Buchpremiere "Raúl Castro" in Berlin.
"Es ist schon ein Paradox: Raúl Castro ist einer der drei wichtigsten Männer der kubanischen Revolution, neben Fidel und Che, und es gibt nichts (!) in Buchform", eröffnete Arnold Schölzel, ehemaliger Chefredakteur der Tageszeitung "junge Welt" die Veranstaltung. "Denn das ist zwar das erste Buch in deutscher Sprache, aber auch in anderen Sprachen gab es bis vor anderthalb Jahren überhaupt nichts. Das gehört wohl zu den Mysterien des internationalen Mediengewerbes."
Das Interesse war groß, als Ende Oktober Volker Hermsdorf sein neues Buch vorstellte, fast traditionell schon in der Ladengalerie der "jW". Frisch aus der Druckerei wurde "Raúl Castro. Revolutionär und Staatsmann" das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Die Botschaft der Republik Kuba in Deutschland ließ es sich nicht nehmen, bei diesem Ereignis ehrende Anwesenheit zu zeigen – der Botschafter, Seine Exzellenz Herr René Juan Mujica Cantelar, beglückwünschte Hermsdorf persönlich zu seinem Werk. Mit Hans Modrow, Fitz Streletz und Heinz Langer komplettierten Persönlichkeiten des sozialistischen Deutschlands die erste Reihe des Publikums.
Mysterien des Mediengewerbes
Volker Hermsdorf umriss seine Motivation zu einem Buch über den kubanischen Präsidenten: "Man muss sich das mal vorstellen: Das kleine Kuba bewegt die Weltgeschichte. Und Raúl Castro ist jemand, der auf Augenhöhe mit den mächtigsten Männern dieser Welt steht. Trotzdem musste ich jedesmal, wenn ich für einen Artikel Informationen brauchte, recherchieren. Es gibt, egal wo man guckt, sehr wenig über Raúl Castro. Dann traf ich in Havanna den Autor der russischsprachigen Biografie, Leonow, und kurz darauf war ich mit meinem Verleger über ein Buch einig. Ursprünglich auf 120 Seiten geplant, ist es dann am Ende deutlich umfangreicher geworden."
350 Seiten, die sich, so Schölzel, nicht nur gut lesen ließen, sondern auch nützlich zum Arbeiten sind: dank umfangreichem Quellenverzeichnis und Personenregister, was "bei kleinen linken Verlagen nicht immer selbstverständlich" sei.
Gorbatschow und Kuba
An vielen Beispielen, im Buch dokumentiert, im Vortrag spannend und unterhaltsam, beleuchtete Hermsdorf die Persönlichkeit Raúl Castros und das Publikum griff die Fäden lebhaft interessiert auf. "Gorbatschow hasste Kuba" – Raúls Erlebnisse mit dem Totengräber der Sowjetunion ließen noch einmal die Geschichte der SU und des sozialistischen Kubas reflektieren. Raúl Castros Leben ist eng mit der kubanischen Revolution verbunden und wie das Buch in der Form einer Lebensbeschreibung auch ein Buch über die Geschichte der kubanischen Revolution ist, kreiste dessen Präsentation um die Geschichte Kubas, wie sie in der Person seines Präsidenten gegenwärtig ist.
Als Buchpremiere war es der Auftakt einer Lesetour von Volker Hermsdorf, die durch den Westen und Osten der Republik führte. In 2017 wird es weitere Gelegenheiten geben, den Autor zu erleben: Soligruppen und Buchhandlungen können sich für Veranstaltungen an die Redaktion der CL wenden.