Tourismus und Gentrifizierung

Die wirren Erfindungen der Deutschen Welle über Kuba

Straße in der Altstadt von Havanna

Straße in der Altstadt von Havanna
Foto: pixabay


Die touristischen Wachstumszahlen in Kuba sprechen für sich selbst: Für Ende 2017 werden ein Besucherzuwachs von 16,5 Prozent und staatliche Einnahmen in Höhe von 3 Milliarden US-Dollar erwartet – bedeutend für ein Land, das 72 Prozent seiner Haushaltsmittel im Sozialbereich einsetzt. Für eine kleine, blockierte Nation ohne Rohstoffvorkommen ist der Tourismussektor überlebenswichtig.

Ohne Zweifel hat dieses schnelle Wachstum für Kuba unerfreuliche Erscheinungen mit sich gebracht, wie einen Preisanstieg für viele Produkte und Dienstleistungen. Und genau hier setzt die internationale Presse gerne an.



Dies gilt auch für die Deutsche Welle, den offiziellen deutschen Regierungssender, welcher kürzlich einen Beitrag unter dem Titel veröffentlichte: "Kuba: Gentrifizierung im Spätkommunismus". Dieser Nachrichten-Schabernack versucht, das Wohnungsproblem in Kuba mit dem Tourismus in Verbindung zu bringen.

In dem Beitrag wird ein wirrer Vergleich mit Spekulationserscheinungen gezogen, wie sie in Tourismuszielen mit kapitalistischer Wirtschaftsordnung vorkommen: So sollen "die zentralen Stadtteile Havannas einen Prozess der Gentrifizierung" erleben. "Besonders betroffen von dieser Entwicklung ist Havannas Altstadt." "Mietwohnungen für Kubaner … gibt es kaum noch", heißt es.

Es sei daran erinnert, dass die Vermietung von Wohnungen und Zimmern für Kubaner erst 2011 zusammen mit dem erleichterten Immobilienkauf zugelassen wurde und bis heute wenig verbreitet ist. Ein neues Phänomen ist der Verkauf zentral gelegener Immobilien, mit ihrer anschließenden Umwandlung in private Touristenunterkünfte, wobei die verkaufenden Familien dabei ihrerseits in günstigere Wohnungen umziehen. Dieser Vorgang hat rein gar nichts mit steigenden Mietpreisen zu tun und bleibt zudem eine vereinzelte Erscheinung in einem Gebiet, in dem über 400.000 Menschen leben.

Heutzutage sind 85 Prozent der Wohnungen des Landes Eigentum der Menschen, die in ihnen leben. Deshalb kann man, angesichts der geringen Zahl derer, die von Vermietung leben, die Darstellung, Menschen würden ihre Wohnungen verlassen, "weil sie die Mieten nicht mehr zahlen können", nur als einen Akt der Manipulation bezeichnen.

Von Ausnahmen abgesehen, wird das Wohnungsproblem in Kuba nicht durch Spekulation verursacht, ganz im Gegensatz zu anderen Ländern der Region, in denen Tausende von Wohnungen leerstehen, deren Preise für breite Teile der Bevölkerung unbezahlbar sind. Auf der Insel, wo der Wohnungssektor in hohem Maße subventioniert ist, hat das Problem mit fehlenden Mitteln und folglich mit einer zu geringen Bautätigkeit zu tun, was zu einem ungedeckten Bedarf von mindestens 883.000 Wohneinheiten führt. Ohne hausgemachte Fehler und Mängel zu beschönigen, stellt die US-Blockade einen Faktor dar, der direkt zu diesem Problem beiträgt, in der Reportage aber erwartungsgemäß nicht einmal erwähnt wird.

Bezüglich der Machenschaften dieses Auslands-Propagandamediums der Bundesregierung kann nichts mehr verwundern. Kürzlich skandalisierte die DW die vermeintliche "Einmischung" Kubas in Venezuela. Dazu wurde als einziger und unhinterfragter Experte der kubanische "Dissident" und Schriftsteller Amir Valle befragt, der vor einigen Tagen eine "Militärintervention der internationalen Gemeinschaft oder der NATO in Venezuela" gefordert hatte. Ja, sie haben recht gehört.

CUBA LIBRE Übersetzung: Tobias Kriele
José Manzaneda, Koordinator von Cubainformación

CUBA LIBRE 1-2018