Venezuela, das südamerikanische Erdölland, ist und bleibt in den täglichen Nachrichten, obwohl sich der US-Imperialismus und die Lateinamerikanische Konterrevolution im Moment nach Nicaragua verzogen hat, wo ein weiterer schwer erkämpfter Sieg im antiimperialistischen Kampf vorherzusehen ist.
2017 konnte eine sich allmächtige glaubende USA diese harte Nuss des Widerstand des venezolanischen Volkes nicht knacken. Ein taktisch wichtiger politischer Erfolg im internationalen Klassenkampf. Alles dank auch der Internationalen Solidarität und nicht zuletzt der Unterstützung der kubanischen Regierung, die es ermöglichte, die Projekte in vielen sozialen Bereichen fortzuführen.
Doch eine facettenreiche Aggression des internationalen Kapitals gegen die Unabhängigkeit und Freiheit liebenden Völker geht seinen Gang und besonders das globale Finanzsystem des Kapitals arbeitet langsam und teilweise erfolgreich gegen die abhängigen Volkswirtschaften der Dritten Welt.
Präsident Nicolas Maduro gab öffentlich bekannt, dass 1,4 Milliarden Dollar zur Zeit widerrechtlich von ausländischen Banken der USA und Europas beschlagnahmt wurden, um das Land für zahlungsunfähig zu erklären.
Nach Meinung eines früheren Wirtschaftsministers wurde die Bevölkerung in den letzten vier Jahren mit einer fortschreitenden Verschlechterung aller Variablen konfrontiert, die eine Wirtschaft funktionieren lassen. Die wirtschaftliche Rezession, die Hyperinflation, die Nichtbegleichung der Auslandsschulden, der Zusammenbruch der Rohöl-Produktion sind gegenwärtig. Hier gibt es keine Phänomene oder Geheimnisse, die nicht mit wissenschaftlichen Instrumentarien erklärt werden könnten.
Die Achillesferse der venezolanischen Wirtschaft ist zweifellos die Hyperinflation. Diese ist beispiellos für die Venezolaner. Es ist dringend nötig, sie zu stoppen – aus humanitären und aus ökonomischen Gründen. Die Inflationsrate stieg im Vergleich zum Vorjahr um 46.000 Prozent und der Weltwährungsfonds "hofft", dass sie am Jahresende 2018 eine Million Prozent erreichen könnte.
Wenn die Regierung und die Zentralbank von Venezuela (BCV) keine Lösungen finden, könnten sich die neoliberalen Kräfte schon bald die Hände reiben, in der Erwartung des großen Ausverkaufs der außerordentlichen Energie- und Mineralreichtümer des Landes.
Selbstverständlich gibt es vielfältige Unzufriedenheit in den populären Wohngebieten aufgrund fehlender Antworten auf die wirtschaftliche Situation, an der nicht nur der Imperialismus und die Oligarchie schuld sind, sondern auch, wie die Kommunistische Partei Venezuelas betont, das Überleben der Korruption, Bürokratie und Ineffizienz. Aber der Opposition ist es nicht gelungen, in diesen Sektoren Anhänger zu gewinnen, da die Mehrheit immer noch eine Vertiefung des revolutionären Prozesses will, in dem große Fortschritte erreicht wurden. Die antiimperialistische Einheit für die Verteidigung der Souveränität des Landes steht im Vordergrund des Kampfes.
Diese wirtschaftliche Situation bringt natürlich auch Änderungen in den Beziehungen zwischen Kuba und Venezuela. Venezuela ist Kubas engster Alliierter in der Region. Trotz der schweren Krise in dem südamerikanischen Land schickt Venezuela im Austausch gegen Ärzte noch immer über 50.000 Barrel Öl pro Tag auf die Karibikinsel – zu Hochzeiten lieferte Venezuela bis zu 85.000 Barrel pro Tag.
Das Handelsvolumen zwischen Kuba und Venezuela hat sich in den vergangenen drei Jahren um gut 70 Prozent reduziert. Nach aktuellen Zahlen des kubanischen Statistikbüro ONE ging der Warenhandel beider Länder allein im letzten Jahr von 4,2 auf 2,2 Mrd. US-Dollar zurück.
Noch im Jahr 2012 handelten Kuba und Venezuela Güter im Wert von 8,5 Mrd. US-Dollar. Kuba importierte damals Güter (hauptsächlich fossile Brennstoffe) für 6 Mrd. US-Dollar aus dem befreundeten Land, während die Insel eigene Produkte (hauptsächlich Medikamente) für 2,5 Mrd. Dollar in die bolivarische Republik exportierte. Nicht einberechnet sind hier die Dienstleistungen der damals rund 50.000 kubanischen Mediziner und Pflegekräfte, die in Venezuela ihren Dienst taten und von denen heute noch immer die allermeisten im Einsatz sind.
Seit dem Rekordjahr 2012 hat sich der wirtschaftliche Austausch beider Länder schrittweise verringert. Die schwersten Einbrüche gab es 2015 und 2016. Heute importiert Kuba nur noch für 1,58 Mrd. US-Dollar, während Waren für 642 Mio. US-Dollar nach Venezuela exportiert werden. Zwischen 2014 und 2016 ging der gesamte Warenumsatz um 70 Prozent zurück.
Bei seinem ersten Staatsbesuch nach der Wahl des neuen Präsidenten Kubas wurde Präsident Maduro von Miguel Díaz-Canel und seiner Ehefrau Lis Cuesta im Palast der Revolution mit militärischen Ehren empfangen. Das war ein historischer Schulterschluss der beiden Verbündeten in der ersten offiziellen Amtshandlung von Díaz-Canel.
"Kuba und Venezuela haben das Potenzial, ihre Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen fortzusetzen, um die Völker Lateinamerikas und der Karibik voranzubringen", sagte Maduro.
Dr. Carolus Wimmer
CUBA LIBRE 4-2018