Kubanische Kunst erobert zur Zeit die Kulturszene auf dem platten Land an der Nordsee. Vielbeachtet von Kultur, Politik, Presse und Bevölkerung wurde die Ausstellung "Fidel es Fidel" mit Fotos des berühmten kubanischen Fotografen Roberto Chile gezeigt. "Cuba Libre" sprach mit der Organisatorin der Ausstellung, Ada Maria De Boer.
Ada Maria De Boer, Foto: Peter E. Veckenstedt |
Ada Maria, du hast schon mit großem Erfolg diese Ausstellung unter anderem zwei Mal in Berlin organisiert. Wie kam sie jetzt nach Ostfriesland? Was waren deine Beweggründe?
Ich habe bereits meine ersten Ausstellungen auf Norderney organisiert und bin von dort aus jahrelang nach Berlin gependelt. Nach meinem Umzug aufs Festland bin ich dem hier ansässigen Verein der Landfrauen beigetreten und habe bei einem Frühstück den Kurdirektor von Norden kennen gelernt sowie die Marketingleiter Ilona Eils und den Pressesprecher Karsten Lippe. Die wurden auf mich aufmerksam, als sie nebenbei erfahren haben, dass ich Projekte zwischen Kuba und Deutschland organisiert habe – so z. B. einen Austausch zwischen deutschen und kubanischen Künstlern im Jahre 2012.
Erst durch diese Begegnung hat die Brücke Ostfriesland – Kuba endlich Farbe angenommen und die Drei unterstützen bisher jede meiner Arbeiten hier in Ostfriesland.
Aber eine meiner Hauptbeweggründe für meine Arbeit ist natürlich meine Liebe zu meinen beiden Heimatorten. Meine Liebe zu Kuba gibt mir immer wieder die Kraft und Inspiration, neue Projekte zu planen und zu realisieren. Natürlich liegt es auch an den unglaublichen Künstlern, die ich auf meinen Reisen immer wieder treffe und zu denen allen ich einen sehr freundschaftliches, wenn nicht sogar familiäres Verhältnis habe. Dazu zählt nicht nur Roberto Chile, sondern auch Alberto Sautua, Juan Ariel, William Hernandez, Maykel Herrera, Zenen Viscaino, Orlando Gutierrez, Lancelot Alonso, Rigoberto Mena, Julia Valdez, Ciro Quintana und viele andere. Aber auch deutsche Künstler wie Ingrid Pfeffer, Mona Müller Hamlet , Rolf Hamlet, Andreas Karsten, Robert Niesse, Tine Blom, Künstler des Kunstvereins Dornum, Berliner Künstlers, die mit mir diese wunderbaren Brücken bauen mochten aus Solidarität und Freundschaft.
Natürlich ist auch meine Arbeit damit verbunden, ein besseres Bild über Kuba zu vermitteln – ein klareres, in dem man auch die kubanische Kunst sieht und nicht nur die typischen Klischees (Rum, Zigarren, Sonne, Sozialismus)mit denen man immer wieder konfrontiert wird.
Meine Arbeit in Berlin hat dazu beigetragen, dass die Ausstellung "Fidel ist Fidel" bis nach Australien und China gelangt ist, da war es nur klar, dass ich auch in Ostfriesland ausstellen wollte.
Ausstellungseröffnung in Dornum |
Wie hat das ostfriesische Publikum auf die Ausstellung reagiert?
Wir hatten bisher sehr viel Aufmerksamkeit und viel positives Feedback des Publikums sowie überraschende Besucherzahlen. Auch sind immer wieder kontroverse Fragen aufgekommen über Fidel Castro in Ostfriesland und über Kuba im allgemeinen. Für viele ist es immer noch ein fernes Paradies, das jetzt zwar immer mehr Publikum bekommt, aber die Gewohnheiten und Geschichte sind immer noch weitgehend unbekannt.
Im September gab es eine weitere Ausstellung von Roberto Chile: "Somos" über die Wurzeln der kubanisch-afrikanischen Kultur und Religion.
Hättest du mit so viel Resonanz und so viel Interesse gerechnet? Immerhin ist es ja nicht alltäglich, dass dort Werke weltberühmter Künstler gezeigt werden.
Nein, ich habe niemals damit gerechnet, dass wir auf die Anzahl so vieler Ausstellungen kommen allein für "Fidel ist Fidel". Die gab es bisher schon fünf Mal in Deutschland (zwei Mal Berlin, Dortmund, Essen, Dornum)
Ich bin dankbar für so viel Interesse und für den Anstoß, den meine Ausstellung ausgelöst hat.
Ich danke auch jedem einzelnen Besucher und natürlich auch den Kollektionisten, die diese Ausstellung und den Erfolg überhaupt ermöglicht haben. Aber am meisten danke ich meiner Familie, Freunden und Roberto Chile und seiner Frau für ihr Vertrauen in meine Person.
Was war für dich das berührendste Erlebnis während der Ausstellung?
Als meine über 90 -jährige Mutter die erste Ausstellung von mir und Roberto in Havanna besuchen konnte und mir danach sagte, wie stolz sie auf mich ist wegen unserer Arbeit über Fidel. Und natürlich berührt es mich immer wieder, wenn ich sehe, wie viel Aufmerksamkeit diese Ausstellung bekommt und sich meine Arbeit gelohnt hat, weil so viele Menschen zusammenkommen, um Fidel zu sehen und zu fühlen, denn darum geht es ja in der Ausstellung. Es ist keine politische Ausstellung, sondern eine Hommage an einen Mann, der so viel für Kuba getan hat.
Im September ist Roberto Chile nach Ostfriesland gekommen. Was führte ihn dahin?
Er kam nach seiner Ausstellung in New York nach Norddeich, um bei der Eröffnung seiner Ausstellung "Somos" im Café Havanna im Ocean Wave, Norden, dabei zu sein.
Es war auch sein erster Besuch in Ostfriesland und das erste Mal, dass er mich und meine Familie hier besucht hat. Also haben wir ihm natürlich alle typischen Gewohnheiten und Sehenswürdigkeiten der Region gezeigt und vermittelt.
Das Gespräch führte Marion Leonhardt
CUBA LIBRE 4-2016