischen Partei an der Macht die führende Rolle zuschreibt.
Ob die führende Rolle der Partei in der Verfassung steht oder nicht, ist unwesentlich. Bedeutet das etwa, daß ich eine Konzession an die neoliberalen, bürgerlichen Strömungen mache? Ich sage nein, weil wir das z. B. anfangs nicht in unserer Verfassung festgelegt hatten, und trotzdem entstand eine Bewegung, und danach eine Partei, die die Revolution machte, und die den Staat viele Jahre lang führte und ihn noch viele Jahre weiter führen wird. (Beifall)
Es machte nichts, ob es in der Verfassung stand oder nicht, weil es die Geschichte war, die der Partei diese führende Rolle gab, es war der Kampf, nicht die Verfassung der Republik, und die Verfassung der Republik ist nicht die Mutter der Geschichte und auch nicht die Mutter der Revolution, unsere sozialistische Verfassung ist Tochter der Geschichte, ist Tochter der Revolution. Und wenn Sie wollen, geben Sie dem Kind diesen oder jenen Namen, diese oder jene Verzierung, geben Sie der Verfassung die eine oder die andere Farbe; aber nehmen Sie ihr nicht den Charakter einer Tochter, noch der Revolution und der Geschichte den einer Mutter.
In unserem Land war es nicht die Verfassung, die eine Partei schuf, sondern in unserem Land schuf eine kommunistische Partei eine sozialistische Verfassung. (Anhaltender Beifall)
Deshalb gibt es den Sozialismus in Kuba nicht darum, weil es eine sozialistische Verfassung gibt, es gibt eine sozialistische Verfassung, weil es zuerst den Sozialismus in Kuba gab. Das eine Frage der verfassungsmäßigen Ordnung, aber eine rein taktische Frage. Gegenwärtig ist das Bestandteil unserer Verfassung und nun werden wir das nicht mehr daraus entfernen. (Rufe und anhaltender Beifall)
Ich wiederhole: Es kann darin stehen oder nicht, aber nun, da es darin steht und da das erste, was die Yankees, die Imperialisten und die Reaktionäre als Waffe, als Kampfinstrument gegen den Sozialismus fordern, genau die Abschaffung dieses Artikels ist, ist das das Erste, was wir nicht machen werden. Vielleicht dann, wenn es mit dem Imperialismus vorbei ist, oder was weiß. ich, wenn die Jahre vergangen sind, und die künftigen Gesetzgeber sich veranlaßt sehen sollten, unsere Verfassung zu verbessern, könnten sie diesbezüglich etwas verändern, was eher formaler Art wäre. Aber wir werden das nicht tun, das ist klar, denn so wie wir die Zukunft sehen, sind wir wirklich der Ansicht, daß die Partei unbegrenzt die führende Rolle spielen wird.
Weder Karl Marx noch Engels noch Lenin sagten, daß die Partei eines Tages aufhören würde zu existieren, das sagten sie nicht; sie sagten, daß der Staat eines Tages verschwinden würde, das ist mehr als die Partei. So weit man sehen kann, ist der Augenblick, an dem der Staat aufhört zu existieren, noch weit entfernt, und wir werden weiterhin mit diesem Apparat kämpfen müssen, was sollen wir machen. Es muß theoretisch noch entschieden werden, und noch mehr als in der Theorie, in der Praxis, an welchem Tag und in welcher Welt der Staat verschwinden wird. Dann wird es, wirklich nicht mehr so sein, als ob jemand eine Rakete besteigen und auf einen anderen Planeten reisen würde, sondern dann werden wir diesen Planeten verändert haben. (Beifall)
Karl Marx sagte, daß die Menschheit dann der Vorgeschichte entwachsen wäre. Und ich glaube, ich habe es immer geglaubt und werde es weiterhin glauben, daß an dem Tag, an dem die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen verschwunden sein wird, an dem Tag, an dem die ganze Menschheit sozialistischen Prinzipien oder darüber hinaus kommunistischen, Prinzipien folgen wird, die Vorgeschichte zu Ende sein wird, denn wirklich, worin die Menschheit bisher gelebt hat, ist die Vorgeschichte, und was sie jeden Tag erlebt, ist Vorgeschichte: Sie sieht den Imperialismus, den Kapitalismus und die schrecklichen Verbrechen, die jahrhundertelang begangen wurden, und die die Auslöschung ganzer Gemeinschaften einschlossen.
Die Yankees vernichteten die indianische Bevölkerung der Vereinigten Staaten. Jetzt sagen sie, daß sie die Nationalitäten schützen wollen, dabei haben sie damit begonnen, die Indianer auszurotten. Sie steckten sie in Reservate, wie man Tiere in einem Zoo steckt. Dorthin brachten sie die indianische Bevölkerung, das war wirklich die Auslöschung. Die Kapitalisten, die Kolonialisten und Imperialisten löschten ganze Nationen aus, und ganze menschliche Gemeinschaften, die noch nicht einmal Nationen waren; sie versklavten Hunderte von Millionen.
Sie haben wer-weiß-wieviele Verbrechen begangen, und sie begehen die Verbrechen, die wir jeden Tag erleben: Was sie vor wenigen Wochen in Panama machten, das tut keine zivilisierte Gesellschaft, das stammt wirklich aus der Vorgeschichte.
Deshalb sage ich: Das Leben hat noch nicht entschieden, wann einige der schönsten Hoffnungen der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus und der großen Revolutionäre unserer Epoche in Erfüllung gehen werden; deshalb sind diese Instrumente noch unersetzbar und werden es für wer-weiß-wie-lange Zeit noch sein.
Sie verlangen, daß der Artikel sowieso, der Verfassung abgeschafft wird, aber unmittelbar danach beginnen sie, die Auflösung der kommunistischen Parteien zu fordern, und an einigen Orten zerstören sie mit Gewalt die verbleibenden Parteilokale, woanders werden sie beschlagnahmt oder man verlangt, daß sie aufgelöst werden; und einige haben sich in der Tat aufgelöst, andere befinden sich auf dem Weg der Auflösung, einige haben das feierliche Versprechen gegeben, daß sie sich auflösen werden, oder sie haben sich im günstigsten Fall gespalten. Dahinter verbirgt sich ein. wilder Antikommunismus.
Wie kann man von Sozialismus reden, wenn man die Fahnen des Antikommunismus hochhält? Der. Antikommunismus ist die Definition des Antisozialismus; denn sagen Sie mir nicht, daß man - auch wenn das ein abgedroschener Terminus ist - im Reich des Priyateigentums von Sozialismus reden kann, unter der Herrschaft des Kapitalismus und des Privateigentums an Produktionsmitteln kann. man nicht von Sozialismus sprechen. Das hat kein Theoretiker des Sozialismus je gesagt! Und die Verwirrung ist dergestalt, daß man vom Sozialismus sogar dort spricht, wo ausschließlich der wildeste und herausforderndste Kapitalismus herrscht.
Das ist eine Maskerade, ein Feigenblatt!
Wie kann man in einigen Ländern Osteuropas noch vom Sozialismus sprechen, wenn sie die Fahnen des Antikommunismus hissen? Wo der Kommunismus sich den Haß der Reaktion gerade deshalb zuzog, weil er das Privateigentum abschaffen wollte? Wen können sie mit diesen Märchen täuschen? Und das nimmt zu, die antikommunistischen Tendenzen gewinnen immer mehr an Boden. Der Antikommunismus stand immer auf den Fahnen des Faschismus.
Gut also, man kann dafür kämpfen, daß der RGW bestehen bleibt; es wird eine gemischte Organisation sein, nicht mehr das, was seine Satzung sagt: ein Zusammenschluß der sozialistischen Länder mit sozialistischen Zielen. Wenn die Satzung geändert wird sie aber trotzdem einen gewissen Nutzen für uns behalten wird, werden wir Mitglied dieser Organisation bleiben, wenn sie von irgendeinem Nutzen ist! Ich wiederhole: Wenn es irgendeinen Sinn hat, und den kann es haben, da man davon ausgehen kann, daß sich zwischen den Volkswirtschaften dieser Länder starke gemeinsame Interessen entwickelt haben.
Im Augenblick wissen wir, daß es viele große Pipelines aus der Sowjetunion zu den anderen Ländern gibt, große Gasleitungen wichtige Eisenbahnlinien, Starkstromleitungen, die dann, wenn die Spitzenzeiten des Stromverbrauchs in einem Land vorbei sind, und die Spitzenzeit in einem anderen Land anfängt, eingespeist werden, also elektrische Energie über Verbundsysteme. Ich zweifle nicht daß einige Länder, die heute den Kapitalismus aufbauen wollen, oder den Weg in seine Richtung einschlagen, einen großen Bedarf an diesen Gasleitungen, Pipelines, Verkehrsverbindungen, Stromleitungen, an der Versorgung mit Rohstoffen, die sie vielleicht woanders nicht bekommen können, haben, und deshalb besteht eine gewisse wirtschaftliche Basis dafür, daß bestimmte Verbindungen zwischen den Ländern, die einmal Teil der sozialistischen Gemeinschaft waren, oder der sogenannten sozialistischen Gemeinschaft Europas, bestehen bleiben.
Aber wir dürfen uns nicht täuschen lassen, wir haben keine großen Pipelines oder Gasleitungen oder Stromleitungen oder Bahnlinien, wir exportieren einige Rohstoffe, exportieren einige Nahrungsmittel, ich glaube nicht, daß die zu verachten sind, natürlich nicht, aber sie haben nicht dieselbe Bedeutung wie Energie, sie haben nicht die Bedeutung von Erdöl, von Petroleum, von Gas, von Elektrizität usw.
Wir wissen nicht, welche Regierungen diese Länder haben werden, wir wissen nicht, wer dort im Jahre 1990 an der Regierung sein wird.Wir. hoffen, daß 1990 einige der auf.der Basis vorheriger Pläne bestehenden Handelsverträge erfüllt werden, aber wir haben keine Sicherheit und können auch keine haben. In einigen dieser Länder gab es so viel Unordnung, Streiks, Unruhen und Produktionsstillstände, daß wir nicht einmal wissen, ob wir die Produkte, die wir traditionell in der Vergangenheit erhielten, auch weiterhin bekommen werden.
Das gilt für 1990! Und was ist mit dem Jahr 1991? Könnt Ihr Euch vorstellen, auf welcher Basis der Fünfjahresplan für 1991-95 erstellt werden soll? Mit wem sollen wir diese Pläne absprechen, welche Produkte können mit Sicherheit garantiert werden, welche Märkte gibt es für unsere Produkte, welchen Preis werden sie für den Zucker zahlen? Werden sie vielleicht den Zucker zum Preis der Weltmüllhalde des Zuckers, die der sogenannte Weltmarkt in Wirklichkeit darstellt, kaufen wollen? Der größte Teil des Zuckers auf der Welt wird über Preisabkommen verkauft. Der Zucker, den die Vereinigten Staaten bei den wenigen Zulieferern, die sie noch haben, kaufen - denn sie sind zur Autarkie, zur Selbstversorgung übergegangen -, hat Preise, die nicht denen des Weltmarktes entsprechen. Der ganze Zucker, den die Europäische Gemeinschaft den Ländern der Dritten Welt, die mit ihr auf irgendeine Art assoziiert sind, abkauft, wird zu Preisen gekauft, die manchmal drei- oder viermal höher liegen, als die Weltmarktpreise. Der Weltmarktpreis wird dadurch zum Preis der Zucker-Müllhalde, der Zuckerüberschüsse.
Und sollen wir ihnen den Zucker etwa zum Preis von Abfall verkaufen (Rufe: Nein!) und nichtsnutzige Dinge dafür kaufen? (Rufe: Nein!) Denn es ist auch wahr, daß durchaus nicht alle Waren, die wir kaufen, von bester Qualität sind, wir sind deshalb zu Meistern darin geworden, Maschinen und Ausrüstungsgegenstände zu benutzen, die Mängel aufweisen. Deshalb sind wir zu Erfindern geworden, deshalb sind wir zu Meistern der Improvisation geworden, manchmal fehlt z. B. eine Schraubenmutter und wir setzen eine andere dafür ein. Die Maschinen haben uns genützt, aber es sind nicht immer die neuesten Maschinen gewesen, nicht immer Maschinen höchster Qualität, durchaus nicht, und wir haben sie trotzdem gekauft und verstanden, sie zu nutzen.
Andere Male waren es chemische Produkte, nützlich, wertvoll, wir sagen nicht nein, wir kaufen alles Mögliche. :So weit ich es verstehe, ist diese Art von Austausch vorteilhaft gewesen; aber von einem Jahr zum anderen haben wir keinerlei Sicherheit mehr, wie der Handel im Jahr 1990 aussehen wird; ein wichtiger Teil der Produkte, die wir verbrauchen, kommt aus eben dieser Gegend, und darüber hinaus haben wir nicht nur keine Sicherheit für 1990, auch für die Jahre von 1991 bis 1995 ist die Ungewißheit vollständig.
Die wirtschaftlichen Beziehungen mit der Sowjetunion sehe ich in einem anderen Licht. Unsere Wirtschaftsbeziehungen mit der Sowjetunion wurden durch diese Prozesse bis jetzt nicht sehr beeinträchtigt; im Gegenteil, ich muß mit aller Deutlichkeit sagen, daß die Sowjets während dieser ganzen Zeit immer die größte Bereitschaft zum Ausdruck gebracht haben, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen unseren beiden Ländern auf der Basis ähnlicher Prinzipien des Warenaustausches fortzusetzen (Beifall), und die Sowjetunion spielt eine entscheidende Rolle!
Die Probleme, die wir neuerdings haben, sind Resultat der Schwierigkeiten, die die Sowjetunion hat, sie rühren, ich wiederhole, vor allem daher. Es können für die UdSSR auch Probleme auftauchen, die sich aus der Situation ergeben, die in den Ländern entstanden ist, die Teil der sozialistischen Gemeinschaft waren, den anderen Ländern Osteuropas; und’ natürlich wird jede Schwierigkeit, die die Sowjetunion haben wird, von welcher Art sie auch immer sein mag, sich unweigerlich auf die Lieferungen an unser Land auswirken.Wir müssen uns also bewußt sein, daß die Frage der Stabilität der Sowjetunion von höchster Bedeutung für unser Land ist.
Wenn uns die Nachrichten über die Destabilisierung der Sowjetunion erreichen, ist es logisch, daß wir zutiefst besorgt sind; wenn uns Nachrichten erreichen, die auf die eine oder andere Weise die Integrität der Sowjetunion bedrohen, ist es logisch, daß wir zutiefst besorgt sind, wenn uns Nachrichten über innere Konflikte in der Sowjetunion erreichen, ist es logisch, daß wir zutiefst besorgt sind; wenn uns Nachrichten darüber erreichen, daß sich Teile der Sowjetunion von ihr lösen wollen, ist es logisch, daß wir zutiefst besorgt sind, und daß wir die große Bedeutung sehen, die die Integrität der Sowjetunion für uns und die Welt hat, weil wir die Gefahren, die sich daraus ergeben können, daß sich nationalistische Bewegungen aller Art entwickeln, sehr klar sehen, das wäre wirklich ein großes Risiko für die Integrität der Sowjetunion. Wir alle lesen Zeitungen und wir alle lesen die Nachrichten, die uns von dort erreichen.
Es gibt ein weiteres Phänomen: Innerhalb der Sowjetunion entstehen Strömungen, die gegen die Art von Wirtschaftsbeziehungen sind, wie sie gegenwärtig zwischen der Sowjetunion und Kuba bestehen. Das kann man in einer gewissen Presse, in einigen ungerechten, zutiefst ungerechten Artikeln nachlesen, die eine Meinungskampagne gegen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Kuba und der Sowjetunion begonnen haben.
Ich sage in aller Offenheit und mit aller Aufrichtigkeit, daß die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Kuba für uns sehr wichtig gewesen sind; daß die Politik der Sowjetunion in diesen Jahren der Revolution unserem Land gegenüber sehr großzügig gewesen ist. Aber wir sind kein Land von Bettlern, wir sind kein Land, dem man etwas schenkt. Wir haben, wie alle Länder der Dritten Welt, einschließlich der reichsten, derjenigen, die große Erdölexporteure sind, Kredite erhalten; Venezuela z. B. Ist der größte Erdölexporteur Lateinamerikas und es erhielt Kredite in Höhe von mehr als 30 Milliarden Dollar.
Welches Land der Welt, wie hoch auch immer seine Einkünfte sein mögen, weil es das Glück hat, über bestimmte Produkte zu verfügen, hat keine Kredite erhalten? Wir haben Kredite von der UdSSR erhalten, wie alle Länder der Dritten Welt sie von verschiedenen Ländern erhalten haben, einschließlich der entwickelten Länder. Eines der Länder, das die meisten Kredite erhalten hat, sind die Vereinigten Staaten, um ein Beispiel anzuführen, und eines der an höchsten verschuldeten Länder dieser Welt sind die Bereinigten Staaten; wenn also die entwickelten Länder Kredite erhalten haben, was ist merkwürdiges daran, daß Kuba Kredite von jemandem erhalten hat, der sein Freund war, sein Verbündeter? Die Sowjetunion war und ist ein Freund; ich sagte zuerst war, um den Gedanken deutlich zu machen, in dem Sinne, daß es sich um Freunde und eng verbundene Länder handelte.
Nun denn, was kostet eine Tonne Zucker in der UdSSR herzustellen? Und wir exportieren Millionen von Tonnen Zucker in die Sowjetunion zu einem Preis, der nicht über dem liegt, des es sie selbst kosten würde. Wieviel würde es kosten, Nickel und Kobalt in der Sowjetunion zu produzieren? Und wir exportieren Nickel und Kobalt in die Sowjetunion und die übrigen Länder Osteuropas, ein Austausch, der für alle Teile vorteilhaft ist.
Wir produzieren Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte, nicht nur Zucker, und wir haben in den letzten Jahren begonnen, andere Produkte zu exportieren. In diesem Jahr 1990 wird der Wert der pharmazeutischen Produkte, der Produkte der Biotechnologie, der medizinischen Geräte und der medizinischen Einrichtungen, die wir in die Sowjetunion exportieren, 200 Millionen Rubel übersteigen. Es entstehen weitere wichtige Zweige für den Export in die Sowjetunion.
Uns werden die Sachen nicht geschenkt, wir kaufen sie und wir bezahlen sie; und wenn wir für unseren Zucker einen höheren Preis als den der Weltmüllhalde erhalten haben, so war das ohne Zweifel ein gerechter Preis, weil es dem Phänomen des ungleichen Tausches ein Ende setzte. In den ersten Jahren zahlte uns die Sowjetunion mehr oder weniger den Weltmarktpreis, bis die Sowjetunion selbst zu der Überzeugung kam, daß das, während die Preise der Industrieprodukte, die Kuba erhielt, unaufhörlich stiegen, die Preise für die Produkte, die Kuba exportierte, auf dem Weltmarkt fielen wie es allgemein mit den Produkten der Dritten Welt geschieht zu einem Raub, einer Ausplünderung wurde. Wir haben häufig auf die gerechten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Kuba hingewiesen.
Heute gibt es Leute in der Sowjetunion - nicht in der Regierung, nicht in der Partei, wohl aber in den Massenmedien und im Parlament -, die diese Art wirtschaftlicher Beziehungen, wie sie zwischen Kuba und der Sowjetunion bestehen, abschaffen wollen. Wir sehen uns demzufolge zwei Gefahren gegenüber: einerseits den Gefahren, die aus den Problemen entstehen, die es in der Sowjetunion selbst gibt, und die es ihr unmöglich machen könnten, ihre Verpflichtungen zu erfüllen, selbst wenn sie es wollten, und auch wenn sie, wie es gegenwärtig geschieht, alle Anstrengungen unternimmt, um diese Verpflichtungen zu erfüllen, und andererseits den Gefahren, die sich aus den Strömungen, die ohne Zweifel mit der Reaktion und dem Imperialismus verbunden sind, ergeben, und die offen für die Abschaffung dieser Art von Beziehungen kämpfen. Aus diesem Grund sage ich, daß wir in Zeiten der Ungewißheit leben.
Wir hören außerdem von bestimmten Gruppen, die in der Sowjetunion wachsenden Einfluß gewinnen, von heftigen demagogischen Äußerungen. Würden sich diese Ereignisse in negativer Richtung entwickeln, hätte das logischerweise sehr große und sehr negative Rückwirkungen auf die.Versorgung und die Wirtschaft unseres Landes. Das wissen die Yankees, ganz besonders in diesem Augenblick von Siegestaumel und siegestrunkener Euphorie, und sie zählen die Schwierigkeiten zusammen, die wir bereits haben und die, die wir aufgrund der Ereignisse in der sozialistischen Gemeinschaft sicher noch haben werden und die sehr viel größeren Schwierigkeiten, die wir aufgrund dessen bekommen könnten, was noch geschehen kann. Sie setzen große Hoffnungen darauf, daß die Sowjetunion ihre Schwierigkeiten nicht bewältigen kann oder daß diese so groß werden, daß sie unmittelbaren Einfluß auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der UdSSR und Kuba haben werden.
Und das sagen sie auch, sie sagen das nicht heimlich; es ist Bestandteil ihrer Pläne, unabhängig von ihren alten Aggressionsplänen, unabhängig von ihrer Großmannssucht und Arroganz, ihrer Euphorie, die sie dahin brachte, solche Ungeheuerlichkeiten wie die Invasion von Panama zu begehen; Ungeheuerlichkeiten, wie die Verbrechen gegen das internationale Recht, und darüber hinaus die politische Ungeheuerlichkeit der völligen Mißachtung der internationalen öffentlichen Meinung und besonders der Länder Lateinamerikas. Das sind Dinge, die uns bekannt sind und die wir uns vergegenwärtigen müssen, mit einem großen Wirklichkeitssinn.
Die Reaktionäre und die Imperialisten der Welt denken noch viele andere Dinge: Sie glauben z. B., daß wir die Schwierigkeiten, denen wir uns gegenüber sehen, nicht werden bewältigen können, das ist ihre Hoffnung; sie verwechseln diese eigenständige Revolution, die direkt aus unserem Volk hervorgegangen ist, mit anderen Revolutionen oder politischen Prozessen, die sehr stark durch besondere Strömungen der internationalen Situation beeinflußt wurden; sie verwechseln viele Dinge. Vielleicht denken sie auch, daß sie auf einen anderen Stern reisen müßten, um ein Volk zu sehen, das in der Lage ist, allen diesen Problemen entgegenzutreten. Sie sprechen siegessicher davon, daß wir isoliert sein werden, daß wir allein bleiben werden, daß wir große Probleme bekommen werden, und sie sind sicher, daß wir damit nicht fertig werden.
Aber nicht nur die Feinde, auch viele Freunde auf der Welt sind besorgt, ernsthaft besorgt wegen dieser Situation, wegen der Probleme, die Kuba daraus entstehen können, und sie fragen sich: Wie werden sie durchhalten können? Das fragen sich diejenigen, die wirklich wollen, daß wir durchhalten; es fehlen auch nicht die, die uns fast ihr Beileid aussprechen, einige, die uns zu Lebzeiten beweinen und einige, die glauben, daß die Revolution hier genauso zusammenbrechen könnte, wie andere politische Prozesse in den letzten Monaten zusammengebrochen sind.
Unsere Feinde träumen natürlich Tag und Nacht davon. Ich glaube, daß jeder Tag, der vergeht und an dem sie sehen, daß die kubanische Revolution weiter besteht, für sie wie ein schwerer morgendlicher Alptraum ist, ein Alptraum am helllichten Tag. Wie ich schon sagte, gibt es andere, die ernstlich wegen dieser Probleme besorgt sind, sie sind wegen der Situation Kubas besorgt; aber es handelt sich dabei nicht immer einfach um ein Problem von Solidarität. Es sind viele darunter, die keine traditionellen Freunde Kubas waren, viele, die nichts mit Sozialismus und Kommunismus im Sinn haben. Ich spreche von demokratischen und fortschrittlichen Menschen, und von denen sind einige nicht einmal so sehr demokratisch oder fortschrittlich. Aber natürlich sind alle demokratischen und fortschrittlichen Menschen der Welt um Kuba besorgt, darunter viele, die wegen der Auswirkungen, die die Ereignisse auf die Dritte Welt haben können, besorgt sind.
Am 7. Dezember sagten wir, daß die Welt auf dem Weg von der bisherigen Zweipoligkeit hin zur Einpoligkeit unter der Herrschaft der Vereinigten Staaten sei, wenn sich die Entwicklung gewisser negativer Tendenzen fortsetzen würde. Ich weiß, daß das, was ich am 7. Dezember zum Ausdruck gebracht habe, heute eine große Sorge der Führer der Dritten Welt ist; sie sind besorgt wegen des Risikos, das in einer Welt entstehen würde, in der die Vereinigten Staaten die absoluten Herren dieser Welt wären.
Wir erwähnten einige interventionistische, unverschämte Aktionen und wiesen dabei auch auf den Fall der Philippinen hin, wie sie trotz der innenpolitischen Ursachen dieses Problems ihre Flugzeuge losschickten, um in die inneren Angelegenheiten dieses Landes einzugreifen; wie sie während der Offensive der salvadorianischen Patrioten Spezialeinheiten nach EI Salvador schickten die Drohungen gegen Panama. Kaum zwei Wochen nach jener, Rede fand der barbarische Angriff auf Panama statt, die völkermörderischen Attacken gegen das panamaische Volk, - ein unwiderlegbarer Beweis für die von uns aufgestellte These. Einige Tage später setzten sie Kriegsschiffe und Flugzeugträger in Bewegung, um unter dem Vorwand der Drogenbekämpfung die kolumbianische Küste zu blockieren.
In Lateinamerika ist die Besorgnis groß, sehr groß, und die Besorgnis um Kuba ist echt, weil Kuba objektiv die Verteidigungslinie der Unabhängigkeit in Lateinamerika bildet. Kuba steht in der vordersten Linie, um die Unabhängigkeit Lateinamerikas zu verteidigen! (Beifall) .
Kuba war in.der Lage, mehr als 30 Jahre Widerstand zu leisten, und Kuba ist in diesen 30 Jahren alles Erdenkliche zugestoßen. Kuba ist Lateinamerika auf vielfältige Weise nützlich gewesen. Anfangs war es ein Geschäft, sich der Wirtschaftsblockade der Vereinigten Staaten gegen Kuba anzuschließen, weil dank der Blockade unsere Zuckerquoten in Höhe von ‚mehreren, Millionen Tonnen Zucker unter ihnen aufgeteilt wurden; danach wurden sie ihnen gekündigt, aber es gab ein langdauerndes Fest, eine Nutznießung der Aggression gegen Kuba.
Dank Kuba erinnerten sich die Vereinigten Staaten daran, daß es Lateinamerika gab, und einer ihrer Präsidenten erfand die »Allianz für den Fortschritt«, die Schenkungen und Kredite in Höhe von vielen Millionen Dollar verteilte. Dank Kuba begannen die Imperialisten, sich ein wenig mehr darüber Gedanken zu machen, welche Behandlung sie Lateinamerika zukommen lassen sollten; sie eröffneten ihnen Kreditmöglichkeiten und ließen den Ländern Lateinamerikas eine zuvorkommendere Behandlung angedeihen, aus Angst, daß im übrigen Lateinamerika Revolutionen, wie die in Kuba, entstehen könnten.
Das heißt, Lateinamerika zog großen Nutzen aus unserer Revolution unter anderem auch größeren Respekt, etwas mehr Respekt gegenüber Lateinamerika. Deshalb waren, wie wir bereits bei anderen Gelegenheiten gesagt haben, die Völker Lateinamerikas seit der kubanischen Revolution freier, sie waren unabhängiger und begannen, auf internationaler Ebene anders aufzutreten: mit größerer Freiheit, mit größerer Würde. Das war in den letzten Jahren an mehreren Beispielen festzustellen: .so bei den Auseinandersetzungen, die die Imperialisten durch Ausübung ungeheuren Drucks in Genf bezüglich der Menschenrechtsfrage: erzwangen. Das sah man jetzt wieder: Anläßlich des Antrags von Seiten Kubas, für zwei Jahre als zeitweiliges Mitglied in den Sicherheitsrat aufgenommen zu werden, zeigte Lateinamerika Einigkeit und Unabhängigkeit. Die Regierungen Lateinamerikas wissen, daß die Unabhängigkeit der übrigen ‚Länder Lateinamerikas ‚einen vernichtenden Schlag erleiden würde, wenn die Vereinigten Staaten ihren Traum, die kubanische Revolution zu zerstören, verwirklichen könnten, weil jene Länder nicht so einig sind wie wir, sie haben nicht die gleiche Verteidigungskapazität wie wir: Hier steht ein geeintes Volk für die Verteidigung bereit.
Die Völker Lateinamerikas und die bewußtesten Politiker Lateinamerikas müssen nicht notwendigerweise pro-sozialistisch sein, sie müssen nicht einmal fortschrittlich sein, um, zu begreifen, daß die Liquidierung der kubanischen Revolution die Vereinigten Staaten in eine durch nichts mehr aufzuhaltende Macht in dieser Hemisphäre verwandeln würde, daß sich die imperialistische Herrschaft vervielfältigen würde, daß die Euphorie und die Arroganz unendliche Ausmaße annehmen würden. Das wissen sie, und sie wissen, daß unser Land in vorderster Front steht.
Das war schon zur Zeit Martís bekannt, seit fast einem Jahrhundert, nicht erst jetzt; schon als die Vereinigten Staaten noch viel weniger Macht hatten, noch nicht die mächtige Großmacht waren, die sie heute darstellen, schrieb Martí dort am Vorabend seines Todes, daß alles, was er getan hätte und tun würde, geschehen sei, um mit der Unabhängigkeit Kubas rechtzeitig zu verhindern, daß die Vereinigten Staaten mit.einer weiteren Macht über Lateinamerika herfielen. Das erkannte Martí vor fast einem Jahrhundert, welch ein außerordentlicher Weitblick!
Heute entspricht das mehr als je zuvor der Realität, denn Kuba ist nicht nur kein Besitz der Vereinigten Staaten mehr, sondern es verwandelte sich darüberhinaus in eine Bastion gegen die Herrschaft und die Expansionsgelüste des US-Imperialismus. Das, was vor mehr als einem Jahrhundert galt, gilt heute zehn-, zwanzig-, dreißigmal mehr, und die Völker Lateinamerikas begreifen das, die Regierungen begreifen das.
Lange Zeit wickelten sie uns mit der Angst vor dem Kommunismus ein, betrogen sie uns damit, und jetzt sagen dieselben Yankees, daß der Kommunismus dabei ist, zu verschwinden, daß der Kommunismus von der Erde verschwinden wird; sie können mit diesem Phantom keine Propaganda mehr machen. Die andere Realität in unserer Hemisphäre ist die, daß dann,-wenn es dem Imperialismus gelingen würde, die kubanische Revolution zu liquidieren, sie zu zerstören, die Präsidenten der übrigen Nationen wie einfache Bürgermeister oder vielleicht noch schlechter als Bürgermeister, wie Bürgermeister mit weniger Vollmachten, als sie ein Bürgermeister in den Vereinigten Staaten hat, behandelt würden; man würde die souveränen Nationen Lateinamerikas wie eine Stadtverwaltung behandeln und versuchen, ihnen telefonisch Befehle zu erteilen.
Das heißt nicht, daß die Völker sich in dieses Schicksal ergeben würden, weil kein Volk sich je in ein solches Schicksal ergeben würde, aber Ihr seht selbst, daß die Invasion in Panama nicht den Widerstand hervorgerufen hat, den sie hätte hervorrufen müssen: wohl Antipathie, Ablehnung, aber keine energische ‚Verurteilung und wirkliche Entschlossenheit, weil die wirtschaftliche Abhängigkeit der Länder Lateinamerikas von den Vereinigten Staaten heute ungeheuer groß ist.
Wenn Kuba fallen würde, hieße das: Auf Wiedersehen für wer-weiß-wie-lange Zeit dem hohen Grad politischer Unabhängigkeit, dem Grad von Freiheit, den diese Länder auf internationaler Ebene erreicht haben; sie würden danach leichte Opfer jedweder Aggression der Vereinigten Staaten sein. Deshalb sind sie zu Recht ernsthaft um das Schicksal Kubas besorgt.
Ich glaube, es lohnt sich, darüber nachzudenken.
Unser Volk hat sich jahrelang auf bestimmte Gefahren vorbereitet. Seit zehn Jahren sind wir dabei, unsere Verteidigung zu verstärken, sind wir dabei, das Konzept des Krieges des ganzen Volkes anzuwenden, und wir bereiten uns weiter vor, seit zehn Jahren. Welch ein Glück! Wir haben Pläne für alle Varianten ausgearbeitet, beginnend mit der vollständigen militärischen Blockade unseres Landes, bei der nicht eine Kugel in unser Land kommen könnte. Wir wußten schon vor all diesen Problemen, daß die Überlegenheit der USA an konventionellen Waffen, die Überlegenheit zu Luft und zur See es unmöglich machen würde, daß auch nur eine einzige Kugel aus dem Ausland hereinkäme.
Sie könnten eine vollständige Blockade verhängen, wir haben Pläne ausgearbeitet, um einer vollständigen Blockade zu widerstehen; man könnte sich auf eine Blockade beschränken, oder uns über die Blockade hinaus militärisch bedrohen oder es könnte eine Blockade, verbunden mit einem Zermürbungskrieg gegen unser Land sein oder schließlich gar eine Blockade und eine Invasion unseres Landes. Für alle diese Varianten haben wir unsere Pläne ausgearbeitet und uns im Lande vorbereitet, in der Überzeugung, daß bei jeder Variante, wie viel sie auch immer kosten würde, der Feind früher oder später vernichtet werden würde, einschließlich bei der schlimmsten von allen, der Invasion und der Besetzung unseres Landes. (Beifall)
Wir haben das Land in Verteidigungszonen aufgeteilt. Männer, Frauen, Kinder, Junge und Alte sind organisiert, das ganze Volk ist organisiert, damit die Angreifer einen unbezahlbaren Preis zahlen müssen, um ihnen so viel Schaden und so viele Verluste zuzufügen, daß ihnen keine andere Alternative bleibt, als sich aus dem Land zurückzuziehen.
Wir haben uns ernsthaft mit allen diesen Varianten befaßt.
Welch große Voraussicht unserer Partei; wie nützlich die ganzen Ideen, die wir in diesen Jahren auf dieses Konzept, das von der Beteiligung des ganzen Volkes an diesem Kampf ausgeht, verwandt haben! Zweifellos kann es noch andere Varianten geben, auf die wir uns vorbereiten müssen. Wir nennen diese Zeit der vollständigen Blockade Ausnahmeperiode in Kriegszeiten; aber nun müssen wir uns auf alle diese Probleme vorbereiten und sogar Pläne für Ausnahmeperioden in Friedenszeiten erarbeiten.
Was bedeutet Ausnahmeperiode in Friedenszeiten? Daß die Probleme im wirtschaftlichen Bereich aufgrund der Beziehungen zu Osteuropa genauso ernst werden können oder daß sie wegen bestimmter Faktoren oder Prozesse in der Sowjetunion so schwerwiegend werden können, daß unser Land sich einer Situation mit äußerst ernsten Versorgungsproblemen gegenüber sehen könnte. Denken Sie daran, daß unser gesamtes Öl aus der UdSSR kommt, und es könnte z. B. sein, daß die Ölimporte wegen der Schwierigkeiten in der UdSSR um ein Drittel, oder auf die Hälfte reduziert werden könnten, oder. daß sie gar auf Null reduziert würden, was einer Situation entspräche, die wir Ausnahmeperiode zu Kriegszeiten genannt haben. Das wäre natürlich zu Friedenszeiten nicht ganz so schwerwiegend, weil es bei dieser Variante noch bestimmte Export- und Importmöglichkeiten geben würde. Wir müssen voraussehen, welches die schlechteste Situation, der sich das Land in einer Ausnahmeperiode in. Friedenszeiten gegenüber sehen könnte, sein würde, und wie wir in diesem Fall handeln müssen. Man arbeitet intensiv unter diesen Voraussetzungen.
Natürlich waren diese katastrophalen Probleme, die in letzter Zeit in den sozialistischen Ländern auftauchten, nicht vorauszusehen, die Dinge, die in diesen Ländern geschehen sind, zu denen wir feste wirtschaftliche Beziehungen unterhalten, die uns halfen, uns gegen die imperialistische Blockade zu verteidigen, und die die Grundlage der Entwicklung unseres Landes bilden.
Es könnten nicht ganz so schwierige, gleichwohl aber schwierige Situationen entstehen. Wir wissen nicht einmal, welche Schwierigkeiten wir im laufenden Jahr 1990 haben werden. Wir versuchen, sie abzuschätzen, aber ‘es gibt Dinge, die nicht unserem Willen unterliegen, die nicht in unseren Händen liegen. Weiter vorausschauend kann niemand vorhersagen, welche Probleme nach 1990 auftauchen werden, trotzdem muß das Land den ernsthaften und entschlossenen Vorsatz fassen, den Schwierigkeiten entgegenzutreten. Aber ich meine nicht nur, jenen Schwierigkeiten entgegenzutreten, um zu überleben, sondern jenen Schwierigkeiten entgegenzutreten, und sich darüber hinaus weiterzuentwickeln.
Wir wissen, welches die strategisch wichtigen Punkte sind, an denen wir weiterarbeiten müssen. Wir würden sagen, daß die Nahrungsmittelprogramme nicht vermindert werden dürfen, sie sind strategisch wichtig. Was wir. mit den Wasservorräten, neuen Wasserquellen, dem Kanalsystem und der Bewässerung machen, darf unter keinen Umständen eingestellt werden. Ob wir 3 Millionen oder 5 Millionen Tonnen Öl haben, dieses Programm muß irgendwie aufrecht erhalten werden! Eher müßte man irgendetwas anderes stoppen, bevor man dieses Programm stoppt. Die Entwicklungsprogramme der pharmazeutischen Industrie, der Biotechnologie und andere in diesem Bereich, für die sich im Lande große Entwicklungsperspektiven eröffnen, die können und die wollen wir nicht einstellen; die Programme, um für die Entwicklung bestimmte Einkommen in ausländischer Währung zu erzielen, sowie die Programme, die wir im Bereich des Tourismus durchführen, dürfen wir nicht stoppen. Das heißt, daß wir angesichts jedweder Einschränkung, die das Land in der Situation einer Ausnahmeperiode in Friedenszeiten oder in einer sehr schwierigen Situation im Frieden, die durch diese Probleme entstehen, vornehmen muß, wie groß sie auch sein mag, unter keinen Umständen diese Programme, die für die Nahrungsmittelversorgung des Landes oder für die Entwicklung strategisch wichtig sind, einstellen dürfen. Es mag länger dauern, uns sehr hart auf die Probe stellen, aber wir müßten das Prinzip, nicht nur zu überleben, sondern uns außerdem weiterzuentwickeln, aufrechterhalten.
Ich glaube, daß unser Volk dazu in der Lage ist, ich bin davon fest überzeugt: dieses Volk, Ihr (Rufe: Ja!), das arbeitende Volk, das Ihr hier repräsentiert. (Anhaltender Beifall und Rufe: Fidel, gib’s den Yankees!)
Der Imperialismus und die weltweite Reaktion sollen wissen, daß die Revolution nicht vernichtet werden kann. Unsere Freunde auf der ganzen Welt sollen wissen, daß unser Volk unter allen Umständen in der Lage sein wird, Widerstand zu leisten (Beifall); sie sollen wissen, daß die Revolution in Kuba nicht zerstört werden wird, daß der Sozialismus in Kuba nicht zerstört werden wird. (Anhaltender Beifall und revolutionäre Parolen)
Ich erinnere mich, daß, als die Batista-Armee in den Jahren. des Befreiungskrieges die Sierra Maestra abriegelte und sie täglich bombardierte und nichts hereinkommen ließ, weder Salz noch Fett, weder Kleidung noch Medizin,, Tausende von Bauern dort aushielten, sie verließen die Sierra Maestra nicht, sie ergaben sich nicht. Das dauerte lange Zeit, und niemand wußte, wie lange es dauern würde, es waren sehr harte Umstände - das ist also nichts Neues für uns -, einige haben das unmittelbar erlebt, andere weniger, aber alle gehörten wir zum selben Volk, alle waren wir vom selben Stamm. Ich bin überzeugt, daß, wo auch immer in Kuba das geschehen wäre, das Volk genauso gehandelt hätte.
Jetzt haben wir eine außerordentliche Verantwortung – gestern erläuterte ich das kurz den Jugendlichen im Zentralpark -, da wir in einem Moment der Unsicherheit und großer Bedrohungen leben. Heute bedroht man uns stärker als je zuvor. Die Bedrohungen sind nicht nur wirtschaftlicher Natur, sondern auch militärischer Natur. Die Gefahren der militärischen Bedrohung sind, wie Ihr seht, groß, sie bestehen hartnäckig darauf, die Feindseligkeiten uns gegenüber fortzusetzen, uns mit Gewalt einen Fernsehsender aufzuzwingen, in unserem Sendebereich, der uns gehört und den niemand das Recht hat, zu benutzen. Das sind Provokationen! Wer weiß, was sie vorhaben?
Neulich feuerten sie Schüsse ab, glücklicherweise töteten sie keine der Wachen auf dem Stützpunkt von Guantanamo. Ihre Kriegsschiffe und Flugzeugträger kreuzen hier in der Nähe des Landes herum. Sie sind arrogant, sie haben den Verstand verloren, sie sind größenwahnsinnig, euphorisch; sie glauben, daß der Sozialismus aufgehört hat zu existieren, und das macht sie aggressiver, das macht sie gefährlicher. Das heißt, daß eine neue Zeit beginnt, eine neue Etappe. Es können Zeiten sehr schwerer Prüfungen auf unser Land zukommen.
Gestern, als ich mit den Jugendlichen sprach, dachte ich daran, und ich erinnerte an unsere Geschichte, ich erinnerte an unseren zehnjährigen Krieg. Nirgendwo wurde eine ähnliche Heldentat im Buch der Geschichte geschrieben wie sie unser Volk 10 Jahre lang schrieb, indem es nicht nur gegen ein mächtiges spanisches Heer, sondern auch gegen einen großen Teil der Menschen, die in diesem Land geboren waren, und die sich in die Reihen der Spanier eingereiht hatten, kämpfte. Zehn Jahre lang führte es Krieg, barfuß, fast nackt, ohne Munition, ohne Nahrung! Unser Land hat eine solche Zeit, die wir so sehr bewundern, schon erlebt. Unter jenen schrecklichen Bedingungen, als viele Leute zu der Überzeugung kamen, daß sie nicht mehr weiterkämpfen könnten, in einem solchen Augenblick erhob sich Antonio Maceo als Ausdruck d s unbeugsamen Willens-und des Heldentums unseres Volkes und proklamierte angesichts des Paktes von Zanjón unter den Mangobäumen von Baraguá seine Entschlossenheit, den Kampf weiterzuführen. (Beifall)
Als es in einer äußerst schwierigen Situation ein Zanjón gab, - gab es auch ein Baraguá. Und was von unserer Geschichte blieb, weshalb wir heute trotz des spanischen Heeres und später trotz der US-Truppen, eine unabhängige Nation sind, geschah nicht wegen Zanjón sondern wegen Baraguá ! (Beifall)
Das ist die wichtigste Lektion, deren privilegierte Erben wir sind.
So bildete sich die Seele dieses Volkes heraus und die kämpferische Tradition dieses Volkes in schwierigen Zeiten. Am 10. März 1952 - erinnert Euch an jene Tage und die darauffolgenden Monate, in denen wir ebenfalls zur Erinnerung an Martì mit Fackeln durch die Straßen der Stadt zogen -, gab es kein einziges Gewehr, keine Kugel, aber das verhinderte den Kampf nicht; und später, nach den Rückschlägen, die auf die Landung der »Granma« folgten, hatten wir einige wenige Gewehre, eine Handvoll Männer, aber das verhinderte den Kampf nicht. Der. Wille von Baraguá, die Entschlossenheit, sich auf keinen Fall zu ergeben und niemals im Kampf schwach zu werden, das war es, was die Erfolge möglich machte, das war es, was die Revolution möglich machte, was den Sozialismus möglich machte, was Girón möglich machte, was jene Standhaftigkeit möglich machte, mit der unser Volk der Oktoberkrise begegnete, es begegnete ihr und es tritt weiterhin mit derselben Festigkeit auf, was machte es aus, daß Nuklearwaffen in Stellung waren, um auf uns zu schießen. (Beifall)
Man muß sagen, daß wir nicht einen Millimeter zurückgewichen sind, und wenn uns damals die Projektile gehört hätten, wären sie immer noch hier, daran besteht nicht der geringste Zweifel. (Beifall)
Was war es, das es möglich machte, der Blockade zu widerstehen, feste internationale Beziehungen aufzubauen, erfolgreiche internationalistische Missionen zu erfüllen und den kubanisch-afrikanischen Sieg in Angola zu erkämpfen? Die Standhaftigkeit, die Festigkeit, die Kampfbereitschaft, der Geist von Baraguá waren es, die dort siegten. Das ist der Geist, die große Erbschaft, die unser Volk empfangen hat.
Ich glaube, daß die heutige eine privilegierte Generation ist, unsere Jugend, unsere Studenten, unsere jungen Werktätigen, unser ganzes Volk, denn ich glaube, es ist ein Privileg, selbst noch für die Hundertjährigen, denn es ist ein Privileg, in diesem historischen Augenblick zu leben. (Beifall) Es ist ein Privileg, und die Tatsache, daß viele Völker wegen der Gründe, die ich erläutert habe, die Augen auf Kuba gerichtet haben, und auch viele Revolutionäre und immer mehr Revolutionäre, ist ein einzigartiges Schicksal. In dem Maße, in dem sich die Verwirrungen auflösen, sieht man alles viel klarer und man sieht, was Kuba bedeutet: Kuba hat sich: in eine Verteidigungslinie nicht nur Lateinamerikas sondern der ganzen Dritten Welt verwandelt, es hat sich in eine Bastion der revolutionären, der fortschrittlichen und gerechten Ideen der Welt verwandelt.
Wir hier schämen uns nicht, wenn wir von Lenin sprechen und Lenin in Ehren halten; während andere dabei sind, Straßen und Parks, die den Namen Lenins tragen, den von Marx und den von Engels, umzubenennen und die Denkmäler von Marx und Engels zu stürzen, bauen wir hier neue. (Beifall) Wir bauen sie nicht aus Marmor, nicht aus Bronze, nicht aus Stahl, wir bauen sie mit unserem revolutionären Verhalten, unserem Heroismus, mit unserer würdigen Position, mit unserer tiefen Überzeugung, und halten dabei die Fahnen des Marxismus-Leninismus, des Sozialismus und des Kommunismus höher als je zuvor. (Anhaltender Beifall) Und mehr denn je halten wir die Namen von Martì, von Maceo, von Céspedes, von Agramonte und der unzähligen Helden unserer Unabhängigkeit hoch, höher als je zuvor. Wie es unser Herz erfreut zu sehen, wie in diesen Tagen unsere Patrioten wieder hochgehalten werden, besonders die Gestalt von Martí! Uns erfreut ganz besonders die Arbeit, die die Jugend in ihrer Zeitung mit dieser Parole "Meine Schleuder ist die Davids" macht, diese intensive Suche in der unendlichen Quelle des revolutionären Denkens von José Martí, ein legitimer Reichtum, der uns gehört. Und uns müssen nicht nur die geistigen Reichtümer der Männer gehören, die hier geboren wurden; unser muß auch der jener außergewöhnlichen Männer sein, die in anderen Teilen der Welt geboren wurden. Welch eine unerschöpfliche Quelle revolutionärer Ideen, wie aktuell, wie richtig sind diese. Ideen, welches Banner und welche. Lehre für alle, selbst für die, die dachten, daß die Etappe, in der sie ihre größte Gültigkeit hatten, schon vorbei sei.
Einige Dummköpfe dort haben den Mund voller Schmutz genommen - ich werde nicht voll Luft sagen -, um zu sagen, daß die heroische Etappe vorbei sei. Welche Hasenfüße - wie Kamen sagen würde - zu sagen, daß jene Etappe hinter uns liegt! Dumme wie diese gibt es genug und auch solche, die davon träumen, daß die Revolution zerstört werden kann, gibt es genug. Es mangelt nicht an Dummköpfen, es mangelt nicht an Verrätern. Sie sehen, daß es einige Schwierigkeiten gibt und sie beginnen zu predigen: "Also, man muß vorsichtig sein, wie die Dinge stehen, muß man einige Reformen in Betracht ziehen." Was für Reformen, wo doch die Revolution die größte und außerordentlichste Reform der Geschichte ist, da sie alles vollkommen verändert! (Beifall)
Kapitalistische Reformen? (Rufe: Nein!) bürgerliche Reformen? (Rufe: Nein!) Neoliberale Reformen? (Rufe: Nein! ) Davon kann man nicht einmal träumen! Alle sollen wissen, daß die Revolution keinen Millimeter zurückweichen wird.
Wie ich gestern schon sagte, seht Euch diese Lektion an: Es gibt welche, die den Sozialismus retten wollen, indem sie Konzessionen machten. Wie wenig kennen sie die gefräßige und schreckliche Mentalität des Imperialismus und der Reaktion. Wenn man ihnen den Nagel des kleinen Fingers gibt, wollen sie ein Glied dieses Fingers; wenn man ihnen das Glied gibt, fordern sie den Finger, wenn man ihnen den Finger gibt, verlangen sie die Hand, wenn man ihnen die Hand gibt, verlangen sie den Unterarm, wenn man ihnen den Unterarm gibt, verlangen sie den ganzen Arm, wenn man Ihnen den Arm gibt, reißen sie den Kopf ab. (Beifall)
Welche Methode, den Sozialismus zu verteidigen, indem man einarmig und lahm wird? Die Arme zu verlieren, die Kraft zu verlieren, weitere Dinge zu verlieren, das Herz z. B., oder den an (Anhaltender Beifall) Was sind das für Methoden, um den Sozialismus zu verteidigen? Deshalb w. die kubanische Revolution nicht einen Millimeter zurückweichen!
Und wir danken denen, die sich im Ausland wirklich besorgt zeigen und uns raten: Macht etwas, macht einige Veränderungen. Wir ‚sagen: Ja, wir werden revolutionäre Sachen machen, wir werden revolutionäre Veränderungen vornehmen, von Mal zu Mal revolutionärer und revolutionärer sein, weil wir noch nicht revolutionär genug sind! (Beifall und Rufe: Fidel, gib’s den Yankees!)
Es mangelt nicht an Dummen und an Toren, die sich Illusionen machen, auch wenn es wenige sein mögen, die in der Lage sind, zu glauben, daß man hier eine fünfte Kolonne im Dienst des Imperialismus oder der Ziele des Imperialismus schaffen könnte. Kontrolliert diese Leute gut, kontrolliert sie! Denn viele zeigen die Fahne der Reaktion und des Imperialismus nicht offen, sondern sie wollen diese Revolution "vervollkommnen", wie sie auch die Vereinigten Staaten "vervollkommnen" wollen; genau wie sie sie auch dort "vervollkommnen" wollten und damit eine gigantische konterrevolutionäre Weile entfesselten, die in der Maske von Veränderungen auftrat, von Reformen, um den "Sozialismus zu vervollkommnen".
Und es gibt sie auch hier! Aber sie müssen in der Tat auf einen anderen Planeten gehen, um zu erleben, daß das geschieht. Ich meine das nicht in dem wörtlichen Sinne, daß sie diese Reise als Tote antreten müssen, weil wir nicht wissen, ob der Himmel, die Erde oder die Hölle sich auf irgendeinem Planeten befinden oder jenseits der Planeten; was wir jedoch wissen, ist, daß das, was sie erträumen, hier in unserem Vaterland nicht geschehen wird.
Diejenigen, die glauben, daß sie in Kuba eine fünfte Kolonne schaffen könnten, diejenigen, die glauben, daß sie hier die Geschichte dessen wiederholen können, was in anderen Ländern passiert ist, diejenigen, die hier der Konterrevolution in die Hände arbeiten wollen, werden mit den Massen zusammenstoßen, sie werden mit dem Volk zusammenstoßen: sie werden die Massen haben ja, aber sie werden sie gegen sich haben (Beifall), diejenigen, die in diesem entscheidenden Augenblick der Geschichte das Spiel des Imperialismus betreiben wollen. In diesem Moment, in dem alles auf dem Spiel steht, ist es sehr begründet und sehr real, zu denken daß in Kuba Revolution, Sozialismus und nationale Unabhängigkeit unauflösbar zusammengehören, denn wenn der Imperialismus seinen Traum, die kubanische Revolution zu zertreten, verwirklichen könnte, wären wir weniger unabhängig als Puerto Rico weniger unabhängig als es Panama heute ist, sie würden dieses Land niemals wieder loslassen und wir wissen, daß wir unter solchen Umständen als Nation verschwinden würden. Es ist besser, daß sie diese Illusionen aufgeben!
Damit darf man hier nicht scherzen, wir werden nie erlauben daß jemand damit scherzt. Das werden wir nie erlauben. (Beifall) Und es werden nicht wir sein, die sie zertreten, man kann nicht mit Kanonen auf Spatzen, schießen. Das Volk wird sie zertreten; unsere Verteidigungskomitees, die Arbeiter unserer Fabriken, die Werktätigen, die Studenten der Bildungsstätten, die Jugendlichen die alten Leute und sogar die Pioniere. (Beifall)
Sie sollen sich keine Illusionen machen, hier gibt es ein Volk, das entschlossen ist, sein Leben teuer zu verkaufen, ein Volk, das entschlossen ist, den letzten Blutstropfen für die Werte, an die es glaubt, zu vergießen. Mit diesem Volk kann man nicht scherzen, mit diesem Volk, das auf seinen-Schultern die Verantwortung trägt, die Kuba heute trägt, die vorderste Bastion der Interessen Lateinamerikas und der Dritten Welt und der revolutionären und moralischen Werte dieser Welt zu sein. Wir haben das nicht angestrebt, aber das Schicksal hat in diesem Augenblick eine sehr große Verantwortung auf unsere Schultern gelegt hat, als Bremse zu wirken, als Bastion, als Front gegen die Reaktion, als Front gegen den Imperialismus, als Front gegen die Ausbeuter, als Front gegen die, die die Welt während ganzer Jahrhunderte ausplünderten und die versuchen, sie weiter auszuplündern. Wenn ein entschlossenes Volk diese Verantwortung auf seinen Schultern trägt, und das ist dieses Volk, dann läßt dieses Volk nicht mit sich spaßen. (Beifall)
Wir verlassen diesen Kongreß, um weiter unsere Aufgaben zu erfüllen, die wir immer genauer und immer besser erkennen; um uns anzustrengen wie nie zuvor; um uns in der Verteidigung und bei der Arbeit anzustrengen wie nie zuvor, bei der Erfüllung unserer Aufgaben und unserer Verpflichtungen, um für die Zukunft zu arbeiten, wie wir immer gearbeitet haben; und immer bereit, diese Zukunft, die wir erobern wollen zu verteidigen, immer bereit, das, was wir schon erobert haben, zu verteidigen, immer bereit, unsere Ideale und unsere Würde zu verteidigen, unsere Unabhängigkeit, unsere Freiheit, unser Vaterland.
Wir widmen uns der Verteidigung und der Arbeit, stellen uns den Problemen und versuchen, sie zu lösen; die von heute und die, die noch kommen können, morgen, übermorgen oder wann auch immer. Aber auch wenn sie nicht kommen, werden wir mit derselben Hingabe arbeiten. Wenn es Frieden gibt, werden wir den Frieden zu genießen wissen, wir werden jeden Tag besser zu nutzen wissen, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde. Das ist der-Geist, mit dem wir diesen historischen Kongreß verlassen müssen, sehr historisch, in diesem entscheidenden Augenblick, an dem wir vielleicht am Vorabend großer Prüfungen stehen.
Wenn diese Prüfungen kommen, können wir an einem Tag wie dem heutigen, an dem sich sein Geburtstag wieder einmal jährt, Martí versichern, daß wir seine Gedanken heute mehr denn je brauchen, daß wir seine Ideen heute mehr denn je brauchen, daß wir seine Tugenden mehr denn je brauchen. Aber wir versichern Martí, Maceo und allen denen, die wie sie waren, auch: Heute sind wir mehr denn je stolz darauf, ihre Gefolgsleute zu sein, ihre treuesten und bedingungslosesten Schüler zu sein. Und an diesem 28. Januar bekräftigen wir stolz unsere zwei unsterblichen Parolen, die Marx, Lenin und Engels mit Martí, mit Maceo, mit Céspedes und mit allen den glorreichen Helden unserer Unabhängigkeit und unsere Freiheit vereinen.
Sozialismus oder Tod!
Vaterland oder Tod!
Venceremos!
Quelle: Verlag José Martí