Zu Besuch im Centro Fidel Castro Ruz

Neulich hatten wir die Möglichkeit, mit unseren "profes" das Centro Fidel Castro Ruz zu besuchen. Das Centro befindet sich in Havannas Stadtbezirk Plaza de la Revolution José Martí. Das Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, wurde restauriert und am 25.11.2021, zum fünften Todestag von Fidel Castro, eröffnet. Es widmet sich dem Lebenswerk des Comandante en Jefe.

Centro Fidel Castro Ruz in Havanna

Centro Fidel Castro Ruz in Havanna
Fotos: Miguel Guzmán/Prensa Latina


Um überhaupt einen Ort schaffen zu können, an dem das kulturelle und politische Erbe von Fidel Castro gewürdigt werden kann, musste im Jahr 2016 ein Gesetz verabschiedet werden, das ausnahmsweise die Schaffung einer Einrichtung mit seinen Namen gestattet. Fidel hatte vor seinem Tod veranlasst, dass keine Straßen, Plätze oder Monumente nach seinem Namen benannt werden sollen.

Der Besuch des Centro ist für alle nach vorheriger Reservierung kostenlos. Es soll in erster Linie als kulturelles Zentrum für junge Leute zugänglich sein, damit sie sich weiterbilden und sich den Ideen Fidels annähern können. Das Hauptgebäude umfasst neun Ausstellungsräume, in denen verschiedene Facetten des Denkens des Comandante en Jefe abgebildet werden.

Centro Fidel Castro Ruz in Havanna Als erstes wurden wir in einen Raum geführt, in dem wir einige berühmte Reden Fidels zu sehen bekamen. Danach wurden uns auf einem Monitor Bilder von bekannten Persönlichkeiten gezeigt, die den Comandante persönlich getroffen haben. Darunter auch eines mit dem bekannten italienischen Journalisten Gianni Mina, der die Möglichkeit hatte, Fidel Castro mehrere Male zu interviewen.

Es folgte ein schön ausgestatteter Raum, in dem mehrere Skulpturen sowie Auszeichnungen, die Fidel im Laufe der Jahrzehnte aus mehreren Ländern erhalten hat, präsentiert werden. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir der Internationale Lenin-Friedenspreis der Sowjetunion.

Weiter ging es in einen Saal in dem die verschiedenen Lebensabschnitte des Comandante in Bildern und Texten dargestellt wird. Zusätzlich konnte man in diesem Raum Kleidungsstücke von Fidel anschauen, zum Beispiel seine olivgrüne Uniform, die er abgesehen von einigen formellen Staatsbesuchen ständig getragen hat. Zudem gibt es in dieser Ausstellung eine große Bilderreihe von wichtigen politischen Ereignissen Kubas, wie die erste große Agrarreform 1959, die Schweinebuchtinvasion 1961 oder Fidels Rückzug von seinen Funktionen im Jahre 2006.

Im nächsten Raum waren auf einer großen digitalen Landkarte die internationalen Beziehungen und Kooperationen von Kuba abgebildet, die in den letzten Jahrzehnten unter der Führung von Fidel aufgebaut wurden und teilweise bis heute bestehen. Zum Beispiel wäre da die Alphabetisierungskampagne, die auch in Nicaragua, Venezuela und Bolivien und vielen anderen Ländern erfolgreich realisiert wurde oder die Aufnahme und medizinische Versorgung Tausender Kinder aus der damaligen Sowjetrepublik Ukraine nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986. Hier wurde mir deutlich, wieviel Fidel Castro die internationale Solidarität bedeutete.

In einer weiteren "Sala" ist auf großen beschrifteten Tafeln der Verlauf der Kubanischen Revolution unter der Führung des Comandante abgebildet. Im Saal ist ein kleineres Modell des Schiffes Granma ausgestellt, mit dem Fidel und seine Gefährten von Mexiko nach Kuba übersetzten.

Centro Fidel Castro Ruz in Havanna
Die Situation vor und nach der Revolution, insbesondere in den Bereichen der Bildung und der Gesundheitsversorgung, bekamen wir zu Gesicht. Diese Präsentationen wurden verknüpft mit der berühmten Verteidigungsrede "Die Geschichte wird mich freisprechen!", die Fidel als Plädoyer vor Gericht anlässlich der Anklage wegen seiner Teilnahme an dem Angriff auf die Moncadakaserne hielt. Er bezog sich vor allem auf das schlechte Bildungs- und Gesundheitswesen des neokolonialen Kubas und somit die zentralen Motivationsgründe für die spätere Revolution darlegte, seine Ankläger zu Angeklagten machte.


Gegen Ende der Führung im Haus wurde, an mehreren Wände gleichzeitig, ein Film mit Zeitgenossinnen und -genossen Fidels projiziert. Sie schilderten eindrucksvoll, wie die Begegnungen mit Fidel sie geprägt hat. Am Schluss des Films wurden noch Bilder des Trauerzugs bis zum Ort seines Begräbnisses gezeigt.

Nach dem Rundgang besuchten wir die Bibliothek des Centros, in der viele Bücher ausleihbar sind, die in irgendeiner Weise einen Bezug zu Fidel haben. Diese Bibliothek fungiert auch als Arbeitsort für die wissenschaftliche Recherche im Centro.

Centro Fidel Castro Ruz in Havanna Am meisten beeindruckt hat mich, wie detailliert und informativ das Centro und die einzelnen Ausstellungen über den Comandante Fidel Castro waren. Man konnte dadurch viel mehr über seine Biografie erfahren und sich dabei neues Wissen über ihn aneignen und Details erfahren, die man evtl. vorher von ihm noch nicht wusste. Durch den Besuch im Centro wurde mein Eindruck über Fidel verstärkt, dass er als charismatischer Politiker, Staatsoberhaupt und Lider de la Revolucion Cubana, Kuba sehr geprägt hat und er einen elementaren Anteil daran hatte, dass Kuba seinen eigenen souveränen Weg in Lateinamerika und weltweit gehen konnte. Der Rundgang durch das Centro bringt einem Fidel als Menschen näher und gerade für junge Menschen ist ein Besuch dieses Ortes sehr empfehlenswert, da es über sein politisches Denken informiert. Es sollte dies aber nicht als einzige Informationsquelle dienen. Wenn man sich mehr Wissen aneignen möchte, empfiehlt es sich daher, dafür selbst nochmal Literatur über Fidel Castro anzuschaffen oder z. B. Quellen zu suchen, wie seine offizielle Seite (www.fidelcastro.cu/de) die alle seine politischen Reden und Zitate zu verschiedenen Themen in mehreren Sprachen enthält.

Das Centro Fidel Castro Ruz soll eine Begegnungsstätte für Kubaner und Nicht-Kubaner sein, um den Comandante in Erinnerung zu behalten. Sein politisches Lebenswerk soll auch nach seinem Tod in Kuba bewahrt werden. Fidel Castro wird dem kubanischen Volk immer in Erinnerung bleiben.Wenn man mit Kubanern über den Comandante spricht, hört man von den meisten nur positive Äußerungen und viele werden dabei sogar emotional, weil sie Fidel als volksnahen und sympathischen Menschen und Politiker in Erinnerung haben. Für mich war der Besuch im Centro eine Bereicherung und eine Möglichkeit, mehr über Fidel und die Kubanische Revolution zu erfahren. Dabei konnte ich meinen Wissensstand erweitern. Beeindruckend fand ich, wie das Centro Fidel Castro Ruz konzipiert und wie die einzelnen Ausstellungen für jedermann sehr verständlich präsentiert werden. Deshalb kann ich mir auch vorstellen, das Centro ein zweites Mal zu besuchen.

Gabriel

CUBA LIBRE 4-2022