Kuba im Medienspiegel

CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.


Falschmeldungen – Unterschlagungen - Manipulationen

Rotation

Rotation. Foto: Wiljo Heinen



Alle Welt möchte Kuba dabei helfen, seine Unabhängigkeit zu gewinnen. Die "TAZ-Panterstiftung" hat deshalb im September 2016 zum zweiten Mal zehn junge kubanische Journalisten zu einem „Medien-Workshop“ nach Berlin eingeladen. Das viele Geld dafür (mindesten 35000 Euro) bringen zum Teil die Steuerzahler auf. Das Auswärtige Amt der BRD unterstützt dieses Projekt großzügig. So können die Kolleginnen und Kollegen aus Kuba dann lernen, dass mit "Unabhängigkeit" hier nicht die gemeint ist, für die Kubas Unabhängigkeitskämpfer José Martí sein Leben opferte. Auch die Leser der TAZ wurden wieder hinters Licht geführt. Unter den zehn Eingeladenen, so das Blatt, seien Kollegen der Parteizeitung aus Ciego de Avila, einer Radiostation und des ZK-Organs Granma Internacional gewesen, aber auch sieben Mitarbeiter von »neuen unabhängigen Medien«. Da war das Wort wieder: Hier die "Unabhängigen" – dort die Parteiischen. Wer und welche Interessen hinter den "neuen unabhängigen Medien" stecken erfuhren die TAZ-Leser nicht. Dabei wäre das doch auch eine interessante Information.

Beispiel 1: El Toque

"El Toque Cuba" ist ein scheinbar unpolitisches, buntes Magazin, im Stil zwischen Bravo und Lifestile, das seit April 2016 erscheint. Artikel zur kubanischen Geschichte oder gar der Revolution scheinen tabu. Dafür gibt es Ratgeber, Softsex und Partytips. Die erste Ausgabe brachte auf Seite 2 eine ganzseitige Illustration: Barack Obama mit Siegeszeichen und Kuba-Buch in der Hand. Text dazu: "Obama, der Kumpel!" Chefredakteur der Zeitschrift ist der Niederländer Pablo Eppelin, herausgegeben wird sie von "RNW Media" (früher Radio Netherlands Worldwide). RNW Media bezeichnet sich als "Organisation für soziale Veränderungen", untersteht dem niederländischen Außenministerium. Das Jahresbudget 2014 betrug 17 Millionen Euro. RNW Media betreibt dazu das RNTC, ein Trainingszentrum das 2016 vom niederländischen Staat 37 Millionen Euro für die Ausbildung »unabhängiger Journalisten erhielt. RNW-Repräsentant in den USA ist Bruce Sherman, bis Februar 2016 Direktor des staatlichen »Office of Cuba Broadcasting« in Miami, der US-Aufsichtsbehörde von "Radio und TV Martí". All das verschweigt die TAZ und präsentiert "El Toque"-Autoren dreist als "unabhängige Journalisten".

Beispiel 2: On-Cuba

Auch "OnCuba" ist laut TAZ ein "unabhängiges Medium". Dieses Passagier-Magazin, das auf Flügen aus den USA nach Kuba ausliegt, wird vom Medienunternehmen "Fuego Enterprises Inc." mit Sitz in Miami herausgegeben. Hinter "OnCuba" stecken vermutlich eher wirtschaftliche als subversive Interessen. Herausgeber Hugo Cancio, ein US-Bürger kubanischer Abstammung, setzt sich unter anderem für die Beendigung der US-Blockade gegen Kuba ein. In seinem Blatt wirbt er auch für touristische Ziele in Kuba. "Unabhängig", wie die TAZ suggeriert, ist "OnCuba" jedoch nicht.

Beispiel 3: Die Blogger

Zur dritten Kategorie der den TAZ-Lesern als "unabhängig" präsentierten Autoren gehören Blogger, vor allem von den Plattformen "Periodismo del Barrio" oder "El Estornudo". In Kuba gibt es hunderte, vielleicht tausende unabhängige Blogs und Blogger. Die erwähnten gehören jedoch zu einer Kategorie von Blogs, die auch über ausländische "NGOs" finanziert werden. Sie bieten ihren Autoren – für kubanische Verhältnisse – attraktive Honorare an. Viele dieser Art von Blogs funktionieren ähnlich wie das Geschäftsmodell Yoani Sánchez. Deren Verbindungen zu US-Diensten und ultrarechten Gruppen in Lateinamerika sind hinlänglich bekannt.

Zur Klarstellung: Nicht jeder Autor der oben genannten Medien agiert im Auftrag oder bewusst für die Gegner des kubanischen Systems. Oft lockt die Chance zu publizieren oder das Geld. Die berühmte "Schere im Kopf" funktioniert genau so.

Infam ist es jedoch, wenn die TAZ engagierten Journalisten der kubanischen Zeitungen, der TV- und der Radiosender diese Autoren als »unabhängig« gegenüberstellt. Doch was soll’s: Auch die den großen Medienkonzernen gehörenden Zeitungen in der BRD bezeichnen sich schließlich dreist als "unabhängig" und "überparteilich". Der Glaube der TAZ daran scheint so unerschütterlich, wie der an das Christkind und den Weihnachtsmann.


CUBA LIBRE Volker Hermsdorf

CUBA LIBRE 4-2016