Mi amada Cuba – El Camino es la Meta

Da ist sie also wieder, die Sucht nach Kuba. Nachdem ich 2015 nur einen Sprachkurs in Havanna gemacht hatte, will ich jetzt mehr sehen. Mein Entschluss steht fest: Mit Rucksack und Viazul-Bussen ca.2200 km durch Kuba. Ich plane und buche den Flug, Flughafentransfer, Viazul-Busverbindungen und Casa particulares. Nach einigen Wochen ist alles fertig: Kuba ich komme !

Straße in Althavanna

Straße in Althavanna
Foto: Willi Gerhard

Tag 1: Flug Frankfurt – Zürich – Havanna. Bei der Ankunft wechsle ich Geld und suche den Hoteltransfer nach Havanna Vieja (ist auf booktocuba.com auch ohne Hotel buchbar und 15 € billiger als ein Taxi). Die Hoteldiener kommen sofort, und ich muss erklären, dass ich in einer Casa particular wohne und nicht im Hotel. Das finden sie gut. Zu Fuß in meine Casa. Jetzt erst mal sehen, was sich in den letzten zwei Jahren verändert hat. Es wird überall renoviert und gebaut. Die Touristenzahl in Havanna hat sich – gefühlt – verzehnfacht.

Tag 3: Bus nach Viñales – vier Stunden Fahrt. Zur Station fahre ich mit dem Guagua (Linienbus). An den Haltestellen stehen keine Schilder. Kein Problem – nette Kubanerinnen sagen dem Fahrer Bescheid und zeigen mir mit Handzeichen aus dem Bus den Weg zur Station. In Viñales erkunde ich die Umgebung zu Fuß. Behagt mir besser als zu Pferd. Ich werde immer wieder von reitenden kubanischen Rancheros, Radfahrern und Bauern gefragt, ob ich Hilfe brauche und woher ich komme. Bin den ganzen Tag der einzige zu Fuß. Die Landschaft ist wunderschön. Einzigartig sind z. B. die Mogotes und das Mural de la Préhistoria. Auf meiner Wanderung von der Cueva del Indio und andere Höhlen nach Viñales muss ich auf der privaten Terrasse eines Getränkestandes meinen Kaffee trinken. Mama (über 90 Jahre alt) hat eine ganze Kanne für mich gekocht und will alles von mir wissen. Ich hatte auf dem Hinweg versprochen, dass ich wiederkomme.

Tag 6: Bus nach Cienfuegos – 7:40 Stunden. Im Bus ist trotz Ticket kein Platz mehr für mich frei. Ich bin sogar 2 Stunden vor der Abfahrt da. Leider habe ich versäumt, meine gebuchten Tickets in Kuba bestätigen zu lassen. Am Schalter wird mir dann ein Taxi collectivo für den gleichen Preis besorgt. Ein Oldtimer mit zwei weiteren Fahrgästen. Abfahrt eine Stunde später als der Bus. In Havanna ist Fahrzeugwechsel. In einem Kleinbus werden mir und einer anderen Urlauberin vom Fahrer die Plätze neben ihm angeboten. Also legen wir unsere Taschen auf den Sitz und gehen noch einen Kaffee trinken. Bei der Rückkehr stehen die Taschen vor dem Bus, spanische Urlauber sitzen auf unserem Platz und wollen ihn nicht räumen. Auch der Fahrer kann nichts machen. Jetzt sind alle Kleinbusse voll! Der Fahrer hilft und organisiert uns 2 Sitze in einem Oldtimer. Diesen hat eine Familie für die Fahrt nach Cienfuegos bestellt. Wieder Glück gehabt und eine Stunde früher und bequemer in Cienfuegos als mit dem Viazul Bus.

Tag 9: Bus nach Trinidad – 1:45 Stunden. Kein Problem mit dem Sitzplatz. Ich hatte ja in Viñales die Wartezeit auf das Taxi collectivo genutzt und meine weiteren Tickets bestätigen lassen. Das Zimmer in der Casa particular kann ich nicht beziehen. Die letzten Gäste haben die Warnhinweise nicht gelesen und die Toilette verstopft. Die Vermieterin hat bei einem Freund ein anderes Zimmer für eine Nacht besorgt. Schaden ist am nächsten Tag noch nicht beseitigt. Vermieterin gibt mir ein anderes (größeres) Zimmer, und ich darf ihr Badezimmer benutzen. Am Plaza Mayor ist ein alter Mann, der von den Touristen gemieden wird. Er sieht eben wie ein armer Mann aus, der etwas ungepflegt ist, jedoch nur Feuer für seine Zigarre will. Ich gebe ihm Feuer und schenke ihm das Feuerzeug. Er freut sich, unterhält sich mit mir, erzählt über seine Arbeit in der Tabakfabrik. Dann legt er einen Finger an die Lippen und steckt mir eine Tüte in die Tasche. Später finde ich in der Tüte 6 wirklich sehr gute Zigarren.

Tag 12: Bus nach Santiago de Cuba – 12:50 Stunden. Zur Unterkunft geht es im Seitenwagen eines Motorrades mit 60 Km und aufgesetztem Rucksack. Tolle Sache. Um mir die lange Busfahrt nach Havanna zu ersparen, versuche ich am Bahnhof eine Zugfahrkarte zu kaufen. In der nächsten Zeit fährt jedoch kein Zug. Ein Marabuschwarm ist mit dem Zug kollidiert. Wie lange die Strecke gesperrt ist, kann mir niemand sagen. Vor dem Bahnhof unterhalte ich mich mit Taxi-collectivo-Fahrern. Sie wollen unbedingt mein T-Shirt "Contra el bloqueo", auf dem Fidel mit Baseballschläger abgebildet ist. Ich soll das Busticket zurückgeben, und sie fahren mich dann im Tausch gegen das T-Shirt nach Havanna. Habe ich aber nicht gemacht. So ein T-Shirt gibt man nicht weg. Abends treffe ich einen Veteranen, der mit Fidel und Raúl gekämpft hat. Er sieht das T-Shirt und fängt gleich an, mir Kampfgeschichten zu erzählen. Am Friedhof Santa Ifigenia kann ich nach einer Stunde Wartezeit bei 35 Grad und in mörderischer Sonne Fidels Grab besuchen und die Wachablösung ansehen. Drei Kubanerinnen, denen ich den Sonnenschirm halte, zeigen und erklären mir alles auf dem Friedhof.

Tag 15: Bus nach Havanna – 16:15 Stunden. Die Fahrt durch die Nacht ist sehr kurzweilig. Kubaner unterhalten sich gerne und wollen alles wissen. Ankunft um 7:30 Uhr. Zurück nach Havanna Vieja. Da ich im gleichen Casa particular wie am Anfang bin, muss ich der Familie sofort über meine Erlebnisse berichten. Zwei Tage später: Dieses Mal will ich auch mit dem Hershey Train von Havanna Casablanca nach Matanzas und dann am selben Tag mit dem Bus zurück fahren. Ich fahre mit der Fähre von Havanna nach Casablanca und kaufe am Bahnhof eine Fahrkarte nach Matanzas. Die Gleise sind kaputt, darum fährt der Zug etwa einen Kilometer entfernt ab. Auf dem Weg dorthin sehe ich die Brigade bei der Reparatur der Gleise. Auch die Fahrer des Zuges – die hatte ich an der Station getroffen – sind da. Sie fragen mich, ob ich mit ihnen gemeinsam auf der Lore (Motorantrieb) zum Zug fahren will. Eine wilde Fahrt, muss mich am Bodenbrett festklammern. Vom Abstellgleis geht es dann mit dem Zug zu der Ersatzhaltestelle. 30 Minuten Pause. Als der Stromabnehmer wieder angelegt wird, explodiert der Trafo des Zuges. Es brennt unter dem Zug. Mit dem Wasser aus den Flaschen der Fahrgäste wird es gelöscht. Nach 30 Minuten kommt Werkzeug per Motorrad, und man versucht, den Trafo zu reparieren. Aber alle Künste helfen nichts. Mal sehen, ob es klappt, wenn der Trafo abgekühlt ist. Nach weiteren Versuchen und zwei Stunden später wird kundgetan, dass es wohl heute nichts mehr wird und ich nicht länger warten soll. Also gehe ich wieder zurück zur Station – der Fahrpreis wird erstattet – und dann mit der Fähre nach Havanna. Auf den Schreck genehmige ich mir in meiner Lieblingsbar einige Mojitos.

Tag 18: Flug Havanna – Zürich – Frankfurt. Zum Abschluss mache ich noch einen Rundgang in Havanna. Ich kaufe Rum, Honig, Kaffee, Obst etc. ein, trinke einen letzten Mojito, lasse das Leben und Leute in Kuba Revue passieren. In sechs Stunden muss ich wieder nach Hause fliegen, aber ich komme wieder, Kuba!

CUBA LIBRE Willi Gerhard

CUBA LIBRE 1-2018