Zunächst waren die Feinde der Revolution etwas verwirrt ob der neuen Einwanderungsgesetze. Dann sagten sie, diese Reform sei politisch selektiv und Leute wie sie ließe man sicher nicht ausreisen. Aber dem ist nicht so:
Oppositionelle können reisen, wenn sie die dafür vorgesehenen allgemeinen Voraussetzungen erfüllen.
Als das klar war, ließ man verlauten, ja, man dürfe zwar ausreisen, werde jedoch unter Druck gesetzt, man dürfe nicht die Revolution kritisieren. Aber auch das stellte sich als falsch heraus: Eliecer ávila z. B. hat sich von Schweden aus nach Herzenslust gegen sein Land ausgelassen und fungiert als Spezialist für das kubanische Internet im Dienste des von der US-Regierung bezahlten sogenannten »Radio Martí« in Miami. Welcher Art seine Enthüllungen dort sind, kann man sich leicht vorstellen.
»Nachwuchsdissidenten« unterwegs
Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen ist inzwischen auch Rosa Maria Payá, die Tochter des verstorbenen Osvaldo Payá, vom Flughafen Havanna aus in Richtung Schweden und Spanien aufgebrochen. Dort wird sie, so hat sie es angekündigt, über die »Menschenrechte « in Kuba sprechen. Obwohl wirklich jeder weiß, wie das aussehen wird, hat sie niemand an der Ausreise gehindert. Bertha Soler, oberste Chefin der »Damen in Weiß«, die im Auftrag der SINA (US-Interessenvertretung in Havanna) dort regelmäßig Bericht erstattet, wer oder wer nicht an ihren Märschen durch die Stadt teilnimmt und so darüber entscheidet, wer von dort etwas bekommt, wird nach Panama reisen, und dort, na, über was wohl ? – richtig – über die »Menschenrechte « sprechen. Zufällig zirkulieren im Netz einige Erklärungen von Bertha Soler, in denen sie sagt, wenn ihr Blut fließen müsste, dann werde es zweifellos fließen. Das einzige aber, das wohl jemals fließen wird, sind die Dollars.
Wie immer dabei: Yoani Sánchez
Von Yoani Sánchez ganz zu schweigen. Für sie wurde eine Tour vorbereitet, die eines Staatschefs oder zumindest eines Außenministers würdig wäre. Ihre Rundreise umfasst Dutzende von Ländern. Wer das alles bezahlt? Sicher nicht Yoani Sánchez. Vielleicht bezahlt sie ja bei ihrer Rückkehr freiwillig die Steuern auf die halbe Million Euros, die sie schon verdient hat, wie man das in andern Ländern auch machen muss. Als sich nun alle Beschuldigungen der »Dissidenten« über ihnen auferlegte Einschränkungen als Lüge entpuppten, erfanden sie eine neue: Man werde sie nach einer solchen Reise nicht mehr nach Kuba zurückkehren lassen.
Aber auch das stimmt nicht.
Niemand hat sich bis jetzt dahingehend beschwert. Die meisten von ihnen werden zweifellos nach Kuba zurückkommen, weil sie erkennen, dass sie außerhalb Kubas wertlos sind, wie das die Mutter und die Familienangehörigen von Orlando Zapata Tamayo bereits nach einem Monat Aufenthalt in Miami feststellen mussten.
Außerhalb Kubas ist das Geld bereits aufgeteilt, also müssen sie zurückkommen und darum kämpfen, in Kuba etwas abzubekommen. Inzwischen ist die Ausreise für die Kubaner schon völlig normal geworden. Man bekommt viel einfacher einen Pass, um ins Flugzeug zu steigen, als einen Führerschein. Nur im Gegensatz zu den »Dissidenten« werden die »normalen« Kubaner nicht so einfach an ein Visum zur Einreise kommen: viele Länder verlangen bereits eine Einladung, mit der sich jemand aus dem Gastland verpflichten muss, für alle Kosten aufzukommen.
(Cambios en Cuba: Edmundo Garcia: »Los difamadores de Cuba metidos en un mal baún con la reforma migratoria«)
Renate Fausten
CUBA LIBRE 2-2013