CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.
Rotation. Foto: Wiljo Heinen |
Bürgerliche Mainstream-Medien von FAZ bis TAZ berichteten über Tod und Begräbnis Fidel Castros weitgehend mit Artikeln aus dem Stehsatz. Das war ebenso zu erwarten wie ihre erneuten Versuche, den weltweit geehrten Revolutionär als "Diktator" zu diffamieren und eher ein Ausdruck der Hilflosigkeit als von gefährlicher Stärke. Aus dem gleichen Grund wurde einem in Miami tobenden zahlenmäßig kleinen Mob, dessen blindwütiger Hass auf den verstorbenen Comandante fatal an den hiesiger rassistischer Mordbrenner erinnert, nahezu der gleiche Platz eingeräumt, wie der Trauer eines ganzen Volkes und der Anteilnahme von Persönlichkeiten aus aller Welt. Die Schieflage der Berichterstattung war so offenkundig, dass sie keiner weiteren Beschreibung bedarf. Sie offenbart die Intention und zugleich die Hilflosigkeit der "Qualitätsmedien" in der Analyse und Berichterstattung von Vorgängen in Kuba. Opfer der in manipulativer Absicht vorgenommenen Selektion sind in erster Linie die Leser, Zuhörer und Zuschauer dieser Medien. Das zeigt sich auch an anderen Beispielen.
Beispiel 1: Die alte Garde
Der sich bereits seit Jahren vollziehende Generationenwechsel im kubanischen Parlament, in Regierung, Staat und Partei wird von bundesdeutschen Zeitungen, Funk und Fernsehen schlichtweg verschwiegen. Mehr noch: Obwohl leicht recherchierbare Daten die Verjüngung in nahezu allen Bereichen belegen, verbreiten die bürgerlichen Medien das Gegenteil. "Kubas alte Garde bleibt am Ruder", titelte etwa die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) am 21. April 2016 nach dem VII. Kongress der Kommunistischen Partei. Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) hatte ihren Lesern bereits am Vortag die Behauptung aufgetischt: "
der Generationenwechsel wurde nur angekündigt". Getreu dem Motto "Man muss eine Lüge nur oft genug wiederholen" verbreitete die FAZ ihre Falschmeldung erneut und behauptete ebenfalls, "dass Raúl Castro den groß angekündigten Generationswechsel weiter vor sich her schiebt". Das passte offenbar auch der von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegebenen Zeitschrift "Internationale Politik und Gesellschaft" (IPG) gut ins Konzept. Ein halbes Jahr später übernahm sie die FAZ-Terminologie und plagiierte am 11. Oktober: "
die von vielen erwartete, kontrollierte Übergabe der Stafette an die jüngere Generation in den Parteiämtern wurde vertagt".
Tatsächlich wurde das bereits auf dem VI. Parteitag im Jahr 2011 abgesenkte Durchschnittsalter der ZK-Mitglieder 2016 noch einmal verringert und beträgt jetzt gerade einmal 54,5 Jahre. Im kubanischen Parlament beträgt das Durchschnittsalter der Abgeordneten sogar nur 48 Jahre, während es im Deutschen Bundestag bei 49,7 Jahren liegt. Solche Fakten erfahren Leser, Zuhörer und Zuschauer der bürgerlichen Medien jedoch ebenso wenig wie die Tatsache, dass das Parlament in Kuba zu 48,9 Prozent aus Frauen besteht, während der Frauenanteil im Bundestag derzeit lediglich bei 37,1 Prozent liegt.
Beispiel 2: Reaktion auf Trump
Mit einem "Tag der Nationalen Verteidigung" beendeten die kubanische Armee, Milizen und zivilen Verteidigungskräfte am 20. November eine alle paar Jahre stattfindende gemeinsame strategische Übung zur Verteidigung des Landes gegen mögliche Angriffe. Derartige Übungen finden seit 1980 alle paar Jahre zuletzt 2004, 2009 und 2013 statt. Die diesjährige "Bastion 2016", mittlerweile das siebte Großmanöver dieser Art, war auch Thema der internationalen Konzernmedien. In der Bundesrepublik meldete zum Beispiel der zu RTL gehörende Nachrichtensender "n-tv" am 16. November: Schon die Ankündigung war symbolisch gewählt: Es war der Tag nach der Wahl in den USA. Nun beginnt in Kuba das Manöver "Bastión 2016". In anderen Ländern bliesen meist rechtskonservative Blätter ins gleiche Horn. "Nach Trumps Triumph organisiert Kuba Militärmanöver", titelte die größte argentinische Tageszeitung "Clarín". Mit gleicher Tendenz berichteten die auflagenstärkste spanische Tageszeitung "El País" und der in Miami erscheinende Contra-freundliche "Nuevo Herald". Tatsächlich hatte Raúl Castro die Übung "Bastion 2016" aber bereits am 16. April 2016 zur Eröffnung des VII. Parteitags der Kommunistischen Partei Kubas angekündigt.
Bertolt Brecht lässt seinen Galileo Galilei sagen: "Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß, und sie eine Lüge nennt der ist ein Verbrecher!" Damit könnte er auch Konsumenten und Produzenten der bürgerlichen Medien gemeint haben.
Volker Hermsdorf
CUBA LIBRE 1-2017