Vom 14. bis 24. Februar 2013 findet die 22. Internationale Buchmesse in Havanna statt. Bereits zum zehnten Mal jährt sich
dann die Gründung des Berliner Büros Buchmesse Havanna.
Stürmischer Anfang
Es war damals eine »Schnellgeburt«, weil dringend gehandelt werden musste: Im Herbst 2003 schlug die Bundesrepublik Deutschland
die zuvor angenommene Einladung als Ehrengastland an dem Literaturereignis mit Verweis auf eine vermeintliche Verschlechterung
der Menschenrechtslage in Kuba wieder aus. Damit wurde der Teilnahme deutscher Verlage an der Buchausstellung ein Riegel
vorgeschoben. Die Tageszeitung junge Welt und die AG Cuba Sí mobilisierten weitere Kubasolidaritätsgruppen (u. a. die
Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba und Berlin-Kuba,
KarEn e. V. oder Cuba Sí Schweiz) und gründeten das
Berliner Büro Buchmesse Havanna, das beim Netzwerk Cuba – informationsbüro – e. V. angesiedelt wurde. 35 deutsche
und zwei Schweizer Verlage folgten dem Aufruf des Büros und stellten im Februar 2004 ihre Bücher in Havanna aus.
2007 waren es 56 Verlage, die sich beteiligten.
Boykott durch Bundesregierung beendet
Seit 2008 ist der Boykott durch staatliche Stellen der Bundesrepublik Geschichte. Damit hatte das Berliner Büro Buchmesse
Havanna seine Aufgabe gemeistert und strukturierte sich neu um. Zu den Verlagen und Kubasolidaritätsgruppen kamen als
dritte Säule die Gewerkschaften hinzu.
In den vergangenen fünf Jahren wurden etliche Veranstaltungen organisiert – sowohl in Havanna auf der Buchmesse als auch
in Deutschland selbst. Schwerpunkt der Arbeit des Büros nach dem Ende der Blockadehaltung wurde es, die kubanische Kultur
deutschsprachigen Interessierten näher zu bringen und den gegenseitigen Austausch auf kultureller und solidarischer Ebene
zu fördern. Es gab verschiedene Konzerte, Ausstellungen, Filmvorführungen und Informationsveranstaltungen in der
Bundesrepublik und der Schweiz. Eine große Spendenaktion des Berliner Büros Buchmesse Havanna im Herbst 2009
sorgte dafür, dass 302 Kisten, beladen mit von der Frankfurter Buchmesse abgegebenen Regalelementen, nach Havanna kommen
und seitdem dort in Einsatz sind. Die Tageszeitung junge Welt präsentierte auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt/M.
weiterhin das in Kuba größte Kulturereignis und warb für eine Teilnahme bei den Verlagen.
Solidarität durchbricht Medienmauer
Heute ist die Internationale Buchmesse Kubas auch hierzulande gut bekannt.
Von Anfang an wurde die Arbeit des Berliner Büros auch von anderen Solidaritätsgruppen für andere progressive
linke Länder Lateinamerikas unterstützt. Denn Kuba spielt auf dem Subkontinent eine Vorreiterrolle im Bildungsbereich:
Das Land hat laut dem Weltbildungsbericht der UNESCO eine Alphabetisierungsrate von 100 Prozent. Ein mit über 150 Verlagen
gut entwickelter Buchmarkt macht Kuba zum »Leseland« schlechthin. 2006 vergab die UNESCO ihren
»König-Sejong-Alphabetisierungspreis« an das kubanische Programm »Yo, si puedo«, einem audiovisuellen Schulungsprogramm
zur Alphabetisierung Erwachsener. Es wird v. a. in vielen lateinamerikanischen Ländern angewandt, wie Argentinien,
Venezuela, Mexiko, Ekuador, Bolivien, Nikaragua und Kolumbien.
Wie weiter? Ein Ausblick.
Seit einem Jahr berät der Sprecherkreis des Berliner Büros Buchmesse Havanna mit Beteiligten über eine
Weiterentwicklung seiner Arbeit. Die Idee ist, auch zu anderen linken Ländern die kulturellen und solidarischen Beziehungen
aufzubauen, Kontakte zu progressiven Medien zu suchen und Erfahrungen auszutauschen. Erstes kleines Projekt sind die Wahlen in
Venezuela am 7. Oktober, zu denen es ein Online-Spezial auf der Website der jungen Welt und eine medienpolitische Veranstaltung
in Berlin geben soll.
Wenn auch der Schwerpunkt der Arbeit des Büros nicht mehr auf der Organisation eines deutschen Buchmessenauftritts in
Havanna liegt, endet das Engagement hier nicht. Für 2013 sind eine gemeinsame Veranstaltung zum 10jährigen
Jubiläum des Büros mit Soligruppen und eine spanischsprachige Sonderausgabe der jungen Welt angedacht.
Katja Klüßendorf
CUBA LIBRE 4-2012