Baroness Christine Blower of Starch Green, Mitglied der Zweiten Kammer des britischen Parlaments, dem House of Lords, ist das erste Mitglied des House of Lords und die neunte britische Parlamentarierin, die die Brigade Henry Reeve offiziell für den Friedensnobelpreis 2021 nominiert hat. Dazu führte Marion Leonhardt ein Interview mit ihr.
CL: Baroness, Sie sind eine große Unterstützerin der CSC-Kampagne zur Verleihung des Friedensnobelpreises an die Brigade Henry Reeve, die im Kampf gegen COVID-19 in der ganzen Welt unterwegs ist. Warum unterstützen Sie die Kampagne?
Baroness Christine Blower |
Christine Blower: Nun, wir alle wissen, dass Kuba eine kleine Insel ist, aber eine mit einem sehr großen Herzen. Die humanitären und medizinischen Einsätze, die die Henry-Reeve-Brigade in allen Teilen der Welt unter allen möglichen Bedingungen leisten konnte – insbesondere bei der Pandemie in diesem Jahr, aber auch über viele Jahre hinweg bei Naturkatastrophen, Überschwemmungen und Hurrikans sind wirklich bemerkenswert. Gleichzeitig denke ich, dass es bemerkenswert ist, dass Kuba als ein Land hervorsticht, das in der Lage ist, nicht nur so viel medizinisches Personal auszubilden, sondern ihnen auch die Möglichkeit zu geben, ins Ausland zu gehen und den Menschen zu helfen, wo immer die Not ist.
CL: Wer noch unterstützt die Kampagne? Werden auch viele weitere Parlamentarier in Großbritannien die Brigade nominieren? Was können Sie uns als ehemalige Lehrerin und Gewerkschaftererin über die Rolle der Gewerkschaften in der Kampagne sagen?
Christine Blower: Letztendlich haben wir es geschafft, 42 Parlamentarier und Akademiker zu finden, die die formale Nominierungen an das Nobelkomitee gemacht haben. Das war eine große Leistung und es bedurfte der Anstrengung vieler Leute, um dieses Ergebnis zu erreichen. Kuba hat hier in Großbritannien eine breite Basis der Unterstützung. Die Cuba Solidarity Campaign hat zusammen mit der hiesigen Gewerkschaftsbewegung eine großartige Arbeit geleistet, um die Menschen über die Realität in Kuba und die anhaltende US-Blockade gegen die Insel aufzuklären.
Ich war früher hier Generalsekretärin der National Union of Teachers (NUT), die eine von 23 nationalen Gewerkschaften in Großbritannien ist, die der Kuba-Solidaritätskampagne angeschlossen sind. Außerdem gibt es über 500 Regionen und Zweigstellen von Gewerkschaften, die der CSC angeschlossen sind. Zusammen repräsentieren sie etwa fünf Millionen britische Gewerkschafter, und das bietet eine wirklich starke Basis der Unterstützung und des Verständnisses für die Arbeit der Solidarität mit Kuba in diesem Land.
Die NUT arbeitet zum Beispiel mit der CSC zusammen, um jedes Jahr Delegationen von Lehrern nach Kuba zu schicken und zu empfangen. Wir haben an materiellen Hilfskampagnen gearbeitet wie z. B. dem „Play for Cuba“-Aufruf vor ein paar Jahren, bei dem über 8.000 Musikinstrumente in zwei Schiffscontainern nach Kuba geschickt wurden. Die Instrumente wurden in ganz Großbritannien gesammelt und die Kampagne trug dazu bei, die Unterstützung der Gewerkschaft in Solidarität mit Kuba zu vertiefen.
CL: Warum kann diese kleine, arme Insel Kuba die Pandemie so viel besser bewältigen als die reichen Industrieländer im Westen?
Christine Blower: Nun, ein Hauptgrund scheint zu sein, dass die Bevölkerung und die Regierung gemeinsam versuchen, das Virus zu kontrollieren und zu besiegen. Natürlich verfügt Kuba auch über ein tolles Gesundheitssystem, das die Menschen und die medizinische Grundversorgung in den Mittelpunkt seiner Maßnahmen stellt.
CL: Kuba leistet seinen Beitrag zum weltweiten Kampf gegen Covid-19 in einer Zeit, in der das Land selbst mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, die durch die Pandemie und die Verschärfung der US-Sanktionen verursacht werden. Was kann gegen die US-Sanktionen getan werden und warum gehen die Regierungen in Europa nicht gegen die Sanktionen vor, wie sie es nach geltendem Recht tun sollten?
Christine Blower: Wir denken, dass der beste Weg, Druck auf die Vereinigten Staaten auszuüben, darin besteht, zu zeigen, dass unsere eigenen Länder mit Kuba Handel treiben und sich austauschen wollen. Daher unterstützen wir alle wirtschaftlichen Bemühungen, den Handel und die Verbindungen zwischen Großbritannien und Kuba zu entwickeln. Die CSC koordiniert hier Kampagnen gegen die extraterritorialen Auswirkungen der Blockade – zum Beispiel die große Kampagne hier gegen die Open University in London, die einen jungen kubanischen Studenten wegen der Bedrohung durch die extraterritoriale Politik der USA vom Studium ausschloss und dies dann zurücknehmen musste. Kampagnen wie diese zu gewinnen hilft, die Kampagne gegen die Anwendung von US-Sanktionen in Großbritannien zu stärken. Es ist der beste Weg für uns, praktisch eine Kampagne gegen die US-Blockade selbst zu führen.
Natürlich machen wir die übliche Kampagnen- und Lobbyarbeit, aber wir versuchen, unsere Bemühungen darauf zu konzentrieren, unsere eigene Regierung unter Druck zu setzen, damit sie ihre eigenen positiven Beziehungen zu Kuba trotz der US-Drohungen aufrechterhält und entwickelt.
CL: Was sind die nächsten Schritte in der Kampagne für den Friedensnobelpreis für die Henry-Reeves-Brigade? Wie können die Solidaritätsorganisationen dies unterstützen?
Christine Blower: Nun, die Frist für offizielle Nominierungen ist jetzt abgelaufen, aber wir werden weiterhin die Arbeit der kubanischen medizinischen Brigaden bekannt machen, da diese ein so positives Beispiel für Kubas Internationalismus sind. Ich denke, dass eine solche Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg so wichtig und der einzige Weg ist, wie die Welt aus der aktuellen Krise herauskommen kann, daher ist es wichtig, diese internationale Solidarität zu feiern, wenn sie stattfindet.
CL: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg.