![]() Hurrikan Oscar richtete im Oktober erhebliche Schäden im Osten Kubas an. |
Die Tropensturmsaison hat in der Karibik und im Süden der USA erneut ihre Spuren hinterlassen. Und die Frequenz besonders schwerer Stürme nimmt stetig zu: In den letzten 10 Jahren traten sie etwa so oft in dieser Region auf wie in den gesamten 50 Jahren zuvor. Der Hauptgrund sind die durch den Klimawandel stärker aufgeheizten Oberflächenwasser der Meere. Ab 27 Grad Celsius setzt eine intensive Verdunstung ein, die bei ungünstigen Windverhältnissen und durch die Erdrotation in eine Drehung versetzt werden kann, dann wandert und über dem offenen Meer weiteres Wasser aufnimmt, sich aufbaut und verstärkt.
Ende September braute sich „Helene“ über der Karibik zusammen, streifte die mexikanische Halbinsel Yukatan und Kuba und zog dann über mehrere USBundesstaaten hinweg. Obwohl er sich über Land abschwächte, brachte der Hurrikan extreme Regenmengen bis über 600 mm pro Quadratmeter mit sich, sorgte in den USA für großflächige Überschwemmungen und Landrutsche. Zwei Wochen später ging man dort von über 200 Todesopfern aus, doch war den Behörden der Verbleib von mehreren hundert Personen immer noch unklar. Die materiellen Schäden wurden in ersten Schätzungen bei 30 bis 50 Mrd. US-Dollar eingestuft.
Noch innerhalb dieses Zeitraums wandelte sich der Tropensturm „Milton“ an einem Tag in einen Hurrikan der höchsten Kategorie fünf mit Windgeschwindigkeiten von 285 km/h. Er war der fünftstärkste seit Beginn der Messungen und wurde als stärker eingeschätzt als „Katrina“, der 2005 die Großstadt New Orleans unter Wasser setzte, wobei 1400 Menschen starben. Auch wenn seine Gewalt beim Überqueren von Florida schnell wieder nachließ, forderte er dennoch fast 20 Todesopfer und verursachte geschätzte Schäden zwischen 30 und 75 Mrd. Dollar. Kuba kam dieses Mal bei beiden Ereignissen noch vergleichsweise gut davon. Es gab Starkregen, bedeutende Schäden in der Landwirtschaft sowie eine Anzahl weggerissener Hausdächer. Längere und großflächige Stromausfälle folgten und zeigten einmal mehr, wie fragil die Stromerzeugung und die Versorgung mit Energie auf Kuba sind. Die veralteten Wärmekraftwerke, die einen großen Teil der Elektrizität liefern, müssen oft vom Netz genommen und gewartet werden. Als dann ein wichtiges Kraftwerk im Westen Kubas abgeschaltet wurde, brach die Stromversorgung landesweit weitgehend zusammen. In Havanna kam das öffentliche Leben für zwei Tage praktisch zum Stillstand: Schulen wurden geschlossen und die Privathaushalte blieben ohne Strom. Präsident Diaz-Canel sprach von einem „Energienotstand“. Mitten in die Arbeiten zur Behebung der Schäden bedrohte mit „Oscar“ bereits der nächste Hurrikan, wenn auch von niedrigerer Intensität, den Osten der Insel. Er traf die Insel voll und brachte erhebliche Regenmengen, die in einer sonst eher trockenen Gebirgszone zwei Dörfer überfluteten. In Verbindung mit dem Stromausfällen entstand dort eine Notlage, bei der sieben Menschen starben.
Personenschäden sind auf Kuba eher die Ausnahme. Das ist eine der augenfälligsten Unterschiede zu den USA. Gab es in der Vergangenheit einzelne Todesopfer, CUBA so handelte es sich fast immer um Personen, die den Anweisungen der Behörden nicht nachkamen. Die kubanische Zivilverteidigung ist stets über die Wetterprognosen im Detail informiert und trifft alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Dazu gehört auch die vollständige Evakuierung der Bevölkerung aus bedrohten Zonen. Zur Unterbringung und Notversorgung der Menschen dient dabei auch die unterirdische Infrastruktur, die für den Verteidigungsfall gegen eine mögliche militärische Invasion Kubas errichtet wurde. Das eingespielte System des Zivilschutzes wird beispielsweise von den Unterorganisationen der UNO immer wieder als beispielhaft hervorgehoben.
Auch in den USA wird vor der Gefahr gewarnt. Wer kann, setzt sich mit der Familie in das Auto und quält sich über verstopfte Autobahnen. Das Misstrauen großer Teile der Bevölkerung gegen staatliche Autorität und der ausgeprägte Individualismus machen koordinierte Aktionen kaum vorstellbar. Viele wollen ihr Haus nicht verlassen aus Angst, dass es in ihrer Abwesenheit ausgeräumt werden könnte. Der einsame Cowboy stellt sich den Widrigkeiten der äußeren Welt mit der Hortung von Vorräten und modernen Feuerwaffen. Die ideologische Abwertung des Staates und die Zerstörung von dem, was an sozialem Zusammenhalt noch übrig ist, erfolgt unter der ständigen Indoktrinierung einer neoliberalen Weltsicht. Dies überlässt den Einzelnen in zunehmendem Maße seinem Schicksal und seiner persönlichen Verantwortung. Er erwartet nichts mehr von der Gesellschaft und der sich aufstauende Hass sucht Entladung in kruden Verschwörungstheorien. So behauptete eine republikanische Abgeordnete öffentlich, dass die regierenden Demokraten das Wetter manipulieren und die Stürme gezielt gegen mehrheitlich republikanisch wählende Gebiete steuern würden. Die zu dem Zeitpunkt bevorstehenden Präsidentschaftswahlen führten jetzt dazu, dass der gegenwärtige Präsident Biden (der es beim Erscheinen dieses Heftes schon nicht mehr ist) in den von den Stürmen verwüsteten Gebieten den sich kümmernden Landesvater mimen musste. Er machte Versprechungen, die er danach nicht mehr wird halten müssen. Die Angst vor einer weiteren Steigerung des politischen Wahnsinns nach den Wahlen geht schon jetzt um.
Kuba verfügt hingegen über eine humane, soziale und rationale Ordnung. Trotz relativer Armut und massiver Beeinflussung von außen, tragen die durch den Sozialismus gelebten Werte der gerechten Verteilung, der Bildung und realen Fürsorge für alle den Zusammenhalt der Gesellschaft. Bleibt dieser erhalten, wird das Land auch weiterhin den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, der Feindschaft der USA und dem sich verschärfenden Klima trotzen und nach Lösungen suchen.