Zeichnungen und Objekte aus Havanna.
Am Sonntag, den 4. Februar, wurde die Ausstellung "Dibujos de Cuba" durch Lisa Inckmann, Leiterin des Kunsthauses Kannen in Münster, in Anwesenheit von mehr als 70 Besuchern eröffnet.
Die Ausstellung präsentiert zahlreiche Zeichnungen von fünf Künstlern aus Havanna. Die Bilder kommen aus dem Art Brut Project Cuba, es wurde vom Künstler Samuel Riera ins Leben gerufen und vereint die größte Sammlung kubanischer Art Brut und Outsider Art. Die Werke stammen von kubanischen Autodidakten, von denen viele aus extrem schwierigen Verhältnissen stammen oder geistig behindert sind. Die Zeichnungen der fünf Künstler aus Havanna werden zum erstenmal in Deutschland präsentiert.Dies geschieht in Zusammenarbeit mit Riera Studio, Kuba und der Galerie Hammer, Amsterdam.
Die Bilder erzählen etwas von der objektiven und der subjektiven Realität der ausgestellten Künstler und es ist berührend, dass die Kunst wieder einmal über politische Systeme und über interkulturelle Unterschiede hinweg eine gegenseitige Wahrnehmung erzeugen kann, die weit über die Bilder hinausgehen.
In einem Nebenraum wurde der Film: "Die Kraft der Schwachen" von Tobias Kriele gezeigt.
Der Ausstellungsort
Das Kunsthaus Kannen ist in dem Klinikkomplex der Alexianer GmbH, eine Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, eingegliedert. Es ist ein Museum für Outsider Art und zeitgenössische Kunst. Seine Entstehung geht auf die Förderung künstlerisch besonders begabter Langzeitpatienten zurück, deren kreative Arbeit und Entwicklung seit den frühen 80er Jahren kontinuierlich unterstützt wurde. Seit Oktober 2000 ist das Kunsthaus als "Modellprojekt Gemeinschaft behinderter Künstler" anerkannt.
Was versteht man unter Outsider Art?
Die Urheber dieser Kunst sind Menschen, die extremen seelischen Belastungen ausgesetzt waren oder ungewöhnliche Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben. Sie sind zum größten Teil von der Gesellschaft ausgeschlossen, ausgegrenzt und an den Rand gedrängt: Psychiatrie-Erfahrene, Menschen mit intellektueller Behinderung, Grenzgänger, gesellschaftlich unangepasste, randständige Menschen in selbst gewählter oder ungewollter Isolation.
Der Eröffnungsabend
Den Einführungsvortrag hielt Frau Prof. Dr. Dagmar Wohler von der Alanus Hochschule Bonn, Fachbereich Künstlerische Therapien & Therapiewissenschaft. Unter anderem führte sie aus, dass sie selbst sehr viel mit Kuba verbinde, da sie seit 2009 an der Universidad de las Artes unterrichte und im Rahmen dieser Hochschulpartnerschaft jedes Jahr mit Kunststudenten der Universidad de las Artes und Studierenden der Alanus-Hochschule künstlerische Projekte in der größten Krebsklinik des Landes in Havanna durchführe. Sie erhalte darüber Einblicke in das soziale, kulturelle und politische Leben sowie in das Bildungs- und das Gesundheitssystem auf Kuba, was nicht selbstverständlich sei.
Der Staat kompensiere und das müsse positiv hervorgehoben werden, das geringe Pro-Kopf-Einkommen durch Subventionen. Kubaner bezahlten für Wohnung, Strom und Wasser annähernd nichts. Es gibt so gut wie keine Analphabeten. Bildung und Gesundheitsleistungen seien kostenlos.
Das Kunsthaus Kannen habe über die Ausstellung "Dibujos de Cuba" ein starkes Alleinstellungsmerkmal und gemeinsam mit Nico van der Endt eine außergewöhnliche Möglichkeit geschaffen, über ausgewählte Exponate der Outsider Art einen Einblick in die Sammlung Riera zu geben.
Anschließend hielt Herr Nico van der Endt sein Grußwort. Abschließend verlas Herr van der Endt eine persönliche Mitteilung von Samuel Riera, der bedauerte, daß er nicht persönlich anwesend sein konnte.
Die Ausstellung präsentiert vom 4. Februar bis zum 27. Mai 2018 Zeichnungen und Objekte von fünf kubanischen Künstlern, die Kubas Lebenswirklichkeit in den phantasiereichen Blick nehmen: Städte, Landschaften, Menschen, Krieg.
Die Künstler: Damian Valdes Dillas (*1970), Federico Garcia Cortizas (*1971), Josvedy Jove Junco (*1977), Carlos Javier García Huergo (*1969), Ruben Gerardo Guerrero Garrido (*1954).
Bertold Wahlich
CUBA LIBRE 2-2018