FIDEL CASTRO ÜBER EXILKUBANER

Interview mit Fidel Castro durchgeführt von einer Gruppe cubanischer Journalisten, die für Cubaner im Ausland schreiben und von einigen nordamerikanischen Journalisten.

Interview mit Fidel Castro 1978 Lisandro Otero (L.O.); Möchten Sie vor dieser Unterhaltung etwas sagen?

Fidel Castro (F.C.): Nein ich möchte einfach nur mit Ihnen sprechen und Ihre Fragen beantworten.

L.O.: Wer hat die erste Frage?

José Ovidio Rodriguez (J.R.) (Radio Venezuela): Guten Abend Commandante. Hier ist meine erste Frage. Man spricht außerhalb Cubas ständig von einer baldigen Generalamnestie aller politischen Gefangenen; das heißt man versucht. daß ohne Druck von außerhalb auf Cuba diese 48 ersten Gefangenen die ersten von den dreitausend sind dir noch freigelassen werden sollen. Was ist daran wahr?

F.C.: Ich glaube. daß in dieser Angelegenheit wahrscheinlich zuviel Verwirrung besteht. In Wirklichkeit besteht keinerlei Vereinbarung. keinerlei Entscheidung über eine Amnestie. Dieser Eindruck entstand vielleicht, weil in den ersten Informationen die aus den Vereinigten Staaten kamen. nicht genügend Klarheit bestand, und das kann die bestehende Verwirrung ein wenig verursacht haben.

Wir haben wirklich einige Schritte in dieser Richtung unternommen. Das tun wir schon seit einiger Zeit, aber sehr diskret. Wir haben über dieses Problem nicht veröffentlicht. das kam alles aus den Vereinigten Staaten; denn was man entschied war. wie das Ministerium für Auswärtige Beziehungen erklärte, eine Ausreiseerleichterung für einige hundert Personen und ihre Familien die entweder ihre Strafe verbüßt haben oder in bedingter Freiheit sind. dazu kommen noch einige Personen die gegenwärtig noch in Haft sind.

Natürlich haben wir die Leute. die schon frei waren. gefragt ob sie auch in dir Vereinigten Staaten wollen. denn es ist nicht leicht. diejenigen zusammenzustellen. die wegen konterrevolutionärer Tätigkeiten in Haft waren, es gibt eine gewisse Abwehr dagegen und die Möglichkeit ihnen eine Arbeit zu verschaffen sieht sehr schlecht auf;denn überall! wo man davon erfährt. daß diese Leute wegen konterrevolutionärer Aktionen eingesperrt waren zeigen sich die Leute nicht geneigt, ihnen Arbeit zu geben.

Deshalb haben wir sie gefragt was sie selber wollen. und wir haben denjenigen die Möglichkeit zur Ausreise erleichtert die da wollten und die Angehörige oder Freunde in den Vereinigten Staaten haben.

J.R.: Man sagt. daß einer dies-r 48 politischen Gefangenen ich bedaure daß ich noch einmal danach fragen muß

F.C.: Woher weißt Du das?

J.R.: Man spricht davon. Man sagt. daß einer dieser politischen Gefangenen Tony Cuesta ist. daß er in den Vereinbarungen von denen Sie sprachen enthalten ist, und daß er nicht erst seit der Veröffentlichung dieser Nachricht. sondern schon seit einigen Wochen frei ist, und die Schwierigkeit besteht jetzt darin. in die Vereinigten Staaten einzureisen Stimmt das?

F.C.: Ich könnte das nicht bestätigen daß er Schwierigkeiten hatte, in die Vereinigten Staaten einzureisen. denn es wurden Listen vorgelegt. Wie ich gesagt habe spre hen wir über diese Angelegenheit schon seit einigen Monaten in aller Diskretion und der Regierung der Vereinigten Staaten wurden einige Listen vorgelegt. da es ja die Regierung der Vereinigten Staaten ist. die ihnen die Einreiseerlaubnis für die Vereinigten Staaten geben muß. Diese Listen wurden also in den Vereinigten Staaten geprüft.

J.R.: Auch der Fal! von Tony Cuesta?

F.C.: Ich habe nicht von dem Fall Tony Cuesta, sondern von den Listen gesprochen, die wir ihnen gegeben haben. Sie haben sie studiert, sie haben sie geprüft, sie haben Daten angefordert, und so hat sich die Sache verzögert. Aber das Verfahren ist schon sehr weit fortgeschritten. und sie haben die Listen der Personen;natürlich sind das nicht alle, sie haben nur Listen von einem Teil der Leute. Und ich glaube, daß sie jetzt mit der Bearbeitung anfangen werden, ich glaube, daß sie eine Gruppe in das Interessenvertretungsbüro schicken werden um all die Fälle zu studieren und eine Entscheidung zu treffen.

Ich bin nicht sicher, ob sie Cuesta die Einreise in die Vereinigten Staaten verbieten werden. Ich habe verstanden, daß die Frau und die Kinder von Cuesta in den Vereinigten Staaten leben;. außerdem ist Cuesta legal in den Vereinigten Staaten wohnhaft; er kam aus den Vereinigten Staaten, er kam aus Miami, als er hierhin kam, um einen Anschlag auszuführen. Nun, es war ein schwerwiegender Angriff, den er durchführen wollte: er kam mit einer Gruppe in Schnellbooten, um zwei Personen in das Land einzuschleusen, die ein Attentat auf mich planten. Sie hatten einen Zusammenstoß mit unseren Sicherheitskräften, und Cuesta war an Bord dieses Schiffes. Ich glaube, er hatte zahlreiche dieser Aktionen durchgeführt. Das Schiff hatte einen Zusammenprall mit Marineeinheiten, und er wurde dabei schwer verwundet.

So ist sein Wohnsitz in Miami also sein legaler Wohnsitz. Ich sehe nicht, wie sie ihm verbieten können, nach Hause zurückzukehren, wenn er in Miami wohnt. Ich wollte Ihnen noch sagen, daß ich es nicht eilig habe. Ich bin bereit, die ganze Zeit alle Ihre Fragen zu beantworten. Ich weiß nicht, ob Ihr Material reichen wird.

Edward Lawrence Rabel (L.R.) (CBS, USA): Eine diplomatische Quelle in Havanna charakterisierte die Freilassung der politischen Gefangenen als eine Geste für Präsident Carter und seine Politik der Menschenrechte. Stimmt Präsident Castro mit dieser Charakterisierung überein?

F.C.: Mit dieser Charakterisierung kann ich nicht einverstanden sein.

Die Regierung der Vereinigten Staaten hätte einigen indirekten Einfluß darauf haben können, aber nicht wegen ihrer verbalen Politik über die Menschenrechte, sondern weil diese Administration ohne Zweifel der Politik der Unterstützung terroristischer Aktivitäten gegen Cuba ein Ende gesetzt hat, den terroristischen und den konterrevolutionären Aktivitäten gegen Cuba. Und mit dieser Politik schuf sie die Bedingungen, die es uns erlauben, einige dieser Gesten zu unternehmen. In dieser Hinsicht kann man sagen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten einigen Einfluß auf unsere Haltung hatte: denn natürlich hätte man weder über einige dieser Fragen sprechen können noch überhaupt an sie denken können, während der Unterstützung des Terrorismus und der Konterrevolution seitens der Regierung der Vereinigten Staaten gegen unser Land. Heute existiert diese Politik der Regierung der Vereinigten Staaten nicht mehr. Sie halten aber die Blockade und andere feindselige Maßnahmen aufrecht. Sie machen andere Dinge, Spionage und einige Aktivitäten der CIA, aber wir können nicht sagen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten gegenwärtig den Terrorismus und bewaffnete konterrevolutionäre Aktionen gegen Cuba unterstützt. Und ich glaube, daß das doch einen Einfluß gehabt hat.

Guillermo Manuel de Urbizu (G.U.) (Kanal 1o der WPLG): Herr Präsident:ich würde gerne noch einmal zum Thema der Cubaner im Exil zurückkommen. Wann glauben Sie, wird man ihnen erlauben, in ihr Land und zu ihren Familien zurückzukehren?

F.C.: Nun zuerst müßte man wohl fragen. ob die Cubaner im Exil auch nach Cuba zurück wollen

G.U.: Viele wollen das

F.C.: Zweitens ob die Möglichkeit besteht, den Zurückkommenden in Cuba Arbeit zu geben Wohnungen zu geben; das heißt. daß das auch einige Probleme materieller Art aufwirft.

G.U.: Herr Präsident, ich meinte als Besucher, nicht als Rückkehrer für immer.

F.C.: Nun ich glaube. daß das ein Teil der Probleme ist die die Cubaner im Exil interessieren werden; das ist ein Teil der Probleme über die man nachdenken kann aber über die noch nicht entschieden worden ist. Ich glaube daß im Verlauf dieser Konferenz ein wenig geklärt wird wie man diese Probleme lösen kann Es wäre vielleicht gut zu erklären daß wie ich glaube ein gewisser Wandel in der Haltung sowohl der Cubaner im Ausland als auch in der Meinung unseres eigenen Volkes und der Revolution im allgemeinen eingetreten ist Ich glaube daß die Feindseligkeit zurückgegangen ist Dazu haben verschiedene Faktoren beigetragen Viele Faktoren Einige haben wir schon er wähnt. Die Vereinigten Staaten haben Cuba gegenüber gewisse Gesten gezeigt. und eine gewisse Entspannung ist zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und Cuba eingetreten. Das hat ein besonderes Klima geschaffen Aber es gibt auch noch eine andere wichtige Sache. Die Revolution wird bald zwanzig Jahre alt werden Von unserer Sicht aus ist sie völlig konsolidiert. ist sie unwiderruflich Das wissen wir. das weiß die Regierung der Vereinigten Staaten und ich glaube, daß weiß auch die Gemeinschaft der Cubaner im Ausland. Das ist ein wichtiger Faktor.

Ich glaube, daß jetzt Bedingungen geschaffen wurden, unter denen wir ein wenig über all diese Probleme nachdenken können. Bedingungen. die vorher nicht bestanden. Vielleicht wäre noch mehr Zeit verstrichen, ohne daß wir Gelegenheit gehabt hätten darüber nach zudenken. aber man muß sagen daß es viele Leute gibt. die Anstrengungen in dieser Richtung unternommen haben Ich würde z.B sagen daß der Besuch der Brigade "Antonio Maceo" uns half, sich dieser Sache bewußt zu werden und die einen großen Einschlag in der öffentlichen Meinung der Cubaner hatte. Diese jungen Leute die nicht mit diesen Problemen zu tun hatten und die keinerlei Schuld daran hatten die Cuba in friedlicher Absicht besuchten in freundschaftlicher Absicht diere jungen Leute haben einen großen Eindruck in unserem Land hinterlassen. Das ist ein Beispiel.

Es gibt Leute der verschiedensten Gruppen in den Vereinigten Staaten die eich der Blockade entgegengesetzt haben die rine Aufhebung der Blockade wollten und eine friedliche Politik mit unserem Land Ich wer de ein Beispiel nennen: Reverend Manuel Espinosa Er ist nicht der einzige. es gibt viele Leute die schon seit Jahren von einer anderen Politik sprechen. Sowohl hier bei uns als auch bei den Cubanern im Ausland Es schien so als wenn sie in der Wüste predigten und wirklich. es bestanden keine Voraussetzungen dafür.

Auch die Männer und Frauen von Casa de las Amerericas in New York haben seit Jahren in dieser Richtung gearbeitet.

Ich habe einige Beispiele angeführt. die uns geholfen haben. die Cubaner im Ausland. in den Vereinigten Staaten in Venezuela und in Spanien. nicht auf eine ein seitige Weise zu betrachten Vielleicht haben wir in der Hitze dieses langen Kampfes zwischen den Vereinigten Staaten und Cuba vergessen daß es auch viele Emigranten vor der Revolution gab die in den Vereinigten Staaten leben und die die Revolution vor ihrem Sieg sogar unterstützt haben; daß zigtausende. vielleicht hunderttausende von Personen gab, die nie an konterrevolutionären Aktivitäten teilgenommen haben die nie feindliche Aktionen gegen Cuba durchgeführt haben Bei uns bestand jedoch die Tendenz sie als Ganzes zu betrachten. Ich würde sagen daß die Zeit, die Erfahrung, neue Faktoren und die Arbeit vieler Leute - unter ihnen auch einige Persönlichkeiten der cubanischen Gemeinde im Ausland, die keine Verbindung mit konterrevolutionären Gruppen hatten -, mit denen wir gesprochen haben, die sich für diese Probleme interessierten, uns über diese Probleme nachdenken ließen, in einer neuen Situation, in dieser gegenwärtigen Situation, uns dieser Probleme bewußt werden ließen.

Neben all diesen Problemen sind wir uns bewußt geworden, daß es eine Reihe von Problemen gibt, die die Cubaner im Ausland interessieren. Das sind viele, aber wir können einige nennen: sie interessieren sich für die Situation der Gefangenen, die in Cuba bleiben, sie interessieren sich für die von Ihnen erwähnten Probleme der Familienzusammenführung, sie sind daran interessiert, die gleichen Rechte zu haben wie der nordamerikanische Bürger dort, nämlich das Recht, Cuba zu besuchen, und dieses Recht haben sie gegenwärtig nicht, ganz gleich, ob die Emigranten cubanische oder nordamerikanische Staatsbürgerschaft besitzen, aber die Cuba nach der Revolution verlassen haben. Es gibt also viele Probleme, die für sie von Bedeutung sind. Und wir sind uns dieser Probleme bewußt geworden. Nun, wir sind nicht bereit, diese Probleme, die interne Probleme unseres Landes sind, mit der Regierung der Vereinigten Staaten zu besprechen, denn das sind innere Angelegenheiten Cubas, und wir besprechen Fragen, die sich auf die inneren Angelegenheiten Cubas und auf die Souveränität Cubas beziehen, nicht mit der Regierung. der Vereinigten Staaten und werden sie auch nie mit ihr besprechen.

Wir sind jedoch bereit, diese Probleme mit den Cubanern im Ausland zu klären; das heißt, wir sind bereit, diese Fragen, die die Cubaner im Ausland betreffen, mit den Cubanern im Ausland zu besprechen und mit ihnen zu diskutieren, aber nicht mit der Regierung der Vereinigten Staaten. Aber es bleiben Probleme, die geklärt und besprochen werden müssen, Ich kann nur unsere Bereitschaft ausdrücken, diese Dinge mit den Cubanern im Ausland zu diskutieren.

G.U.: Bevor wir hierhin gekommen sind, haben Funktionäre Ihrer Regierung uns gesagt, daß Sie einen bedeutenden Wechsel in der Politik ankündigen würden, für die Cubaner im Ausland. Gibt es einen bedeutenden Wechsel?

F.C.: Nun, es ist alles relativ in dieser Welt, aber ich glaube, daß dieser Wechsel, oder besser dieser Antrag, diese Bereitschaft von uns, ohne Zweifel einen Wechsel einschließen. Es handelt sich hier nicht um spektakuläre Ankündigungen, und ich habe auch nicht die Absicht, spektakuläre Ankündigungen zu machen, sondern wir wollen unsere gegenwärtige Politik in dieser Beziehung erläutern. Und vielleicht hat die Tatsache, daß wir zum ersten Mal in fast 20 Jahren bereit sind, mit Personen der cubanischen Gemeinde im Ausland zu sprechen, eine gewisse Bedeutung.

Wir sind natürlich nicht bereit, mit der Konterrevolution zu diskutieren; wir werden niemals mit der Konterrevolution diskutieren, obwohl die Konterrevolution schon so schwach geworden ist, daß man gar nicht mehr weiß, ob sie überhaupt noch existiert. Gut, es gibt einige Manifestationen der Konterrevolution, einige Leute, die von der Konterrevolution leben und das auch weiterhin tun wollen; das steht fest. Aber wir sind nicht bereit, mit Rädelsführern der Konterrevolution zu diskutieren oder überhaupt zu sprechen, jetzt nicht und niemals, Aber wir sind wohl bereit, die Probleme, die die cubanische Gemeinde im Ausland interessieren, mit Persönlichkeiten der cubanischen Gemeinde im Ausland zu besprechen.

Ana Maria Azcuy Gomez (A.G.) (WTVJ, USA): Herr Präsident: Sie sagen, daß sie Gespräche führen mit Persönlichkeiten cubanischer Nationalität im Exil. Welche Personen sind das? Wann finden diese Gespräche statt? Und wann wird es Ergebnisse dieser Gespräche geben?

F.C.: Nun, ich habe nicht gesagt, daß wir gegenwärtig Gespräche führen; ich spreche von unserer Bereitschaft zu diesen Gesprächen, über Probleme, die die cubanische Gemeinde im Ausland interessieren und von denen ich schon einige erwähnt habe, weil ich weiß, daß das Probleme sind. Außerdem haben wir mit einigen Personen schon gesprochen, nicht mit vielen, aber es waren trotzdem einige Leute der cubanischen Gemeinde, Ich glaube nicht, daß es nützlich wäre, hier Namen zu nennen, denn das würde uns nicht helfen. Sie kennen selbst sehr gut die Faktoren, die die Gemeinde beeinflussen, Sie wissen, daß es viele Gruppen gibt, Sie wissen, daß es viele Spaltungen gibt; und ich glaube, daß es nicht gut wäre, diese Elemente da miteinzubeziehen, wenn wir etwas Positives schaffen wollen. Ich sagte es schon: von unserer Seite aus wäre das alles mit der größten Diskretion geschehen, denn - ich wiederhole - wir haben diese Dinge nicht publik gemacht. Denn man kann sagen, daß dies alles noch in den Anfängen steckt, in den Anfängen, Wir müssen verhindern, daß das Kind bei der Geburt stirbt oder großen Schaden erleidet.

Aber ich würde sagen, daß die Geste der Ausreiseerleichterung für eine bedeutende Anzahl von Leuten, die in Haft waren, oder die in Freiheit waren, oder die in bedingter Freiheit sind, oder einigen, die sogar noch in Haft sind, daß diese Geste ein Beweis für die Ernsthaftigkeit unserer Bemühungen ist, unserer Bereitschaft, diese Probleme anzugehen und zu besprechen, Nur ist dies jetzt alles an. die Öffentlichkeit gekommen, und man spricht jetzt von all dem, Aber man kann uns für all das nicht die Schuld geben.

Vielleicht wäre es das Beste, diese Gespräche mit der größten Diskretion, mit Ruhe und Geduld durchzuführen, Das kann nicht in 24 Stunden geschehen. Es geht dabei nicht um irgendwelche spektakulären Dinge, Wir glauben nicht, daß das eine Lösung wäre. Nun, wann dann? Ich glaube, daß man dazu Zeit braucht. Und welche Personen? Ich glaube, daß es mehr oder weniger repräsentative Persönlichkeiten sein müssen, die unserer Meinung nach nicht mit konterrevolutionären Gruppen oder Fraktionen verbunden sein dürfen, denn mit solchen Leuten werden wir nicht sprechen. Zwanzig Jahre einer siegreichen und konsolidierten Revolution sind nicht vergangen, damit wir mit den Rädelsführern der Konterrevolution sprechen, oder mit dem, was davon übrig geblieben ist. Ich glaube, daß diese Gruppen heute eine Minderheit bilden.

Deshalb würde ich als Minimum der Bedingungen nennen: Persönlichkeiten, die diese Probleme mit uns besprechen wollen, sollten mehr oder weniger repräsentativ sein, und nicht in Verbindung stehen mit konterrevolutionären Gruppen. Wir stellen nicht viele Bedingungen. Wir sagen nicht Repräsentanten, denn wer kann heute sagen, er vertrete die Gemeinde? Niemand vertritt die Gemeinde. Ich sehe keine andere Möglichkeit, als mit einigen mehr oder weniger repräsentativen Personen zu sprechen, die natürlich nicht in Verbindung stehen mit der Konterrevolution. Das ist das Minimum der Bedingungen, die wir stellen können: keine konterrevolutionären Rädelsführer, die es dort drüben noch gibt, real oder nur symbolisch.

Nun, wir waren dabei, diese Ideen auszuarbeiten – sie sind es noch nicht - wir haben die ersten Schritte in diese Richtung unternommen, als diese Fragen an die Öffentlichkeit kamen. All das werden, müssen wir noch bedenken, und schließlich müssen wir auch die Meinung der cubanischen Gemeinde in Betracht ziehen.

Wir sagen nur, daß wir diese Probleme aus Gründen der nationalen Würde und der nationalen Souveränität nicht mit der Regierung der Vereinigten Staaten diskutieren und auch niemals diskutieren werden, denn das sind innere Angelegenheiten unseres Landes. Ich muß aber auch sagen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten keinen einzigen Versuch gemacht hat, mit uns über diese Probleme zu sprechen. Ich glaube, daß sie sich nicht dafür interessiert haben und das erscheint mir richtig, denn sie sollten sehr wohl wissen, daß wir diese Art von Problemen nicht mit der Regierung der Vereinigten Staaten besprechen werden. Denn wir sagen, daß diese Fragen die Gemeinde betreffen, und auch die Frage der Gefangenen, die Probleme der Familienzusammenführung, die Rechte der Cubaner hinsichtlich der Besuche in unserem Land, Wir sind bereit, all das mit der cubanischen Gemeinde zu diskutieren.

A.G.: Aber glauben Sie nicht, daß es die Probleme, von denen Sie sprechen, erleichtern würde, wenn die amerikanische Regierung dabei mithelfen würde?

F.C.: Ja, natürlich. Und das Beispiel der Listen, die wir ihnen gegeben haben, ist ein Beweis dafür. Denn wenn die Regierung der Vereinigten Staaten irgendeiner dieser Personen die Einreise verweigert, dann kann sie nicht einreisen. Aber nicht nur in den Vereinigten Staaten gibt es Cubaner; es gibt Cubaner in Venezuela, in Mexico, in Zentralamerika, in Spanien, Hier ist ein Cubaner, der in Spanien lebt.

Manuel de Dios Vazaquez (M.V.) (La Prensa, New York): Herr Präsident, eine der Befürchtungen seit dem Bekanntwerden der Listen, die wir bei Befragungen in der cubanischen Gemeinde in New York gespürt haben, ist, daß der Dialog, den Sie gerade ratifiziert haben, zwischen der cubanischen Gemeinde und der Regierung von Cuba stattfindet, d.h. ohne die Beteiligung der Vereinigten Staaten, Das bedeutet ein Problem für die cubanische Gemeinde: das könnte für die Regierung der Vereinigten Staaten eine Möglichkeit sein, ehemalige Agenten oder eine große Anzahl ihrer Leute zu holen.

F.C.: Wer? Cuba?

M.V.: Nein, nein, nein, daß die Regierung der Vereinigten Staaten Ex-Agenten der CIA oder des FBI herausholt, und keine Cubaner, die gegen die Revolutionäre Bewegung gearbeitet haben, ohne zum CIA zu gehören. Das könnte eine Angelegenheit sein, bei der die Regierung der Vereinigten Staaten der einzig Begünstigte ist: ich hole die Leute, die mir am besten passen, Besteht dieses Risiko nicht in den Gesprächen zwischen der Regierung Cubas und der Regierung der Vereinigten Staaten, wenn Sie ihnen die Listen geben, ohne irgendeine Gruppe der Cubaner vorher zu befragen?

F.C,; Nun, ich glaube vor allen Dingen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten eine sehr große Verantwortung für alle Gefangenen hatte, für alle, die in Haft waren. Ich sage nichts Neues, wenn ich erkläre, daß die Regierung der Vereinigten Staaten die Konterrevolution viele Jahre lang unterstützt und gefördert hat. Ich bin überzeugt davon, daß die Mehrzahl der Leute, die an diesen Aktivitäten teilgenommen haben, dies nicht ohne die Ermutigung durch die Regierung der Vereinigten Staaten getan hätten. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat eine Unmenge Aktivitäten dieser Art entfaltet: sie hat zahlreiche Gruppen organisiert, sie hat zahlreiche Agenten ins Land geschleust, ihnen Geld und Waffen gegeben, ihnen alles gegeben, und vor allen Dingen hat sie vielen Leuten vorgegaukelt, daß die Revolution keine einzige Überlebenschance hätte, wenn die Vereinigten Staaten sie erst einmal resolut bekämpfe, Deshalb haben die Vereinigten Staaten eine große moralische Verantwortung für all diese Leute. Sie hat ebenfalls moralische Verantwortung für die Gemeinde, denn die Vereinigten Staaten haben vor der Revolution eine sehr niedrige Einwanderungsquote festgelegt. Vor der Revolution gab es hunderttausende von Personen, die wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten, wegen Arbeitslosigkeit und all dieser Sachen in die Vereinigten Staaten einreisen wollten. Und die Vereinigten Staaten haben das nicht erlaubt.

Als die Revolution siegte, haben die Vereinigten Staaten ihre Tore weit geöffnet, und haben sogar versucht, die Einwanderung zu fördern, vor allen Dingen um das Land ohne Techniker zu lassen, ohne qualifiziert Arbeiter, ohne Professionelle. Diese Politik haben sie aus politischen Gründen gemacht; aber auch, damit ihn ein menschliches Potential zur Verfügung stand, mit dem sie Konterrevolution organisieren konnte, die Piratenakte, die Invasion unseres nationalen Gebietes, wie sie es 1961 gemacht haben. Das menschliche Material rekrutierten sie aus den Emigrierten, Die Leute, die Piratenakte gegen uns durchgeführt haben, die Leute, die Attentate gegen uns durchgeführt haben, waren alle aus diesen Emigrierten zusammengestellt. In einem bestimmten Moment wurde die Politik geändert - das war im Jahr 1962 -: die Tore wurden vollständig geschlossen, als schon hunderttausende einen Ausweis beantragt hatten, um in die Vereinigten Staaten zu reisen, weil sie dort eine Familie hatten; weil sie dort ihre Kinder, Frau oder Mann oder ihre Brüder hatten. Also waren wir es, die dieses Problem wirklich gelöst haben, weil die Vereinigten Staaten ihre Tore vollständig geschlossen hatten und nur die empfangen haben, die illegal in die Vereinigten Staaten reisten: die, die in Booten oder in einem Floß kamen, haben sie mit großer Publizität empfangen und so diese Aktivitäten gefördert. Da haben wir den Hafen von Camarioca geöffnet.

Wir waren es, die die Regierung der Vereinigten Staaten zur Erfüllung der moralischen Verpflichtung gezwungen haben, die sie all jenen Personen gegenüber hatte, die der Politik der Vereinigten Staaten gefolgt sind und ihre Familien in die Vereinigten Staaten geschickt haben und einen Ausweis herausgeholt haben, um in die Vereinigten Staaten zu reisen. Und in gewisser Hinsicht haben wir die Regierung der Vereinigten Staaten zu einer Lösung gezwungen, weil wir gesagt haben: wenn ihr sie nicht legal akzeptiert, wenn ihr sie nur akzeptiert, wenn sie illegal reisen, unter Lebensgefahr, dann sind wir bereit, einen Hafen zu öffnen, damit ihr sie von dort ohne Gefahren abholt.

Es kamen ungefähr 900 Boote von Florida, und der Regierung der Vereinigten Staaten blieb keine andere Möglichkeit, als die Reise dieser Leute zu erlauben. Das ist die Geschichte.

Wir haben gesagt: alle, die das Land verlassen wollen, sollen gehen. Allen Leuten, die einen Ausweis hatten, die gehen wollten, haben wir die Sache erleichtert. Und die sogenannte "Freiheitsbrücke" wurde errichtet. Denn das Wort "Freiheit'" wurde bei diesen Machenschaften oft benutzt. Nicht umsonst hat jemand schon vor langer Zeit gesagt, daß alle Verbrechen im Namen der Freiheit begangen werden, Und das stimmt.

Aber ich glaube, daß diese Gefahr bei der Gemeinde nicht existiert. Ich glaube wirklich nicht, daß die Regierung der Vereinigten Staaten eine selektive Politik betreiben wird und nur die im Land aufnehmen wird, die direkte Verbindungen mit dem CIA oder anderen nordamerikanischen Geheimdiensten gehabt haben. Ich glaube nicht, daß es so ist, ich habe diese Befürchtungen nicht. Das zuerst.

Zweitens, wir diskutieren diese Probleme sehr wohl mit den Cubanern, dann werden aber auch die Cubaner keine Auswahl treffen.

Drittens, wenn z.B. die Vereinigten Staaten einige dieser 48 Gefangenen nicht aufnehmen wollen, wir haben das nicht als eine Bedingung für ihre Freilassung gefordert. Deshalb wird die Regierung der Vereinigten Staaten nicht in der letzten Minute entscheiden, ob wir eine Person freilassen oder nicht.

Deshalb wiederhole ich: wir sind bereit, mit den Repräsentanten der Gemeinde auch die Frage der Gefangenen zu diskutieren, der Gefangenen, die wir haben, und von denen Sie sicher wissen wollen, wieviele es sind und all das. Ich kann auf alle diese Fragen von Ihnen antworten.

Nun, ich würde sagen, daß es eine Frage gibt, über die wir auf keinen Fall sprechen werden, über die wir nicht sprechen können, und das betrifft die Gefangenen, die Verbindungen zu terroristischen Gruppen hatten, die schwere Verbrechen während der Diktatur begangen haben, denn das sind schon ein wenig delikatere Probleme. Wir sind nicht daran interessiert, die Reihen der Terroristen aufzufüllen oder der Gruppen, die Verbrechen begangen haben wie das von Barbados, die ein Flugzeug in der Luft explodieren ließen und 73 Menschen ermordet haben, darunter unsere gesamte Fechtmannschaft. Das können wir nicht vergessen.

Nun, wir sind bereit, Formeln zu suchen, Lösungen zu suchen für die wesentlichsten Probleme. Aber da gibt es bestimmte Grenzen, die wir nicht überschreiten können.

M.V.: Aber ist die Regierung bereit, Freilassungsanträge der Gefangenen zu bearbeiten und ihnen die Ausreise aus dem Land zu erlauben?

F.C.: Wir sind bereit, diese Probleme zu diskutieren. Wir haben noch keine Entscheidung getroffen, aber wir wissen, daß diese Probleme die cubanische Gemeinde beschäftigen.

M.V.: Aber gibt es irgendeine Begrenzung der Zahl der Gefangenen, die freigelassen werden?

F.C.: Es gibt keine Entscheidung, es existiert kein Abkommen über die restlichen Gefangenen; aber es bleiben noch ungefähr 3.000 Gefangene in Haft wegen konterrevolutionärer Aktivitäten und ungefähr 400 wegen Verbrechen in der Zeit der Diktatur, der Zeit vor der Revolution, von denen viele direkt in Verbindung stehen mit der Ermordung von Menschen. Und das ist schon eine etwas delikatere Angelegenheit. Nun, sie wurden natürlich verurteilt; wenn sie ihre Strafen verbüßt haben, werden sie freigelassen. Das ist - unserer Meinung nach - eine heikle Sache; der Fall von Leuten, die in der Batista-Zeit Verbrechen begangen haben, bedeutet eine heikle Situation für die Familien der Opfer, Das ist ein sehr heikles und besonderes Problem.

Es gibt auch eine Minderheit, ja, ich würde sagen eine Minderheit von Leuten, die Beziehungen zu noch aktiven terroristischen Gruppen haben, und wir haben keinerlei Interesse daran, die Reihen der Terroristen zu füllen. Darüber würden wir nicht bereit sein zu diskutieren; die übrigen Fragen wollen wir gerne mit der Gemeinde diskutieren. Und ich glaube, daß das noch unerreichbar gewesen wäre vor 15 Jahren, vor 10 Jahren, vor 5 oder vor 3 Jahren; neue Bedingungen sind geschaffen worden, sowohl innerhalb der Gemeinde als auch in unserem Land, weil wir niemals bereit waren, das in Betracht zu ziehen, obwohl viele Leute dafür gekämpft haben. Es existieren also in Wahrheit weder die Bedingungen.dafür, noch waren wir in der Verfassung, darüber zu reden, Haben Sie das verstanden?

William Long (W.L.) (Miami Herald). Hat die Ankündigung der letzten Wochen das Gespräch mit der cubanischen Gemeinde angeknüpft, und sind Sie immer noch unzufrieden mit der Aktion Washingtons?

F.C.: Nein, ich verstehe sehr gut, daß es für die Regierung der Vereinigten Staaten schwierig ist, die Diskretion über diese Angelegenheit aufrechtzuerhalten, weil so viele Leute daran beteiligt sind.

Mir scheint es, daß man diese Probleme am besten in Ruhe, ohne Druck, ohne Skandale, ohne Teilungen, ohne irgendetwas in dieser Art besprechen kann, Ich weiß nicht, welche Folgen die Publizität von all dem haben wird.

Deshalb sage ich, daß wir es vorziehen würden, diese Dinge mit der größten Diskretion zu besprechen, damit keine Leidenschaften da hineinspielen, Aber ich verstehe auch, daß es schwierig für die Regierung der Vereinigten Staaten war, darüber Schweigen zu bewahren, da es diesen Leuten Reisegenehmigungen bewilligen mußte und weil dabei viele verschiedenen Behörden beteiligt waren.

Ich glaube, daß die Publizität einige Verzögerungen mit sich gebracht hat, aber sie ist kein Hindernis und muß nicht unbedingt Schaden anrichten, Aber ich meine, daß Diskretion jetzt notwendig ist, denn es haben ja noch keine Gespräche stattgefunden. Wir haben mit einigen Persönlichkeiten gesprochen, mit ernstzunehmenden Personen, aber ich meine, daß wir mit weiteren Leuten sprechen sollten. Man kann dabei auch nicht von Gesprächen reden. Wenn ich sage, daß wir zu einem Gespräch bereit sind, dann denke ich dabei an eine größere Gruppe von Leuten, aber Sie wissen ja, wie die Dinge liegen. Denn auch das beinhaltet Gefahren, denn es gibt terroristische Gruppen, die es verhindern wollen, daß jemand mit Cuba spricht. Ich weiß nicht warum, ich weiß nicht, was sie sich dabei vorstellen. Wir haben diese Gespräche ja absolut nicht nötig. Für uns ist das eine Frage des Prinzips, eine Frage der politischen Ehrlichkeit, weil uns das konstruktiv erscheint, Aber es gibt offensichtlich Terrorgruppen. Sie wissen selbst, daß in den Vereinigten Staaten einige hundert Terroristen sind, die versuchen, die Gemeinde einzuschüchtern und die Leute bedrohen, die Bomben werfen und Mordanschläge durchführen und die viele Menschen in den Vereinigten Staaten schon getötet haben.

Wenn es also einige Leute gibt, die sich der Möglichkeit bewußt sind, daß einige dieser wichtigen Probleme gelöst werden können, die sich ernsthaft um die Gefangenen kümmern und sich für die Probleme der Gemeinde interessieren, so laufen diese Leute logischerweise Gefahr, daß Aggressionen und Attentate gegen sie unternommen werden. Wer weiß? Die Erfahrung beweist, daß diese Gefahr existiert. Das ist auch einer der Gründe, weshalb Diskretion empfehlenswert wäre. Wir selbst machen eine Politik, die jeder sehen und von der jeder wissen kann. Die Publizität interessiert uns nicht und sie kümmert uns nicht.

Guillermo Martinez Arocena (G.A.) (Miami Harald): Herr Präsident, gibt es eine Möglichkeit, daß wir die Liste der ersten 48 Personen erhalten können, die Sie den Vereinigten Staaten übergeben haben? Erstens. Und besteht zweitens die Möglichkeit, daß Hubert Matos einer der ersten freigelassenen Gefangenen sein wird, sei es in der ersten Gruppe oder etwas später?

F.C.: Ich werde Ihnen antworten, Ich weiß nicht, wie es die Nordamerikaner auffassen würden, wenn wir die Listen weitergeben würden, wenn wir sie veröffentlichen würden. Vielleicht glauben sie, daß das ein Druck von uns sein soll, um sie zu zwingen, die Listen zu akzeptieren. Das heißt, es erscheint uns nicht richtig, daß wir diese Entscheidung einseitig treffen. Es kann den Prozeß präjudizieren und als Mißtrauen von uns gewertet werden. Wenn wir die Listen veröffentlichen, wird das ein Problem für sie sein, weil wir dann praktisch ihre Entscheidungsfreiheit beschränken. Und zu der zweiten Frage, in dieser Gruppe von 48 Personen ist Hubert Matos nicht enthalten. Ich glaube, daß Tony Cuesta dabei ist, ich weiß nicht, ob noch andere der wichtigen Leute dabei sind. Wie ich schon gesagt habe, das haben wir mit einigen Cubanern im Ausland besprochen.

Was Hubert Matos betrifft, er wird Ende 1979 seine Strafe verbüßt haben. Aber wir schließen ihn natürlich nicht aus, Sie haben mich gefragt, ob er von diesen Gesprächen ausgeschlossen ist, das ist er nicht.

G.A.: Zwei Sachen noch, Herr Präsident: bei der Beantwortung einer Frage von einem Kollegen vor ein paar Minuten haben Sie gesagt, daß Sie bereit wären, diese 48 Gefangenen freizulassen, auch wenn die Vereinigten Staaten diese politischen Gefangenen nicht akzeptieren werden, damit sie fortgehen können.

F.C.: Diese 48?

G.A.:Ja.

F.C.: Ja.

G.A.: Seitdem das der Fall ist, ist es doch offensichtlich für die Vereinigten Staaten, daß das nicht ein Druck auf ihre Regierung ist, sondern einfach eine Möglichkeit, für die cubanische Gemeinde, die so ängstlich die Namen dieser 48 Personen erwartet hat, zu wissen, wer sie sind.

F.C.: Aber ich bin vollkommen davon überzeugt, daß die Regierung der Vereinigten Staaten das als einen Druck von unserer Seite ansehen wird, Ich bin vollkommen überzeugt davon.

Es gibt nämlich etwas, auf das wir sehr viel Wert legen, und das ist Ernsthaftigkeit und Diskretion. Ich möchte nicht, daß man uns nachher Gewissenlosigkeit nachsagt. Wir wissen im Augenblick überhaupt noch nicht, welche Kriterien die Autoritäten der Vereinigten Staaten anwenden werden. Dort hat man gesagt, daß sie die Listen gerichtlich prüfen müssen, damit wir ihnen keine Terroristen schicken. Nun, die ersten, die daran interessiert sind, daß keine Terroristen herauskamen, das sind wir, wir sind am meisten daran interessiert. Und man sagt auch, daß wir ihnen Spione schicken würden, Was für eine lächerliche Art, Spione in die Vereinigten Staaten zu schicken! Man nimmt an, daß einige, die hier viele Jahre in Haft waren, unsere Spione sind, und daß sie in den Vereinigten Staaten zu unseren Gunsten spionieren werden! Das ist nun wirklich in keiner Weise logisch. Wir suchen uns die Spione nicht aus den konterrevolutionären Gefangenen. Wofür brauchen wir auch Spione? Wofür brauchen wir sie?

Ich erinnere mich an Girón, eine Zeit, in der wir am meisten Spione gebraucht hätten, aber alles, was sie unternommen haben, hörte man in den Straßen von Miami, es erschien in den Zeitungen und es erschien überall. Wir haben 90% von dem,'was vor der Invasion von Girón passierte, auf offener Straße gehört. Wir haben keine Spione gebraucht, und heute brauchen wir noch viel weniger welche.

Also, von diesen beiden Dingen hat man gesprochen: sie wollen nicht, daß gewöhnliche Kriminelle kommen, Leute, die für gewöhnliche Verbrechen verurteilt wurden, Und wir werden nicht die Lächerlichkeit begehen und jemanden dazunehmen, der wegen Raub verurteilt ist. Das wird in zwei Minuten entdeckt; außerdem würde das jeglicher Gewissenhaftigkeit entbehren, jeglichen Prestiges für die Revolution. Wenn wir sagen, daß sind konterrevolutionäre Gefangene, dann sind das konterrevolutionäre Gefangene, Weder Terroristen noch Spione in dieser Gruppe.

Aber natürlich kennen wir die Kriterien nicht. Wir wissen nicht, ob sie 10, 5, 90 oder 100% aufnehmen. Im Augenblick wissen wir nicht im geringsten, welche Kriterien sie hierbei anwenden werden. Deshalb sage ich ehrlich: was würde es uns bedeuten, Ihnen die Listen zu geben? Welche Unannehmlichkeiten könnte das auf unserer Seite haben? Sie werden sie dort auf jeden Fall erhalten, Aber wie ich schon sagte: ich bin besorgt um die Kriterien und die Meinung der nordamerikanischen Autoritäten, wenn wir die Listen veröffentlichen würden. Deshalb bin ich überzeugt, daß wir einen sehr starken Druck ausüben würden, wenn wir die Listen veröffentlichten. Und wir brauchen die Zusammenarbeit der nordamerikanischen Behörden. Wenn wir sie unter Druck setzen... Denn wir haben viele Möglichkeiten, sie unter Druck zu setzen. Ich nannte Ihnen ein Beispiel: als sie die Cubaner, die schon einen Paß erhalten hatten, nicht akzeptierten, als die Vereinigten Staaten die Einreise verweigerten, haben wir den Hafen von Camarioca geöffnet. Eine sehr wirksame Art von Druck. Aber glauben Sie mir, wir wollen nicht mehr auf Druck dieser Art zurückgreifen, das zu tun erschiene uns nicht konstruktiv. Glauben Sie mir, daß das der einzige Grund ist, weshalb wir Ihnen die Listen nicht geben.

Ich glaube, daß die Regierung der Vereinigten Staaten eine konstruktive Haltung bei dieser Sache zeigt und wirklich allen Personen die Einreise in die Vereinigten Staaten erlaubt, die das beantragt haben, sowohl jenen, die in Haft waren und in die Vereinigten Staaten gehen wollen, als auch diesen 48, die noch in Haft sind.

Ich möchte auch, daß Sie wissen, daß das, was wir getan haben, eine Geste war, eine Geste. Warum 40, 48? Einfach weil wir beweisen wollen, daß wir es ernsthaft meinen und das Problem ernsthaft lösen wollen. Das ist eine Geste, das muß man als eine Geste auffassen.

Peter A. Arnett (P.A.(Associated Press): Herr Präsident, Eine andere Frage scheint die Möglichkeit einer Verbesserung der nordamerikanischen-cubanischen Beziehungen zu stören, und das sind die Geschehnisse in Afrika. Ist die Aufgabe Cubas in Afrika schon beendet? Welche Möglichkeiten bestehen zur Rückführung einiger Truppen nach Cuba?

F.C.: Wieviele Fragen haben Sie mir gestellt? Zwei oder drei?In welcher Reihenfolge möchten Sie, daß ich sie beantworte? Sie haben mich zuerst nach den Beziehungen gefragt.

P.A.: Nein, ich wollte damit sagen, daß die Beziehungen dadurch beeinträchtigt werden.

F.C.: Nun, und werden die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und uns nicht beeinträchtigt durch die Präsenz von nordamerikanischen Truppen in Panama, z.B.,die Präsenz von nordamerikanischen Truppen in Griechenland, in Westeuropa, in Japan? Die Militärbasen der Vereinigten Staaten in zahlreichen Ländern belasten die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu uns also nicht?

Die Vereinigten Staaten haben, zum Beispiel - ich spreche jetzt nicht von der NATO - in Saudi-Arabien tausende von Militärspezialisten, im Iran haben sie tausende von Militärspezialisten. Stellen Sie sich vor, wir würden jetzt die Haltung einnehmen und zu den Vereinigten Staaten sagen: wenn sie wollen, daß sich die Beziehungen zu uns verbessern, dann müssen sie zuerst dieses militärische Personal und diese Truppen abziehen, die sie dort haben.

Aber noch mehr: die Vereinigten Staaten haben Truppen an einem Ort, wo sie sie nicht haben dürfen und keinerlei Recht haben, sie dort zu lassen, und das ist auf cubanischem Gebiet, auf der Marinebasis von Guantanamo. Stellen Sie sich das vor! Und sie haben niemals davon gesprochen, diese Truppen zurückzuziehen, Aber wir stellen nicht die eine Sache als Bedingung für die andere, natürlich nicht. Wir weigern uns kategorisch, unsere Solidarität mit Afrika zu diskutieren. Diese Fragen können nicht diskutiert werden mit der Regierung der Vereinigten Staaten, und wir werden niemals über sie verhandeln. Wir werden unser Personal dort zurückziehen, wenn unserer Meinung nach ihre Anwesenheit dort nicht mehr nötig ist, und immer in voller Übereinstimmung mit den Regierungen dieser Länder, in denen sich dieses militärische Personal befindet. Denn die einzigen, mit denen wir diese Probleme diskutieren werden, die einzigen, mit denen wir sie diskutieren können, sind sie. Denn unser militärisches Personal ist an diesen bestimmten Orten in Erfüllung von Übereinkünften mit diesen Regierungen, und die Regierung dieses Landes zerreißt ihre Abkommen und Beschlüsse nicht, Und die Regierung von Cuba verhandelt nicht über die Ehre des Landes.

P.A.: Ich möchte die Frage noch weiterführen, Wie jeder weiß, hatten die Vereinigten Staaten Truppen in Vietnam und in Korea. Sie haben mit dem Rückzug dieser Truppen angefangen, nach Druck sowohl von innen als auch vom Ausland, und sie haben auch daran gedacht, alle ihre Truppen aus Südkorea abzuziehen, Das waren spezielle militärische Zugeständnisse an die lokalen Regierungen. Und ich habe mich gefragt, ob Sie nicht glauben, daß in Angola und äthiopien genug Fortschritte gemacht worden sind, so daß Sie einen Teil Ihrer Truppen von dort zurückziehen können.

F.C.: Nun, ich weiß nicht. Man kann diese Sachen nicht vergleichen. Ich erinnere mich, daß die Regierung einseitig beschloß, Truppen nach Korea zu schicken, als der Krieg und die ganze Geschichte anfing. Und, weiter daß die Vereinigten Staaten an beiden Orten geschlagen wurden, in Korea und in Vietnam.

Nun, wenn die Vereinigten Staaten, die Truppen, die sie in Südkorea gehabt haben, zurückziehen wollen, dann begrüßen wir diese Entwicklung. Aber es kommt uns nicht in den Sinn, zu den Vereinigten Staaten zu sagen: hören Sie, wenn Sie wollen, daß sich die Beziehungen zu uns verbessern , müssen Sie Ihre Truppen aus Südkorea zurückziehen. Außerdem sprechen die Vereinigten Staaten nicht mit uns über ihre Entscheidung, Truppen aus Südkorea zurückzuziehen. Ich glaube, das besprechen sie mit der Regierung Südkoreas, aber das diskutieren sie nicht mit uns, darüber geben sie uns keine Erklärung ab. Also, warum sollen wir der Regierung der Vereinigten Staaten unsere Abkommen mit den Regierungen Afrikas oder irgendeines anderen Landes erklären? Was wir tun, ist absolut legitim im Licht des internationalen Rechts und der Souveränität der Völker.

Außerdem sind es die Vereinigten Staaten, die die meisten Truppen außerhalb ihres Landes und in die meisten Länder der Welt gesandt haben. Ich verstehe nicht, wie sie sagen können, "tu das, was ich sage, und nicht das, was ich tue", Warum? Wer hat den Vereinigten Staaten das Recht gegeben, oberster Richter über das Universum zu sein und anderen Regierungen zu sagen, was sie tun sollen und was sie tun können und was ihnen legitim erscheint, zu tun, ist das für andere nicht auch legitim? Diese Philosophie können wir nicht akzeptieren, Weil die Vereinigten Staaten machtvoll sind? Das wissen wir seit 20 Jahren. Wir haben 20 Jahre lang einen Kampf mit den Vereinigten Staaten geführt. Wir kennen sie, und sie sollten uns auch langsam kennen.

P.A.: Vielen Dank.

G.U.: Herr Präsident: Sie haben erwähnt, daß der Kurs der Revolution unwiderruflich sei.

F.C.: Ja.

G.U.: Und gefestigt. Warum erlauben Sie dann nicht, daß Cubaner, die mit Ihrer Regierung nicht einverstanden sind, das Land frei verlassen dürfen?

F.C.: Aber wir erlauben ständig, daß Leute Cuba verlassen, viele Leute, schon seit Jahren. Wir sind natürlich nicht daran interessiert, die Auswanderung zu fördern, dazu haben wir keinen Grund. Und wenn man die Situation der Vereinigten Staaten mit der Cubas vergleicht, die Vereinigten Staaten waren das reichste Land der Welt, mit dem höchsten Lebensstandard der Welt, und wir ein kleines Land, ein armes Land, ein unterentwickeltes Land, wo man sehr hart arbeiten mußte, um sich sein Brot zu verdienen. Und ich werde Sie etwas fragen: haben die Vereinigten Staaten allen Mexicanern, die in das Land wollten, die Einreise erlaubt? Haben sie allen Lateinamerikanern die Einreise erlaubt? Allen Haitianern, die in die Vereinigten Staaten wollten, haben sie ihnen die Einreise erlaubt? Bei uns jedoch haben sie eine Politik angewandt, daß alle Cubaner kommen sollen, die das wollen, dann werden sie einen Wettbewerb machen. Und wir haben gesagt: alle sollen gehen, die es wollen. Und wir haben die Herausforderung angenommen. Von den 6.000 Ärzten, die wir hatten, haben sie 3.000 genommen. Gut, denn jetzt haben wir 14.000 Ärzte.

Wir haben die Herausforderung angenommen, d.h. ‚dieses Land hat die Herausforderung angenommen, trotz des wirtschaftlichen Reichtums der Vereinigten Staaten. Und wir haben allen Bürgern gesagt: diejenigen, die in den Vereinigten Staaten leben wollen mit ihrem Lebensstandard, die sollen da leben. Das haben wir gesagt. So haben wir die Herausforderung angenommen. Ich glaube, daß kein Land eine weniger restriktive Politik machte als Cuba. Weil wir die Türen weit geöffnet haben. Und wir haben sie nicht nur geöffnet: in einem bestimmten Moment haben wir die Vereinigten Staaten gezwungen, wir haben ihnen gesagt: jetzt nehmt auch die Bürger, die ihr dazu angestiftet habt,in den Vereinigten Staaten zu leben. Akzeptiert sie!

Wir haben im allgemeinen keine restriktive Politik gemacht. Wir wünschen natürlich nicht gerade, daß die Auswanderung gefördert wird, denn wir brauchen unsere Bevölkerung und unsere Techniker auch; aber im allgemeinen ist die Politik nicht restriktiv. Jedes Jahr verläßt eine Anzahl von Leuten das Land; aber ich werde Ihnen nicht erzählen,.daß wir die Türen weit öffnen und eine Kampagne starten, die die Auswanderung aus dem Land fördert, die das publik macht, verstehen Sie? Denn das kann sich in ein politisches Instrument gegen die Revolution wandeln, wie es schon einmal der Fall war.

G.U.: Sie sagen, daß Ihnen noch Bevölkerung fehlt. Fürchten Sie nicht, daß viele Leute weggehen?

F.C.: Nein. Das fürchte ich nicht, wirklich nicht. Es ist eine Sache, die Emigration zu fördern, und eine andere, eine starre Politik zu betreiben.

Wir beweisen das gerade jetzt. Die Nordamerikaner baten uns, diejenigen ausreisen zu lassen, die eine doppelte Nationalität besitzen. Das ist in Ordnung, Hatte er eine nordamerikanische Großmutter? Gut, dann soll er in die Vereinigten Staaten gehen. Das beweist, daß wir nicht so restriktiv sind.

Es gibt eine ganze Reihe von Personen mit ihren Familien, die hier in Haft waren wegen Delikten gegen die Revolution und die in die Vereinigten Staaten gehen möchten, und wir erleichtern ihnen das.

Normalerweise verlassen jedes Jahr viele Leute das Land. Im Gegenteil, wir sind mehr geneigt, Leute herauszulassen als die Einwanderung zu erlauben.

Denn bei einer massiven Einwanderung gäbe es wirklich viele Probleme. Probleme der Arbeit, Probleme der Wohnungen. Deshalb sind wir ebensowenig daran interessiert, die Einwanderung zu fördern. Aber wir betreiben dabei keine unflexible Politik, Wir sind bereit, die Frage der Familienzusammenführung zu diskutieren, das würde bedeuten, daß eine Reihe von Leuten in die Vereinigten Staaten gehen würden zu ihren Familien - innerhalb der allgemein akzeptierten Interpretation des Konzeptes der Familienzusammenführung,. Das beweist, daß wir eine offene Haltung einnehmen.

G.U.: Danke schön,

Ana M. Azcuy (A.A.): Ich würde gerne auf das Thema der Gefangenen zurückkommen, d.h. auf die erste Gruppe der 48. Wie wurden sie ausgewählt? Werden das nur diejenigen sein, die ihre Strafe schon verbüßt haben? Der Reporter von "Washington" sagte, daß ihre Zahl bei 500 bis 1.000 läge.

F.C.: Welche, die die in Haft waren?

A.A.: Ja. Die in "Washington" publizierte Ankündigung besagte, daß die Zahl der Gefangenen 500 bis 1.000 erreichen könnte, die die Regierung Cubas bereit wäre, freizulassen.

F.C.: Es gibt einige tausend Leute, die in Haft waren. Das Problem dieser Leute haben wir gelöst, niemand anders hat das getan. Das waren nicht die Vereinigten Staaten. Und viele von ihnen wurden freigelassen, bevor sie ihre Strafe verbüßt haben.

Dort drüben fragt man sich, ob wir 15.000 oder sogar 20.000 Gefangene haben. Es gab eine Zeit, in der hatten wir sehr wohl mehr als 15.000 konterrevolutionäre Gefangene hier. Die gesamte Brigade von Girón war in Haft, einige 2.000 zusammen, und sie haben die Zahl der Gefangenen erheblich erhöht.

Aber Sie sehen ja schon: wir haben selbst eine Lösung dieses Problems gesucht, denn ich möchte, daß Sie wissen, daß die Idee der Lösung mittels einer Entschädigungszahlung von Cuba kam, nicht von der Regierung der Vereinigten Staaten.

So hat die Regierung Cubas die Lösung für dieses Problem gesucht, so ist es historisch, Sie könnten immer noch im Gefängnis sein;sie hätten mit allem Grund und vollem Recht noch gefangen sein können, weil sie unserer Meinung nach ein schweres Verbrechen begangen haben: die Invasion des Landes, organisiert durch die CIA, im Dienste einer fremden Macht. Das wird üblicherweise in der ganzen Welt sehr hart bestraft. Wir haben uns jedoch eine Lösung ausgedacht, und sie haben uns eine Entschädigung gezahlt, keine ausreichende, sie haben nicht alles bezahlt, und wir haben diese Leute freigelassen. Also war das eine Lösung, die von uns kam.

Und als der Kampf hier zwischen den Vereinigten Staaten und Cuba auf seinem Höhepunkt war, als die Konterrevolution sehr stark war, da gab es wirklich mehr als 15.000 Gefangene. Jetzt ist die große Mehrheit von ihnen aus der Haft entlassen;einige haben das Land verlassen, aber viele sind in Cuba, auf den Straßen;viele von ihnen arbeiten, andere sind ohne Arbeit, es gibt einige, die keine Arbeit haben, aus den Gründen, die ich Ihnen schon dargelegt habe. Nun, ich weiß nicht, ob sie alle das Land verlassen wollen, aber ich glaube das nicht. Ich glaube, daß viele nicht gehen wollen, daß sie hier zufrieden sind, daß sie arbeiten.

Aber wir begrenzen das nicht auf diese Hundert. Wenn es noch mehr gibt, die Schwierigkeiten mit der Arbeitsstelle haben und die in die Vereinigten Staaten gehen wollen, dann sind wir bereit, ihnen die Ausreise zu erlauben.

Aber lassen Sie uns die Frage der Gefangenen trennen von denen, die noch immer in Haft sind. Wir haben versucht, die Meinung vieler von ihnen kennenzulernen, und es gibt einige hundert, deren Familien in den Vereinigten Staaten leben und die auch dorthin ziehen wollen. Daher kommen die Listen, die wir angefertigt haben. Aber das ist nicht begrenzt, wir können die Listen auch noch erhöhen, Natürlich wollen wir nicht alle, die einmal in Haft waren, in die Vereinigten Staaten schicken; aber diejenigen, für die das nötig ist, weil sie eine Familie haben, weil sie wirtschaftliche Probleme haben, weil sie keine Arbeit haben, oder es schwierig für sie ist, Arbeit zu finden, und die deshalb in die Vereinigten Staaten gehen wollen, wir werden sie nicht daran hindern, das zu tun, wenn die Regierung der Vereinigten Staaten sie akzeptiert.

Aber wir haben hierbei kein bestimmtes Kriterium befolgt, sondern wir haben die berücksichtigt, die die meisten Schwierigkeiten hatten oder die eine Familie in den Vereinigten Staaten haben. Das heißt, wir haben keine Gruppe diskriminiert und auch keine vorgezogen, sondern wir haben die berücksichtigt, die Schwierigkeiten haben oder die eine Familie in den Vereinigten Staaten haben, Das ist das Kriterium, das wir angewandt haben, Bei den 48 Gefangenen war das Kriterium, verschiedene repräsentative Gefangene herauszusuchen. Es gab da kein besonderes Problem, wir wollten nur beweisen, daß wir ernsthaft an der Sache interessiert waren, es war eine Geste denen gegenüber, mit denen wir gesprochen haben. i

A.A.: Sie sprechen von einigen, die jetzt noch in Haft sind und von anderen, die nicht mehr im Gefängnis sind, Die Zahl derer, denen man die Gelegenheit geben wird, Cuba zu verlassen, wird 100, 500 sein?

F.C.: Nun, es können mehr als tausend sein. Und vielleicht können es zweitausend sein, dreitausend. Wir haben da keine Grenzen gesetzt.

Ich würde sagen, daß das Kriterium sein muß, denjenigen die Ausreise zu erleichtern, die es nötig haben, die eine Familie in den Vereinigten Staaten haben. Es gibt einige, die eine Familie dort haben, andere haben Schwierigkeiten mit der Arbeit. Ich habe Ihnen schon erklärt, daß es da eine Zurückweisung gibt, ich habe Ihnen dieses Problem schon erklärt, es existiert wirklich und es ist nicht immer leicht, eine Arbeit für jemanden zu finden, der im Gefängnis war. Viele von ihnen arbeiten, viele haben im Gefängnis sogar einen Beruf gelernt und arbeiten jetzt. Aber es gibt einige, die keine Beschäftigung haben und es gibt einige, die Schwierigkeiten haben. Wir gehen aber auch nicht zu einem Mann hin, der eine Arbeit hat, der hier sehr gut mit seiner Familie lebt und sagen ihm: hör mal, willst du in die Vereinigten Staaten gehen? Wir werden ihn nicht zwingen, in die Vereinigten Staaten zu gehen;wir werden ihn nicht aus Cuba hinauswerfen. Sie haben das Recht, hier zu sein. Wir werden niemanden hinauswerfen und niemanden zwingen, zu gehen.

Es handelt sich dabei um die Leute, die entweder eine Familie dort haben oder die gehen müssen. Vielleicht haben sie es leichter, in Florida eine Arbeit zu finden als hier. Das ist das Problem. Aber wir haben auch keinen Einwand.

Tirso Pimentel (T.P.) (Kanal 23, Miami): Herr Präsident, Sie haben vor einigen Minuten von 3.000 Gefangenen gesprochen...

F.C.: Ungefähr 3.000. Es ist wenig mehr, aber nur ein ganz klein wenig.

T.P.: Das sind diejenigen, die, wenn sie aus der Haft sind, Schwierigkeiten haben würden, eine Arbeit zu finden hier, oder die Angehörige in Florida oder sonstwo in den Vereinigten Staaten haben?

F.C.: Im allgemeinen bemühen wir uns darum, daß jeder, der aus der Haft kommt, auch eine Arbeit findet, Natürlich ist es nicht immer einfach, eine Arbeit zu finden, die den Leuten auch gefällt. Nun, es ist nicht immer leicht, das zu finden, weil wir ein bestimmtes Beschäftigungssystem in Cuba haben. Wir können niemanden zwingen, daß er diese oder jene Person akzeptiert, Nehmen wir eine Fabrik oder eine bestimmte Art von Arbeit, in einem Büro der Verwaltung, an irgendeinem Ort, wenn sie dorthin kommen - und immer werden Referenzen verlangt -, und wenn sie dann sagen, daß sie wegen konterrevolutionärer Delikte in Haft waren, dann gibt es einen großen Widerstand, ihnen Arbeit zu geben. Das ist nicht einfach, wir finden das nicht einfach.

Jetzt arbeiten schon viele, denn es gab alle Arten von Leuten. Es gab einige mit einer bestimmten Qualifikation, andere hatten sie nicht, haben sie aber erworben, vor allem im Bauwesen, Es gibt viele, die auf dem Bau arbeiten, als qualifizierte Arbeiter, die ihren Beruf im Gefängnis gelernt haben.

T.P.: Und dieser Widerstand bei der Arbeitssuche, würde der nicht noch länger andauern, wenn sie hier noch länger bleiben?

F.C.: Unsere Haltung in dieser Frage ist die, daß wir diejenigen, die eine Familie in den Vereinigten Staaten haben, in die Vereinigten Staaten zu reisen lassen bereit sind. Und wir haben nichts dagegen, daß die, die noch in Haft sind, nach ihrer Entlassung, wenn sie ihre Strafe verbüßt haben oder aus welchen Gründen auch immer, in die Vereinigten Staaten oder sonstwo hingehen können, wir haben nichts dagegen.

T.P.: Wenn sie ihre Strafe verbüßt haben.

F.C.: Das ist richtig, oder wenn ihnen ein Teil der Strafe erlassen worden ist oder aus anderen Gründen, Sie sehen, das ist der Fall der 48 Gefangenen. AU das ist logisch, denn wir haben einen jahrelangen Kampf geführt;Sie sehen die Sache vielleicht aus einem anderen Blickwinkel, denn Sie sind dort, aber wir sind hier. Die Dinge sind drüben so gelaufen, aber hier sind sie anders gelaufen. Die Revolution ist eine Revolution der Massen, der kämpferischen Massen, militanten Massen, die sich in zwanzig Jahren politischen und ideologischen Kampfes erzogen haben, in jeder Hinsicht. Und natürlich strengen wir uns an, um zu versuchen, daß die aus der Haft Entlassenen Arbeit finden. Aber was sollen wir tun? ! Die Leuten zeigen Widerstand, das tun sie. Wir werden sie nicht zwingen.

Nun zu der Art der Arbeit. Sie haben nicht zu vielen Arten der Beschäftigung Zutritt, Wenn man sie zu einem Büro in der Verwaltung bringt, dann ist es logisch, daß sich vom Minister bis zum bescheidensten Büroarbeiter alle widersetzen, es gefällt ihnen nicht. So gibt es viele Arten der Arbeit, die begrenzt sind, die für sie nicht zugänglich sind. Dann bleiben noch andere Arten übrig. Man muß sehen, ob sie ihnen gefällt, ob sie für diese Art von Arbeit ausgebildet sind. Und so weiter,

T.P.: Herr Präsident, wenn gleichzeitig diese Personen, die solche Schwierigkeiten haben, eine Arbeit zu finden, wenn sie ihre Strafe verbüßt haben oder freigelassen worden sind, würden sie nicht die gleiche Situation in anderen Ländern vorfinden, wo sie vielleicht hingehen wollen und wo sie keine Angehörigen haben?

F.C.: Nun, bis jetzt war das nicht so, denn in den Vereinigten Staaten war das nicht so. In der Tat, sie könnten das so vorfinden... Ich werde nicht sagen, daß sie einen sicheren Arbeitsplatz erhalten. Es kann sogar sein, daß sie gerne wieder hierhin möchten, wenn sie drüben sind. Aber schließlich ist da ja ihre Wahl.

Wir werden weiter kämpfen. Ich glaube, daß wenigstens 75% der ehemaligen Gefangenen arbeiten. Das ist eine Durchschnittszahl. Es könnten etwas weniger sein, es können 70% sein, oder es können mehr sein, es können 80% sein. Ich würde das gerne einmal überprüfen lassen, eine Untersuchung darüber, wieviele genau arbeiten und wieviele nicht. Aber mein Eindruck ist, daß die Mehrheit arbeitet.

Aber sogar jenen, die im Gefängnis sind und die arbeiten wollen, wird die Gelegenheit dazu gegeben. Und nicht nur das, man bezahlt sie sogar, ja, man bezahlt sie! Während sie arbeiteten, erhielten sie den gleichen Lohn wie ein Arbeiter in Freiheit;exakt den gleichen Lohn. Ich glaube, Cuba ist das einzige Land in der Welt, wo das geschieht - ich weiß nicht, ob es noch ein anderes gibt, es kann sein. Aber wir zahlen den wegen Delikten gegen die Revolution Gefangenen und den gewöhnlichen Gefangenen, die arbeiten, einen Lohn. Viele von ihnen arbeiten sogar nach ihrer Entlassung in dem Beruf weiter. Viele hatten vorher keinen Beruf. Sie haben einen Beruf erlernt, sie wurden Maurer, Tischler, Bauarbeiter, und sie haben nachher weiter auf dem Bau gearbeitet, wenn sie das wollten. Wir haben sie nicht dazu gezwungen, wir haben ihnen nicht gesagt: nun, du mußt jetzt weiter in dem Beruf arbeiten. Die das wollten, haben weiter in dem Beruf gearbeitet.

Aber es gibt da eine Frage bei dem Beschäftigungsproblem. In Cuba gibt es Arbeit, es gibt Arbeit in der Landwirtschaft, im Zuckerrohranbau, in vielen verschiedenen Gebieten. Aber nicht jeder will Zuckerrohr schneiden, oder in weit entfernte Gebiete gehen wie nach Remates de Cuane, um eine Schule zu bauen. Und wir können sie nicht zwingen und ihnen sagen, daß sie dort eine Schule bauen müssen. Es gibt Leute, die z. B. verschiedene Möglichkeiten der Arbeit haben, aber sie gefallen ihnen nicht, sie wollen eine andere: also können sie da, wo sie hingehen wollen, keine Beschäftigung erhalten. Deshalb ist das eine relative Sache. Arbeit gibt es in Cuba für jedermann: in der Landwirtschaft, auf dem Bau, überall. Aber man kann niemanden zwingen und ihm sagen, du mußt jetzt nach Baracoa gehen oder du mußt nach Moa gehen und dort auf dem Bau arbeiten.

Es gibt einige Sektoren, in denen es leicht ist, Arbeit zu finden, Aber wenn der Mann Maschinenschreiber ist, dann ist das sehr schwierig. Es ist eine andere Sache, Arbeit in einem Büro zu finden, eine andere Beschäftigung.

Aber ich kann Ihnen auch die Fälle von Medizinern nennen, die wegen Delikten gegen die Revolution in Haft waren und nach ihrer Entlassung in Krankenhäusern gearbeitet haben. Denn der großen Mehrheit haben wir Arbeit gegeben, der großen Mehrheit;aber nicht alle haben Arbeit. Und das ist ein Problem für sie und auch ein Problem für uns.

T.P.: Comandante, viele der Gefangenen haben ein Interesse daran gezeigt, sich zu rehabilitieren oder den Schaden, für den sie inhaftiert wurden, wieder gut zu machen, sie wollten einen Beruf oder irgendetwas lernen, obwohl es in einigen Bereichen Widerstand gab, sie einzustellen, aber halfen ihre Anstrengungen nicht, sie zu rehabilitieren?

F.C.: Ja,ich glaube, daß das geholfen hat. Das hat auch dazu beigetragen, daß jetzt die große Mehrheit von ihnen arbeitet,

Denn diese Programme, die wir gemacht haben, sind in der Tat eine Lösung für die Gefangenen;niemand würde etwas dabei verdienen, wenn ein Gefangener hier 15 oder 20 Jahr in Haft sein würde. Sie würden nichts verdienen dabei und wir auch nicht.

Was haben einige dieser Gefangenen am Anfang gedacht? Daß es eine Invasion in Cuba geben würde und daß die Vereinigten Staaten sie befreien würden. Nichts davon ist geschehen.

Wir haben die Mittel geschaffen, damit sie freikommen. Diejenigen eingeschlossen, die nach Girón kamen, sind in den letzten 15,16 oder 17 Jahren mehr als 14.000 Leute, die in Haft waren, frei gelassen worden. Die große Mehrheit, praktisch 80%, sind frei.

All die Zahlen, die dort drüben zirkulieren, sind märchenhaft und lächerlich, wahre Mythen.

T.P.: Natürlich, die Tatsache, daß sie assimiliert wurden - um die Frage zu beenden -, bedeutet, daß die anderen, die noch freigelassen werden, die gleiche Chance haben, auch assimiliert zu werden.

F.C.: Ich glaube ja. Wenn einige der Leute, die noch in Haft sind, ihre Strafe verbüßt haben oder aus welchen Gründen auch immer vorher freigelassen werden, und wenn sie es wünschen, hier zu bleiben, wenn sie eine Arbeit finden und es ihnen hier gefällt, dann würden wir uns freuen, wenn sie hierblieben. Wir hindern niemanden daran, im Land zu bleiben. Wie können wir ihnen verbieten, hier zu bleiben? Es ist ihr Recht, nichts als ihr Recht.

Und ich glaube, daß es uns gelungen ist, wenigstens 75% um nicht zu übertreiben - zu assimilieren, ohne Übertreibung.

Ich müßte noch präzisere Daten ermitteln, um Ihnen exakte Zahlen geben zu können. Aber was ich weiß, was ich gehört habe, sind nicht weniger als 75%, die assimiliert wurden, 25% bleiben noch, das mögen etwa einige tausend sein, zwei oder drei tausend;ich kann Ihnen da keine genauen Zahlen geben.

Unter diesen Personen können einige auch arbeiten, aber man kann nicht sagen, daß er assimiliert ist, er ist nicht zufrieden, seine Familie ist drüben und er will ebenfalls gehen;in solchen Fällen ermöglichen wir ihm, auch wenn er Arbeit hat, daß er gehen kann, Wir werden ihn aber nicht zwingen, zu gehen.

Aber dies ist in Wirklichkeit schon alles entschieden. Worüber wir jetzt sprechen, ist eine entschiedene Sache, was die Ausreisenden und die Ex-Häftlinge betrifft.

E.R.: Herr Präsident, ich möchte die Frage noch etwas vertiefen, die Sie schon in Ihrer Antwort zu Mr. Arnetts Frage berührt haben.

Seit einem Jahr ist das Interessenbüro der Vereinigten Staaten hier in Havanna geöffnet, und es entsteht der Eindruck, daß sich die Beziehungen verbessern würden, und Ihr Bruder hat später auch gesagt, daß der Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und Cuba beendet sei. Und dann kam die Kritik der Vereinigten Staaten in Bezug auf Ihre Politik in Afrika, und Sie waren in Ihrer Rede am 26, Juli sehr kritisch mit den Vereinigten Staaten.

Was ich gerne wissen möchte ist: stagnieren die Beziehungen zwischen Cuba und den Vereinigten Staaten wegen der Kontroverse um die Afrika-Politik? Anders gefragt, wer muß den Schritt unternehmen?

F.C.: Ohne Zweifel hängen die Beziehungen zwischen Cuba und den Vereinigten Staaten nicht von uns ab. Wir wollen diese Beziehungen ja, aber das hängt von den Vereinigten Staaten ab.

Die Vereinigten Staaten halten ihre rigorose wirtschaftliche Blockade Cubas aufrecht. Ich will jetzt keine Adjektive gebrauchen, um die Blockade zu beschreiben: ich müßte ziemlich starke Adjektive gebrauchen. Wenn man die harmlosesten Worte gebraucht, muß man sagen, daß die Blockade im Gegensatz zu der Konzeption der freien Wirtschaft der Vereinigten Staaten steht, die das Prinzip des freien Handels verteidigt;sie steht auch im Gegensatz zu den internationalen Normen. Es ist eine diskriminierende, harte, aggressive Politik uns gegenüber; es ist der Versuch, die Entwicklung eines Volkes zu verhindern, es ist der Versuch, uns Schwierigkeiten und Probleme zu schaffen. Es ist eine außerordentlich diskriminierende und irritierende Politik. Die Vereinigten Staaten handeln z.B. mit China;sie treiben Handel mit vielen sozialistischen Ländern, aber nicht mit Cuba. Vielleicht weil Cuba klein ist und kein sehr wichtiger Markt sein würde, was weiß ich, welches die moralischen Gründe dafür sind, Aber es scheint so, daß sie nicht nur ideologischer Natur sind, sondern daß die Vereinigten Staaten eine besondere Vorliebe für uns haben, vielleicht weil wir ein Land dieser Hemisphäre sind, vielleicht weil wir das erste Land waren, das sich von der Vorherrschaft der Vereinigten Staaten befreit hat, vielleicht weil sie glauben, wir geben ein schlechtes Beispiel ab und daß man andere Länder nicht auch noch ermutigen sollte, Revolutionen zu machen, vielleicht ist es heute ein Druckmittel, vielleicht hätten wir das Recht, zu glauben, daß es ein Erpressungsmitttel ist, eine Art Dolch auf der Brust, damit wir irgendwelche Bedingungen annehmen.

Wir haben keine Blockade gegen die Vereinigten Staaten erklärt. Wenn die Vereinigten Staaten morgen Zucker kaufen wollen, dann verkaufen wir ihnen Zucker, Tabak, Nickel, was sie wollen. Wir blockieren die Vereinigten Staaten in keiner Weise;die Vereinigten Staaten blockieren uns.

Ich glaube, daß das Haupthindernis für Beziehungen zwischen Cuba und den Vereinigten Staaten die wirtschaftliche Blockade ist.

Aber da spielt der Stützpunkt in Guantánamo eine Rolle, der ein mit Gewalt aufrechterhaltener Stützpunkt ist. Und dieses Problem muß besprochen werden und man muß eine Lösung dafür finden. Aber das Haupthindernis für die Beziehungen zwischen Cuba und den Vereinigten Staaten ist die Blockade.

Die Beziehungen zwischen Cuba und den Vereinigten Staaten können nicht besser werden oder können nicht über einen bestimmten Punkt hinaus gehen, sagen wir bis dahin, wo sie jetzt angelangt sind, solange die Blockade nicht vollständig aufgehoben wird, Das hat für uns auch keinen Sinn... sogar als sie davon sprachen, uns einige Medikamente zu verkaufen, haben sie eine lächerlich kleine Liste von Medikamenten gemacht. Wissen Sie was das ist, wenn ein Land mit entwickelter Technologie den Verkauf von Medikamenten an irgendein anderes Land verbietet, der dazu dient, Leben zu retten? Wie kann man da von Menschenrechten sprechen? Mir erscheinen einige dieser Losungen der Vereinigten Staaten deshalb immer wie ein Scherz. Sie sprechen von Menschenrechten und wollen an Cuba keine Medikamente verkaufen, um das Leben eines Kranken zu retten oder um Schmerzen zu lindern. Das ist doch wirklich absurd, und, ich wiederhole, ich möchte dafür keine Adjektive benutzen.

Es geht nicht darum, heute ein Stückchen der Blockade aufzuheben und morgen ein weiteres. Das wird die Verwirrung nur weitertreiben. Die Blockade muß völlig und absolut aufgehoben werden, oder die Beziehungen werden sich auf der anderen Seite nicht verbessern.

Obwohl es richtig ist zu sagen, daß unter der Administration Carter eine Verbesserung eingetreten ist, bis zu der gegenwärtigen Situation. Carter hat einige Gesten gezeigt: er stellte das Recht der Nordamerikaner wieder her, Cuba zu besuchen, er hat das vorherige Verbot aufgehoben, er hat auch die Flüge der U-2 eingestellt, Es gab also ohne Zweifel einige Gesten. Und ich würde sagen, daß er der Politik des Terrorismus und der Unterstützung konterrevolutionärer Aktivitäten ein Ende gesetzt hat.

Von unserer Sicht aus war die Handlungsweise Carters also positiv, was Cuba anbelangt, Wir haben das immer gesagt und wir bekennen das frei. Aber es gibt noch einen Punkt, es gibt einen Dolch auf der Brust Cubas, der wirtschaftliche Blockade heißt, Und dieser Dolch muß zurückgezogen werden, denn mit diesem Dolch kann man nicht verhandeln. Sie können nicht mit irgendjemand verhandeln, wenn sie einen Dolch auf der Brust haben. Und wir sind auch nicht bereit, unter diesen Umständen zu verhandeln.

E.R.: Zusammengefaßt sagen Sie also, daß sie an dem Punkt angelangt sind, wo Sie nicht mehr weiter können und wo es an der Reihe der Vereinigten Staaten ist, zu handeln.

F.C.: Ja.

Lourdes Casal (L.C.) (Areito): Comandante, ich möchte gerne zu der Frage der Auswanderung zurückkommen. Sie haben in Ihrer Antwort zur Frage von Urbizu die Brigade "Antonio Maceo" und die Gruppe um Reverend Manuel Espinosa erwähnt. Ich würde gerne etwas Konkretes in Bezug auf diese Gruppe fragen, um zu sehen, ob wir einige Sachen in Bezug auf die Grenzen dieser Politik präzisieren können, wenn wir das genauer analysieren, oder die Faktoren, die auf bestimmte Entscheidungen Einfluß nehmen. Zum Beispiel würde es mich interessieren, welche Faktoren zur Einladung der Brigade "Antonio Maceo" geführt haben.

Im Moment befindet sich hier eine Gruppe, die zur Kirche von Reverend Espinosa gehört und die hier Angehörige besuchen.

Das ist ein kleines Beispiel, oder? Aber diese Besuche haben stattgefunden, es sind organisierte Gruppen, denen es möglich war, hierhin zu kommen.

Können Sie uns ein wenig über die Gründe der Entscheidung erzählen, warum Sie die Brigade eingeladen haben und wie man darüber denkt?

F.C.: Schauen Sie, es gab immer einige Kontakte, Beziehungen, Gruppen, die in dieser Richtung gearbeitet haben. Das heißt, wir konnten einige Leute in den Vereinigten Staaten heraussuchen und wir begannen zu sehen, daß sie nicht unsere Feinde waren, daß sie keinen Krieg führten, daß sie keine Terroristen waren. Deshalb habe ich gesagt, daß viele Faktoren dabei eine Rolle gespielt haben, uns geholfen haben, uns dieser Tatsache bewußt zu werden, Aber wir sind nie soweit gegangen, daß wir eine Brigade hier hatten, die zusammengesetzt war aus Kindern von emigrierten Cubanern. Ich kann auch nicht sagen, wie diese zum ersten Mal entstand, wie sie aufkam, ich erinnere mich nicht daran. Ich weiß, daß eines Tages einige Genossen vorschlugen, daß eine Brigade von Kindern ausgewanderter Cubaner hierher kommen sollten, daß diese Möglichkeit bestand. Das war eine seltsame Sache. Nun gut, aber würde man das verstehen? war das erste, was wir uns fragten. Einige Genossen waren dafür: ja, sie sollten kommen. Aber würde das Volk das auch verstehen? Wie würde das Volk das aufnehmen?

Denn Sie müssen wissen, es war ein Klima der Feindseligkeit und des Kampfes, ein sehr schwieriges Klima. Eine der Sachen, die uns beschäftigten, war die Frage, ob das Volk das verstehen würde, daß eine Brigade kommt, in einem Klima so großer Antagonismen und Feindseligkeit?

Nun, es war ein Test. Wir können sagen, daß es ein Test war. Sie unterhielten sich mit jedem hier, überall, vom ersten Augenblick an. Und auch mit vielen Führern. Ich bin auch am Schluß mit ihnen zusammengekommen. Und ich habe beobachtet, daß alle, die politischen Kader, die Führer, alle, die sich mit ihnen unterhalten haben, sehr beeindruckt waren und sehr berührt. Die Zusammenkünfte waren beeindruckend. Und schon wenige Tage nachdem sie hier waren, haben sie gut gearbeitet, die Geste, bei dem Bau eines bestimmten gesellschaftlichen Werkes zu helfen, hat auch einen sehr guten Eindruck hinterlassen, einen sehr guten.

Nun, zum Schluß wurde es ein Ereignis, und ein sehr beeindruckendes für das Volk.

Lassen Sie mich sagen: die Weltfestspiele der Jugend und Studenten sind gerade vorüber. Ungefähr 20.000 Jugendliche aus vielen Ländern der Welt kamen. Und die Vertreter der Brigade waren auch hier. Sie sind wiedergekommen. Sie haben sich Anerkennung und Sympathie beim Volk verdient. Ich glaube, daß war auch für uns sehr wichtig, diese Probleme, diese Realitäten zu sehen. Denn diese jungen Leute haben keine Schuld an dem Drama, das ihre Eltern durchgemacht haben, am Drama der Revolution: sie wurden in die Vereinigten Staaten gebracht, als sie Kinder waren - fünf Jahre als, drei Jahre, zwei Jahre -, und nicht alle waren damit einverstanden. Aber da ist noch etwas: sie haben es uns leichter gemacht, die Probleme derjenigen etwas besser zu verstehen, die wir die Gemeinde nennen. Einigen ist aufgefallen, daß wir einen neuen Begriff gebrauchen: die Gemeinde. Wir werden einen neuen Begriff anwenden. Denn wir haben hier immer Begriffe gebraucht - wir alle haben sie gebraucht -, die in Bezug auf die Auswanderung ungerechterweise verallgemeinernd waren, ungerechterweise verallgemeinernd. Wir haben verallgemeinernd und Begriffe gebraucht wie "Vaterlandslose", "Würmer", all diese Dinge. Ich war der erste, ich habe sie benutzt, ich leugne das nicht. Ich glaube, daß sie ungerecht verallgemeinernd waren, sie gingen alle ein wenig davon aus, daß alle Cubaner konterrevolutionär waren oder Terroristen. Ich glaube, daß diese Ausdrücke entstanden sind in der Hitze und der Leidenschaft des Kampfes. Und ich selbst war auch der erste,der das Wort "Gemeinde" gebraucht hat, und ich schlage vor, es weiter zu verwenden, weil ich meine, daß es keinen Sinn hat, wenn wir weiterhin einen verallgemeinernden Begriff für die ganze Gemeinde gebrauchen, das ist entehrend und verallgemeinernd, Diese jungen Leute haben uns dabei geholfen. Wenn wir diese verächtlichen Begriffe gebrauchen, dann schließen wir da ja auch die Leute der Brigade mit ein und alle anderen. Wir würden so alle Cubaner unter einen Hut stecken.

Sie haben uns auch geholfen, uns der Probleme der Gemeine bewußt zu werden. Denn es gibt etwas, worüber wir nicht nachgedacht haben, und das ist die Tatsache, wie ich es sehe, daß die cubanische Gemeine, wie alle anderen Gemeinden, die in einer anderen Umgebung sind, in einer anderen nationalen Umgebung, versuchen, ihre nationale Identität aufrechtzuerhalten. So versuchen sie unter anderem, ihre Sprache beizubehalten, sie wollen, daß ihre Kinder diese Sprache sprechen, sie wollen ihren Glauben, ihre Sitten, ihre Kultur, ihre Gebräuche und ihre Feste aufrechterhalten. Wir haben gemerkt, daß in der cubanischen Gemeinde im Ausland, und vor allen Dingen in den Vereinigten Staaten - denn in den lateinischen Gegenden gibt es diese Probleme nicht, weil man dort dieselbe Sprache spricht -, Anstrengungen gemacht werden, die nationale Identität zu bewahren. Wir haben das gesehen. Und ich muß sagen, daß wir das wirklich mit Sympathie gesehen haben. Es spielt keine Rolle, wer das ist, sei es ein cubanischer Millionär in der Emigration oder ein cubanischer Arbeiter in der Emigration. Denn es gibt übrigens auch eine große Anzahl von Arbeitern, die ausgewandert sind;eine große Anzahl von ausgewanderten Cubanern verdienen ihren Lebensunterhalt schwer, sie arbeiten in Fabriken oder was auch immer. Aber dies ist hier keine Frage der Klassen, das ist ein nationales Problem. Wir haben beobachtet, daß die Gemeinde versucht, ihre nationale Identität zu behalten.

Und das weckt natürlich unsere Solidarität. Ich meine das genauso: es weckt unsere Solidarität und unsere Sympathie. Es spielt keine Rolle, ob sie mit der Revolution sympathisieren oder nicht, aber wir sind sehr erfreut zu sehen - wir haben das beobachtet und bestätigen das -, daß die cubanische Gemeinde versucht, ihre Sprache zu behalten, ihre Sitten, ihre cubanische Identität. Und das - ich wiederhole - erweckt unsere Solidarität und Sympathie, obwohl sie nicht mit der Revolution sympathisieren.

Denn wir unterstützen alle Gemeinden, die versuchen, ihre Identität zu behalten. Wir unterstützen die Puertoricaner, wir unterstützen die Mexicaner, die Lateinamerikaner, die Neger, die Indianer, kurz, diese Minderheiten, die auch für ihre Rechte kämpfen. Wir unterstützen sie. Und warum wir die Cubaner nicht ebenso behandeln? Warum sollen wir sie nur als eine feindliche, konterrevolutionäre Masse betrachten, sie verallgemeinern?

Diesen Aspekt des Problems konnten wir bei den Kontakten, die wir hatten, wahrnehmen. Aber den Kontakt mit diesen jungen Leuten haben wir hauptsächlich deshalb gehabt, weil es sehr beeindruckend war. Es gibt sogar einen Dokumentarfilm über die Brigade, und ich weiß von vielen Leuten, daß sie weinten, als sie den Film sahen. Ja, es gibt keinen Zweifel, daß das Gefühl für die Nationalität stark ist.

Wir haben also gesehen, daß die cubanische Gemeinde versucht, ihre nationale Identität zu behalten, und wir sympathisieren damit, Es ist nicht etwas, was wir brauchen, aber es bewirkt natürlich etwas bei uns, es beeindruckt uns, Und die jungen Leute haben das ganze Volk sehr beeindruckt.

Wir haben gedacht, daß nach dem Besuch der Brigade Kritik aufkommen würde an der Regierung und der Partei, aber es gab keine Kritik, ganz im Gegenteil, Die Leute waren sogar noch zufriedener, als sie zum Festival kamen, Sie wurden überall von allen Leuten empfangen. Davon aus sind andere Initiativen entstanden, wie der Besuch, der, glaube ich, in einer Kirche organisiert wurde, ein Besuch von 50 Leuten.

Aber man sollte nicht annehmen, daß das leicht ist. Für uns ist es wichtig, daß das Volk das versteht, denn wir machen nichts hinter dem Rücken des Volkes und nichts gegen die Gefühle des Volkes, sondern alles, was wir tun, machen wir immer in Übereinstimmung mit dem Volk. Wenn das Volk es nicht versteht, dann machen wir es auch nicht. Ich glaube, daß die jungen Leute viel dazu beigetragen haben, daß man das versteht, und auch daß diese Schritte getan werden können und daß daran gedacht werden kann, Meiner Meinung nach haben sie eine wichtige Rolle gespielt.

Sie sind es nicht allein, das ist nicht der einzige Grund, es gibt viele andere.

Aber es gibt auch neue Bedingungen, und hierbei muß man den Beitrag der nordamerikanischen Regierung in Betracht ziehen, denn für die Punkte, die ich vorhin erwähnt habe, existiert jetzt ein anderes Klima. Das ist der indirekte Beitrag der nordamerikanischen Regierung.

Dolores O. Prida Prieto (D.P.) („Nuestro", New York): Ich glaube, daß eines der Probleme der cubanischen Gemeinde in den Vereinigten Staaten darin besteht, daß die Cubaner in den Vereinigten Staaten ihre Angehörigen nicht besuchen können, wir haben schon darüber gesprochen und es herrscht ein neues Klima in dieser Frage, sowohl in Cuba als auch in den Vereinigten Staaten. Ich kenne Leute, die zwei Jahre auf die Visa gewartet haben, um ihre alten Eltern besuchen zu können.

Zu dieser Zeit, wo ein Teil der Gemeinde auf unsere Rückkehr wartet, würde ich gerne etwas mehr wissen über das, worüber Sie gesprochen haben, über Gespräche, Fortschritte, etwas, was wir den Leuten dort nach unserer Rückkehr erzählen können. Und diese Zahl der Cubaner, die aus verschiedenen Gründen das Land besuchen wollen, wächst ständig.


F.C.: Schau, ich kann Dir versichern, daß jedes Jahr viele Leute, wie Du sie erwähnt hast, hierhin reisen. Und nicht nur das: es reisen auch Leute von hier nach drüben, die dort kranke Angehörige haben. Ich weiß ständig von vielen solchen Fällen. Das geschieht routinemäßig. Aber der Vorgang ist natürlich ein wenig kompliziert. Es ist schon fast etwas Außergewöhnliches, wenn es dafür recht fertigende Gründe gibt.

Die größten Schwierigkeiten gab es früher, weil man noch nicht einmal ein Visum bekommen konnte. Wer konnte denn in den Vereinigten Staaten ein Visum außtellen? Man mußte das Visum immer in Mexico ausstellen lassen, in Jamaica oder in Kanada, Es gab keine direkte Flugverbindung, man mußte über Kanada - Jamaica – Cuba fliegen. Manchmal mußte man sogar über Europa fliegen, um nach Cuba zu gelangen.

Es war also in der Tat äußerst schwierig, sowohl ein Visum zu bekommen, als auch nach Cuba zu reisen.

Es ist sehr viel leichter, seit es das Interessenbüro in den Vereinigten Staaten gibt. Wenn die Pässe abgelaufen waren, dann hat sie das Interessenbüro verlängert, Ich würde sagen, daß das ein Teil der Möglichkeiten ist, die es vorher noch nicht gab, die es erst seit zwei Jahren gibt. Ich habe auch gehört, daß man eine Flugroute plant. Man spricht schon seit langem darüber, aber ich glaube, daß die Terroristen die Fluggesellschaft bedroht haben, daß sie die Flugzeuge hochgehen lassen wollten, falls sie hier landeten, und die Fluggesellschaften hatten Angst. Nun weiß ich nicht, was sie tun werden. Aber ich habe gehört, daß nun ein Flugzeug kommen soll.

All das schafft mehr Erleichterungen und Möglichkeiten, aber das ist immer noch, wie ich schon sagte, eine Ausnahme, Als ich sagte, daß das die cubanische Gemeinde interessieren würde, und Du hast das bestätigt, da meinte ich Reisen als ein Recht und nicht als eine Ausnahme.

Und ich sage noch einmal, daß wir bereit sind, darüber zu sprechen, und wenn es irgendein Problem gibt, dann sind wir auch bereit, es zu prüfen und eine Lösung zu finden.

D.P.: Und welches würden die Schritte sein, welche Gespräche... ?

F.C.: Nun, man muß ein wenig Geduld haben, wir können keine Stufen auslassen. Das wird Monate dauern, ohne Zweifel, weil all das, worüber wir jetzt sprechen, ausgearbeitet werden muß.

Sie werden sich jetzt darauf vorbereiten müssen, daß Sie nach Ihrer Rückkehr in der Gemeinde alle Arten von Meinungen, von Erklärungen hören werden, bis hin zu Angriffen und harter Kritik, wegen des schweren Verbrechens, hierher gekommen zu sein. Auch ihr Journalisten, die cubanischen Journalisten, nicht die nordamerikanischen, denn die kommen ziemlich häufig.

Einige Leute werden sicherlich denken, daß es ein Verbrechen ist, daß cubanische Journalisten hierher kommen. Es gibt da wenig Verständnis, es gibt Leidenschaften, all das.

Es gibt auch Leute, die ein Geschäft aus der Konterrevolution gemacht haben;sie lebten davon, und sie wollten ganz einfach nicht arbeiten. Sie wollen nicht arbeiten, und sie leben auch besser mit dem Sammeln von Spenden. Und daran haben sie sich gewöhnt, denn es gab eine Zeit, in der die CIA Tausender dieser Leute unterstützte. Dann wurde das alles unterlassen, und es gibt Leute, die weiterhin davon leben wollen.

Ich sage Ihnen, daß wir uns nicht beeilen können. Wir müssen Schritt für Schritt vorgehen. Ich habe Ihnen nur mit aller Klarheit die Positionen, die wir bei diesem Problem beziehen, dargelegt, und versucht, die Verwirrung, die es gegeben haben könnte, aufzuklären.

Wir müssen viel Geduld haben, glaube ich; wir sind in der Lage, ausdauernd zu sein, wir werden unsere Politik nicht ändern. Wir haben uns zu einer Politik entschlossen und verfolgen diese auch.

Daniel Williams (D.W.) (Miami News): Herr Präsident, ich möchte zum Fall Hubert Matos zurückkommen. Während des Festivals hier gab es ein Tribunal und einige Zeugen.

F.C.: Und Du warst bei dem Tribunal?

D.W.: Nein, ich war nicht da. Ich habe es im Radio gehört, Es ging um einen Puertoricaner, der in den Vereinigten Staaten in Haft war und der freigelassen wurde, weil er Krebs hatte. Ich möchte im Fall Matos und auch für andere Fälle wissen, ob die Gesundheit dabei eine Rolle spielt.

F.C.: Nach den Meldungen, die ich habe, ist die Gesundheit von Hubert Matos ausgezeichnet, normal, ausgezeichnet gut, was beweist, daß es hier nicht an medizinischer Betreuung fehlt.

Die Gesundheit der Gefangenen ist im allgemeinen gut.

José O. Rodriguez (J.R.) (Radio Aeropuert. Venezuela): Comandante, es wäre sehr interessant, mit Ihnen über Ihre Haltung z.B. über die Losung Jugoslawiens auf dem Festival in Bezug auf Afrika zu diskutieren, oder über Ihre Haltung in Bezug auf die Guerrillabewegungen oder die Befreiungsbewegungen in Eritrea und der Wüste des Ogaden.

F.C.: Nun, wir betrachten das Problem Eritrea als ein internes Problem Äthiopiens. Wir haben unsere Meinung dazu öffentlich bekannt gegeben während des Besuches von Mengistu. Wir sind für eine politische Lösung des Nationalitätenproblems in Äthiopien;wir sind für eine politische Lösung innerhalb der Prinzipien des Marxismus-Leninismus, unter Beibehaltung der Integrität Äthiopiens. Wir stellen uns gegen jeden Versuch einer Teilung Äthiopiens. Und wir sind für die äthiopische Revolution, für die Einheit Äthiopiens und die Integrität Äthiopiens. Und nicht nur ich bin übrigens dafür, sondern alle afrikanischen Staaten sind dafür, denn einer der Beschlüsse der OAU war die Beibehaltung der vom Kolonialismus geerbten Grenzen;denn wenn die Grenzen in Afrika neu festgelegt würden, dann würde es eine Katastrophe, ein Desaster für Afrika sein, denn auch in Afrika gibt es noch in vielen Ländern Stammessituationen, in denen ein Stamm an der Grenze lebt: ein Teil ist auf der einen Seite der Grenze, der andere Teil auf der gegenüberliegenden Seite. Wenn all diese Grenzen neu festgelegt würden, dann wäre das ein Auslöser von unzähligen Konflikten. Die Organisation der Afrikanischen Einheit hat sehr weise gehandelt, als sie beschloß die Beibehaltung der Grenzen des Kolonialismus als grundlegendes Prinzip anzuerkennen.

Deshalb widersetzen wir uns im Falle Äthiopiens einer Desintegration und einer Besetzung des Landes durch eine Invasion eines regulären Heeres eines Nachbarlandes, das sich ein Drittel des Territoriums aneignen will. Außerdem gehört der Ogaden schon seit hunderten von Jahren zu Äthiopien.

Jetzt gibt es aber auch andere Fälle. Da ist, z.B. , die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexico, Wie Sie wissen, haben sich die Vereinigten Staaten mehr als die Hälfte des Territoriums Mexicos mit Gewalt angeeignet, nämlich durch Krieg. Jetzt leben dort Millionen von mexicanischen Abkömmlingen. Und ich sage Dir jetzt, daß die Mexicaner viel mehr Recht haben, dieses von den Vereinigten Staaten angeeignetes Gebiet zu beanspruchen als Somalia Recht hat, den Ogaden zu beanspruchen. Und ich frage mich, was die Vereinigten Staaten gemacht hätten, wenn die Mexicaner Texas und Arizona und all diese Staaten besetzt hätten, um ihr Land wiederzuerhalten. Glaubst Du, daß sie die gleiche Haltung eingenommen hätten wie in Äthiopien?

Aber es waren die Vereinigten Staaten, die die Aggression gegen Äthiopien gefördert haben, denn am 15. Juli 77 hat die nordamerikanische Regierung Somalia Waffenlieferungen zugesagt - das ist öffentlich bekannt – und am 23. Juli startete das somalische Heer, das reguläre Heer, seinen Angriff gegen Äthiopien.

Im Fall von Eritrea, als die. Eriträer gegen den Kaiser kämpften, kam ihnen niemand zu Hilfe;aber jetzt, wo in Äthiopien eine Revolution stattfindet, eine radikale und tiefgreifende Revolution, jetzt fangen die reaktionären arabischen Länder und viele Leute, die sich nie für Eritrea interessiert haben, an, die eriträische Bewegung für eine Desintegration Äthiopiens zu unterstützen.

J.R.: Entschuldigen Sie, Comandante, aber hat die Sowjetunion Eritrea nicht geholfen?

F.C.: Das weiß ich nicht. Ich weiß nicht, ob die Sowjetunion ihnen geholf=n hat. Wir haben ihnen ein wenig Unterstützung gewährt, als sie objektiv eine revolutionäre Rolle spielten;seit sie eine konterrevolutionäre Rolle spielten, konnten wir ihnen nicht mehr helfen, denn seit es eine Revolution in Äthiopien gibt, ist das, was alle Äthiopier und Eriträer interessiert, die Entwicklung des revolutionären Prozesses und die Konsolidierung der Revolution. Und was sie jetzt interessiert, was sie versucht haben, war die Zerstörung der äthiopischen Revolution. Der Charakter dieser Bewegung hat sich geändert.

Aber wir haben keinerlei Einfluß auf dieses Problem genommen.

J.R.: Um zur Innenpolitik zurückzukommen, Santiago Carrillo kam zum Festival hierher. Er sprach davon, daß zu diesem Zeitpunkt z.B. in den europäischen Ländern die Idee der Diktatur des Proletariats nicht nötig sei, denn wenn das Proletariat in der Mehrheit ist, dann braucht es keine Diktatur, um sich durchzusetzen. Glauben Sie, daß in Cuba, nach 20 Jahren Revolution, diese Idee zutrifft, daß das Proletariat in der Mehrheit ist und die Diktatur des Proletariats nicht nötig ist, wie Carrillo sagt?

F.C.: Die Diktatur des Proletariats ist praktisch die Diktatur des ganzen Volkes, denn es ist das Volk;es ist die Diktatur aller Arbeiter.

Wir weisen kein einziges der klassischen Konzepte des Marxismus zurück, wir stehen dazu. Dies ist nicht der Ort und nicht die Gelegenheit, um die Positionen von Carrillo und anderen Ländern zu diskutieren. Wir respektieren die Kriterien der anderen. Was Cuba angeht, wenn Du unsere Position kennenlernen willst, wir verteidigen diese Prinzipien nach unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten. Wir stimmen damit vollkommen überein. Und unsere Erfahrung bestätigt alle diese Prinzipien des Marxismus. Ich glaube, daß die Erfahrungen der Welt sie bestätigen. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, den Spaniern zu sagen, wie sie den Marxismus anzuwenden haben und was sie tun sollen.

Das ist ihre Angelegenheit, das ist die Angelegenheit anderer Parteien, anderer Länder. Ebenso wie uns niemand zu sagen hat, wie wir sie auffassen und anwenden sollen.

Wir diskutieren jetzt andere Themen, die wohl nicht an der Tagesordnung sind. Du wolltest, daß ich mit den Jugoslawen polemisiere; Du sagtest, sie haben dieses und jenes gesagt. Du wolltest, daß ich mit Carrillo polemisiere. Das ist nicht der Ort dafür.

J.R.: Aber die Idee ist...

F.C.: Ich habe es Dir schon gesagt: wir verteidigen die Prinzipien des Marxismus-Leninismus, und unsere Erfahrungen haben uns die Gültigkeit dieser Gedanken bestätigt. Eines Tages wird man das alles sehen, denn wir haben standgehalten. Wie haben wir standgehalten? Warum haben wir 20 Jahre lang standgehalten? Wenn wir auf dem falschen Weg gewesen wären, dann wären wir gescheitert und man hätte uns zerstört. So haben das Leben und unsere historische Erfahrung die Kraft dieser Prinzipien bestätigt. Nun, wir sagen, daß der Marxismus kein Dogma ist, er muß interpretiert werden, und jedes Land interpretiert ihn gemäß seinen konkreten Bedingungen. Und genau das haben wir auch getan.

J.R.: Deshalb fragte ich ob heute, nach 20 Jahren Blockade...

F.C.: Wir sind in vollkommener Übereinstimmung mit diesen Prinzipien.

Manuel de Dias Vazquez (M.V.): Ich möchte zuerst etwas klären, Sie haben teilweise von Terrorismus in den Vereinigten Staaten gesprochen, der teilweise auch von Gruppen der cubanischen Gemeinde gegen die Regierung von Cuba geführt worden ist.

F.C.: Und gegen andere Regierungen. Ich glaube, sie haben terroristische Akte gegen Venezuela, gegen Mexico und andere Regierungen ausgeübt, gegen die chilenische Bewegung.

M.V.: In den Vereinigten Staaten glaubt man und ist oft gesagt worden, daß Sie bei anderen Gelegenheiten – ich glaube, es war der Abgeordnete Richmond aus New York - jede Teilnahme der Regierung Cubas an terroristischen Aktivitäten der bewaffneten Befreiungsbewegung Puerto Ricos geleugnet haben. Waren Sie oder Ihre Regierung hinter diesen Aktionen?

F.C.: Wir haben nichts mit terroristischen Aktivitäten zu tun.

M.V.: Das FBI hat kürzlich gesagt, daß ein Teil des Propagandamaterials der bewaffneten Befreiungsmacht Puerto Rico ebenso wie anderer terroristischer Gruppen aus Puerto Rico hier in Cuba gedruckt worden sei.

F.C.: Das hat keinen Sinn, das hat doch keinen Sinn. Und außerdem, wenn die Puertoricaner zwischen den Vereinigten Staaten und Puerto Rico hin und herreisen, dann haben sie doch dort viel mehr Möglichkeiten das zu tun, dann ist das doch dort viel leichter für sie, wie sollten wir ihnen da dieses Druckmaterial gegeben haben? Erstens. Also in praktischer Hinsicht hat es keinen Sinn. In politischer. Hinsicht wäre es Dummheit, wenn wir das tun würden, Völlige Dummheit. Drittens, wenn wir eine Politik verfolgen, dann verfolgen wir sie auch, Und wenn wir sagen: wir tun das nicht, dann tun wir das auch nicht, und wir sagen nicht öffentlich die eine Sache und machen heimlich eine andere. Das haben wir niemals getan. Und ich sage klar und abschließend, daß wir nichts damit zu tun haben. Dem FBI können viele Dinge unterkommen, ich weiß nicht, er kann sich irren. Es gibt Leute, die eine Erklärung abgeben, und was sie sagen ist eine einzige große Lüge, Obwohl ich glaube, daß sich der CIA noch mehr irrt als der FBI, und viel mehr lügt als der FBI. Aber in Bezug auf die konkrete Sache, wir haben nichts mit terroristischen Aktivitäten zu tun, aber auch überhaupt nichts, weder mit Propaganda noch sonstwas. Denn manchmal ist gesagt worden, weil wir im Fall Puerto Rico in den Vereinten Nationen eine bestimmte Haltung einnehmen, heißt das, daß wir den Terrorismus fördern. Das ist eine eigenwillige und willkürliche Schlußfolgerung. Wir haben keinerlei Kontakt, keinerlei Beziehung und absolut nichts zu tun mit terroristischen Aktivitäten.

Guillermo Martinez Arocena (G. A.) (Miami Herald): Herr Präsident, ich glaube, diese Fragen kann man kurz beantworten. Kurz, ich bin sicher, daß Sie das Interesse der cubanischen Journalisten für jene Kollegen verstehen werden, die in Haft waren, aus politischen Gründen. Besteht die Möglichkeit, daß diese politischen Gefangenen, die Journalisten waren, in den 48 eingeschlossen sind, oder, wie Sie sagten, die Gruppe muß nicht unbedingt 48 Personen umfassen, sondern kann auch größer sein?

F.C.: Das kann meiner Meinung nach ein Punkt sein, über den wir mit der Gemeinde sprechen können.

G.A.: Es gibt hier also einige politische Gefangene, die krank sind und hier in Cuba im Krankenhaus sind...

F.C.: Ja, aber natürlich wird denjenigen, die krank sind, medizinische Betreuung gewährt. Ich meine, die Leute werden oft krank, auf der Straße, in Gefängnissen, überall. Was wir garantieren können ist medizinische Betreuung, die beste medizinische Betreuung die wir geben können,

G.A.: Da wir jetzt von ihnen sprechen, ist es möglich, daß sie in der ersten Gruppe sind?

F.C.: Gut, und warum die, die im August krank geworden sind, warum nicht die, die im Mai krank geworden sind und nicht die, die im November krank geworden sind? Ich glaube nicht, daß wir diese Überlegungen anstellen sollten. Ich sagte Ihnen schon, daß es nicht unsere Absicht war, hier eine Ausstellung von Humanität zu machen. Ich habe erklärt, daß es eine Geste war. Diese Kriterien sind nicht in Betracht gezogen worden, und ich halte es nicht für nötig, daß wir das ändern. Es gibt andere Möglichkeiten, von denen wir hier gesprochen haben.

G.A.: Zum Schluß eine letzte Frage, die ebenfalls sehr kurz ist.

Lourdes Casal hat von der Brigade "Antonio Maceo" gesprochen. Besteht die Möglichkeit, daß Cubaner, die, obwohl sie keine Sympathisanten sind, Cubaner der Gemeinde im Ausland, obwohl sie keine Befürworter der Cubanischen Revolution sind, hierher kommen können um ihre Angehörigen zu besuchen?


F.C.: Das fällt unter einen anderen Punkt, den ich schon bei der Frage der Gemeinde erwähnt habe. Warum? Weil wir niemanden fragen werden, ob er mit der Revolution sympathisiert. Niemand hat diese 50 Leute, die hierhin kamen, gefragt, ob sie mit der Revolution sympathisieren oder nicht. Das wäre absurd. Das wäre sinnlos. Lisando Otero: Azcuy.

Ana Maria Azcuy Gomez (A.G.): Kann ich nach Miami zurückkehren und den Cubanern dort sagen, daß in naher Zukunft Gespräche beginnen werden, die denjenigen Flüchtlingen die Türen Cubas öffnen werden, die seit Jahren schon nach Cuba zurückkehren wollten um den Großvater oder die Tante zu sehen?

F.C.: Nein, das kannst Du nicht sagen, denn wenn Du dahin gehst und das sagst, sind ja keine Gespräche mehr nötig (Lachen), dann wären keine Gespräche mehr nötig.

A.G.: Nein, nein, nein, aber Sie haben angedeutet, daß die Gespräche bald beginnen werden.

F.C.: Daß unsere Haltung offen ist, daß wir bereit sind, alle Fragen, die die Gemeinde betreffen, zu diskutieren. Wir sind bereit dazu.

A.G.: Etwas, was vorher nicht existierte.

F.C.: Ja, es geschieht zum ersten Mal in 20 Jahren. Ich habe die Gründe schon erläutert. Sie können es bekanntgeben, nachdem wir diskutiert haben, nachdem genaue Pläne dafür existieren. Ich glaube schon, daß es eine Möglichkeit, eine gute Möglichkeit in dieser Hinsicht gibt.

Tirso Pimentel (T.P.): Comandante, ich hoffe, daß ich jetzt nicht unterbrochen werde.

Könnte die Sympathie, die diese jungen Leute von der Brigade geweckt haben, könnte das als Modell oder Beispiel dienen für die Gruppe von Leuten, mit denen die Diskussion dieser Probleme aufgenommen wird?

F.C.: Nein, nicht notwendigerweise, denn das erschiene mir sehr restriktiv. Mir würde es gefallen, wenn es ein Repräsentant der Brigade wäre - um ein Beispiel zu nennen -,oder auch jemand wie Espinosa, würde uns gefallen, d.h. Leute, die schon seit langer Zeit bereit sind Lösungen zu finden und die offensichtlich immer in der Wüste gepredigt haben. Aber man kann das nicht ausschließlich auf diese Leute beschränken, das geht nicht, das muß eine größere Breite haben, das muß repräsentativ sein.

Natürlich habe ich gesagt, daß wir keine Personen einschließen können, die etwas mit der Führung konterrevolutionärer Aktionen zu tun hatten. Es muß eine breitere Ausdehnung haben, trotzdem. Das können sehr gerne diese Leute sein, aber es darf nicht auf sie beschränkt sein.

T.P.: Können diese Leute aus der arbeitenden Klasse Miamis kommen?

F.C.: Aus der Arbeiterklasse, den Geschäftsleuten, den Berufstätigen, Es ist besser, wenn es eine breite Spanne ist. Wir sprechen von Repräsentation, denn wenn wir davon sprechen würden, wer hätte das Recht, sich als Repräsentant aufzustellen? Deshalb spreche ich von Persönlichkeiten der Gemeinde, die repräsentativ sein würden. Es müssen hunderte von Leuten sein...ich kann nicht mit allen sprechen, aber mit 15, 20, 25, 30...

T.P.: Und das Gespräch könnte der Anfang dieses Dialogs sein, und diese Leute...

F.C.: Nein, wenn wir mit diesen Leuten sprechen, dann unterhalten wir uns doch schon über diese Probleme.

T.P.: Comandante, welche Bedingungen oder Erfordernisse müssen diese Leute haben, damit die Gespräche sofort beginnen können?

F.C.: Schau, da gibt es wenige Erfordernisse. Ich habe das Minimum gesetzt: keine Leute, die in der Führung der Konterrevolution waren; denn wir sagen, daß wir nicht mit der Konterrevolution sprechen, sondern daß wir mit der Gemeinde sprechen werden, Für uns genügt es, daß es repräsentative Leute sind, ohne Repräsentanten zu sein; repräsentativ, ohne Repräsentant zu sein, Denn es wäre sehr schwierig, von Repräsentanten der Gemeinde zu sprechen, denn das würde ein ernstes Problem schaffen, und jedermann würde sagen: ich bin ein Repräsentant der Gemeinde.

Nun, wir haben unsere Bereitschaft zu diskutieren erklärt, und wir erwarten keine Utopie und sagen: wir werden mit den Repräsentanten sprechen. Uns genügt eine Gruppe repräsentativer Persönlichkeiten, die unserer Meinung nach repräsentativ sind, das ist nicht begrenzt auf die Leute, die hier erwähnt worden sind, auf die Brigade "Antonio Maceo'" oder die Leute um Espinosa oder andere Leute, die in dieser Hinsicht gearbeitet haben, Ich glaube, daß die Leute, die dafür gearbeitet haben, ein legitimes Recht haben dabei anwesend zu sein, aber es müssen nicht ausschließlich diese Leute sein. Dann könnten wir nicht sagen, daß sie repräsentativ sind. Und ich sage Dir: das ist noch nicht ausgearbeitet worden. Wir haben mit einigen Leuten gesprochen, aber die Form ist noch nicht besprochen worden, weil das vorher schon an die Öffentlichkeit kam. Wenn man mich also jetzt fragt, muß ich sagen, daß wir noch nicht die Form des Gespräches ausgearbeitet haben, aber die grundlegende Idee ist die, die ich schon erklärt habe: daß wir bereit sind, mit einer Gruppe von Persönlichkeiten zu diskutieren. Das müssen keine sehr berühmten Personen sein, nein; wir haben gesagt, Personen, die bekannt sind oder nicht bekannt sind, aber die etwas repräsentieren, die etwas bedeuten. Und nicht alle Leute, die etwas bedeuten, denn das sind hunderttausende, Eine Gruppe, das genügt uns. Dann, in der Annahme, daß diese Leute die Angelegenheiten der Gemeinde aussprechen werden, sind wir bereit, diese Dinge mit ihnen zu diskutieren, nicht weil sie die Repräsentanten der Gemeinde sind, sondern weil sie fähig sind, die Sorgen der Gemeinde auszudrücken. Wir verlangen nichts von ihnen und werden auch nichts von ihnen verlangen. Sie werden der Gemeinde nichts versprechen. Sie werden nur die Probleme aussprechen. die die Gemeinde beschäftigen. Und wir sind bereit, sie zu prüfen. Aber selbstverständlich besprechen wir diese Dinge mit jemanden, der die Sorgen und Gefühle der Gemeinde repräsentiert, Wir sagen, daß wir das mit der Gemeinde oder Leuten aus der Gemeinde besprechen. Wir besprechen das nicht mit der Regierung der Vereinigten Staaten. Das ist die Voraussetzung.

T.P.: Wie werden diese Personen ausgesucht, Comandante?

F.C.: Nun, darüber muß man noch nachdenken, das können wir hier nicht lösen, ..

T.P.: Was müßten diese Leute zuerst tun? Welche Art von Kontakten, von Beziehungen?

F.C.: Darüber müssen wir noch nachdenken. Wir werden zuerst die Meinung der Gemeinde abwarten, Das ist das erste, was wir abwarten müssen, denn das ist noch nicht getan worden. Ich habe das hier vorgeschlagen. Nun wird die Gemeinde ihre Meinung sagen. Es wird einige geben, die damit einverstanden sind und andere nicht. Danach werden wir sehen, wie wir weiter vorgehen. Aber ich erkläre hier unsere Entscheidung das zu tun, unsere Bereitschaft, das zu tun, und wenn wir von Bereitschaft sprechen, dann sprechen wir davon, es auch zu tun. Nun, wer weiß, deshalb kann man das nicht erst morgen machen. Wir können keine Vorhersagen riskieren. Je eher wir es machen können, desto besser. Aber ich bin überzeugt, daß wir geduldig sein müssen, wir müssen geduldig sein. Das kann man nicht in einem und nicht in 30 Tagen lösen. Die Bedingungen sind geschaffen worden, die Möglichkeit besteht. Die Gespräche können in positiver Art und Weise geführt werden, aber wir sagen einfach: gut, diskutieren wir mit der Gemeinde. Das beinhaltet die Anerkennung der Existenz der Gemeinde, eine Anerkennung im Sinne, daß die Gemeinde existiert, und auch die Bereitschaft, mit dieser Gemeinde zu sprechen; nicht durch Repräsentanten der Gemeinde, denn das wäre utopisch, das wäre unmöglich, das wäre nicht durchführbar.

T.P.: Und die Verantwortung der Gemeinde...

F.C.: In gewisser Hinsicht sind Sie ja auch von der Gemeinde, und wir unterhalten uns hier.

T.P.: Die Gemeinde hat nun die Aufgabe, Ihrem Aufruf zu folgen, die Gemeinde müßte nun, ...

F.C.: Ja, natürlich, aber nur relativ.

T.P.: Ja natürlich.

F.C.: Nur weil einige damit übereinstimmen und andere nicht, werden wir nicht sagen: nein, nein, die Gemeinde ist damit nicht einverstanden.

Ich kann es nicht genau sagen, aber mit scheint es absurd, daß eine Möglichkeit dieser Art verloren geht, weil das, was wir vorschlagen, der Gemeinde nicht paßt. Sie wird es gutheißen. Es ist eine Geste für die Gemeinde, die Anerkennung ihrer Existenz, die Anerkennung ihrer Interessen und Sorgen und die Bereitschaft, sie zu diskutieren. Das wäre absurd, nicht wahr? Es wird absurde Leute geben die sagen: nein, das nicht...

Wir verdienen nichts dabei, das heißt, wir machen kein Geschäft oder ähnliches daraus; wir folgen einem Prinzip. Und wir sagen das: wir tun das nicht, weil wir irgendeinen Plan oder ein Geschäft vorhaben. Wir folgen einer Politik, und für uns ist das die geeignete Politik, die man in diesem Augenblick anwenden muß. Und ich habe mit aller Klarheit erklärt, was wir tun und warum wir das tun. Wir hätten das diskret gemacht.

Lourdes Casal (L.C.): Comandante, ich weiß, daß die Details noch nicht feststehen, aber vielleicht...

F.C.: Ich weiß selbst auch nicht, ob die Brigade "Antonio Maceo"' daran teilnehmen will. Uns würde das gefallen. Ich weiß nicht, wer daran teilnehmen wird.

L.C.: Aber ich glaube, daß viele Fragen von Pimentel und der Fragen, die die Gemeinde stellen wird, in zwei Richtungen gehen: erstens, die genauere Beschreibung der Schritte, die unternommen werden müßten und wie. Das ist die Frage, die er, glaube ich, genauer beantwortet wissen wollte, Und die zweite Frage, die auftaucht, und ich sage das, weil ich selbst und das Magazin, das ich vertrete, "Areito", angeklagt worden sind, Agenten zu sein und alles mögliche, wir haben diese Erfahrungen gemacht. Selbst die Brigade, obwohl sie keine politische oder ideologische Stellung bezieht, ist in den Verdacht geraten, daß man Sympathisant Cubas sein muß, wenn man in der Brigade war, wenn das einzige Erfordernis ist, jung zu sein und nicht an der Konterrevolution teilgenommen zu haben, und selbst bei ihnen versucht man schon, sie als Leute zu behandeln, die mit der Revolution sympathisieren und man versucht, sie zu trennen von der Gemeinde, damit sie keinen Einfluß auf.sie ausüben können. Es scheint mir, daß die zweite Sorge sein wird - von allen Leuten, von denen man annimmt, daß sie an Gesprächen interessiert sein können - daß man sie sofort ebenso beschuldigen wird, man wird versuchen, sie zu isolieren, sie in eine Ecke abzuschieben und sie als Agenten, Extremisten oder ähnliches abzustempeln.

Es scheint mir also zwei Sorgen zu geben, die in der Antwort der Gemeinde auftauchen werden, Und ich würde gerne Ihre Meinung darüber hören.

Es scheint mir, daß sie wenigstens ein wenig erklären können, was Sie denken, obwohl die Details noch nicht feststehen, um die Angst, die diese Nachricht verursacht, ein wenig zu beruhigen und die Art und Weise des Vorgehens ein wenig zu erläutern. Zum Beispiel, besteht die Möglichkeit eines Modells wie dieses, in einem Monat, in ein und einem halben Monat, in zwei Monaten? Ich weiß es nicht. Das können wir hier nicht bestimmen. Es wird eine Versammlung von 15 Leuten geben, ungefähr, um darüber zu reden. Wie könnten diese Leute... ? Könnten diese Leute einfach sagen, daß man sie als Repräsentanten irgendeiner Institution ansieht? Es gibt noch viel mehr. Zum Beispiel die, die hier erwähnt wurden, Areito, die Brigade, das Komitee für Familienzusammenführung, das Canto führt, das Komitee für die Normalisierung der Beziehungen in den USA. Es gibt eine Reihe von Dingen mehr, neben denen, die Sie erwähnt haben. Und ich stelle mir vor, daß einige Leute dieser Organisationen an Sie herantreten, aber wie werden Sie... ?

F.C.: Das haben wir auch bedacht. Ich glaube, daß diese Personen, die Sie erwähnt haben, auch bedacht werden müssen, weil sie ganz einfach auch dafür gearbeitet haben, und sie dürfen nach Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden. Aber ich glaube nicht, daß es gut wäre, nur diese Leute zu nehmen. Aber wir stellen da nicht zuviele Forderungen. Eine Gruppe, die bestimmte Merkmale hat, die fähig ist, die Sorgen der Gemeinde auszudrücken.

Nun, ich glaube, es ist sehr wichtig, daß jedes Aufsehen vermieden wird; man muß die Sensationshascherei vermeiden und großes Aufheben. Man muß vermeiden, daß großer Optimismus entsteht, daß die Leute glauben, alles wäre sehr einfach, daß die Lösungen schnell gingen. Das wird Monate dauern. Das wird wirklich Monate dauern. Es geht nicht schneller, Unter anderem, weil wir viele Dinge tun müssen, weil wir viel Arbeit haben, das wird einige Monate dauern, denke ich, bis zu dem Moment, wo wir hier mit einer Gruppe zwei oder drei Monate sprechen können. Man darf sich nicht beeilen. Man muß langsam gehen. Man kommt schneller an, wenn man langsamer geht. Und andererseits, ich wiederhole, müssen wir jedes Aufsehen vermeiden und die Vorstellung, daß es leicht sein wird. Es ist wichtig, daß wir uns die nötige Zeit nehmen.

Ich meine, daß die nächsten Schritte, diskret unternommen werden sollten, damit diese Vorstellung nicht scheitert. Wir müssen diskrete Schritte unternehmen und weitermachen mit Ruhe, Geduld und ohne uns entmutigen zu lassen.

Natürlich gehe ich davon aus, daß das, was wir vorhaben, eine gerechte und konstruktive Sache ist. Einige werden das verstehen, andere nicht, andere werden sich vorstellen, daß wir etwas Großes vorhaben oder ähnliches der Art. Sie wissen, wie die Dinge in der Gemeinde sind, daß sie sehr geteilt ist. Aber das darf kein Hindernis sein. Wenn wir noch mehr Forderungen stellen, werden wir alles noch komplizierter machen; wenn wir sagen würden: gut, es muß eine Gruppe von Repräsentanten sein, sie müssen gewählt werden. Dann würden wir alles noch komplizierter machen. Wir versuchen, die Dinge so einfach wie möglich zu machen. Wenn wir noch andere Forderungen stellen würden, dann würden wir weitere Hindernisse schaffen. Das wollen wir nicht, sondern wir wollen die Dinge erleichtern. Und die nächsten Schritte, die wir unternehmen, müssen wir diskret tun, meiner Meinung nach.

L.C.: Was tun wir dann? Sie anrufen?

F.C.: Wir werden sehen. Wir können sie ja anrufen, Achten Sie darauf, was ich gesagt habe, daß wir Ruhe und Geduld haben müssen, daß wir diskret arbeiten müssen. Denn wir sind es die Schwierigkeiten machen könnten, wir könnten unmögliche Forderungen stellen, unerfüllbare, aber wir tun das nicht. Nun, es muß eine Gruppe sein, die für uns mehr oder weniger repräsentativ ist. Wenn wir zu anspruchsvoll wären, dann käme das Gespräch nie zustande. Ist das klar?

Tirso Pimentel: Um diese Frage abzuschließen – eine Sekunde nur - ich habe noch Zweifel. Angenommen, eine Gruppe ist nicht befriedigend zusammengestellt, besteht dann immer noch die Möglichkeit, eine zweite oder dritte Gruppe zusammenzurufen, bis die geeigneten Leute gefunden worden sind?

F.C.: Natürlich. Ich würde auch sagen, daß es in gewisser Hinsicht eine Gruppe sein muß, die uns etwas Vertrauen einflößt. Sie müssen nicht unsere Freunde oder ähnliches sein, keine Sympathisanten, darum geht es nicht, aber es müssen ernsthafte Personen sein, die auch repräsentativ sind. Und dann können wir die Gespräche beginnen.

Wir müssen viel arbeiten, das wird nicht einfach sein.

Peter A. Arnett (P.A.): Sie haben oftmals ihr Nichtgefallen der Regierung von Nikaragua ausgedrückt, Welche Art von Hilfe kann Cuba den Truppen anbieten, die versuchen, die Regierung von Somoza zu stürzen?

F.C.: Ich halte das für die innere Angelegenheit von Somoza und des Volkes von Nikaragua. Und ich glaube, daß sie keinerlei Hilfe nötig haben; sie wissen sehr gut, wie man Hilfe erhält, Waffen und all das. Und sie tun das recht gut.

Wir sind natürlich keine Freunde der Regierung Somoza. Wir haben nicht vergessen, daß die berühmte Expedition von Playa Girón von Puerto Cabezas ausging. Somoza hat sogar Attentatspläne gegen uns durchgeführt. Das ist nichts Neues. Wir haben keinerlei Sympathie für die Regierung von Somoza und wir geben ihr auch nicht mehr viel Zeit.

P.A.: Aber sie haben einigen Flüchtlingen Schutz gewährt.

F.C.: Ja,ich erinnere mich, daß eines Tages eine Gruppe von Revolutionären in das Haus eines Ministers oder sonstwem eindrang, und daß die Regierung von Nikaragua selbst uns bat, daß wir sie hier aufnehmen, als Lösung des Problems. Man kam zu einer Übereinkunft mit den Revolutionären, wie es jetzt auch geschah, und man fragte uns, ob wir bereit seien, sie zu empfangen, und wir haben geholfen, daß Problem zu lösen, indem wir sie aufgenommen haben, Ebenso hätten wir jetzt, nach dem Sturm und der Einnahme des Regierungspalastes die Gefangenen und die Revolutionäre hier empfangen, wenn man uns darum gebeten hätte; aber das war nicht nötig, weil verschiedene andere Regierungen Lateinamerikas ihre Hilfe angeboten haben, um zu einer Lösung zu kommen und wir haben nicht daran teilgenommen, Nachher haben einige gesagt, daß sie gerne nach Cuba kommen würden, und wir haben ihnen das erlaubt.

P.A.: Vielen Dank, Herr Präsident.

F.C.: Es tut mir leid, daß die Journalisten sehr müde sein werden. Das hat sehr lange gedauert.

Palast der Revolution 6. September 1978 Jahr des XI Festivals

aus: Granma, Resumen semanal, 17.9.1978

Quelle: Informationsdienst der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, Nr. 12, 2-1979