Die permanente Aggression

50 Jahre Bombenanschlag auf Flug CU-455

Julio César la Cruz

Gedenkstätte für die Opfer des Anschlags auf den Flug CU 455 in Bridgetown, Barbados
Foto: BCF / wikipedia / CC BY 1.0



Am 6. Oktober 1976 zerrissen zwei Bomben ein ziviles kubanisches Verkehrsflugzeug kurz nach dem Start in Barbados. Die Maschine stürzte ins Meer, es gab keine Überlebenden. 73 Menschen starben, darunter eine Jugendmannschaft kubanischer Fechter, die gerade erst die zentralamerikanische Meisterschaft gewonnen hatten. Verantwortlich waren Posada Carilles und Orlando Bosch, zwei exilkubanische Mitglieder des subversiven US-Agentennetzes gegen Kuba. Die Verbrecher wurden in Venezuela verhaftet und verurteilt, kamen jedoch bald durch Korruption und Bestechung frei. Sie setzten ihre Angriffe gegen Kuba fort und lebten jahrzehntelang, bis zu ihrem Tod und unbehelligt durch die Justiz, in den USA.



Fabián Escalante Font war früh Mitbegründer der effektiven kubanischen Staatssicherheit und leitete sie 20 Jahre. Er sieht in den 1970er Jahren das Jahrzehnt des Terrors. Der Imperialismus stemmte sich gegen den fortschrittlichen Aufbruch in großen Teilen der Welt. Die exilkubanische Mafia legte in diesem Fahrwasser alle Hemmungen ab: "Diese Offensive richtete sich nicht nur gegen Kuba. Sie war eingeschrieben in die durch die USA vorangetriebene terroristische Strategie gegen Lateinamerika. Die Mehrheit seiner Regierungen war in die Hände blutiger Militärdiktaturen gefallen, unter der Patenschaft der USA. Sehr bald organisierten sie ihre eigenen Vernichtungsoperationen mit der Zielsetzung, die revolutionäre Bewegung auf dem Kontinent auszuschalten, deren Führer zu ermorden und die Autorität der kubanischen Revolution zu zerstören. In jener Zeit wurden die wichtigen Hauptstädte Lateinamerikas zu Schauplätzen grausamer Konfrontation zwischen Revolutionären und gedungenen Meuchelmördern, die den Zweck verfolgten, mit der Vernichtung von Personen auch deren Ideen zu liquidieren."

Diese Welle von Attentaten und Verbrechen ebbte nicht ab. Escalante: "In diesem terroristischen Jahrzehnt führten sie insgesamt 377 Terrorakte jeder Art durch: Ermordung von Diplomaten und anderen Funktionären, Bomben in Botschaften und anderen kubanischen Einrichtungen, die Entführung von Fischern, Piratenangriffe, bewaffnete Angriffe auf küstennahe Ziele, die Ermordung von gemäßigten Führern des Exils, die eine Verständigung mit dem Vaterland anstrebten sowie die grässliche Sprengung eines zivilen kubanischen Flugzeugs am 6. Oktober 1976, die 73 Menschen das Leben kostete. Diese schauerliche Tragödie überschritt sämtliche Grenzen des Zulässigen." Bis heute ist das Trauma bei den Hinterbliebenen und in weiten Teilen der kubanischen Gesellschaft präsent. Darüber hinaus wurde dieser erste Anschlag auf ein friedliches Verkehrsflugzeug der psychologische Türöffner für spätere ähnliche Aktionen gegen die zivile Luftfahrt in unterschiedlichen Zusammenhängen.

Über weitere Verbrechen gegen Kuba wie biologische Kriegführung, die Behinderung seiner Handelsbeziehungen, die durch nichts gerechtfertigte Wirtschaftsblockade und neuerdings die Giftmischung von Verleumdung, Lügen und Falschmeldungen, die durch digitale Kanülen in die Gehirne der Menschen injiziert wird, um sie zu desorientieren und gegen ihre Regierung in Stellung zu bringen, muss hier nicht weiter eingegangen werden. Sie sind das tägliche Brot aller, die solidarisch den Sozialismus auf der Insel und weltweit verteidigen.

Fabián Escalante, der 1996 in den Ruhestand trat, ist auch mit seinen über 80 Jahren nach wie vor ein präziser Analytiker. Seine Texte und Interviews, teilweise im Internet aufrufbar, ragen weit über das dort anzutreffende Mittelmaß und den dort aufgeschwemmten ideologischen Müll hinaus. Zu den Ursachen für die kürzlichen Straßenunruhen in Havanna sagt er: "Es gibt einen jungen Bevölkerungssektor, entpolitisiert (durch unsere uneffiziente politische und patriotische Bildungsarbeit), der die Notwendigkeit des Widerstandes gegen die imperiale Politik nicht versteht. Sie wollen bessere Lebensbedingungen und finden keine unmittelbaren Lösungen für ihre Erwartungen." Er sieht in den USA die Hauptschuldigen, doch er hebt hervor, dass "wir auch verantwortlich sind für unsere begangenen Irrtümer, die eine selbstkritische Analyse verlangen (…) Das ist es, was Fidel uns gelehrt und nahe gebracht hat im November 2005 in seiner Rede in der Universität von Havanna: dass die Revolution sich nur selbst zerstören kann (...) Der Aufruf an die Revolutionäre und die Kommunisten muss lauten, in die Offensive zu gehen, an die vorderste Front: den Kampf aufzunehmen gegen innere konterrevolutionäre Elemente wie auch die von außen; Kampf gegen die Korruption, die Bürokratie, die Nachlässigkeit; Kampf gegen schlampige Arbeit; Kampf gegen die Täuschung und das Misstrauen, gegen das Fehlen administrativer und politischer Kontrolle; Kampf gegen hohle Orientierungen; kurz gesagt: Ideen aufzeigen, die Konzepte und Errungenschaften verteidigen."

Ansonsten besteht die Gefahr, dass eine zunehmende innere Auflösung dem imperialistischen Aggressor die Arbeit zukünftig erleichtert.

CUBA LIBRE

Wolfgang Mix

CUBA LIBRE 4-2021