16. Europatreffen der Kuba-Solidarität in Berlin

Das Netzwerk Cuba als Veranstalter hat inzwischen jede Menge positives Feedback von Teilnehmern bekommen und so viele Menschen können sich ja bekanntlich nicht irren.

Wir dürfen also mit Fug und Recht annehmen, dass es ein guter Kongress war. Diejenigen aus dem Netzwerkvorstand, die in die Viechsarbeit der Planung involviert waren, können nur mit Abstrichen von sich behaupten, ihr eigenes »encuentro« live miterlebt zu haben – so viel hatten sie hinter den Kulissen zu tun, um noch während der Veranstaltung Organisatorisches zu erledigen. Nun könnten sie sich (theoretisch) alle ein gemütliches Sanatorium suchen mit Moorbädern, thailändischen Fußmassagen und ähnlichem Zeug.

Planung ist alles

Aber genug der losen Sprüche!
Dass der Eurokongress tatsächlich ein guter wurde, verdankt sich vor allem einem Punkt: der Planungsstrategie. Die sattsam bekannte Orgie von Selbstdarstellungen und Statements sollte diesmal außen vor gehalten werden. Allzu oft bestand in der Vergangenheit das zeitliche Sahnestück – die vier Stunden samstags zwischen Mittagessen und Abendbrot – in einer Sitzung im Plenum, bei der Delegierte mehrseitige Manuskripte vorlasen, die meistens mit »Dear Friends…« anfingen und zur berüchtigten Abteilung »Hoch lebe…« – »Nieder mit…« gehörten. Wobei die Zuhörerschaft gut dran war, wenn sie mit Hilfe von Streichhölzchen und Leukoplast die Augenlider oben halten konnte. 2012 gab es stattdessen drei Workshops (AG I: Die Cuban Five, AG II: Der gemeinsame Standpunkt der EU, AG III: Medienpolitik ), in denen konzentriert und zielgerichtet zum jeweiligen Thema gearbeitet wurde. Ob die Handlungskonzepte greifen – und dies so weit wie möglich europäisch vernetzt – wird abzuwarten sein, aber zumindest wurden bessere Voraussetzungen für ein Gelingen geschaffen als in manchen Europatreffen davor.

Internationales Tribunal für die Cuban Five in London

Zum uns besonders am Herzen liegenden Fall der Cuban Five soll eine international besetzte Anhörung in London stattfinden, da London ein Ort ist, der von den USA wahrgenommen wird. Nach dem Vorbild der Russell-Tribunale aus der Zeit des Vietnamkriegs soll auf den Fall aufmerksam gemacht werden. Für das Podium sind Richter, Anwälte und Rechtswissenschaftler vorgesehen; natürlich will man aber auch Prominente aus Kultur und Politik dafür gewinnen. Wenn das Vorhaben den gewünschten Effekt erzielen soll, ist allerdings eine erhebliche Vorlaufzeit vonnöten, um logistische Fragen und nicht zuletzt die Finanzierung zu klären.

Die materielle Solidarität mit Kuba war diesmal ausgekoppelt. Es gab hierzu – vor Eröffnung des European Meetings – ein inoffizielles Treffen unter Teilnahme der ICAP-Delegation, die sich der Frustration einiger Soli-Gruppen gegenüber sah: Seit den neuen Richtlinien in Kuba ist die materielle Solidarität mit Kuba mit der Einbettung in die betrieblichen Wirtschaftspläne größeren Umstrukturierungen unterworfen. Die Umstellung macht einigen Schwierigkeiten. Das ICAP, das nicht der richtige Adressat in dieser Angelegenheit ist, sondern lediglich zwischen den Gruppen und dem entsprechenden Ministerium vermitteln kann, hat versprochen, bei der Lösung dadurch entstehender Probleme zu helfen.

Tagungsumfeld gefiel

Das »Columbus« war ein angenehmes Tagungshotel. Schön harte Betten, in denen man nicht durchlag und wirklich erholsam schlief. Seife wurde allerdings in Gold aufgewogen. Die Verköstigung war o. k., das überwiegend junge Personal freundlich und hilfsbereit. Was mir richtig gut gefiel, war der Rauchertreff wenige Schritte vor der Lobby. Meiner Ansicht nach werden nirgendwo sonst in derart kurzer Zeit so fruchtbare Gespräche geführt.

Abend zerrinnt in Beliebigkeit

Kleiner Kritikpunkt, den nicht das Hotel zu verantworten hatte, war der kulturelle Ausklang am Samstagabend. Die beiden nacheinander auftretenden Musiker waren gewiss nicht schlecht. Doch sie vermochten es nicht, eine Klammer zu bilden, die auch nur die Mehrzahl der 140 Kongressteilnehmer zusammengehalten hätte. Vielleicht war es der eher ungemütliche Hauptsaal, in dem das Konzert stattfand. Vielleicht auch der Umstand, dass es darin – abgesehen von der Bühnenbeleuchtung – duster war wie im Bauch der Kuh, der keine rechte Stimmung aufkommen ließ. Auch nicht sonderlich glücklich fand ich den Rumausschank hinter der Eingangstür, für den sich kein Mensch zuständig fühlte. Nicht wenige mögen sich gefragt haben: Ist das nun für alle oder nur für ausgewählte Gäste ? Und ist es überhaupt umsonst oder gegen Spende ? Und falls letzteres, wem gebe ich die? Als ich nach etwa der Hälfte der Musikdarbietung die Halle verließ, traf ich eine ganze Reihe von unseren Leuten an der Bar im Foyer, die sich im Hellen mit ihrem (bezahlten) Bierchen wohler zu fühlen schienen. Ich will damit andeuten:

Der Kulturteil war weit davon entfernt, der emotionale Schmelztiegel für Gleichgesinnte zu sein, der er öfters bei schlechteren Treffen war. Der ganze Abend war von einer irritierenden Beliebigkeit. Und das ist schade, denn ich finde: Wer – in Extremfällen – bis zu 6 Stunden Flug auf sich nimmt, verdient Besseres. Der Kongress war gewiss kostenaufwändig, aber man ist immer schlecht beraten, wenn man an der Kultur knausert.

Der Gesamteindruck dieses 16. Europa-Meetings der Kuba-Soli? Durchaus positiv! Es war vielleicht weniger spektakulär als manche andere, aber dafür stets seriös an der Sache. Ein Delegierter aus einer ehemaligen Republik der UdSSR überreichte am dritten und letzten Tag Harry Grünberg und Frank Schwitalla als Preis für ein gutes Treffen eine Art indigener Zuckerbäckermütze. Frank stand das Ding sogar !

Die Abschlusserklärung:
ABSCHLUSSERKLÄRUNG DES XVI. EUROPATREFFENS DER CUBASOLIDARITÄT IN BERLIN VOM 9.11. – 11.11.2012


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