Das öffentliche Leben in Kuba läuft langsam wieder an.
Die gute Nachricht ist zweifellos, dass praktisch niemand mehr in Kuba an COVID-19 stirbt, dass der Tourismus langsam anläuft, dass man wieder Kultur genießen kann, kurz gesagt, dass es wieder ein öffentliches Leben gibt.
Die Märkte mit landwirtschaftlichen Produkten sind weiterhin gut bestückt |
Zu diesem öffentlichen Leben hinzugelangen, ist jedoch nicht so einfach, denn der öffentliche Nahverkehr läuft auf Sparflamme. In Havanna sind zurzeit nur 442 Busse in Betrieb und die sollen jeden Tag über 580.000 Passagiere befördern. Die vor drei Jahren erstellte Planung sah eigentlich 780 Busse vor: Zahlen, die die Dramatik der Lage veranschaulichen. Für viele Kollegen ist die größte Herausforderung nicht das zu leistende Pensum am Arbeitsplatz, sondern das Hinkommen zum Arbeitsplatz. Nachdem Covid unter Kontrolle ist, müssen die staatlichen Fahrzeuge wieder Passagiere mitnehmen. Zusätzlich hat man jetzt beispielsweise auch 54 Busse zur Unterstützung eingesetzt, die großen, etwas abgelegenen Institutionen wie der Universität für Informatik oder der Kredit-und Handelsbank gehören und zur Beförderung des eigenen Personals genutzt werden. Sie dürfen fünf Pesos pro Passagier nehmen und das so eingenommene Geld kommt dann der jeweiligen Institution zugute. Man hofft jetzt, noch mehr Einrichtungen dafür zu gewinnen. Ein weiteres beliebtes Transportmittel sind die sogenannten "motorinas", die kleinen elektrischen Motorräder. Sie sind aber natürlich nur individuelle Lösungen, die das Transportproblem genauso wenig lösen können, wie die hübsch anzusehenden überdachten Gefährte, die ein bisschen aussehen wie die Isettas von früher.
Auswirkungen der Inflation
Das größte Problem sind jedoch die inflationären Preise. Die aktualisierten offiziellen Daten zum Verbraucherpreisindex deuten darauf hin, dass die Inflation in Kuba im Jahr 2021 nicht gestoppt wurde, sondern sich 2022 fortsetzt, wenngleich sie etwas an Schwung verliert. Wenn wir uns gelegentlich einen Restaurantbesuch leisten, bekommen wir jetzt schon den Rechnungsbetrag zweifach ausgewiesen: 2.100 Pesos oder 25 Dollar oder Euro, was den Unterschied zwischen dem informellen und dem offiziellen Wechselkurs 1:24 deutlich macht. Gründe dafür sind sicher die langsame Erholung des Tourismus und der Wirtschaft im Allgemeinen, der ständige Mangel an Waren und Devisen, das Haushaltsdefizit und seine Finanzierung durch das Drucken von mehr Geld sowie der parallele Wechselkurs. Natürlich sind davon nicht die Grundnahrungsmittel und die auf Libreta betroffen, aber wenn das Speiseöl alle ist, und das ist hier schnell passiert, weil die Kubaner so gerne frittieren, dann wird es spannend. Man kann sich mit seiner Libreta und seinem Ausweis noch einmal in die Schlange stellen und falls vorhanden, nochmal zusätzliches Öl zu zivilen Preisen kaufen. Das wird eingetragen und darauf hat man alle zwei Wochen Anrecht. Allerdings ist das mit mehr oder weniger langen Schlangen verbunden. Wer das verpasst, der hat Pech gehabt und sieht sich dann Angeboten von 600 oder 700 Pesos für einen Liter Öl gegenüber. Das sind die Preise, die in sozialen Netzen kursieren. Mit einem Monatsgehalt von 4000 Pesos kann man diese astronomischen Preise natürlich nicht bezahlen. Das Schlimme dabei ist, dass man sich mehr und mehr damit abfindet und einem der Betrag zwei Monate später schon gar nicht mehr so dramatisch vorkommt, weil alles schon wieder teurer geworden ist. Strom, Gas, Wasser, Transport etc. sind davon ausgenommen, aber wenn das Kind ein Paar neue Schuhe braucht und man dafür 3.500 Pesos zahlen soll, muss man improvisieren.
Viele Betriebe haben erkannt, dass die Leute, wenn sie bis 16 Uhr arbeiten, keine Zeit haben, sich irgendwo in eine Schlange zu stellen und nach Lösungen gesucht. So gibt es auch bei uns gelegentlich ein sogenanntes Modul: Das bedeutet, dass in diesem Fall die Granma zusammen mit anderen Einrichtungen Verbindung mit bestimmten Produzenten aufnimmt. Dann liefern diese uns Hähnchen, Kroketten, Öl, Spaghetti, Toilettenpapier, Deodorant, Seife, Zahnpasta usw. Letztes Mal gab es zwei 1,5 Liter Flaschen Cola, ein anderes Mal war es eine Palette Bier und noch einiges mehr. Dann kommt die Belegschaft mit großen Taschen und organisiert sich einen Transport, um die Riesenmengen an tiefgefrorenem Hähnchenfleisch schnell heimwärts zu schaffen. Der Arbeitstag ist damit gelaufen. Dieses Modul ist auch nicht subventioniert, man bezahlt den regulären Preis. Aber für diese Menge Hähnchenfleisch und Öl müsste man viele Male viele Stunden Schlange stehen und deshalb ist jeder glücklich und dieser Verkaufsevent ist tagelang Gesprächsstoff. In bestimmten Zeitabständen gibt es auch Eier, 20 pro Person, die gleichfalls dankbar angenommen werden.
Freundliche Länder unterstützen uns in unserem Widerstand. Mexiko nennt Kuba ja immer das neue Numancia (Anmerkung der Redaktion: Numantia war in der Antike ein keltisches Oppidum in Spanien, das seit der Bronzezeit besiedelt war. Während der Iberischen Kriege – 154 bis 133 vor unserer Zeitrechnung – zwischen Rom und den Keltiberern, die von Viriatus angeführt wurden, war die Stadt ein stark befestigtes Widerstandszentrum. Aus Wikipedia). Die letzte Geschenksendung kam aber aus Venezuela. Dann muss man mit der Libreta und dem Ausweis zur zuständigen Stelle gehen, und bekommt gratis leckeren Reis, Spaghetti, Zucker, Sardinen, Öl ausgehändigt.
All das wird dankbar gewürdigt und erleichtert das Leben ein wenig.
Die Märkte mit landwirtschaftlichen Produkten sind weiterhin gut bestückt und es gibt solche mit relativ günstigen Angeboten und andere, die mehr verlangen. Das bekommt man schnell heraus. Kartoffeln gibt es, wenn vorhanden, auf Libreta und limitiert, je nach gelieferter Menge.
Probleme der Energieversorgung
Die Stromversorgung ist leider nicht immer gewährleistet |
Ein weiteres Problem ist die Stromversorgung. Um die regelmäßige Versorgung zu gewährleisten, müsste es eine zusätzliche Reserve an Kilowattstunden geben – und die ist nicht vorhanden. Wenn alle Kraftwerke vorschriftsmäßig laufen, und selbst wenn eines wegen geplanter Wartung für kurze Zeit ausfällt, ist alles wunderbar. Die mit Schweröl betriebenen Kraftwerke stammen aber noch aus Sowjetzeiten und sind entsprechend anfällig. So verfolgt jeder in der Nachrichtensendung gebannt, welches Kraftwerk denn heute wieder Schwierigkeiten macht und welcher Heizkessel dieses Mal leckt und hofft, dass sein Wohngebiet verschont bleibt. Damit Industrie und Privathaushalte möglichst wenig leiden müssen, springen in einem solchen Fall die kleinen Dieselkraftwerke ein. Aber da es in Kuba von nichts zu viel gibt, war dann, als letzten Monat ein großes Kraftwerk vom Netz genommen werden musste, kein Diesel mehr für die Tankstellen da. Da gab es dann unter anderem Taxifahrer, die von morgens bis abends in der Schlange vor der Tankstelle warteten. Nachher wurde dann auch eine fehlerhafte Informationspolitik gerügt. Hätte man gesagt, dass zwei Tage Mangel an Treibstoff herrschen würde, dann aber das Problem wieder behoben sei, hätten viele sicher gewartet. So glaubte jeder, es habe einen Lieferstopp an Diesel gegeben und wollte noch so viel wie möglich in seinen Tank füllen. Hoffen wir, dass wir jetzt, mit der langsamen Erholung der venezolanischen Erdölindustrie, den Sommer ohne Probleme bestehen können, denn kaum etwas ist explosiver als ein heißer kubanischer Sommer mit Stromausfällen.
Inflation, Pandemie und Ukrainekrieg
Die Regierung hofft, dass sich die Inflation auf der Angebotsseite ausgleichen wird: Mehr Produktion und mehr Dollars, die in die Wirtschaft fließen. Zu dieser erhofften Produktionssteigerung müsste auch der Tourismus entscheidend beitragen. Nun gibt es aufgrund der COVID-19-Pandemie hier in der Welt und insbesondere in Kuba ein Vorher und Nachher. In der zweijährigen Zwangspause sind viele Märkte verlorengegangen, Reiseveranstalter haben Kuba aus dem Programm genommen. Es gab wenige Flüge und die Einreise- und Quarantänebestimmungen haben nicht zu einem Besuch der Insel eingeladen. Außerdem gab es außerhalb der wenigen geöffneten Hotels wenig, was einen Besucher gereizt hätte – Restaurants, Kulturstätten – alles geschlossen. Nun hat Kuba seit dem 15. November letzten Jahres das Land wieder für den Tourismus geöffnet und in der Hoffnung, möglichst viele Touristen anzuziehen und verlorenes Terrain wiederzugewinnen, praktisch alle Covid-bedingten Beschränkungen aufgehoben.
Die Lage ist jetzt aber, als Folge des Krieges in der Ukraine, wieder komplizierter geworden. Von Januar 2020 bis Februar 2022 war Russland der am schnellsten wachsende Markt. Jetzt, nachdem die Mehrheit der europäischen Länder ihren Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt hat und die russischen Fluglinien Aeroflot und Azur Air ihre Flüge nach Kuba eingestellt haben, gibt es keine Touristen aus Russland und der Ukraine. Man weiß auch nicht, wie sich dieser Konflikt auf die anderen europäischen Märkte auswirkt.
Länder wie das Vereinigte Königreich sowie Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und andere EU-Länder machen sich mehr Sorgen um den Krieg als um Urlaubs- oder Freizeitreisen. Hinzu kommt der Anstieg der Treibstoffpreise, der eine erhebliche Verteuerung der Flugtickets zur Folge hat, zumal die wichtigsten touristischen Märkte Kubas Langstreckenflüge sind.
Für Kuba ist der kanadische Tourismus der wichtigste Markt, der zwischen 2011 und 2019 die Zahl von einer Million Touristen pro Jahr überstieg. Nach den ersten beiden Monaten dieses Jahres hat die Insel 185.650 internationale Besucher empfangen, und Kanada nimmt mit 40.820 Touristen dabei erneut den ersten Platz ein.
Da der Krieg den Reiseverkehr aus den traditionellen europäischen Ländern bedroht, muss man nun versuchen, diesen Rückgang zu kompensieren, indem man verstärkt um Touristen aus Argentinien, Chile, Mexiko, Kolumbien, Mittelamerika und um im Ausland lebende Kubaner wirbt. Argentinien hat inzwischen die Direktflüge nach Havanna, die die Regierung von Mauricio Macri eingestellt hatte, wieder aufgenommen.
Trotz dieser nicht gerade hoffnungsvollen Aussichten rechnet Kuba weiterhin mit etwa 2,5 Millionen Touristen in diesem Jahr, die der kubanischen Wirtschaft 1.159 Millionen Dollar einbringen sollen.
Veränderungen in der Gesellschaft – aktive Jugend
Ja, die Lage ist schwierig, aber das war sie ja immer, mal mehr, mal weniger. Manchmal sind die Leute genervt und es stimmt auch, dass die Zahl derer, die das Land verlassen möchten, um anderswo ihr Glück zu versuchen, stark angestiegen ist.
Auf der anderen Seite ist gerade bei der Jugend ein großes Engagement festzustellen. Die jungen Leute haben bei der Bekämpfung von Covid, sowohl in den Krankenhäusern als auch in den Wohnvierteln eine entscheidende Rolle gespielt. Regierung und Partei werden nicht müde, diese Bedeutung hervorzuheben und überall kann man erkennen, dass die jungen Leute zu Wort kommen und ihre Ideen ernst genommen werden. Das sieht man in den Wohnvierteln, wo sie von der Welle der Begeisterung, die in den sogenannten vulnerablen Stadtvierteln herrscht, mitgetragen werden. Dort ist eine wirkliche Bewegung entstanden, in der die Bewohner selbst die Sache in die Hand nehmen, die Wohnungen und ihr Umfeld verschönern, die Probleme mit Wasser und Abwasser lösen. Vor allem Jugendliche sind hier die Protagonisten. Aber diese Bewegung steht nicht nur für schönere Straßen, schönere Häuser, Familienarztpraxen und so weiter ein, sondern sie hat auch eine kulturelle Komponente. Sie dringt in die Herzen vor, die Bewohner identifizieren sich mit ihrem Viertel, mit Kuba, mit der Revolution. Wenn Präsident Díaz-Canel diese Viertel besucht, wird er von der Begeisterung der Menschen dort förmlich überwältigt.
Jugend bekämpft den Medienkrieg gegen Kuba
Jugendliche, wie Claudia Ramón, wehren sich gegen die konterrevolutionären Medienmanipulationen. |
Ein weiterer Bereich, in dem die Jugend besonders aktiv ist, ist der der Kommunikation. Der kommunistische Jugendverband UJC bekommt Zulauf, aber es gibt auch andere Verbindungen von Jugendlichen, die weniger organisiert sind, spezifische Betätigungsfelder abdecken, aber bei allem die Revolution verteidigen. Als jetzt erneut von Argentinien aus und von Miami finanziert der #soscuba auftauchte mit dem entsprechenden Einsatz von Robots und Algorithmen, war es hauptsächlich dem Einsatz junger Leute zu verdanken, dass, wie damals in Playa Girón, diese feindliche Offensive innerhalb von 72 Stunden mit dem #cubavacontodo außer Gefecht gesetzt werden konnte.
Zweimal in der Woche – dienstags und donnerstags und immer vor der Telenovela, wie die Sprecher der Sendung jedes Mal betonen – überträgt das kubanische Fernsehen "Con Filo" – eine von jungen Leute gemachte Sendung, die eine besondere Art hat, aktuelle Themen ins Fernsehen zu bringen. Mit einer direkten und klaren Sprache, die, wenn der Anlass es erfordert, auch bissig sein kann, geht "Con filo" mit seinen Fakten in einem offenen Kampf vor gegen Manipulationen und den Medienkrieg in den sozialen Netzwerken, in dem das Thema Kuba im Mittelpunkt steht.
In 15 Minuten voller Dynamik ziehen die jungen Macher der Sendung mit ihrer Analyse der Ereignisse die Zuschauer in ihren Bann.
Ihre sachlichen und mutigen äußerungen haben die Feinde der Insel dazu veranlasst, das Programm sehr ernst zu nehmen und ihre Kanonen auf sie zu richten. Weil es sich kreativ, witzig und wirkungsvoll gegen das gnadenlose Medienbombardement gegen Kuba zu Wehr setzt, hat Miami Michel Torres Corona, Gabriela Fernández Álvarez und Ana Álvarez Guerrero zur Zielscheibe erkoren.
Die Sendung spricht die Zuschauer an, wegen ihres in Sektionen unterteilten Materials, der Vielfalt der Quellen, der Einbeziehung von Memes (Anmerkung der Redaktion: Ein Meme enthält eine satirische, humoristische oder gar gesellschaftskritische Botschaft) und den aus den sozialen Netzen gegenübergestellten Inhalten, deren Lügen durch vielfältige Informationen und Zeugen nicht nur aus Kuba, sondern auch von jenseits der Meere offengelegt werden. Sie lassen die ausländischen und inländischen Geldgeber in schlechtem Licht dastehen, was diese verständlicherweise verärgert.
Aber "Con Filo" nennt auch die Schwierigkeiten innerhalb Kubas beim Namen, die im oberen Teil dieses Artikels bereits aufgezeigt wurden. Die Präsentatoren geben zu, in einer nicht vollkommenen Gesellschaft zu leben, die man aber vervollkommnen kann, selbst unter einer verschärften Blockade, mit der die USA glauben, wie sie unumwunden zugeben, Kuba erdrosseln zu können. Sie wollen mit ihrer Sendung überzeugen, dass die USA das nicht schaffen werden.
Jedes Mal zu Beginn der Sendung heißt es dort, man wolle "die Nähte der Medienmanipulation aufreißen". In einer Sendung beispielsweise ging es um den Missbrauch von Tieren im Zusammenhang mit einem Vorfall beim Rodeo auf der Internationalen Agrar- und Lebensmittelmesse Fiagrop 2022, als eine Katze misshandelt wurde. Dabei sagte Michel Torres, dass "wir nicht nur die Bösen, die aus dem Norden kritisieren, sondern auch selbstkritisch sind".
Mit seinen Comic-T-Shirts und den Treffen, an jedem ersten Freitag im Monat in der Casa de la Amistad bei freiem Eintritt, ist es "Con filo" gelungen, sich über die Sendung hinaus einem breiteren Horizont zu öffnen. Davon wird eine breite Schicht der insbesondere studentischen und künstlerischen Jugend angesprochen.
Neues Familiengesetz vor der Abstimmung
Was das neue Familiengesetz angeht, das seit einigen Wochen debattiert wird, werden wir uns auf ein Abstimmungsergebnis im Referendum vorbereiten müssen, das nicht die hohe Zustimmungsrate wie etwa die der Verfassung erwarten lässt. Das zumindest lassen die Versammlungen erkennen, die in den Vierteln stattgefunden haben. Wie immer in Kuba bei wichtigen Gesetzesvorlagen, werden die von der Bevölkerung eingebrachten Bedenken und Vorschläge der Kommission, die den Gesetzesentwurf ausarbeitet, vorgelegt. Das führt dann erfahrungsgemäß zu änderungen, Ergänzungen oder Streichungen.
Das neue Familiengesetz, das eigentlich das Gesetz der Familien übersetzt werden müsste, da es die Vielfalt der Familienformen betonen möchte, hat insbesondere zu Kontroversen bei den Punkten "elterliche Verantwortung", "solidarische Schwangerschaft", Adoptionen und so weiter geführt. Teilweise wurde dabei aus dem Ausland, von den üblichen Gegnern der Revolution, Einfluss genommen. Aber es ist einfach ein Fakt, dass gerade bei den älteren Leuten einige Ideen des Gesetzesentwurfs an in ihnen tief verwurzelte Vorstellungen rütteln. Demgegenüber stehen die Jugendlichen dem Entwurf generell positiv gegenüber. Sie stellen jedoch nicht die Mehrheit der kubanischen Bevölkerung dar. Das heißt jedoch nicht, dass alle älteren gegen den Entwurf stimmen würden. Man darf also auf das Ergebnis des Referendums gespannt sein.
Nun warten wir, was der Sommer uns bringt. Die Jugend ist aufgerufen, das Motto für diesen Sommer zu erfinden, ein Lied zu texten und zu komponieren, das als Erkennungsmelodie fungiert und an den diversen Aktivitäten mitzuwirken – immer noch mit Gesichtsmaske.
Außerdem finden bald die Playoffs der Baseball Liga statt. Baseball, offiziell als der Nationalsport gesetzlich anerkannt, dient ebenfalls, wie die gesamte Kultur, als ein Identifizierungsmerkmal. Die wichtigsten Stadien haben inzwischen Flutlicht oder man ist dabei, dieses zu installieren. Denn wenn, wie jetzt, später im heißen Sommer, die Spiele um 14 Uhr stattfinden, ist das eigentlich keinem der Beteiligten zuzumuten, da, im Gegensatz zum Fußball ,diese Spiele endlos dauern können. Dass vorher kaum ein Stadium eine Flutlichtanlage hatte und außerdem immer Strom gespart werden muss, hat dazu geführt, dass kaum einer zu den Nachmittagsspielen mehr ging und deshalb die Begeisterung für den Nationalsport nachgelassen und ein Identitätsobjekt verloren ging. Ein weiterer Nachteil ist, dass im Gegensatz zum Fußball, die Ausrüstung für Baseball viel aufwändiger ist. Ball, Schläger, Schutzhelme, Schutzhelm mit Gesichtsgitter für den Catcher. Aber auch daran arbeitet man, denn man muss den Kindern schon früh die Möglichkeit geben, zu üben, sonst wird der kubanische Baseball nicht wieder an seine einstigen Höhepunkte heranreichen.
Renate Fausten
CUBA LIBRE 3-2022