Die FG BRD Kuba hielt vom 29.6. bis zum 1.7. 2018 ihre Bundesdelegiertenkonferenz in Göttingen ab. Es standen keine Wahlen an, somit war es eine sehr arbeitsreiche, diskussionsfreudige Konferenz über die wichtigsten Aufgaben der FG in der kommenden Legislatur.
Nach dem obligatorischen Rechenschaftsbericht des Vorstandes, dem Finanzbericht über die Verwendung der Gelder sowie einem Bericht über den aktuellen (Zu-) stand unserer Projekte auf Kuba, hielt Lisset González López, in der Kubanischen Botschaft in Berlin zuständig für Presse- und Solidaritätsarbeit, ein Referat zur aktuellen Situation in Kuba. An den sehr informativen Vortrag schloss sich eine rege Diskussion an. Ebenso bot er einen hervorragenden Rahmen für die beiden darauf folgenden Workshops zur Jugend und zur US-Blockade gegen Kuba.
Gegen die Blockade
Die Wirtschafts-, Finanz- und Handelsblockade der USA gegen Kuba wurde bald nach dem Sieg der Kubanischen Revolution von den USA verhängt und immer wieder verschärft. Der Preis, den das kubanische Volk dadurch zahlen muss, ist hoch. Allein der monetäre Schaden beträgt das Doppelte, was Kuba an Auslandsinvestitionen benötigen würde. Und selbstverständlich schränkt es das Leben in Kuba ein: Sei es, dass Lebensmittel teuer außerhalb der USA weiter entfernt bei mit ihnen befreundeter Staaten eingekauft werden müssen oder der Zugang zu bestimmten Medikamenten und anderen Waren versperrt ist bzw. Kuba der Handel mit anderen Länder unmöglich gemacht wird.
Aber auch Menschen in den USA und in der EU werden durch die Blockade beeinträchtigt: Bürger der USA können legal nicht die Hilfe kubanischer Gesundheitseinrichtungen in Anspruch nehmen, können in den USA keine kubanischen Medikamente kaufen. Europäer sind ebenso von der Versorgung mit hilfreichen kubanischen Medikamenten abgeschnitten. Zudem haben sie und Soli-Organisationen immer wieder Probleme, Gelder nach Kuba zu überweisen, weil sich Banken widerrechtlich mit Hinweis auf die Blockade weigern, die Überweisungen auszuführen.
Also überlegte man im Workshop, welches Material und welche Aktivitäten hilfreich sein könnten im Kampf gegen die Blockade.
Zum Einstieg gab es einen Powerpoint-Vortrag zu dem Thema, der sich auch für Veranstaltungen eignen würde, um über die Historie und die Auswirkungen der Blockade zu informieren. Vertiefte Informationen und Daten liefert die Broschüre "Cuba vs. Bloqueo" (pdf ). Beides ist über die Geschäftsstelle der FG bestellbar.
Verabredet wurde zudem ein kurzes und prägnantes Flugblatt der FG BRD-Kuba zum Thema und eine Beilage für "Profilreisen".
Eine Druckvorlage gibt es für Sticker und Taschen mit dem Motto "No mas bloqueo", um auf die Blockade aufmerksam zu machen und sind Teil der weltweiten Aktion #NoMasBloqueo. Erste Ausdrucke konnten im Workshop begutachtet werden. Diese Vorlagen könnte man auch für die Herstellung von Buttons oder T-Shirts nutzen.
Ein spannender Vorschlag war auch die Erstellung kleiner You-Tube-Filmchen zur Erklärung der Blockade.
Als weitere sinnvolle Aktivitäten wurden Veranstaltungen, Kundgebungen und Bodenzeitungen zu dem Thema ins Auge gefasst. Bundestags- und Europaabgeordnete im Wahlkreis sollten angesprochen werden, denn die Bundesregierung wendet widerrechtlich die EU-Verordnung, die die Unterwerfung unter die US-Blockade verbietet und eine Bestrafung der betroffenen Unternehmen fordert, nicht an.
Wenn wir gegen Blockade vorgehen wollen, sollten wir dies mit weiteren Betroffenen bzw. Verbündeten machen (z. B. Medizinern, fortschrittlichen Juristen, Gewerkschaften, Ökologiebewegung, "grüne Medizin", Bewegung "freier Handel").
Die BDK verabschiedete eine im Workshop erarbeitete Resolution gegen die Blockade der USA gegen Kuba. Sie wollte damit ein klares Zeichen setzen und zugleich mit der Resolution eine Möglichkeit geben, Unterstützer zu gewinnen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Einig war man sich, den Kampf verstärkt weiter zu führen.
Diskussion mit Lisset González López, in der Kubanischen Botschaft in Berlin zuständig für Presse- und Solidaritätsarbeit.
Foto: Marion Leonhardt
Jugend und Kuba
Der Jugend-Workshop auf der diesjährigen BDK wurde durch einen Beitrag von Lisset González López eingeleitet. Lisset gab einen Einblick in die Situation und die Stimmungslage der Jugend in Kuba. Dabei wurde deutlich, dass es darauf ankommen wird, eine Balance zwischen der natürlichen Unerfahrenheit der Jugend und der Notwendigkeit, Erfahrungen zu sammeln, herzustellen. Kubas Jugend ist heterogen, so Lisset Gonzalez, aber es gäbe Anzeichen dafür, dass die Jugend zusammenrücke und ihr revolutionäres Bewusstsein wachse. Es kommt in dieser Situation darauf an, so die kubanische Diplomatin, neue Formen der Kommunikation zu entwickeln, mit denen man sich der Jugend verständlich machen und zugleich Werte und Inhalte vertiefen könne.
Stephanie Remus, Vorstandsmitglied beim Netzwerk Cuba, berichtete von den Vorbereitungen auf die "Kuba-Jugendkonferenz 2.0". Sie selbst, die der jüngeren Generation angehöre, werde oft gefragt, was sie motiviere, sich für Kuba einzusetzen. Die Jugendkonferenz sei ein Versuch, auf diese Frage eine öffentliche Antwort zu geben.
Tobias Kriele berichtete über die Entwicklungen des Proyecto Tamara Bunke und erinnerte daran, dass dieses selbstorganisierte Projekt mittlerweile seit fünf Jahren besteht. Schon allein diese Tatsache darf als Erfolg gelten. Über 50 junge (und nicht so junge) Menschen haben über das Projekt ein halbes Jahr in Kuba verbringen können, und die meisten haben eine enge Verbundenheit zur Kubanischen Revolution mit nach Hause gebracht. Während sich die FG BRD-Kuba vor einigen Jahren noch fragte, wie sie mit jungen Menschen ins Gespräch kommen kann, ist unser Problem heute, dass wir nicht genug Kapazitäten haben, um auf die Initiativen und Rückmeldungen einzugehen.
Zur Einleitung der abschließenden Diskussion "Wie können wir als FG BRD-Kuba auf junge Menschen zugehen?" gab Tobias Kriele einen Rückblick auf die Ergebnisse des gleichlautenden Workshops auf der letzten BDK. Damals hatte die FG unter den kritischen Augen der anwesenden jungen Menschen schlecht abgeschnitten.
In der anschließenden Debatte wurde deutlich, dass es unsere Aufgabe als FG ist, auf die Jugendlichen zuzugehen und an ihre Erfahrungen anzuknüpfen. Die Kuba-Aktivisten sollten sich bei allem, was sie tun, fragen: Ist diese Aktionsform, dieses Fest, auch für Jugendliche attraktiv? Generell wurde festgestellt, dass kulturelle Elemente für junge Menschen einen großen Stellenwert haben und dass wir wohl oder übel in dieser Hinsicht flexibler werden müssten. Unsere Kulturbeiträge müssen demnach in Form und Inhalt an Offenheit gewinnen.
Nur so werden wir unsere zarten Erfolge der letzten Jahre ausbauen und unserer Organisation eine Zukunft schaffen können.
Insgesamt war es eine diskussionsfreudige, produktive BDK. Dies sollte als Ermunterung genommen werden von allen Gruppen, die diesmal (noch) nicht dabei waren, den Termin der nächsten Konferenz fest im Blick zu haben.
Tobias Kriele und Marion Leonhardt
CUBA LIBRE 4-2018