Die spanische Presse rechtfertigt und beklatscht die 13jährige Gefängnisstrafe, zu der der katalanische Vizepräsident verurteilt wurde, weil er eine friedliche und demokratische Volksbefragung durchführte. So, wie sie auch rechtfertigt und beklatscht, dass die spanische Regierung dem flüchtigen Venezolaner Leopoldo López Schutz bietet, der ebenfalls zu 13 Jahren Haft verurteilt wurde, weil er eine Welle der Gewalt anzettelte, die in seinem Land 43 Tote forderte.
Dieselbe Presse, die ein ganzes Jahrhundert Haft wegen "Aufwiegelung"gegen 12 Personen abfeiert, welche Wahlurnen in Katalonien aufstellen ließen, fordert die Wahrung der "Menschenrechte" zum Beispiel in Kuba. Weil dort, wie man uns versichert, die "Dissidenz" verfolgt wird. Aus blanker Neugier nachgefragt: Die Tatsache, dass jene "kubanischen Dissidenten" jährlich 20 Millionen Dollar aus dem Weißen Haus empfangen, dass sie die Wirtschaftsblockade gegen ihr Land unterstützen und dass sie ihre eigene, kürzlich von 87 Prozent der Bevölkerung angenommene Verfassung verletzen , würde man dergleichen in Spanien als einen Akt der "Aufwiegelung" ansehen?
"Indigene Kinder suchen in Kolumbien auf einer Müllkippe nach Nahrung", so konnte man neulich in der Tageszeitung La Vanguardia lesen. Veröffentlicht wurde dies in der Rubrik "Vorkommnisse" und die Nachricht erschien wie etwas Außerordentliches, wie ein seltener Vorgang. Nicht zu lesen war dort, dass es sich um ein strukturelles Problem Kolumbiens handelt, wo es 560.000 Kinder unter fünf Jahren gibt, die an chronischer Unterernährung leiden. Ein Problem, das man in Kuba – laut UNICEF – nicht kennt, in dem Land, also, über das unermüdlich über wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme berichtet wird.
In den letzten Wochen und Monaten kam es zu Volksaufständen gegen den Neoliberalismus in Chile, Ecuador und Haiti mit Dutzenden Toten durch die polizeiliche und militärische Repression. Aber: Richten die Medien den Zeigefinger auf die "Repression des Regimes", wie wir es in übersättigender Wiederholung zu hören bekamen, als es um Venezuela ging? Nein, die Schuldigen sind andere: Für die Presseagentur EFE waren es beispielsweise die "gewalttätigen Demonstrationen", die "mindestens 13 Todesopfer gefordert und den Terror in den Straßen von Chile verbreitet" hätten. "Die Armee ist in die Straßen von Chile ausgerückt, um nach den Protesten und dem Vandalismus die Ordnung wiederherzustellen", so Antena 3 rechtfertigend.
Die Nachrichten von Televisión Española brachten eine Schlagzeile aus Ecuador. Ging es dabei um die Zahl der Toten, über die verhafteten Oppositionsführer? Nein, um die zu erwartenden Auswirkungen auf den Tourismus: "In der Hauptstadt (Quito) sind die Auswirkungen der gewalttätigen Ausschreitungen bereits zu spüren, (…) Wirtschaft und Tourismus in der Stadt sind in Mitleidenschaft gezogen", hieß es dort.
Es sind dieselben Medien, die einen deutlichen Wahlsieg mit mehr als zehn Punkten Vorsprung, den von Evo Morales in Bolivien, als einen "Wahlbetrug" oder "Fälschung" bezeichnen. Ohne jeden Beweis, bis auf die "Vermutungen" der US-Regierung und der OAS.
Der Tod eines Babys in Kuba war mehr als zehn Medien eine Schlagzeile wert, die ohne jeden Beleg versicherten, er sei "durch eine abgelaufene Impfung" verursacht worden. Die spanische Tageszeitung ABC titelte "Schon wieder ein totes Kind durch Fahrlässigkeit" medizinischer Art in Kuba und versuchte damit seinen Lesern weiszumachen, es handele sich um mehrere Todesfälle anstatt um einen einzelnen. Jedes Jahr sterben in den USA 250.000 Personen durch medizinische Fehler, in Spanien nicht weniger als 25.000. Wie viele Nachrichten sind darüber zu lesen?
Bei diesen Angriffen handelt es sich nicht um Zufälle. Die US-Regierung verfolgt die Strategie, das kubanische Gesundheitssystem in Misskredit zu bringen und kann dabei auf die – gewollte oder ungewollte – Zuarbeit seitens der Medienkonzerne setzen. Schlechtgeredet wird dabei beispielsweise die kubanische Gesundheitskooperation, die heute in 65 Ländern mit fast 30.000 Spezialisten vertreten ist. Zur gleichen Zeit können wir von der Anerkennung und den Preisen, welche Regierungen und medizinische Gesellschaften aus der ganzen Welt, sogar die Weltgesundheitsorganisation der kubanischen medizinischen Solidarität verleihen, nur in der kubanischen Presse lesen.
Programm "Doble rasero", in Cubainformación TV
José Manzaneda, Koordinator von Cubainformación
CUBA LIBRE 1-2020