62. Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg

Der kubanische Regisseur Carlos Lechuga erhielt am 10. 11. 2013 den Großen Preis der Jury für seinen Film Melaza –Molasses.

Carlos Lechuga

Preisverleihung an Carlos Lechuga
Foto: Internationales Filmfestival
Mannheim-Heidelberg


Die Jury war der Meinung, dass der Film den Titel »Newcomer of the Year« am ehesten verdient hat, da er die Beziehung zwischen den Protagonisten mit starken und bedeutungsvollen Bildern beschreibe.

Beim Publikum waren die Reaktionen auf den Film jedoch gespalten. Sie reichten von »Kuba-feindlich« (Meinung einiger Kuba-Anhänger) über »sehr Kuba-kritisch« (Menschen, die Kuba als Touristen erlebten) bis zu »realistische Darstellung eines Ausschnitts der kubanischen Wirklichkeit« (die Verfasserin).

Worum geht es in dem Film?

Ein junges Paar lebt in einem Dorf, in dem die Zuckerrohrfabrik seit Jahren geschlossen ist. Neben ihrer Teilzeitarbeit versuchen beide auf mehr oder weniger illegalem Wege, etwas dazu zu verdienen (z. B. Wohnung an eine Prostituierte zu vermieten, illegal geschlachtetes Fleisch zu verkaufen), was alles scheitert.

Die Situationskomik im Film entsteht durch die Schilderung absurder Situationen, Beispiel: Mangels Wasser üben die Schulkinder im Schwimmbecken Trockenschwimmen.

In der anschließenden Diskussion mit Carlos Lechuga wurde deutlich, dass der Film wichtige Ursachen für die Mangelsituationen in Kuba nicht beschreibt oder wenigstens benennt (Wirtschaftsblockade, Wirbelstürme, Trockenheit und Dürre), sondern die wirtschaftlichen und sozialen Probleme vor allem den Vertretern des Staates anlastet. Für Zuschauer, die die Geschichte Kubas nicht kennen, kann der Film ein sehr negatives Bild von Kuba vermitteln.

Dies kam auch in der Kurzbeschreibung des Films im Festivalprogramm (»elendes Leben« … »Immer weiter geht es in den Abgrund der kubanischen Misere«) und in der Besprechung im Mannheimer Morgen vom 11. 11. 2013 anlässlich der Preisverleihung zum Ausdruck (»Man hat sich daran gewöhnt, dass man sich durchschlagen muss und nicht auf staatliche Hilfe rechnen darf«).

Der Regisseur betonte, dass er gerne in Kuba lebt, allerdings auf weitere Verbesserungen und wirtschaftliche Fortschritte hofft. Mit dem Film wolle er einen Aspekt des Alltagslebens darstellen, aber auch die kubanische Lebensfreude, die diesen Alltag erträglich macht.

Auf die konkrete Frage, warum die junge Frau im Film meint, ihr Partner sei noch zu jung, um »Marabú-Büsche« auf dem Land zu schneiden, antwortete Lechuga, dass diese Arbeit in der Landwirtschaft sehr unbeliebt sei und für viele junge Leute zu hart. Dies sei auch ein Grund, warum die Wirtschaft sich nicht schneller entwickelt.

Dadurch, dass Facetten des kubanischen Lebens aus dem Kontext gerissen wurden und nicht die ganze Realität abgebildet wird, hat der Film eine Chance vertan, hier über Kuba aufzuklären.

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CUBA LIBRE 1-2014