CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.
Rotation. Foto: Wiljo Heinen |
Zum Abschluss der von mehr als 50 Organisationen
veranstalteten XV. nationalen Kuba-Solidaritätskonferenz
in Madrid haben über 200 Teilnehmer dem
Fernsehsender "laSexta" am 9. Juni den ersten Preis
als das spanische Medium verliehen, das "den größten
Verdienst in der Kunst der Verleumdung, Manipulation,
Fälschung und Tatsachenverdrehung bei Informationen
und Nachrichten über Kuba" hat. Der Sender
gehört dem Fernsehkonzern "Atresmedia", bei
dem der deutsche Medienmulti "Bertelsmann" mit 19
Prozent einer der Hauptaktionäre ist. Nach dem Urteil
der Solidaritätsgruppen scheut sich dieser Fernsehsender
nicht, Falschmeldungen und erfundene Nachrichten
über die sozialistische Insel zu verbreiten und
macht sich zum Komplizen der Angriffe gegen die Kubanische
Revolution, aber auch gegen emanzipatorische
Prozesse in Venezuela, Nicaragua oder Syrien.
"Ihre Berichte scheinen mehr aus dem NATO-Hauptquartier
oder der US-Botschaft in Madrid zu stammen
als aus den tatsächlichen Lebensumständen der Völker
dieser Länder", heißt es in der Begründung. Bei einem
früheren Treffen in Bilbao hatte José Manzaneda,
der Koordinator des alternativen Medienportals
"Cubainformación", deshalb bereits die Informationsarbeit
zur Hauptaufgabe der Solidaritätsbewegungen
erklärt: "Der Medienkrieg ist unerbittlich, deshalb
müssen wir unsere Aufklärung und Kommunikation
verdoppeln und verdreifachen", forderte Manzaneda.
Manipulation durch Auswahl
Die Urkunde für den Preis ziert ein Porträt der italienischen
Holzpuppe Pinocchio, dessen Nase mit jeder Lüge
länger wurde. Zu den aussichtsreichsten Anwärtern für
die Pinocchio-Nase würde in Deutschland die Nachrichtensendung
"Tagesschau" gehören. Das Verschweigen
von Informationen, eine der subtilsten Manipulationstechniken,
ist dort regelmäßig festzustellen. Positive Ereignisse
in Kuba, Venezuela oder Nicaragua sind von der
Berichterstattung weitgehend ausgeschlossen. "Manipulation
erfolgt bereits durch einseitige Vorauswahl eines
Themas, dann durch seine Platzierung und schließlich
durch die Art der Berichterstattung. Dadurch entsteht
eine verzerrte Wahrnehmung beim Rezipienten",
heißt es in der Online-Enzyklopädie Wikipedia.
Ein Parade-Beispiel, wie das funktioniert, lieferte
die Internetseite "tagesschau.de" am 1. November 2018.
Nachdem 189 Staaten in der UN-Vollversammlung die
Aufhebung der US-Blockade gegen Kuba gefordert hatten,
konnte auch das Flaggschiff der ARD diese Nachricht
nicht gänzlich verschweigen. Kein Wort verlor "tagesschau.
de" jedoch über die konkreten Folgen der US-Sanktionen
für die kubanische Bevölkerung. Detaillierte
Informationen von Kubas Außenminister Bruno Rodríguez
und Vertretern anderer Länder über die Auswirkungen
der Blockade auf nahezu alle Lebensbereiche,
reduzierte "tagesschau.de" auf den von Rodríguez
erhobenen Vorwurf, die USA weigerten sich "in den USA
hergestellte Medikamente und Medizintechnologie an
Kuba zu liefern". Das stimmt zwar, ist aber nur eine Folge
der allumfassenden Blockade. Statt darüber zu informieren,
zitierte "tagesschau.de" ausführlich die Meinung
der US-amerikanischen UN-Botschafterin Nikki
Haley, die den 189 UN-Mitgliedsstaaten vorwarf, den
USA mit der Resolution "ein Auge auszustechen". Die
Abstimmung sei "Zeitverschwendung", weil sie "die in
Kuba begangenen Menschenrechtsverletzungen" ausklammere,
wurde Haley weiter zitiert. Bei den Zuschauern
wird so eine "verzerrte Wahrnehmung" erzeugt.
Anonyme "Experten" als Zeugen
Durch derartige Manipulationen vorbereitet schlucken
viele Zuschauer dann Beiträge, die jeder journalistischen
Sorgfaltspflicht hohnsprechen. So meldete
"tagesschau.de" am 11. Mai: "Die sozialistische Regierung
Kubas hat angesichts einer anhaltenden Versorgungskrise
die Rationierung von Lebensmitteln (…) angeordnet.
Schuld sei das Embargo. Doch Experten bezweifeln
das." Die anonymen "Experten" der Tagesschau
erinnern an die erfundenen Zeitzeugen in den
Lügengeschichten des Spiegelreporters Claas Relotius.
Das "Embargo" – wie US-freundliche Medien die völkerrechtswidrige
Blockade bewusst fälschlich bezeichnen
– hat also mit der Versorgungskrise nichts zu tun.
Für wie ignorant muss die Tagesschau ihre Zuschauer
und Leser halten. Auf jeden Fall verlassen
sich die professionellen Falschmelder der ARD auf deren
Vergesslichkeit. Denn am 18. April, nur drei Wochen
zuvor, hatte "tagesschau.de" über die Drohungen
der USA gegen Kuba, Venezuela und Nicaragua gemeldet:
"Ähnlich wie im Iran-Konflikt will die Trump-
Regierung nun auch den drei feindlichen Regierungen
in Lateinamerika mit harten Sanktionen die Luft abschnüren."
– Doch das hatten die von der Tagesschau
später als Kronzeugen bemühten "Experten" vermutlich
nicht gelesen.
Volker Hermsdorf
CUBA LIBRE 3-2019