Vor 65 Jahren siegte die kubanischen Revolution.
Raúl Corrales Fornos berühmtes Bild der siegreichen kubanischen Revolution von 1959 mit dem Titel "La Caballería" (Die Kavallerie). Das Bild zeigt eine Gruppe von Rebellen der Bewegung des 26. Juli, die auf Pferden sitzen und vom Wind gepeitschte kubanische Flaggen schwenken.
Foto: Raúl Corrales Forno
Am 1. Januar 2024 jährt sich der Sieg der Kubanischen Revolution zum 65. Mal. Am 1. Januar 1959 floh der verhasste Diktator Fulgencio Batista vor der siegreichen Rebellenarmee in die USA, die "Barbudos" um Fidel Castro, Che Guevara und Camilo Cienfuegos übernahmen die Macht auf der Insel.
Solche Jahrestage sind immer Anlass für einen Blick zurück und für die Frage, welche Bedeutung solche historischen Ereignisse heute noch haben. Im Falle Kubas fällt die Antwort leicht, denn der rebellischen Insel vor den Toren des Imperiums ist es gelungen, den eigenen Entwicklungsweg bis heute zu verteidigen und weiter zu beschreiten. Trotz aller globalen Veränderungen, insbesondere dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des sozialistischen Lagers in Europa, überstand Kuba die "Período Especial", die besondere Periode in den 1990er Jahren, als man den Verlust von 85 Prozent des Außenhandels verkraften musste. Man trotzte der Verschärfung der Blockade durch die USA und dem fortgesetzten Terror der antikommunistischen Banden aus Miami. Kuba war und ist ein Symbol dafür, dass eine andere Welt möglich ist.
Schon 1961 schrieb Che Guevara in einem Artikel, dass "einige" die Kubanische Revolution als ein Ereignis bezeichneten, das "sich in seiner historischen Bedeutung in die Trilogie der Oktoberrevolution, des Sieges über die Hitler-Armee mit den darauf folgenden sozialen Veränderungen und des Sieges der chinesischen Revolution einreihe". Che selbst widerspricht dieser Einschätzung in seinem Text "Kuba – Historische Ausnahme oder Vorhut im Kampf gegen den Imperialismus?" nicht ausdrücklich. Er weist aber darauf hin, dass es künftige Revolutionen in Lateinamerika schwerer haben würden, denn "im Gegensatz zu manchen fortschrittlichen Gruppen lernt der Imperialismus aus seinen Fehlern". Die Fehleinschätzungen, die Washington im Umgang mit der Kubanischen Revolution unterlaufen seien, würden sich nicht wiederholen.
Foto: Cubaperiodistas |
Trotzdem kam es zu einer ganzen Reihe Um- und Aufbrüche auf dem amerikanischen Kontinent. Der vor 50 Jahren in Chile blutig erstickte Versuch, auf friedlichem Wege den Sozialismus aufzubauen, war einer der ersten. Die siegreiche Sandinistische Revolution 1979 in Nicaragua war der nächste große Erfolg. Die 1998 eingeleitete Bolivarische Revolution unter Hugo Chávez in Venezuela ein weiterer. Der antiimperialistische Staatenbund ALBA, die lateinamerikanische Union CELAC: Kuba stand mit Pate. Ohne die Vermittlung Kubas bei den Friedensverhandlungen in Kolumbien wäre der Wahlsieg eines progressiven Politikers wie Gustavo Petro im Juni 2022 kaum vorstellbar gewesen.
Doch Che hatte recht, der Imperialismus hat aus seinen Fehlern gelernt. Die Angriffe auf progressive Regierungen und Bewegungen halten bis heute an – doch das Arsenal hat sich vervielfacht, die Taktiken sind ausgefeilter und manchmal kaum zu erkennen. Diplomatische Einflussnahme, wirtschaftliche Erpressung, Korruption, Blockaden, militärische Aggressionen, die Finanzierung von militanten Oppositionsgruppen und Söldnern, Staatsstreiche,…: Die USA und ihre Verbündeten greifen zu allen Möglichkeiten, fortschrittliche Entwicklungen zu unterbinden. Dabei werden auch teilweise berechtigte Proteste gegen Fehler der Regierenden ausgenutzt, etwa in Nicaragua, Venezuela oder Bolivien. Doch wenn sich Washington, Brüssel und Berlin lautstark mit "Demokratiebewegungen" solidarisieren, sollten die Alarmglocken schrillen. Eine Alternative können die reaktionären Politiker und Bewegungen von Gnaden des Weißen Hauses niemals sein.
Auch Kuba sieht sich Widersprüchen ausgesetzt – wie könnte es in einer komplizierten Weltlage auch anders sein. Eine offene Diskussion über abweichende Meinungen wird jedoch erschwert, weil der Imperialismus sich einmischt und versucht, bestehende Unzufriedenheit auszunutzen. Es geht Washington in Kuba auch heute noch um nichts anderes als den Sturz der revolutionären Regierung von Präsident Miguel Díaz-Canel Bermúdez. Diesem Ziel dient auch die verzerrte und verlogene Berichterstattung in den allermeisten deutschen und europäischen Medien.
Als Anfang November die Welt erneut fast einstimmig in der UN-Vollversammlung von den USA die Aufhebung der Blockade gegen Kuba forderte, war dies den meisten Medien hierzulande nicht einmal eine kurze Meldung wert. Ganz anders jedoch, als im vergangenen Februar 141 von 193 Staaten im gleichen Gremium für eine Resolution votierten, die den Rückzug Russlands aus der Ukraine verlangte. Dieser Beschluss war "Tagesschau" & Co. große Schlagzeilen wert.
Die Kubanische Revolution hat sich von alledem nie von ihrem Weg abbringen lassen. Man ist freundlich diplomatisch, wenn es hilft – und kompromisslos lautstark, wenn es nötig ist. Kuba schickt Ärztinnen und Ärzte, keine Soldaten. Kuba schickt Lehrerinnen und Lehrer, die den Analphabetismus bekämpfen, keine Propagandakolonnen. Kuba unterstützt Bemühungen um den Frieden – in Lateinamerika, in der Ukraine, in Syrien, in Nahost, in der Westsahara. Kuba ist solidarisch mit Befreiungsbewegungen und hilft humanitär, politisch und materiell. Kuba zeigt: Eine andere Welt ist möglich.
Deshalb auch zum 65. Jahrestag der Revolution von uns ein herzliches
Hasta la victoria siempre!
Andre Scheer
CUBA LIBRE 1-2024