„Kuba braucht Herzschrittmacher“

Konkrete und positive Ergebnisse der Solidarität
Von Michael Quander


Nach dem dringenden Aufruf des kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft „Kuba braucht Herzschrittmacher“ Ende April diesen Jahres, wurden im deutschsprachigen Raum mediCuba-Europa, die Humanitäre Cuba Hilfe und die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba aktiv. Innerhalb kürzester Zeit konnten Herstellung, Kauf und Überbringung der Herzschrittmacher durch MediCuba Europa organisiert werden. Parallel liefen erfolgreich Spendenkampagnen an.
Bis Ende Juni 2024 waren die ersten 50 Einkammer-Herzschrittmacher in Kuba eingetroffen und konnten das Leben von Patienten, die sie dringend benötigen, verbessern.
Am 12. Juli berichtete die kubanische Nachrichtenagentur, dass mehr als 300 Herzschrittmacher die kardiologischen Einrichtungen erreicht haben und Patienten in fünf Krankenhäusern versorgt werden konnten.
Prensa Latina berichtete in ihrem Beitrag auch über die zeitgleich in den USA von Solidaritätsgruppen gestartete Spendenkampagne. Die Initiative in den Vereinigten Staaten wird dort von der gemeinnützigen Organisationen Global Health Partners (GHP) koordiniert und wird u. a. vom National Network on Cuba, der Saving Lives Campaign und Struggle la Lucha unterstützt.

Im Würgegriff der US-Blockade Nach Recherche und Auskunft von Global Health Partners müssen derzeit herzkranke Kubaner drei Jahre auf Herzschrittmacher warten, weil die USA das Land durch ihre Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade daran hindern, diese Geräte auf dem Markt zu kaufen. Noch immer müssen zur Zeit etwa 70 ältere Kubanerinnen und Kubaner stationär überwacht werden, bis sie einen Herzschrittmacher erhalten haben, während der Gesamtbedarf an Schrittmacher im Land auf etwa 1.500 geschätzt wird.

Erste Herzschrittmacher in Santiago de Cuba eingetroffen

Dank der Kampagne „Herzschrittmacher für Kuba“ sind die ersten Schrittmacher im Zentrum für Herz- und Gefäßchirurgie in Santiago de Cuba eingetroffen.


Für die ersten Patientinnen und Patienten im Osten Kubas hat das Warten auf den dringend benötigten Herzschrittmacher ein glückliches Ende. Die ersten Implantationen der lebensrettenden Schrittmacher haben bereits stattgefunden und die Patientinnen und Patienten konnten nach Hause zurückkehren.
Héctor Mustelier, Leiter der Abteilung für internationale Beziehungen bei der Generaldirektion für Gesundheit in Santiago de Cuba, erklärte, dass „die Geräte zwar nicht den Bedarf decken“, und die Überbringung dieser medizinischen Geräte „ein Ausdruck der internationalen Solidarität ist, um die Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade zu durchbrechen, die die US-Regierung seit mehr als 65 Jahren gegen Kuba verhängt hat“. Er hob die bedeutenden Auswirkungen dieser Spende auf kubanische Einrichtungen hervor, die auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen spezialisiert sind, da die Ankunft und der Einsatz dieser Geräte Leben retten.
José Carlos López, Direktor des Zentrums, betonte, wie wichtig die internationale Unterstützung für die Betreuung von Hochrisikopatienten ist, um deren Lebensqualität zu verbessern und die Wartelisten zu verkürzen. Er dankte MediCuba-Europe, Global Health Partners sowie den Spenderinnen und Spendern für ihre humanitäre Aktion.
Die Liste der Patienten, bei denen die Laufzeit der Schrittmacher abläuft und die auf den Eingriff warten, wird kürzer, wie im Fall von Edith Vinent Soa, eine 88-jährige Patientin,. Sie drückte gegenüber der Zeitung Juventud Rebelde ihre große Erleichterung darüber aus, dass der Herzschrittmacher, der sie mehr als ein Jahrzehnt lang vor einem Infarkt bewahrt hatte und dessen Batteriekapazität zu Ende ging, ersetzt wurde. Sowohl sie als auch ihre Tochter, Ana Mireya Bisset, beschrieben ihr Vertrauen und ihre Zuneigung gegenüber dem medizinischen Personal. Ana Mireya hob zudem die Möglichkeit des kostenlosen Zugangs zu einem Verfahren hervor, das in den Industrieländern normalerweise mit hohen Kosten verbunden ist, und bedankte sich für die Effizienz und Professionalität der Ärztinnen und Ärzte und Pflegepersonal des Dienstes.

Quellen: Granma, ACN, Juventud Rebelde 25.08.2024: Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba


Herzoperation

Herzoperation in Santiago.
Foto: Canal Cariba


Insbesondere die Aufnahme Kubas in die US-Liste der mutmaßlichen „Förderer des Terrorismus“ behindert den Zugang des Landes zum internationalen Bankensystem und schränkt die Versorgung mit Devisen ein. Sie behindert auch die Möglichkeit, auf einem von der US-Industrie beherrschten Markt Herzschrittmacher von internationalen Anbietern zu beziehen. Die Auswirkungen dieser Blockade auf das kubanische Gesundheitssystem stellen immer wieder schwierige Hindernisse dar, z. B. in Bezug auf die Beziehungen zu Lieferanten, Importe und den Zugang zu nahe gelegenen Märkten sowie die hohen Transportkosten.
Eines der barbarischsten Beispiele der letzten Jahre, war die Blockade von medizinischem Material während der Corona-Pandemie. Selbst die Beschaffung von überlebensnotwendigen Beatmungsgeräten, sowie von Spritzen und Kanülen zur Immunisierung der Bevölkerung mit den von Kuba selbst entwickelten Covid19-Impfstoffen, wurde durch die USA verhindert. Der internationalen Solidaritätsbewegung und ihrer Spendenkampagne zur Beschaffung von Spritzen und Kanülen war es maßgeblich zu verdanken, dass die kubanische Bevölkerung gegen das Virus geschützt werden konnte.

„Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche“ (Che Guevara)
In einem Interview mit Prensa Latina bezeichnete Bob Schwartz, Vizepräsident von GHP, das Projekt als eines der wertvollsten Projekte, die GHP in den drei Jahrzehnten seiner Tätigkeit in dem Antillenstaat gefördert hat. Laut Schwartz, wurde das angestrebte Spendenziel 150.000 § in drei Monaten zu erreichen, bereits nach zwei Monaten mit einer Summer von 187.000 $ überboten. Das neue Spendenziel sind jetzt 250.000,- $ und zudem hat sich das Canadian Netzwork on Cuba der Kampagne angeschlossen.
Auch die Humanitäre Cuba Hilfe und mediCuba können von einer erfreulichen Resonanz auf die Aufrufe berichten. „Dies ist ein außergewöhnliches Beispiel dafür, wie internationale Zusammenarbeit und Solidarität zu konkreten und positiven Ergebnissen führen können.“, so Dr. Klaus Piel von der Humanitären Cuba Hilfe über die bisherigen Erfolge.
Das noch im Mai 2024 utopisch anmutende Ziel, 1.500 Patientinnen und Patienten, die dringend benötigten Operationen zu ermöglichen, sprich mindestens eine dreiviertel Millionen € zu sammeln, hat sich Dank internationaler Solidarität von einem vermeintlich unmöglichen Versuch, einer realistischen Perspektive angenähert. „Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche“

Herzoperation

Herzschrittmacher Foto: Minrex


Ankunft, Weiterleitung und Einsatz der ersten Spendenlieferung
Nach der feierlichen Übergabe der ersten Lieferung von Schrittmachern am 28. Juni diesen Jahres an das Nationale Kardiologische und Kardiochirurgische Institut in Havanna, konnte eine weitere Lieferung im Juli erfolgen.
Zwischenzeitlich konnte der Erwerb von Herzschrittmachern in Europa an den aktuellen Bedarf weiter angepasst werden. Der Bedarf in Kuba ist: 54 Prozent 2 KammerSM, 39 Prozent EinkammerSM und 7 Prozent DreikamCUBA mersysteme – je nach Typ belaufen sich die Kosten zwischen 500 und 900 € je Schrittmacher.
Dank der Soforthilfe der Freund schaftsgesellschaft BRD-Kuba (FG) und den bei der Humanitären Cuba Hilfe und mediCuba Schweiz eingegangenen ersten Spenden, traf diese Lieferung am 22. Juli in Kuba ein und wurde (neben 50 Herzschrittmachern, die von Global Health Partners gesendet wurden) wie folgt verteilt:
20 an das Instituto de Cardiología La Habana
5 an das Hospital Hermanos Ameijeiras
5 an das Calixto García
10 an das Hospital Provincial in Holguín
10 an das Hospital Provincial in Santiago de Cuba
Vor Jahresende werden wir weitere Herzschrittmacher verschickt werden: Geplant ist, weitere 100 Herzschrittmacher bis Ende des Jahres oder Anfang 2025 zu verschicken.

Überbringung der Herzschrittmacher – so geht es effektiver und schneller
Wir rufen weiterhin auf, die Spendenkampagne zu unterstützen, weiter zu verbreiten und somit den betroffenen Patienten und ihren Angehörigen in Kuba ihre Hoffnung auf eine Operation Wirklichkeit werden zu lassen. Wir bitten um Weiterverbreitung des Aufrufs per Flugblatt, über Eure email-Verteiler und über „X“ (Twitter), Facebook und Instagram