Brigade – was für ein schöner Ausdruck praktischer Solidarität!

Unser aller Augenmerk ist in diesen Corona-Wochen und nun schon -Monaten immer wieder auf die wirklich heldenhafte Brigade Henry Reeve gerichtet, in der kubanische GesundheitsspezialistInnen weltweit Leben retten im Kampf gegen das Corona-Virus.

Sie üben praktische Solidarität in den Ländern, die am stärksten von der Pandemie betroffen und deren Gesundheitssysteme dem Virus nicht (mehr) gewachsen sind. Die Teams aus Ärzt/innen und Pflegekräften lassen über Wochen oder Monate ihre eigenen Familien zurück, arbeiten oft unter den einfachsten Bedingungen und mit großem persönlichen Einsatz, um zu helfen, wo die Not am größten ist. Sie verkörpern in dieser Zeit am deutlichsten den Brigade-Gedanken.

Und doch soll in diesem Artikel gar nicht so sehr von ihnen die Rede sein. Nein, es geht um die Brigaden, die alljährlich auf Kuba stattfinden. In diesem Jahr mussten sie zum ersten Mal ausgesetzt werden. Es gab noch die Brigada Nordica, die bis zum Januar 2020 dauerte. Doch schon bald danach war klar, dass die 1.-Mai-Brigade, die in jedem Jahr weltweit den größten Zuspruch findet, nicht mehr bzw. zumindest nicht zum geplanten Zeitpunkt stattfinden kann, aufgrund der sich schnell ausbreitenden Corona-Pandemie. Die kann weltweit zunächst nur mit Quarantäne-Maßnahmen wenigstens eingedämmt werden.

Da der Kampf gegen das Virus leider nicht kurzfristig gewonnen werden kann, war es auch klar, dass die Absage der Europäischen Brigade Josá Martí, die traditionell im Juli stattfindet, nicht zu vermeiden war.

Wie weiter? Nun ja – noch steht als neuer Termin der November.

In der zweiten Novemberhälfte steht derzeit die Internationale Brigade zum 60. Geburtstag des ICAP im Kalender. Und wir hoffen alle, dass es möglich ist, dass sie bis dahin wieder stattfinden kann. Die Eindämmung der Ausbreitung von Covid-19 scheint auf einem guten Weg, sowohl in Europa, als auch in Kuba selbst, wo bereits früh konsequente Maßnahmen wie Quarantäne, Tests und breite medizinische Betreuung in den Wohnvierteln getroffen worden sind.

Dass wir dann auch wieder selbst in solidarischer Gemeinschaft auf Kuba leben und entsprechend unseren Kräften auch gemeinsam anpacken und arbeiten können, das wünschen wir uns jetzt alle. Nicht zu vergessen die interessanten Besuche in den verschiedensten sozialen und kulturellen Einrichtungen, die vielen Einblicke in die politischen und ökonomischen Herausforderungen Kubas, über die wir zahlreiche Details erfahren und vor Ort mit kompetenten Fachleuten diskutieren können.

Damit das alles wieder Realität wird, dafür können wir auch heute schon Einiges tun: Lassen wir Kuba in dieser schwierigen Zeit nicht alleine! Die US-Blockade wirkt sich während der Pandemie noch viel grausamer aus als sonst schon. Kuba, das selbst so solidarisch mit Anderen ist, braucht jetzt gerade unsere Solidarität. Spenden helfen z.B. lebensnotwendige Beatmungsgeräte zu kaufen. Petitionen sollen erreichen, dass die US-Blockade nicht mehr von anderen Ländern mitgetragen oder toleriert wird, sondern als Missachtung, ja als Verbrechen gegen die Humanität gesehen und geahndet wird.

Ja, und vor allem ist es wichtig, die selbst erlebte Wirklichkeit auf Kuba hierzulande noch stärker zu verbreiten, um der einseitig negativen Medienberichterstattung, die ganz klar auf einen Regimechange hin zum Kapitalismus ausgerichtet ist, etwas entgegenzusetzen. Einem Kapitalismus, der gerade eben sein Versagen offenbart, indem eben nicht die Menschen im Mittelpunkt stehen, wie auf Kuba – sondern die Profite der Industriebosse, die für ihre Rohstoffvergeudung in abertausenden auf Halde produzierten, spritschluckenden SUV und weiteren Image- Autos nun auch noch satte Profitausfallentschädigungen einfordern. Milliarden, die aus unseren Steuergeldern finanziert, nun nicht mehr für Gesundheit, Bildung und soziale Absicherung zur Verfügung stehen werden.

Helfen wir daher mit, Kuba zu stärken, als reale, als gelebte Alternative zum menschenverachtenden kapitalistischen Gesellschaftsmodell. Lassen wir den Brigadegeist wieder auch bei uns, auch hierzulande wach werden, üben wir Solidarität, alleine, mit FreundInnen, als Mitglied in der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba oder in anderen Solidaritätsorganisationen, planen und organisieren wir gemeinsam mit dem Netzwerk Cuba überregionale oder internationale Aktionen.

Es geht so vieles! Das haben auch die zahllosen bunten und kämpferischen Aktivitäten an diesem 1. Mai gezeigt: Also lasst es uns anpacken! Gemeinsam und organisiert!

Und dann werden wir uns wiedertreffen mit Kubafreund/innen aus aller Welt, im Campamento Julio Antonio Mella, und wissen und sehen und spüren, wofür wir uns einsetzen, wofür wir kämpfen.

Wir werden die neuen Brigade-Termine, sobald sie feststehen, bekanntmachen über die FG BRD-Kuba und über das Netzwerk Cuba und alle Informationskanäle in denen wir aktiv sein können.

CUBA LIBRE Marianne Schweinesbein

CUBA LIBRE 3-2020