Im Pentagon gibt es neuerdings Stimmen, die fordern, dass der US-Imperialismus seine Konfrontation geographisch ausweitet. Es reicht diesen Kräften nicht mehr, die Dominanz Chinas und Russlands im Ostpazifik oder auf der riesigen eurasischen Landmasse herauszufordern.
Chacao, Venezuela: Protest gegen die Regierungspolitik, Foto: Carlos Díaz / flickr.com / CC BY 2.0 |
Hohe Militärvertreter fordern vielmehr, diese Konfrontation global durchzuführen, mit besonderer Berücksichtigung des wachsenden Einflusses Lateinamerikas.
Professor Evan Ellis vom War College hebt »Die strategische Bedeutung Lateinamerikas für die Vereinigten Staaten« hervor:
»Um es in einer militärischen Analogie auszudrücken: Lateinamerika ist der unbewohnte Feldherrnhügel mit Übersicht über die amerikanische Lage. Ein verantwortungsbewusster Kommandeur würde erkennen, dass die Besetzung des Hügels durch feindliche Truppen eine unakzeptable Bedrohung für seine eigenen Kräfte wäre.«
USA mit neuer Aggressivität gegen Lateinamerika
So ist es nicht verwunderlich, wenn wir heute wieder eine aggressive Haltung der USA zu ihrem »Hinterhof« beobachten. Beweis davon ist die Flut von »spontanen« Protestmärschen im letzten Jahr, die die lateinamerikanischen Länder der »Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas« (ALBA) wie Venezuela, Ecuador, Bolivien und die Nationen, die den antiimperialistischen Weg wählten (Argentinien und Brasilien), schockierten.
»Wenn ihr nicht aufpasst, werden die Zeitungen erreichen, dass ihr die Unterdrückten hasst und die Unterdrücker liebt« (Macolm X, 1925 bis 1965).
In allen Ländern, in denen in den letzten Jahren wichtige Kämpfe gegen die Armut, den Analphabetismus, für soziale Sicherheit und Frieden stattfanden, erschienen unerwartet opportunistische rechte Politiker, Neofaschisten europäischen Stils, von nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) kontrollierte indigene Gruppen, desillusionierte egoistische Mittelschicht – gemischt sogar mit Menschen, die dank öffentlicher Wohlfahrtsprogramme der Armut entkamen – im Einklang mit dem Schrei: »Correa, raus!« » Maduro, raus!« »Cristina, raus!« »Raus Dilma, raus!« »Evo, raus!«.
Medien schüren Hass
Stehen Argentinien und Venezuela wieder vor dem Abgrund? Wie wird die Zukunft in den anderen Ländern sich entwickeln? Man fragt sich natürlich, woher diese Bewegung des Hasses gegen die Präsidenten, die die Hegemonie Nordamerikas herausfordern und versuchen, in ihren Heimatländern einen alternativen Weg gegen Neoliberalismus und Neokolonialismus zu wagen, kommt? Wie wurde dieses gesellschaftliche Phänomen der Unzufriedenheit fast gleichzeitig in diesen fünf Ländern artikuliert - und welche Macht steht hinter der neofaschistischen Welle der Gewalt und Proteste? Ohne Schwierigkeit entdeckt man hier die unermüdlichen Arbeit der globalisierten Medien im Dienst der US-Regierung und ihrer nationalen Oligarchen und faschistischen Juniorpartner.
Sie handeln in all diesen Ländern als Oppositionspartei und versuchen täglich, das ihre zur Irreführung und Verdummung der Bevölkerung beizutragen.
USA wollen Bodenschätze und antiimperialistischen Widerstand brechen
Brasilien, »Nein zum Putsch« |
Die nicht so unsichtbare Hand Washingtons ist dabei immer im Spiel. Die Intensität dieser Verleumdungskampagnen gegen die lateinamerikanischen Länder hängt von der Menge der natürlichen Bodenschätze und dem Grad des antiimperialistischen Widerstands ihrer Präsidenten ab. Analysen des geplanten Prozesses der »populären « Unzufriedenheit, die zu den Niederlagen in den jüngsten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen Argentiniens und Venezuelas führte und derzeit die Intensivierung der Proteste in Bolivien, Brasilien und Ekuador versucht, bestätigen dies.
Alle diese Länder haben riesige Energieressourcen. Die nachgewiesenen Ölreserven in Venezuela mit 297 Milliarden Barrel und neu entdeckten 600 Milliarden Barrel – verglichen mit 268 Milliarden Barrel in Saudi-Arabien – machen dieses Land eine erträumte Beute der US-Imperialismus. Die jüngste Entdeckung von öl im Meer vor der Stadt Angra dos Reis in Brasilien mit fast 100 Milliarden Barrel, wird dort als »Geschenk Gottes« angesehen und macht die Nation zum neuntgrössten Ölproduzenten. Bolivien nimmt mit seinen Gasreserven von fast 1 Billion m3 den elften Platz weltweit ein. Ekuador hat etwa sieben Milliarden Barrel Öl und Argentinien fast drei Milliarden, plus 400 Milliarden m3 Gas.
Obamas »Krieg der 4. Generation«
Der derzeitige Ansturm der neoliberalen Rechten gegen alle Erscheinungsformen von partizipativer Demokratie, Sozialreformen, Unabhängigkeit, Antikapitalismus und Sozialismus ist Teil von den von Obama benannten »soft power«, »Farbrevolutionen« und »Krieg der 4.Generation«. Die US-Agentur der Nationalen Sicherheit(NSA)bestimmt den Zeitpunkt und finanziert das Ausmaß der Proteste und Aufstände für jedes Land, dessen Bodenschätze »relevant für die nationale Sicherheit der USA sind«. Um zu versuchen, dieses Ziel zu erreichen und die Öffentlichkeit zu verwirren, wird ein ausgeklügeltes System der Täuschung und Desinformation verwendet.
Mark Twain sagte immer, dass »es leichter ist, Menschen zu täuschen, als sie zu überzeugen, dass sie getäuscht wurden«.
Deshalb bleibt auch heute die internationale Solidarität eine der Hauptwaffen der Völker, die den antiimperialistischen Kampf Lateinamerikas gegen die Konterrevolution und für Unabhängigkeit, Frieden und Sozialismus begleitet.
Carolus Wimmer
CUBA LIBRE 2-2016