Havanna, Abschied von Fidel
Foto: Ladyrene Pérez, Cubadebate
Millionen Menschen in aller Welt, besonders im revolutionären Kuba, trauern um den Kommandanten der Kubanischen Revolution, Fidel Castro Ruz. Er starb am späten Abend des 25. November in Havanna. Die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba übermittelt ihr Beileid an die engsten Verwandten von Fidel, seine Nachkommen, an seine Geschwister, darunter den Staatspräsidenten Raúl Castro, an die Kommunistische Partei und an das ganze Volk Kubas.
Nur wenige Präsidenten können von sich sagen, dass sie die Geschicke ihres Volkes so positiv beeinflusst haben wie Fidel Castro. Kuba ist heute ein Lande frei von Analphabetismus, ein Land mit maximal möglicher gesellschaftlicher
Gleichheit, mit politischer Partizipation auf allen Ebenen. Es handelt sich um eine Gesellschaft, die durch die Revolution, die angeführt wurde von Fidel Castro, heute auf dem Weg zum Sozialismus ist. Fidel Castro und das kubanische Volk haben der Welt gezeigt, dass es möglich und nötig ist, einen anderen Weg als den der kapitalistischen Gesellschaft des inneren und äußeren Krieges zu gehen: einen Weg der Solidarität und des Ausgleichs, in der alle das Recht und die Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe an Bildung, Gesundheit und Mitbestimmung haben. Gleichzeitig hat Kuba immer auch ein Beispiel für internationale Solidarität gegeben, das nahezu einzigartig in der Geschichte ist. Dabei hat Fidel seinen eigenen Internationalismus seinem Volk weitergegeben; bis heute sind viele Kubanerinnen und Kubaner stolz auf die internationalistischen Missionen, die zum Ende der Kolonien und der Apartheid im südlichen Afrika führten. Und nach dem scheinbaren Ende der Systemauseinandersetzung blieb Kuba seinem Ideal treu: es entsendet Zehntausende Lehrerinnen und Lehrer, Zehntausende Ärztinnen und Ärzte in die Länder der Welt.
In ihrer Erklärung zum 90. Geburtstags Fidel Castros am 13. August hat die FG BRD-Kuba gesagt, dass "die Solidarität stärker ist als der Irrationalismus, mit dem Kubas Revolution bekämpft wird. Diese Solidarität geht über den Menschen Fidel Castro, dem wir noch viele Jahre an der Seite seines Volkes wünschen, hinaus. Sie wird eines Tages auch sein Leben überdauern."
Genau das wird sie tun. Die heute um ihn trauern, werden der Kubanischen Revolution am besten gerecht, wenn sie das Beispiel Fidel Castros fortführen, auf die Art, die ihnen möglich ist.
Die Revolution der Gleichheit und der Solidaritaät lebt
Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP), ihre Freundinnen und Freunde und ihre Mitglieder trauern zusammen mit Millionen Menschen auf der Welt um Fidel Castro, den Revolutionsführer Kubas. "Die kubanische Revolution hat dank Fidel und der Kommunistischen Partei Kubas eine gesellschaftliche Gleichheit hergestellt, wie sie nur im Sozialismus möglich ist", sagte Patrik Köbele, der Vorsitzende der DKP, am Samstag. "Das ist der Platz dieser Revolution und Fidel Castros in der Geschichte des 20. Jahrhunderts."
Die DKP steht auch in diesem Moment an der Seite des kubanischen Volkes, das sie seit ihrer Gründung politisch und in den schwersten Jahren auch materiell unterstützt hat. Unser besonderer Gruß gilt in diesen Tagen der Staatstrauer den Familienangehoörigen Fidels, seinem Bruder Raúl Castro und dem ganzen kubanischen Volk.
Köbele hob in einem Brief an die Kommunistische Partei Kubas hervor, dass die DKP "auch bei all jenen ist, die entweder das Privileg hatten, Fidel persönlich kennenzulernen oder sich von seinen Ideen haben inspirieren lassen. Hier im alten Europa empfinden wir den gleichen Schmerz und verneigen uns vor diesem großen Genossen und Menschen, der einen Platz in der Geschichte der Menschheit sicher hat."
Die kubanische Revolution hat mit der Batista-Diktatur und der Unterwürfigkeit unter die Weisungen des US-Imperialismus aufgeräumt. Alle Kubanerinnen und Kubaner, unabhängig von Hautfarbe, gesellschaftlichem Stand, religiösen oder politischen Einstellungen, haben Zugang zu Bildung, Politik und einem Gesundheitssystem, das nicht nur in Lateinamerika seinesgleichen sucht.
Diese Elemente hat Kuba in das 21. Jahrhundert gebracht, vor allem dank der politischen Weitsicht der kubanischen Führung um Fidel und Rauúl Castro. Auch nach seiner Erkrankung vor zehn Jahren hat Fidel nicht nachgelassen, mit politischen Reflexionen Beiträge für die Aktualisierung des kubanischen Sozialismus zu leisten. Nicht umsonst hat die Kommunistische Partei Kubas auf ihrem Parteitag neben dem Marxismus-Leninismus und dem Gedankengut José Martís auch das Werk Fidel Castros als ihren Leitfaden bezeichnet. Deshalb ist Kuba auch heute noch an der Seite der Unterdrückten der Welt und leistet überall solidarische Hilfe, wo sie nötig ist – unabhängig von der politischen Ausrichtung. Patrik Köbele stellte fest: "Kubas Platz heute bleibt auch ein Platz des Internationalismus. Die Befreiung verschiedener afrikanischer Staaten, aber auch die Unterstützung im medizinischen, humanitären und gesundheitlichen Bereich in unzähligen Regionen der Welt ist ein Akt der Zärtlichkeit unter den Völkern, den die Solidarität darstellt."
Berlin, Abschied von Fidel
Foto: Gabriele Senft
"Lieber Fidel, wenn Du uns jetzt sehen könntest, in tiefer Trauer, schweigsam und mit Tränen in den Augen, Du würdest sicher schimpfen und uns kritisieren, weil wir in dieser schweren Stunde den Kampf für eine bessere Welt für einen Augenblick unterbrochen haben. Bitte gib uns diesen Tag des Abschieds, des Gedenkens, gib uns die Zeit, um Rückschau zu halten, was das sozialistische Kuba seit der Revolution erreicht hat, wie es unter Deiner Führung zu einem Beispiel, zu einer Inspiration für all jene geworden ist, die um Unabhängigkeit, Frieden und soziale Gerechtigkeit kämpfen.
Am heutigen Tage werden wir innehalten – aber wir versprechen Dir, unsere Solidaritätsarbeit für das sozialistische Kuba und den Kampf für eine bessere Welt in Deinem Sinne fortzusetzen."
"Die Veteranen des antifaschistischen Kampfes haben schon seit der Kubanischen Revolution die Entwicklung des Landes und die Politik von Fidel Castro mit großem Interesse und mit Solidarität verfolgt. Mehrfach haben die FIR und die Mitgliedsverbände sich gegen die amerikanische Blockadepolitik und später für die Freilassung der Cuban Five engagiert. Fidel Castro war in dieser Auseinandersetzung der Vertreter des legitimen Kubas, der die Interessen des eigenen Volkes, aber auch die der Völker, die für antikoloniale Unabhängigkeit kämpfen, vertrat."
"Nun ist es an uns und vor allem an der Jugend, das Beispiel Fidels zu entdecken und wiederzuentdecken; das Beispiel eines ewig jungen, ewig träumenden, ewigen Rebellen, der sich keine Minute der Ruhe gönnte. Dem Volk von Kuba gilt unsere Verpflichtung, all unsere Liebe und all unsere Hingabe. Wir sind Brudervölker, wir haben an der Hand von Fidel und Chávez den Weg wiedergefunden, und von diesem Weg werden wir niemals wieder abkommen. Wir können feststellen: Die Geschichte hat sie freigesprochen. Aber wir können auch sagen: Comandante Fidel, Mission erfüllt!"
"Im Namen von 92 Millionen Mitglieder des Weltgewerkschaftsbundes möchte ich dem kubanischen Volk, der CTC (kubanischer Gewerkschaftsbund, CL), dem Staat und der Partei, der Führung des sozialistischen Kuba, von ganzem Herzen unser tiefstes Beileid zum Tod des Comandante Fidel aussprechen. Er war eine Führungspersönlichkeit, die zusammen mit Che und zusammen mit all seinen Genossen die Imperialisten und ihre Instrumente bekämpft und besiegt hat."
Die Nachricht kam in den frühen Morgenstunden und wurde von seinem Bruder Raúl Castro verkündet: Comandante Fidel ist physisch verstorben. Raúl schloss mit den Worten: Hasta la victoria siempre! Fidel wird ewig in Kuba präsent sein. Seine revolutionären – kommunistischen Ideen leben in Millionen von KubanerInnen weiter. Als ich am frühen Morgen durch die Straßen Havannas laufe, ist die Bedrücktheit förmlich spürbar. In vielen der kleinen privaten Restaurants und Cafeterias hängen Bilder von Fidel oder kubanische Flaggen mit schwarzen Schleifen. Auf einer Tafel eines Restaurants steht gross mit Kreide geschrieben: "Por siempre Fidel" – Für immer Fidel. Im Stadtteil Vedado versammeln sich Jugendliche, die spontan durch die Strassen laufen und damit die Unterstützung seiner Ideen zum Ausdruck bringen. Alle kubanischen Flaggen sind auf Halbmast und auf dem Plaza de la Revolucion starten die Aufbauarbeiten für die grosse Massenveranstaltung, die am Dienstag, 29.11.2016 ab 19 Uhr per TV angekündigt wurde. Es gelten neun Tage Staatstrauer. Am 4. Dezember wird eine Karawane mit der Asche Fidels, die in Havanna am 29.11. startet, in Santiago de Cuba eintreffen. Dort findet die Beisetzung statt. Bis zum 29.11. können alle KubanerInnen ihre Unterschrift zur Unterstützung des Sozialismus abgeben. Dieser demokratische Akt war eine Idee von Fidel Castro im Jahr 2001 und Millionen in Kuba haben unterschrieben. Zu seinen Ehren wird dies nun wiederholt.
Als ich im zentralen Park in Habana Vieja eintreffe, gerate ich an einen kleinen Tumult. Rund drei Dutzend Personen stehen um einen Zeitungsverkäufer und bieten bis zu 3 CUC (3 USD) für die aktuelle Tageszeitung, die regulär rund 1 Cent kostet. Jeder, der die Zeitung nicht abonniert hat, möchte nun unbedingt ein Exemplar. An verschiedenen Orten in der Stadt halten Personen Bilder von Fidel hoch. Immer wieder sieht man vor allem Jugendliche mit T-Shirts zur Unterstützung der Revolution oder mit dem Antlitz von Fidel. Auf der grossen Treppe der Universität halten StudentInnen eine Mahnwache. Sie stehen auf der Treppe, halten zusammen eine rote Flagge und verschiedene Bilder von Fidel, ohne dabei etwas zu sagen. Man sagt mir, dass es eine spontane Aktion der StudentInnen sei. Alle halbe Stunde kommen andere StudentInnen zur Ablösung. Es ist ein eindrückliches Bild, das mich sehr bewegt. Viele Menschen bleiben stehen und schauen zu den StudentInnen auf der Treppe hoch. Es ist sehr still und man kann die Trauer förmlich fühlen. In der sonst sehr lauten und lebendigen Stadt, in der aus den Autos und Häusern normalerweise laute Musik dröhnt, ist es ungewöhnlich ruhig. Es ist erst der Anfang der Staatstrauer, die ihren Höhenpunkt am Dienstag an der Massenversammlung in Havanna erreichen wird.
Santiago de Cuba, Abschied von Fidel
Foto: Estudio Revolución
CUBA LIBRE 1-2017