Dr. Carolus Wimmer, venezolanischer Abgeordneter des Lateinamerikanischen Parlaments "Parlatino" und Internationaler Sekretär der Kommunistischen Partei Venezuelas (PCV), war im Juli und August in Deutschland und gab authentisch Auskunft über die aktuelle Situation in Venezuela und Lateinamerika.
Am 11. Juli und 24. August war er unter anderem zu einer Informationsveranstaltung in Berlin.
Seit Monaten steht Venezuela am Rande eines Bürgerkrieges. Die konterrevolutionäre Opposition brandschatzt und mordet, Vergleiche mit der Situation auf dem Maidan drängen sich auf. Doch für die bürgerlichen Medien hierzulande ist die Sache klar: Ein sozialistischer Diktator klammert sich mit brutaler Gewalt an die Macht und lässt die Proteste seiner Bevölkerung niederschlagen, die sich gegen Misswirtschaft, Mangel, Hunger, Kriminalität und Korruption auflehnt.
Aber wieso finden die Proteste nahezu ausschließlich in den Vierteln der wohlhabenden Mittelschicht statt? Wieso rebellieren die Armen nicht? Woher haben die Straßenkämpfer der Opposition ihre teure Ausrüstung – Gasmasken, Helme, Kameras und anderes? Wer unterstützt sie? Welche Rolle spielen die USA?
Auch die großen Demonstrationen, mit denen Zehntausende immer wieder gegen die rechte Opposition und für den 1999 von Hugo Chávez initiierten und seit 2013 von Nicolás Maduro geführten Reformprozess auf die Straße gehen, wurden verschwiegen von den bürgerlichen Medien – inklusive der öffentlich-rechtlichen Sender.
Fakten werden nicht zur Kenntnis genommen. Kein Wort darüber, dass dieselbe Opposition, die jahrelang eine verfassungsgebende Versammlung gefordert hatte, nun dagegen zu Felde zog.
Carolus Wimmer bei einer alternativen Veranstaltung der DKP zum G20-Gipfel in Hamburg |
Carolus Wimmer machte deutlich, worum es ihnen und den USA in Wahrheit geht: um die Rohstoffe Venezuelas. Um Erdöl, Gold, Diamanten, Eisenerz, Bauxit, Uran, Süßwasserreserven, Bio-Diversität und 45 strategische Mineralreserven.
Die Pläne zur Zerschlagung, Ausblutung und Dominierung Venezuelas durch die USA haben eine lange Tradition. Die Erzählung der USA, Venezuela würde sie bedrohen, könne angesichts der Fakten (Militärstärke, Einwohnerzahl usw.) nur ins Reich der Phantasie oder Propaganda verwiesen werden.
Die Kommunistische Partei Venezuelas (PCV), so Wimmer, stehe auf der Seite des Widerstands gegen die reaktionäre Opposition und die imperialistische Einmischung. Sie fordere eine Fortsetzung und Vertiefung des nunmehr 18jährigen bolivarischen Prozesses und seine Weiterentwicklung zu einer sozialistischen Revolution. Das hindere sie aber nicht daran, Unzulänglichkeiten und Widersprüche der Regierung zu kritisieren und sich konsequent gegen Korruption, Bürokratismus und Zugeständnisse an die Großkonzerne zu wehren.
Gemeinsam mit anderen linken Parteien und Bewegungen haben die KommunistInnen eine Volksfront gegen Imperialismus und Faschismus ins Leben gerufen.
Carolus Wimmer wies auf die große Solidarität Kubas – insbesondere im Bildungs- und im Gesundheitswesen - hin. Auch die Linke in Europa sei gefordert, Solidarität zu zeigen und der herrschenden Desinformation in ihren Ländern entgegen zu treten.
"Der Kampf wird lang sein, aber wir sehen das optimistisch. Seit 18 Jahren versuchen die USA vergeblich, das Land zu beerben" schloss Carolus Wimmer seinen Vortrag.
Wir alle sind aufgefordert, Venezuela dabei zu unterstützen, seinen eigenen Weg gehen zu können ohne Einmischung der USA und ihrer willfährigen Helfer.
Marion Leonhardt
CUBA LIBRE 4-2017