Kuba im Medienspiegel

CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.


Falschmeldungen – Unterschlagungen - Manipulationen

Rotation

Rotation. Foto: Wiljo Heinen



Als "Fake News" bezeichnen Wissenschaftler Nachrichten, "in denen objektive Fakten weniger Einfluss auf die Bildung der Meinung haben als Gefühle und persönlicher Glauben". Beispiele, wie so etwas funktioniert, liefern uns regelmäßig die Kuba-Artikel der TAZ, von der manche Leser noch immer glauben, sie sei liberal oder gar etwas links. Doch das Blatt ist ein Meister darin, Meinungen als Fakten darzustellen und manipuliert so das Kuba-Bild seiner Leser.





Beispiel 1: Recherche ŕ la TAZ

Zwei Tage nach dem Tod Fidel Castros brachte die TAZ das Essay eines "unabhängigen" Journalisten, der sonst für das in Miami erscheinende Magazin "OnCuba" und seinen, mit dem Geld ausländischer "Freunde" finanzierten, Contra-Blog "El Estornudo" schreibt. Während Millionen in aller Welt Fidel Castros Verdienste würdigten, schrieb der in Kuba unbekannte Autor Carlos Manuel Alvarez in der TAZ: "War es nötig, dass sich das Land zu einem Feudalstaat entwickelt und die Nation so tragisch gespalten ist, nur damit Fidel Castro seine antiimperialistischen Träume in die Welt tragen konnte?" Fazit des Autors: "Nichts kann ihn (Fidel Castro) von seiner schrecklichen Verantwortung für das Fehlen von Freiheit und Demokratie in Kuba befreien…"

TAZ-Auslandsredakteur Bernd Pickert griff das Stichwort dankbar auf. Als immer mehr Kubaner mit dem Ausspruch "Yo soy Fidel" (Ich bin Fidel) ihre Verbundenheit mit dem Comandante en Jefe zeigten, kommentierte er hilflos: ">Fidel ist Kuba< propagiert Kubas Regierung auch nach seinem Ableben – und an dem Spruch ist was dran, in seiner ganzen Schrecklichkeit." Fidel Castros Erbe, sei "ein Land, das die nationale Unabhängigkeit – von den USA – propagierte, nur um sich in immer neue Abhängigkeiten zu begeben. Eine autoritäre Regierung, die keinen Widerspruch duldet, ja nicht einmal das Benennen der eigenen Widersprüche."

Ihre Quellen, das zeichnet deren Art von Journalismus – seit der Propaganda für den Nato-Krieg gegen Jugoslawien – aus, schafft sich die TAZ notfalls selbst. Ein Beispiel dafür ist auch Carlos Melián Moreno, ein ebenfalls unbekannter Autor aus Santiago de Cuba, der gegen Bezahlung hin und wieder systemkritische Beiträge für das vom niederländischen Außenministerium finanzierte Magazin "El Toque" beisteuert. 2016 nahm Melián an einem vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik kofinanzierten TAZ-Seminar für kubanische Journalisten in Berlin teil. Trotz seiner Abhängigkeit von ausländischen Auftraggebern bezeichnet die TAZ ihn als "unabhängigen Journalisten". Anfang Dezember schrieb Melián seinem Förderer: "Fidel hat den jungen Leuten niemals vertraut." Pickert machte die Meinung zur Überschrift. Dabei kann man ihm bestenfalls zugute halten, dass er noch nie in Kuba war. Dennoch glaubt er zu wissen, was die Bevölkerung dort wirklich denkt und fühlt.

Beispiel 2: Meinungsvielfalt

Spanische Medien stehen bundesdeutschen Fake-News-Produzenten in Nichts nach. Das alternative Online-Portal "Cubainformación" in Bilbao untersuchte 140 Beiträge, die die größte Tageszeitung des Landes "El País" zwischen dem Todestag Fidel Castros und dem 1. Januar 2017 veröffentlicht hatte. "El País" galt nach dem Ende der Franco-Diktatur lange als linksliberaler Fels im Meer rechter Konzernmedien. Doch mittlerweile schwimmt auch diese einst fortschrittliche Zeitung mit dem Mainstream und ist – wie die Untersuchung ergab – voll auf Anti-Kuba-Kurs.

In den 140 Beiträgen wurde die Regierung in Havanna 106 Mal abwertend als "Regime", Fidel Castro 44 Mal als "Diktator" und neun Mal als "Tyrann" bezeichnet. Von 42 Kommentaren stellte lediglich einer die Entwicklung Kubas sachlich dar. 41 Kommentatoren, meist bekennende Antikommunisten, nutzten die Spalten in "El País", um das kubanische Gesellschaftsmodell als "gescheitert" und "inhuman" darzustellen. Fidel Castro wurde satanisiert und beleidigt.

Gerade diejenigen, die den kubanischen Medien Einseitigkeit vorhalten, liefern tagtäglich Beispiele dafür, was sie unter "Meinungsvielfalt" und "Freiheit der Medien" verstehen, kommentierte Cubainformación-Koordinator José Manzaneda die Untersuchung.


CUBA LIBRE Volker Hermsdorf

CUBA LIBRE 2-2017