Diesen Sommer verbrachten 50 Jugendliche in zwei Brigaden der sozialistischen deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) je drei Wochen auf Kuba, um die Lebensumstände in dem sozialistischen Land kennenzulernen, Solidaritätsarbeit zu leisten und über ihre Erfahrungen aus dem Kapitalismus zu berichten.
In Zusammenarbeit mit dem kommunistischen Jugendverband Kubas ( UJC ) und der technischen Universität von Havanna ( CUJAE ) absolvierten die Delegierten der Brigaden »Los Cinco« und »Batalla de las ideas« ein dichtes, abwechslungsreiches und überaus interessantes Programm. Die BrigadistInnen lebten und arbeiteten zusammen mit 15 kubanischen Studierenden an der CUJAE. In Kooperation mit der CUJAE, dem Netzwerk zur Befreiung der Fünf und der UJC wurde das »Zentrum zur Schaffung revolutionärer Werte« aufgebaut. Dieses soll den Studenten der CUJAE dienen sich politisch zu bilden, im Internet zu recherchieren und ihre Erfahrungen mit dem kubanischen System der Welt zugänglich zu machen. Ebenso bietet es Möglichkeiten für Veranstaltungen. Für diese Zwecke wurden mehrere Raume renoviert, ein Internet-Café und eine Bibliothek eingerichtet und Hörsäle mit Veranstaltungstechnik ausgestattet. Darüber hinaus realisierten die Brigadisten drei große Wandbilder, die in einem Kunstwettbewerb in Deutschland ausgewählt worden waren und das Verhältnis von Kuba zur kapitalistischen Welt und den Kampf für die Befreiung der fünf »Antiterroristas« bildlich darstellen.
Neben dieser praktischen Arbeit hatte das Programm der zwei Brigaden einen großen inhaltlichen Aspekt: Ziel war es, im Austausch für die gemachten Erfahrungen mit dem real existierenden Sozialismus den kubanischen Jugendlichen Eindrucke vom Leben im Kapitalismus zu vermitteln. Dazu wurden von den Brigaden öffentliche Veranstaltungen durchgeführt, auf denen die BrigadistInnen schlaglichtartig über ihre Lebenssituation in Deutschland berichteten. Im Rahmen eines eigens dafür eingerichteten Cafés wurden Vortrage über Themen wie das deutsche Gesundheitssystem, das Erleben von Repression und unseren Kampf für mehr Recht auf Mitbestimmung in Schule, Universität und Betrieb gehalten.
Im Gegenzug ordnete Noel Carillo vom Zentralkomitee der KP Kubas in einer der Veranstaltungen die Richtlinien zur Aktualisierung des Wirtschaftssystems in den gesamtgesellschaftlichen Kontext ein und begründete die Notwendigkeit einer Veränderung des bisherigen ökonomischen Modells. Er trug damit sehr zum Verständnis dieses auch unter der deutschen Linken viel diskutierten Themas bei. Aus erster Hand über das Zustandekommen dieser Vorschlage und die immense Partizipation des kubanischen Volkes an der Diskussion um die Aktualisierungen zu hören, stärkte das Vertrauen der jungen KommunistInnen in das politische System Kubas.
Fast wie in der Sierra Maestra ... |
Auch außerhalb von Veranstaltungen konnten die Brigadisten interessante Erfahrungen machen. So zum Beispiel in einem Gespräch mit einem Bäcker in Santa Clara der gerade seine Schicht begonnen hatte. Durch die Frage, wo wir herkommen, entwickelte sich ein Gespräch, in dessen Verlauf der Systemvergleich schnell das Hauptthema wurde. Von der plumpen Frage des direkten Vergleichs des Lohnniveaus gingen wir schnell zu Arbeitszeiten, -bedingungen und sozialen Standards über. So wagte der belustigte Bäcker die Aussage, wir Deutschen mussten doch Mieten zahlen und Medikamente selber finanzieren. Dadurch relativierte er schnell seine neidvolle Feststellung, dass wir ja so viel mehr verdienen wurden. Aber wir konnten uns einigen: Es ist schwierig, die Lebenssituationen direkt zu vergleichen und der Sozialismus verdient ein Lob unter widrigsten Umständen ein System aufgebaut zu haben, das die reaktionären Kräfte in der Welt dazu zwingt, es mit der ersten Welt zu vergleichen, um es schlechtreden zu können.
hier entsteht das Zentrum für die Arbeit zur Befreiung der Cuban 5 |
Höhepunkte der Brigaden waren sicher die Begegnungen mit Familienangehörigen der Cuban 5. Diese festigten bei den Delegierten die Überzeugung, dass der Kampf um die Befreiung der Fünf ein ganz besonderer ist und es sich nicht nur um fünf Einzelschicksale handelt, sondern mit ihnen ganz Kuba verteidigt wird. Julian Gutierrez, Leiter des universitären Netzwerks zur Solidarität mit den Cuban Five, sieht das auch so. Die Verhaftung der Fünf durch die US-Behörden sei ein Nachtreten der USA gegenüber Kuba, nachdem die amerikanische Politik gegenüber der Karibikinsel in den letzten Jahrzehnten von Fehlschlagen gezeichnet ist: »In der Schweinebucht haben sie verloren, ihre Anschlage auf Fidel sind fehlgeschlagen und auch ihre Wirtschaftsblockade zwingt Kuba nicht in die Knie. Die Verhaftung der Fünf ist als Angriff auf ganz Kuba gemeint und wird von uns auch so verstanden. Daher auch die kraftvolle Antwort des kubanischen Volkes, welches einstimmig die Freiheit der Fünf fordert.«
Wir malen die Solidarität |
Diese Einschätzung bekräftigt auch der junge Blogger Jorgito, der versucht mit seinem Internetauftritt eine Gegenöffentlichkeit zu der Propaganda der Mainstreammedien in der Welt zu schaffen. »Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich einen großen Teil meiner Inspiration in der Geschichte der fünf kubanischen Helden gefunden habe, die gerade eine ungerechte Gefängnisstrafe in den USA ableisten. Ihnen widme ich meine geschriebenen Beitrage.«
Inzwischen sind die Brigaden lange zurückgekehrt, aber die Solidarität mit Kuba endete nicht am Flughafen in Havanna. Am 12. September bestiegen SDAJler mit anderen Aktivisten die Zugspitze, um ein Zeichen für die Befreiung der Fünf zu setzen. Eine im Rahmen der Brigade entstandene Website für die »Fünf« wird weiter aktuell gehalten (zu finden unter http://www.sdaj-netz.de/cuba/solidaritaet-mit-den-cuban-5/) und überall in Deutschland berichten die Delegierten von ihren Erfahrungen und versuchen die Errungenschaften Kubas anhand des Erlebten aufzuzeigen und den Gedanken der Solidarität weiter zu verbreiten.
Daten der Veranstaltungen, Tagebucheinträge der Brigadisten und anderes findet sich unter
www.sdaj-netz.de/cuba
Fotos (3): www.sdaj-netz.de