Auch das von uns heißgeliebte Reiseziel Kuba muss in diesem Sommer quasi ausfallen, obwohl es wohl kaum einen Ort auf der Welt gibt, an dem man sicherer ist vor Ansteckung mit dem Coronavirus. Aber – berechtigte – Vorsichtsmaßnahmen, um weder Einheimische noch Touristen zu gefährden, lassen von Seiten der kubanischen Regierung Vorsicht walten, obwohl es Kuba wirtschaftlich weh tut und Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes tun ihr übriges. Was hat dies für Auswirkungen auf die auf Kuba spezialisierten Reisebüros und wann können wir uns wieder auf Reisen nach Kuba freuen?
Roland Armbruster sprach mit Manfred Sill von "Profil Cubareisen", unserem Kooperationspartner in Sachen Kubareisen.
CL: Die Corona-Krise hat sicher auch Dein Reisebüro und die Kubareisen betroffen. Wie sieht die Lage im Augenblick aus?
Manfred Sill: Was mich und sicher auch die meisten anderen Reiseveranstalter mit dem Zielgebiet Kuba und Lateinamerika betrifft, so gibt es sehr hohe Umsatzeinbrüche, in meinem Fall fast 100 Prozent bei Lateinamerika und Kuba.
Einige Destinationen in Lateinamerika sind ja schon wieder geöffnet, da kenne ich aber keine Zahlen, wie sich das in den letzten Wochen entwickelt hat. Da ich sehr stark auf Kuba spezialisiert bin, hat sich für mich bis jetzt nichts zum Positiven hin geändert. Mein verkaufter Umsatz ist praktisch Null.
Das heißt, ich habe seit Mitte März keine Reisen verkauft mit Ausnahme einiger weniger Flüge, die erst im Winter stattfinden.
Durch Stornos, Rückholungen von circa 20 Kunden und aufgelaufenen Fixkosten habe ich seit März 2020 einen sechsstelligen Verlust erlitten. Meine Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Dies dürfte bei anderen Veranstaltern ähnlich aussehen.
CL: Wie eröffnet Kuba wieder den Tourismus und wann sind wieder Reisen möglich?
Manfred Sill: Die Öffnung soll in drei Phasen erfolgen. Tourismus ist wieder uneingeschränkt möglich, wenn alle Provinzen und die Hauptstadt sich in Phase drei befinden.
Die Ausrufung dieser Phasen hängt vor allem vom Infektionsgeschehen ab. Die Zahl der positiv auf SARS-Cov-2 getesteten Personen in den Provinzen sind mittlerweile sehr niedrig, zwischen 0 und 2 Personen pro Tag für alle Provinzen zusammen (Stand: 29.7.2020) mit Ausnahme von Havanna. Hier treten oft zweistellige positive Ergebnisse pro Tag auf.
Daher befinden sich die Provinzen bereits seit Mitte Juli in der "Phase 3", könnten also wieder Touristen empfangen. Prinzipiell konnten sie dies bereits seit Mitte Juli, als sie noch in der Phase zwei waren, aber mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit für die Touristen. Sie dürfen sich nur auf den Cayos aufhalten, und Ausflüge sind nur in die unmittelbare Umgebung möglich.
Das Buchungsaufkommen hierfür ist jedoch nach meiner Kenntnis sehr gering und damit zu gering, als dass europäische Fluggesellschaften Flüge einsetzen. Die Auslastung wäre zu gering.
Ein weiterer Faktor, der die Nachfrage negativ beeinflusst, ist die verlängerte "globale Reisewarnung" des Auswärtigen Amtes, die bis 31. August verlängert wurde.
Das heißt: Wir warten darauf, dass Havanna in die Phase drei eintritt und dass die "globale Reisewarnung" aufgehoben wird. Wann dies sein wird, weiß derzeit niemand, zumal immer wieder mit lokalen Häufungen von positiv Getesteten zu rechnen ist und dies die Öffnung weiter verzögern kann.
CL: Wann kannst Du wieder Rundreisen wie etwa die Freundschaftsreisen mit der CL und der UZ wie im Dezember 2019 anbieten?
Manfred Sill: Wie gesagt: Es hängt vor allem von der Situation und den Entscheidungsträgern in Kuba ab, aber auch von der Aufhebung der "globalen Reisewarnung" durch das Auswärtige Amt. Ab Anfang Oktober gibt es wieder Flugpläne der meisten Fluggesellschaften, aber die gab es auch schon im März, im April, im Mai, im Juli … - und sie wurden immer wieder gestrichen.
Wir hoffen, dass wir im Oktober wieder eine Normalisierung erleben und Reisen anbieten können.
Meine Hoffnung ist, dass wir wieder, wie im vergangenen Jahr, eine gesellschaftspolitische Reise in der ersten Hälfte des Dezember 2020 anbieten können. Das wäre ein schöner Auftakt für die gesellschaftspolitischen Kubareisen nach der Pandemie.
CUBA LIBRE 4-2020