CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.
Rotation. Foto: Wiljo Heinen |
Zu den umtriebigsten Propagandisten eines Regime-Changes zugunsten westlicher Werte in Kuba gehört seit Jahren die "taz". Vor rund zehn Jahren versuchte deren "taz Panter Stiftung" mit mehreren, überwiegend vom Auswärtigen Amt finanzierten, "Kuba-Workshops" Einfluss auf kubanische Medien zu gewinnen. Die Seminare seien ein "Beitrag zur öffnung des strikt reglementierten Informationssektors" in Kuba, gab die Bundesregierung im März 2017 offen zu. Ziel sei es, "vorpolitische Freiräume" zu eröffnen und "Möglichkeiten der zivilgesellschaftlichen öffnung" zu nutzen, so das Auswärtige Amt. Die Teilnehmer wurden von ihren Taz-Betreuern in Berlin dann unter anderem Organisationen wie der vom US-Dienst "National Endowment for Democracy" (NED), exilkubanischen Contragruppen und der französischen Regierung finanzierten "Reportern ohne Grenzen" (ROG) zugeführt.
Kuba im taz-Fadenkreuz
Nachdem sich dieser Versuch der – in Kuba und von hiesigen Solidaritätsorganisationen kritisierten – Einflussnahme als Flop erwies, förderte die "Taz" verstärkt von ihr ausgebildete und unterstützte Contra-Autoren und deren Publikationen. Dazu gehören etwa Onlineportale wie "El Toque", "El Estornudo" und "Periodismo del Barrio", deren Hintermänner und Geldgeber im Dunkeln blieben. Tatsächlich wird der mittlerweile von einer NGO in Mexiko herausgegebene Blog "El Estornudo" nach eigenen Angaben sowohl von der staatlichen US-Stiftung NED als auch von der "Open Society Foundations" (OSF) des US-Milliardärs George Soros finanziert. Die norwegische und andere Regierungen sponsern den Contra-Blog "Periodismo de Barrio" und das Onlineportal "El Toque", 2014 als ein von der Lateinamerika-Abteilung der staatlichen holländischen "RNW-Media" entwickeltes digitales Medienprojekt für Kuba. Es wurde später in die in Polen registrierte Stiftung "Colectivo Mas Voces" überführt. Die "taz Panter Stiftung" fördert jedoch nicht nur "unabhängige" kubanische Autoren, sondern finanziert auch "Recherchereisen" hiesiger Nachwuchsjournalisten. Wie zwei aktuelle Beispiele vermuten lassen, haben einige von ihnen den Grundsatz "wes Brot ich ess, des Lied ich sing" bereits verinnerlicht.
Fragwürdige Recherchen
Am 9. März 2023 veröffentlichte das den Grünen nahestehende Blatt unter dem Titel "Mangel im Paradies" einen Artikel über "Kubas frustrierte Jugend". "Text und Recherche" der jungen Autorin, die für das Titelfoto mit Louis-Vuitton-Täschchen, Smartphone und Straßenhund auf der Mauer des Malecón posierte, wurden von der "taz Panter Stiftung" finanziert. Die von ihr zitierten anonymen "Quellen", erinnern an die erfundenen Reportagen von Claas Relotius. "Silvana ist Anfang dreißig und arbeitet im Kulturbetrieb. Ihren richtigen Namen will sie wegen ihrer kritischen Haltung gegenüber der Regierung nicht in der Zeitung lesen", wird eine Kronzeugin vorgestellt. Von dieser erfahren taz-Leser, dass die Regierung "restriktiv gegen kritische Meinungsäußerungen vorgeht". Der Vorwurf, Kuba sei ein Land "ohne freie Meinungsäußerung oder freie Presse", wirkt angesichts der Verbote alternativer Medien und Verfolgung kritischer Journalisten und Bloggern in der BRD wie Hohn. Ein weiterer Zeuge heißt "Roberto, Anfang 30. Und auch er möchte nicht mit richtigem Namen in der Zeitung stehen", heißt es im Text. "Die Linken, die hier Urlaub machen und sagen, Kuba sei so ein tolles, kommunistisches Land, sollen erst mal nach kubanischem Standard leben. Dann werden sie schon sehen, ob sie es hier wirklich so toll finden", sagt er angeblich. Die Autorin erfüllte damit sicher die Erwartungen derer, die sie finanzieren.
Anonyme Kronzeugen
Der Beitrag ist kein Einzelfall. Bereits am 26. Februar 2023 hatte die Zeitung einen ebenfalls von der "taz Panter Stiftung" finanzierten Artikel mit der überschrift "Nichts wie weg" veröffentlicht. Auch dessen Autorin, stützt sich zum Teil auf anonyme Quellen, wie "Maria", die sie an der Bar des Hotel Nacional traf. "Eigentlich heißt sie aber anders", lesen wir. Der Grund: "Wenn du meinen richtigen Namen erwähnst, kündigen sie mir auf der Arbeit." Und das sei nicht das Einzige, was passieren könnte, so die taz-Autorin. Die anonyme Maria kenne "einige, denen die Geheimpolizei das Leben zur Hölle gemacht hat: Kündigung, soziale ächtung, Hausarrest, Blut toter Tauben an der Haustür." Fast so schlimm wie bei Putin also. Immerhin zitiert diese Autorin mit dem Musiker Elier David Cruz zumindest eine Quelle, deren Existenz nachprüfbar ist. Als weitere Kronzeugin erklärt die per Zoom interviewte Contra-Aktivistin Juliana Rabelo aus Madrid, sie sei gegangen, weil sie ihr "eigenes Leben schützen wollte". Rabelo hatte zuvor bereits im staatlichen US-Propagandaportal "Radio und TV Martí" zum Regime-Change in Kuba aufgerufen. Peinlich für die "taz": Gut zwei Monate zuvor veröffentlichte "Spiegel Online" am 19.12.2022 einen Beitrag mit ähnlichem Inhalt und derselben überschrift: "Nichts wie weg".
Volker Hermsdorf
CUBA LIBRE 2-2023