Fidels langjähriger fotografischer Begleiter, Roberto Chile, über Fidel Auszüge aus einem Interview mit Roberto Chile von Volker Hermsdorf in der Zeitung »junge Welt« vom 19.3.2016
Foto: Roberto Chile |
Was waren für Sie die wichtigsten Stationen in den letzten Jahrzehnten?
Die wichtigsten Jahre meines Lebens waren sicher diejenigen, in denen ich Fidel ohne Pause und ohne jemals Furcht zu empfinden überallhin begleitete. Nicht als Soldat oder als Leibwächter, sondern mit einer Kamera auf der Schulter, mit der ich alles, was mir möglich war, festhielt. Die Kamera zeichnete einen Teil der tiefen Spur seines revolutionären Wirkens auf.
Ich folgte Fidel über zwei Jahrzehnte auf seinen Wegen bis in die entlegensten Winkel unseres Landes und auf mehr als 60 Reisen in viele andere Länder der Welt. Fidel war praktisch überall. Oft wurde sein Besuch nicht angekündigt. Er war kein Regierungschef im üblichen Sinn; er war und ist in ständigem Kontakt mit der Bevölkerung. Das Ergebnis dieser Arbeit, die ich engagiert und begeistert gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Mitstreitern geleistet habe, sind Dutzende Reportagen und Dokumentarfilme, die heute Bestandteil des audiovisuellen Erbes der kubanischen Nation sind.
Haben Sie eine Erklärung für die Ausstrahlung, mit der Fidel Castro die Menschen in Kuba und vielen Teilen der Welt fasziniert?
Fidel ist sehr charismatisch. Sogar seine Feinde erkennen das an. Außerdem ist er lebendige Geschichte. Man kann seine Ideen teilen oder auch nicht, sein Anhänger oder Gegner sein, aber seine Persönlichkeit lässt einfach niemanden unbeeindruckt. Ich glaube, auch viele andere Nationen hätten gern einen solchen Anführer, wie er einer ist.
Wenn wir Kubaner alle Herausforderungen und Schwierigkeiten bestanden haben, wenn die kubanische Revolution allen Angriffen widerstanden hat und unser Volk weiterhin aufrecht geht, dann dank der Großartigkeit unserer Menschen und weil wir Fidel hatten und haben.
Foto: Roberto Chile |
Ich kann mich an einen Nachmittag erinnern, als ihn eine Gruppe US-amerikanischer Unternehmer besuchte, um ein maximal zweistündiges Gespräch zu führen. Das Treffen dauerte dann aber sehr viel länger. Am Ende signierte Fidel auf ihre Bitte hin ihre Hemden und auch ein paar historische Fotos, die ihnen jemand geschenkt hatte. Die US-Firmenvertreter waren nach dem Gespräch sehr beeindruckt, und ich hörte, wie einer von ihnen im Fortgehen sagte: »Dieser Mann hat in wenigen Stunden das Bild, das man bei mir während meines ganzen bisherigen Lebens von ihm aufgebaut hatte, völlig umgedreht.«
So ist Fidel.
Guerillero der Zeit, 2010, Foto: Roberto Chile |