Die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba ist mehr als irgendein historisches Gebäude, sondern ein nationales Denkmal, Symbol der Kubanischen Revolution, benannt nach dem General des kubanischen Unabhängigkeitskampfes gegen Spanien 1868–1898, General Guillermo Moncada.
Hier begann am 26. 7. 1953 der Kampf gegen das von den USA unterstützte brutale Batista-Regime, der am 1. Januar 1959 mit der Flucht des Diktators Fulgencio Batista aus Kuba siegreich endete.
Einschusslöcher in den Kasernenmauern |
Batista hatte sich 1952 an die Macht geputscht, so dass die vorgesehenen Parlamentswahlen, zu denen auch Fidel Castro kandieren wollte, nicht mehr stattfanden. Am 26. Juli nun versammelte Fidel Castro seine Kampfgefährten um sich. 135 Männer und Frauen – insbesondere aus Kreisen der Orthodoxen Partei – wollten die Moncada-Kaserne stürmen. Dort waren rund 400 schwer bewaffnete Soldaten stationiert. Es ging drum, sich mit Waffen für den weiteren Kampf gegen Batista zu versorgen.
Drei Angreifer starben im Kampf, über 60 wurden später gejagt und zu Tode gefoltert aus Rache für 19 getötete Soldaten. Die Zeitschrift Bohémia druckte die Bilder von fünfzehn Leichen der Rebellen mit klaffendem Schädel im Innenhof. »Die gute Hälfte von ihnen hatte überdies zermalmte Fingernägel, aufgeschwollene Lippen und vorn keinen einzigen Zahn mehr im Mund. Es war offenkundig, daß diese Männer gefoltert worden waren« schrieb der französische Schriftsteller Robert Merle. Er veröffentlichte die ganze Geschichte in seinem dokumentarischen Roman »Moncada. Fidel Castros erste Schlacht«, ein akribisch recherchiertes Standardwerk. Merle hatte für seine Recherchen mit allen 61 Beteiligten, die 1962 noch lebten, ausführlich gesprochen.
Fidel wurde auch gefangengenommen und wurde durch einen glücklichen Umstand nicht ermordet, sondern kam ins Gefängnis.
Welche Ironie der Geschichte, dass Batista 1955 die zu langen Haftstrafen Verurteilten, die ihn vier Jahre später erfolgreich vertreiben würden, amnestierte und ausreisen ließ, unter ihnen die Castro-Brüder. Eine schicksalhafte Entscheidung des Diktators, nicht nur auf Dummheit und Arroganz gegründet, sondern auch Ergebnis des Drucks nationaler und internationaler Proteste war. In Mexiko trafen die Castro-Brüder dann den argentinischen Arzt Ernesto »Che« Guevara.
Am 2. Dezember 1956 landeten diese mit 82 Bewaffneten mit der überladenen, viel zu kleinen Yacht »Granma« in der Provinz Oriente. Der Rest ist bekannt: Fünf Jahre, fünf Monate und fünf Tage nach dem Sturm auf die Kaserne hatte die Revolution am 1. Januar 1959 gesiegt.
Collage: perlavision.icrt.cu |
Ein wunderbarer Beweis dafür, was eine Handvoll Entschlossener trotz aller Widrigkeiten vermag. Später nach dem Sturm auf die Moncada befragt, erklärte Fidel, wie diese Niederlage zu einem Sieg wurde:
»Wenn ich heute gefragt würde, was besser gewesen wäre, würde ich über die Alternative sprechen, denn wenn wir triumphiert hätten – das muss ich dazu sagen –, wäre das zu früh gekommen. Auch wenn es nie kalkuliert war – nach dem Sieg 1959 war die Unterstützung durch die Sowjetunion entscheidend. 1953 wäre das in dieser Form nicht möglich gewesen.«
Marion Leonhardt
CUBA LIBRE 3-2015