Eine Buchvorstellung
Glenn Jäger (links) im Gespräch mit André Scheer |
Diego y Fidel, mancher mag sich fragen, wie passt das zusammen? Dieser Frage geht Glenn Jäger in seinem neuen Buch "Diego Maradona In den Farben des Südens" nach. Gemeinsam mit André Scheer, der in dem bei Papyrossa erschienen Band mit einem Gastbeitrag vertreten ist, stellte er am 25. November 2021 das Werk in der traditionsreichen Berliner Mediengalerie von ver.di vor.
Glenn Jäger schilderte zunächst die Entstehungsgeschichte des Buches und die von Diego Maradona ausgehende Faszination sowie die Widersprüchlichkeit des Fussballers und Menschen. Aufgewachsen in einem Armenviertel von Buenos Aires spielte er bereits mit 16 in der argentinischen Fussballnationalmannschaft. Dabei verleugnete er nie seine Herkunft und solidarisierte sich zeitlebens mit den unterdrückten und erniedrigten Völkern Lateinamerikas.
Glenn Jäger |
So war es letztlich konsequent, dass er sich nach seinem ersten Besuch bei Fidel Castro 1987 mit der Kubanischen Revolution und dem bolivarischen Prozess in Venezuela soldarisierte. Im Jahr 2000 widmete er seine Auszeichnung zum "Fussballer des Jahrhunderts" Fidel Castro und Che Guevara. Ein Shitstorm in der bürgerlichen Presse war die Folge. Selbstverständlich war es für ihn auch, sich mit den Angehörigen der Verschwundenen und politischen Gefangenen in Argentinien zu solidarisieren. Ergänzt wurde der facetten- und detailreiche, aber niemals langweilige Vortrag durch Videoclips, die schlaglichtartig die fußballerischen und politischen Aktivitäten Diego Maradonas beleuchteten. Mehrere Fernsehausschnitte, wie etwa der mit einem von ihm geführten Interview mit Fidel für eine argentinische Sendereihe, dürften im europäischen Fernsehen auch wohl selten gezeigt worden sein.
Andre Scheer verwies auf das politische Engagement Diego Maradonas für die bolivarische Revolution in Venezuela. Diese fand seinen Ausdruck u. a. an durch die Teilnahme an entsprechenden Demonstrationen und Kundgebungen. Höhepunkt war hier sicherlich die Demonstration gegen das vom damaligen US-Präsidenten Bush geplante Freihandelsabkommen im argentinischen Mar del Plata.
In der nachfolgenden Diskussion wurden neben Fragen zum Vortrag auch aktuelle Themen wie die Regionalwahlen in Venezuela diskutiert oder auch die Rolle des Fußballs auf Kuba angesprochen.
Alles in allem war es ein sehr gelungener Abend, wofür beiden Referenten noch einmal herzlich gedankt sei. Fazit: Auch Fußball ist sehr politisch und allen Kuba- und Fußballinteressierten sei das Buch von Glenn Jäger ans Herz gelegt.
Jan Schulze-Husmann
CUBA LIBRE 1-2022