Sánchez in Berlin

Nachdem Yoani Sánchez nach Verabschiedung der neuen Reisegesetze in Kuba ihren Pass erhalten hatte – ohne irgendwelche vorher groß von ihr angekündigten Probleme übrigens – startete sie ihre Welttour mit der Mission, ihren Propagandafeldzug gegen Kuba und das kubanische Volk nun weltweit fortzuführen.

Nach Stationen in Lateinamerika und den USA, wo sie sich vorzugsweise mit Rechtskonservativen und faschistenfreundlichen Organisationen getroffen hatte, ging es nun nach Europa. Und da war am 8. Mai Berlin Station.

Putschisten würden Yoani wählen

Foto: M.L.

Auf Einladung des Instituto Cervantes und der taz sollte Frau Sánchez für das rechte Weltbild sorgen. In den bürgerlichen Medien war sie zur Hüterin der Menschenrechte stilisiert worden, ohne ihre eigentliche Aufgabe, mit allen Mitteln Kuba zu delegitimieren, zu nennen. Oder ihre politisch fragwürdigen Verbindungen und Ungereimten in ihrem Lebenslauf auch nur zu streifen. Berliner Zeitungen, denen Kuba – insbesondere seine Erfolge oder solidarische Hilfe – sonst nicht mal eine Randnotiz wert ist, brachten halbseitige Artikel.

Auf Initiative der FG mobilisierten die Kuba-Solidarität, die lateinamerikanischen Genossen und die SDAJ zur Gegendemo vor das Instituto. Knapp 100 Kuba-Freunde sorgten dafür, dass der Auftritt von Sánchez, die durch die Hintertür ins Haus gelangt war, nicht unkommentiert blieb. In mehreren Redebeiträgen wurde ihre zwielichtige Rolle, ihre Verbindungen zum CIA und Rechtskonservativen usw. dargelegt. Dass sie auf ihr üppiges Einkommen von geschätzten 250 000 Dollar entgegen der Gesetze in Kuba keine Steuern zahlt, war ebenfalls Thema. Das wäre nicht mal in den USA möglich.

Allein die Anwesenheit der Demonstranten schien einen Nerv getroffen zu haben. Noch vor den ersten Sprechchören geiferte eine Dame, die früher für den Deutschen Akademischen Austauschdienst in Kuba war, als wenn es um ihr Leben ginge. Immer wieder beschimpfte sie die Demoteilnehmer, die friedlich ihr Grundrecht auf Demonstration wahrnahmen, auf Heftigste.

Yoani Sánchez in Berlin

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Doch auch im Saal sollte es so recht keine echte Diskussion geben. Kritische Fragen, so Teilnehmer, beschied man mit ausweichenden Antworten. Weniger zimperlich war man mit den Demonstrierenden draußen. Als die sich vom hauseigenen Sicherheitsdienst nicht vertrieben ließen und friedlich aber hörbar weiter demonstrierten, kübelte man vom oberen Stockwerk Dreckwasser auf die Demonstranten. Deutlicher hätten die Veranstalter und Yoani Sánchez nicht zeigen können, was sie wirklich von Meinungsfreiheit halten: Gar nichts. Zumindest wenn es fortschrittliche Menschen betrifft.



Der Lack ist ab. Hatte Sánchez nach ihrem Besuch in den USA in Spanien noch versucht, sich ein liberaleres Images zu geben, indem sie Krokodilstränen darüber vergoss, dass ein Treffen mit der Izquierda Unida nicht zustande kam, ist ihr dies in Berlin eindeutig missglückt. Von der angeblichen Menschenrechtskämpferin blieb nur das, was sie ist: Jemand, der gegen das kubanische Volk arbeitet, sich das gut bezahlen lässt und ansonsten ein auskömmliches Leben in Kuba führt mit eigenem Blog und anderen Annehmlichkeiten. Und wenn es denn alles so schrecklich ist: Warum sie vor Jahren aus der Schweiz nach Kuba zurückkehrte bleibt ihr Geheimnis.

Logo CUBA LIBRE Marion Leonhardt

CUBA LIBRE 3-2013