Die Fotoausstellung »Mein Kuba« in Köln
Im Westen nichts Neues. Man kennt das doch in den Mainstreammedien: Kuba, ein Land mit Menschen ohne Freiheit in einem postsozialistischen Einheitsstaat und einem gescheiterten wirtschaftlichen Modell voll Armut, Mangel und Verfall.
Man möchte rufen: »Aber Hallo, ihr Apologeten des westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells: Schon mal was von Finanzkrise, von Rettungsschirmen usw. gehört ?« Also: runter vom hohen Ross!
Dieser intellektuelle Diskurs ist unerlässlich, aber nicht allein seligmachend. Es geht auch anders: Man holt einfach die Wirklichkeit ins Haus und lässt sie für sich sprechen. Dazu die Empfehlung: Die Fotoausstellung »Mein Kuba« in Köln in den hellen Galerieräumen der Michael-Horbach-Stiftung in der Kölner Südstadt. Dort zeigt der Künstler Michael Horbach Fotos von Kuba und seinen Menschen.
Ein faszinierendes Erlebnis. Die Bilder überzeugen nicht nur durch ihre ausgezeichnete Qualität und ihre künstlerische Schönheit; was am stärksten beeindruckt, ist die Natürlichkeit der abgebildeten Menschen, der Szenen aus dem kubanischen Alltagsleben, der Ausdruck des optimistischen Lebensgefühls, der aus den Bildern spricht.
Michael Horbach ist es gelungen, das Vertrauen und den direkten Zugang zu den Menschen zu finden, die wir auf den Bildern sehen. Seine Freundschaft zu kubanischen Künstlern hat ihm dabei geholfen, aber offensichtlich auch seine offene und gewinnende Persönlichkeit. Das gibt einen unverkrampften Blick auf Landschaft und Alltagsleben. Nichts von touristischem Voyeurismus, nichts von rein artifizieller Künstlichkeit, die den Gegenstand der Abbildung nur für die eigene Kunstproduktion instrumentalisiert, nichts von steifen Arrangements, von lebensfremder Künstlichkeit. Aber um nicht missverstanden zu werden: Das ist nicht einfach »Drauflosknipsen« in eine Welt, so wie sie ist. Die Fotos zeigen künstlerische Autonomie und Gestaltungskraft, hohes fachliches Können. Nicht banales Abbilden sondern diese künstlerische Umsetzung machen Leben und Lebenseindrücke fassbar und erlebbar – bewirken ein Nachklingen im Auge. Beeindruckende Fotos, besser als tausend Worte und Argumente. Das ist die Kraft der Kunst – sie setzt das um ins eigene sinnliche Erleben.
Wer selbst schon in Kuba war, wird vieles von Kuba, von der gewinnenden Art der Kubaner, vom dortigen Leben, kurz: vieles von dem was er dort erlebt hat, in diesen Bildern wiederfinden. Wer noch nicht da war, dessen Appetit auf Kuba und auf eine Reise dorthin, auf das eigene Erleben Kubas wird geweckt bzw. gesteigert. Das zeigte schon das Echo aus dem Kreis der Besucher.
Also: Nichts wie hin.
Die Ausstellung wird noch bis zum 1. April 2013 in den Kunsträumen der Michael-Horbach-Stiftung, Wormser Straße 23, 50677 Köln (Südstadt) gezeigt.
Die Öffnungszeiten variieren. Sonntags ist grundsätzlich immer geöffnet von 11.00 – 13.00. Es können aber auch andere Termine vereinbart werden.
Man sollte sich in jedem Fall vorher informieren und bzw. einen Termin vereinbaren – telefonisch unter 0221/29993378 oder per Mail bei horbach-michael@gmx.de.
Ein Bildband mit den Fotografien ist in der Ausstellung oder im Buchhandel zu erwerben.
Dr. Ingrid Hunold
CUBA LIBRE 4-2012