Wolfgang Mix kommt das große Verdienst zu, unter dem Titel „Kubas Internationalismus – Angola 1975–1991“ ein Buch im Verlag Wiljo Heinen vorgelegt zu haben, das dem Leser viele in der Bundesrepublik unbekannte Informationen über Kubas Rolle bei der Erkämpfung der Unabhängigkeit Angolas und den Kampf gegen das südafrikanische Apartheidsregime zugänglich macht.
Bürgerliche Menschen treibt oft die Frage um, warum dieses kleine Kuba, dieses Entwicklungsland in der Karibik, so viel Einfluß in der Welt hat, warum es keinesfalls – wie Konservative es sich wünschen – isoliert in der Welt ist und warum Kuba es seit über 60 Jahren schafft, den USA zu trotzen. Sie verstehen es nicht und es bleibt ihnen ein Rätsel.
Bei Mix würden sie gleich zu Beginn des Buches eine einleuchtende Antwort bekommen. Er schildert die Bedeutung des Internationalismus für die Arbeiterbewegung und zeichnet nach, wie Kuba den zu einem Grundprinzip nach der Revolution erhob.
Noch heute ist Kubas Hilfe durch kubanische Ärzte in anderen Ländern einzigartig und Kubas Unterstützung der angolanischen marxistischen Freiheitsbewegung MPLA gegen die Invasionsversuche Südafrikas ein herausragendes Beispiel für internationalistische Hilfe.
Der Einsatz kostete viele kubanische Soldaten das Leben, da man gegen ein gutorganisiertes, kriegserfahrenes Söldnerheer kämpfte und natürlich fehlten auch die erheblichen Ausgaben für diesen Einsatz dann in Kuba. Diese wogen angesichts der eigenen, durch die US-Blockade hervorgerufenen wirtschaftlichen Probleme um so stärker. Doch Kuba hielt an seinem Grundsatz, nicht den Überfluß, sondern das, was man habe, mit anderen zu teilen, fest. Als es wirtschaftlich eng wurde, versuchte Kuba, zumindest eine kleinen Obulus für die zivilen Berater von Angola erstattet zu bekommen, die Kosten für die kubanischen Militäreinsätze blieben weiter allein bei Kuba. Darauf einigte man sich zwar vertraglichen, wurde aber nicht in Gänze von Angola umgesetzt und Kuba zahlte weiter.
Wolfgang Mix (links) und der Verleger Wiljo Heinen |
Dies hinderte die Westpresse aber nicht daran, wahrheitswidrig kampagnenartig zu verbreiten, Kuba bereichere sich an diesem Einsatz – und nichts lande bei den Kombattanten. Mix wies hier zurecht daraufhin, daß hier ein Widerspruch zwischen den Menschen und der Regierung konstruiert wird, den es im Kapitalismus, aber nicht im Sozialismus gibt. Wer wie die bürgerlichen Journalisten in einer Gesellschaft lebt, die keinen anderen Wert als den des Tauschwerts kennt, für den ist es wohl unvorstellbar, dass jemand etwas jenseits finanzieller Interessen macht.
Zum Sieg in Angola trug es auch wohl bei, daß Kuba an seinem Prinzip, die Kriegsgefangenen human zu behandeln, festhielt – was viele gegnerische Soldaten dazu brachte, sich gegenüber den Kubanern zu ergeben.
Es gibt noch eine Fülle anderer interessanter Aspekte in dem Buch zu entdecken, wie das Verhältnis von Kubanern und Angolanern oder den Disput zwischen der SU und Kuba in der Angolafrage. Alles sachkundig und ohne Besserwisserei geschildert. Dem Buch sind viele Leser zu wünschen, insbesondere auch unter Linken.
Wolfgang Mix, Kubas Internationalismus – Angola 1975–1991
Verlag Wiljo Heinen, Berlin, 2019, 154 Seiten, 10 Euro
Marion Leonhardt
CUBA LIBRE 4-2019