CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.
Rotation. Foto: Wiljo Heinen |
Kuba boomt – auch in den Medien. Die Redaktionen haben jedoch meist kaum Ahnung von der sozialistischen Insel und jubeln ihren Lesern, Hörern und Zuschauern bewusst und unbewusst falsche Informationen unter. Zwei Beispiele dokumentieren die Mischung aus Ignoranz, antikommunistischer Propaganda und dreisten Fälschungen in der Kuba-Berichterstattung.
Fall 1:
Launige ZEIT-Desinformation
»Die Zeit« bezeichnet sich selbst als »renommiert« und gilt als »Blatt der Intelligenz«. Am 2. März veröffentlichte ZEIT-Online einen Bericht der Nachwuchsjournalistin Rebecca Erken, die einige Tage in einem Touristenressort auf Cayo Guillermo verbracht hatte. Unter der launigen Überschrift »Der falsche Fidel« (ein Taxifahrer hieß so) verheißt der Artikel in der Unterzeile »Wie geht es den Menschen im Land« echte Informationen über Kuba.
Die Reporterin berichtet vom »traurigen Alleinunterhalter im weißen Leinenanzug«, der in ihrem Luxushotel Gitarre spielt. Das Land besteht – ihrer Beschreibung nach – aus »zerfallenen Häusern « und »brüchigen Revolutionsdenkmälern«. Che Guevara ist für sie »das Aushängeschild der Kommunismus-Farce« und zum »Symbol eines rigiden Zwei-Klassen-Systems« geworden. In Kuba gebe es »auf der einen Seite die regierungstreuen Funktionäre« und auf der anderen den überwiegenden »Teil einer Bevölkerung, die zum Großteil sehr arm ist«. Kubaner, so erfahren die ZEIT-Leser weiter, »reden nicht gerne über Politik oder die Restriktionen in ihrem Land, sie haben Angst, das ist auch heute noch überall zu spüren«.
Die Online-Leser reagierten überwiegend mit Spott auf den Artikel, der keine belegten Information, dafür aber jede Menge politische Bekenntnisse der Autorin enthält. Ein Journalist mit derartigen Qualitäten würde über die Bundesrepublik vermutlich berichten, dass die Menschen dort auf der Straße schlafen und sich ihr Essen aus Mülltonnen suchen müssen, amüsiert sich einer. Das Problem ist allerdings nicht die mangelnde Qualifikation einer Autorin, die erst kürzlich ihr Volontariat absolvierte. Es ist die Dreistigkeit, mit der die als »renommiert« geltende Wochenzeitung ihre Leser über Kuba desinformiert.
Fall 2:
US-Folterer nach Kuba versetzt
Die Schweizer Zeitung »20 Minuten « veröffentlichte am 6. Januar in ihrer Online-Ausgabe einen Artikel mit dem Titel »Kuba lässt erste politische Häftlinge frei« und dazu ein Foto mit der Bildunterschrift »Menschenrechtler beklagen die Zunahme politisch motivierter Festnahmen in Kuba«. Das Foto zeigt einen gefesselten Gefangenen in orangefarbener Häftlingskleidung, der von drei Soldaten abgeführt wird. Allerdings handelt es sich um einen jener Gefangenen, die von der Regierung der USA in ihrem Foltergefängnis auf der illegalen Militärbasis Guantánamo auf Kuba festgehalten werden. Alle Welt weiß, dass die USA in diesem Lager Gefangene foltern, sie ohne Anklage und Gerichtsurteil eingesperrt halten und damit seit Jahren massiv gegen Menschenrechte verstoßen. In Kuba dagegen werden weder Bürger auf offener Straße von Polizisten erschossen, noch ist auch nur ein einziger Fall von »Waterboarding«, von Scheinhinrichtungen oder den anderen in US-Gefängnissen praktizierten Foltermethoden bekannt. »20 Minuten« suggeriert den Lesern mit dem falschen Foto allerdings, dass Gefangene in Kuba in der gleichen Weise misshandelt werden wie im »Mutterland der Demokratie und Menschenrechte«.
Erst nachdem Samuel Wanitsch, Koordinator der Vereinigung Schweiz-Cuba, sich über die Fälschung beschwerte, tauschte die Redaktion das Foto aus. Allerdings ohne sich für die Täuschung zu entschuldigen. Auf seinen Vorschlag, doch auch einmal über die Situation der politischen Gefangenen in den USA zu berichten, hat Wanitsch von der Zeitung bisher keine Antwort bekommen.
Volker Hermsdorf
CUBA LIBRE 2-2015