Die sowjetischen Kommunisten leisten uns brüderliche Hilfe

Toast auf der Moritzburg in Halle 15. Juni 1972

Lieber Genosse Honecker!
Lieber Genosse Kommandant der sowjetischen Division!
Lieber Genosse 1. Bezirkssekretär von Halle!
Liebe Freunde aus Halle!
Liebe Genossen!

Wenn sich wirklich jemand vorgenommen hätte, einen unauslöschlichen Eindruck zu hinterlassen, könnte man der Stadt Halle bescheinigen, daß es ihr gelungen ist. Wenn sich eine Gemeinschaft vorgenommen hätte, das Herz einer Delegation zu erobern, hätte sie es nicht besser tun können. Die Bevölkerung hier hat uns durch alles, was an diesem Tag geschah, erobert. Es ist ein harter, intensiver Tag gewesen, der seine Spuren hinterläßt; aber kein ermüdender Tag, niemand hier ist erschöpft.

Das war ein Tag der Emotionen, ein Tag, an dem wir die Geschichte dieser ganzen Gemeinschaft erlebt haben, ein Tag der Massen, des Proletariats, ein Tag der Jugend und der Kinder, ein Tag der Freude und des Sports, ein Tag der Musik, ein Tag der Brüderlichkeit und der Solidarität, ein Tag der Kommunisten.

Nur in dieser Epoche, nur in diesem Land, an diesem Ort, an dieser Grenze, in dieser Revolution war diese Begegnung möglich, war ein solcher Tag möglich. Außerdem verschafft uns die Anwesenheit des sowjetischen Genossen, der uns die Grüße der Soldaten und Offiziere seiner Division überbrachte, große Genugtuung.

Unser Land blickt schon auf einige Jahre des Kontaktes und der Beziehungen zu den sowjetischen Soldaten zurück, denn nach dem Sieg der Revolution in Kuba erhielten wir die ersten Waffen aus der Sowjetunion, als sich die Imperialisten darauf vorbereiteten, uns zu überfallen, und wir ohne Waffen dastanden.

Mit den ersten Waffen kamen die ersten sowjetischen Spezialisten zu uns. Aber die Zeit war sehr kurz, die Aggression der Imperialisten kam immer näher. Wir mußten uns also sehr anstrengen, schnell lernen, die Waffen zu gebrauchen. Die Imperialisten hatten geglaubt, daß wir dazu keine Zeit gehabt hätten. Aber wir lernten vom frühen Morgen bis spät in die Nacht. Als sie uns in Playa Girón überfielen, hatten wir Gelegenheit, diese Waffen zu erproben und ihre Wirksamkeit zu prüfen. In weniger als 72 Stunden war kein Söldner mehr in Playa Girón.

Danach kamen weitere Waffen: Boden-Luft-Raketen, Flugzeuge und noch modernere Waffen, zum Beispiel die T-55. Ich hatte noch vergessen, die Selbstfahrlafetten SAU-100 zu erwähnen, die wir schon vor dem Überfall auf Girón hatten und die dort auch eingesetzt wurden. Sie sind sehr gut. Wir bekamen noch vielerlei weitere Ausrüstung und Waffen. Die Vietnamesen wissen, wie gut die 130er Kanonen sind, denn damit haben sie in Vietnam wahre Heldentaten vollbracht.

Danach entwickelten sich unsere Beziehungen weiter, in der Ausbildung sowie durch das Studium unserer Offiziere in der Sowjetunion. Unsere modernen Streitkräfte entwickelten sich. Seite an Seite haben wir eine schwere Zeit durchgestanden, die Oktoberkrise. Wir werden die Haltung der sowjetischen Soldaten und Offiziere in jenen kritischen Tagen, als die Imperialisten viele Kernwaffen auf Kuba richteten, nicht vergessen. Aber niemand war besorgt, alle waren heiter, alle waren darauf vorbereitet, ihre Aufgabe zu erfüllen.

Wir denken an den Tag, an dem es uns zuviel wurde, daß Flugzeuge unerlaubt unser Land überflogen; die kubanische Luftabwehr sowie sowjetische Raketen eröffneten das Feuer, und ein Spionageflugzeug verschwand.

Man kann ohne Übertreibung sagen, daß die sowjetischen und die kubanischen Soldaten zusammen die ersten Schüsse eines Atomkrieges erlebten. Das beweist, daß die Imperialisten uns mit keiner Waffe und mit keiner Drohung einschüchtern können.

Danach folgten Verhandlungen, wurden Lösungen gefunden; aber wir können sagen, daß kein einziger sowjetischer Soldat, kein einziger kubanischer Soldat und kein einziger kubanischer Bürger in jenen schwierigen Momenten schwankte. Diese Zeit werden wir niemals vergessen. Seit damals entwickelten sich unsere Streitkräfte weiter. Heute sehen die Imperialisten mit Respekt auf Kuba, denn sie wissen, daß Kuba nicht auf einem militärischen Ausflug zu erobern ist. So haben sich in diesen Jahren, obwohl unsere Revolution noch jung ist, unsere Bande mit dem sozialistischen Lager, mit der Sowjetunion, mit der DDR, mit den sowjetischen Kommunisten, mit den Kommunisten der DDR, mit den sowjetischen Soldaten, mit den Soldaten der DDR, mit den Soldaten des sozialistischen Lagers entwickelt.

Wir danken herzlich für die Worte des Genossen Divisionskommandeurs, wir danken herzlich für das Geschenk. Als Krönung des heutigen Tages befinden wir uns hier auf einem Schauplatz des Internationalismus, der Freundschaft, der Einheit, der Stärke, des gemeinsamen Bewußtseins und gemeinsamen Fühlens des sozialistischen Lagers, denn so viele verschiedene Vertreter sind hier zusammengekommen. Hier sind sowjetische Genossen, hier ist die DDR, hier sind die Vietnamesen, und hier ist Kuba.

Die Geschichte hat bewiesen, daß die Kommunisten immer verstanden haben, gute Soldaten, gute Kämpfer und wahre Helden zu sein, denn die Kommunisten kämpfen nicht für sich selbst, sie kämpfen für die anderen, für ihre Brüder; sie kennen und fühlen die Solidarität, sie kennen und fühlen den Internationalismus.

Denken wir doch weit zurück, wenn man will, bis in die Epoche Roms, an die ersten Kommunisten, die von Spartakus geführten Sklaven; denken wir an die Arbeiter der Pariser Kommune, mit welchem Mut sie kämpften; denken wir an die Helden der Internationalen Brigaden, die vor Madrid gegen den Faschismus kämpften, in den Schützengräben Spaniens; denken wir an die heldenhaften sowjetischen Soldaten von Leningrad, Odessa, Sewastopol, Stalingrad; denken wir an die heldenhaften Kämpfer von Vietnam, wie sie gegen die Technik und die Bombenabwürfe der amerikanischen Imperialisten kämpfen; denken wir an die Kämpfer aller Zeiten, denken wir an die mutigen Leunawerker, denken wir an diejenigen, die die ersten Panzer erbauten, sowie an diejenigen, die 1921 fielen. In aller Bescheidenheit wollen wir auch an unsere kubanischen Landsleute denken, die bei der Verteidigung der ersten sozialistischen Revolution in Amerika fielen.

Wir können den sowjetischen Genossen, den Genossen aus der DDR, wir können der sozialistischen Staatengemeinschaft versichern, daß das kubanische Volk seine Revolution nahe den Vereinigten Staaten sicher verteidigt, daß das kubanische Volk den imperialistischen Feinden gegenüber niemals schwankend geworden ist, daß es fest bleibt und bleiben wird, seine Revolution stärkt, daß Kuba in Zusammenarbeit mit der UdSSR und dem sozialistischen Lager vorankommen wird. Die revolutionären Ideen schreiten in Lateinamerika und selbst in den USA unaufhörlich vorwärts. Die Zeit ist nicht mehr sehr fern, daß die Träume von Marx, Engels, Lenin, Liebknecht und Thälmann für die ganze Welt Wirklichkeit werden, der Tag des Sieges der ruhmreichen und unbesiegbaren Ideen des Sozialismus und Kommunismus in der ganzen Welt.

Laßt uns anstoßen auf die sozialistische Staatengemeinschaft, auf die Sowjetunion, auf die DDR, auf Vietnam, auf unsere Einheit, auf unsere Freundschaft, auf unseren Sieg.

Quelle:
Fidel Castro. Unsere Stärke liegt in der Einheit – Besuche in der DDR, der UdSSR und in Chile
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Karl Dietz Verlages Berlin