Jorge Ricardo Masetti: Fidel Castro, wie ich ihn erlebte

Als Fidel und die anderen Guerilleros in der Sierra Maestra gegen die blutrünstige Batista-Diktatur kämpften, standen ihnen nur wenig Möglichkeiten zur Verfügung, authentische Informationen über ihre Ziele und den Stand der Dinge zu verbreiten.

Nicht nur in Lateinamerika hatten die linken Aktivisten das Problem, keine validen Informationen über die Situation der einfachen Bevölkerung zu erhalten. Die bürgerliche Presse interessierte sich nicht dafür oder verfälschte sie. In Europa und den USA war es nicht anders.

Da machte sich der argentinische Journalist Jorge Masetti nach Kuba auf, um eine Reportage über Fidel und den Kampf seiner Genossen zu schreiben. Auf verschlungenen Wegen und immer der Gefahr durch die Batista-Schergen ausgesetzt, erreicht er sie. Schon der Weg gerät ihm zum Lehrstück über die schlimme Situation der Bevölkerung. Seine Motivation für die Reportage beschreibt er so: "Wir waren wissbegierig zu erfahren, ob in Lateinamerika eine verblüffende Ausnahmesituation Gestalt angenommen hatte, bei der eine anbrechende Revolution ... ihrem Triumph entgegen marschierte" Von Fidel und Che ist er von Anfang begeistert. Er bezeichnet Fidel als "außergewöhnlichen Mann, der fest daran glaubte, dass er kämpfend siegen würde." Die Zuversicht des Comandante en Jefe überzeugt ihn: "Ich teilte seinen Optimismus. Man musste etwas tun, kämpfen, konkretisieren und aufhören zu weinen und zu streiten."

Masettis Reportage über Fidel Castro, Che Guevara und den Guerillakrieg wurde zum Klassiker der politischen Literatur in Lateinamerika. Rodolfo Walsh beurteilte sie als "die größte und großartigste Leistung innerhalb des argentinischen Journalismus."

Durch Masettis Schilderungen erfährt man von den durch Batistas Napalmbomben, vollständig verbrannten Dörfern und den Hütten der armen Bergbauern, teilt die kärgliche Nahrung. Als Jorge Masetti seine Reportage noch aus der Sierra Maestra über "Radio Rebelde" sendete, hörten Menschen im ganzen Land zum ersten Mal die Stimme des Kommandanten der Rebellenarmee.

In Kuba war Jorge José Ricardo Masetti Blanco mit den Erlebnissen in der Sierra Maestra und seiner Reportage darüber zu einem eingreifenden Journalisten geworden, wie dieses Buch dokumentiert.

In Kuba, wo er später die Nachrichtenagentur "Prensa Latina" gründete und deren Direktor wurde, und in Lateinamerika wird Masettis Name seitdem oft mit dem Zusatz "El periodista de la revolución" (Der Journalist der Revolution) geehrt.

Seine Reportage, die nun 60 Jahre nach der Erstveröffentlichung auch endlich auf Deutsch erschienen ist, liefert nicht nur interessante Informationen zu historischen Ereignissen und Personen, sondern ist auch wertvoll für den, der die heutigen Kämpfe auf der Welt verstehen will.

Jorge Ricardo Masetti:
Fidel Castro, wie ich ihn erlebte. Von Kämpfenden und Weinenden.
Vorwort von Volker Hermsdorf.
Aus dem Spanischen von Natalia Carvajal Saavedra.
Zambon-Verlag, Frankfurt am Main 2018, 239 Seiten, 18 Euro
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CUBA LIBRE
Marion Leonhardt

CUBA LIBRE 3-2018